Auch wenn ich bei Laevinas Ankunft nicht hatte zugegen sein können, so hatte mich dennoch die Kunde von ihrer Ankunft erreicht, als ich heimgekehrt war. Doch gleichsam war mir berichtet worden, dass die Aurelierin, müde und ausgelaugt von der Reise, erst einmal ein Bad genommen und sich danach zurückgezogen hatte. Ich hatte sie nicht wecken wollen, und so hatte ich auf den Besuch verzichtet mit der Absicht, sie gleich am nächsten Morgen nach dem Klientenempfang zu besuchen.
Es waren mehr Anliegen als sonst gewesen heute, sodass es beinahe Mittag war, als ich endlich die Zeit fand, Laevina aufzusuchen. Ein Sklave, den ich nach ihr gefragt hatte, wusste nichts über ihren Aufenthaltsort, sagte mir aber, dass er nicht glaubte, sie habe ihr Zimmer verlassen. Also versuchte ich dort mein Glück, indem ich anklopfte. "Laevina?" fragte ich durch das Holz. So einiges hatte ich mir ausgemalt, wie sie wohl sein musste. Insgeheim wünschte ich mir eine zweite Prisca, sanftmütig und so liebenswert, denn wenn ich meine Nichte nun schon an meinen besten Freund verlor, so würde mir dann doch wenigstens Laevina bleiben. Aller Rationalität zum Trotze hoffte ich, dass es wahrhaftig so sein würde, ich ein Lämmchen vorfinden würde. Und doch... War nicht auch Prisca damals anders gewesen? All das Grübeln half nichts. "Bist du da?"