Timos beobachtete den Verkäufer, der interessiert zu ihnen herüberstarrte, als Axilla ihm ins Ohr flüsterte.
"Aber ja. Du wirst ganz bezaubernd darin aussehen." flüsterte er überzeugt zurück und schaute ihr dann eindringlich in die Augen, während er ihr eine Hand auf den Oberam legte. Dann wandte er sich an den Verkäufer und fragte laut:
"Sag Mann, wie viel würdest du für diesen Fetzen verlangen?"
Der Verkäufer schaute ihn verdutzt an und kam dann wild in gebrochenem Latein plappernd auf ihn zu. Er nahm das Kleid, breitete es vor ihnen aus und erklärte noch einmal eingehend die Besonderheiten und Vorteile. Am Ende seiner Ausführungen verlangte er ganze 375 Drachmen.
Timos sah den Mann ärgerlich an und sagte:
"Nie und nimmer! Dieses Stück Stoff ist höchstens hundertfünfzig wert!"
Lustwandeln - Griechisch-Römisches Abenteuer in den Hafentabernen
-
-
Der Blick aus seinen Augen war…wow! Axilla bemerkte im ersten Moment seine Hand auf ihrem Oberarm noch nichtmal, so hypnotisiert schaute sie zurück. Als Timos sich schließlich an den Verkäufer wandte, schaute sie erstmal auf den Boden. Sie redete sich ein, dass das nur war, weil sie einander so nahe waren. Was steckten sie auch die Köpfe zusammen und tuschelten?
Und außerdem brauchte sie zu dem Kleid wohl neue Schuhe. In ihren üblichen Latschen konnte sie sowas auf keinen Fall tragen. Wieviel würde das bisschen Stoff wohl kosten?
„Hundertfünfzig?“
„Hundertfünfzig?“
Sie und der Verkäufer sprachen das Wort fast gleichzeitig mit der fast identischen Betonung aus. Nur dass Axilla auch 150 für zu hoch hielt, während der Verkäufer wohl der Meinung war, es sei zu niedrig. Axilla schaute sowohl den Verkäufer als auch Timos einen Moment aus ungläubigen Augen an. Wie konnte so ein bisschen nichts EINHUNDERTUNDFÜNFZIG Drachmen kosten?
Was auch immer es war, der Verkäufer war durch ihren Ausruf wohl ein klein wenig verunsichert. So dauerte es einen Moment, bis er seine Sprache und das übliche Gehabe wieder von sich gab.
„Fühlt doch mal den Stoff. Beste Seide wurde hineingewebt, die muss tausend Meilen importiert werden. Und die Farbe! Habt ihr schon mal so ein sattes Grün gesehen? Riecht mal an dem Stoff, los, riecht daran. So eine satte Farbe, und trotzdem kein Färbegeruch. Ich gebe es euch für 300, und das ist schon geschenkt.“
Das größte Problem war, dass Axilla nurnoch 240 Drachmen dabei hatte, und danach wohl erklären müsste, weshalb sie ihr gesamtes Taschengeld für ein einziges Kleid ausgegeben hatte. Sie sah ein wenig hilfesuchend zu Timos. -
Timos registrierte den hypnotisierten Blick seiner Gefährtin beiläufig und grinste in sich hinein. Äußerlich zeigte sich in seinem Gesicht jedoch keinerlei Regung, auch nicht als der Händler ihm das Angebot über dreihundert Drachmen machte. Timos schüttelte gespielt enttäuscht den Kopf und erwiderte gelassen:
"Erzähl mir doch nichts. Dieses Ding ist doch niemals so viel wert wie du behauptest. Das liegt vermutlich schon ewig hier, weil es sonst niemand haben will. Du solltest glücklich sein, dass wir es überhaupt zwischen den ganzen anderen Stücken bemerkt haben." Er deutete auf die anderen Kleider, die allesamt mindestens doppelt so teuer sein mussten. "Hundertundzehn. So schön ist es ja gar nicht mal." -
Der Händler schien alles andere als erbaut, dass Timos den Preis noch einmal nach unten korrigierte. Axilla hingegen sah sich immer noch sehr zweifelnd den Stoff an. Er war ja wirklich, wirklich, wirklich hübsch, und sie hatte sich schon lange kein neues Kleid mehr gekauft. Aber, sie konnte doch nicht Silanus Geld einfach so mit vollen Händen für ein Kleid ausgeben, dass sie dann für einen anderen Mann bei einem Fest tragen würde?
Wobei…? Ja, genau, warum nicht? Ein bisschen zu leiden hatte er durchaus verdient! Und wenn es nur sein Geldbeutel war, der litt! Warum sollte Axilla denn in Trauerflor rumrennen? Da draußen gab es jede Menge gutaussehende Burschen, die mit ihr Zeit verbringen wollten, und wenn Silanus das nicht wollte, sein Pech. Hah!Völlig in Gedanken hatte Axilla den kleinen Wutausbruch des Händlers nicht mitbekommen. Daher hatte sie keine Ahnung, auf wie viel er nun mit dem Preis runtergegangen war. War auch nicht so wichtig, es war ohnehin bestimmt unverschämt hoch.
„Für Hundertdreißig nehm ich es mit.“ Von ihren Racheplänen beseelt war Axillas Stimme stolz und fest.
Der Händler wandte sich ganz verdutzt um. Offenbar hatte er nicht geglaubt, dass sich das Mädchen einmischen würde. „Hundertdreißig? Mädchen, du meinst zweihundertdreißig. Dafür geb ich es dir mit.“
Mädchen?!„Hundertdreißig.“
“Was? Schau dir doch den Stoff an, oder bist du mit Blindheit geschlagen? Deine Freundin versteht offenbar nichts davon. Jede Drachme unter 200 ist für mich ein persönlicher Verlust! Noch weniger kann ich beim besten Willen nicht dafür verlangen!“ -
Hätte Timos Gedanken lesen können, er hätte vermutlich nicht schlecht gestaunt. Da er es allerdings nicht konnte, schaute er Axilla jetzt dennoch verblüfft an, als sie sich in die Feilscherei einmischte. Der Händler wurde frech und so drehte Timos sich einfach auf dem Absatz um und sagte laut und deutlich zu Axilla:
"Nun denn, dann müssen wir uns wohl woanders umschauen. Dieser Mann will uns wohl über's Ohr hauen!"
Er konnte sich das Gesicht des Ägypters in seinem Rücken bildlich Vorstellen, und als dieser dann mit verzweifelter Stimme hinter ihnen herrief, sie mögen doch stehen bleiben, zeigte sich ein gewinnendes Grinsen auf seinem Gesicht.
"Meisterr, bitte! Ich verrkaufe es euch beiden fürr die hunderrtdrreißig, ist ja gut!" Aufgebracht fuchtelte der Mann mit den Armen in der Luft herum und kam auf Timos zu gelaufen. Dieser streckte dem Ägypter die Hand hin und erwiderte ganz gelassen:
"Also gut. Hundertdreißig Drachmen."
Er schaute Axilla erwartungsvoll an. Immerhin hatte sie das Geld, oder nicht? -
Offenbar verstand Timos bei weitem mehr vom handeln als Axilla. Sie wäre stur stehen geblieben und hätte vermutlich Streit angefangen, aber seine Taktik war um einiges gerissener und erfolgreicher. Also schenkte sie ihm ein wölfisches Grinsen, ehe sie sich dem Händler zuwandte. Da sie keine Ahnung gehabt hatte, wie viel das Amulett gekostet hätte – und wirksame Zauber waren ja bekanntlich teuer – hatte sie ungewöhnlich viel Geld mit.
Natürlich nicht an dem Beutel, der an ihrem Gürtel hing, dumm war sie immerhin nicht. Und so zog sie einen sehr plattgedrückten Beutel unter ihrer Tunika hervor und zählte feinsäuberlich die Münzen ab. Den Geldbeutel wieder sicher an ihrer Haut zu verstauen war mit den ganzen Zuschauern hier auf dem Markt aber nicht ganz so einfach, aber es war Axilla egal, ob sich irgendwer über ihre Verrenkungen amüsierte. Sie hatte das Kleid, das sie wollte. Nur leider hatte sie keinen Sklaven mit, der es für sie trug. Sie ließ sich den Stoff noch in billiges Papier einschlagen, damit er nicht noch Schaden nahm, und nahm das Päckchen dann entgegen. Sie konnte es wohl nicht einfach Timos aufs Auge drücken, es für sie zu tragen? -
Timos grinste verschlagen zurück und streckte beide Arme aus, um ihr das eingepackte Kleid abzunehmen. Natürlich würde er als Gentleman die Einkäufe für sie tragen.
"Und jetzt?" fragte er beim Weitergehen. "Brauchst du noch was neues? Schuhe vielleicht? Oder Schmuck?" Er kannte die Frauen doch zu gut. Immer noch grinsend schaute er auf Axillas Füße, während er ihr wieder einen Arm zum einhaken anbot. -
Da musste Axilla ja wirklich an ein sehr seltenes Exemplar Mann gekommen sein, wenn er so bereitwillig noch weiter mit ihr einkaufen gehen wollte. Eigentlich hätte sie ruhig noch Stunden bummeln können, aber irgendwie ging dabei ein bisschen das Abenteuer verloren.
„Eigentlich könnte ich noch Schuhe gebrauchen, aber wenn die auch so erlesen sind wie das Kleid, hab ich wohl nicht mehr genug Geld dabei. Und außerdem dachte ich, wir wollten noch ein paar Abenteuer hier erleben?“
Sie war immer noch ein wenig berauscht vom Wein und dachte daher über die Zweideutigkeit ihrer Worte nicht im Geringsten nach. Sie hakte sich wieder bei Timos ein und strahlte ihn dabei kurz an. Sie hatte für etwas eigentlich sinnloses verdammt viel Geld ausgegeben, und fühlte sich großartig dabei.
„Kennst du noch ein paar interessante Ecken hier? Ich bin grade in Feierlaune.“ -
"Na, da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Du hast recht, lass uns lieber noch ein paar Abenteuer erleben." Er grinste breit und sagte die letzten beiden Worte mit einem ironischen Unterton. Er hatte da bereits eine Idee...
"Ich hätte da noch was, das dir sicherlich abenteuerlich genug sein dürfte. Hier entlang."
Er zog sie etwas enger an sich und bog in eine Gasse ein, in der ein ebenso großes Gedränge herrschte wie auf der Hauptstraße. Er achtete peinlich genau darauf, dass dem Seidenkleid nichts passierte und passte gleichzeitig auf, dass Axilla ihm nicht verloren ging. Hier liefen allerlei merkwürdige Gestalten herum. Zwielichtige Burschen, die nach fremdländischen Duftwassern oder Genussmitteln rochen, noch zwielichtigere Typen, die sich in dunklen Hauseingängen herumdrucksten und noch viel zwielichtigere Gestalten, die Timos mit bösen Blicken auf Abstand halten musste. Seinen Geldbeutel hatte er schon lange zwischen den Falten seiner Tunika, direkt an seiner Brust versteckt.
Er blieb vor einem herruntergekommenen Obstladen stehen, schenkte Axilla ein breites Grinsen und einen verschwörerischen Blick und zog sie dann hinein. An der Theke, wo praktisch keine Ware auslag, saß ein Greis, der sie nur zur Seite winkte und auf eine Hintertür deutete.
Timos öffnete die Tür und sie blickten auf eine Kellertreppe hinunter.
Erwartungsvoll schaute Timos seine hübsche Begleitung an und fragte:
"Bereit für ein besonders spannendes Abenteuer?" -
Ein bisschen unheimlich war ihr die Gegend schon, in die Timos sie führte. Ein paar Männer warfen ihr sehr seltsame Blicke zu, und sie war nicht undankbar, dass Timos sie ganz dicht zu sich gezogen hatten. So hatte sie zumindest einen Beschützer um sich, auch wenn sie so langsam kleine Zweifel bekam, ob er sie wirklich beschützen wollte oder nicht vielleicht doch etwas anderes.
Vielleicht war es der Wein, vielleicht auch der Trotz, es Silanus auswischen zu wollen, auf jeden Fall ging sie bereitwillig mit Timos mit, als sie in ein Gebäude traten, das absolut nicht vertrauenserweckend aussah. Drinnen saß nur ein alter Mann und ein paar alte Früchte lagen herum, aber offenbar gab es noch eine Tür, zu der Timos sie führte.
Ein wenig Angst hatte Axilla, aber das wollte sie sich natürlich nicht anmerken lassen. Er sollte sie schließlich nicht für ein ängstliches Kind halten, das erst den Mund aufriss und Abenteuer wollte, und dann einen Rückzieher machte. Und natürlich wollte sie jetzt schon wissen, was hier los war, die Neugierde war schon verdammt groß.
„Was ist da unten?“
In ihrer Stimme schwang die Mischung aus Angst und Neugier mit, und um zu beweisen, dass sie sich nicht fürchtete, trat Axilla schon mal auf die erste Stufe nach unten. Sie war schließlich kein Feigling. Und Axilla hatte noch das unbelehrbare Selbstvertrauen der Jugend, das ihr das Gefühl gab, unsterblich zu sein. -
"Lass dich überraschen." sagte Timos schlicht und begann die Treppe hinab zu steigen. Er schmunzelte über ihre Anfängliche Selbstsicherheit, die sich nun langsam abzubauen schien. Dennoch schritt sie mutig neben ihm her. Am Ende der Stufen war ein Vorhang aus Perlenketten, durch den ein schwacher Lichtschein und leise Musik drang. Es rasselte leise, als sie in den nächsten Raum traten. Dies schien eine Art Vorraum zu sein, der von Öllampen erhellt wurde. Es gab eine Theke, wo eine hübsche Bedienung stand und an einer weiteren Tür, durch die ebenfalls Musik drang, stand ein großer dunkelhäutiger Wächter. Timos ging auf die Empfangsdame zu, die offenbar eine Sklavin war und legte das Paket zusammen mit zwei Münzen auf die Theke. "Chaire. Das hier bitte sicher verstauen. Wenn was wegkommt, fällt das auf dich zurück." zwinkerte er ihr zu und verheimlichte Axilla, dass er die junge Frau nach den wenigen Besuchen, die er hierher schon unternommen hatte, bereits kannte.
Den Türsteher grinste er nur breit an, während er das Beutelchen aus dem Ramschwarenladen hochhielt. Der Hüne nickte nur ernst und öffnete ihnen die Tür.Was sich Axilla nun offenbarte war völlig anders, als alles was sie bisher wohl kennen gelernt haben musste. Sie betraten einen großen Kellerraum, der von einigen winzigen Kellerfenstern und einer großen Anzahl Öllampen und Fackeln erleuchtet wurde.
Die Decke war von Steinsäulen gestützt und die Wände von kuscheligen Sitzecken und Warmwasserbecken gesäumt. Überall standen gepolsterte Sessel, Clinen und kleine, runde Tische mit Süßspeisen und Früchten. In der Mitte des Raumes befand sich eine Bühne, auf einige Sklavinnen mit verschiedenen Instrumenten und ihren Stimmbändern für musikalische Unterhaltung sorgten.Auch hier fand man die merkwürdigsten Gestalten vor. In den Sesseln fläzten sich fette Griechen, die Pfeifen rauchten und Wein im Überfluss tranken. In den Sitzecken konnte man Männer dabei beobachten, wie sie sich mit Dirnen oder Lustknaben vergnügten. Der ganze Saal war erfüllt von Stimmengewirr, Lachen und einem ungewöhnlich betörenden Duft, den offenbar die Pfeiffen der Anwesenden verströmten.
Thimótheos legte Axilla seinen Arm um die Hüfte und streckte den anderen aus, um ihn über die Szenerie schweifen zu lassen.
"Na, was sagst du dazu?" fragte er keck. -
Je tiefer sie kamen, umso mehr fürchtete sich Axilla. Es war irgendwie unheimlich hier unten, so in die Tiefen hinabzugehen, als würden sie direkt in die Unterwelt schreiten. Über allem lag ein unbekannter Duft, und vom Wein war ihr ein bisschen schwindelig. Unten angekommen löste sich Timos auch noch kurz von ihr und ließ sie allein im Raum stehen, während er das Päckchen bei einer Sklavin ablieferte. Axilla schaute sich unsicher um und langsam wurde das ungute Gefühl größer als die Neugier.
Aber Timos führte sie noch tiefer hinein in dieses Schattenreich. Axillas Blick blieb wie hypnotisiert auf einer Szene im hinteren Teil des Raumes hängen, wo sich ein wirklich hässlicher Kerl mit einer kleinen, zierlichen Sklavin grade vergnügte. Sie wollte das nicht sehen, aber sie konnte nicht wegschauen. Verschreckt hielt sie sich ganz fest an Timos fest. Er war immerhin das einzig bekannte im ganzen Raum.
Auf seine frage wusste sie erst einmal nichts zu sagen. Wie ein verschrecktes Reh stand sie ganz still und leise und wünschte sich, unsichtbar zu sein. Timos Hand an ihrer Hüfte nahm sie – wenn überhaupt – nur unbewusst wahr. Und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie überhaupt etwas sagte.
„Ich glaube, ich darf hier nicht sein.“
Das klang jetzt aber weinerlich! Axilla wurde wütend auf sich selbst, dass sie sich wie ein kleines Kind benahm. Nein, schlimmer, als sie klein war, hatte sie nie soviel Angst gehabt wie jetzt. Also benahm sie sich jetzt sogar schlimmer als ein kleines Kind. Sie räusperte sich und richtete sich stolz und gerade auf. Eine Iunia hatte keine Angst, vor gar nichts! Höchstens ein bisschen vor dem dicken Kerl, der sich mit einer Hand durch den Bart strich, als er sie ansah.
„Das ist definitiv abenteuerlicher als der Hahnenkampf.“
Nun war ihre Stimme wieder fest und selbstsicher, wenn sie sich selbst auch gar nicht so fühlte. Aber sie wollte sich vor Timos keine Blöße geben. -
Er spürte ihre ängstliche Umklammerung und schlang seinen Arm noch etwas fester um sie. Bei ihren furchtsamen Worten schaute er Axilla erst bedauernd an. Er wollte gerade umdrehen und einfach wieder rausgehen, als sie sich straffte und mutig weitersprach.
"Das ist es allerdings." sagte Timos, kam jedoch nicht zu mehr Worten, da der Besitzer des Ladens sie ansprach.
"Chaire ihr beiden. Kann ich euch behilflich sein? Besondere Wünsche? Ein warmes Bad? Oder bevorzugt ihr einige gemütliche Stunden in unseren bequemen Polstersesseln?"
Der kleine, bierbäuchige Mann, dessen Herkunft schwer zu bestimmen war, deutete mit einer ringbesetzten Hand zuerst auf ein Becken, in dem sich bereits einige Männer von Sklavinnen massieren ließen, dann zeigten seine Finger auf zwei freie Sessel, die in einer Ecke zusammen mit einer Cline um einen kleinen Tisch herum standen.
Timos schaute Axilla kurz fragend an, erwartete jedoch keine Antwort auf die ungestellte Frage, sondern beantwortete sie selbst.
"Ich denke, wir sind erst einmal mit den Sesseln zufrieden, danke."
Der Mann führte das immer noch eng umschlungene Paar zu den Plätzen und säuselte: "Die Bedienung kommt sofort, um euren Wünschen gerecht zu werden."
Timos nickte und sah Axilla dann erwartungsvoll an, während er darauf wartete, dass sie sich langsam von ihm löste. Von der vielen Lauferei taten ihm langsam schon die Füße weh. (:D) -
Sah sie aus wie eine Sklavin, als dass sie Timos im Bad massieren würde? Axilla wuchs bei den Worten gleich mal um mehrere digiti an und der impulsive Schwall an Wut in ihr ließ sie die ganze bedrohliche Situation kurz vergessen. Aber Timos antwortete schon freundlich und führte sie zu den Sesseln, ehe sie etwas unüberlegtes sagen konnte, was sicher nicht halb so freundlich gewesen wäre.
Als sie beide bei den Sesseln waren, merkte Axilla erst, wie nahe sie und Timos sich gekommen waren und räusperte sich einmal verlegen, als sie ihn losließ. Ein kleiner Teil von ihr hätte sich zwar gerne noch ein wenig an ihm festgehalten und Schutz gesucht, aber der Rest war zu stolz, um sich diese Schwäche einzugestehen. Auch, wenn sie es sofort bereute, ihn losgelassen zu haben. Um es zu überspielen ließ sie sich schwungvoll in den Sessel fallen.
Fragend sah sie zu Timos hoch. „Was ist das hier für ein Ort? Was macht man hier? Also, wenn man kein Mann ist und… du weißt schon… das da hinten macht.“
Sie deutete mit einer Hand unbestimmt grob in die Richtung der sich vergnügenden Männer und stöhnenden Sklavinnen. -
Timos zog den anderen Sessel etwas näher an Axillas heran und machte es sich in diesem gemütlich. Er lachte verschwörerisch, als Axilla ihm einen Haufen Fragen stellte, deren Antworten niemals für eine junge Frau in ihrem Alter bestimmt sein sollten.
"Dies hier ist ein kapeleion, oder wie ihr Rhomäer sagen würdet, eine taberna, der etwas anderen Art. Man(n) vertreibt sich hier seine freie Zeit, lässt sich von hübschen Frauen verwöhnen... - ein skeptischer Blick seitens Axillas - ...nein, es geht nicht nur um sexuelle Befriedigung! Man trinkt Wein, genießt Obst und Süßigkeiten und lauscht der angenehmen musikalischen Untermalung. Manchmal werden auf der Bühne dort auch Hahnenkämpfe oder Ringwettbewerbe veranstaltet."
In diesem Moment kam eine Bedienung und fragte nach ihren Wünschen. Timos überlegte kurz und bestellte dann einen sogenannten 'Süßen Teller', eine Karaffe Wein und eine 'Pfeife'. Dann wandte er sich wieder Axilla zu. "Äh...wo war ich stehen geblieben?" -
„ Verwöhnen und musikalische Unterhaltung auf der Bühne“, beantwortete Axilla seine Frage.
Jetzt, da sie saß, war es nicht mehr ganz so bedrohlich. Sie waren schön an einer Seite und von den anderen ziemlich abgeschottet, dass es fast privat war. Langsam legte sich das ungute Gefühl, auch wenn es nicht ganz verschwand, und ihre Neugierde erhielt wieder die Oberhand. Wenn irgendeiner ihrer Verwandten wohl jemals herausfände, dass sie hier war, und sei es auch nur für fünf Minuten, würde sie wahrscheinlich erschlagen werden. Also beschloss sie, so viel dieser verbotenen Reize aufzunehmen, wie sie konnte. Wenn sie schon in so einer Gefahr schwebte, wollte sie es auch genießen.
Dass Timos wieder näher zu ihr gekommen war, bemerkte sie, aber zeigte es nicht nach außen. Sie fragte sich, was er wohl tun würde, wenn sie jetzt schon das Kleid anhätte, und musste darüber leise vor sich hin lächeln. -
"Achja. Also ich komme hauptsächlich hierher, um mich zu entspannen." sagte er mit Vorfreude auf die Pfeife, die ihm wenige Augenblicke später gebracht wurde. Er nahm sie gelassen entgegen und holte sein Beutelchen wieder heraus. Der Wein und der 'Süße Teller' wurden auch gebracht. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als er die Platte sah. Sie quoll förmlich über vor Früchten, süßem Gebäck und leckeren soßen zum dippen. Grinsend sah er zu Axilla herüber, die sich langsam zu entspannen schien.
-
Ein halbnacktes Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren brachte einen Teller mit Obst und allerlei Honiggebäck, daneben noch eine Kanne mit Wein. Aber weder das Mädchen noch das Obst noch der Wein zogen Axillas Aufmerksamkeit auf sich, sondern eine kleine, dünne, grüne Pfeife. Axilla rückte mit dem Oberkörper näher zu Timos, der das Pfeiflein in Empfang nahm, und betrachtete es wie eine Katze wohl ein Mauseloch zu beobachten pflegt.
„Und wozu ist die gut?“
Axilla hatte zwar eine grobe Ahnung, aber sie wollte es lieber genau wissen, bevor sie sich mit ihrer Vermutung noch lächerlich machte. Dass sie dabei so dicht schon an Timos rangerückt war, dass ihre Knie sich berührten, merkte sie erst einen Moment später. Als wäre die ganze Pfeife eigentlich vollkommen uninteressant, setzte sie sich daher schnell wieder zurück und schlug die Beine übereinander. Irgendwannmal brachte ihre Neugier sie noch mal ernsthaft in Schwierigkeiten. -
Das Mädchen beachtete Timos gar nicht mehr richtig, als er erst die Pfeife in der Hand hielt. Axilla rückte plötzlich neugierig zu ihm herüber, und stellte eine Frage, die Timos schon erwartet hatte. Er schaute sie eindringlich an, so wie er es bereits auf dem Markt getan hatte, doch diesmal war sein Blick anders. Für einen Moment glänzten seine Augen vor Besessenheit, als er sich mit seinem Oberkörper zu ihr herüberbeugte.
"Ist dir die Nähe zu mir etwa peinlich?" fragte er grinsend. Dann legte er die Pfeife zur Seite und öffnete das Beutelchen. Er atmete den Duft, den es verströmte, mit einem fröhlichen seufzen ein und nahm ein paar Klümpchen zwischen Zeigefinger und Daumen, um sie in die Pfeife zu stecken. Er entzündete die seltsamen Klümpchen und zog ein bisschen an der Pfeife, bis sie richtig an war.
"Schonmal vom wundersamen Opium gehört?"
Er zog einmal lang und kräftig und atmete eine ordentliche Rauchwolke aus. Dann reichte er Axilla die Pfeife. "Mal probieren? Is' gut!" sagte er überzeugend lächelnd. -
Die Nähe peinlich? Pah! Axilla betrachtete ihn mit einer einzeln hochgezogenen Augenbraue und kam mit ihrem Oberkörper wieder nach vorne und ihm näher, wie um zu beweisen, dass sie keine Angst vor ihm hatte. „Ich hab vor gar nichts Angst. Komm halt näher.“
Einen Moment später biss sie sich schon auf die Zunge. Aber Timos schien ohnehin grade von dem Inhalt seines Beutelchens abgelenkt, den er in die Pfeife stopfte und anzündete. Axilla beobachtete das ganze mit kaum verhohlener Neugier und sah ihm zu, wie er eine große Wolke grünlichweißen Rauch auspustete. Es roch sehr ungewohnt und kitzelte in der Nase. Und schließlich bot er ihr sogar die Pfeife an und sagte ihr, was es war.
„Opium?“
Axilla nahm das zarte Gerät in die Hand und schaute einmal misstrauisch. Opium berauschte die Sinne, hieß es. Aber es war auch Medizin und linderte Schmerzen. Axilla hatte noch nie davon probiert, dazu war sie immer zu gut beschützt und bewacht gewesen. Aber hier mit Timos war sie in einer Welt der Abenteuer und konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Vorsichtig führte sie die Pfeife zum Mund. Sie wusste nicht, wie es genau funktionierte, und nahm natürlich prompt einen zu tiefen Zug. Hustend hielt sie die Pfeife von sich weg, damit Timos sie wieder nehmen konnte, während Sternchen vor ihren Augen zu tanzen schienen und sie sich fühlte, als hätte sie sich an einem riesigen Schluck Wasser verschluckt.
Als sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, schaute sie zu Timos hinüber. Ein klein wenig war ihr schlecht und schwummerig, aber sie meinte noch, das sonst nichts wäre. Zumindest war das ihre Überzeugung.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!