Übungsmarsch für die neuen

Mit einer kurzen Antwort bestätigte der Optio die Übernahme des Kommandos. Viel zu kommandieren gab es im Moment ohnehin nicht, denn mehr als die Stellung auf dem Wall zu halten, war nicht zu machen. Und solange die Pfeile nicht näher kamen, sollte das keine Schwierigkeit darstellen. Selbst von den Soldaten, die sich beim Alarm torkelnd zum Wall geschleppt hatten, war im Moment nichts zu hören.

Schon wenig später kam der Centurio zurück und erkundigte sich nach der Lage. "Verteidigung steht, Lage weiter unklar", meldete der Optio den unveränderten Zustand der Truppe. "Bisher keine Verwundeten." Der Capsarius wahr vermutlich der, dem es am langweiligsten war, weil er nicht oben auf dem Wall stand und daher nicht einmal viel sehen konnte. Die anderen konnten sich wenigstens einbilden, sie würden in der Dunkelheit mehr als die Leuchtpunkte der Pfeile erkennen.

"Kurz gesagt alles beim Alten!" entgegnete Licinus.

"Wüsste zu gerne, wer das ist." raunte er seinem Stellvertreter zu und bis sich danach auf die Zunge. Er war centurio verdammt und hatte keine Fragen zu stellen wie ein verfluchter Rekrut an seinem dritten Tag.

Priscus war schon ein wenig erstaunt, dass auch sein Centurio nicht Bescheid wusste, was dort draußen vor sich ging. Er hatte angenommen, dass es sich um eine abgesprochene Übung handelte. Jetzt war er schon etwas unsicherer, auch wenn er weiterhin davon ausging, dass es eine Übung war.

"Solange es nicht die Geister unserer Vorfahren sind, werden wir es überleben", meinte er mit einem schiefen Grinsen. "Wir haben Parthia überlebt."

Die Bemerkung des Veteranen an seiner Seite wirkte auf Licinus beruhigend, auf eine unerklärliche Art und Weise, sodass er die Bemerkung über die Geister der Vorfahren aufgriff

"Die Laren?! Glaub ich nicht! Die würden besser zielen!" grinßte Licinus zurück. "Wir werden es ja bald wissen." sagte Licinus und versuchte den Spähtrupp in der Dunkelheit auszumachen.

Lucius Battiacus

Lucius Battiacus quittierte die Befehle mit einem knappen "Verstanden, centurio!". Dann nickte er den anderen Teilnehmern des Spätrupps zu und bedeutete ihnen ihm zu folgen.

Nachdem sie das Lager verlassen hatten krochen sie nieder, und schlichen sich hinter ihren Schilden verschanzt langsam an die Reiter, soweit ein römischer Infantrist in voller Rüstung eben schleichen konnte.
Als sie nach quälend lang erscheinender Zeit nach genug an dem "Feind" dran waren und den Einschlägen der Pfeile immer näher gekommen waren, signalisierte Battiacus den anderen anzuhalten.
Mit dem Ellenbogen stieß er seinem Nebenmann in die Seite und zischte:
"Sach ma, dat sin doch unsere equites. Oder wat siehst du? deene Augen sin jünger als meene."

tesserarius - legio prima

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Lucius Battiacus

Der angesprochene miles, es war der probatus Laetorius, besah sich den "Angreifer" nun genauer und wurde von einer gelinden Panik ergriffen.
"Du hast Recht, tesserarius, was hat das zu bedeuten? Warum greifen uns unsere eigenen Leute an?"
und lamentierte noch ein bisschen weiter, bis Battiacus ihm einen Schlg gegen die Schulter versetzte und zischte:
"Dummkopf! Reiß dich gefälligst zusammen! Wir kehren jetzt in Lager zurück und machen Meldung, wie es sich gehört."
Und Battiacus selbst würde, wenn das alles vorbei war, bei seinem centurio Meldung machen, dass der Laetorier für Aufklärungsdienste ungeeignet war. Er meinte nämlich den Sinn dieser Aktion zu erkennen.

Langsam aber sicher kehrten die Männer wieder in das Lager zurück.

Nachdem alle sie das Lager wieder betreten hatten, begab sich der Spähtrupp zu Licinus und optio Priscus um Meldung zu machen. Wo sie mit einem knappen "Bericht?!" von Licinus empfangen wurden.
"Melde eingreifende Einheiten identifiziert. Es handelt sich um unsere eigene Kavallerie." entgegnete Battiacus daraufhin und konnte sich gerade noch ein "nette Idee" verkneifen.
Licinus guckte erst ungläubig, und eine Rückfrage lag ihm schon auf der Zunge, aber er war sich sicher, dass der Veteran vor ihm soetwas nur melden würde, wenn er sich dessen absolut sicher war.
Mit einem Blick von seinem tesserarius zu seinem optio meinte er:
"Sososo, unsere eigene Kavallerie...", dann war das wohl die Überraschung, die Imperiosus versprochen hatte, na warte, dachte er.
Dann sprach er kurz entschlossen:
"Spähtrupp zurück auf Posten! Optio, ich mache Meldung an centurio Artorius, du übernimmst derweil das Kommando!"
und begab sich in Richtung anderen centuria, machte dort die crista seines Freundes aus und steuerte auf sie zu.
Dort angekommen salutierte er und sprach:
"centurio Artorius! Ich melde: Die Angreifer wurden identifiziert, es handelt sich um unsere eigene Kavallerie. Bitte um Erlaubnis zum Feuer einstellen blasen zu lassen."
Dabei blieb er vollkommen und wahrte das Protokoll, wobei er ein breites Grinsen gerade noch so unterdrücken konnte.
Die Angelegenheit entbehrte nicht einer gewissen Komik.

Es war nicht leicht, auf diesem Übungsmarsch, als probatus noch vor der eigenen Ausbildung.
Titus Hauptaufgabe bestand darin, dazustehen und zu schauen. Außerdem musste er seine Gedanken ordnen.
Was er hörte, verwirrte ihn. "Die eigenen Leute griffen an? Hä? Soll das ein Scherz sein?" Oder war es eine Überraschung, um den vielen Neuen zu beweisen, dass es auf einer Schlacht sehr chaotisch zugehen konnte? Vielleicht war das wirklich alles geplant und es taten alle nur so durcheinander.

"Ich hätte bei den mulis bleiben sollen." dachte er sich. Andererseits wollte er sich auch nicht die Chance entgehen lassen, soweit wie möglich vorn zu stehen und alles aus nächster Nähe mitzubekommen. Irgendwie war das fast amüsant. Wie ein Theaterstück. Er musste grinsen bei dem Gedanken. Das war bestimmt das erste und letzte Mal, dass er die Chance hatte, als Beobachter zu fungieren. Sobald seine Ausbildung richtig anfing, würde auch er für alle möglichen Drecksarbeiten herangezogen werden.

Er war wohl nicht der Einzige, der so dachte. Hier und da sah er die ungläubigen Blicke anderer junger Männer, die das alles wohl ebenfalls zum ersten Mal erlebten.
Mal sehen, was noch so passieren würde.

Erneut bestätigte Priscus förmlich, dass er das Kommando von seinem Centurio übernahm, auch wenn es weiterhin nichts zu kommandieren gab. Die Angreifer schienen nicht näher zu kommen und die eigenen Leute standen mehr oder weniger gelangweilt auf dem Wall. Langsam wurde es ein wenig kalt, fand Priscus. So völlig ohne Bewegung machte sich der Wind schon bemerkbar, nachdem sich die erste Hitze der unnötigen Aufregung gelegt hatte.