[Horrea] Die Nahrungslager der Castra

  • Hier befinden sich die steinernen Lagerhäuser für die Lebensmittel der Castra Praetoria, horrea genannt. In den langgezogenen, mehrschiffigen Warenlagern wurden die verschiedenen Nahrungsmittel aufbewahrt, mit denen die Milites versorgt wurden. Regelmäßig wurden hier die Ratioen an die Contubernia der Centurien ausgegeben. Verantwortlich für die Zubereitung der Lebensmittel waren die Soldaten in ihren Zeltgemeinschaften selbst.

  • Mit einigen Milites seiner Centurie im Schlepptau kam Decius schließlich an den Lagerhäusern an. Zunächst würden sie nun zu den Getreidesilos gehen, wo jedem Milites ausreichend Getreide für sein Contubernium ausgeteilt werden würde. Als Centurio oblag es Decius dabei, die ganze Angelegenheit zu überwachen und dafür zu sorgen, dass jedem Contubernium auch wirklich nur die ihm zugeteilte Menge verabreicht wurde. Es kam immer mal wieder vor, dass einige der Männer versuchten für sich und ihre Kameraden etwas mehr herauszuschlagen, aber dies hielt sich dennoch in Grenzen. Wobei das Risiko von solchen Manövern bei der Getreideausgabe eher gering war, komplizierter wurde es wenn die delikateren Essenvorräte ausgeteilt wurden, so zum Beispiel beim Obst und Fleisch. Manchmal ließen sich auch die Materialwarte durch die üblichen Methoden zur großzügigeren Herausgabe der Vorräte bewegen. Wurden sie dabei erwischt hatte dies harte Strafen zur Folge; Solche Eskapaden störten nur die eiserne Disziplin der Truppe.


    Decius betrat mit seinen Männern die Stube, wo der Materialwart mit einigen Gehilfen herumhantierte und die Rationen abwog, in Beutel füllte und sie an die Männer austeilte. All dies geschah unter den wachsamen Augen des Centurios.

  • Geduldig wartete Quintus, bis er an der Reihe war, die Getreideration für sein Contubernium zu empfangen. Als er dann eine etwa doppelt so große Menge Korn erhielt, wie er es noch von der Ala her gewohnt war, staunte der Miles nicht schlecht. Ob die anderen Rationen wohl auch so üppig ausfallen würden? Gespannt wie ein kleines Kind, dem ein lange gewünschtes Spielzeug in Aussicht steht, wartete der Duccier weiter...

  • Während Decius das Treiben beobachtete, erinnerte er sich an seine Zeit als Legionär bei eder Prima. Der Vorgang der Rationenausgabe hatte sich dort nicht groß von dem hiesigen Prozedere unterschieden, mit einer Ausnahme: Die Rationen waren nicht ganz so üppig und vielfältig wie bei den Stammeinheiten. Während die Versorgungslage der Legionen in den Provinzen üblicherweise zu einem großen Teil von lokalen Gegebenheiten abhing, erhielten die Praetorianer in Rom eine bessere Auswahl. Das hieß zwar nicht dass die Versorgung der Legionen unbedingt schlecht war, aber bei der Garde war sie eben besser. Freilich führte das oft dazu dass die Legionäre der Provinzen die Garde schief ansah und sie insgeheim als verwöhnte Burschen ansah - aber wen kümmerte das schon?


    Schließlich war seine Centurie abgefertigt, und es war alles ohne irgendwelche Zwischenfälle vonstatten gegangen. Zumindest für seine Männer. Einer der Helfer des Proviantmeisters konnte das nicht von sich behaupten: Ihm war aufgrund einer Ungeschicktheit ein Beutel Getreide aus den Händen und auf den steinernen Boden gefallen, sehr zum Missfallen des Materialwarts. Er schimpfte mit dem Miles, und dieser machte sich unverzüglich daran die Schweinerei zu beseitigen. Das verlorene Getreide würde man dem Soldaten vom Sold abziehen, und er würde sicherlich noch einiges von seinem Chef zu hören bekommen.


    Schließlich marschierte Decius mit seinen Soldaten zum nächsten Lagerhaus, in dem sie verschiedene Früchte erwarteten.

  • Auf Befehl ihres Centurios hatte es Avianus und seinen Begleiter ins Lager verschlagen, wo sie sich um die Verpflegung für den Wachdienst kümmern sollten. Sie gingen auf den ersten Offizier zu, den sie fanden.
    "Dann sehen wir mal, was wir so abkriegen...", murmelte der Soldat neben ihm. Canus stieß dem Iunier seinen Ellbogen in die Seite. Der schenkte seinem Kameraden einen kurzen Seitenblick, bevor er zu sprechen begann. "Salve, Cohors II, Centuria VI. Wir haben den Befehl unsere Truppe für den Wachdienst im Palatin einzudecken", begann er.
    "Mit Essen, Wein und Wasser", erklärte Canus schlicht, um die Sache etwas zu beschleunigen.

  • Grimmig blickte der für die Verpflegung abgestellte Centurio drein, es war nicht leicht in diesen Tagen Verpflegung zu bekommen, schon gar nicht für die Garde. Die meisten dem Militär zugedachten Rationen wurden an die Legionen verteilt welche den Marsch in die Heimat antraten, sodass die Lager der Prätorianer auf Sparflamme liefen.
    Und genau zu diesem Zeitpunkt schlugen die beiden Jungspunde aus Centurio Iunius' Einheit bei dem Mann auf...


    "Essen, Wein und Wasser?", wiederholte der Mann murmelnt, "Wie viel?", fragte er weiter, und griff sich eine Tabula, "Du da, Schönling.", kleffte der Mann Miles Iunius Avianus an, "Komm hier rüber, du glaubst doch wohl nicht dass ich euch euren Kram selbst zusammentrage oder?"

  • Einen wirklich netten Auftrag hatten sie da bekommen.
    "Ja, äh… für ungefähr zwei Dutzend Mann, Centurio", schätzte Canus – natürlich hatte er die Truppe nicht genau abgezählt – und kicherte ein wenig in sich hinein, als der Offizier seinen Kumpanen anbellte.
    Avianus zog eine Braue nach oben und folgte dem Centurio mit fragendem Gesichtsausdruck. Er fragte sich inzwischen, ob Seneca der einzige Centurio war, der seine Männer nicht ständig lautstark andonnerte. Und Schönling hatte ihn bis jetzt noch niemand genannt. "Natürlich nicht, Centurio", murmelte er mehr zu sich selbst und wartete darauf was ihm der Offizier anzubieten hatte. Die große Auswahl würden sie bestimmt nicht haben, viel eher würden sie sich wohl glücklich schätzen müssen mit was auch immer sie bekamen.

  • "Wie war das?", fragte der Centurio noch einmal nach, nachdem er Avianus' gemurmel kaum verstanden hatte, hatte Centurio Iunius seinen Männern keinen gehorsam eingedrillt oder warum kam kein deutliches "Jawohl Centurio"?
    Wie dem auch sei, der Miles kam mit ins Lager, wo allerlei Amphoren und Krüge herumstanden, auch Säcke voller Mehl, und anderen Dinge.
    "Zwei dutzend Mann also...", murmelte jetzt der Offizier mehr zu sich selbst als an den Miles gerichtet, und kritzelte auf seiner Tabula herum.
    "Pass auf, sag deinem Centurio dass ihr für die Palastwache nicht mit dem allerfeinsten ausgestattet werdet, immerhin haben wir auch hier in der Castra hungrige Mäuler zu stopfen.", nöhlte der Offizier, und markierte einige Amphoren und Behälter, "Damit müsst ihr auskommen. Das sollte genug Wasser für einige Tage sein, etwas Wein, nichts besonderes, aber eure Ansprüche dürften ja auch nicht allzu hoch sein.", immerhin lebte der Centurio ja auch in der Castra und kannte das Zeug was die Soldaten tranken, und vor allem, wie sie am nächsten Morgen aussahen, "Dann habt ihr noch Brot, getrocknetes Fleisch, ein paar Oliven, Garum, und getrocknete Früchte. Ist zwar alles nicht mehr taufrisch, aber krepieren werdet ihr daran nicht.", schwadronierte der in die Jahre gekommene Offizier und setzte sich wieder auf seinen Schemel, "Das wars dann auch, packt euren Kram zusammen und dann wegtreten."

  • Der Iunier räusperte sich kurz. "Zu Befehl, Centurio", sagte er dieses mal klar veständlich, während der Centurio ihn ins Lager führte.
    Dort begann der Offizier einen gefühlt ewigen Vortrag über die Verpflegung die er ihnen mitgeben würde und warum. Er hörte dem Centurio irgendwann nur noch mit halbem Ohr zu und beobachtete stattdessen, wie dieser die einzelnen Behälter anzeichnete, nur um am Ende ein "Natürlich. Danke, Centurio" auszusprechen, genau darauf achtend, dass er nicht wieder nuschelte.
    Er winkte Canus zu sich heran, der sich gleich daran machte, sich mit den Behältern zu beladen. Der Iunier packte den Rest zusammen, bevor sie sich zusammen wieder davonmachten.

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