officium MAC | Gaudium et Spes, luctus et angor

  • Das Gespräch mit Ursus nach der Ankunft der Laevina war nun schon ein paar Tage ins Land gegangen, als Orestes den Vorschlag seines Vetters in die Tat umsetzte und Corvinus aufsuchte, um ihm seine Sorgen mitzuteilen - ob der Pax Deorum, aber auch um seine Freuden und Hoffnungen mit ihm zu teilen - damit der Hausherr informiert sei und Dinge einfädeln könnte.


    So ging er zum Officium seines - sagen wir mal Onkels - wo dieser sich um die entsprechende Uhrzeit aufzuhalten pflegte - und als er die Tür geschlossen fand, klopfte er.

  • Als es klopfte, wandte ich mich um. Die Hände auf dem Rücken locker verknotet, stand ich am Fenster und sah hinaus, ohne etwas zu sehen. Seit Tagen lag mir etwas schwer im Magen, doch ich hatte bis dahin noch mit niemandem darüber gesprochen. "Herein." Ich wandte mich wieder um, mochte man es unhöflich nennen, den Besucher mit dem Rücken zu empfangen, aber nach aufgesetzter Freundlichkeit war mir gerade nicht. Am morgigen Tage hatte ich eine Anhörung beim collegium pontificium, und wie mir berichtet worden war, würde sich auch der Kaiser einfinden. Vielleicht ergab sich dann eine Möglichkeit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln in dieser bestimmten Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitete. Ob es klug war, würde sich dann zeigen. Ich hatte während der letzten Tage so oft Für und Wider gegeneinander abgewägt, dass mir meine Gedanken nur mehr wie ein zäher Einheitsbrei zu sein schienen. Die Tür öffnete sich, gleichsam wogten die Zweige der Bäume sich draußen mit ihren bunt werdenden Blättern im Wind.

  • "Ah, salve. Du bist ja sogar da, Marcus. Schön Dich mal wieder zu sehen. Hast Du mal einen Moment", sagte Orestes nachdem er auf das Herein seines Onkels reagiert und in das tablinum gegangen war. Es war mehr eine halb-rhetorische Frage, denn wenn Corvinus keine Zeit gehabt hätte würde er nicht so am Fenster stehen und in den Garten schauen.Es gibt da eine Sache, über die ich mir Dir sprechen möchte was dienstliches sozusagen. Vielleicht hälst Du mich für verrückt, aber ich glaube, ...


    Bevor Orest weiterredete schaute er erst einmal, ob Corvinus ihm überhaupt zu hörte, denn dafür war ihm die Sache zu wichtig und er wartete deswegen einen Moment.

  • Orestes war bereits eingetreten und im Schließen der Tür inbegriffen, als ich dennoch verspätet auf seine Frage antwortete. "Ja." Eine kurze Pause entstand. "Es wird Herbst, Manius." Zweifelsohne ein Umstand, den auch er bereits bemerkt hatte. Überrascht wegen der Worte, die Orestes nun sprach, wandte ich mich um und sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. Etwas Dienstliches und eine Vermutung? Konnte es denn sein, dass er davon gehört hatte? Ich wies auf die kleine Sitzecke mit drei Stühlen. "Komm, setz dich." Selbst schenkte ich ihm Wein ein, mein eigener Becher stand noch halb gefüllt auf dem Tisch. "Wie hast du davon erfahren? Wir hatten versucht, es vorerst unter Verschluss zu halten" fragte ich ihn, den Becher schwenkend. Dass es um etwas anderes als die rex sacrorum Affäre gehen konnte, daran dachte ich nicht einmal in diesem Moment.

  • Melancholisch war wohl das richtige Wort für die Ankündigung des Herbstes durch Corvinus. Und auch die weiteren Worte waren merkwürdig. War also etwas dran an den Gerüchten, die die Sklaven streuten, dass dieses Techtelmechtel des Familienoberhauptes mit einer Flavierin etwas ernstes war? Erstmal setzte sich Orestes und nahm den Becher - den Glasbecher - und trank einen Schluck Wein. Wie ich es erfahren habe? Sofia tratscht es überall herum, sie sagt sie freut sich schon darauf. Stimmt es also? Er nahm noch einen kleinen Schluck.


    "Aber das ist nicht der Grund warum ich zu Dir gekommen bin. Ich bin mir sicher, dass Du bei entscheidenden Schritten rechtzeitig mit uns redest. Es geht mehr um etwas dienstliches. Jeden Tag wenn ich in den Tempel gehe spüre ich es duetlicher. Irgendetwas stimmt nicht. Die Pax Deorum, sie ist nicht so stark wie sie sein sollte. Nach diesen ganzen Lustrationes. Und wenn wir uns die Situation mal genau anschauen: all das was in den letzten Jahren passiert ist muss ich Dir nicht erzählen. nur das, was wir als Gegenwart leben: der Ponitfex Maximus ist krank, der Flamen Dialis - krank. Vom Rex Sacrorum hat man schon lange nichts mehr gehört. Ich meine - was ist los mit der Pax Deorum?"

  • Sofia tratschte es herum? Wie... Ich runzelte irritiert die Stirn und setzte mich. Der Kelch fand mit einem leisen Tock zurück auf den Tisch, während mein Unverständnis noch mehr anwuchs. Sofia freute sich? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Celerina! Ich seufzte tief und winkte ab. "Ach das. Ja. Aber das meinte ich nicht. Nun, was liegt dir auf dem Herzen?" fragte ich, und Orestes erzählte. Meine Miene, zuvor schon ernst gewesen, wurde nun noch ernster. Schweigsam nickte ich, nun wieder mit dem Glas spielend.


    "Ich habe morgen eine Anhörung vor dem collegium pontificium, Manius. Selbst der Kaiser wird anwesend sein. Und ich fürchte, dass das, was ich dort vorzubringen habe, keinem Anwesenden gefallen wird. Fabius Antistes am allerwenigsten." Man hätte denken können, ich würde Orestes' Worte ignorieren. Es sei denn, man wusste, dass sie sich darauf bezogen, doch das war bei Orestes wohl kaum der Fall, wussten doch bisher nur drei Personen über den Fabier Bescheid. Ich stützte den Ellbogen auf die Lehne des Sessels und meinen Kopf in die Hand. Seit Tagen grämte ich mich deswegen und suchte nach passenden Worten, um sie dann doch nur wieder zu verwerfen. Und selbst jetzt wollten die Worte nicht leichtfällig über meine Lippen kommen. Was dieser Mann mit seiner Habgier angerichtet hatte, konnte letztendlich dem gesamten imperium schaden. Der pax deorum hatte es bereits geschadet, sogar Orestes hatte es bemerkt, und er war noch nicht lange im Amt.

  • Er sah wie die Verwirrung zuerst auf Corvinus Seite zunahm, allerdings nur einen Moment, dann winkte er ab und nahm dieses erste Thema nicht auf. Für Orestes bedeutete das erstmal nur, das etwas anderes ihn mehr beschäftigte. Das konnte nun wieder vieles bedeuten. Als Corvinus nun weitersprach wuchs die Verwirrung auf der Seite Orests. Würde Corvinus seine Aussage einfach übergehen. Wahrscheinlich war dies nicht aber doch möglich. Er versuchte den Sinn der Worte seines Verwandten zu verstehen. Doch das war nicht einfach.


    Er ging zunächst davon aus, dass die Erwiderung etwas mit seiner Bemerkung zu tun hatte. Das einzige Verbindungsglied war Fabius Anthistes, der Rex Sacrorum. Ja das war eine logischer Schluss. Ob damit auch die Sache gemeint war, von der Corvinus am Anfang gemeint hatte, dass Orestes sie heraus gefunden hatte? Das war möglich aber nicht zwingend. Das einzige, was wirklich dafür sprach, alle Äußerungen seines "Onkels" aufeinander zu beziehen, war die versteinerte Miene. Allerdings konnte die versteinerte Miene auch bedeuten, dass er über etwas ganz anderes redete. Was hast Du denn vorzubringen? Vernachlässigt der Rex Sacrorum seine Pflichten? Das würde natürlich einiges erklären.

  • "Darüber weiß ich nichts zu sagen. Aber er... Manius, das darf an niemandes Ohren dringen, hörst du? Nicht, bevor es nicht offiziell bestätigt ist..." sagte ich eindringlich. "Fabius Antistes, der rex sacrorum, bedient sich aus der Kasse des cultus, um seinen eigenen Wohlstand zu mehren."


    Schweigen folgte. Es war das erste Mal, dass ich diese Tatsache laut ausgesprochen hatte. Orestes war damit nun der vierte im Bunde, der eingeweiht war. Ich erzählte ihm, dass ich während des vergangenen Jahres als quaestor urbanus bei den Kontrollen der Bücher des fiscus einige scheinbar nebensächliche Ungereimtheiten entdeckt hatte, die mich dazu veranlasst hatten, weiter nachzuforschen. Mit Avianus an meiner Seite und mit Hilfe der Vertretung des Ädilen hatte ich schlussendlich herausgefunden, dass dieser Missbrauch über fast vierzig Monate hinweg fortgeführt worden war. Immer wieder schüttelte ich in Unverständnis und Wut den Kopf. "...und du kannst dir ja gewiss vorstellen, was das für die pax deorum bedeutet. Ich will es nicht beschwören, aber vielleicht wäre gar Iulianus noch am Leben, wenn man diese Hinterhältigkeit früher aufgedeckt hätte." Wieder schüttelte ich den Kopf, diesmal traurig.

  • "Dii consenti!", brach es aus Orestes hervor. Und wenn er nicht schon gesessen wäre, hätte er sich jetzt gewiss setzen müssen. "Niemand erfährt von mir auch nur ein Wort.", und er meinte es ernst damit. Der Vorwurf, den Corvinus erhob, war schwerst. Und doch konnte er auch für die Dinge, die Orestes verspürte, eine Erklärung sein. "Bist Du Dir sicher?", fragte er noch, aber da erklärte ihm sein Onkel auch schon wie er das ganze heraus gefunden hatte.


    "Bei den Göttern der Unterwelt, wenn Du recht hast, dann bedeutet das ja.... Wenn Du recht hast muss es das Collegium Pontificium oder besser noch der Pontifex Maximus selbst muss es erfahren! Er konnte die Wut des Corvinus gut verstehen, auch die Traurigkeit, die er in den letzten Worten zu hören glaubte.


    Jetzt wo er eingeweiht war und die Tragweite des ganzen verstand, verstummte er und die freudigen Dinge, die er Corvinus berichten wollte, von seinen Tagen als Sacerdos, von der Ausbildung und von allem anderen, schwieg er jetzt besser. Eine andere bessere Gelegenheit würde kommen.

  • Ich lächelte erzwungen. "Dazu werde ich morgen die Gelegenheit haben. Aber zuerst muss ich in Angelegenheiten der Siebenmänner vorsprechen. Ich hadere derzeit mit mir selbst, ob ich den Kaiser im Beisein des collegium oder allein davon in Kenntnis setzen sollte. Immerhin wird auch Fabius Antistes an dieser Sitzung teilnehmen." Ein tiefes Seufzen folgte auf diese Worte, und ich griff mir den Weinbecher und leerte ihn bis auf einen Schluck. "Was meinst du dazu?"


    Da fiel mir eine andere Sache ein, die ich seltsam fand. "Sag einmal, weißt du, was heute Nacht hier los war? Ich habe Schreie gehört, die Hunde haben angeschlagen wie toll, aber Brix meinte, es wäre kein Eindringling auf dem Grundstück gewesen. Für mich hat es sich nach Caelyn angehört", vermutete ich. Ihr Dialekt war eben unverkennbar. "Hast du sie heute schon gesehen? Brix meinte, sie wäre ihm kurz in der Küche begegnet."

  • Das ist eine schwierige Frage. Sicherlich, wenn es ein normaler Fall von Kritik wäre, dann wäre zuerst ein Gespräch mit dem Fabier angemessen, aber wenn - da - die Situation so bodenlos ist, wie Du sagst, hat das wohl keinen Sinn. Er würde sich herausreden. Es besteht doch überhaupt kein Zweifel? Er wartete kurz ab, aber nein, wenn es Zweifel gäbe, würde Corvinus nicht einmal daran denken, etwas zu unternehmen. Also, hm ich würde versuchen es dem Kaiser alleine zu sagen. Der kann dann am ehesten überlegen, wie man vorzugehen hat. Je weniger davon wissen, um so besser. Vielleicht kann der Kaiser den Rex Sacrorum ja 'überzeugen' zurückzutreten. Oder ähnliches. Ich meine zu viel Aufruhr hätte auch wieder nachteile denke ich...Also ja. Ähm ich würde die Sache versuchen, dem Kaiser direkt und unter möglichst wenig Augen zu sagen. Wenn dies aber nicht möglich sein sollte, denke ich geht schnelles Handeln vor sicherem Handeln."


    Die andere Sache hatte ihn nicht weiter beschäftigt. Er war in der Nacht aufgewacht, war aber als es still wurde bald wieder eingeschlafen und als heute morgen Soffchen ihn weckte, zu spät weckte, mit der Entschuldigung, dass sie alle verschlafen hätten, weil Caelyn sie nicht geweckt hatte. Hatte sich alles wieder gefügt. "Nein, ich habe Caelyn heute noch nicht gesehen. Aber Du hast recht. Das Gekreische hätte von ihr sein können, und das würde auch erklären, dass ich jemanden hab schreien hören, dessen Stimme sich nach Ursus angehört hat...." Wenn das andere Thema nicht so erschütternd gewesen wäre, hätte Orestes jetzt sicherlich gegrinst. So versuchte er es sich zu verkneifen.

  • "Das werde ich dann vermutlich kurzfristig entscheiden müssen", gab ich zurück und seufzte tief. Dankbar über jedwede Art der Zerstreuung, griff ich aber recht schnell das aufgekommene Thema auf. Zunächst aber hob ich die Brauen. "Titus? Tatsächlich? Das wiederum habe ich nicht gehört. Denkst du...?" erwiderte ich, verstummte dann aber. Das war seine Sache, genauso wie Caelyn seine Sklavin war. Andererseits war es unser Nachtschlaf gewesen, den sie gestört hatte. Oder gestört hatten. Eine Furche hatte sich auf meiner Stirn gebildet, doch dann zuckte ich mit den Schultern.


    "Hm. Nun ja. Ach... Verzeih, dass ich dir noch nicht gesagt habe, dass ich zu heiraten beabsichtige. Davor steht die Verlobung, und dieselbe ist noch nicht in trockenen Tüchern. Aber wenigstens habe ich inzwischen schon eine Idee, wie ich Celerina fragen werde." Sogar um die entsprechende Lokalität hatte ich mich bereits bemüht... Nun musste sie nur noch eingeladen werden. "Und was gibt es bei dir Neues? Außer deiner durchaus berechtigten Sorge um die pax deorum?"



    Sim-Off:

    edit: Ich versuche, nach und nach alle laufenden Threads "abzuarbeiten" und bitte generell um etwas Geduld, bei mir ist gegenwärtig die Hölle auf Erden im Büro. :)

  • Corvinus lenkte vom eigentlichen Thema des Gespräches in ruhigere, weil beruhigende Fahrwasser. Orestes tat ihm den Gefallen und ging auf seine Themen ein: "Also ich würde nichts beschwören wollen. Schließlich war es mitten in der Nacht und ich noch im Halbschlaf. Aber selbst wenn nicht, schließlich ist es seine Sklavin, also muss er auch dafür sorgen, dass wir nicht um unseren zumeist wohlverdienten Schlaf kommen, oder?", sagte er mit einem Augenzwinkern, das viele Interpretationen offen ließ, was Orestes eigentlich dachte oder wie er die Situation beurteilte. Eines stand jedenfalls fest - er würde und wäre die Sklavin auch noch so hübsch niemals etwas mit ihr anfangen. Aber darüber wollte jetzt nicht mit Corvinus reden.


    Deshalb freute er sich als sein Verwandter ein Gerücht ansprach, das durchs Haus geisterte. "Ah, Celerina heißt sie? Eine Flavierin nehme ich an? Und wie ich Dich kenne, kann man Dir eigentlich schon gratulieren, was Du allerdings nicht bestätigen wirst." Dieser Schluss war nun nicht besonders schwer, weder eine Claudierin noch eine Tiberierin kamen für Corvinus in Frage, daher ex negativo der Schluss. Aber wenn wir gerade beim Thema Frauen sind... Orestes blickte Corvinus an, weil er seinen Gesichtsausdruck sehen wollte, wenn er den Namen der Frau nannte, die er getroffen, oder besser gesagt die ihn getroffen hatte. Ich bin da vor kurzem, einer jungen Dame begegnet, die mir ... ähm sagen wir es mal gefällt, und wenn ich die Signale nicht allzu falsch deute, na ähem Du weißt schon.” Irgenwie war es bei Ursus leichter gewesen. ”Na es ist natürlich nichts passiert. Ich weiß mich ja zu benehmen. Und sie ist eine Patrizierin. Marcus, ähm es ist eine Tiberierin” Da war es raus. Also sie heißt Tiberia Arvinia und wurde von ihrem Vater, der irgendwo ist Osten des Reiches wohnt nach Rom geschickt, damit ihr hier ein Mann gesucht würde." An dieser Stelle dachte sich, dass es besser sei, aufzuhören und zu sehen, was Corvinus zu sagen hatte.

  • "Du hast recht, er muss es wissen", erwiderte ich nur und machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. Solange die beiden nicht jede Nacht herumkrakeelten, als seien die Hunde hinter ihnen her, war es mir gleichgültig, was er mit seinen Sklaven anstellte.


    Ich schmunzelte ob Orestes' weiteren Worten wegen und wiegte den Kopf. "Da hast du recht. Ich habe sie noch nicht gefragt, ebenso wenig wie ich ihren Onkel von meinen Absichten in Kenntnis gesetzt habe - Flavius Aquilius ist ihr Onkel, du hast ihn sicher schon einmal gesehen, er ist Marspriester." Wie Orestes gerade darauf kam, dass es unbedingt eine Flavia sein musste, konnte ich nur erraten. Sicher hatte er von ihrem Besuch hier gehört. Es gab schließlich noch eine ganze Hand voll patrizischstämmiger Familien mit Einfluss. Die Lucretier beispielsweise, oder auch die Fabier....wobei das vermutlich nicht mehr lange der Fall war, nach dem, was Antistes sich geleistet hatte. Ich seufzte und war dann ganz Ohr, als auch Orestes mir etwas von einer Frau erzählte. Meine Brauen rutschten erwartungsvoll nach oben. "Tatsächlich?" fragte ich nach und grinste. Zumindest, bis er erwähnte, welcher Familie sie entstammte. Den Rest seiner Informationen hörte ich nurmehr mit halbem Ohr. Das Grinsen war aus meinem Gesicht gefallen, ein verstockter Ausdruck hatte es ersetzt. Erneut hob ich die Brauen an, diesmal jedoch gesellte sich ein zweifelhafter Ausdruck dazu, sowie einige kleinere Stirnfalten, an denen ich mich nun kurz kratzte. "Tiberia Arvinia, hm." Von allen heiratsfähigen patrizischen Frauen hatte er sich eine Tiberia ausgesucht. Ich seufzte tief und nahm ersteinmal einen Schluck Wein.


    "Wie du siehst, bin ich nicht begeistert, Manius. Politisch ist die Ehe mit einer Tiberia...nun ja, sie würde dir nicht viel bringen. Aber gut, beleuchten wir die Verhältnisse einmal genauer. Du sagst, ihr Vater hat sie hergeschickt, damit man ein geeignetes Arrangement treffen kann. Wer zeichnet denn dafür verantwortlich, dass sie eine geeignete Bindung findet?" fragte ich. Wenn es Durus war, würde man sicher irgendwie überein kommen können. Wenn nicht...

  • Tatsächlich eine Flavierin also. Irgendwie hatte er die anderen patrizischen Familien außer acht gelassen. Und so eigentlich mehr zufällig richtig geraten. Vielleicht war ihm der Name Flavia Celerina auch schon einmal begegnet. "Flavius Aquilius. Aber natürlich ich habe mit ihm vor einiger Zeit gesprochen, bezüglich der Kooptation bei den Palatinischen Saliern. Das ist jetzt gerade übrigens passiert. Avianus und ich sind kooptiert. Catulus hat sich nicht mit dem Flavier in Verbindung gesetzt. Aber gut, das kann er im Zweifel ja noch tun." Bis zu diesem Punkt war das Gespräch ja eigentlich ganz gut gelaufen, dann kam das, was sich Orestes ja schon hatte denken können. Corvinus war nicht wirklich begeistert.


    Orestes verkniff sich - dazu kannte er spätestens seit der Geschichte mit Fhionn auch die dunklen Seiten seines Familienoberhauptes - jegliche Bemerkungen, dass seine Abneigung unter Umständen etwas mit den persönlichen Problemen mit Tiberius Vitamalacus, zu tun haben könnte. Stattdessen argumentierte er auf sachlicher Basis :D Nun ob eine solche Sache politisch etwas bringt oder nicht, würde ich nicht so schnell verneinen. Durus hat eine wichtige Position im Cultus Deorum inne - und wenn ich sowohl den Cursus honorum bestreiten will, aber auch beim CD bleiben, was ja mehr als sinnvoll ist und der Sitte der Väter entspricht. Ich denke gerade, Deine Verbindung mit den Flaviern und eine mögliche mit den TIberiern könnte da sinnvoll sein. Und was die andere Frage anbelangt, muss ich Dir ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Es ist ja auch noch nichts geschehen. Wir sind uns über den Weg gelaufen, und ich bin verliebt, ob sich da etwas entwickelt, hängt ja von vielem ab. mir war es nur sehr wichtig, dass Du es weißt, nicht, dass irgendein Gerücht entsteht, oder Du Durus im Senat triffst und er Dich anspricht und Du nichts weißt oder ähnliches. Das wäre für alle Seiten peinlich." Und würde wahrscheinlich alle Chancen zunichte machen.

  • "Dann herzlichen Glückwunsch", erwiderte ich auf die Information bezüglich der Kooptation hin, wirkte allerdings dann ein wenig zerstreut. "Ja... Catulus. Das ist eine Sache für sich, er überlegt, wieder zurück zu reisen. Scheinbar hat er sich Rom ganz anders vorgestellt." Ich zuckte mit den Schultern, noch unwissend darüber, dass Catulus binnen einer Woche bereits nicht mehr in der villa in Rom wohnen und sich dann schon auf dem Heimweg befinden würde. Ich seufzte leise.


    Orestes lenkte das Gespräch wieder in - für ihn - erfreulichere Gefilde, und ich machte zum ganzen Sachverhalt ein Gesicht, als hätte ich soeben in einen sauren Apfel gebissen. "Vieles kann man sich auch schön reden, Manius." Wie Tiberius mit der Wahl seines Patrons beispielsweise, dachte ich mir und räusperte mich. Dann sagte Orestes etwas, das mich ihn ebenso mitleidig wie entsetzt ansehen ließ. "Herrje, Manius!" Ich schüttelte den Kopf. "Das ist keine gute Grundlage, wenn du dein Weib mit Bedacht wählen willst." Ich schwieg betreten und spielte mit den Fingerkuppen am Rand des Weinbechers herum. "Denk an Deandra, und wie blind mich das gemacht hat, damals. Tu mir bitte einen Gefallen, und bewahre dir deinen kühlen Kopf, insbesondere, was diese Entscheidung angeht." Ein eindringlicher Blick folgte, ich seufzte tief. "Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir kommen möchtest. Tiberius Durus hat mich eingeladen zu einem Gastmahl. Das wäre ideal für dich, soweit ich weiß, kommen auch einige bedeutende Senatoren. Nur... Kann ich mich darauf verlassen, dass du keine Dummheit begehst in Bezug auf diese Tiberia? Wir könnten dann im Anschluss nachforschen, wer dafür Sorge zu tragen hat, dass sie einen geeigneten Ehemann erhält. Jenachdem..." Orestes mochte mich vielleicht für ein wenig paranoid halten ob dieser Worte - und er hatte recht! Mit den Tiberiern machte ich nie gern gemeinsame Sache, sofern es nicht Durus war, mit dem ich sehr gut auskam.

  • Tatsächlich kamen Orestes Gedanken, die den Geisteszustand seines Familienoberhauptes bezweifelten, aber als guter römischer Mann, waren ihm Loyalität und Treue zu Corvinus überaus wichtig. "Ich spreche ja gerade deswegen mit Dir darüber, damit alles in geordneten und wohl überlegten Bahnen verläuft. Und was die Vorteile dieser oder einer anderen Verbindung angeht, können wir ja noch einmal reden, falls sich etwas konkreteres ergibt, was ja bis jetzt nicht der Fall ist." Eingesehen, hatte Orestes zu diesem Zeitpunkt nur, dass es wahrscheinlich wenig Sinn machte mit Corvinus über dieses Thema zu diskutieren, also wollte er dieses Thema vertagen. Der Vorschlag ihn zu den Tiberiern zu belgeiten, nahm er als 'Friedensangebot' wahr. "Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich Dich als dein umbra nicht blamieren werde. Es ist ja auch nicht gesagt, dass Arvinia da überhaupt erscheint, denn es wirf ja wohl eher um politische Themen gehen, oder nicht?"

  • Mit einem Gesicht, als hätte ich eben in etwas Saures gebissen, bedachte ich Orestes' Worte. "Versteh mich nicht falsch, es ist gut, dass du mit mir darüber redest." Andere unterließen dies generell, dachte ich bitter, und kamen nicht einmal danach, geschweige denn wie Orestes, bevor sie etwas in Angriff nahmen. Ich wischte die Gedanken fort. Sie sollten nicht das Verhältnis zu Orestes trüben. "Gut. Das machen wir." Damit nahm ich seinen Vorschlag an, das Thema zu vertagen. Und er hatte recht, denn es war besser, wenn wir erst weitersprachen, wenn wir bei Durus gewesen waren und vielleicht Konkreteres erfahren hatten. Seine Worte indes ließen mich schon wieder schmunzeln. "Mein Schatten? Ich bitte dich, das bist du nicht. Und ich bin mir sicher, dass auch die anderen Gäste das nicht so sehen werden. Worum es gehen wird, kann ich dir nicht en Detail sagen, aber dass es politischer Natur sein wird, nehme ich stark an. Allerdings waren auch bei früheren Gastmählern manchmal Frauen dabei, und wenn es mehrere sind, finden sie auch untereinander ein Gesprächsthema", erwiderte ich.

  • "Gut." Ich nickte ein wenig zerstreut. Wirkte Orestes nur so, oder war er tatsächlich reserviert? Nur warum? Ein erneutes Nicken war als Antwort auf seine Frage zu verstehen. Doch als er den Raum beinahe schon vergessen hatte, sagte ich noch etwas. "Sobald es sich anbietet, werden wir Durus fragen." Das klang ein wenig versöhnlich. Ich stand ebenfalls auf, strebte aber meinem Schreibtisch wieder entgegen. Die Anhörung galt es vorzubereiten.

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