• "Erstens: Wenn du mir den Kopf verdrehen kannst, dann kannst du es mit jedem. Schließlich bin ich sehr anspruchsvoll was Frauen betrifft. Und zweitens kochst du sehr gut und wenn es Timos nicht schmecken sollte ist das egal, denn du kochst ja für mich. Die anderen dürfen nur mitessen." Er küsste sie nochmal.


    "Und hast du noch Lust, oder sollen wir für heute aufhören? Ich möchte ja nicht, dass dein hübscher Hintern noch Druckstellen bekommt."

  • Er klang so ernst, wie er das sagte, und Penelope musste dabei ein bisschen lachen. Sie fand es sehr süß, wie er es sagte.
    "Wir sollten vielleicht eine kleine Pause machen, in der ich ein wenig für dich koche, wovon die anderen dann mitessen dürfen."
    Wieder musste sie lachen. Sie legte Harmonia vorsichtig ab und stand auf. Ihre Wachstafeln und die Schriftrolle waren schnell zusammengeräumt und Penelope verstaute sie in Anthis Zimmer, um Platz zum Kochen zu haben.
    "Ich habe heute Morgen Getreide gekauft und auch schon gemahlen. Wenn du dich traust, darfst du heute selbstgebackenes Brot von mir kosten. Aber ich warne dich lieber schon mal vor: Mein Großvater fand es jedes Mal scheußlich."

  • Ein "klar, es war ja auch kein Opium drin" lag ihm auf der Zunge, doch er schluckte es herunter, schließlich wollte er Pelo nicht verletzen.


    "Ach ich finde es toll wenn du für mich kochst. Ich kann das einfach nicht. Mein Gemüse neulich war wirklich scheußlich!" Lachte er. "Aber niemand hat etwas gesagt. Das hat mich wirklich gefreut, dass alle so höflich waren." Er stand auf, hängte ein Tuch über sein Bild und stellte die Staffelei in die Ecke. Dann setzte er sich wieder zu Pelo an den Tisch und sah sie an.
    "Darf ich dir was helfen? Ich weis, dass ist Frauenarbeit, aber ich möchte was mit dir zusammen machen, und dir nicht nur zuschauen."

  • "Du willst mit mir kochen?"
    Penelope schaute zu ihm hoch mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen freudig, neugierig und fragend schwankte. Das war nun wirklich Frauenarbeit, in guten Haushalten sogar Sklavenarbeit, und er wollte ihr dabei helfen? Irgendwie war das niedlich.
    "Nun, wenn du magst. Aber es wird ziemlich klebrig, ich warne dich."
    Penelope holte die große Holzschüssel, in der sie schon die grob gemahlenen Körner – Mehl mochte sie dazu nicht sagen – hatte. Vorsichtig stellte sie das Ding auf den Tisch und holte den Tonkrug mit dem Sauerteig, den sie regelmäßig fütterte.
    "So, jetzt brauchen wir nur noch etwas warmes Wasser und ein bisschen Salz, dann kann es losgehen. Und irgendwann brauchen wir eine vernünftige Mühle, mit unserer krieg ich die Körner nicht besser vermahlen."
    Wenn Anthi ihr helfen wollte, konnte er ja etwas Wasser holen. Und beim Kneten waren starke Hände sicherlich von Vorteil. Jeder, der einmal einen schweren Teig mit Händen geknetet hatte, wusste das.

  • "Ja, warum nicht. Solange du niemandem etwas davon erzählst." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.


    "Dann geh ich gleich mal Wasser holen. Du sollst doch eh nicht so schwer heben." Und schon war er mit dem Eimer aus der Tür verschwunden. Wenige Minuten später kam er dann mit einem vollen Eimer zurück. "So, und was kann ich dir noch helfen?"

  • Penelope lag schon ein Kommentar auf der Zunge. Sie war ja schließlich nur schwanger und nicht krank, und einen Wassereimer schaffte sie grade noch. Der wog ja auch nicht viel, selbst wenn er voll war.
    Sie prüfte die Temperatur des Wassers mit der Hand. Zu kalt durfte es nicht sein, das mochte der Teig nicht. Aber bei dem Brunnen unten war das ein kleineres Problem, das Wasser war handwarm.
    "Willst du lieber kneten oder gießen?"
    Penelope nahm den Sauerteig und goß gut dreiviertel in die Schale mit dem Mehl. Die graue Flüssigkeit sah jetzt schon ziemlich schleimig aus, aber zum Brotbacken brauchte man es einfach. Sonst bekam man keinen vernünftigen Teig hin.
    Fragend sah sie zu Ánthimos hoch. Einer von ihnen würde kneten müssen, während der andere langsam Wasser dazugab, so dass man einen guten Teig erhielt. Bei der Menge an Mehl reichte das sicher für fünf oder sechs große Laibe.

  • "Ich will kneten, wenn dir das nichts ausmacht. Das fühlt sich sicher lustig an und ich hab schon als Kind gerne Matsch geknetet. Meine Mutter meinte immer ich sein Dreckspatz und man müsse mich dreimal am Tag umziehen, um niemanden zu beschämen."


    Anthi machte aber erstmal seine Hände sauber, denn er hatte noch reichlich Kohlestaub an den Händen.

  • "Wenn ich mir deine Hände so angucke, hatte sie recht."
    Penelope lachte und wartete, bis Anthi fertig war. Dann machte sie ihm vor der Schüssel Platz, damit er anfangen konnte.
    "Gut, dann kräftig alles vermengen und gut kneten, bis es eine gleichmäßige Masse ist. Am besten du knetest vom Rand nach innen, dann geht es am einfachsten und du erwischt das ganze Mehl. Und sag bescheid, wenn der Teig zu schwer wird. Wenn man’s nicht gewohnt ist, geht das ganz schön ins Kreuz."
    Penelope goss ein wenig von dem Wasser ein und gab etwas von dem Salz dazu, so dass Anthi loslegen konnte.

  • "Gut, dann will ich es mal versuchen." Also machte sich Anthi ans Werk. Er fing an zu kneten als gäbe es dafür einen Ölzweig zu gewinnen, und dabei ging natürlich auch ab und an etwas daneben. Aber Penelope hatte recht: Das ging wirklich ganz schön ins Kreuz, denn der Tisch war eben deutlich zu niedrig für einen solch großen Mann.


    "Aber du hast recht, eine leichte Arbeit ist das wirklich nicht.", meinte er anerkennend.

  • "Nicht so hastig."
    Penelope versuchte, Ánthimos da ein wenig zu bremsen. So, wie er knetete, staubte ja das Mehl!
    Sie goss immer Schöpfkellenweise etwas Wasser dazu, wenn der Teig sonst zu Trocken zu werden drohte, aber grade genug, dass es Knetbar wurde. Es gab nichts schlimmeres als zu wässrigen Teig.
    "Es wird noch schwerer werden. Da drüben ist noch etwas Mehl. Ja, genau. Und jetzt weiterkneten, bis es glatt ist. Und nicht zu schnell."
    Penelope unterdes ging zu ihrem Ofen. Die Glut war auf ein Minimum heruntergebrannt, und mit ein paar geübten Handgriffen und etwas Brennmaterial entfachte Penelope wieder ein Feuer. Zum Backen musste der Ofen heiß sein, da brauchte sie vernünftiges Feuer. Die getrockneten Fladen* brannten schnell hoch, und Penelope schob sie mit einem Schieber zusammen, damit die Hitze richtig hochkommen konnte.
    "Wie sieht es mit dem Teig aus?", fragte sie nach hinter sich, ohne sich zunächst umzudrehen. Der Teig würde ohnehin noch ein paar Stunden gehen müssen, aber der Ofen würde auch so lange brauchen, um wirklich auf Temperatur zu sein.

  • "Gut, schön klebrig!" Antwortete Anthi vergnügt. Er nahm seine Hände aus dem Teig und schlich sich von hinten zu Penelope. Als sie sich dann zu ihm undrehte, weil sie eine Anwesenheit bemerkte drückte er ihr seinen teigverklebten Zeigefinger sanft auf die Nase, was einen nicht geringen Teigrest auf ihrer Nase zurückließ. Penelope schute verdutzt auf ihre Nase und sah dabei so unglaublich putzig aus, dass Anthi ein Lachen nicht unterdrücken konnte.

  • Die Überraschung war gelungen. Auch Penelope musste lachen, während sie sich den klebrigen Teig von der Nase wischte. Bis sie ihn auch von den Fingern wieder gelöst hatte, dauerte es ein wenig. Dann half sie Ánthimos, seine bis zu denn Ellbogen verschmierten Arme vom klebrigen Teig zu befreien.
    "Teig kneten ist gutes Muskeltraining, nicht?" meinte sie vergnügt, während sie halb an ihm festklebte, um ihn zu befreien.

  • "Da hast du allerdings recht. Kein Wunder das die meisten Bäckersfrauen Arme haben wie so mancher Schwerathlet. Aber das macht mir nichts aus. Wenn ich das aber öfter machen soll, dann brauchen wir einen höheren Tisch, denn sonst laufe ich bald gebeugt wie ein alter Mann."


    Ja auch Frauenarbeit war nicht immer einfach, aber dass hatte Anthi ja auch gar nicht gedacht.


    "Aber der Teig gefällt mir: Damit würden wir nich besser aneinander kleben, als wir es sowieso schon tun."

  • "Wenn du auch noch extra Attentate auf mich verübst, dass wir noch stärker aneinander kleben."
    So langsam hatten sie seine Arme befreit und konnten diese Reste zum Ruhen mit in die Schüssel tun. Penelope musste aber immer wieder lachen, weil sie trotzdem dauernd aneinander hängen blieben.
    "So, der muss jetzt erstmal ein paar Stunden ruhen, bis der Ofen auch so heiß ist, dass wir backen können."
    Penelope wusch sich noch die klebrigen Hände vollends im restlichen Wasser, damit sie nicht wirklich noch an Ánthimos kleben blieb.

  • "Nun, wenn du magst, kannst du ja noch ein bisschen weitermalen. Außer, du hast jetzt keine Lust mehr und möchtest lieber was anderes machen."
    Penelope hatte da schon so eine Vorstellung, aber sie konnten ja nicht jeden Tag die meiste Zeit allein in Anthis Schlafraum verbringen. Auch wenn es sehr schön war und Penelope da beileibe nichts dagegen hatte. Mehr als schwanger sein konnte sie ohnehin nicht, also warum nicht einfach genießen? Aber sie wollte zumindest den Anschein einer anständigen Frau ab und zu einmal erwecken.

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    Es waren mehrere Knaben und ein Mädchen unter ihnen, die an diesem Tag die Straße in dem Viertelteil entlang gelaufen kamen. Einfache und grob gewebte, teilweise schon mit Flicken bedeckte Tuniken trugen die Kinder, die zwischen sechs und elf Jahren alt waren. In ihren Händen hielten sie Ölbaumzweige, die sie sich von einem großen Haufen vor dem Apollonschrein ergattert hatten, an denen einige Früchte hingen und die mit bunten Wollfäden behängt waren. Fröhlich singend liefen die Kinder von Haus zu Haus, mit einem groben Sack in den Händen des jungen Mädchens. Nicht jede Familie gab ihnen etwas, aber manchmal konnten sie doch etwas erbeuten. Sie hatten sich sogar extra die schmutzigen Gesichter gewaschen für den Tag, um die Erwachsenen spendabler zu machen.


    "Wie viele haben wir schon?" , fragte ein Junge, ein Sohn eines Mektöken und einer frei gelassenen Sklavin, Peteos war sein Name. "Sieben Feigen und einen Kuchen!" , verkündete Mybia, das junge Mädchen, stolz und hob den Beutel hoch, den sie zu tragen hatte mit der Beute. Die Kinder lebten alle auf der Strasse und sie nutzten die Feiertage der Puanepsia, um sich ein wenig an Essen zu erbetteln und das noch auf eine ehrenwerte Weise. Obwohl sich die kleine Bande, die die Straße entlang marschierte, auch für das Dieben nicht zu schade war. Aber heute mussten sie nichts riskieren und schon gar nicht die drakonischen Strafen, die sie erwartete, wenn sie erwischt wurden. Sie hatten schließlich keinen Fürsprecher und würden die volle Härte der Gerichtsbarkeit, die auch vor Kindern keinen Halt machte, erfahren.


    Mybia schlenderte fröhlich und mit schwenkendem Sack auf einer der Häuser zu. "Versuchen wir es doch mal hier!", schlug Mybia vor. "Bei dem Geizhals? Ne, der rückt nichts raus." So war die Antwort einer der älteren Jungen. Mybia schabte mit ihrem bloßen Zehenspitzen in dem sandigen Boden. "Aber vielleicht die, die da wohnen." -"Also gut, versuchen wir es." Die Kinder liefen zu dem Eingang und zu den vermieteten Räumlichkeiten, um auch bei den Bantotakis zu klopfen. "Puaaaaneeeepsia!", krakeelte Mybia, noch ehe eine Tür geöffnet wurden. Sogleich wurde sie mit strafenden Blicken bedacht. Manch einer in dem Viertel machte nicht auf, wenn Mybia verkündete, was der Sinn ihres Besuches war. Schliesslich wollte nicht alle geben, aber gleichzeitig nicht den Segen verlieren. Dann taten sie lieber so, dass sie gar nicht zu hause waren. Mybia sah gebannt auf die Tür und hoffte, dass jemand nettes aufmachen würde.

  • Es klopfte laut an der Tür. Anthi zuckte erschrocken zusammen, als darauf auch nich ein unverständliches Schreien folgte. Der der da klopfte hatte Glück gehabt, denn Anthi hatte gerade den Pinsel abgesetzt, denn er war dabei das Bild Penelopes zu beenden. Jetzt ein falscher Strich und alles war dahin..."Momeeeent, ich komme!", rief er zur Tür. Er hoffte, dass es nichts wichtiges war, denn es war immer dasselbe wenn er zeichnete: Auf ihm war meist ebenso viel Farbe wie auf seinen Bildern. Mometan hatte er gerade einen schönen blauen Strich auf der Stirn, den er sich zugezogen hatte, als er sich den Schweiß von der Stirn gewischt hatte.


    So stapfte er also zur Tür und öffnete diese schwungvoll. Vor ihm stand ein Mädchen, und blickte ihn mit großen Augen an. Anthi ging in die Hocke, damit er ungefähr auf gleicher Höhe war wie sie und lächelte sie an. "Was kann ich für dich tun, junge Dame?", fragte er sie freundlich.

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    Die Tür ging auf und eine Silhouette zeigte sich im Türrahmen. Verdutzt starrte Mybia den Mann an. Der war ja bunt! Als ob er sich in einem Bottich der Färber gewälzt hätte. Nun, zumindest hatte er einen deutlichen Farbkleckser an sich. Mybia hob die Hand zu Mund und fing an zu kichern und zu glucksen. Ihre Augen funkelten fröhlich. Die anderen Straßenkinder, die Jungs, versuchten einen 'kühlen' Gesichtsausdruck zu behalten, doch jegliche 'Kühlheit' fiel von ihnen ab als Mybia immer lauter kicherte und schließlich lachte. "Du.... Du bist....", gluckste Mybia hervor. ".... wohl in einen Färberbottich gefallen, odaaa?" Einer der Knaben, Peteos eben, stupste Mybia in die Seite. "Los...", zischte er. "Jaaa, ich mach ja schon." Die Kinder stellten sich auf und einer der Knaben zog eine schlichte Flöte hervor und fing an, darauf zu spielen. Es klang nicht sehr harmonisch. Mybia holte tief Luft und sang klar und mit einer reinen Kinderstimme, die man in dem Haufen von Straßenkinder gar nicht erwartet hätte:


    "Ein' Hampfel Gerste gebt der Kräh' in Gnaden,
    Apolls Kind, aber einen Weizenfladen,
    Ein Brot, ein Geldstück! Was man brauchen kann,
    Wie's just zur Hand ist, nimmt's die Krähe an.


    Gebt, gute Leut'. Auch körnig Steinsalz weist
    Nicht ab die Krähe, weil sie's gern verspeist.
    Wer Salz heut bringt, wird morgen Honig bringen.
    Die Tür auf! Plutus hört auf unser Singen."


    Mehr Strophen konnte Mybia sich von dem Krähenlied nicht merken. Sie verstummt und die Knaben, samt dem Mädchen, sahen zu dem Mann in der Tür hoch. "Puanepsia, es sind Puanepsia! Wir bringen den Segen des Apollon!" Verlangend streckte Mybia den geöffneten Beutel dem mit Farbe beklecksten Mann entgegen. "Segen oder Fluch, das kannst Du entscheiden."

  • Anthi lachte. "Ich nehm lieber den Segen. Hm, da muss ich aber erstmal schauen, was ich so im Haus habe. Einen Moment, ich bin gleich wieder da."


    Also ging der Grieche an ihren Vorratsschrank: Ja stimmt, sie hatten gut eingekauft. Brot war da, eingelegtes Obst und sogar zwei Tiegel mit Honig. Nun, bei sowas hatte Anthi keine Chance, dazu war sein Herz zu weich. Also nahm er ein Brot, die Hälfte des eingelegten Obstes und einen Tiegel Honig. Das Ganze stellte er neben die Tür. Dann holte er eine Schale mit Wasser und einen Lappen. Anschließend öffnete er die Tür wieder.


    "So, hier habt ihr ein Brot und noch etwas von meinem guten eingelegten Obst." Er schaute die Kleine an. "Hab ich viel Farbe im Gesicht? Ich verkleckere mich beim Malen eigentlich immer. Wenn du mir die Farbe auch dem Gesicht wischst, hab ich noch was für euch. Wie sieht es aus, klingt das nach einem guten Geschäft?"

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