Missing in action :Alles für die Katz! Ein Rettungsversuch

  • Mit seiner Hilfe gelang es dem Sklaven mühelos den Baum zu erklimmen. Cassim beobachtete ihn, wie er Ast für Ast nach oben kletterte. Chimerion war sehr geschickt darin. Schon bald hatte er sich dem Tier genähert, damit er nach ihm greifen konnte. Die Katze jedoch ließ sich das nicht gefallen. Sie tat ihre Abneigung kund, indem sie ihre Pfote gegen den Sklaven erhob. Der Parther vernahm den anzüglichen Fluch des Sklaven und musste einfach grinsen. Hatte er ein Glück, nicht auf den Baum klettern zu müssen und sich der Lächerlichkeit preiszugeben! Nicht dass Cassim den Sklaven deswegen verachtete. Nein, ganz im Gegenteil. Es schenkte ihm eine ordentliche Portion Bewunderung, für dass, was er tat. So war es für den Parther auch nur selbstverständlich, Chimerion zu Hilfe zu kommen. "Warte, ich besorge dir ein Behältnis!"
    Cassim entfernte sich von dem Baum, um nach etwas zu suchen, worin man die Katze stecken konnte, damit sie nicht wieder entwischte und dem Fänger mit ihren scharfen Krallen keinen Wunden zufügen konnte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, welch schmerzliche Spuren das Tier damit hinterlassen konnte.
    Bald schon wurde er fündig. Er hatte einen Jutesack gefunden. Damit lief er zurück zum Baum, in dem Chimerion noch immer tapfer ausharrte. "Hier, ich habe einen Sack gefunden!" Er brach en einem Busch einen Ast ab, mit dessen Hilfe er den Sack dem Sklaven entgegen streckte.

  • Chimerion hielt sich mit der linken Hand am Stamm fest und hangelte mit der freien Hand nach dem Sack. Der Ast auf dem er stand, ächzte bedrohlich, aber beim zweiten Versuch konnte er ihn greifen.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe.


    Knurrend lockte er die Katze. "Komm, Miez-miez-miez, komm. Na komm zum lieben Chimerion, dann gibt es feines Fresschen..."Er versuchte, den Sack über die Katze zu stülpen, verfing sich aber mit dem Sack in einem Ast und musste ihn erst mühsam wieder herausziehen.
    Ungeduldig fluchte er, die Katze sträubte schon wieder ihr Fell und fauchte.
    "Los du Flohschleuder, jetzt stell dich nicht so an..." Mit Schwung flog der Sack über die Katze, ein gehässiges Miauen und Fauchen, dann schlugen sich die Krallen in Chimerions Arm. Lästerlich fluchend schaffte er es, den Sack zuzuhalten.
    Im Inneren tobte das Vieh, fauchte und gebärdete sich wie wild. Chimerion hatte alle Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Im Sack hatte er die Katze jedenfalls, nur jetzt wie nach unten kommen, mit nur einer Hand?
    "Cassim, hast du vielleicht ein Seil oder etwas, mit dem ich die Katze herunterlassen kann? Ich brauche beide Hände zum klettern.", rief er nach unten.

  • Ein warnendes Knurren, gepaart mit einem Fauchen ging von Saba aus, als sich der Mensch ihr erneut näherte. Diesmal hatte er einen Behelf bei sich, damit er der stolzen Katze besser habhaft werden konnte. Je näher dieser Einfallspinsel der Katze kam, desto furcherregender gebärdete sie sich. Sie Krümmte ihren Rücken, sträubte ihr Fell und sieß ein unmißverständliches Fauchen aus. Aber wie alle Menschen, war auch dieses Exemplar seiner Art schwer von Begriff und verstand nicht ihr Verhalten.
    Er versuchte sie zu locken, jedoch Saba war nicht so einfach zu verführen. Dazu gehörte schon etwas mehr, als feines Fresschen! Hatte dieser Futterschüsselfüller denn überhaupt eine Ahnung, womit man Sabas Herz gewinnen konnte? Augenscheinlich nicht! Wahrscheinlich konnte er selbst nur davon träumen, was für die Katze alltäglich war.
    Er versuchte den groben Sack über die Katze zu stülpen, verhedderte sich aber damit in einem Ast. Saba sah darin einen Akt der Aggression und wurde noch wütender. Am liebsten hätte sie dem lieben Chimerion die Augen ausgekratzt.
    Doch der Mensch gab nicht auf! Wieder versuchte er es, völlig Sabas Drohgebärden ignorierend, den Sack über sie zu werfen. Diesmal gelang es ihm. Er hatte sie gefangen. Saba tobte vor Wut und wandte sich aufgeregt in ihrem Gefängnis hin und her. Dabei stieß sie die wildesten Töne aus, die eine Katze nur von sich geben konnte. Sie schmiedete bereits bitterböse Pläne in ihrem Katzenhirn. Dieser Mensch, den sie zwar vorher schon nicht leiden konnte, war ab nun ihr erklärter Feind! Wen würde die Herrin wohl mehr bevorzugen? Das kuschelige schnurrende Etwas hatte da wohl die größeren Chancen…

  • Voller Spannung verfolgte der Parther von unten den Kampf zwischen Mensch und Tier. Wobei es ja von vorneherein bereits feststand, wer von den beiden am Schluss den Kürzeren zog. Das Tier hatte keine Chance! Trotzallem musste die Katze dem Sklaven einige Verletzungen mittels ihrer Krallen beigebracht haben. Sie tobte nicht schlecht, als Chimerion die Katze in den Sack steckte. Jetzt musste er nur noch heil vom Baum herunterkommen. Dass der Sack mit dem Katzentier darin hinderlich war, verstand er. Doch wie sollte Cassim das Seil zu Chimerion auf den Baum bringen, ohne dabei selbst klettern zu müssen?
    Da hatte er eine viel bessere Idee! "Chimerion, wirf sie einfach runter! Ich fang sie dann auf!" rief er zu ihm nach oben. Der Parther postierte sich bereits unter dem Baum, breitete seine Arme aus und wartete, bis der Sack seinen Weg nach unten nahm, damit er ihn auffangen konnte. Er war sich seines Planes mehr als sicher und verschwendete nicht einen Gedanken daran, dass etwas schief gehen könnte.

  • Chimerion versuchte das Gleichgewicht zu halten und sich gleichzeitig das Blut von der Hand zu wischen, das angefangen hatte zu fließen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann würde dieser Sack in einen großen Wassertrog fallen und die Katze ein bisschen zum Schwimmen ohne Luft animieren.
    Doch er entsann sich, dass dieses Tier wohl so etwas wie das Lieblingsspielzeug seiner Herrin war und es nicht gut wäre, ihr Eigentum zu beschädigen. Oder zumindest nicht allzu sehr beschädigen.
    Ein kleiner Freiflug kam da gerade recht, als Rache für seine Hand.


    Er blickte nach unten zu Cassim, der unter dem Baum stand und nach oben zu ihm schaute.
    "Also gut, dann aufgepasst, die Katze kommt". Mit einem mulmigen Gefühl ließ er den Sack los.

  • Der Parther hatte nun doch nicht die Erfahrung mit Katzen, die er gerne gehabt hätte und die eigentlich notwendig gewesen wäre, um zu wissen, wie diese Tiere sich bei äußerster Gefahr verhielten. Dies war ein solcher Zustand, in jeder Hinsicht. Die Katze musste in ihrem Gefängnis toben und jede menschlichen Gliedmaße, welche ihr zu nahe kamen, hatten mit dem Schlimmsten zu rechnen. Doch davon ahnt Cassim nicht nichts. Er wähnte sich in Sicherheit, als er darauf wartete, bis das der Sack samt tierischem Inhalt den Gesetzmäßigkeiten der Schwerkraft folgend, vom Baum herunterfiel, damit er ihn auffangen konnte. So war ja sein Plan gewesen.
    Der andere Sklave gab ihm ein Zeichen. Der Sack fiel. Aufgrund der aussichtslosen Lage, versuchte die Katze sich hin und herzuwinden. Es gelang ihr schließlich, sich während des Fluges halbwegs aus dem Sack zu befreien. Schließlich landete das Tier mit ausgefahrenen Krallen, ein scheußliches Geräusch abgebend, samt seinem Verpackungsmaterial im Gesichtsfeld des Parthers. Der durch den Sack leicht geblendet, schrie auf, als er die Krallen des Tieres zu spüren bekam. Mit seinen Händen versuchte er sich von der Bestie zu befreien. "Hilf mir, Chimerion!" rief er hinauf. Letztendlich verlor er das Gleichgewicht und landete, mit der Katze im Gesicht, recht unsanft auf dem Boden, wobei er immer noch unermüdlich mit der Bestie rang. Das Tier musste ihm bereits mit seinen scharfen Krallen einige Wunden beigebracht haben.

  • "Bei den Göttern, was für ein Monster, " murmelte Chimerion, als er den Aufprall des Tieres in Cassims Gesicht beobachtet hatte. Es wäre hilfreich gewesen, noch ein Stück Seil zu haben, um den Sack zuzubinden, aber woher nehmen und nicht stehlen?
    Cassim jedenfalls hatte den Fehler zu spüren bekommen, als die Katze halb aus dem Sack war.
    Fluchend machte sich Chimerion an den Abstieg, so schnell es eben ging. Auf dem untersten Ast ging er in die Hocke und sprang den letzen Meter hinunter. Er landete genau neben Cassim, der mit dem Bündel kämpfte. Schnell ging Chimerion hin, packte die Öffnung des Sacks und riss ihn nach oben. Die Katze fiel zurück in den Sack, schaffte es aber noch, ihre Krallen in einer blutigen Spur in Chimerions Arm zu zeichnen.
    Hässlich fauchend tobte sie nun in dem Sack herum. Chimerion blickte sich kurz um, grinste Cassim an und ließ den Sack an seinem ausgesreckten Arm kreisen. Hoffentlich wurde die Katze dadurch ein wenig benommen und leichter zu transportieren.

  • Die Bestie hatte ihre scharfen Krallen tief in Cassims Haut geschlagen. Mit seinen Händen versuchte er die Katze weg zu drängen. Das war aber leichter gesagt als getan. Je mehr er versuchte, sie von sich loszureißen, desto fester verhakte sie sich mit ihren Krallen. Dabei stieß sie ein fürchterliches Geschrei aus. Beim besten Willen, Katzen waren nicht seine bevorzugte Tierart! Da blieb er lieber bei seinen Falken. Die konnte er wenigstens einschätzen, im Gegensatz zu dieser Ausgeburt der Hölle!
    Chimerion kam ihm noch rechtzeitig zu Hilfe und befreite ihn schließlich von dem Tier. Er schaffte es und ließ die Katze wieder in ihrem Sack verschwinden, allerdings nicht ohne vorher auch noch einmal mit ihren Krallen Bekanntschaft zu schließen.
    Der Parther rappelte sich auf und wischte sich mit einer Hand das Blut aus dem Gesicht. An seinen Wangen hatte sie ihn erwischt. Sein Glück, seine Augen waren nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. "Danke, Chimerion! Dieses Mistvieh hat es wirklich in sich!" Er lachte erleichtert auf. "Laß uns dieses Höllenwesen wieder dort hinbringen, wo es hingehört!" Was im Zweifelsfall die Gemächer von Chimerions Herrin waren. Er war neugierig, die Flavierin einmal aus der Nähe zu sehen.

  • Das Miauen und Fauchen war aufgrund des Schleuderns merklich leiser geworden und das Tier wehrte sich nicht mehr so schlimm. Chimerion besah sich seine Wunden kurz und winkte dann Cassim, mitzukommen.


    "Los, geben wir das Ding an die Herrin zurück, bevor es nochmal entkommen kann." Er machte sich auf den Weg in die Kammer der Herrin.

  • Kurze Zeit hatte es danach ausgesehen, als könne Saba zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen hatte der Mensch sie aus ihrer Bedrängnis gerettet, indem er sie vom Baum geholt hatte. Zwar steckte er sie dafür in einen Sack und warf sie hinunter, wo sie im Gesicht des anderen Menschen landete. Nun hätte sich Gelegenheit für eine Flucht geboten. Stattdessen aber wurde sie von ihren kätzischen Gepflogenheiten wieder eingeholt. Sie ergriff nicht die Flucht, nein sie hinterließ ihre Kratzspuren im Gesicht des Menschen. Der wehrte sich erbittert gegen ihre Angriffe und nannte sie sogar ein Höllenwesen. Das war sie natürlich nicht! Höllenwesen waren nicht so zart und weich und schnurrten nur ganz selten!
    Saba hatte in ihrer Wut einfach den Blick für das wesentliche verloren und sich ganz ihrer Rache hingegeben. Sie hatte nicht mehr an den zweiten Menschen gedacht, der mittlerweile vom Baum geklettert war und sie hinterrücks gepackt hatte und die zurück in den Sack drängte. Man hatte sie hinterlistet!
    Hier fand sie sich nun wieder und brauste erneut auf vor unermeßlichem Zorn. Sie würde sich noch bitter rächen für die erlittene Schmach! Wer ihr Opfer dabei sein würde, war nur zweitrangig. Der erstbeste Mensch, den sie zu Gesicht bekommen würde, müßte für ihre Rache herhalten.


    Nun begann sich plötzlich alles um sie zu drehen. Weswegen konnte sie sich in ihrem Katzenhirn nicht erklären. Dieses unerklärliche Phänomen machte ihr Angst. Dadurch wurde sie ruhiger, für den Moment. Doch ihr Racheplan war beschlossene Sache. Die, die ihr das angetan hatten, sollten nicht davon kommen!

  • Der Parther folgte Chimerion ins Innere der Villa. Genaugenommen hätte er ihn nicht begleiten müssen, denn diese Katze gehörte ja Chimerions Herrin. Die Neugierde war es aber, die Cassim trieb. Er wollte sich diese Römerin aus der Nähe betrachten. Dafür war das die beste Gelegenheit. Mit römischen Frauen hatte er noch keinerlei Erfahrung. Nur das, was der Römer ihm erzählt hatte, wusste er.
    Vor einer Tür kamen sie zum stehen. Dahinter musste sich das Gemach von Chimerions Herrin verbergen. Er wartete, bis der Sklave die Tür öffnete und eintrat. Cassim folgte ihm und hielt sich etwas im Hintergrund, von wo aus er sich die Räumlichkeit betrachtete.

  • Chimerion trat vorsichtig ein, um seine Herrin nicht zu stören, den Sack mit dem ausgestreckten Arm haltend. Innerlich machte er sich für die Begegnung bereit, denn irgendwie hatte er ein komisches Gefühl.


    Als er Celerina sah, räusperte er sich. "Herrin, wir haben deine Katze gefunden und wieder eingefangen, sie hatte sich im Garten auf einen Baum geflüchtet." Dabei wedelte er mit dem Sack, was der Katze ein weiteres Fauchen entlockte. Zumindest schien das Tier noch zu leben, dachte sich Chimerion.

  • Sorgenvoll hatte ich immer und immer wieder in mein cubiculum abgeschritten, hatte am Fenster verharrt, um einen Blick in den Garten zu werfen. Natürlich hatte ich die Jagd nach meiner Katze nicht verfolgen können. Dafür war der Garten einfach zu weitläufig. Doch meine Gedanken begleiteten sie, wo immer sie sich auch versteckt hielt. Nicht auszudenken, wenn sie verschwunden blieb! Sie war ein edles Geschenk von meinem Verlobten in spe. Fragte sich nur, ob er mich dann noch wollte, wenn er erst erfuhr, wie fahrlässig ich mit seinen Geschenken umging!
    Glücklicherweise hatte das Warten bald ein Ende gefunden. Die Tür öffnete sich und herein trat mein Leibwächter, ein weiterer Sklave und Ylva, die völlig außer Atem war. Sie war den beiden Männern gefolgt, nachdem sie erfahren hatte, daß Saba gefunden worden war.
    Chimerion trat an mich heran, mit einem schäbigen Sack in der Hand. Er hielt ihn weit von sich, warum auch immer. In dem Sack fauchte und knurrte es. Er hatte es doch nicht etwa gewagt, mein liebes Kätzchen in diesen scheußlichen Sack zu stecken! Oh doch, er hatte es! Mein Antlitz verfinsterte sich und Zornesröte machte sich auf meinen Wangen breit. Er wagte es auch noch mit einem gewissen Stolz, mich darauf hinzuweisen, er habe die Katze wieder eingefangen. Dabei bewegte er erneut den Sack, was das Martyrium meiner geliebten Katze noch verschlimmern musste. "Hör auf, du Nichtsnutziger! Wie kannst du es wagen!" fauchte ich und stand wohl meiner Katze in nichts nach. Meine geliebte Saba, die heute Morgen noch so zärtlich und liebenswürdig war, hatte sich binnen kurzer Zeit in ein fauchendes Monstrum verwandelt. Dafür trug der Sklave alleine die Schuld! Was, wenn sie sich nicht wieder beruhigte, wenn sie nun, von diesem schrecklichen Erlebnis geprägt, immer so blieb?
    "Befreie sie von ihrem schrecklichen Gefängnis?" befahl ich ihm. Verärgert sah ich zu Ylva und dem anderen Sklaven, dessen Namen ich nicht kannte und der sich einfach so, ohne besonderen Grund in mein cubiculum mit eingeschlichen hatte. War dies etwa der neuste Versammlungsplatz für die Sklaven dieser Villa? "Wer bist du und was fällt dir ein, einfach so hier einzudringen, Sklave?" blaffte ich ihn an.

  • In diesen Teil der Villa hatte es den Parther bisher noch nicht verschlagen. Den Raum, den die beiden Sklaven betraten, war reich und vornehm ausgestattet. Cassims Augen gefiel es, was sie sahen. Sie wanderten von einer Seite des Zimmers zur anderen und blieben schließlich auf der weiblichen Person haften, der sich die beiden Männer genähert hatten. Sie sah in ihrem Zorn sehr charmant aus. Auch wenn Cassim einer seiner Frauen nie gestattet hätte, so mir ihm oder einem anderen Mann zu sprechen, milderten sich seine Züge und seine Mundwinkel begannen zu zucken. Dieses Weib hatte Feuer im Blut und Haare auf den Zähnen!
    Auch ihr war sein erscheinen nicht entgangen, was ihren Zorn noch weiter anzufeuern schien. Dem Pather fielen bei dieser Gelegenheit wieder die Worte des Römers ein, wie er die römischen Frauen beschrieben hatte.
    "Mein Name ist Cassim und ich war dabei, als wir deine Katze ge..rettet haben." Er war hinter Chimerion hervor getreten, stand jetzt unmittelbar vor der Römerin und besah sie mit seinem verwegenen Blick. Sie war ein Prachtweib! Ihre dunklen Haare, der weiße Teint, die tiefen schwarzen Augen und der rote Mund. All das gefiel Cassim. Vielleicht hatte sie ein wenig zu viel Schminke für seinen Geschmack aufgetragen. Aber so waren nun mal die Frauen!

  • Chimerion und meine geliebte Saba waren für einen Moment aus meinem Blickwinkel entrückt. Stattdessen hatte der andere Sklave, der es wagte, mich auf diese impertinente Weise zu betrachten, meine volle Aufmerksamkeit. Mein Zorn erreichte unermeßliche Höhen. Kurz um, ich war knapp vorm explodieren. Aber halt, dieses Gesicht und die Statur… ich hatte den Sklaven schon einmal gesehen. Nicht hier in der Villa. Auch nicht bei Corvinus. Aber Corvinus war anwesend gewesen, als ich den Sklaven zum ersten Mal gesehen hatte. Auf dem Sklavenmarkt, natürlich! An dem Tag, an dem ich Corvinus kennen gelernt hatte. Ich hatte mich danach schon gefragt, was aus dem dreisten Parther geworden war, der auf dem Podest des Sklavenhändlers meine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Und auch jetzt spürte ich etwas Seltsames in mir. Diese herausfordernden Augen und sein athletischer Körper, der sich unter der Tunika abzeichnete. Offenbar hatte einer meiner Verwandten ebenfalls Gefallen an ihm gefunden.
    "Cassim, mhm. Der Parther, nicht wahr? Wer ist den Herr, Cassim? Wem müßte ich gegebenenfalls eine Entschädigung zahlen, sollte ich dich auspeitschen lassen?" Nichts regte sich in meinem Gesicht, absolut gar nichts. Dann sah ich wieder zu Chimerion hinüber, der immer noch wie angewurzelt da stand und meine Katze weiter leiden ließ. "Wird das heute noch etwas, oder muß ich sie selbst aus dem Sack holen?" Diese beiden Sklaven strapazierten zu sehr meine Nerven. Ich spürte, wie sich Kopfschmerzen meiner bemächtigten. Nun noch ein falsches Wort und ich würde mich vergessen!

  • Chimerion stöhnte innerlich auf. Irgendwie schaffte es Cassim, dass die Herrin wieder einen ihrer gefürchteten Zornausbrüche hatte, eine leider häufiger auftretende Sache. Offenbar kannten sich die beiden, denn seine Herrin nahm seinen Namen zum Anlass, noch mehr an Fahrt aufzunehmen. Die Tatsache, dass diese Katze immer noch im Sack steckte, machte die Sache nicht besser.


    Mit einem prüfenden Blick überzeugte sich Chimerion davon, dass die Türe zum Cubiculum auch geschlossen war, nicht dass am Ende alles wieder von vorne begann. Noch mehr Blut würde er für dieses Vieh nicht opfern.
    Also legte er den Sack auf den Boden und gab die Öffnung frei. Eine sehr zerzaust aussehende Katze kam herausgetorkelt, mehr Fellknäuel als Katze. Aber immerhin schien sie sonst unversehrt zu sein, dachte Chimerion. Schade, aber vielleicht hatte sie ja in Zukunft keine Lust mehr auf derartige Ausflüge. Dann hob er den Sack wieder auf und versuchte möglichst unauffällig zu Cassim und Celerina zu schauen, gespannt, wie die Sache ausging.

  • Langsam wich die Farbe aus Cassims Gesicht. Dieses Weib hatte ihn an einer seiner Empfindlichsten Stellen getroffen, wo sie ihn hätte treffen können. Ihre Worte störten ihn nicht sonderlich. Ihre herablassende Art, mit der sie ihn zu demütigen versuchte störte ihn. Sie sah in ihm lediglich eine Sache und nicht den Mann, der er war. Das verletzte seinen Stolz. Seine Kiefer pressten aufeinander vor Zorn. Sie fühlte sich ihm überlegen. Wahrscheinlich brauchte sie das. Dann sollte sie doch!
    Von einem Weib, wie diesem hätte er sich gerne als Sklave bezeichnen lassen. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er ihr vielleicht sogar gezeigt, wozu dieser Sklave noch fähig war.
    Mit Trotz und Widerstand kam er hier nicht weiter. Das wäre nur Wasser auf ihren Mühlen gewesen. Also machte er gute Miene zum bösen Spiel und lächelte ihr charmant entgegen."Genau, du schönste Blume im Garten. Ich bin der Parther! Vor dem sich alle fürchten. Und momentan ganz dein Sklave! Kennen wir uns von irgendwoher?"
    Im gleichen Moment ließ Chimerion die Katze frei. Unversehrt, wie sich herausstellte. Sie torkelte nur ein wenig leicht benommen, was in sich schon eine Art Komik barg. Schadenfroh grinste der Parther. Natürlich tat er das in einem Moment, in dem die Römerin ihn nicht ansah.

  • Ich war heute weiß Gott nicht zu Scherzen aufgelegt! Zuerst war die Katze weg und als man sie mir wieder brachte, geschah dies auf gänzlich unangebrachte Weise in einem schnöden Sack und nun die Frechheiten dieses Sklaven! Offenbar war meine Botschaft an ihn nicht richtig angekommen!
    Ich hob eine meiner Augenbrauen an, einer dieser typischen Eigenarten, die meiner Familie zu eigen war. "Du denkst wohl, du könntest mich mit deinen Worten beeindrucken! Wer bist du eigentlich, daß du dir ein solches Verhalten anmaßt?" Die Zornesröte in meinem Gesicht zeugte von meiner gegenwärtigen Stimmung und diese besserte sich keinen Deut, als ich mein armes Kätzchen erblicken mußte, wie es aus seinem elenden Gefängnis schlingerte.
    "Ohhhh! Du mein Armes, mein armes, armes Tier!" Der Parther und Chimerion waren für kurze Zeit vergessen. Fürsorglich stürzte ich mich auf Saba, die nach den Erlebnissen, die ihr zuteil geworden waren, völlig verängstigt war. Sie fauchte mich an und hob ihre Pfote gegen mich. Erschrocken wich ich zurück. "Seht nur, was ihr mit ihr angestellt habt! Das werdet ihr mir büßen! Alle beide!"
    Erneut schritt ich auf den Parther zu und packte ihn an seiner Tunika. "Sag mir, wer dein Herr ist, sofort!"

  • Dieses Weib gefiel ihm, je mehr sie sich in diese Sache hineinsteigerte und zorniger wurde. Sie hatte wirklich Biss. Jammerschade, dass sie eine Römerin war! Wenn dadurch nicht seine Flucht zum scheitern verurteilt gewesen wäre, hätte er sie liebend gerne mitgenommen, nach Hause nach Parthia. Sie wäre eine Bereicherung für jeden Harem gewesen!


    Es hatte schon etwas groteskes, wie rührend sie sich um dieses Katzenvieh sorgte. Die Katze war wohl eines ihrer unzähligen Spielzeuge, Chimerion mit eingeschlossen, über die sie verfügen konnte. Die Katze jedoch, tat das, was alles Katzen taten, sie zeigte ihre Undankbarkeit, indem sie in Abwehrhaltung ging. Die Römerin wurde daraufhin noch wütender und drohte Chimerion und Cassim. Noch fand der Parther diese Szenerie sehr belustigend. Dieses Weib konnte wirklich sehr abendfüllend sein!
    Das Grinsen jedoch wich ganz schnell wieder aus Cassims Zügen, als sie plötzlich vor ihm stand und ihm an seiner Tunika packte, wie einen Lump. Das war zu viel, für Cassims Geschmack.
    Er packte seinerseits die Hand der Römerin und riss sie von sich. "Lass mich, Weib! Ich bin mein eigener Herr und sonst niemand!" Seine Augen hatten sich zu schmalen Spalten geformt und der blanke Hass sprach aus seinen Worten.

  • Chimerion sah sich gezwungen einzugreifen. Als Custos Corporis war er nun einmal primär für das Wohl seiner Herrin verantwortlich. Er mochte Cassim und hatte auch schon festgestellt, dass die Ehre für einen Parther ein hohes Gut war, das man mit Blut wieder reinwaschen musste. Chimerion musste Cassim vor sich selber schützen.
    Vielleicht kam Cassim für diese Tat mit 20 Peitschenhieben davon....


    Er trat hinzu und hielt Cassim am Arm fest. "Cassim, beruhige dich. Sie sitzt am richtigen Ende der Peitsche, nicht wir." Dabei sah er den Parther eindringlich an.

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