Musikalische Stadtführung mit Harmonia

  • Beide schwiegen kurz. Das war Anthi sehr recht, konnte er doch so seine Gedanken ein wenig ordnen.


    "Natürlich habe ich mir schon Gedanken gemacht: Ich möchte nur als Schreiber anfangen. Mein Traum ist es Kosmetes zu werden: Leute im Stadion trainieren, Wettkämpfe organisieren und Schiedsrichter sein. Dazu gibt es wohl noch ein ordentliches Gehalt, was möchte man mehr? Aber dazu muss man ja erstmal gewählt werden, vorher einen niedrigeren Posten begleitet haben, und eigentlich ist die Politik ja nichts für mich. Dieses Ränkeschmieden und das viele um den heißen Brei reden, ist eigentlich gar nicht so meine Sache." Er atmete kurz durch.


    "Aber ich glaube ich schaffe das. Wenn ich mich als Sportler auszeichne wird mir das einen guten Ruf einbringen, der mir dann wiederum Stimmen bei den Wahlen bringen wird. Aber villeicht klappt es ja auch nicht, dann bleib ich ein armer Künstler. Oder ich mache es wie in Memphis. Dort habe ich einmal Modell für eine Statue gestanden." Er grinste.


    "Aber das ist echt nicht so lustig wie es sich anhört. Ewigkeiten mehr oder weniger nackt auf einem Fleck zu stehen und sich nicht bewegen zu dürfen-da müsste man mir schon einiges zahlen, damit ich bei sowas nochmal mitmache."

  • "Das kann ich mir vorstellen."
    Wenn Penelope auch gerade schwer damit am kämpfen war, es sich besser nicht vorzustellen. Sie hatte eine extrem gute und bildliche Vorstellungskraft, und sich Ánthimos nackt vorzustellen sollte sie im Moment lieber bleiben lassen. Gleich ein anderer Gedanke kam hinterher: Wenn er als Modell halb nackt war, erwartete er das dann auch von ihr, wenn sie ihm Modell stand? Ihre Ohren glühten wieder. Sie hatte nicht unbedingt ein Problem damit, nackt zu sein, sie hatte auch schon einmal im Gymnasion trainiert. Aber irgendwie war die Vorstellung, vor Ánthimos nackt zu sein, ein wenig anders.
    "Also, ich würde dich bestimmt wählen. Ich meine, wenn ich die Ephebia bestanden habe."
    Penelope wunderte sich über sich selbst, was sie für dummes Zeug gerade daherredete. Sie musste sich wirklich wieder mehr konzentrieren.
    "Ich hoffe ja, dass ich vorhin Lyros überzeugt habe mit dem Spiel. Es wäre schön, endlich richtige Arbeit zu haben und nicht herumziehen zu müssen wie ein Bettler."

  • "Und wenn ich die Ephebia bestanden habe. Vorher könnte ich mich ja auch gar nicht aufstellen lassen." Als die Sprache dann auf Lyros kam musste er lächeln. "Lyros ist ein lustiger Kamerad. Ich denke ja er trinkt zu viel von seinem eigenen Wein. Er wollte uns erzählen die Studenten und Gelehrten im Museion seien alle verrückt und würden ganz merkwürdige Dinge machen. Aber eines muss man ihm lassen: Unterhaltsam ist er auf jeden Fall. Und wenn er nicht stocktaub ist, würde es mich schon sehr wundern, wenn er keine Anstellung für dich hätte. Außerdem finde ich es sehr hart von dir dich mit einem Bettler zu vergleichen. Du bist eine Künstlerin und kannst etwas. Da ist es doch nur rechtens, dass du es ihnen auch zeigst. Schau dir die ganzen fahrenden Händler hier an, würdest du die auch als Bettler bezeichnen? Sicher nicht! Und nur weil man deine Ware nicht essen oder anziehen kann, ist sie nicht weniger wert."


    Als sie am Stand eines Bäckers vorbeikamen fiel ihm ein, dass er ja noch etwas vergessen hatte. "Warte doch bitte kurz einen Moment hier." Es kostete ihn schon Überwindung sich von ihr zu trennen. Eigentlich war er nicht wirklich ein anhänglicher Typ... So ging er schnell zu dem Bäcker und ein paar Münzen und ein Laib Brot wechselten ihre Besitzer.


    "Hier, du meintest vorhin du hättest kein Brot mehr gehabt. Und da ich dich ja so in Beschlag nehme und du jetzt kein Geld verdienen kannst, möchte ich dir das Brot als kleine Entschädigung geben."

  • In den letzten Jahren hatte ihr Selbstbewusstsein so gelitten, dass es ihr gar nicht aufgefallen war, dass sie ihr Licht so unter den Scheffel stellte. Es tat ihr richtig gut, was Ánthimos da sagte, und so bedachte sie ihn trotz ihrer guten Vorsätze noch einmal mit einem liebevollen Blick.
    Als er sich dann plötzlich von ihr löste, fühlte es sich ganz komisch an. Irgendwie kalt, auch wenn dieses Wort angesichts der ägyptischen Sonne lächerlich klang. Auf den Pflastersteinen konnte man zur Mittagszeit wahrscheinlich Spiegeleier braten. Aber irgendwie fehlte ihr seine Wärme an ihrem Arm.
    Als er dann mit einem frischen Laib Brot zurückkam und ihn ihr reichte, wusste Penelope nicht, was sie sagen sollte. Sie schaute nur auf das Brot und merkte, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete, der sie keinen Ton herauskriegen ließ. Sie hatte ja gehofft, von Lyros ein bisschen altes Brot mit nach Hause nehmen zu dürfen, ganz wie ein Bettler, und nun ging Ánthimos los, und kaufte ihr, einfach so, einen frischen Laib. Kein altbackenes, hartes Ding, nein, richtiges, frisches Brot. Obwohl sie eigentlich nicht am Wasser gebaut war, merkte sie, dass ihr beinahe die Tränen aufstiegen. So schlicht und ergreifend nett war schon ewig niemand mehr zu ihr gewesen.
    Sie nahm das Brot und schaute einen Moment wie gebannt darauf, um sich zu fangen. Sie wollte nicht, dass Ánthimos es bemerkte.
    "Danke."
    Für mehr Worte war ihre Stimme nicht sicher genug. Sie hätte gerne noch viel mehr gesagt, aber im Moment ging es nicht so wirklich. Und sie konnte ihm kaum sagen, dass sie das so wahnsinnig süß von ihm fand und dass schon lange niemand so nett gewesen war.
    "Das wird schon komisch aussehen, ich mit einem Laib Brot und du mit einer Kithara beim Heiligtum des Pan."
    Pan war ja kein Gott der Bäcker, und die Kithara war Apollos Musikinstrument.

  • Penelope schaute wie gebannt auf das Brot und bedankte sich stockend. Hatte er sie vielleicht beleidigt? Er hoffte sie würde das Brot nicht als Allmosen ansehen, denn so war es ganz und gar nicht gemeint gewesen. Aber nach einem kurzen Moment schien alles iwder in Ordnung zu sein.


    "Uns komisch anschauen? Ach das glaub ich ich nicht. Und wenn dann stört mich das auch nicht. Solange du mich nicht für komisch oder verschroben hältst, können die anderen gerne Denken was sie wollen." Er hatte genug Selbstbewusstsein um sich um so etwas nicht zu kümmern. "Und die Götter werden uns sicherlich auch nicht zürnen, sind Musik und Brot doch sicherlich nichts lästerliches oder ungebührliches."

  • "Nein, ich halte dich nicht für komisch und verschroben."
    Sie schaute wieder in seine Augen, und lächelte ihn an, ehe sie den Blick wieder senkte.
    "Ich hoffe, du hältst mich auch nicht für seltsam und komisch."
    Sie bemühte sich, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen und ging eine Weile einfach so neben ihm her, ohne sich einzuhaken. Aber irgendwie fühlte sich das falsch an, so dass sie nach einer Weile wieder seinen Arm ergriff. Noch einmal schaute sie prüfend und lächelnd zu ihm hinauf, ob es ihm recht war. Sie wollte nicht zu aufdringlich sein.

  • Sie hatte ein wirlich wunderbares Lächeln. Irgendwie schüchtern und unschuldig, aber auch sehr anziehend.
    Er war froh, als sie wieder seinen Arm ergriff. Als würde er ihr zustimmen, rückte er noch ein wenig näher an sie heran.
    "Du verschroben? Warum das denn? Ich halte dich für eine wunderbare junge Frau, mit der ich sehr gerne Zeit verbringe. Wenn jemand meint du wärst seltsam, dann kann er eigentlich nur neidisch auf dein Talent oder dein Aussehen sein. Langsam fand er seiner sonstigen Selbstsicherheit zurück und was er da sagte klang aus seinem Mund wie eine Feststellung, die so fest stand wie die Mauern des Museion und keinen Wiederspruch duldete. Und wieder wanderten seine Blicke zu ihr. Warum konnte er nicht einfach geradeaus schauen? Er musste sie einfach immer wieder anschauen, als bestünde die Gefahr sie würde sich in Luft auflösen, wenn er sie aus den Augen lassen würde. Dabei hatten sie doch schon getestet, ob er träumte.

  • Er kam noch ein Stückchen näher, und das Herzklopfen kam auch wieder. Penelope richtete eisern ihre Aufmerksamkeit auf die Straße. Aber bei seinen Worten musste sie doch zu ihm hochschauen. Sie sah seinen Blick, und wieder blieben ihre Augen einen Moment an seinen haften, ehe sie ihn wieder lösen konnte. Ein Kribbeln auf den Wangen verriet ihr, dass diese sich weiter gerötet haben mussten.
    "Du darfst mir nicht solche Komplimente machen", meinte Penelope schließlich ganz verlegen.

  • "Entschuldige, wenn ich dich beschäme, das war nicht meine Absicht. Ich bin bei sowas vielleicht etwas direkter als andere und sage vielleicht allzu schnell was ich denke und fühle. Aber sei dir versichert, ich wollte dir nicht schmeicheln, es war nur meine ehrliche Meinung." Er überlegte kurz, ob er dieses Thema noch vertiefen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Schließlich wollte er sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Ihre Wangen glühten schon förmlich- Perfekt! Jetzt passten sie zu seinen Ohren.


    "Du hast mich zu meinen Plänen gefragt. Nun, gibt es bei dir noch weitere Pläne, als es nach Delphi zu schaffen?"

  • Das klang ja fast so, als hätte er sich in sie verliebt? Ihr Großvater würde Penelope den Hintern versohlen, wenn sie ihm das erzählte. Falls sie ihm etwas davon erzählte.
    Unterbewusst kam Penelope wieder noch ein Stück näher und legte ihren Kopf träumerisch leicht schief, so dass sie fast damit seine Schulter berührte. Aber nur fast.
    "Pläne weniger. Es sind eher Träume, Hoffnungen. Ich habe nie etwas anderes gelernt als Musik zu machen. Ich möchte gerne meine eigene Musik komponieren und spielen. Und ich würde sie dann auch gerne anderen beibringen. Damit Geld zu verdienen, dass es für ein schönes Haus reicht, und vielleicht…"
    Verlegen brach sie ab und als sie bemerkte, wie nahe sie ihm schon wieder war, rückte sie auch wieder ein wenig von ihm ab. Sie konnte jetzt kaum den Satz beenden mit „und vielleicht eine Familie gründen“. Irgendwie wäre ihr das jetzt peinlich.
    Zwischen den Häusern hindurch hatte man gerade einen perfekten Blick auf den künstlichen Pinienzapfenhügel, auf dem das Paneion stand. Diese Ablenkung kam ihr geradezu wie gerufen.
    "Schau, dort der Hügel. Da ist unser Ziel. Ist aber noch ein gutes Stück bis wir da sind. Ich hoffe, du bist noch einigermaßen fit."
    Der letzte Satz war ein bisschen neckisch und sie zwinkerte Ánthimos verschmitzt zu.

  • Ànthimos wuste genau, wie sie ihren Satz beendet hätte. Ihm wäre es beinahe ebenso gegangen. Einen Moment lang sah er sich in einem großen Haus stehen und ein Bild malen. Er malte Penelope, die da saß und auf ihrer Kithara spielte. Zwei Kinder rannten etwas weiter hinten durch den Garten...und sie erzählte IHM etwas von Tagträumen?
    Er musste lachen, halb über ihre neckisch Art und halb über sich.


    "Natürlich bin ich noch fit. Ich kann es kaum erwarten das Paneion zu sehen. Selbst wenn ich müde wäre würde ich mir das nicht entgehen lassen. Und wie sieht es bei dir aus?."

  • "Ich geh jeden zweiten oder dritten Tag hin und spiel etwas Flöte. Ich glaube ja, dass es Pan gefällt. Also pass auf, dass ich dir den Weg hoch nicht davonlaufe und dann oben auf dich warte, wie du nach Atem ringend hinterherkommst."
    Jetzt lachte auch Penelope wieder. Ánthimos hatte so eine ansteckend fröhliche Art. Sie musste richtig aufpassen, ihn nicht die ganze Zeit anzulächeln. Nicht, dass er noch auf falsche Gedanken kam. Oder auf die richtigen. Aber sie fing schon wieder damit an, mehr auf ihn als auf die Straße zu schauen.
    Damit das Schweigen nicht zu groß wurde, griff sie wieder ein Thema von vorhin auf.
    "Und Lyros findet die Gelehrten im Museion komisch? Inwiefern?"
    Sie selbst hatte sich ja auch schon mal überlegt, beim Museion anzufragen, ob dort nicht eine Kitharistin für Unterricht oder etwas ähnliches gebraucht werden könnte. Aber sie hatte sich dann doch nicht getraut.

  • Endlich war sie wieder fröhlich.


    "Ach er meinte die würden alle Opium rauchen, trinken und die Lupanare unsicher machen. Es seien ganz komische Gesellen, die keinen Anstand hätten. Aber ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die wirklich so schlimm sein sollen." Meinte er kopfschüttelnd und verschmitzt lächelnd.


    "Du gehst da so oft hoch? Kein Wunder, dass du immer noch so fit hier neben mir herläufst. Wahrscheinlich läufst du immer noch mit so leichtfüßigen Schritten wenn ich schon trampel wie ein Nilpferd. Machst du sonst noch Sport? Ich hoffe ich trete dir jetzt nicht wieder zu nahe, aber du machst mir schon einen sehr sportlichen Eindruck."

  • Wenn man in einer großen Stadt wohnte und kein Geld für eine Sänfte oder ein sonstiges Gefährt hatte, musste man wohl laufen. Und da ihre Speisekammer selten prall gefüllt war hatte Penelope auch keine Chance, Speck anzusetzen.
    Nein, eigentlich weniger. Ich würde das hierher laufen auch nicht unbedingt als Sport sehen. Wobei… ich kann schon ziemlich schnell rennen.
    Ein paar Mal hatte sie es unter Beweis stellen müssen, aber das musste Ánthimos jetzt nicht wissen.
    Ich weiß nicht, ob ich für irgendeinen Sport Begabung hätte, ich hab es noch nie getestet. Das Üben mit der Kithara braucht halt seine Zeit. Vielleicht hast du ja einen Tipp für mich?
    Wieder lächelte sie ihn an. Sie mochte seine Augen einfach und sah gern hinein.

  • "Nun, vielleicht einen Marathon? Du bist schlank und leichtfüßig, das müsste dir eigentlich liegen. Am Anfang läuft man natürlich nur einen Bruchteil des Strecke...für mich zum Beispiel ist das ganz und gar nichts, dafür bin ich zu schwer und massig, daher lasse ich es lieber! Sonst ärgere ich mich nur, wenn die anderen schneller sind als ich. Aber auch ein Stadionlauf könnte was für dich sein, wenn du schnell bist. Aber das mit der Kithara ist schon klar. Das ist ja auch nichts anderes als Training, und es ist ja nicht so, dass du jetzt unbedingt Sport nötig hättest. Ich denke deine Ausflüge zum Paneion reichen für dich völlig aus."


    Sie war schlank, wofür brauchte sie Sport? Er hatte es eigentlich auch nicht nötig, aber ihm ging es um den Wettkampf und den Sieg. Ja, er war ehrgeizig und ein verdammt schlechter Verlierer.


    Sie fixierte ihn schon wieder mit ihrem Blick und er erwiederte ihn gebannt. Unbewusst trat er sogar einen Schritt näher...

  • "Ich kann es ja mal versuchen…"
    Irgendwie wurden sie schon wieder langsamer. Und langsamer. Und noch langsamer. Und schließlich standen sie schon wieder und schauten sich schon wieder in die Augen. Penelope fühlte sich plötzlich ganz schwindelig und hatte schon Angst, sie könnte umkippen. Fühlte sich so ein Hitzschlag an? Ihr war auch ganz warm, und ihr Herz schlug so schnell. Aber sie konnte sich irgendwie nicht abwenden. Sie wusste, sie sollte, achwas, sie musste eigentlich wieder auf die Straße schauen und weiter gehen. Aber irgendwie war es plötzlich… egal.

  • Anthi neigte sich ein wenig nach vorne und näherte sich Penelopes Gescht. Er wusste, dass es ungebührlich war, aber er wollte es einfach. Er wollte sie küssen, ihre Lippen schmecken und ihre Wärme spüren. Sein Kopf war völlig leer und es gab nur sie und ihn. Allerdings überließ er es ihr den letzten Schritt zu tun, denn er wollte nicht, dass sie sich genötigt fühlte ihn zu küssen.

  • Er kam näher. Penelopes Herz schien in ihrer Brust beinahe zu explodieren, so schnell schlug es. Ihr Blick löste sich von seinen Augen und wanderte zu seinen Lippen und wieder zurück zu seinen Augen. Sie wollte ihn gerne küssen, wollte gerne seine Nähe spüren. Aber es war in höchstem Maße unsittlich. Sollte ihr Großvater auch nur einen Ton davon hören…
    Trotz der Bedenken kam auch ihr Kopf seinem näher, und sie legte ihn leicht in den Nacken. Ihre Augenlider schlossen sich halb, und sie fühlte seinen Atem auf ihrem Gesicht. Ihr Rücken hatte Gänsehaut, und ihre Nasen berührten sich. Sie legte den Kopf schief, und sie kamen noch ein paar Millimeter aufeinander zu. Sie zögerte. Sie durfte das nicht tun. Sie durfte es nicht. Er war doch ein Fremder!
    Sie schloss die Augen, als ihre Lippen sich schließlich ganz sacht berührten.

  • Es war wie eine Explosion für Ànthimos, als seine Lippen die von Penelope berührten. Eigentlich hatte er fast damit gerechnet, eine Ohrfeige anstatt eines Kusses zu erhalten.


    Eine Hand legten sich auf ihre Hüften, denn er wollte sie festhalten, sie berühren. Seine andere strich über ihre Wange, durch ihr Haar und wanderte zu ihrem Hinterkopf. So küsste er sie ganz zärtlich, sehr liebevoll und ein wenig fordernd. Er wusste nicht, wie lange sie so darstanden, oder ob jemand an ihnen vorbeilief-es gab nur diesen einen Moment und alles andere war unwichtig. Sein Körper bebte, und ihrer ebenfalls.
    Dann aber beendete er den Kuss.


    Natürlich wollte er das nicht! Sein Körper und sein Herz schrien förmlich nach mehr. Aber sie war eine anständge junge Frau und er hatte sich schon mehr genommen, als er das Recht dazu gehabt hätte... Ihre Gesichter waren sich noch nahe und er blickte ihr in die Augen und wusste sofort: Er liebte diese Frau!

  • Sein Kuss war so sanft und zärtlich, dass Penelope einen Augenblick das Gefühl hatte, sich darin zu verlieren. Als seine Hand schließlich über ihre Wange fuhr, zitterte sie am ganzen Körper. Sie stand noch mit geschlossenen Augen einen Moment da, als er den Kuss löste. Wie im Traum öffnete sie sie und schaute zu ihm hoch. Eine Weile standen sie einfach so da, ganz dicht beieinander, und sahen sich in die Augen.
    Erst, als ein Vogel in einem nahen Baum laut anfing zu singen, löste sich Penelope aus ihrer Trance und ihr wurde bewusst, was sie soeben getan hatte. Ihr Großvater würde sie schlagen, wenn er nur ein Wort davon hören sollte. Windelweich würde er sie prügeln, wenn er sie zu fassen bekäme. Sie hoffte, dass hier niemand von seinen Saufkumpanen vorbeigekommen war. Die Gegend war dafür eigentlich zu gut, aber manche Dinge verbreiteten sich schneller als ein Feuer.
    Verlegen schaute Penelope wieder zu Ánthimos. Sie wusste nicht so recht, was sie ihm sagen sollte. Der Anstand verbot, davon zu sprechen, dass es schön war. Ein leichtes Glühen zog sich wieder über ihre Wangen.
    "Mein Großvater wird dich erschlagen, wenn er davon erfährt."
    Sie sagte es ganz leise, aber ihre Augen sagten etwas anderes ganz laut. Sie hatte sich in Ánthimos verliebt.

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