Alles Denken war vergessen, alle Bedenken, jeder Einwand. Sie stand da mit geschlossenen Augen und genoss seinen Kuss. Als sich ihre Lippen wieder trennten, stand sie noch einige Herzschläge mit geschlossenen Augen da, unfähig, sich zu bewegen. Ganz langsam öffnete sie ihre Lider und sah wieder in seine grauen Augen.
Sie konnte seiner Frage nicht antworten. Alle Worte waren wie aus ihrem Gedächtnis getilgt. Stattdessen ging ein wohliger Schauer deutlich spürbar durch ihren Körper und blieb als sanftes Zittern fortbestehen, während sie ihm einfach nur in die Augen schaute.
Axilla wusste nicht, wie lange sie einfach nur dastand und ihn anschaute. Als es ihr bewusst wurde, atmete sie einmal tief durch und löste ihren Blick von seinen Augen. Zitternd sah sie nach unten und trat einen Schritt von ihm zurück, raus aus seinen sanften Händen, die ihr Gänsehaut bescherten.
Ihre Gedanken flogen wild durcheinander. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hatte doch gewusst, dass er sie küssen würde. Warum war sie überhaupt mit ihm stehen geblieben? Sie hätten schon längst wieder bei ihr zuhause sein sollen, damit sie Leander befragen konnte.
Sie sah auf, und als sich ihre Blicke noch einmal trafen, waren die Bedenken wieder weg. Sie bereute es nicht, ihn geküsst zu haben, im Gegenteil, sie fand es sehr schön. Aber das durfte sie in keinem Fall sagen. Ausgeschlossen, er würde es bestimmt nur so auffassen, dass sie vielleicht mehr wollte. Auch wenn ihr Körper das im Moment ganz eindeutig auch wollte. Aber das durfte sie nicht.
„Es war sehr…” Axilla rettete sich in ein Räuspern, als es ihr beinahe doch herausgerutscht wäre. „Wir sollten… also… gehen, ja, gehen….“
Verflixte Worte. Sie sah noch einmal zu ihm auf und ihr Kopf zuckte kurz noch einmal in seine Richtung, als der Impuls, ihn noch mal zu küssen, sich ihrer eine Sekunde bemächtigte. Sie räusperte sich noch einmal und senkte ihren Blick wieder auf den Boden. Das war sicherer.
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Die Folgen einer Nacht
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Er konnte nicht lächeln. Sein Herz wollte zwar vor Glück aus seiner Brust herausspringen, doch äußerlich bewahrte er einen undeutbaren Gesichtsausdruck. Er war sich mit einem Schlag wieder der Konsequenzen seines Handelns bewusst geworden.
Timos setzte seinen Weg nun fort und bot Axilla dabei einen Arm an. Oder besser nicht? Nein, er zog ihn lieber wieder zurück, hinterher fand Axilla das zu aufdringlich.
"Weißt du, ich habe dich wirklich ins Herz geschlossen und...also...ich wollte dir nur sagen, dass..."
Bei Minerva! Was war er doch für ein Vollhorst! Er schaute verlegen zu Boden, dann wieder zu Axilla, nur um Lächeln zu müssen.
"Ähm.." Er kam aus dem Stammeln nicht mehr heraus. So ging das nicht! Timos, jetzt aber mal klipp und klar!"Also, wenn du nicht Rhomäerin wärst und ich nicht Grieche wäre...also dann...du weißt schon...ich...du...wir...ach verflucht!"
Er trat einen streunenden Köter, der ihm eindeutig im Weg lag und nun winselnd davonlief. Timos legte die Handflächen hinter seinem Rücken ineinander und schritt so neben Axilla her, während er ärgerlich - über sich selbst - auf den Boden starrte. -
Axilla schaute dem Hund mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck hinterher. Sie fühlte sich immer noch ganz durcheinander. Oder schon wieder. Sie fragte sich, ob sie sich in den letzten 24 Stunden jemals anders gefühlt hatte als durcheinander.
„Aber… du kennst mich doch gar nicht…“
Das war der einzige Einwand, der ihr einfiel. Und nichtmal den fand sie besonders gut. Bei Silanus war es ihr ja auch egal gewesen, ob sie sich nun lange und intensiv kannten oder nicht. Überhaupt, welche Eheleute kannten sich schon groß vorher? Und wie bei Iuno kam sie jetzt genau darauf schon wieder?
„ Ich meine… da müsste man doch öfter…also…“
Wenn sie sich besser kennenlernen würden, dann vielleicht. Aber, das war ja auch völlig ausgeschlossen. Immerhin war er Grieche, und sie Römerin. Wie sollten sie sich da besser kennen lernen? Und überhaupt war das Gespräch gerade in einer Richtung unterwegs, die sie beide gar nicht länger verfolgen sollten.
„Ähm, in der Nacht… also heute Nacht… wir haben… also…ich meine, hast du…? Oder hast du aufgepasst? Also, ich meine…“
Axilla wusste, dass die Frage wichtig war, aber sie konnte sie nicht so direkt stellen. -
"Ich kenne dich mehr als genug...Skioura."
Der Moment des Stotterns war kurzfristig verflogen und so nutzte Timos die neu gewonnene Selbstbeherrschung und den Mut, um Axilla letztendlich über die letzte gemeinsame Nacht aufzuklären.
"Ja, wir haben uns ausgiebig vergnügt. Entschuldige meine Direktheit, aber ich denke du solltest besser bescheid wissen, bevor irgendwelche Missverständnisse auftreten...also...die nicht schon aufgetreten sind."
Er grinste gezwungen während er fortfuhr.
"Ich...du...wir waren viel zu berauscht, um irgendwelche...Sicherheitsvorkehrungen treffen zu können. Also...was ich sagen will...du, wenn du...äh..."
Sie kreuzten kurz eine belebtere Seitenstraße, nur um wenige Fuß später wieder in eine stillere und leere Gasse einzutauchen.
"Allerdings...ich muss zugeben...bereuen....uhm..."
Timos! Reiß dich endlich zusammen!
"Ich fand es gestern sehr schön mit dir...also ich meine den Abend! Also nein, versteh mich nicht falsch! Das woran du dich noch erinnern kannst! Also..." Bei Aphrodite...
"Ähm, womit ich nicht sagen will, dass du...also...schlecht im...ach egal..."
In Timos' Gedanken traf gerade eine riesige Fliegenklatsche mit voller Wucht auf sein Gesicht. *Boing* -
Als er sie bei ihrem Spitznamen nannte, musste Axilla wieder aufblicken. Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob es ihr gefiel, dass er sie so nannte. Es erinnerte sie so sehr an ihren Vater. Und wenn sie in Timos Augen blickte, fühlte sie sich um einige Jahre in eine glückliche Vergangenheit versetzt, wenn er das sagte.
Bei seinen folgenden Ausführungen machte sie aber dann mehrfach „Oh.“ Zu berauscht für Sicherheitsvorkehrungen. Nicht gut. Und wenn sie, wenn sie… Auch nicht gut. Gar nicht gut. Wenn man Kinder wollte, opferte man Iuno. An wen wandte man sich, wenn man keine wollte? Noch dazu, wo Axilla nicht besonders religiös war und sich da lieber auf die kleineren Zauber und Amulette verließ.Doch dann kam’s! Er bereute es nicht, aber das davor hatte ihm besser gefallen? Mit ihr durch Tavernen zu ziehen und zu Essen hatte ihm besser gefallen als mit ihr zu schlafen? War sie denn so schlecht gewesen?
„Ich… also, weißt du. Das war erst das zweite Mal, und… ich hab da keine Erfahrung damit… und betrunken war ich auch…“
Und was rede ich da bloß? Er hat mich verführt, und ich entschuldige mich, dass ich nicht gut im Bett war? Axilla räusperte sich und sah kurz zu Boden. In diese Richtung hatte sie eigentlich nicht geplant, dass das Gespräch verlaufen würde. Eigentlich wollte sie nur wissen, was passiert war. Und jetzt spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken…
Nein, das konnte sie nicht. Das durfte sie nicht. Urgulania würde ihr gleich doppelt den Hals umdrehen. Zum einen war er Grieche und zum anderen ihr Scriba!
„Als Urgulanias Scriba bist du dann doch bestimmt öfter bei uns auch in der villa, oder?“ -
Arghl!
"Nein nein! So meinte ich das doch nicht! Also...ich wollte doch sagen, dass mir der spätere...der spätere Teil des Abends sogar besser gefallen hat!"
Ein breites Grinsen machte sich in seinen Zügen breit. Mit schelmischem Unterton sagte er:
"Na, für dein zweites Mal...war das ziemlich gut!"
Oh je. Was erzählte er da?"Als...was??" Wie kam sie denn nun auf dieses Thema zu sprechen? "Äh...ja. Keine Ahnung. Vielleicht. Wir Griechen trennen die Arbeit gewöhnlich von unseren privaten Wohnstätten, aber bei euch ist das offenbar etwas anders. Womöglich werde ich öfters mal...bei euch vorbeischauen und...äh ja...salve sagen."
-
Einen Moment war sich Axilla sehr unschlüssig, ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte oder Timos für die Art seiner Antwort wegen Unverschämtheit eigentlich eine runterhauen müsste. Abgesehen davon, dass sie letzteres selbst dann nicht getan hätte, wenn es angemessen gewesen wäre, war sie sich nicht ganz sicher.
Verlegen kratzte sie sich am Arm und wusste nicht so recht, was sie darauf sagen sollte. So gingen sie eine Weile nebeneinander her, ohne etwas wirklich zu sagen, und in Axillas Kopf fing es an wie wild zu arbeiten.
„Ich kann mich wirklich an nichts gestern erinnern. Ich würde ja gerne, aber das ist alles irgendwie weg. Hat es…“
Nein, das konnte sie so nicht fragen. Das war ungehörig, und außerdem auch ziemlich direkt. Aber andererseits… und sie wollte es ja auch wirklich wissen…
„Hattest du den Eindruck, dass es mir auch gefällt?“ -
Was für eine wirre Frage. Wie sollte er denn bitte darauf antworten? 'Na klar, du hast einen Riesenspaß gehabt!' oder 'Nee, eigentlich hatte ich nur meine Freude und du hast es über dich ergehen lassen...'?!?!
Frauen!Einige weitere Schritte in stiller Zweisamkeit, dann ging Timos zögerlich räuspernd auf ihre Frage ein.
"Du...also...so gesehen...ich hatte allerdings den Eindruck...dir schien es wohl gefallen zu haben."
Jap. Das schien ihm zutreffend.
"Naja...immerhin...du hast dich mir ja bereits in der Opiumhöhle...äh...an den Hals geworfen."
*Hrmpf*
Er räusperte sich noch einmal laut und überlegte, ob er nicht langsam lieber sein vorschnelles Maul halten sollte. Hinterher stürzte sie ihn und seine Brüder doch noch ins Verderben! -
„Wirklich?“
Axilla konnte sich das gar nicht so wirklich vorstellen, dass sie so direkt gewesen sein sollte. Sie war zwar – euphemistisch gesprochen – unkonventionell, aber gleich so? Das war bestimmt nur der verfluchte Liebeskummer.
Wobei, wenn sie jetzt so darüber nachdachte… Je länger sie neben Timos herging, umso weniger Herzschmerz bezüglich Silanus fühlte sie eigentlich. Im Gegenteil, sie genoss seine Nähe. Und sie mochte ihn ja auch. Und sein Kuss, huh, da durfte sie gar nicht dran denken. Ihr wurden jetzt noch die Knie zittrig, wenn sie daran dachte.
Sie merkte, wie sie zu ihm herüber schaute und ihr Blick etwas länger auf seinem Mund hängen blieb. Auf ihrem Rücken bildete sich eine Gänsehaut, als ein kleiner Schauer ihn hinunter lief. Schnell blickte sie wieder auf die Straße.
„Schade, dass ich mich nicht erinnern kann. Also, an alles. Dann müsste ich nicht so viel fragen, und dann… naja…“
Ja, was dann eigentlich? Axilla wusste selber nicht so recht, was sie sagen wollte. Sie sah wieder rüber in seine grauen Augen. Er hatte wirklich schöne Augen. -
Und wieder dieser sehnsüchtige Blick. Was hatte sie nur mit seinen Augen?
"Ja, wirklich schade..." murmelte Timos nachdenklich vor sich hin.
Er kam sich einen Moment lang etwas angegafft vor, dann schlug Axilla die Augen nieder und sprach wieder...aber Timos hörte nicht hin. Ihn interessierte gerade etwas anderes."Sag mal...stimmt etwas mit meinen Augen nicht? Du schaust mich die ganze Zeit so an, als hätte ich da was."
Oder hielt sie ihn nur für hässlich und stierte ihn deshalb so häufig an? -
Seine Frage riss sie vollkommen aus ihrer Betrachtung, und sie fühlte sich regelrecht ertappt.
„Was? Nein, nein, sie sind grau. Also, ich meine, ich mag einfach graue Augen. Und deine sind wirklich wunderschön. Also, ich meine…“
Ja, was eigentlich. Hatte sie ihn wirklich so angegafft?
„Tut mir leid, wenn ich dich damit irgendwie belästigt habe. Es ist nur… Ich werd damit aufhören. Tut mir wirklich leid.“
Sie wollte ihn gerne anschauen, damit er sehen konnte, dass es ihr ehrlich leid tat, aber dann hätte sie ihm ja schon wieder in die Augen schauen müssen. Also schaute sie lieber auf die Straße vor sich und fuhr sich einmal mit ihrer Hand über die Stirn. Irgendwie war das leichte Hämmern wieder zurück. -
"Belästigt? Nein. Ich fühle mich außerordentlich geschmeichelt."
'Deine sind wirklich wunderschön.' Das war das schönste, was er seit langem gesagt bekommen hatte. Er wurde rot im Gesicht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Da war es wieder, dieses lästige Stottern.
"Ja äh...also...deine Augen sind ebenso...ähm...wundervoll anzusehen."
Er biss sich auf die Unterlippe und kickte einen Stein vor sich her. -
„Findest du? Ich meine… danke. Sie sind grün. Ähm, das siehst du ja.“
Was redete sie heute nur für einen wirren Käse? Axilla kaute sich auf der Unterlippe herum und überlegte. Eigentlich hatte sie erfahren, was sie hatte erfahren wollen, und trotzdem wollte sie das Gespräch gerne weiterführen. Aber ihr fiel nicht ein, worüber sie sonst hätten reden können. Das Wetter? Sonnig wie jeden Tag.
„Hmmm, du hattest mich doch zu einem Fest eingeladen, oder? Gilt das noch?“
Eigentlich sollte sie nach der ganzen Sache sich mit Timos am besten nicht mehr sehen lassen. Auf ein fest mit ihm zu gehen war wohl so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was sie tun sollte. Aber trotzdem wollte sie sehr gerne mit ihm dahin gehen, war sich aber nicht sicher, wie er das sah. -
Timos grinste nur. Dieses Gespräch war viel zu merkwürdig. Als Außenstehender hätte er sich vermutlich schon etliche Male totgelacht.
"Oh ja, die Einladung auf das Fest besteht selbstverständlich immer noch!" antwortete Timos voller Euphorie. Das hatte er ja ganz vergessen. Obwohl er sich sicher war, dass das nach dieser ganzen Geschichte ein ganz blöder Einfall war.
-
„Ah, gut.“
Und wieder Schweigen. Axilla sah zu Timos hinüber, wieder in seine Augen, aber diesmal nicht mehr so lange. Sie würde gerne noch etwas sagen, aber irgendwie fiel ihr absolut nichts ein. Und er schaute auch mehr auf den Boden als sonst wo hin.
Sie setzte dazu an, etwas zu sagen, ließ es dann aber wieder. Irgendwie kam sie sich grade unglaublich dämlich vor. Sonst war sie um einiges redegewandter.
„Das ist doch bescheuert“, sprudelte es plötzlich aus ihr heraus. Sie war böse auf sich selbst, dass sie nicht einfach ihre Wünsche klar artikulieren konnte. Böse auf die Welt, die ihr sagte, dass ihre Wünsche ohnehin böse waren und auch gar nicht artikuliert werden sollten.
Sie atmete einmal tief durch, dann drehte sie sich zu Timos. Sie sah ihm tief in die Augen, und holte noch einmal Luft.
„Ich mag dich. Ich weiß, ich sollte dich nicht gern haben, aber ich mag dich. Und ich würde sehr gerne mit dir auf das Fest gehen. Oder auch zwei.“
So, jetzt war es raus. -
Verblüfft richtete Timos seinen Blick wieder auf seine Gesprächspartnerin. Was sagte sie da? Heureka! Die war ja mal direkt...
"Nun..." Er war nun stehen geblieben und sammelte kurz seine Gedanken.
"Ich mag dich ebenso sehr und ich weiß, dass wir bereits viel zu viel Unfug angerichtet haben, als gut für uns ist. Die Regeln unserer Gesellschaft schreien förmlich danach, uns beide zumindest zu verbannen und an unterschiedliche Enden der Welt zu schicken."
Oh Gott, er hörte sich bereits an wie sein alter Herr - möge er seinen Platz unter den Göttern gefunden haben.
"Allerdings...etwas in mir sagt mir klar und deutlich, dass ich deine Gesellschaft weiterhin genießen sollte. Und ein Fest wäre natürlich der absolut richtige Ort dafür." -
Er war nicht vor Schreck tot umgefallen und hatte auch nicht gleich mit der moralischen Keule um sich geschlagen. Ein klein wenig war Axilla überrascht. Wenn sie ehrlich war hatte sie die ersten beiden Punkte zwar auch nicht erwartet, aber trotzdem war sie doch überrascht, auf einen Menschen zu treffen, der wohl ebenso wie sie war. Einzig seine letzten beiden Sätze ließen sie leicht schmunzeln, hatten sie einen leicht zweideutigen Charakter.
„Naja, verbannen müssten sie uns nur, wenn man herausfinden würde, dass wir…Und ich kann jeden Schwur vor Menschen und Göttern leisten, dass ich mich nicht daran erinnere, mit dir jemals so etwas gemacht zu haben. Leider.
Da wäre ein Fest vielleicht wirklich gut geeignet, sich ein bisschen näher kennen zu lernen.“
Jetzt klang sie aber nüchtern und sachlich. Verlegen schlug Axilla die Augen nieder. Ihr fiel ein, dass sie ihm noch eine Antwort schuldig geblieben war von vorhin.
„Achja, Timos? Der Kuss vorhin? Er war sehr schön.“
Und bevor er jetzt noch irgend etwas sagen konnte, ging sie lieber wieder zwei Schritte weiter, damit er das Glühen auf ihren Wangen nicht bemerkte. -
Er wollte bereits einen anzüglichen Kommentar auf Axillas Worte hin ablassen, als sie ihn erneut überraschte. Er lächelte verlegen und schaute sie unbeirrt an, während sie weitergingen.
"Das fand ich auch..."
Ein Augenblick der Stille...Schritte hallen dumpf in der Gasse wider...ein krächzendes Räuspern...
"Gestern Nacht allerdings...also das war auch gut." murmelte er über beide Ohren grinsend. Das hatte er sich einfach nicht verkneifen können.
"Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich gerade offensichtlich aller Moral und allen Anstandes abschwöre...ich bin definitiv kein sittsamer Mensch."
Er runzelte die Stirn und legte die Hände wieder hinter seinem Rücken ineinander. So ging er zu Boden schauend weiter. -
„Und ein gemeiner Mensch bist du auch.“
Axilla lachte Timos an. Jetzt, da sie so offen miteinander waren, war die Anspannung, die sie bis eben noch verspürt hatte, um einiges geschrumpft. So hatte ihr sonniges Gemüt wieder die Chance, ein wenig zum Vorschein zu kommen, und auch das lästige Stottern war – zumindest vorübergehend – verschwunden.
„Es ist nicht nett, mir von etwas vorzuschwärmen, an das ich mich nicht im Mindesten erinnern kann. Das ist fast so, als würde man mit einem Knochen vor der Nase eines Hundes herumwedeln.“
Erst jetzt sah sie, wie er lief. Irgendwie schien er über etwas nachzugrübeln, oder aber sie war doch zu forsch eben gewesen.
„Worüber denkst du nach?“
Jetzt kam sie auch zum ersten Mal seit ihrem Spaziergang – abgesehen von dem Kuss – ganz nahe neben ihn, so dass sich ihre Arme beim Gehen leicht streiften. -
Ja, woüber dachte er nach? Darüber, dass er gerade mit Axilla hier entlang marschierte, mit der er sittenwidrigerweise geschlafen hatte, der er Alkohol und Drogen verabreicht hatte und die er eben erst auf ein neues geküsst hatte? Oder darüber, ob er das alles bewerten sollte und wenn ja, ob es schlecht oder gut war und ob es moralisch vertretbar war oder er sich selbst verurteilen sollte?
Er war sich unschlüssig. Timos versuchte, die Situation aus der Distanz heraus zu beobachten, doch wollte ihm das nicht recht gelingen. Ein weiterer Blick auf Axilla...in Axillas leuchtend grüne Augen, die ihn nun fragend löcherten.
"Diese ganze Situation ist viel zu...wirr!"
Er machte einen etwas verzweifelten Gesichtsausdruck und sprudelte - wie es sonst nicht seine Art war - drauflos:
"Es macht mich einfach traurig, dass wir beiden uns so gut verstehen - in seinem Gesicht zeichnete sich ein schelmisches Schmunzeln ab - , die Regeln der Gesellschaft unser Handeln allerdings in jeder Hinsicht verurteilen. Weißt du...wenn es möglich wäre...aber ich bin Grieche ohne Bürgerrecht und du...bist Iunierin und...ich hätte schon längst...also..."
Narf...
"Egal! Du bist eine tolle Frau, das wollte ich nur sagen!"
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