• So viele Leute nickten ihm grüßend zu, zu ebenso vielen Leuten nickte er - ebenfalls grüßend - zurück. Als wichtigster Mann der Provinz - er mußte zugeben, irgendwie gefiel es ihm schon, am obersten Hebel der Macht zu sein - hatte er natürlich einer der Ehrenplätze inne. Aischylos würde heute gegeben, sagte man ihm, und Hungi seufzte ein wenig. Schwere Kost für ein Fest. Etwas beschwingteres wäre ihm lieber gewesen. Daher schwand sein Interesse auf ein höfliches Maß und ließ sich Speis und Trank bringen. Wenn schon das Stück schwer war, so sollte wenigstens der Wein dazu ein leichter sein.

  • Zitat

    Original von Lucius Germanicus Matrinius
    Natürlich, lass uns erstmal das Fest genießen.
    Sagte ich fröhlich und nahm mir einen Becher Wein von einem der Stände.


    Ja, in der Tat habe ich in Germanien ebenfalls in der Verwaltung gearbeitet und es war eine schöne Zeit dort.
    Meinte ich ein wenig gedankenverloren, als ich an die schöne Zeit zurück dachte.


    "In welcher Stadt denn, wenn ich fragen darf?", konnte es Sabinus einfach nicht lassen dem Germanicer Löcher in den Bauch zu fragen.


    Als auch der Magistratus sich einen Becher Wein geholt hatte, hob der junge Vinicier grinsend seinen Becher. "Auf Tarraco!", rief er fröhlich. "Und auf uns, Germanicus Matrinius!"

  • Sabinus stürzte den verbleibenden Wein hinunter und nickte seinem Gesprächspartner freundlich zu. "Gut, der Wein!", meinte der Vinicier freundlich lächelnd und holte sich schnell einen neuen Weinbecher, es sollte schließlich kein Weinengpass entstehen!


    "Und wieso hast du Germanien eigentlich wieder verlassen, Matrinius?"

  • Erste Strophe


    CHOR:
    Du fürchte nichts; freundlichen Sinns ist unsre Schar wechselgeschwinden Flügelschlags diesem Geländ
    Eilig genaht; sobald ich
    Des Vaters Herz endlich erweicht, trugen mich her die geschwinden Lüfte.
    Des Hammers weithallender Schlag durchdrang der Meergrotte Gemach, er scheuchte mir
    Scheuen die blöde Scham fort;
    Schuhlos in geflügeltem Wagen kam ich.


    PROMETHEUS:
    Weh! weh!
    Ihr, Tethys' Kinder, der kindreichen,
    Ihr Töchter des rings um die Welt sein Meer
    Schlaflos hinströmenden Okeanos,
    Seht, Mädchen, mich an, o schauet empor,
    Wie gefesselt ich hier, wie mit Ketten beschwert
    Ich am Felsengestad, am zerrißnen Geklüft
    Unbeneidete Wacht muß dulden.


    Erste Gegenstrophe


    CHOR:
    Prometheus, ich seh's! In Entsetzen trübt der vorbrechenden Träne Nebel dichtfallend den Blick,
    Daß ich dich also sehn muß
    Qualvoll dahinwelken am Fels unter der Last diamantener Banden;
    Ach, neue Herrn sind im Olymp am Ruder jetzt, neuem Gesetz gemäß regiert
    Ohne Gesetze Zeus jetzt;
    Das früher Gewaltige, jetzt vertilgt er's.


    PROMETHEUS:
    Hätt unter die Erd in des Hades Reich,
    In des totenbehausenden Tartaros Nacht
    Er hinab mich gestürzt, unlösbar hart
    Mich in Ketten zu fahn, daß nimmer ein Gott
    Noch ein anderer je mein lachte zum Spott!
    Doch ein Spielzeug jetzt hier den Lüften erduld
    Ich den Feinden ergötzliches Elend.


    Zweite Strophe


    CHOR:
    Oh, wer der Götter hegte solch verhärtet Herz, sich des zu erfreun!
    Wer fühlte nicht mit deinem Leid
    Mitleid? Nur Zeus nicht, der in Erbittrung fort und fort,
    In nimmer gebeugtem Übermut
    Uranos' göttlich Geschlecht knechtet!
    Nimmer ruht der, es ermüd ihm das Herze denn, oder entrissen ihm
    Würde mit List die verhaßte Gewalt einst.


    PROMETHEUS:
    Mein, mein noch einst, ob in gliedmarternden
    Erzbanden zur Schmach ich verdammt jetzt bin,
    Mein einst hat not der Unsterblichen Herr,
    Daß den neuen Verrat ich enthülle, der ihm
    Sein Zepter und Reich zu entreißen sich naht!
    Dann nicht von dem honigsüßen Geschwätz
    Der Beredsamkeit ihm erweicht, nicht bang
    Vor dem wildesten Dräun soll je mein Mund,
    Was ich weiß, ihm enthülln, er befreite mir denn
    Von den Ketten den Leib und bequemte sich, so
    Unwürdige Schmach mir zu büßen!


    Zweite Gegenstrophe


    CHOR:
    Du bist zu hart und fügest selbst in diesen bittren Qualen dich nicht,
    Gönnst gar dem Mund zu dreistes Wort.
    Doch meinen Busen zerreißt mir schneidende Angst,
    Denn ich fürchte sehr um dein Geschick;
    Deiner unsäglichen Qual Ende,
    Wann erscheint's, wo du den Hafen erreichst? Denn es hegt ein verschlossenes,
    Streng unerbittliches Herz Kronion.


    PROMETHEUS:
    Wohl weiß ich, wie hart, wie in Willkür Zeus
    Sein Recht ausübt; und doch wird sehr
    Sanftmütig dereinst
    Er erscheinen, wenn so er gebrochen sich fühlt;
    Dann tilgend den unnachgiebigen Zorn,
    Wird wieder zum Bund und zur Freundschaft er
    Dem Bereiten bereiter sich zeigen.


    CHORFÜHRERIN:
    So offenbar uns alles und erzähl es uns,
    Um welcher Ursach willen Zeus denn dich ergriff,
    Daß also schmachvoll und erbittert er dich straft;
    Belehr mich dessen, wenn's dich nicht zu sagen schmerzt.


    PROMETHEUS:
    Ja, wahrlich schmerzvoll ist's, davon zu sprechen, mir,
    Schmerzvoll zu schweigen, bittrer Kummer überall.
    Sobald der himmlichen Mächte Haß entzündet war
    Und helle Zwietracht wechseleifernd sich erhob,
    Die einen Kronos stürzen wollten seines Throns,
    Daß Zeus hinfort Herr wäre, wieder andere
    Sich mühn, daß Zeus der Götter Herrschaft nicht erlangt',
    Da riet ich wohl das Beste; doch besänftigen
    Die Titanen, Gaias Kinder und des Uranos,
    Das konnt ich nicht; sie, meinen friedlich klugen Rat
    Mit Spott verwerfend in des Mutes wildem Trotz,
    Gedachten mühlos sich zu behaupten durch Gewalt.
    Doch hatte mehrfach meine Mutter Themis Gê,
    In vielen Namen stets dieselbe Urgestalt,
    Den Pfad der Zukunft mir vorherverkündiget:
    Nicht durch Gewalt sei, nicht in stolzer Übermacht,
    Es sei in List nur sicher der jetzt Gewaltgen Reich.
    Und als ich ihnen diesen Ausspruch deutete,
    Kaum drauf zu hören hielten sie der Mühe wert.
    Von allen Wegen, die ich damals vor mir sah,
    Schien mir der beste, daß ich nebst der Mutter mich
    Mit Zeus verband, freiwillig dem Freiwilligen.
    So schließt nach meinem Rate jetzt des Tartaros
    Nachttiefer Abgrund ein des greisen Kronos Leib,
    Mit ihm die Kampfgenossen. Und also von mir
    Vielfach gefördert, hat des Götterreichs Tyrann
    Mit diesem Undank bittrer Strafen mir gelohnt;
    Denn anzuhaften pfleget aller Tyrannei
    Auch dies Gebrechen, treusten Freunden nicht zu traun.
    Doch was ihr fraget, welcher Ursach wegen er
    Mich so hinausstieß, will ich euch erklären. Denn
    Sobald er seines Vaters heilgen Thron bestieg,
    Sofort verteilt' er Ehr und Amt den Ewigen,
    Je andern andre, und verlehnt' des weiten Reichs
    Gewalten; einzig für die armen Menschen trug
    Er keine Rücksicht; ganz zu vertilgen ihr Geschlecht,
    Ein andres, neues dann zu schaffen war sein Plan.
    Da trat denn niemand ihm entgegen außer mir;
    Ich aber wagt es, ich errang's den Sterblichen,
    Daß nicht zerschmettert sie des Hades Nacht verschlang.
    Darum belastet ward ich so mit dieser Qual,
    Zu tragen schmerzvoll, anzuschaun erbarmenswert.
    Und da ich Mitleid hegte den Menschen, ward ich selbst
    Des nicht gewürdigt, sondern unbarmherzig hier
    Felsangeschmiedet, schändlich Schaugepräng des Zeus!


    CHOR:
    Der trägt ein Steinherz, und die Brust ist starres Erz,
    Der dir, Prometheus, nicht im tiefsten deine Qual
    Mitfühlt; denn ich - nie hätten meine Augen dies
    Sehn müssen -, da ich's nun gesehn, bricht mir das Herz.


    PROMETHEUS:
    Den Freunden freilich bin ich jammervoll zu schaun.


    CHOR:
    Du bist doch weiter nicht gegangen, als du sagst?


    PROMETHEUS:
    Ich nahm's den Menschen, ihr Geschick vorauszusehn.


    CHOR:
    Sag, welch ein Mittel fandest du für dieses Gift?


    PROMETHEUS:
    Der blinden Hoffnung gab ich Raum in ihrer Brust.


    CHOR:
    Ein großes Gut ist's, das du gabst den Sterblichen.


    PROMETHEUS:
    Und bot zum andern ihnen dar des Feuers Kunst.


    CHOR:
    Die Tageskinder kennen jetzt der Flamme Blick?


    PROMETHEUS:
    Der künftig tausendfache Kunst sie lehren wird.


    CHOR:
    Um diesen Frevel also ist's, daß Zeus dich so -


    PROMETHEUS:
    Mit Schmach und Qual straft und die Qual nie mildern wird.


    CHOR:
    Und auch ein Ziel nicht dieses Leides siehst du je?


    PROMETHEUS:
    Kein andres jemals, als wenn es ihm gefallen wird.


    CHOR:
    Gefallen, wie? Ist Hoffnung? Siehst du nicht, du hast
    Gefrevelt; wie gefrevelt, das zu sagen ist
    Mir keine Freude, Kummer dir; so laß ich's gern;
    Nur find Erlösung irgend dir von dieser Qual!


    PROMETHEUS:
    Leicht ist's, wenn fern dem Leide weilt der eigne Fuß,
    Zu warnen, besten Rat zu weihn dem Leidenden;
    Das alles aber sah ich selbst in meinem Sinn.
    Gern, gern gefrevelt hab ich, gern - ich leugn es nicht -
    Zum Heil der Menschheit dieses Leid mir selbst erzeugt.
    Doch glaubt ich das nicht, unter solcher Strafe Last
    Dahinzuschmachten hoch an luftger Felsenstirn,
    Verbannt in dies einsame nachbarlose Land.
    Darum beklagt mir meine jetzigen Schmerzen nicht;
    Kommt, steigt hernieder, höret mein zukünftig Los,
    Auf daß ihr einseht, wie es sich alles fügen muß.
    Tut's mir zuliebe, tut es, teilt mein Leid mit mir,
    Jetzt Mühbeladnem! Denn in gleicher Weise schweift
    Und sucht die Trübsal andre heim zu andrer Zeit.


    Während des folgenden steigen die Okeaniden hinab auf den felsigen Boden


    CHOR:
    Nicht unfolgsam dem, was du gewünscht,
    Sind wir, Prometheus;
    Mit behendem Fuße verlaß ich den leicht
    Hinschwebenden Sitz, der ätherischen Flur
    Luftpfade der Vögel; das rauhe Gestein
    Fühlt wohl mein Fuß - doch all dein Leid
    Von dir zu vernehmen verlangt mich.


    Okeanos erscheint auf einem Flügelroß reitend


    OKEANOS:
    Von weither komm ich gefahren zu dir,
    Prometheus, endlich am endlichen Ziel,
    Das mein flugkundiger Vogel, gelenkt
    Von dem eigenen Sinn, ohn Zügel sich fand.
    Dein Schicksal, wiß es, bemitleid ich,
    Denn Verwandtschaft wohl kann, denk ich, dazu
    Mich nötigen schon; zum Geschlecht kommt noch,
    Daß ich niemand weiß, auf welchen ich mehr
    Hielte denn auf dich.
    Sehn wirst du, wie wahr das gesprochen, wie fern
    Leer freundlich Geschwätz mir sei. Auf denn,
    Und bezeichne, wie mit dir wirken ich kann;
    Denn du sollst mir gestehn, vor Okeanos sei
    In der Welt kein Freund dir bewährter!


    PROMETHEUS:
    Ha, sieh! Was ist denn? Kamst denn du auch, meinen Schmerz
    Dir anzuschauen? Wie gewannst du's über dich,
    Von deinem gleichgenannten Strom, vom Felsenbau
    Der stillen Grotte fern zum eisenzeugenden
    Berghang zu fahren? Oder kamst du, eignen Augs
    Mein Los zu sehen, mitzufühlen meine Qual?
    Sieh dieses Schauspiel, ich, Kronions Freund und Rat,
    Der seiner Herrschaft mächtgen Thron ich mitgebaut,
    Mit welchem Elend ich von ihm belastet bin!


    OKEANOS:
    Ich seh's, Prometheus, und ich will den besten Rat
    Ans Herz dir legen, bist du selbst schon vielgewandt.
    Erkenn dich selbst; gestalte neu zu neuer Art
    Dich um, denn neu ist auch der Götter Fürst und Herr.
    Doch wenn du so wilde, zorngeschärfte Reden noch
    Ausstößest, leicht vernähme Zeus dich, höher selbst
    Noch thronend, so daß deines jetzgen Ungemachs
    Gesamte Mühsal Kinderspiel noch möchte sein.
    Nein, laß, du Armer, ab vom Trotze deines Zorns,
    Und nur Errettung suche dir von dieser Not. -
    Wie alte Weisheit scheinet dir mein Wort vielleicht;
    Und doch, Prometheus, für des allzustolzen Sinns
    Zu stolze Red ist aller Zeiten dies der Lohn.
    Du, nimmer dich bescheidend, weichst selbst nicht dem Schmerz
    Und wirst dem jetzigen neuen noch vereinigen.
    Doch wenn du mir und meinem Rate folgen willst,
    So löcke wider den Stachel nicht mehr; denn du siehst,
    Daß jetzt ein strenger Herrscher unumschränkt gebeut.
    So geh ich selbst denn zu ihm und versuche, dich,
    Wenn ich's vermag, zu retten noch aus deiner Qual;
    Du bleibe ruhig und enthalt des Trotzes dich
    Ganz. Oder weißest du, vor allen Weiser, nicht,
    Daß deines Trotzens eitler Lärm den Stab dir bricht?


    PROMETHEUS:
    Beneidenswerter, daß du frei bist aller Schuld,
    Da du doch alles mit mir wagtest und begingst.
    Jetzt aber laß nur, laß es unbekümmert gehn,
    Du bewegst ihn doch nicht; unerbittlich kennst du ihn.
    Hab acht, daß nicht schon dieser Weg dir Schaden bringt.


    OKEANOS:
    Viel beßre Lehre weißt du jedem andern denn
    Dir selbst; die Tat, nicht Worte überzeugen mich.
    Doch meinen Eifer hältst du nimmermehr zurück;
    Ich hoffe, ja ich hoffe, mir zuliebe wird
    Zeus leicht gewähren, dich zu befrein von deiner Not.


    PROMETHEUS:
    Das werd ich dir hochpreisen jetzt und alle Zeit,
    Denn alles besten Willens hast du gnug; jedoch
    Laß deine Müh, vergebens wirst du, ohne mir
    Zu nützen, Müh dir machen, falls du dich bemühst.
    Nein, bleibe ruhig, bleibe fern von alledem;
    Denn wenn ich selbst muß leiden, wünsch ich darum nicht,
    Daß mehr und mehren gleiches Los begegnen mag.
    O nein! - denn schon auch meines teuren Bruders Los
    Schmerzt mich, des Atlas, der in den Abendlanden fern,
    Des Himmels und der Erden Säule, steht und stützt
    Mit seinen Schultern eine schwergewaltge Last;
    Und auch den Riesen, der in Kilikias Schlucht gehaust,
    Des Erdgebornen, Hunderthäuptigen wilde Kraft,
    Ich sah voll Schmerz gebrochen und bewältigt ihn,
    Den mächtigen Typhon, der den Göttern allen stand,
    Aus grausem Zahne zischend flammenspeinden Mord,
    Aus jedem Auge schleudernd wutempörten Blitz,
    Als wollt er Zeus' Gewalt vertilgen mit Gewalt;
    Da aber traf ihn schmetternd Zeus' schlaflos Geschoß,
    Der niederfahrende, flammensprühnde Donnerkeil,
    Der alles Trotzes dräunden Übermut in ihm
    Erschlug, indem durchs Herz getroffen seine Kraft,
    In den Staub geschmettert, tote Kohl' und Asche ward.
    Und nun ein kraftlos welkdahingestreckter Leib,
    Liegt er des Meeres ufersteilem Sunde nah,
    Gedrückt vom Fuß des Ätna; auf der wolkigen
    Bergkuppe sitzt und schmiedet sein glutsprühend Erz
    Hephaistos; dorther werden Feuerströme einst
    Herniederbrechen, rings zerfleischen mit wildem Zahn
    Die saatengrünen, selgen Aun Sizilias,
    So wild hervor wird Typhon tosen seine Wut
    In des heißen Auswurfs flammenschloßenden Glutorkan,
    Ob auch von Zeus' Blitzstrahlen selbst schon längst verkohlt. -
    Du aber bist vorsichtig und bedarfst von mir
    Nicht Rat; errette du dich selbst, so gut du kannst.
    Ich aber werde trinken meiner Leiden Kelch,
    Bis einst in Zeus' Herz Haß und Zorn sich lösen mag!


    OKEANOS:
    Hast du, Prometheus, nie bemerkt, wie Worte doch
    Ein rechter Arzt sind für ein zorngereiztes Herz?


    PROMETHEUS:
    Wenn man zur rechten Stunde sänftigt das das Gemüt,
    Das schwellende Herz nicht wider Willen niederdrückt.


    OKEANOS:
    Wenn aber so Teilnahme sich bemüht, ja wagt,
    Siehst du darin Gefahr der Strafe? Sag es mir.


    PROMETHEUS:
    Verlorne Arbeit und ein leeres gutes Herz!


    OKEANOS:
    An dieser Krankheit laß mich kranken; gern erträgt's
    Der Treugesonnene, daß er unbesonnen scheint.


    PROMETHEUS:
    Es würde mein auch diese Schuld geheißen sein.


    OKEANOS:
    Hinweg nach Hause weist mich deutlich dieses Wort.


    PROMETHEUS:
    Damit dir dein Mitleid für mich nicht Haß erzeugt.


    OKEANOS:
    Des neuen Königs auf dem allgewaltgen Thron?


    PROMETHEUS:
    Sehr hüte dich, niemals zu kränken seinen Sinn!


    OKEANOS:
    Dein Los, Prometheus, soll mir ewge Lehre sein!


    PROMETHEUS:
    Geh! Fahre wohl! Bewahre stets so weisen Sinn!


    OKEANOS:
    Bereits zur Abfahrt rüstend hör ich deinen Rat;
    Denn des weiten Äthers Pfade schlägt mein Vogelroß
    Schon wild mit seinen Flügeln; es verlangt ihn auch,
    Daheim den müden Huf zu ruhn auf weicher Streu.
    Okeanos durch die Luft ab


    Erste Strophe


    CHOR:
    Ich klag um dein traurig Geschick, Prometheus, vorperlen die Tränen, meines Auges feuchtem Gestad zitternd entströmt;
    Der Wange Flur netz ich mit reichem Quell; denn das wehret mir keiner. Ach, in wilkürlicher Satzung herrschet Zeus,
    Übergewaltig zeigt er sein Zepter der Urzeit hehren Göttern!


    Erste Gegenstrophe


    Schon hallen Wehklagen in allem Land, der kraftriesigen, heilighehren Urzeiten und dein, deines Geschlechts
    Gewaltges Reich laut zu betrauern; ja, soviel rings in der heiligen Asia weitem Gefild(e) wohnen, dein
    Kummergesättigt bittres Los fühlen sie laut wehklagend mit dir!


    Zweite Strophe


    Kolchis' Volk, die kampfgeschürzten,
    Schlachtenkühnen Waffenjungfraun,
    Und die Skythen, deren Horden
    Nah dem fernsten Geländ der Welt hausen am See Maiotis.


    Zweite Gegenstrophe


    Und Arabias Heldenblüte,
    Und die rings die steile Felsburg
    Nah dem Kaukasus umwohnen,
    Wilde Scharen im Lärm der erzklirrenden Lanzen furchtbar.


    Dritte Strophe


    Nur einmal sah ich so noch einen Gott
    Im Fluch diamantener Banden dulden,
    Atlas so, den Titanen, nur,
    Der ewig auf ihn gewälzter Weltenlasten Unmaß,
    Ewig des himmlischen Pols Last trägt mit seinen Schultern.


    Dritte Gegenstrophe


    Und klagend rauscht der weiten See Wogenschlag, die Tiefe seufzt,
    Fern nachhallt Hades' düsterer Abgrund,
    Der heilgen Ströme rieselnde Quelln beweinen deine Trübsal.


    PROMETHEUS:
    Glaubt nicht, Behagen oder Hochmut lasse mich
    So schweigen; tief nachsinnend nag ich wund mein Herz,
    Daß ich mich selbst muß also tief erniedrigt sehn.
    Und diese neuen Götter mit all ihrer Macht -
    Wer sonst denn ich hat ihnen alles ausgeteilt?
    Doch schweig ich davon, da ich, was ihr selber wißt,
    Euch sagen würde; aber hört, was meine Schuld
    An den Menschen ist, die, Träumer sonst und stumpfen Sinns,
    Des Geistes mächtig und bewußt ich werden ließ!
    Nicht einer Schuld zu zeihn die Menschen, sag ich das,
    Nur um die Wohltat meiner Gabe darzutun.
    Denn sonst mit offnen Augen sehend sahn sie nicht,
    Es hörte nichts ihr Hören, ähnlich eines Traums
    Gestalten mischten und verwirrten fort und fort
    Sie alles blindlings, kannten nicht das sonnige
    Dachüberdeckte Haus und nicht des Zimmrers Kunst;
    Sie wohnten tief vergraben gleich den winzigen
    Ameisen in der Höhlen sonnenlosem Raum;
    Von keinem Merkmal wußten sie für Winters Nahn
    Noch für den blumenduftgen Frühling, für den Herbst,
    Den erntereichen; sonder Einsicht griffen sie
    Alljedes Ding an, bis ich ihnen deutete
    Der Sterne Aufgang und verhülltren Niedergang;
    Die Zahlen, aller Wissenschaften trefflichste,
    Der Schrift Gebrauch erfand ich und die Erinnerung,
    Die sagenkundige Amme aller Musenkunst.
    Dann spannt ins Zugjoch ich zum erstenmal den Ur,
    Des Pfluges Sklaven; und damit dem Menschenleib
    Die allzugroße Bürde abgenommen sei,
    Schirrt ich das zügelstolze Roß dem Wagen vor,
    Des mehr denn reichen Prunkes Kleinod und Gepräng.
    Und auch das meerdurchfliegend lein'geflügelte
    Fahrzeug des Schiffers ward von niemand ehr erbaut.
    So mir zum Elend vieles Rates vielgewandt
    Den Menschen, bin ich alles Rates bar und bloß,
    Mir jetzt zu lösen dieser Qual schmachvolles Los.


    CHOR:
    Du trägst ein schmachvoll Leid, entraten alles Rats;
    Du schwankst; dem schlechten Arzte gleich jetzt selbst erkrankt,
    Verzagst du mutlos und vermagst dir selbst den Trank
    Nicht mehr zu finden, welcher dich gesunden läßt.


    PROMETHEUS:
    Laß dir das weitre sagen und erstaune mehr,
    Wie große Mittel, welche Künste ich erfand.
    Das größte war's, daß, wenn sie Krankheit niederwarf,
    Kein Mittel da war, keine Salbe, kein Gebräu,
    Kein Brot der Heilung, sondern, aller Arzenei
    Entraten, sie verkamen - bis sie dann von mir
    Gelernt die Mischung segensreicher Arzenei,
    Die aller Krankheit wilde Kraft zu stillen weiß.
    Dann gab ich viele Weisen an der Seherkunst
    Und schied zuerst aus, was in den Träumen als Gesicht
    Zu nehmen, tat dann alles Tons geheimen Sinn
    Und aller Fahrt Vorzeichen sorgsam ihnen kund,
    Bestimmte deutlich jedes krummgeklaueten
    Raubvogels Aufflug, welcher traurig, welcher froh
    Nach seiner Art sei, welches Fanges jegliche
    Sich nähren, welcher Weise gegenseitig sie
    Freundschaft und Feindschaft halten und Geselligkeit;
    Wie des Eingeweides Ebenheit den Ewigen,
    Wie der Milz und Leber adernbunte Zierlichkeit
    Und welche Farbe recht und wohlgefällig sei.
    Indem zuletzt ich dann ein Hüftbein opferte,
    Dazu ein Rückteil fettumwickelt, ward ich selbst
    Der schweren Kunst Lehrmeister, nahm vom Seherblick
    Der Flamme fort die Blindheit, die sie zuvor verbarg.
    Soweit von diesem, aber die im Erdenschoß
    Verborgenen Schätze, welche sein jetzt nennt der Mensch,
    So Eisen, Erz, Gold, Silber, wer mag sagen, daß
    Er diese vor mir aufgefunden und benutzt?
    Niemand, ich weiß es, wenn er sich lügend nicht berühmt.
    So ist, mit einem Worte, daß ihr kurz es hört,
    Den Menschen von Prometheus alle Kunst gelehrt.


    CHOR:
    Nicht hilf den Menschen fürder über alles Maß,
    Des eignen Unheils unbekümmert; denn ich bin
    Der festen Hoffnung, daß du einst noch, dieser Qual
    Entfesselt, nicht von mindrer Macht wirst sein denn Zeus.


    PROMETHEUS:
    Nicht so hat Moira mir, die Allvollenderin,
    Mein Los gesponnen. Nein, in tausendfachem Schmerz
    Und Gram gebeugt, so geh ich einst aus dieser Haft -
    Dem Werk der Ohnmacht vor des Schicksals ewger Kraft!


    CHOR:
    Wer lenkt des Schicksals Ruder denn in seiner Hand?


    PROMETHEUS:
    Die Moiren und die allgedenken Erinnyen.


    CHOR:
    Und Zeus ist selbst ohnmächtig gegen ihre Macht?


    PROMETHEUS:
    Dem verhängten Lose kann er nimmermehr entfliehn.


    CHOR:
    Was sonst ist Zeus' Los, als zu herrschen fort und fort?


    PROMETHEUS.
    Das wolle nicht mich fragen, dringe nicht in mich.


    CHOR:
    's ist wohl ein Heilges, was du so bei dir verschließt?


    PROMETHEUS:
    Sprecht andre Dinge; das zu sagen ist die Zeit
    Noch nicht gekommen; sondern bergen muß ich es
    So tief wie möglich. Denn bewahr ich dies getreu,
    So werd ich einst noch meiner Qual und Banden frei! -


    Erste Strophe


    CHOR:
    Nimmer erküre sich Zeus'
    Allgewalt mein Herz zu empörendem Trotze,
    Noch ich selbst sei lässig, mit heiligen Feststieropfern den Göttern zumal
    Fromm zu nahn bei Vater Okeanos' allrastlosem Strom;
    Nimmer auch frevle mein Mund,
    Sondern dies sei fest in mir und schwinde nun und nimmer!


    Erste Gegenstrophe


    Seliges Los, wenn ich still
    Dürfte fernhin leben der freudigen Hoffnung,
    Mein Gemüt zu weiden in sonniger Lust; doch faßt mich ein Graun, wie ich dich
    So in unaussprechlichen Qualen erdrückt muß dulden sehn,
    Weil du nach eignem Rat
    Sonder Furcht vor Zeus zu hoch die Menschen ehrst, Prometheus!


    Zweite Strophe


    Wie verlassen die Liebe der Liebe, du Teurer! Wo ist Heil, sprich?
    Von den Kindern des Tages, welches Heil? Du sahst nicht
    Die verkümmerte, blöde Ohnmacht,
    Die, wie Traumgestalten hinschwankend, das blinde Geschlecht
    Übernetzet der Sterblichen! Niemals wird von der menschlichen Kraft
    Zeus' ewger Fügung vorgegriffen!


    Zweite Gegenstrophe


    Ich erkenn es in deiner unendlichen Schmerzenslast, Prometheus!
    Wie so anders erschallt jetzt dieses Lied denn jenes,
    Das herüber von eurem Brautbad,
    Eurem Brautbett klang in hochzeitlicher lachender Lust,
    Da du unsere Schwester im Brautschmuck, freudig die freudige dir
    Heimführtest, Hesionen!

  • Zitat

    Original von Galeo Vinicius Sabinus
    Sabinus stürzte den verbleibenden Wein hinunter und nickte seinem Gesprächspartner freundlich zu. "Gut, der Wein!", meinte der Vinicier freundlich lächelnd und holte sich schnell einen neuen Weinbecher, es sollte schließlich kein Weinengpass entstehen!


    "Und wieso hast du Germanien eigentlich wieder verlassen, Matrinius?"


    Ich schaute grinsend zu, wie Galeo einen Liter nach dem anderen herunterschluckte.
    Man konnte der aber trinken!
    Ich habe Germanien deshalb verlassen, weil ich mir hier mehr Aufstiegschancen erhoffe. In Mogontiacum hatte ich leider nicht soviel Glück gehabt.
    Meinte ich mit etwas Frust in der Stimme und schlang den Rest Brot runter.

  • "Oh", meinte Sabinus und blickte dem Germanicer direkt in die Augen. "Ich bin mir aber sicher, dass du das Zeug zum Duumvir hast, mindestens!" Auf den Vinicier wirkte der Germanicer recht kompetent und pflichtbewusst, und freundlich war er obendrein!


    "Hast du eigentlich viel mit dem alten Proconsul zu tun gehabt, mit Flavius Furianus?", lautete die nächste Frage aus Sabinus Mund.

  • Ich schaute ihn einen Moment lang still an.
    Ähm,....danke für dein in mich gesetztes Vertrauen, doch sollte man so ein Thema nicht einfach auf der Straße diskutieren. Sonst könnte weiß die Götter wer was denken.
    Sagte ich und schaute kurz zu beiden Seiten.
    Wir hatten es letztens mit ein paar Verrätern in der Curia zu tun gehabt und ich will keineswegs einen falschen Eindruck erwecken.
    Meinte ich kurz angebunden und ging sogleich auf seine nächste Frage ein.
    Ich hatte noch keinen Gelegenheit gehabt, den alten Proconsul kennenzulernen. So lange bin ich nämlich auch noch nicht hier.
    Sagte ich und zuckte mit den Schultern.

  • Hm, hatte Sabinus etwas falsches gesagt? Ihm war nichts dergleichen bewusst, also zuckte der junge Vinicier nur kurz mit den Schultern... Dann sprach Matrinius plötzlich von Verrätern und die rechte Augenbrau des Neffen des Proconsuls wanderte überrascht nach oben. "Verräter?", echote er erstaunt, ja gar ein wenig schockiert.


    Doch das schien für den Germanicer nicht das angenehmste Thema zu sein, also bemühte sich Sabinus das Thema zu wechseln... "Aber ich frage ja die ganze Zeit nur...", meinte der Vinicier und lächelte entschuldigend. "Weißt du, ich habe bisher noch nicht vie gemacht, war bis vor ein paar Wochen noch in Athen, auf Studienreisen..."

  • So, Studienreisen also. Das muss doch ziemlich interessant gewesen sein oder?


    Fragte ich, froh über den Themawechsel.
    Man musste ja schließlich nicht den ganzen Tag über irgendwelche Banditen reden, die nun eh schon Geschichte waren.
    So hoffte ich es zumindest.

  • (Io, des Inachos Tochter, kommt gestürmt; Hörner bezeichnen ihre Verwandlung zur Kuh)


    IO:
    Welch Land? Welch Volk? Wen seh ich da hoch
    In die Fesseln gebannt an dem hohen Geklüft,
    Wie den Wettern zum Spiel? Um welch Unrecht
    Sollst so du vergehn? Tu kund mir, wohin
    Ich Heimatlose geirrt bin!


    Weh mir! weh mir!
    Es sticht mich Arme, mich die Bremse wieder!
    Gespenst, des Argos Riesenbild,
    Wehrt ihm! Huh! Entsetzen!
    Den Tausendäugigen, meinen Hüter seh ich!
    Und er umschleicht mich schon, tückischen Haß im Blick,
    Den auch erschlagen nicht der Erde Gruft birgt!
    Nein, von den Tiefen aufwärts wider mich Arme steigt er
    Und scheucht mich, jagt mich Lechzende fort über den sandigen Strand einsam;
    Zu mir herüber trägt der wachsgefügten Rohrflöte Schall
    Sein Schlaflied so süß!


    Weh, weh! wohin, wohin schweif ich, irr ich fern in die Ferne fort?
    Was denn an mir, o Kronos' Sohn, was denn an mir
    Hast du Ursach erkannt, daß du so schwerer Qual Joch mir auflegst? Oh!
    Mit dieser wahnsinngeißelnden Angst mich Angstzerrüttete also marterst?
    Gib mir der Flammen Tod, birg in ein Grab mich tief, tief ins Meer
    Wirf mich dem Hai zum Raub!
    Nein, versag nicht, Herr, mir diesen einen Wunsch!
    Mein Schweifen fern in die Ferne hat
    Mich gnug gequält, nicht weiß ich mehr, auf welchem Pfad
    Dieser Qual ich fliehn soll!


    CHOR:
    Du hörst der stierhörngen Jungfrau Gesang?


    PROMETHEUS:
    Wohl schallt der wahnsinnschweifenden Jungfrau Ruf herauf,
    Des Inachoskindes, welche Zeus' Herz einst getränkt
    Mit süßer Liebe, jetzt in endlos irrem Lauf
    Von Heras bittrem Haß verfolget und gequält!


    IO:
    Wie denn erfuhrst du meines Vaters Namen schon, sag es mir,
    Mir, der Gequälten? Wer,
    Dulder, wer bist du selbst,
    Daß du so gar zu wahr mich Dulderin schon begrüßest
    Und mir den gotträchenden Jammer benennst,
    Der mich aufzehrt in Glut, der mich aufpeitscht in schmerzglühndem Wahnsinn! Oh! -
    Rastlosen Schweifens stürmt ich daher ohn Trank und Speise, gescheucht von Hera,
    In der Verfolgung Hast so überwältigt! Wer ist gottverstoßen wie ich? Wehe! wehe!
    Wer wie ich gemartert? Offenbar' du mir,
    Was fürder mir zu erdulden bleibt,
    Was fürder nicht mehr, wo ein Balsam meinem Schmerz?
    Sag mir's, wenn du's weißest.


    CHOR:
    O sag's, tu's der irrselgen Jungfrau zulieb!


    PROMETHEUS:
    Ich will dir alles sagen, was du hören willst,
    Nicht rätseleingeschleiert, nein, mit schlichtem Wort,
    Wie recht den Freunden sich des Freundes Mund erschließt:
    Der den Menschen Licht gab, 's ist Prometheus, den du siehst.


    IO:
    O du, den Menschen allgemeinsam teurer Hort,
    Sag an, Prometheus, wessenwegen duldest du?


    PROMETHEUS:
    Kaum hört ich auf zu klagen meinen ganzen Gram.


    IO:
    Und du, gewährtest diese kleine Gunst mir nicht?


    PROMETHEUS:
    So sprich, was meinst du? Sagen will ich alles dir.


    IO:
    So sag mir, wer dich an den Fels geschlagen hat?


    PROMETHEUS:
    Des Zeus Gebot war's, durch Hephaistos' Hand geschah's.


    IO:
    Doch welches Frevels Strafen sollst du leiden hier?


    PROMETHEUS:
    O laß genug sein, daß ich dies dir nur gesagt.


    IO:
    Dann aber weiter: meiner Irrfahrt Ende, sprich,
    Wann wird es jemals nahn mir Unglückseligen?


    PROMETHEUS:
    Daß du es nicht weißt, frommt dir mehr, als daß du weißt.


    IO:
    Verbirg mir nicht mehr, was ich doch ertragen muß.


    PROMETHEUS:
    Ich, glaub es mir, mißgönne dir nicht diese Gunst.


    IO:
    Was säumst du dennoch, alles das mir kundzutun?


    PROMETHEUS:
    Mißdeut es nicht; dein Herz zu betrüben säum ich gern.


    IO:
    Nicht sorge du mein weiter, als mir selbst erwünscht.


    PROMETHEUS:
    Weil du es wünschest, muß ich sprechen; höre denn.


    CHOR:
    Noch nicht! Des Wunsches gönnet mir auch einen Teil;
    Zuvor erfahren laß mich dieses Mädchens Leid,
    So daß sie selbst nennt ihr verderbenreich Geschick
    Und dann von dir hört ihrer Mühsal andren Teil.


    PROMETHEUS:
    Recht wär es, Io, daß du ihnen schon zulieb
    Dies tust, die dann auch deines Vaters Schwestern sind.
    Und da zu klagen, auszuweinen seinen Gram,
    Wo man des Mitleids Träne von den Hörenden
    Sich darf erwarten, das ist wohl des Weilens wert.


    IO:
    Auch weiß ich nicht, warum ich euch es weigern soll;
    In klaren Worten sollt ihr alles, was ihr wünscht,
    Vernehmen. Freilich auch zu sagen schäm ich mich,
    Von wannen dieses gottverhängte Wetter mir,
    Der einstgen Schönheit grauser Tausch mir Armen kam.
    Denn immer schwebten nächtige Traumgestalten still
    Herein in meine Kammer und liebkosten mich
    Mit leisen Worten: "O du vielglückselge Maid,
    Was bleibst du jetzt noch Mädchen, da dir werden kann
    Die höchste Brautschaft? Zeus erglüht in Liebe dir
    Vom Pfeil der Sehnsucht; nach der Kypris süßem Kampf
    Verlangt's ihn; du, Kind, weise von dir nicht den Kuß
    Kronions; geh nun nach der tiefen Wiesenau,
    Gen Lerna, nach des Vaters Herden und Gehöft,
    Daß seiner Sehnsucht ruhn des Gottes Auge mag."
    Und solche Träume kamen mir Vieltraurigen
    In allen Nächten, bis dem Vater ich zuletzt
    Zu sagen wagte meine Träume, meinen Gram.
    Der sandte nun gen Pytho, gen Dodonas Wald
    Vielfache Frage, zu erkunden, was er tun,
    Was sagen müßte, das die Götter gerne sähn.
    Bald kamen seine Boten mit vieldeutigen,
    Mit unerklärlich rätselhaften Sprüchen heim;
    Dann aber endlich kam an Inachos ein Spruch,
    Der unverkennbar uns gebot und anbefahl,
    Mich auszustoßen aus dem Haus, dem Vaterland,
    Verstoßen fern zu schweifen bis zum Saum der Welt;
    Und wollt er nicht, glutzückend fahre dann des Zeus
    Blitzstrahl herab, all sein Geschlecht hinwegzutun.
    Von diesen Sprüchen so belehrt des Loxias,
    Stieß er mich von sich, schloß des Vaterhauses Tor
    Mir Zögernden zögernd; doch es zwang allmächtig ja
    Ihn wider Willen Zeus' Gebot zu solchem Tun.
    Und alsobald war Leib und Seele mir verkehrt;
    Die Stirn, ihr seht es, stiergehörnt, endlos gequält
    Vom Stich der Bremse, irren Sprungs, wahnsinnverwirrt,
    So floh ich rastlos gen Kechreias klarem Quell,
    Zum Hügel Lerna. Und ein Riesenhirte kam,
    Der erdgeborne, wilde Argos hinter mir,
    Zahllosen Auges spähend, hütend meine Spur;
    Doch unerwartet, eines schnellen Todes Raub
    Sank hin der Leib des Riesen. Wahnsinnaufgepeitscht
    Jagt nun der Göttin Geißel mich von Land zu Land. -
    Du hast vernommen, wie's geschehn; doch so du weißt,
    Was mein noch wartet, sag es mir, versüße nicht
    Mitleidig mir mit falschem Wort, was doch mich trifft.
    Denn kluggewandte Worte sind das schlimmste Gift.


    CHOR:
    O laß! o laß! halt ein! wehe!
    Nimmer, nimmer drang, so ins Ohr mir drang
    Noch nie fremdes Klagewort,
    Nie mir so unerträgliche, so unsägliche
    Marter und Qualen und Angst mit zweischneidger Wunde
    Eiskalt ins tiefste Herz!
    Weh, Moira, Moira!
    Ein Graun faßt mich, Ios Qual zu schauen!


    PROMETHEUS:
    Du klagst im voraus, dich erfüllt Bekümmernis;
    Halt ein, bis du vernommen, was noch übrig ist.


    CHOR:
    Sprich, sag ihr alles; allen Kranken ist es Trost,
    Was übrig noch des Leides, klar vorauszusehn.


    PROMETHEUS:
    Was ihr vorher euch wünschtet, habt ihr leicht von mir
    Erreicht; denn hören wolltet ihr zunächst sie selbst
    Von ihrer Trübsal sprechen, ihrer Seele Gram.
    Nun aber höret, welche Leiden weiter noch
    Das arme Mägdlein dulden muß von Heras Zorn;
    Du aber, Kind des Inachos, schließ treu ins Herz
    Mein Wort, damit du wissest deines Weges Ziel.
    Zuerst von hier aus mußt du wenden deinen Fuß
    Gen Sonnenaufgang, über ungepflügt Gefild.
    Du kommst zu Skythenhorden, die in geflochtenen
    Korbhütten wohnen hoch auf Rädern, wagengleich,
    Ferntreffende Bogen ihren Schultern umgehängt;
    Nicht nah dich ihnen, sondern scheu den Fuß gewandt
    Zum meerumrauschten Klippenstrand, durcheil ihr Land.
    Landein zur Linken wohnen dann die Chalyber,
    Die Eisenschmiede; hüte dich vor ihnen, sie
    Sind wild und roh; kein Fremdling kehrt zu ihnen ein.
    Und weiter kommst du an des Hybristes wilde Flut;
    Geh nicht hinüber, denn er bietet keine Furt,
    Bevor du Kaukasus' höchsten Gipfel siehst und dort
    Ankommst, wo brausend aus des Felsens dunkler Schlucht
    Der Strom hervorstürzt. Diese sterngenahten Höhn
    Dann überschreitend, mußt du mittagswärts den Weg
    Hinuntersteigen, wo du der Amazonen Volk,
    Die männerfeindlichen, triffst, die Themiskyra einst
    Bewohnen werden beim Thermodon, wo im Meer
    Die salmydessische Klippenbai die Schiffenden
    Ungastlich aufnimmt, allem Schiff stiefmütterlich;
    Sie werden selbst dir freundlich zeigen deinen Weg;
    Zum kimmrichen Isthmos dicht am engen Tor des Sees
    Gelangst du so; getrosten Mutes mögest du
    Den Ort verlassen, durch Maiotis' Sund zu gehn;
    Dort soll den Menschen großes Zeugnis immerdar
    Von deiner Wandrung bleiben, Bosporos der Sund
    Nach dir genannt sein. Scheidend aus Europas Flur,
    Kommst du zum Festland Asia. - Wahrlich, scheinet euch
    Nicht aller Orten dieser Fürst der Götter gleich
    Grausam? Denn weil, ein Gott, er diese Sterbliche
    Umarmen wollte, gab er solcher Qual sie preis.
    Dir, armes Mädchen, ward ein arger Bräutigam;
    Denn sieh, die Kunde, welche du bis jetzt gehört,
    Mag kaum ein Vorspiel dir erscheinen deines Grams.


    IO:
    Weh mir! weh mir!


    PROMETHEUS:
    Du jammerst laut und weinest! Was gar wirst du tun,
    Wenn du die andern Leiden alle noch erfährst!


    CHOR:
    So willst du mehr noch kund ihr tun von ihrem Leid?


    PROMETHEUS:
    Ein sturmgepeitschtes, ödes Meer graunhafter Qual!


    IO:
    Was soll das Dasein mir noch? Warum stürz ich nicht
    Mich schnell von diesem jähen Felsgeländ hinab,
    Daß ich zerschmettert drunten los sei aller Qual?
    Denn besser wäre so mit einemmal der Tod,
    Als aller Tage dulden meine Qual und Not!


    PROMETHEUS:
    Dir müßte trostlos mein Geschick zu tragen sein,
    Dem auch der Tod nicht vom Verhängnis ward gegönnt;
    Es wäre das doch noch Erlösung meiner Qual;
    Nun aber tagt kein Ende mir zu keiner Zeit,
    Es stürze Zeus denn selbst hinab von seinem Thron.


    IO:
    Geschieht es je? Sprich, stürzet Zeus von seinen Höhn?


    PROMETHEUS:
    Froh, glaub ich, wärst du, sähst du selbst einst seinen Sturz!


    IO:
    Wie könnt ich anders, ich, die von Zeus Verstoßene?


    PROMETHEUS:
    Daß dies in Wahrheit so geschehen wird, glaub es mir.


    IO:
    Wer wird der Herrschaft Zepter ihm entreißen, sprich?


    PROMETHEUS:
    Er selbst sich selbst durch seines Rats Leichtsinnigkeit.


    IO:
    Auf welche Weise? Sag es mir, wenn du es kannst!


    PROMETHEUS:
    Ein Ehebündnis schließt er, das ihn wird gereun.


    IO:
    Mit einer Göttin, einem Weib? Sprich, so du kannst!


    PROMETHEUS:
    Was fragst du? Noch darf's nicht geoffenbaret sein!


    IO:
    Und ist's die Gattin, die ihn vom Throne stürzen wird?


    PROMETHEUS:
    Sie zeugt ein Knäblein, mächtiger als der Vater selbst.


    IO:
    Wird keine Rettung ihm vor diesem Lose sein?


    PROMETHEUS:
    Nein, keine, ich sei meiner Banden denn erlöst!


    IO:
    Wer aber wird dich lösen wider Zeus' Gebot?


    PROMETHEUS:
    Von deinem Schoß wird stammen, der es enden muß.


    IO:
    Wie sagst du, mein Kind wird dich deiner Qual befrein?


    PROMETHEUS:
    Dein Enkel nach zehn Gliedern selbst das dritte Glied.


    IO:
    Noch wird mir nicht verständlich, was du prophezeist.

  • Nachdem ich mich ein wenig auf dem Fest umgesehen hatte beschloss ich mir zur Feier des Tages mal ein schönes Essen von meinem kargen Verdienst zu können , so ging ich zu einem der Stände und besorgte mir etwas zu essen.


    Anschließend ließ ich mich auf eine Bank nieder und beobachtete mit wachsamen Augen das Geschehen, schien wohl schon zu einer Angewohnheit geworden zu sein. Dabei machte ich auch den Magistratus aus, wie er mit einer weiteren Person redete, die ich nicht kannte.

  • Zitat

    Original von Lucius Germanicus Matrinius
    So, Studienreisen also. Das muss doch ziemlich interessant gewesen sein oder?


    Fragte ich, froh über den Themawechsel.
    Man musste ja schließlich nicht den ganzen Tag über irgendwelche Banditen reden, die nun eh schon Geschichte waren.
    So hoffte ich es zumindest.


    "Ohja, durchaus interessant...", meinte Sabinus und stürzte den Inhalt seines Weinbechers hinunter. "Wobei ich zugeben muss, dass ich mich mit meinen Studienkollegen eher in den Tavernen Griechenlands herumgetrieben habe, als zu lernen..." Der junge Vinicier grinste den Magistratus verschmitzt an.

  • Nachdem Lucius mir zugewunken haate begab ich mich zu ihnen und begrüßte sie freundlich.


    "Salve Magistratus!"


    Ich wandte mich der unbekannt Person zu:


    "Salve, ich bin Marcus Dasius, Vigil hier in Tarraco und wie ist euer Name wenn ich fragen darf?"

  • (Io, des Inachos Tochter, kommt gestürmt; Hörner bezeichnen ihre Verwandlung zur Kuh)


    IO:
    Welch Land? Welch Volk? Wen seh ich da hoch
    In die Fesseln gebannt an dem hohen Geklüft,
    Wie den Wettern zum Spiel? Um welch Unrecht
    Sollst so du vergehn? Tu kund mir, wohin
    Ich Heimatlose geirrt bin!


    Weh mir! weh mir!
    Es sticht mich Arme, mich die Bremse wieder!
    Gespenst, des Argos Riesenbild,
    Wehrt ihm! Huh! Entsetzen!
    Den Tausendäugigen, meinen Hüter seh ich!
    Und er umschleicht mich schon, tückischen Haß im Blick,
    Den auch erschlagen nicht der Erde Gruft birgt!
    Nein, von den Tiefen aufwärts wider mich Arme steigt er
    Und scheucht mich, jagt mich Lechzende fort über den sandigen Strand einsam;
    Zu mir herüber trägt der wachsgefügten Rohrflöte Schall
    Sein Schlaflied so süß!


    Weh, weh! wohin, wohin schweif ich, irr ich fern in die Ferne fort?
    Was denn an mir, o Kronos' Sohn, was denn an mir
    Hast du Ursach erkannt, daß du so schwerer Qual Joch mir auflegst? Oh!
    Mit dieser wahnsinngeißelnden Angst mich Angstzerrüttete also marterst?
    Gib mir der Flammen Tod, birg in ein Grab mich tief, tief ins Meer
    Wirf mich dem Hai zum Raub!
    Nein, versag nicht, Herr, mir diesen einen Wunsch!
    Mein Schweifen fern in die Ferne hat
    Mich gnug gequält, nicht weiß ich mehr, auf welchem Pfad
    Dieser Qual ich fliehn soll!


    CHOR:
    Du hörst der stierhörngen Jungfrau Gesang?


    PROMETHEUS:
    Wohl schallt der wahnsinnschweifenden Jungfrau Ruf herauf,
    Des Inachoskindes, welche Zeus' Herz einst getränkt
    Mit süßer Liebe, jetzt in endlos irrem Lauf
    Von Heras bittrem Haß verfolget und gequält!


    IO:
    Wie denn erfuhrst du meines Vaters Namen schon, sag es mir,
    Mir, der Gequälten? Wer,
    Dulder, wer bist du selbst,
    Daß du so gar zu wahr mich Dulderin schon begrüßest
    Und mir den gotträchenden Jammer benennst,
    Der mich aufzehrt in Glut, der mich aufpeitscht in schmerzglühndem Wahnsinn! Oh! -
    Rastlosen Schweifens stürmt ich daher ohn Trank und Speise, gescheucht von Hera,
    In der Verfolgung Hast so überwältigt! Wer ist gottverstoßen wie ich? Wehe! wehe!
    Wer wie ich gemartert? Offenbar' du mir,
    Was fürder mir zu erdulden bleibt,
    Was fürder nicht mehr, wo ein Balsam meinem Schmerz?
    Sag mir's, wenn du's weißest.


    CHOR:
    O sag's, tu's der irrselgen Jungfrau zulieb!


    PROMETHEUS:
    Ich will dir alles sagen, was du hören willst,
    Nicht rätseleingeschleiert, nein, mit schlichtem Wort,
    Wie recht den Freunden sich des Freundes Mund erschließt:
    Der den Menschen Licht gab, 's ist Prometheus, den du siehst.


    IO:
    O du, den Menschen allgemeinsam teurer Hort,
    Sag an, Prometheus, wessenwegen duldest du?


    PROMETHEUS:
    Kaum hört ich auf zu klagen meinen ganzen Gram.


    IO:
    Und du, gewährtest diese kleine Gunst mir nicht?


    PROMETHEUS:
    So sprich, was meinst du? Sagen will ich alles dir.


    IO:
    So sag mir, wer dich an den Fels geschlagen hat?


    PROMETHEUS:
    Des Zeus Gebot war's, durch Hephaistos' Hand geschah's.


    IO:
    Doch welches Frevels Strafen sollst du leiden hier?


    PROMETHEUS:
    O laß genug sein, daß ich dies dir nur gesagt.


    IO:
    Dann aber weiter: meiner Irrfahrt Ende, sprich,
    Wann wird es jemals nahn mir Unglückseligen?


    PROMETHEUS:
    Daß du es nicht weißt, frommt dir mehr, als daß du weißt.


    IO:
    Verbirg mir nicht mehr, was ich doch ertragen muß.


    PROMETHEUS:
    Ich, glaub es mir, mißgönne dir nicht diese Gunst.


    IO:
    Was säumst du dennoch, alles das mir kundzutun?


    PROMETHEUS:
    Mißdeut es nicht; dein Herz zu betrüben säum ich gern.


    IO:
    Nicht sorge du mein weiter, als mir selbst erwünscht.


    PROMETHEUS:
    Weil du es wünschest, muß ich sprechen; höre denn.


    CHOR:
    Noch nicht! Des Wunsches gönnet mir auch einen Teil;
    Zuvor erfahren laß mich dieses Mädchens Leid,
    So daß sie selbst nennt ihr verderbenreich Geschick
    Und dann von dir hört ihrer Mühsal andren Teil.


    PROMETHEUS:
    Recht wär es, Io, daß du ihnen schon zulieb
    Dies tust, die dann auch deines Vaters Schwestern sind.
    Und da zu klagen, auszuweinen seinen Gram,
    Wo man des Mitleids Träne von den Hörenden
    Sich darf erwarten, das ist wohl des Weilens wert.


    IO:
    Auch weiß ich nicht, warum ich euch es weigern soll;
    In klaren Worten sollt ihr alles, was ihr wünscht,
    Vernehmen. Freilich auch zu sagen schäm ich mich,
    Von wannen dieses gottverhängte Wetter mir,
    Der einstgen Schönheit grauser Tausch mir Armen kam.
    Denn immer schwebten nächtige Traumgestalten still
    Herein in meine Kammer und liebkosten mich
    Mit leisen Worten: "O du vielglückselge Maid,
    Was bleibst du jetzt noch Mädchen, da dir werden kann
    Die höchste Brautschaft? Zeus erglüht in Liebe dir
    Vom Pfeil der Sehnsucht; nach der Kypris süßem Kampf
    Verlangt's ihn; du, Kind, weise von dir nicht den Kuß
    Kronions; geh nun nach der tiefen Wiesenau,
    Gen Lerna, nach des Vaters Herden und Gehöft,
    Daß seiner Sehnsucht ruhn des Gottes Auge mag."
    Und solche Träume kamen mir Vieltraurigen
    In allen Nächten, bis dem Vater ich zuletzt
    Zu sagen wagte meine Träume, meinen Gram.
    Der sandte nun gen Pytho, gen Dodonas Wald
    Vielfache Frage, zu erkunden, was er tun,
    Was sagen müßte, das die Götter gerne sähn.
    Bald kamen seine Boten mit vieldeutigen,
    Mit unerklärlich rätselhaften Sprüchen heim;
    Dann aber endlich kam an Inachos ein Spruch,
    Der unverkennbar uns gebot und anbefahl,
    Mich auszustoßen aus dem Haus, dem Vaterland,
    Verstoßen fern zu schweifen bis zum Saum der Welt;
    Und wollt er nicht, glutzückend fahre dann des Zeus
    Blitzstrahl herab, all sein Geschlecht hinwegzutun.
    Von diesen Sprüchen so belehrt des Loxias,
    Stieß er mich von sich, schloß des Vaterhauses Tor
    Mir Zögernden zögernd; doch es zwang allmächtig ja
    Ihn wider Willen Zeus' Gebot zu solchem Tun.
    Und alsobald war Leib und Seele mir verkehrt;
    Die Stirn, ihr seht es, stiergehörnt, endlos gequält
    Vom Stich der Bremse, irren Sprungs, wahnsinnverwirrt,
    So floh ich rastlos gen Kechreias klarem Quell,
    Zum Hügel Lerna. Und ein Riesenhirte kam,
    Der erdgeborne, wilde Argos hinter mir,
    Zahllosen Auges spähend, hütend meine Spur;
    Doch unerwartet, eines schnellen Todes Raub
    Sank hin der Leib des Riesen. Wahnsinnaufgepeitscht
    Jagt nun der Göttin Geißel mich von Land zu Land. -
    Du hast vernommen, wie's geschehn; doch so du weißt,
    Was mein noch wartet, sag es mir, versüße nicht
    Mitleidig mir mit falschem Wort, was doch mich trifft.
    Denn kluggewandte Worte sind das schlimmste Gift.


    CHOR:
    O laß! o laß! halt ein! wehe!
    Nimmer, nimmer drang, so ins Ohr mir drang
    Noch nie fremdes Klagewort,
    Nie mir so unerträgliche, so unsägliche
    Marter und Qualen und Angst mit zweischneidger Wunde
    Eiskalt ins tiefste Herz!
    Weh, Moira, Moira!
    Ein Graun faßt mich, Ios Qual zu schauen!


    PROMETHEUS:
    Du klagst im voraus, dich erfüllt Bekümmernis;
    Halt ein, bis du vernommen, was noch übrig ist.


    CHOR:
    Sprich, sag ihr alles; allen Kranken ist es Trost,
    Was übrig noch des Leides, klar vorauszusehn.


    PROMETHEUS:
    Was ihr vorher euch wünschtet, habt ihr leicht von mir
    Erreicht; denn hören wolltet ihr zunächst sie selbst
    Von ihrer Trübsal sprechen, ihrer Seele Gram.
    Nun aber höret, welche Leiden weiter noch
    Das arme Mägdlein dulden muß von Heras Zorn;
    Du aber, Kind des Inachos, schließ treu ins Herz
    Mein Wort, damit du wissest deines Weges Ziel.
    Zuerst von hier aus mußt du wenden deinen Fuß
    Gen Sonnenaufgang, über ungepflügt Gefild.
    Du kommst zu Skythenhorden, die in geflochtenen
    Korbhütten wohnen hoch auf Rädern, wagengleich,
    Ferntreffende Bogen ihren Schultern umgehängt;
    Nicht nah dich ihnen, sondern scheu den Fuß gewandt
    Zum meerumrauschten Klippenstrand, durcheil ihr Land.
    Landein zur Linken wohnen dann die Chalyber,
    Die Eisenschmiede; hüte dich vor ihnen, sie
    Sind wild und roh; kein Fremdling kehrt zu ihnen ein.
    Und weiter kommst du an des Hybristes wilde Flut;
    Geh nicht hinüber, denn er bietet keine Furt,
    Bevor du Kaukasus' höchsten Gipfel siehst und dort
    Ankommst, wo brausend aus des Felsens dunkler Schlucht
    Der Strom hervorstürzt. Diese sterngenahten Höhn
    Dann überschreitend, mußt du mittagswärts den Weg
    Hinuntersteigen, wo du der Amazonen Volk,
    Die männerfeindlichen, triffst, die Themiskyra einst
    Bewohnen werden beim Thermodon, wo im Meer
    Die salmydessische Klippenbai die Schiffenden
    Ungastlich aufnimmt, allem Schiff stiefmütterlich;
    Sie werden selbst dir freundlich zeigen deinen Weg;
    Zum kimmrichen Isthmos dicht am engen Tor des Sees
    Gelangst du so; getrosten Mutes mögest du
    Den Ort verlassen, durch Maiotis' Sund zu gehn;
    Dort soll den Menschen großes Zeugnis immerdar
    Von deiner Wandrung bleiben, Bosporos der Sund
    Nach dir genannt sein. Scheidend aus Europas Flur,
    Kommst du zum Festland Asia. - Wahrlich, scheinet euch
    Nicht aller Orten dieser Fürst der Götter gleich
    Grausam? Denn weil, ein Gott, er diese Sterbliche
    Umarmen wollte, gab er solcher Qual sie preis.
    Dir, armes Mädchen, ward ein arger Bräutigam;
    Denn sieh, die Kunde, welche du bis jetzt gehört,
    Mag kaum ein Vorspiel dir erscheinen deines Grams.


    IO:
    Weh mir! weh mir!


    PROMETHEUS:
    Du jammerst laut und weinest! Was gar wirst du tun,
    Wenn du die andern Leiden alle noch erfährst!


    CHOR:
    So willst du mehr noch kund ihr tun von ihrem Leid?


    PROMETHEUS:
    Ein sturmgepeitschtes, ödes Meer graunhafter Qual!


    IO:
    Was soll das Dasein mir noch? Warum stürz ich nicht
    Mich schnell von diesem jähen Felsgeländ hinab,
    Daß ich zerschmettert drunten los sei aller Qual?
    Denn besser wäre so mit einemmal der Tod,
    Als aller Tage dulden meine Qual und Not!


    PROMETHEUS:
    Dir müßte trostlos mein Geschick zu tragen sein,
    Dem auch der Tod nicht vom Verhängnis ward gegönnt;
    Es wäre das doch noch Erlösung meiner Qual;
    Nun aber tagt kein Ende mir zu keiner Zeit,
    Es stürze Zeus denn selbst hinab von seinem Thron.


    IO:
    Geschieht es je? Sprich, stürzet Zeus von seinen Höhn?


    PROMETHEUS:
    Froh, glaub ich, wärst du, sähst du selbst einst seinen Sturz!


    IO:
    Wie könnt ich anders, ich, die von Zeus Verstoßene?


    PROMETHEUS:
    Daß dies in Wahrheit so geschehen wird, glaub es mir.


    IO:
    Wer wird der Herrschaft Zepter ihm entreißen, sprich?


    PROMETHEUS:
    Er selbst sich selbst durch seines Rats Leichtsinnigkeit.


    IO:
    Auf welche Weise? Sag es mir, wenn du es kannst!


    PROMETHEUS:
    Ein Ehebündnis schließt er, das ihn wird gereun.


    IO:
    Mit einer Göttin, einem Weib? Sprich, so du kannst!


    PROMETHEUS:
    Was fragst du? Noch darf's nicht geoffenbaret sein!


    IO:
    Und ist's die Gattin, die ihn vom Throne stürzen wird?


    PROMETHEUS:
    Sie zeugt ein Knäblein, mächtiger als der Vater selbst.


    IO:
    Wird keine Rettung ihm vor diesem Lose sein?


    PROMETHEUS:
    Nein, keine, ich sei meiner Banden denn erlöst!


    IO:
    Wer aber wird dich lösen wider Zeus' Gebot?


    PROMETHEUS:
    Von deinem Schoß wird stammen, der es enden muß.


    IO:
    Wie sagst du, mein Kind wird dich deiner Qual befrein?


    PROMETHEUS:
    Dein Enkel nach zehn Gliedern selbst das dritte Glied.


    IO:
    Noch wird mir nicht verständlich, was du prophezeist.

  • "Die Reise?", wiederholte Sabinus und zuckte mit den Schultern. "Naja, es is so gegangen... Viel zu lang und viel zu unruhig, wenn du verstehst was ich meine." Der Vinicier zwinkerte dem Peregrinus zu. "Und du bist also Vigil hier?"

  • "Ja der bin ich und wir hatten in letzter Zeit auch einiges zu tun."
    Ich schaute dabei zu dem Magistratus und grinste.
    "Doch in letzter zeit ist es bis auf einige kleinere Sachen ruhig geblieben."

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