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    Penelope? Mybia machte ganz große Augen. Den Namen hatte sie schon mal gehört. Und es fiel ihr natürlich sofort wieder ein. Sie war zwar etwas verträumt und schon einige Male auf den Kopf gefallen, wenn sie mit den anderen Knaben sich raufen musste. Aber dumm und vergesslich war sie dadurch noch lange nicht. "Du bist die Frau von dem Farben… ähm… Maler. Für die er das Bild gemalt hat. Das als Überraschung war." Überraschung, da dämmerte es Mybia. "Ups! ", murmelte sie und hob die Hand vor ihren Mund. "Jetzt hab’ ich’s verraten. Oder? ", murmelte sie kläglich zwischen ihren Fingern hervor. "Sagst Du’s ihm bitte nicht? Das ich’s war?", bat sie noch.


    Das mit dem Brot klang außerdem gut. Das wollte sie nicht vermasseln. Ausserdem hatte die Frau gesagt, dass sie für Beide ein Brot macht. Nicht nur für sich selber. Erwachsene waren ja nicht oft nett zu Strassenkindern. "Ja, gerne!", krakeelte Mybia deswegen eilig. Ehe die Frau das Angebot zurück zog und die Tür vor Mybias Nase zu schlug. "Das klingt ganz, ganz toll!" Schwupps. Schon war Mybia einen Schritt näher getreten. In den Türrahmen hinein. Sie spähte an Penelope in die Wohnung. Durchaus sehr neugierig.


  • Penelope musste ein bisschen Lachen, aber es war warm und offen, und auch nur kurz, denn die Kleine sollte ja auch nicht denken, sie würde sie auslachen.
    “Keine Sorge, ich verrate nichts.“
    Sie wollte ihr nicht sagen, dass sie das Bild schon gesehen hatte. Nicht, dass die Kleine traurig war, dass sie die Überraschung verpasst hatte. Aber wie die meisten Kinder aus Rhakotis interessierte sie erst einmal das Brot. Hätte Penelope auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
    Sie trat also in die Wohnung hinein und hielt dem Mädchen die Tür auch auf, bis diese richtig im Haus war, ehe sie sie nur leicht schloss. Das Mädchen sollte sich nicht eingesperrt fühlen sondern sehen, dass es abhauen konnte, wenn es ihr unheimlich wurde. Vielen Straßenkindern war eine Fluchtmöglichkeit ja noch sehr wichtig, und leider auch allzu oft sehr nötig. Sie ging hinüber zu der Kochzeile, wo noch ein Brot lag, das sie vor drei Tagen neben einigen anderen gebacken hatte. Morgen würde sie wieder neues machen müssen.
    “Hilfst du mir beim Tischdecken?“ fragte sie freundlich und reichte dem Mädchen ein paar Holztabletts, die sie auf den Tisch legen konnte. Dann nahm sie das Messer und schnitt das Brot in gute daumendicke Scheiben. Einige rupften es einfach auseinander und tunkten es in verschiedene Soßen, aber Penelope hatte es dick genug gebacken, dass man es auch vernünftig schneiden konnte. Als sie damit fertig war, gab sie schließlich auch die Scheiben an das Mädchen, damit es die zum Tisch tragen konnte. Sie selbst nahm aus dem Vorratsschränkchen den Topf mit dem Honig und holte einen Holzlöffel, damit sie den Honig auch herausbekamen.
    “Ich hoffe, du magst Honigbrot“, meinte sie lächelnd. Eigentlich war das mehr eine rhetorische Frage, sie kannte kein Kind, das davon nicht vollkommen begeistert gewesen wäre.

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    Vorsichtig betrat Mybia die Räumlichkeiten des Ehepaares. Mit großen Augen sah sie sich um, suchend nach Bildern, die von Ánthimos stammen konnten. Ihre Schritte waren dementsprechend trippelnd. Doch dann riss sie sich von ihrer Inspektion los und folgte Penelope. Tisch decken? Oh, das klang so schön normal, was für sie jedoch eher außergewöhnlich war. Die Kinder, sie und die Knaben, lebten nun mal von der Hand in den Mund. Geschirr oder gar einen Tisch besaßen sie nun mal nicht. "Ja.", sagte sie und drehte sich noch mal um ihre eigene Achse, um sich auch alles anzuschauen. Schön war es hier. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Bewohner so nett waren. Deswegen gefiel Mybia gleich alles doppelt so gut.


    "Natürlich.", erwiderte Mybia. Nachdem sie die Hände ausgestreckt hatte, um das köstliche Brot zu tragen. Mybia leckte sich gierig über die Lippe als sie das Brot zum Tisch trug. Dort stellte sie es ab und pickte schnelle einen Krumen, um ihn sich in den Mund zu stecken. Ihr kleiner Magen, der ein riesen Loch hatte, knurrte leise bei dem köstlichen Vorgeschmack. Die Kinder waren in den letzten Tagen vorsichtiger gewesen. Und so hatten sie alle kaum etwas gegessen. "Habt ihr Bienen hier?" Sie sah sich suchend um. "Dass ihr so viel Honig habt. Der Farbenmann, also Dein Ehemann, hat uns auch schon welchen geschenkt. Der war lecker. Die alte Fischerin vom Markt hat mir erzählt, dass die Bienen die Tränen Res sind. Kennst Du Re?"


  • Heute war es hart gewesen in der Arbeit. Gerade jetzt zum Ende der Pythanie wollten einige Händler noch schnell eine neue Betriebserlaubnis beantragen, da viele Angst hatten der neue Agoranomos wäre deutlich rigider als Mithridates Castor. Vielleicht hatten sie damit dem zukünftigen Agoranomos heute einen Haufen Arbeit gemacht...
    Danach war er noch trainieren gewesen und daher jetzt rechtschaffend müde.


    Und jetzt freute sich Anthi auf sein zu Hause. Er hatte geplant gemütlich zu Essen und sich dann mit Penelope gleich ins Bett zu legen. Vielleicht würde er sie ja auch überreden können, ihm noch etwas vorzuspielen. Als er die Tür schwungvoll öffnete, sah er sie wie sie gerade den Tisch deckte. Neben ihr stand das kleine Mädchen, dass er vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, und das ihm die Farbe aus dem Gesicht gewischt hatte.


    "Hallo ihr zwei.", meinte er fröhlich. Dann gab er Penelope einen Kuss auf die Wange, wandte sich anschließend der Kleinen zu und fragte sie freundlich: "Ich dachte schon du hättest uns vergessen. Ist dir was dazwischen gekommen?"

  • Die Kleine war ja wirklich goldig. Penelope setzte sich an den Tisch und rückte den Stuhl neben ihr so hin, dass das Mädchen gut daraufklettern und sich hinsetzen konnte, wenn sie wollte. Sie griff nach dem Brot und bestrich es mit etwas Honig, und reichte dann die Scheibe vorsichtig an das Mädchen weiter, damit sie sie Essen konnte. Erst danach machte sie sich ebenso eine Scheibe Brot und musste lächeln, als das Mädchen so erzählte.
    “Nein, wir haben keine Bienen, wir haben den Honig auf dem Markt gekauft. Von einem Händler, der Bienen hat.“
    Sie biss ein Stückchen von ihrem Honigbrot ab und kaute schnell, um dem Mädchen auch schon gleich auf die nächste Frage zu antworten, die natürlich gleich kam. Kinder fragten immer so herrlich viel. Penelope fand das unglaublich süß. Hoffentlich würde ihr Kind genauso werden, Penelope fand das so lebendig und einfach unglaublich niedlich. Sie konnte gar nicht verstehen, wie manche Menschen von so etwas genervt sein könnten.
    “Ja, ich kenne Re. Das allsehende Auge, nicht? Weißt du, meine Freundin ist Ägypterin, sie hat mir viel von Re erzählt.“
    Eigentlich hatte sie ihr viel mehr von anderen Gottheiten erzählt. Hauptsächlich von der Nilpferdartigen Thoeris, die die Frauen während der Schwangerschaft beschützen sollte. Penelope war zwar Griechin mit dem dementsprechenden Pantheon, allerdings wollte sie auch nicht den Zorn der ägyptischen Gottheiten auf sich ziehen und respektierte also ihre Existenz.
    Sie wollte gerade noch etwas sagen, als Anthi heim kam. Sofort kam er zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange, den sie auch leicht zurückgab und ihn mit einem liebevollen Lächeln bedachte. Da er die Kleine etwas gefragt hatte, schwieg sie lächelnd. Zuviele Stimmen durcheinander könnten das Kind sonst noch verwirren, und sie wollte ihr ja Gelegenheit geben, etwas zu sagen.

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    Beide Hände zu Hilfe nehmend kletterte Mybia auf den Stuhl. Sie war schon von Natur aus und den ärmlichen Verhältnissen her eher eine kleine Person. Auch für ihr Alter etwas zu klein geraten. So baumelten ihre Füße weit über dem Boden als sie nach der Krabbelei Platz genommen hatte. Aufmerksam verfolgte Mybia den Weg des köstlichen Honigbrotes bis zu ihr. "Daaanke! ", erwiderte sie schnell und biss gleich hinein. Und sofort nahm sie einen zweiten Bissen, obwohl sie den Ersten noch gar nicht zerkaut hatte. Ihre Backen plusterten sich sofort auf wie Segel im stürmischen Wind. Der Honig von dem Brot verschmierte sich sogleich großzügig um ihren Mund und hinterließ einige goldene und klebrige Flecken auf den Wangen.


    "Ja? ", fragte Mybia ratlos. "Weisch isch nischt. ", antwortete sie, mit vollen Mund freilich. Denn es dauerte bis sie die gehörigen Bissen zerkauen konnte mit ihrem kleinen Kiefer. "Er ischt die Schohonne. " Von guten Manieren hatte Mybia leider auch nicht viel mitgenommen. Aber ihre Eltern waren ihr in ihrem bisher recht kurzen Leben doch kaum ein Vorbild gewesen. Und wenn, dann ein schlechtes. Bis sie und ihr Bruder auf der Strasse gelandet waren. "Wer ist… ?" Mybia verschluckte sich und hustete einige Male, gerade als die Tür aufging. Die Tränen in den Augen wischte sie sich schnell weg und blinzelte hoch zu der verschwommenen Gestalt. Die sich gleich darauf als der großzügige Gönner der Kinderbande entpuppte.


    "Chaire! ", grüßte Mybia, den Mund mittlerweile wieder frei. "Jaaa. " Mybia nickte ernsthaft und ihre Mundwinkel wanderten sofort herunter als sie an das dachte, was sie am Kommen gehindert hatte. Zudem wurden ihre Wangen etwas rot. Denn sie schämte sich, das Versprechen nicht eingehalten zu haben. "Tut mir leid. ", murmelte sie leise und senkte ihre Augenlider. Dabei wollte sie doch noch nach der Freundin fragen, aber das traute sich Mybia in dem Moment nicht mehr.

  • Anthi legte ihr behutsam seine Pranke auf den Kopf. "Das macht doch nichts. Jetzt essen wir erstmal was, und dann sehen wir weiter." Anthi setzte sich auf den Stuhl links neben Penelope. "Wärst du so nett mir auch eine Scheibe abzuschneiden? Du weist ja, dass das bei mir immer so schief wird.", fragte er Pelo, grinste breit und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder der Kleinen zu. "Wie ich sehe hast du meine Verlobte schon kennengelernt. Und habe ich zuviel versprochen?"


    Jetzt war er mal auf die Antwort gepannt. Kindermund tut Wahrheit kund, sagte man doch immer so schön.

  • Das Mädchen wollte gerade etwas fragen, aber es schien es entweder vergessen zu haben oder sich nicht richtig zu trauen. Penelope würde sie nicht drängen, vielleicht konnte sie ja nachher darauf noch einmal zurückkommen. So sah sie nur lächelnd zu Ánthimos hinüber, der offenbar so hin und weg von der Kleinen war, dass er noch nicht einmal gesehen hatte, dass das Brot ja schon aufgeschnitten war. Sie nahm also eine Scheibe zur Hand und beschmierte sie gleich mit ein wenig Honig. Eigentlich wollte sie ja gleich richtig kochen, ehe Timos auch noch heim kam, aber zunächst wollte sie diese hübsche kleine Szene nicht durch Geschäftigkeit stören. Ánthimos würde schon nicht umfallen, wenn er erst einmal nur ein Honigbrot aß und in einer Stunde dann vernünftig.
    Nachdem sie die Scheibe auf dem Holzteller vor ihm abgelegt hatte, schmierte sie noch eine Zweite und schnitt diese in drei Streifen. Die legte sie dann vor dem Mädchen hin. So war es wohl für sie leichter zu essen als mit der großen Scheibe – die aber dennoch schon fast restlos verputzt war. Aber auf jeden Fall war es so um einiges unklebriger. Und die Kleine sollte ruhig soviel essen, wie sie wollte. Penelope machte es richtiggehend Freude, sie ein wenig zu bemuttern.

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    In einem Affentempo hatte Mybia das erste Brot verputzt, sie stopfte es auch mit beiden Händen in ihren Mund, kaute hastig und schluckte es schnell herunter. Denn wenn es eines gab, was sie in den letzten Jahren wirklich gut gelernt hatte, dann dass man bereits Gegessenes ihr nicht mehr weg nehmen konnte. Egal, ob sie die Älteren verärgerte und sie nicht mehr nett zu ihr waren. Dadurch waren ihre Backen noch viel weiter aufgebläht als vorher, so sehr, dass man schon fast befürchten musste, sie würden gleich platzen. Aber so konnte sie erstmal nicht den Mund öffnen bei der Frage. Sonst hätte sie das halbe Mahl schon wieder verloren. Angstrengt kaute Mybia weiter, schluckte, kaute, nickte dabei ganz heftig, so dass ihr Kinn gut zwei Hand breit hoch und runter schoss. Dann riß sie die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf, so dass ihre Haare um ihren Kopf herum flogen.


    Es dauerte einen Moment bis Mybias Mund etwas leerer wurde. Ihre Augen glitzerten hell als sie das weitere gute Essen sah, dass ihr so fein geschnitten hin gestellt wurde. Sie hustete noch einmal kurz und meinte dann ganz schnell: "Daaaaanke.", und griff gleich nach der nächsten Scheibe. "Öh...ich meinte nicht Ja und dass Du falsch gesagt hast. Sie ist wirklich wunder- wunder – wunder- schöööön." Mybia nickte ernsthaft. Sie hob die Hand und wischte sich über den Mund, so dass ihre Finger noch viel klebriger wurden als sie es ohnehin schon waren. Eine Haarsträhne blieb an ihrer Backe haften, dort, wo sich überall der Honig verteilt hatte. "Ist es 'Du weisst schon was' fertig?"

  • Anthi lachte herzlich. "Pass lieber auf, sonst platzen deine Backen noch. Du kannst ruhig langsam essen, dir wird niemand etwas wegnehmen." Er bedankte sich bei Penelope dafür, dass sie ihm ebenfalls ein Brot geschmiert hatte und nahm einen nicht minder großen Biss. Also eigentlich verschwand das halbe Brot in seinem Mund und Anthis Backen waren nun ebenso gebläht wie die der Kleinen. Als diesie dann Penelope als wunder-wunder-wunder-schööön beschrieb, musste er so breit grinsen, dass er sich beinahe am Brot verschluckt hätte und leicht husten musste.


    "Hmmm, habsch pfertisch.", antwortete er vergnügt mit vollem Mund.

  • Und so schnell hatte man noch ein großes Kind dazu. Penelope musste ein Lachen unterdrücken, als sie Anthi mit seinen vollen Hamsterbacken sah, aber ein sehr breites Grinsen ließ sich nicht unterdrücken. Noch dazu, wo das Mädchen gerade bekräftigte, wie schön sie Pelo fand. Sowas war sie gar nicht gewohnt, so dass sie einfach nur lächeln konnte.
    Doch dann kam das Gespräch auf das Bild, und Penelope beschloss, Ánthimos einen kleinen Tipp durch die Blume zu geben. Er sollte sich ja nicht verplappern und verraten, dass sie das Bild schon gesehen hatte. Die Kleine freute sich doch auf die Überraschung!
    “Ahja, da habt ihr zwei wohl ein Geheimnis?“ fing sie mit verschwörerischer Melodie in der Stimme an. Dabei zwinkerte sie dem Mädchen einmal kurz zu.
    “Mir wurde schon gesagt, dass mich gleich eine große Überraschung noch erwartet. Aber mir hat keiner etwas verraten, nicht einmal durch Bestechung.“
    Bevor das Mädchen glaubte, sie verschaukelte sie, lehnte sich Penelope zu Ánthimos herüber und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. “Kann ich dich denn bestechen, damit du es mir verrätst?“
    Das Bild hing in ihrem Zimmer, aber Anthi konnte es ja dann schnell holen – wenn er mal geschluckt hatte, ihr kleiner Hamster.

  • Zuerst verstand er ganz und gar nicht was sie wollte, aber zum Glück benahm sie sich absolut idiotensicher. Anthi schluckte herunter.


    "Du weist dass ich Bestechungen, zumindest wenn sie von dir kommen, immer sehr aufgeschlossen bin. Also ein Kuss ist auf jeden Fall schon einmal ein seeeehr guter Anfang. Aber du wirst unserer kleinen Freundin sicher auch etwas bieten müssen, schließlich sind wir da ja Verschwörungspartner." Er zwinkerte der Kleinen zu.


    "Wenn du sie überzeugen kannst, könnte ich unter Umständen bereit sein, die Überraschung zu holen." , fügte er geheimnisvoll dazu.

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    So ganz so sicher, ob das gute Essen sich nicht doch auf mysteriöse oder ganz weltliche Art und Weise auflösen konnte, das war die kleine Mybia wohl nicht. Sicherheitshalber nahm sie noch einen großzügigen Bissen und nickte dabei artig. Aber jetzt kaute sie wirklich langsamer und dadurch schmeckte alles noch viel besser, der süße Honig, das gute Brot, das ganz frisch war und ganz anders als die harten Brotkrusten, die sie sonst zu Essen bekam. Mit großen Augen verfolgte sie die Worte der beiden Erwachsenen. "Oh.", murmelte sie auf die Antwort von Ánthimos, dass das Bild doch fertig war. Da war sie natürlich sehr gespannt.


    Zufrieden hoben sich ihre Mundwinkel, denn Penelope hielt Wort und verriet ihren Faux pas von vorhin nicht. Verdutzt blinzelte Mybia. Sie noch überzeugen? Dabei war sie doch selber ganz gespannt und hipplig, so dass ihre Füße, die weit über dem Boden schwebten, hin und her baumelten. Sie hob das Brot mit dem goldenen Honig hoch. "Ich hab schon gaaanz viel bekommen. ", piepste sie. "Dürfen wir es sehen? Bitte. Ja?"

  • "Na gut, na gut, dann will ich mal nicht so sein." Er erhob sich auffallend langsam. "Aber da muss ich mir erst die Hände waschen, sonst klebt die Überraschung nachher noch vor lauter Honig." Schnell stopfte er noch den letzten Rest Brot in den Mund und wusch sich seine Hände mit Wasser aus dem Eimer der dafür vorgesehen war. Auch das machte er sehr sehr langsam und sorgfältig. Er liebte es Leute auf die Folter zu spannen. Die Kleine rutschte schon ganz ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. Dann öffnete er die Tür zu ihrem Schlafzimmer, zwinkerte den beiden zu, sagte "Bin gleich wieder da!" und schloss sie wieder hinter sich. Dann kramte er möglichst geräuschvoll in seinem Schrank, kläperte ein wenig mit dem Nachttopf und machte andere "sehr beschäftigte Geräusche".

  • Penelope war mit ihrem Brot auch fertig und wusch sich also ebenfalls kurz in dem Wassereimer die Hände. Ihre waren zwar nicht klebrig, aber das gehörte sich einfach so.
    “Magst du dir auch die Hände waschen? Sonst schimpft er uns noch, wenn wir das Bild aus versehen verkleben.“
    Freundlich lächelte sie dem Mädchen zu, damit es sich auch traute und den Scherz erkannte. Die Kleine war einfach nur goldig anzusehen und in Penelope regte sich jeder Mutterinstinkt, den sie hatte, allein bei dem Anblick. Wenn sie daran dachte, dass so ein wundervolles Wesen auch in ihr heranwuchs, wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie konnte es fast kaum erwarten.
    “Wie heißt du eigentlich?“ fragte sie dann noch neugierig. Sie konnte sie ja nicht immer nur „das Mädchen“ in Gedanken nennen, und es war immer gut, wenn man Namen kannte. Penelope legte da viel Wert eigentlich darauf.

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    Abwaschen? Mybia machte ganz große Augen. All den guten Honig an ihren Fingern verschwenden? Das Mädchen blickte einerseits Ánthimos gespannt hinter her und schien die Ohren zu spitzen, als sie die Geräusche hörte. Andererseits begann sie im Affentempo ihre Finger abzulecken, um noch einen kleinen Nachgeschmack von der köstlichen Süße zu erhalten. Zwischendrin, wenn einmal ihre Zunge wieder den Weg in den Mund gefunden hatte, meinte sie unschuldig: "Jaa, Hände waschen. Natürlich!"


    Mybia rutschte vom Stuhl herunter und schob ihn etwas zurück, um um den Tisch zu tapsen. "Wo?", fragte sie. "Dort?" Mit ihrem von Honig und auch Spucke verschmierten Zeigefinger, der auch sonst noch recht dreckig war, deutete sie fragend auf den Wassereimer.


    "Ich heiße Mybia.", antwortete sie prompt. Sie hatte eine ganze Latte von Namen, die sie heraus packte, wenn sie die Leute sonst nach ihrem Namen fragten. Denn Namen bargen Macht. So hatte es ihr die alte Fischerin erzählt. Darum verriet sie den Namen nur denjenigen, die sie nicht verfluchen wollte. Sprich, denen, die Mybia vertrauenswürdig vor kamen.

  • Ànthimos war nun der Meinung, dass er die zwei Grazien genug hatte warten lassen. Also stellte er das Bild auf die Staffelei und bedeckte es mit einem Tuch. Dann hob er die Staffelei hoch, und öffnete die Tür mit dem Ellenbogen.


    Penelope und die Kleine, sie stellte sich gerade mit Mybia vor, hatten offenbar gerade die Hände gewachen. "So, dann bitte ich die Damen Mybia und Penelope platz zu nehmen.", tönt er verschmitzt, während er die Staffelei beinahe theatralisch aufstellte.


    Als die beiden dann saßen, und Mybia schon wieder ganz hibbelig auf dem Sitz hin und her rutschte, lüftete Anthi das Geheimnis mit den Worten: "Hiermit präsentiere ich euch das Gemälde Penelope mit Harmonia vom groooßen Künstler Ànthimos Bantotakis."

  • “Freut mich, dich kennen zu lernen, Mybia“, meinte Penelope freundlich und half der kleinen ein wenig beim Abtrocknen der Hände. Anschließend fuhr sie mit dem feuchten Küchentuch dem Mädchen vorsichtig einmal übers Gesicht, um die Honigreste von den Wangen zu entfernen.
    Gerade als sie damit fertig war, kam auch schon Ánthimos zurück und stellte die Staffelei auf. Mit einer Bewegung, die eines Künstlers würdig war, enthüllte er das Gemälde vor seinen beiden Bewunderinnen. Natürlich übertrieb Penelope ihre Überraschung, immerhin kannte sie das Bild ja schon. Aber dem Mädchen tat sie gern den Gefallen, überrascht auszusehen. Und sie fand das Bild ja auch wirklich wunderschön.
    Strahlend ging sie zu ihrem Meistermaler herüber und gab ihm einen kleinen Kuss.
    “Es ist wirklich wunderschön geworden. Ich danke dir.“
    Sie hatte sich schon bei ihm bedankt, ausgiebig sogar, aber dieses Bild war wirklich wundervoll. Da hatte er sich einen Kuss mehr auch immer verdient.

  • Ein Straßenjunge, der von mir für seinen Botengang mit ein paar Drachmen entlohnt worden war, schob einen Brief unter der Tür durch und verschwand dann schnell wieder.




    Werter Ànthimos,


    wie ich erfahren habe, bist Du nun in der Politik aktiv. Einsatz für die Menschen hat immer Respekt verdient, deshalb möchte ich mein Bedauern äßern, dass ich zum Zeitpunkt der Wahl die Ekklesia bereits verlassen hatte. Deine Verlobte ist übrigens eine ausgezeichnete Rednerin und sie hat mich durchaus zum nachdenken gebracht. Der Grund für diesen Brief besteht auch darin, dass Du nun in der Politik aktiv bist. Freundschaft zu mir oder auch nur der Kontakt mit mir würde sich negati auf Deine politische Laufbahn auswirken. Dazu habe ich mir inzwischen zu viele Feinde gemacht.
    Meiner Meinung nach bist Du eine Bereicherung für die Polis. Ich kann es nur unterstützen, dass Du politisch aufsteigst. Damit Du keine schwierige Entscheidung zu meiner Person treffen musst, tue ich das. Ich ziehe meine Einladung hiermit zurück. Ebenso lehne ich Deine Einladung ab. Meine Entscheidung ist wohlüberlegt, ich werde sie nicht noch einmal überdenken. Ich empfehle Dir, sie zu akzeptieren und Dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Ebenso empfehle ich Dir, keinen Kontakt zu mir zu suchen.


    Marcus Achilleos



  • Gerade hatte Penelope alles sauber gemacht, als ihr das Stückchen Papier an der Türe auffiel. Sie hatte es vorher gar nicht bemerkt, deshalb schaute sie ein wenig skeptisch, ehe sie hinüberging und das Brieflein aufhob. Jemand hatte ihn unter der Tür wohl durchgesteckt und nicht wie sonst üblich geklopft und ihn übergeben.
    Penelope wendete den Brief, um zu schauen, für wen der wohl war. Und vor allem, von wem der wohl war. Neugierig, wie sie war, öffnete sie diese ominöse Botschaft, um ebendies herauszufinden. Sie dachte dabei ja auch nichts böses, und kein Mensch bei Verstand schrieb etwas in einen Brief, was unter keinen Umständen publik werden durfte.
    Es war für ihren verlobten, und ein Blick zur Unterschrift sagte, dass es von Marcus Achilleos kam. Was wollte der denn von ihrem Mann? Penelope beschloss, den Brief kurz zu lesen. Es waren ja nur ein paar Zeilen, und wenn nur ihr Mann es sehen sollte, hätte der Bote ihn persönlich übergeben und nicht einfach durchgeschoben.
    Als sie ihn dann zum zweiten Mal gelesen hatte, setzte sie sich hin. Sie kannte Anthi, der würde gleich sehr verwirrt sein. Sie würde den Ratschlag von Marcus ja annehmen, aber ob ihr Mann, der immer so geradeheraus und ehrlich war, das auch machen würde?
    Sie brachte den Brief mal in ihr gemeinsames Schlafzimmer, damit er nicht noch verschütt ging. Anthi müsste auch gleich heimkommen, dann konnte sie ihn ihm zeigen.

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