Musikalische Stadtführung mit Harmonia

  • "Du kannst das Lied sicher immer wieder spielen, es wird nur anders klingen. Aber es kommt darauf an, was du damit sagen möchtest, nicht welche Töne es sagen."


    Er zwinkerte ihr zu. "Ich hoffe du bekommst jetzt keinen Ärger, weil ich dich geküsst habe."

  • Sie wollte Ánthimos nicht anlügen, aber sie wollte ihm auch kein schlechtes Gewissen deswegen machen.
    "Das geht schon. Keine Sorge. Und davon abgesehen, ist dieser süße Mund eine kleine Strafe durchaus wert."
    Sie lächelte ihn an, aber so ganz verbergen, dass sie sich ein bisschen sorgte, konnte sie wohl nicht. Natürlich konnte sie ihrem Großvater leicht entkommen, wenn er wirklich wütend war. Immerhin war er blind. Aber dem Streit würde sie lieber ganz aus dem Weg gehen.
    Eigentlich sollte Penelope jetzt mit Anthi weiter gehen, nach Hause, aber sie wollte noch nicht. Wenn sie dort angekommen wären, wäre dieser schöne Tag vorbei, und sie würden sich verabschieden, wenn auch nur bis zum nächsten Tag. Aber je näher dieser Zeitpunkt rückte, umso schwerer schien es Penelope zu fallen.
    "Werden deine Brüder wohl böse auf dich sein, dass du sie versetzt hast?"
    Sie wollte über irgendwas reden. Hauptsache, sie mussten noch nicht gehen.

  • "Ach was, die werden mich gar nicht vermissen. Wahrscheinlich haben sie ordentlich was getrunken und machen jetzt die Stadt unsicher. Wenn wir Pech haben geben sie gerade unser ganzes Geld aus, aber das haben sie sich verdient."


    Er dachte kurz nach.


    "Ich kann den beiden eigentlich nie lange böse sein. Und sie mir auch nicht. Wir geben uns gegenseitig Halt und das ist mehr wert als alles andere. Ich bin froh, dass ich jetzt auch noch dich habe."

  • Sich gegenseitig Halt geben, das klang schön. Penelope kannte das von früher einmal, aber dann gab es die langen Jahre, wo sie keinen Halt zu haben glaubte. Deshalb war es auch noch mal um einiges schöner, mit Ánthimos zusammen zu sein, denn bei ihm fühlte sie deutlich diesen Halt und diese Sicherheit, die ihr schon viel zu lange fehlten.
    "Das klingt nach einer wundervollen Familie."
    Pelo traute sich gar nicht, zu fragen, ob sie wohl auch auf diesen Halt dann zählen durfte. Das war wohl auch zuviel. Sie war ja schon froh für das, was Ànthimos ihr gab.

  • "Finde ich gut, denn es wird auch bald deine Familie sein." Aber wo sie schon beim Thema waren.


    "Dein Großvater wird dann auch zur Familie gehören. Wir können ihn nicht einfach hier verrotten lassen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du das möchtest. Wir wserden ihn wohl zu uns nehmen müssen." Er konnte sich schöneres vorstellen, als einen opium- und anlkoholsüchtigen Greis um sich zu haben, aber Penelope und damit auch er, hatten eine Verantwortung für den Alten.

  • Penelope schaute ihn einen Moment lang nur an, und dann fiel sie ihm vor aller Augen um den Hals. Ganz fest schmiegte sie sich an ihn und gab ihm einen dicken Kuss oben drauf. Womit hatte sie nur einen so wundervoll lieben Mann verdient? Der neue Mann ihrer Mutter hatte noch nicht einmal ein vierjähriges Mädchen mitnehmen wollen – weshalb Penelope ihm aber keinen Vorwurf machte- und Ánthimos wollte sogar für einen alten, griesgrämigen Mann sorgen, um dessen Probleme er wusste.
    "Du bist der beste…" wieder ein Kuss "…und liebste…" und noch einer "…und tollste Mann, den sich eine Frau nur wünschen kann."

  • Das war ihm ja jetzt doch fast ein wenig peinlich.
    "Das ist doch selbstverständlich." Meinte er nur ein wenig peinlich berührt. "Ich meine wir werden ja auch mal alt werden, und dann sollen sich unsere Kinder um uns kümmerm. Meine Eltern sind tot, dann können wir uns doch immerhin um deinen Großvater kümmern."

  • Nun, es gab auch genug Gegenden, wo man einen alten, blinden Mann mit einem schönen Becher Schierlingstee zwei Stunden allein ließ. Aber Penelope würde so etwas niemals übers Herz bringen, auch nur in Erwägung zu ziehen. Von daher war sie einfach nur glücklich, dass Ánthimos diesen Vorschlag gemacht hatte. Sie gab ihm noch einen letzten, kleinen Kuss und ließ dann wieder von ihm ab. Die Menschen auf dem Platz, die sie kannten, schauten ein wenig herüber. Einige sagten durch ihr Grinsen ganz deutlich, dass sie glaubten, Pelo habe den Verstand verloren. Ansonsten fauchte sie alles, was auch nur nach Mann aussah und Interesse an ihr hegte, entschieden weg.
    "Und das wäre wirklich in Ordnung für dich? Ich meine, wenn du ihn kennen gelernt hast, überlegst du es dir vielleicht noch mal anders."
    Pelo hoffte sehr, dass er es sich nicht anders überlegen würde. Dass sie ihren Großvater zurücklassen müsste um Anthi zu heiraten, darüber hatte sie bisher noch gar nicht nachgedacht.

  • "Meinst du er ist so schlimm? Nun, ich werde ja zum Glück nicht mit ihm in einem Bett schlafen müssen. Aber wenn ich ihn kennenlerne ändert das doch nichts daran, wer er ist. Ich möchte dich haben, und da er dazu gehört, werde ich diese Bürde gerne tragen."


    Er blickte sie an.


    "Sollten wir nicht langsam mal weitergehen? Die da drüben schauen schon ganz komisch."

  • "Ich möchte eigentlich noch gar nicht gehen. Wenn wir gehen, kommen wir an, und wenn wir ankommen, ist dieser wundervolle Tag vorbei. Aber du hast recht, wir müssen wohl los."
    Noch weiter Zeit zu schinden brachte wohl ohnehin nichts. Sie hörte deshalb nicht auf, zu vergehen. Also stand Penelope auf und wartete, bis Ánthimos wieder Harmonia umgehängt hatte und sie losgehen konnten.
    Jenseits des Platzes wurde es wieder dunkler, und je mehr die Flötenlaute und das Lachen verklang, umso bedrohlicher wirkten die Gassen wieder. Penelope hoffte, dass sie heute von unliebsamen Weggenossen verschont bleiben würden. Schließlich kam sie auch wieder auf ihren Großvater zu sprechen.
    "Philolaos ist nicht schlimm, er ist nur… wütend, dass ihm das passiert ist. Weißt du, wenn er nüchtern ist, dann ist er brillant. Er war zwar ein strenger Lehrer und noch nie besonders milde, aber eine starke Persönlichkeit. Und er verkraftet es nicht so gut, was mit ihm geschehen ist."
    Vielleicht beschönigte Penelope auch einige der weniger noblen Charakterzüge ihres Großvaters, aber trotz allem liebte sie ihn, wie es sich für eine Enkelin gehörte.

  • "Ich bin gespannt in kennen zu lernen, auch wenn es wohl nicht heute sein wird. Solange ich noch keine Arbeit habe soll er nichts davon erfahren."


    Er strich ihr über den Rücken.


    "Und keine Angst, wir werden noch vile schöne Abende miteinander verbringen."

  • "Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Auch wenn ich es kaum erwarten kann, wirklich deine Frau zu werden, aber wir sollten warten, bis du Arbeit hast. Und deine Brüder sollen auch einverstanden sein, das ist mir wichtig."
    Ánthimos hatte so liebevoll von seiner Familie gesprochen, da wollte sie keinen Streit heraufbeschwören. Sie wollte ihm diesen sicheren Halt nicht wegnehmen, sondern Teil dieser Familie werden. Da war ihr das Einverständnis seiner Brüder wichtig.
    Als er ihr über den Rücken streichelte, kam Penelope näher zu ihm. Vorhin an seiner Seite einzuschlafen, das war wohl mit das schönste des gesamten Tages gewesen. Sie hoffte, dass sie das bald öfter konnte, und ihm jeden seiner schlechten Träume dann einfach wegküssen konnte.

  • "Meine Brüder werden nichts dagegen haben, das sollen sie mal." Er lachte. "Denen werde ich schon sagen: Ich heirate diese Frau, macht euren Frieden damt! Aber sie werden sich für mich freuen. Wohl noch nicht am Anfang, ich denke mal sie werden mich für verrückt erklären, aber das wird sich schnell legen."


    Er kniff ihr leicht in die Seite.


    "Sie werden mir ja wohl nicht böse sein können, wenn ich eine so wunderbare Frau ins Haus bringe wie dich." Er wusste ja, dass Ilias auch ein Auge auf Penelope geworfen hatte, als diese die Taverna betrat. Er würde sicher vom Hocker fallen wenn Anthi verkündete dass er die schöne Kitharistin heiraten würde. Bei dem Gedanken an die Gesichter seiner Brüder musste er jetzt schon grinsen.

  • "Oh, warte ab, bis ich das erste Mal gekocht habe, ob du mich dann immer noch so wunderbar findest."
    Penelope musste lachen, und in dieser dunklen Umgebung wirkte dieses fröhliche Geräusch wie ein kleines, helles Licht. So schlecht waren ihre Kochkünste gar nicht – fand sie zumindest. Aber sie hatte es auch erst sehr spät gelernt, und dann von den verschiedensten Garküchenbetreibern und natürlich ihrer Nachbarin. Da konnte sie unmöglich mit den guten Gasthäusern mithalten. Aber sie verbesserte sich stetig.

  • "Ach das ist doch nicht so wichtig. Falls du wirklich nicht kochen kannst, hab ich auch kein großes Problem damit. Käse, Brot und die vielen Früchte die es hier gibt, reichen völlig um sich gut zu ernähren. Und wenn wir dann mal einen Braten wollen, gehen wir halt essen oder wir stellen eine Köchin ein." Er grinste.


    "Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass du nicht kochen kannst. Und zur Not kriegen meine Brüder und ich auch noch irgendetwas hin. Du darfst das Debakel dann auf der Kithara begleiten. Ich hoffe du kannst auch traurige Liefer spielen." Er lachte nun ebenfalls.


    "Ich seh schon, bald seh ich aus wie ein Strichmännchen: Eine Frau, die mich täglich mehrmals fordert und dann gibts nur Obst und Brot oder verbrannten Braten zu essenn. Armer, armer Anthi!" Meinte er gespielt wehleidig konnte sich aber ein erneutes breites Grinsen nicht verkneifen.

  • Auch Penelope musste lachen.
    "Ach, du armer Kerl, wirst ja dann völlig ausgelaugt. Dann muss ich wohl versuchen, meine Finger von dir zu lassen, damit du nicht völlig entkräftet wirst.“"
    Neckisch spielte sie mit ihren Fingern an seiner Brust herum und stupste ihm zum Schluss mit dem Zeigefinger gegen die Nase.
    "Eigentlich wollte ich ja sowas wie heute jeden Tag mit dir machen, aber wir können wohl nicht riskieren, dass du vom Fleisch fällst. Schade."
    Nur einen kurzen Moment konnte Penelope ihre ernste Fassade halten, dann musste sie grinsen und schmiegte sich an Ánthimos. Ihr fiel es ja jetzt schon schwer, ihre Finger von ihm zu lassen, wie sollte das dann erst werden, wenn sie wirklich verheiratet waren?

  • "Dann wirst du wirklich kochen lernen müssen, oder ich muss schnell genug verdienen um eine Köchin bezahlen zu können. Auf das Andrere würde ich nur sehr ungerne verzichten, wobei ich gar nicht weis, ob ich das könnte."


    Dabei strich er ihr mit seinem Zeige- und seinem Mittelfinger über den Nacken.


    "Auf einmal kommt es mir so vor als bräuchte ich dich mehr als Essen und Trinken."

  • Bei seiner Berührung stellten sich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf und es kitzelte ganz wohlig. Penelope schloss einen Moment genießerisch die Augen.
    "Wenn du so weiter machst, werden wir wohl nie dazu kommen, es auszutesten, ob du das könntest. Weil ich könnte es ganz sicher nicht."
    Penelope musste grinsen. Ánthimos konnte auf ihrem Körper spielen wie auf einem Instrument. Eine Berührung von ihm, und sie wollte singen. Ob ihre Kithara wohl auch eine Gänsehaut voller froher Erwartung bekommen würde, wenn sie lebte und Penelope darauf spielte?


    Mitten in ihren Überlegungen wurde Penelope aber sehr unsanft aus ihrem Traum gerissen. Eine unangenehme Stimme, die sie nur zu gut kannte, rief sie beim Namen.
    "Oh nein, nicht der…" entfuhr es ihr leise und sie sah sich um.
    Im Dunklen einer Ecke stand Ashur der Syrer, die schleimigste Kreatur, die Penelope kannte. Und der Opiumlieferant ihres Großvaters. Ihr Blick zeigte deutlich ihre Abneigung gegen diesen Kerl.

  • Ànthi nahm langsam seine Finger von ihr. Eine schnelle Bewegung hätte man wohl gesehen. Aber es war dunkel und die Person, die sie rief konnte es wohl nicht gesehen haben. Zuerst dachte er es sei Pelos Großvater, aber der Akzent den die Stimme hatte, war auf keinen Fall ein griechischer.


    "Wer ist das?" Flüsterte er leise, als er die Reaktion seiner Geliebten bemerkte. Noch konnte er die Gestalt nicht genau erkennen, aber die Abneigung, die ihn Penelopes Stimme lag, ließ ihn den Kerl schon jetzt nicht mögen.

  • "Der König der Kakerlaken", fauchte Penelope beinahe, ihren Zorn nur schwerlich unterdrückend. Was machte der hier? Und vor allem, was wollte er?
    Mit seinen geölten Haaren und dem kunstvollen Bart sah Ashur beinahe vornehm aus, wie er aus den Schatten trat und zu ihnen herüber kam. Wie immer hatte Penelope eine Gänsehaut bei dem Blick, den er ihr schenkte. Es war immer so, als würde er sie mit seinen Augen vergewaltigen.
    "Dein Großvater schuldet mir noch Geld."
    "Dann rede mit ihm, Ashur, nicht mit mir." Penelope machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn nicht leiden mochte, es war deutlich ihrer Stimme anzuhören.
    Ashur machte nur einmal kurz "Ah" und besah sich dann Ánthimos, wie andere Leute auf dem Viehmarkt wohl einen Bullen anschauen würden.

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