Musikalische Stadtführung mit Harmonia

  • Ànthimos fühlte sich wie berauscht. Kaum war er in Alexandria angekommen schritt er auch schon an der Seite einer hübschen und talentierten Frau durch den Schmelztiegel der Kulturen. Aber ein wenig war er auch verunsichert: Die Mädchen oder Frauen mit denen er bisher zusammen gewesen war, waren ihm eigentlich relativ egal gewesen. Meistens waren sie so dumm wie hübsch gewesen und Ànthimos hatte es einfach nicht interessiert, was sie dachten oder fühlten. Aber dieses Mal machte er sich Gedanken darüber, wie er sich verhalten und was er sagen sollte. Das war ein völlig neues Erlebnis für ihn! Sollte er ihr seinen Arm anbieten? War es für so etwas zu früh? Wäre sie vielleicht enttäuscht wenn er es nicht täte?
    Also fing er einfach mal an:


    "Ich weis, wir kennen uns gerade erst seit eben, aber......soll ich nicht lieber deine Kithara tragen? Sie sieht schwer aus, und ich werde auf sie aufpassen, als wäre sie mein Augapfel. Ich möchte ja nicht, dass du Schmerzen in den Schultern bekommst, bloß weil du so nett bist und mir die Stadt zeigst."


    Eigentlich wollte er ihr seinen Arm anbieten, hatte es dann aber doch lieber gelassen...

  • Ihr Großvater würde sie eigenhändig erschlagen, wenn sie die Kithara verlieren würde. So blind konnte er nicht sein, dass Penelope ihm dann entgehen könnte, das wusste sie. Und einem Fremden die Kithara einfach so zu geben, der damit auch einfach auf und davon könnte, war ein großes Risiko. Philolaos hätte die Kithara wahrscheinlich nicht einmal dem Strategos höchst persönlich zur Aufbewahrung anvertraut, und er war jedes Mal fuchsteufelswild, wenn Penelope Harmonia mitnahm, um ein paar Münzen zu verdienen. Vor allem, da sie durch Rhakotis damit laufen musste, was für eine Frau ohne Begleitung auch am Tag nicht ungefährlich sein konnte.
    Daher zögerte sie kurz bei seinem Angebot und musterte Ánthimos einen Augenblick lang. Immerhin kannte sie ihn kaum. Aber sie glaubte nicht, dass er sie in einer dunklen Gasse erschlagen würde, und die Kithara war so auffällig, dass alles andere dazu geführt hätte, dass er sie nicht würde verkaufen können. Das war das einzig Gute an wertvollen Instrumenten. Also nahm sie den Gurt vorsichtig von der Schulter und reichte ihn weiter.
    "Danke, das ist sehr nett."


    Es war ein bisschen komisch, mit Ánthimos zu spazieren. Sie hatte schon lange kein ernstzunehmendes Rendezvous gehabt – auch wenn das hier keines war, kam es einem doch schon ziemlich nahe. Die meisten Kerle waren ungehobelte Idioten, deren eindeutige Angebote sie eher anwiderten. Früher, als sie selbst noch hier im Brucheion gewohnt hatte, war das natürlich anders gewesen. Aber da war sie noch zu jung gewesen, um die wirklich schönen Seiten davon auszukosten.
    Also lief sie auch etwas unsicher neben Ánthimos her und wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Er war ja richtig süß, wie er sich so gab und wie er lächelte. Aber sie wusste nicht so recht, was er von ihr erwartete oder welches Bild er von ihr hatte.
    "Die Agora, das Gymnasion und das Museion liegen alle in dieser Richtung. Wohin willst du zuerst?"

  • Ànthimos nahm das Instrument ganz vorsichtig und hängte es sich über die Schulter. Anschließend teste er auch noch, ob alles hielt.
    "So, das sollte doch halten, oder?" Die Kithara war wirklich ziemlich schwer. Für ihn war sie kein Problem, aber eine schlanke zierliche Frau musste schon ganz schön zäh sein, das Instrument den ganzen Tag mit rumzuschleppen.


    "Eigentlich ist es mir egal, wo wir zuerst hingehen..." ...hauptsache du gehst mit, fügte er in Gedanken dazu. "Mich würde zwar das Gymnasion am Meisten interessieren, aber am Besten gehen wir zuerst du dem, was am Nächsten liegt."


    Auch sie schien ein wenig verunsichert oder nervös zu sein. Das war schonmal ein gutes Zeichen.

    "Wo wohnst du eigentlich? Ich frage, weil ich dich jetzt so einfach heut Abend eingeladen hab, und gar nicht weis ob du dann noch einen weiten Heimweg hast."

  • Penelope zupfte kurz am Tragegurt herum, wobei es sich nicht vermeiden ließ, Ánthimos zu berühren. Aber schließlich musste sie den Sitz doch prüfen. Aber die Kithara würde nicht herunterfallen, außer, Ànthimos fiel die Schulter ab.
    "Ja, das schaut gut aus."


    Also spazierten sie beide los in Richtung des Herzens von Alexandria. Die Agora und das Gymnasion lagen an der Meson Pedion einander gegenüber, das Museion nur ein Stück weiter. Da war näher dann ein sehr relativer Begriff, es lag alles fast am selben Fleck.
    "Es ist alles nicht weit voneinander entfernt. Ich würde sagen, wir fangen beim Gymnasion an. Dann kannst du mir ja vielleicht ein bisschen von deinem Können demonstrieren, nachdem du von meinem schon eine Kostprobe erhalten hast."


    Seine Frage nach ihrer Wohnung war Penelope ein bisschen unangenehm. Sie schämte sich, in diesem ärmlichen Haus zu wohnen. Es war zwar in einem der besseren Abschnitte von Rhakotis, sofern man da von besseren und schlechteren sprechen konnte, aber nichts desto trotz schrie es geradezu ihre Armut und den Verfall ihres Großvaters heraus. Deswegen wurde sie auch etwas weniger fröhlich.
    "Das geht schon, so weit ist es nicht. Nur muss ich vor Einbruch der Dunkelheit zuhause sein, oder du musst mich begleiten. Nachts ist es allein nicht überall sicher als Frau."

  • Ànthimos bemerkte ihre Reaktion, konnte sie sich aber nicht erklären. "Das ist kein Problem. Wir bekommen dich schon sicher nach Hause." Meinte er ernst. "Ich denke dass es nachts wohl generell nicht ganz ungefährlich in einer solch großen Stadt sein wird." Eigentlich wolte er sie noch fragen, ob sie nicht vorher mal bei ihr vorbeigehen sollte, schließlich war es durchaus möglich, dass sich ihre Verwandten sorgen um sie machten. Aber ihre Reaktion auf die Frage nach ihrem Zuhause ließ ihn diese Frage nicht stellen. Zumal er absolut nicht dagegen hatte sie nach Hause zu bringen, im Gegenteil.


    "Von meinem Können? Aber nur ein wenig, sonst ist meine Kleidung ganz schnell kaputt und ich muss nackt mit dir durch Alexandria laufen. Aber ich denke den ein oder anderen Diskus oder Speer werd ich für dich werfen können, wenn sie denn einen da haben." Normalerweise trainierten sie ja sowieso nackt. Nicht dass er sich geniert hätte nackt vor einer jungen Frau zu trainieren, aber bei ihr war er sich da nicht so sicher.


    "Seit wann spielst du denn schon die Kithara? Ich kann mir vorstellen, dass es viele jahre braucht um dieses Instrument so zu beherrschen wie du es tust, und du scheinst mir nicht viel älter als ich zu sein, eher vielleicht noch etwas jünger." Lenkte er das Thema in eine unverfänglichere Richtung.

  • Oh, da hatte sie ja gar nicht dran gedacht. Jetzt war es ihr irgendwie peinlich, so vergessen dahergeredet zu haben. Sie hätte ja fast genauso gut sagen können „komm, ich möchte dich nackt sehen“. Was er jetzt nur von ihr denken musste? Penelope schloss kurz die Augen, um sich nichts anmerken zu lassen und sich zu sammeln. Besser, sie überging das einfach, als wäre nichts gewesen.
    "Ja, nachts kommen die merkwürdigsten Gestalten heraus, wie wohl in jeder großen Stadt. Die Stadtwache tut zwar ihr möglichstes, aber sie können eben auch nicht überall sein. Aber wenn ich mir dich so ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Beutelschneider freiwillig mit dir anlegen würde."
    Penelope lachte bei der Vorstellung. Ánthimos war groß und stark, wäre sie ein Dieb, würde sie sich leichtere Opfer suchen. Wenn er einen Dieb erwischte, konnte er ihn unangespitzt in den Boden rammen. Irgendwie gab es ihr ein sicheres Gefühl, mit ihm hier so entlangzuschlendern.
    "Wie lange ich schon spiele? Nun… meine Mutter hat wieder geheiratet, da war ich vier. Vorher waren wir schon bei Großvater eingezogen, aber das war nur ein halbes Jahr…" Es war mehr lautes Denken als wirkliches Erzählen. Penelope konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie ihre Mutter ausgesehen hatte, so lange war es schon her. In ihrer Erinnerung spielte sie schon immer Kithara. "Ich kann nicht älter als fünf gewesen sein, als der Unterricht richtig anfing. Ich weiß es aber nicht mehr genau, ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie es ohne Musik war. Und nächsten Monat werde ich siebzehn, also sind es jetzt schon bestimmt 12 Jahre, die ich übe. Ich hoffe ja, dass ich eines Tages gut genug bin, um nach Delphi zu fahren. Aber als Frau ist das… sehr schwer."
    Ja, das wäre ein Traum, eines Tages selbst den Lorbeerkranz in Delphi zu erhalten. Aber als Frau war es so gut wie unmöglich, daran teilzunehmen. Zunächst bräuchte sie einen Förderer, der ihre Reise zahlte, und dort für ihre Sicherheit bürgte. Und sie musste so gut sein, dass ihr Ruf schon so weit reichte, dass sie einfach daran teilnehmen musste. Es gab ohnehin wenig Musikerinnen in dieser Männerdomäne.
    "Und wie alt bist du?"

  • Jetzt hatte er sie in Verlegenheit gebracht-irgendwie niedlich :D.
    "Ich bin fast zwei Jahre älter als du, und werde Ende des Jahres 19 Jahre alt. Aber ich hab auch so mit vier oder fünf Jahren angefangen zu trainieren. Mein Vater hat mir immer die Geschichten von Herakles erzählt und dann wollte ich natürlich genauso sein." Er musste lachen. "Thimos und Ilias mussten dann ein paar Jahre lang den Kerberos spielen, damit ich den starken Herakles mimen konnte. Meistens haben wir uns dann gegenseitig eine blutige Nase verpasst und Ärger von unseren Eltern bekommen. Wahrscheinlich denken die Götter heute noch die Gebrüder Bantotakis müssen verrückt sein."


    Dann überlegte er, was sie gesaht hatte:
    "Du möchtest wirklich nach Delphi? Da hast du dir aber einiges vorgenommen. Das finde ich gut, gerade auch bei Frauen. Man muss sich Ziele setzen im Leben, sonst bleibt man unter seinen Möglichkeiten. Du hast sicher das Talent, würde zumindest ich sagen, wobei ich mir nicht anmaßen möchte das beurteilen zu können. Ich weis aber auch gar nicht, wie ein Mann die Kithara so geschickt zupfen kann, ohne so schlanke und schöne Finger wie du zu haben." Er hoffte sie würde sein Kompliment nicht falsch verstehen. "Lass dich auf gar keinen Fall entmutigen! Ich werde es zu den Olympischen Spielen schaffen, dann schaffst du es auch nach Delphi. Dann kann ich damit angeben, dass ich nicht nur mit einer berühmnten Künstlerin einen Wein getrunken habe, sondern sogar ihr wertvolles Instrument getragen habe." Neckte er sie und schaute sie dabei an.

  • Er fand ihre Hände schön? Wie aus Reflex fuhr sie sich mit den Daumen jeweils über Zeige- und Mittelfinger ihrer Hände, natürlich unauffällig. Die Saiten einer Kithara und auch einer Lyra waren straff gespannt, und wenn man ohne Plektron spielte, holte man sich beim Zupfen das eine oder andere Mal auch blutige Finger. So waren die Fingerspitzen ihrer rechten Hand nicht mehr ganz so geschmeidig und weich wie die ihrer linken. Man fühlte es zwar nur im direkten Vergleich, aber dass sie nicht die Hände eines adeligen Mädchens hatte, war nicht zu verheimlichen.
    Daher verunsicherte das Kompliment sie ein wenig, und auch seine Worte danach brachten sie ein wenig in Verlegenheit. Es war wirklich lieb von ihm, so etwas zu sagen und ihr so Mut zuzusprechen. Von ihrem Großvater bekam sie immer nur zu hören, dass die panhellenischen Spiele im Allgemeinen und die pythischen im Besonderen nichts für Frauen waren und sie sich solche Träumereien aus dem Kopf schlagen sollte. Aber meistens sagte er das im Rausch, und dann war er immer gemein, also wusste sie nicht, wie ernst er es meinte.
    Ánthimos Zuversicht hingegen berührte sie irgendwie. Er war wirklich niedlich. Verstohlen warf sie ihm noch einmal einen Blick zu, als sie aber sah, dass er gerade auch schaute, fühlte sie sich ertappt und rettete sich in ein schüchternes Lächeln. Normalerweise war sie nicht so zurückhaltend und unsicher. Sie konnte vor dreihundert Menschen fehlerfrei eine schwierige Melodie spielen, ohne dabei auch nur aus der Ruhe zu kommen. Aber das war etwas, das sie kannte, und das mit Ánthimos hier kannte sie nicht. Sie hoffte, er hielt sie nicht für einfältig.
    "Nun, du trägst schon das Instrument eines berühmten Künstlers, der Lorbeer errungen hat. Harmonia gehört meinem Großvater, ich darf sie nur mitnehmen, wenn ich Arbeit suche oder etwas Geld verdienen will."

  • Aha, sie schaute ihn ebenso an, wie er sie. Er fühlte sich ertappt und fast hätte auch er schnell weggesehen, aber sie war schneller als er gewesen. Er fühlte wie seine Ohren heiß wurden...


    "Ach wirklich? Wie dumm von mir, ich hatte irgendwie angenommen dass dein Großvater nicht mehr unter uns weilt. Dann ist es mir natürlich wirklich eine Ehre, wobei mir die Geschichte mit dir besser gefallen wird." Er hatte ganz absichichtlich wird und nicht würde gesagt. Man musste an sowas einfach glauben. Wenn man dann dafür arbeitete würde es auch klappen.


    "Hier in Alexandria ist es halt schon was anderes mit den Künstlern. Musiker die Lorbeeren errungen haben...ich will gar nicht wissen, wie es dann mit Malern und Bildhauern aussieht. Wahrscheinlich lachen die sich hier kaputt, wenn ich mal ein Bild von mir verkaufen möchte."

  • "Ja, die meisten nehmen das an."
    Das Thema ihres Großvaters war ihr ebenso wie die Frage nach ihrem Zuhause ein wenig unangenehm. Zuzugeben, dass er blind war und wann immer er konnte soviel Wein in sich kippte, wie er fand und alles Geld, das Penelope nicht gut genug versteckte, sofort an der nächsten Ecke für ein Krümelchen Opium eintauschte, war schwer. Noch viel mehr, da sie ihren Großvater ja trotz allem noch liebte und verehrte.


    Da kam ihr der Themenwechsel gerade recht.
    "Oh, ich hätte wohl gerne ein Bild von dir. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand darüber lachen würde. Würdest du mir denn eines zeichnen?"
    Ein wenig neckisch schaute sie zu ihm hinüber und das warme Gefühl am Ende ihrer Ohren kam wieder.

  • "Ach weist du, ich zeichne weil das ein guter Ausgleich zum Sport ist. Es gibt einem einfach Ruhe und Frieden. Aber ob es reicht um Geld damit zu verdienen weis ich nicht. Aber ich würde gerne einmal ein Bild für dich zeichnen, denn man trifft selten so nette Menschen, die einem armen Griechen einfach so helfen, ohne etwas dafür zu fordern. Leider habe ich momentan gar nicht das Material um richtig zu Malen, es kann also noch ein Weilchen dauern. Aber vielleicht darf ich dich dann ja mal zeichnen, denn ich zeichne am Liebsten Bilder von Menschen." Und besonders von hübschen Frauen, dachte er dabei. Leider waren alle seine bisherigen Werke sprichwörtlich in Rauch aufgegangen, aber das konnte seine gute Laune momentan nicht trüben.


    "Aber ob ich das Bild dann hergebe weis ich noch nicht. Vielleicht möchte ich es dann ja lieber selber behalten." Ach es war herrlich mit ihr hier rumzualbern. "Aber vielleicht gefällt dir ja auch ein anderes Motiv, dass ich für dich male. Irgendwelche Wünsche?"

  • "Mich? Meinst du denn, ich bin als Modell geeignet?", fragte sie verlegen.
    Weil sie merkte, dass sie tatsächlich rot wurde, sah sie schnell in die Ferne. Das Gymnasion war nicht mehr weit, gleich kamen sie zur Hauptstraße, von da war es nur noch ein Katzensprung.
    "Wünsche? Wenn ich ehrlich bin, versteh ich nicht viel von Malereien. Aber ich liebe Musik, wenn du mir also etwas Musikalisches malen willst, freue ich mich natürlich."
    Wie auch immer man Musik malen konnte. Aber sie war sicher, Ánthimos ließ sich etwas einfallen.


    Sie bogen auf die Hauptstraße ein, die zu dieser Tageszeit gut besucht war. Penelope kam dichter zu Ánthimos, trotz ihrer zartrosa Wangen, und hakte sich bei ihm ein, um ihn nicht zu verlieren. Sie sah einmal kurz zu ihm hoch, ob es in Ordnung war, und deutete dann mit ihrer Nase in Richtung der Straße.
    "Da vorne ist die Agora und das Gymnasion. Deshalb ist hier auch so viel los. Man kann schon die Mauer sehen, die da vorne. Der Eingang ist nach links die Straße etwas hinein."

  • Als sie sich bei ihm einharkte jagte es ihm einen warmen Schauer über den Rücken. Natürlich tat er so, als würde es ihn nicht weiter beeindrucken, als wäre es das normalste der Welt.


    "Machst du Witze? Warum solltest du nicht als Modell geeignet sein? Mir sind gleich deine hübschen Gesichtszüge aufgefallen, außerdem hast du einen sehr schönen Hals. Ich würde mich freuen dich zeichnen zu dürfen." Jetzt wurde er aber auch ein wenig verlegen. Also wechselt er schnell das Thema auf das andere Bild. "Etwas Musikalisches malen? Dann musst du mir aber auch ein Bild auf deiner Kithara spielen." lachte er. "Da vorne ist es schon? Der Fußmarsch verging ja wie im Fluge." Plötzlich wollte er eigentlich gar nirgends mehr ankommen.

  • "Ein Bild auf der Kithara? Ich kann’s ja mal versuchen."
    Sie sah Ánthimos kurz lächelnd an, und das Glühen auf ihren Wangen wurde noch einmal stärker, weshalb sie sich wieder der Straße widmete. Sie hatte wirklich vor, sich für ihn eine Melodie auszudenken, ein Bild. Aber im Moment ging es nicht wirklich. In ihrem Kopf entstand eine Melodie, ein paar schöne Takte, und sobald sie zu Ánthimos dann schaute, war es wieder weg und sie konnte es sich nicht merken.
    "Du machst mich mit deinen Komplimenten ganz verlegen. Bist du zu allen Mädchen so charmant?" neckte sie ihn ein wenig.

  • Jetzt wurde Ànthimos aber wirklich etwas verlegen.
    "Ähm nun ja äh, eigentlich nicht." Stammelte er und hoffte seine Unsicherheit mit einem strahlenden Lächeln zu überspielen.
    "Aber ich versuche allgemein zu allen Meschen nett zu sein, und hab damit meistens gute Erfahrungen gemacht. Außer bei Rhomäern, die sind irgendwie schon ein komischer Menschenschlag. Aber sicher sind auch nicht alle so komisch." Dabei dachte er an den unfreundlichen Römer am Castellum, der sie einfach abgewiesen hatte.

  • :D Wurde er etwa verlegen? Penelope lächelte ihn einen Moment verschmitzt an, als sie es merkte, und zog sich danach noch ein wenig näher an ihn. Es war ein schönes Gefühl, ihren Arm bei seinem starken, ihre Schulter an seinem – naja, Oberarm. Er war doch ein gutes Stück größer als sie. Aber auch das war schön. Sie fühlte sich richtig sicher und beschützt.
    "Ja, die Rhomäer. Die sind ein Thema für sich. Also, ich bin durchaus dankbar, dass die zwei Legionen vor den Toren die Stadt vor Überfällen schützen, und der Basileus scheint auch ein ganz vernünftiger Mann zu sein. Mit einigen Wachen kann man sogar sich gut unterhalten. Aber die anderen… naja."
    Sie dachte dabei vor allem an die Patroullien, die ab und an durch Rhakotis zogen und jeden, sei er nun schuldig oder unschuldig, erst einmal einsperrten oder schlugen und im Dreck liegen ließen. Ihr als Frau passierte so etwas zwar normalerweise nicht, und es hatte auch noch nie jemand Hand an sie gelegt. Aber seit sie in dem Armenviertel wohnte, hatte sie einige Dinge gesehen, die sie lieber nicht gesehen hätte. Und wenn sie an den ein oder anderen Blick dachte, die ihr so mancher Trupp zugeworfen hatte, so dass sie schnell um einige Häuserecken verschwunden war, jagte es ihr selbst jetzt einen kalten Schauer über den Rücken. Sie hoffte, Ánthimos hatte es nicht bemerkt oder interpretierte es nicht falsch.


    "Ähm, wir sind dann… da."
    Irgendwie war sie traurig, schon angekommen zu sein, und sie ließ seinen Arm auch noch nicht gleich los. Wenn sie durch den Eingang schreiten würden, würde sie ihn selbstverständlich loslassen, aber noch war es ja nicht so weit. Und irgendetwas ließ sie noch zögern, ihm das Gebäude zu erklären und zu zeigen. Hier davor mit ihm zu stehen war im Moment einfach schöner.

  • Sie war noch näher an ihn gerückt, so dass er jetzt ihre Wärme spüren konnte. Wenn sie nun das Gebäude betreten würden, würde sie ihn sicher loslassen.


    "Ach weist du was, ich glaube wir gehen lieber gleich weiter. Das da drin wäre doch sicher langweilig für dich. Das mache ich dann besser morgen zusammen mit meinen Brüdern. Wenn es dir nichts ausmacht könntest du mir gleich noch das Museion zeigen und danach darfst du mich gerne überraschen. Ich meine du kennst doch sicher das ein oder andere hübsche Plätzchen hier in Alexandria, oder? Ich bin ja so froh, dass ich dich dabei habe. Ich würde wohl nie wieder in die Schänke zurückfinden." Er genoss es ihr die Führung zu überlassen. So konnte er sich entspannen und ihre Anwesenheit genießen.

  • "Sicher?"
    Fragend schaute sie zu ihm hoch, dann zum Eingang, dann wieder zu ihm. Erst konnte er es kaum erwarten, hierher zu kommen, erzählte ihr von seinem Traum, bei der Olympiade teilzunehmen, und jetzt wollte er nicht hinein, weil sie sich langweilen könnte? Penelope überlegte kurz, ob es vielleicht etwas mit ihrer vorlauten Äußerung vorhin zu tun hatte und er sich einfach genierte. Sie hoffte nicht, sie wollte ihn ja nicht in Verlegenheit bringen. Oder zumindest nicht auf diese Weise.
    Aber andererseits hatte sie nichts dagegen, noch ein wenig Zeit an seinem Arm zu verbringen. Von daher fragte sie nicht noch ein weiteres Mal nach, sondern tat ganz unbekümmert. In Wahrheit war sie irgendwie froh, aber das konnte sie ihm ja nicht zeigen. Immerhin kannten sie sich kaum.
    "Hm, auf der Hauptstraße geht es schneller, aber da ist mir zuviel los im Moment. Stört es dich, wenn wir hinten rum gehen? Da ist weniger Verkehr?" Und weniger neugierige Blicke und einfach mehr Weg an deinem Arm, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Gleichzeitig überlegte sie schon, wo sie danach mit ihm hingehen sollte. Die Agora schien ihn auch nicht so zu interessieren mit dem Tychaion und dem ganzen, sonst hätte er sicher danach gefragt. Immerhin lag die gleich gegenüber. Aber da fiel ihr ein wirklich hübsches Plätzchen ein, zu dem sie auch immer gerne ging. Und das beste: Es war ein etwas weiterer Weg dahin.

  • "Ja natürlich. Ich hab jetzt so lange nicht mehr trainiert, und bin sicher völlig außer Form. Und richtig trainieren kann ich ja heute eh noch nicht. Ich weis ja jetzt, wo es ist, dann finde ich es morgen sicher ganz einfach wieder." Das war schon ein wenig geflunkert. Aber so etwas passierte halt, wenn man sich mehr auf seine Führerin als den Weg achtete.
    "Oh ja, die Nebenstraßen sind eine gute Idee. Ich bin solche Menschenmassen nicht gewohnt und außerdem haben wir ja auch noch viel Zeit. Und da ich mir sicher bin, dass ich mir eh nicht ganz Alexandria heute angucken kann, möchte ich lieber ein paar Perlen von einer ortskundigen und charmanten Führerin gezeigt bekommen." Er sah sich schon morgen durch die Stadt irren und hörte schon den Spott seiner beiden Brüder-aber das war ihm egal, da musste man halt Prioritäten setzen.

  • Seine Erklärung war zwar etwas seltsam, aber im Moment wollte Penelope ihm sowieso einfach glauben. Von daher machte sie sich mit ihm auf den Weg, weiter weg von der Hauptstraße, im schön gemütlichen Bogen zum Museion.


    "In Memphis ist wohl nicht so viel los wie hier?"
    Penelope war noch nie dort, aber sie hatte schon oft genug gehört, wie groß Alexandria war im Vergleich zu anderen Städten. Und die meisten Städte waren auch nicht so durchgeplant. Hier musste man nur wissen, wie man zur Meson Pedion kam, und schon konnte man überall wieder hinfinden. Alle großen Straßen waren perfekt parallel und rechtwinklig zueinander, so dass man sich fast gar nicht wirklich verlaufen konnte. Oder zumindest kein Alexandriner, Besucher schafften es trotzdem immer wieder, an den unmöglichsten Orten aufzutauchen.
    "Wie kommt es, dass es dich und deine Brüder hierher verschlagen hat? Ein bisschen die große Welt kennen lernen? Oder welches Glück hat uns zufällig aufeinander treffen lassen?"
    Jetzt hatten sie so viel über sie gesprochen, jetzt wollte Penelope auch ein wenig von ihm noch erfahren. Also fragte sie einfach und dachte sich nichts böses dabei.

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