Ein Anwesen irgendwo im Norden oder Süden, vielleicht auch Osten Roms. Ein prächtiges Anwesen, Großtante Drusilla war immerhin schon mit genügend wichtigen Männern verheiratet, um sich so etwas leisten zu können. Ihr derzeitiger Gemahl, Nummer sechs oder sieben, treibt sich in politischer Mission in Rom herum, was den derzeitigen Bewohnerinnen nur recht ist. Und vermutlich ist es auch besser für ein männliches Wesen, nicht in der Reichweite der hochschwangeren Lucilla und der deswegen hochaufgeregten Großtante Drusilla zu sein. Für die jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Damen Roms ist es dagegen beinahe Pflicht, hier zu sein. Wie könnten die Damen ihre Lucilla in diesen Tagen alleine lassen? So sitzen sie wie ein Schwarm Hühner im Garten, natürlich im Schatten eines aufgespannten Sonnentuches, und gackern wie eh und jeh.
"Ist das heiß."
"Finde ich nicht."
"Also ich schon, ein kühler Wind wäre jetzt angenehm."
"Oder ein Palmwedel. Sag mal, Luci, wo steckt denn schon wieder dein kleiner Sklave? Der könnte uns ruhig mal etwas kühle Luft zufächeln."
"Pah, Paedu, du willst doch nur, dass er sich regelmäßig bückt und du seinen knackigen Hintern bewundern kannst!"
"Und? Ich gebe es wenigstens zu. Sag, Luci, magst du nicht doch nochmal darüber nachdenken, ob du ihn mir nicht ..."
"Nein, Peducaeana, ich verkaufe dir Brosi nicht. Wer sollte sich denn später um die Schwangerschaftsstreifen kümmern? Außerdem heißt es, die Haut würde nach dem ersten Kind anfangen Falten zu schlagen." Betrübt fährt sich Lucilla über ihre Wangen.
"Aber doch nicht im Gesicht, Lucilla! Am Bauch!"
Lucilla geht dazu über, sich mit der eh schon erhobenen Hand Luft zuzufächeln. "Ich finde es trotzdem heiß." Vor den Schwangerschaftsstreifen hat Lucilla die größte Angst. Dass die Geburt selbst sehr angstrengend sein soll, stört sie nicht weiter. Immerhin wäre das Kind dann endlich auf der Welt. In den letzten Wochen ist Lucillas Bauch angeschwollen wie eine mit Nüssen gefüllte Mäuseblase und bei jedem Schritt hat sie das Gefühl, einen Sack Getreide mit sich herum zu tragen. Das ist einfach kein Zustand für eine Römerin.