Forum Pacis | Eine Schankstelle

  • Vom Palast kamen sie nicht besonders gehetzt. Der Tag war ein Schöner. Zu schade die Sonne derart zu meiden und von einem Gebäude zum Anderen zu rennen. Avarus kam wie befürchtet nicht großartig dazu den Mann schonmal bischen auszufragen, denn das Forum Romanum war brechend voll. Ein Wunder, das die Senatoren zu ihren Wortgefechten noch genügend Anhänger darauf platzieren konnten. Als Dreh- und Angelpunkt Roms glich es dieser Tage eher einer rießigen Kreuzung. Im nordwestlich angrenzenden Forum Pacis ging es hingegen etwas ruhiger zu. Der perfekte Ort.


    Der Senator ging natürlich nie allein irgendwo hin. Seine Begleiter suchten einen besonders wolligen Platz aus und befreiten diesen auch vom letzten Zuhörer. Dann konnten sie sich setzen und der Wirt eilte ebenfalls zu Fuß.


    "Setz dich, möchtest du was Trinken?"

  • Marcus war beeindruckt, als er sah wie die Begleiter des Legaten kompromisslos eine Gasse durch die Menschenmengen bildeten. Staunend lief er hinter dem Mann her.


    Nach kurzer Zeit erreichten sie das Forum Pacis. Marcus setzte sich, als der Legat ihm einen Platz anbot. "Ja, gerne. Du sprachst von Minztee. Den würde ich gerne probieren.", antwortete er halb den Legaten und dem Wirt. Abwartend lehnte er sich zurück. Es stand ihm nicht zu das Gespräch zu eröffnen.

  • "Du hast es gehört... wir nehmen zwei." Avarus wartete, bis der Wirt abgetrabt war und fixierte danach sein gegenüber. "Du intressierst dich also für eine Stelle beim Cursus Publicus." Eher eine Feststellung denn eine Frage war es. "...was hast du bisher gemacht?" Sicherlich mußte Marcus Dardanus bereits Annaeus Varus seine Vergangenheit offen legen. Im Brief stand darüber jedoch herzlich wenig und der Senator wollte sich erstmal ein Bild von dem Kandidaten machen.

  • Es kam nicht alle Tage vor, das Marcus mit einem Mann, der den Kaiser kannte, der sogar Legat ist, im Schatten am Forum saß, etwas trank und plauderte. Kurz gesagt, er war entsprechend angespannt und aufgeregt - versuchte es aber seinem Gesprächspartner nicht merken zu lassen.


    Er nickte als der Legat das Gespräch begann. "Nun, ich komme aus Narona in Dacia. Ich habe dort die Besitztümer eines reichen Händlers verwaltet. Als er starb, beschloss ich nach Rom zu gehen, um mir hier ein neues Leben aufzubauen."


    Marcus beschloss den Legaten mit dem traurigen Grund seiner Reise nach Rom nicht zu belästigen und beließ es bei der Kurzform.

  • "Nun, ich bin zwar alt, aber immer noch ganz gut bei Kräften.", antwortete Marcus. Auch er nahm einen Schluck von dem erfrischenden Wasser. "Ich achte auf meine Gesundheit und versuche durch Sport meinen Körper und meinen Kopf im Griff zu halten, Legatus. Was ich durch mein Alter nicht mehr leisten vermag, mache ich durch meine Lebenerfahrung mehr als wett."
    Marcus wurde ein wenig selbstsicherer, versuchte aber nicht zu großspurig zu klingen.

  • "Schön, schön... du bewirbst dich um den Posten des Stationarius nicht dem des Briefausteilers. Hmm in wie weit hast du dich deiner Verwendbarkeit festgelegt? Ich meine in welche Provinz darf ich dich schicken sollte Rom Bedarf an ferner Stelle haben?!"


    Irgendwie war die Minze nicht frisch. Avarus winkte den Wirt heran. Machte aber aus Rücksicht auf seinen Gast kein Fass auf. Sondern wies einfach darauf hin, das sie gern frisch geschnittene Minzblätter wöllten und drückte daraufhin den Becher dem Schankwirt in die Hände. Diesen billigen Fusel konnte er für seine sonstigen Gäste aufheben.


    Dann mit endlich frischem Glas und sichtbar akurater Minzeinlage trank er etwas, spielte mit dem Glas zwischen den Fingern und wartete auf die Antwort des Marcus Dardanus.

  • Marcus überlegte kurz. "Am liebsten würde ich in Italia bleiben. Aber in Hispania könnte ich mir auch vorstellen glücklich zu werden."


    Er nahm einen Schluck aus dem neuen Glas. Er war ein wenig verwirrt, daß der Senator ihn nach seinen Wünschen fragte, fühlte sich dadurch aber auch geehrt. "Aber letztendlich liegt die Entscheidung bei Dir. Und ich werde mich ihr natürlich gerne beugen. Ich möchte dort arbeiten, wo am meisten Bedarf ist."


    Marcus stellte das Glas zurück auf den Tisch. Schelmisch lächelnd fügte er noch schnell hinzu:" Vorausgesetzt Du stellst mich ein."

  • "Nun das Pergament von Varus hat mich eigentlich schon genügend überzeugt. Dieser Praefectus gibt sowas nicht leichtsinnig jedem Mann mit. Nein er reicht es mit Überzeugung weiter. Ich wollte hingegen sehen, wer du bist."


    Avarus machte eine kurze Pause. Überlegte wohl was. Das es etwas völlig anderes war, konnte dabei keiner erahnen. Dann kam er zum Thema zurück.


    "Deine Reise nach Rom soll nicht umsonst gewesen sein. Du wirst natürlich erstmal eingearbeitet werden und ich denke der hiesige Praefectus Varus wird dafür genau der Richtige sein. Danach sehen wir weiter."


    Der gläserne Becher ward geleert. Soviel Muse hatte der Senator dann auch nicht, um sich stundenlang in eine Wirtschaft zu setzen. Er erhob sich stattdessen und lächelte etwas.


    "Ach ja wenn du nichts dagegen hast, ernenne ich dich zeitnah. Du meldest dich dann am Besten zum nächsten Morgen beim Praefectus Vehiculorum Decimus Annaeus Varus. Sag ihm schöne Grüße von mir und lass dich von ihm einweisen."


    Er nickte einem Sklaven zu. Dieser bezahlte das Minzwasser.


    "Hast du noch Fragen an mich?"


    Wandte Germanicus Avarus sich nochmal an den künftigen Stationarius Marcus Dardanus.

  • Als sich der Senator erhob, sprang auch Marcus auf. Ihm viel ein Stein vom Herzen. Er hatte eine Arbeit. Der Anfang war gemacht und eine Sorge wurde ihm genommen. Dankbar schaute er Avarus an.


    "Ich ...ich danke Dir, Legatus. Du wirst Deine Entscheidung nicht bereuen. Ich werde den Praefectus morgen aufsuchen und Deine Grüße ausrichten. Ich möchte Deine Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Wenn ich Fragen habe, werde ich sie dem Praefectus stellen."


    Dann trat er zur Seite um Platz zu machen und nickte Avarus zum Abschied zu.

  • "Gut, dann hoffen wir, das deine Worte so ehrlich sind wie deine Augen."


    So ein gutes Gefühl bei einer Anstellung hatte der Senator lange nicht mehr gehabt. Letztens überwog immer der Willen auf ein großzügiges Einkommen den eigenen Fähigkeiten. Der Legatus hatte seinen Blick in langen Dienstjahren geschärft. Da waren ihm schon so einige Gestalten untergekommen. Doch diesmal war er sich ziemlich sicher, das es kein kompletter Reinfall wurde und etwas Unterstützung konnte der Cursus Publicus auch gebrauchen.


    "Vale und auf gute Zusammenarbeit."


    Er begab sich wieder in die Mitte der 'Traube' ließ sich den Weg zurück zum Palatin bahnen. Noch heute mußte er diesen verflixten Bericht finden...

  • "Vale, Legatus.", antwortete Marcus leise und sah den Senator und seine Begleitung in der Menschenmenge verschwinden. Ungläubig schüttelte er mit dem Kopf und konnte den Ausgang des Gespräches noch garnicht richtig fassen. Nachdem er sich kurz gesammelt hat, verließ auch er die Schankstelle auf dem Forum und machte sich pfeifend auf den Weg in seine kleine Wohnung.

  • Es gab einen sehr spezifischen Grund, wieso es den jungen Patrizier seinen plebejischen Freund nicht zur Taberna Apicia führte, sondern zum Fourm Pacis am Forum Romanum. Er wollte nicht mehr zur Apicia. Er wusste nicht, ob er Hausverbot hatte, aber seit den spätesten Orgien war er sicher kein wohlangesehener Gast mehr dort.
    Er ging also hierhin, zusammen mit Verus. Die Taverne hier war sehr klein und relativ exquisit, aber sie bekamen sofort einen Platz. „Das hier ist mein neuester Fund.“ meinte Piso zu Verus, als er sich hinsetzte. „Schöne Taverne, oder? Ich habe einen Geheimtipp deswegen bekommen. Und er hat sich auch komplett ausgezahlt.“, grinste er. „Angeblich haben sie hier ein sehr gutes Weinangebot. Ah, da kommt ja schon jemand.“ Er wandte sich an ein hinzukommendes Schankmädchen. „Salve. Wir hätten gerne zwei Weinamphoren.“ Er drehte sich zu Verus. „Was hättest du gerne? Einen speziellen Wein? Weiß oder Rot?“

  • Verus blickte sich um. Er nickte zufrieden. "Du hast recht." Er Setzte sich und verschränkte die Arme vor seinem Körper. "Ich nehme einen Falerner, mild mit Honig gesüßt," antwortete er.

  • „Falerner! Geschmack hat er!“, rief Piso bewundernd aus. Das Schankmädchen nickte dazu nur, ein bisschen peinlich berührt dreinschauend, hatte sie doch wenig Ahnung von Wein. Über Parfüms hätte sie die beiden beraten können, ja, endlich lange... ihr Blick wanderte zu Piso, welcher nachdachte, oder zumindest so tat, waehrend er im Geheimen versuchte, einen Blick ins Mieder der jungen Frau zu erhaschen. „Ich hätte gerne das selbe. Man gönnt sich ja sonst nichts. Weißer Falerner für mich, bitte! Herb! Ohne Zusatzstoffe!" Er grinste, so war er am Besten. Wenn auch ein wenig ungeschlacht. "Ihr habt ja auch roten Falerner, oder? Willst du das probieren, Verus, oder magst du auch weißen?“ Er wusste einiges über Wein – er hatte sich schon durch viele Weinbecher getrunken, nicht zuletzt in letzter Zeit.

  • Wein war Wein und in der Seele des Wein lag das Wesen der Welt. Verus lächelte, was war an seiner Bestellung misszuverstehen? Wein ohne besondere Order war rot. "Roten, wie gesagt, mit ein wenig Honig gesüßt," sagte Verus. "Bei Wein sollte man auch nicht sparen, Aulus. Kleidung, Essen und Schlafen sind Dinge an denen man nicht spart."

  • Wein war grundsätzlich rot? In Rom und Griechenland mochte man das vielleicht so sehen, doch in Norditalien, wo es tendenziell viel mehr Weißwein gab als weiter im Süden, wurde immer ein Unterschied gemacht. Wie dem auch sei, Piso beließ es dabei, es war wohl eine Art Aufeinanderkommen der Kulturen.
    „Titus, ich sage dir, das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“, meinte er also, als das liebreizende Schankmädchen hinwegschwebte. „Schlechter Wein ist die Quelle allen Übels. Man kann sich damit betrinken, doch der Schädel am nächsten Morgen wird es dir heimzahlen.“ Er dachte kurz über die weiteren Punkte nach. „Schlafen, Essen, wenn du unter letzterem Punkt auch das Trinken hinzufügst, sicherlich. Und Kleidung ist auch wichtig.“ Er zupfte stolz an dem edlen Stoff seiner Tunika herum. So ganz indezent Aufmerksamkeit auf seine wie immer prunkvolle Kleidung merken war doch eine ganz feine Sache. „Vielleicht sollte man in dieser Aufzählung verallgemeinern. Wer billig kauft, kauft im Endeffekt teuer. Was meinst du, mit wievielen minderwertigen Gegenständen ich schon eingefahren bin? So was soll nie wieder vorkommen.“ Er schüttelte den Kopf.

  • "Du kannst im Tod nichts mitnehmen, also gebe jetzt alles aus bis auf die Münzen für den Fährmann," philosophierte Verus. "Warum streben alle in einem kurzem Leben nach Macht, Einfluss und Reichtum? Wenn man ein Auskommen hat, gesund ist und ein Dach über dem Kopf hat, sollte man zufrieden sein. Die Götter gaben uns dieses Leben nicht, um anderen zu schaden oder ihnen etwas zu nehmen, sondern viel mehr um zu leben und dieses Leben mit anderen zu teilen, im positiven Sinne. Ich gebe gerne mein Geld mit vollen Händen aus, natürlich mit Bedacht aber ich gebe es aus. Was soll ich auch damit? In meiner Truhe nützt es mir nichts."


    Verus versank mal wieder in seinen Monologen.

  • Verus gibt sich ja äußerst bescheiden für jemanden, der so unbedingt Procurator a rationibus werden will, dachte sich Piso und musste grinsen. Ihm kam, als Außenstehender, Titus Decimus Verus eher als Mann vor, der mit einem durch eine Art Midlife Crisis angetriebenen Vorwärtsdrang ausgestattet war, dies aber beharrlich negierte. Aber Piso sagte nichts, sondern nickte nur freundlich.
    „Titus, da magst du recht haben. Obwohl man auch bedenken sollte, dass dein Vermögen an deine Nachkommen gehen wird, an deine Kinder. Auch sie solltest du bedenken. Du tust ihnen einen Gefallen, wenn du etwas für sie sparst. Und Geld braucht man auch für Notzeiten. Aber recht hast du, was soll’s? Gute Zeiten gibt es, schlechte ebenso, es kommt wie’s kommt. Man hat nur ein Leben, und das sollte man genießen, wenn man es kann.“ Nun war es an Piso, zu schwafeln. „Das Blöde ist, je mehr man verdient, desto weniger Zeit hat man, um sein Geld auszugeben, weil man für ein größeres Gehalt mehr arbeiten muss.“ Ja, das war durchaus ein Dilemma. Eigentlich sollte man weniger arbeiten, je mehr man verdient... es würde Sinn machen. Oder auch nicht, je nach Sichtweise.

  • "Man sollte seiner Familie etwas hinterlassen, jedoch sollte man nicht zu viel hinterlassen, da die Familie sonst faul und träge wird," scherzte er. "Geld verdirbt Menschen und zu viele Reichtümer zu hinterlassen, verführt die Familie nur zum Streite. Notzeiten? Ich habe immer etwas in der Rückhand aber eben nur für diese Zeiten, es dient mir in Wahrheit ja nicht."


    Verus strich sich durch seinen wollenden Bart. "Richtig und deswegen, da man immer mehr Freizeit verliert, sollte man sich einen Ausgleich suchen. Dieser Ausgleich soll den Wert der verlorenen Zeit ersetzen ohne diesen Ausgleich stirbt man innerlich."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!