Draußen begann es zu regnen, schwere Tropfen fielen zu Boden. Hin und wieder erhellten Blitze die Umgebung und der grollende Donner brachte so manche kostbare Dekoration zum Schwingen und Klirren. Tilla verliess das Haus durch das nächstbeste ebenerdige Fenster, erreichte den Garten und floh rasch regendurchnässt in den Stall zu den Pferden, bis sie Lunas Box erreichte. Flink kletterte sie hinein, begrüßte die verwundert aufschnaubende Stute stumm und streichelte ihren Hals. Tilla umarmte die Stute und weinte leise aufschluchzend in ihr seidig schimmerndes Fell hinein. Im servitricuum der Männer hatte sie auf ihrem Weg nach draußen hineingeschaut, aber des Bett des 'speziellen' Sklaven war leer. Daraufhin hatte sie im cubiculum seines Herrn nachgeschaut.. auch dieses Bett war leer! Sie waren wieder fort! Erneut ohne Verabschiedung fortgegangen! Er hatte sie abermals ganz unerwartet und erneut alleine gelassen!
Die wenigen Stunden die sie mit Maron am Tümpel verbracht hatten, schienen bloß ein süßer Traum gewesen zu sein, in den sie sich zu sehr hinein geträumt hatte. Ihre Tränen netzten Lunas helles Fell ein, die Schimmelstute blieb ganz still stehen, schien zu wissen, dass Tilla Trost brauchte. Die Papyrus-Rollen, die sie aus Avianus Zimmer mitgenommen hatten, fielen aus ihren Händen und segelten auf dem strohbelegten Stallboden. Noch hatte das stumme Mädchen keine sofortige Lösung parat was sie mit dieser niedergeschriebenen Geschichte anfangen sollte. Ihr wurde wieder einmal alles viel zu viel! Sie konnte und wollte nicht mehr der immerzu gut aufgelegte kleine Irrwisch sein, der immerzu fröhlich war und lachte. Die Menschen in ihrer nächsten Umgebung enttäuschten sie immer wieder und brachten Dinge hervor, von denen sie nie hätte träumen können und wollen. Irgendwann bewegte sich Luna, löste sich aus Tillas Umarmung und legte sich auf den Boden. Tilla kroch zum Hals der Stute und kuschelte sich an. Nein, sie würde nicht mehr zu den anderen Sklavinnen zurückkehren. Sollten die sich doch ruhig wundern, wo sie bloß schon wieder abgeblieben war. Von weiteren heftigen Schluchzern durchgeschüttelt schlief sie, der vertrauten Nähe von Luna gewahr, ein.
Wer mag, der darf.