colloquium zum examen tertiam

  • Primus betrat den Raum, nahm Haltung ein und begrüßte den Legatus.
    Salve Legatus Vinicius,...ich melde mich zum colloquium zum Exmen tertium.
    Nachdem er den schriftlichen Teil wohl bestanden hatte würde er nun in der Diskussion bestehen müssen. Er war gespannt ob sein Wissen ausreichte...

  • Auch Reatinus schrat, geschmückt dem schmalen Purpurstreifen, welcher seinen Status als Ritter wiedergab, in den Raum hinein. Sofort bemerkte er den Legaten Vinicius und Decurio Terentius. "Salve, Legatus... Decurio...", grüßte er zunächst den Ranghöheren und danach den Terentier mit einem freundlichen Nicken.
    Reatinus hatte sich extra für diese Runde, welche zum Examen Tertium gehörte, einige passende Worte und Argumente für alle Fälle zusammen gelegt. Er hoffte trotzdem, dass sein Wissen ausreichen würde, um hier zu bestehen - schließlich wäre es nach der bestandenen schriftlichen Prüfung eine Schande, jetzt durchgefallen zu sein!



    Sim-Off:

    Ein Anliegen bezüglich Iulius Drusus... er hat ja wie bekannt seinen Fingerbruch, könnte man darauf Rücksicht nehmen? :)

  • Auch Primus grüßte den neuen Eques und Praefectus Castrorum.
    "Salve Praefectus Artorius!"
    Wenn das so weiterging, war er in einer Decade vielleicht sogar ein hohes Tier bei den Praetorianern,...wenn nicht sogar ein hoher Beamter ...als Eques stand ihm eine Menge offen.

    Sim-Off:

    8)

  • Nachdem auch Drusus mit mehr Glück als Verstand den schriftlichen Teil des Examen Tertium geschaft hatte, fand auch der Iulier sich zu dem anstehenden Colloqium ein. Wie es aussah war Drusus der Letzte...


    "Salve, Legatus Vinicius!", salutierte der Centurio und grüßte die Anwesenden der Reihenfolge nach. "Praefectus Artorius, Decurio!"

  • "Salvete meine Herren... ich begrüsse sie und möchte nun, da alle anwesend sind, gleich zum Punkt kommen.
    Um euer Examen abzuschliessen, gilt es dieses Colloqium abzuhalten, dessen Frage ich gleich zum Thema machen werde. Danach erwarte ich eure Beiträge und hoffe auf eine angeregte Diskussion!"


    Nach einer kurzen Pause und Blicke in die Gesichter stellte eich die Frage


    "Welche Auswirkungen hat ein Kaiserwechsel auf das Militär, bzw. umgekehrt?"


    Mit einem Nicken gab ich die Diskussionsrunde frei.

  • Reatinus blickte zum Centurio, als dieser nach seiner (durchaus charmanten) Verspätung endlich den Raum betrat. "Salve, Centurio.", grüßte der Artorier nickend und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Legaten, der nicht auf sich warten ließ und mit dem eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit fortfuhr.
    Die Frage war ein wenig knifflig, doch stellte sich heraus, dass man darüber Romane schreiben konnte. Reatinus nahm tief Luft und ergriff dann als Erster das Wort.


    "Es ist immer eine Frage des Kaisers, ob dieser das System seines Vorgängers beizubehalten vermag, oder ob er Änderungen am Militärwesen vornimmt. Ein guter Kaiser wird immer interessiert sein, die Wehrtauglichkeit seiner Legionen beizubehalten. Im Idealfall wird er die Legionen und ihre Ausrüstung verbessern. Es ist eine Frage des Geldes - ein großzügiger Kaiser wird sich durch geregelten Sold und regelmäßige Donativa treue Legionen sichern, welche ihm dafür im Gegenzug den Rücken freihalten und das Imperium gegen Feinde von außen schützen. Es ist seine Wahl, ob der Sold gleich bleibt oder ob er zum Guten oder Schlechten verändert wird. Dies ist schon einmal eine wichtige Auswirkung: Sichert sich der Kaiser die Gunst seiner Armeen oder enttäuscht er diese? Letzteres würde für Motivationsprobleme sorgen und evtl. die zahlenmäßige Stärke des Militärs einschränken. Niemand tretet in die Legion ein, ohne Zukunftsaussichten zu haben.
    Auch spielt reines militärisches Können eine gewichtige Rolle. Ein Kaiser, welcher seine Armeen nicht befehligen kann und sie an komplett falsche Orte versetzt, mit falschen Prioritäten, wird schnell merken, dass auch militärische Stärke nicht grenzenlos ist. Es ist wie mit dem lieben Geld - man kann es aus dem Fenster werfen, wenn man will. Guter Umgang mit den zur verfügung stehenden Truppen ist ausschlaggebend. Jeder Kaiser kann dies ändern, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Augustus ist ein perfektes Beispiel, wie das römische Militärwesen vorteilhaft bei einem Kaiserwechsel ausgespielt wurde. Seine militärischen Erfolge hatten ihn schließlich selbst als Kaiser durchgesetzt und ihm seinen Thron auf lange Hinsicht gesichert."


    Natürlich hätte Reatinus noch mehr darüber erzählen können - doch er wollte die Diskussion nur eröffnen und wartete auf seine beiden Mitgeprüften, auch etwas zu sagen.

  • Primus lauschte den Ausführungen des Praefectus und nickte.


    " Der Kaiser als Imperator ist angehalten seine Executive neben einer entsprechenden Donation und Besoldung in einem modernen und zugleich beweglichen Modus zu bringen. Dies soll durch geschulte Ausbilder und Fronterfahrene Offiziere gestaltet werden.
    So wie wir in der Vergangenheit von unseren Gegnern lernten deren Taktiken und Bewaffnung studierten und verbesserten, so muß der Expansion des Reiches Genüge getragen werden. Der Faktor Mensch ist sicher vorhanden aber die Bereitschaft bei der Legion in entfernten Provinzen zu dienen ist eher ...übersichtlich.
    Daher ist das Militär angehalten sich einem Bewerber als interessante Alternative zu präsentieren. Neben dem reinen Kriegsdienst gibt es unzählige Fachbereiche welche die Legion gegen Sold bedient. Der Bewerber soll Zweifel haben im Zivilleben ähnlich gut versorgt und relativ sicher in die Zukunft zu blicken. Die Herrlichkeit des Imperiums darf nicht an den immer größer werdenden Grenzen und den immer weiter auseinander gezogenen Stützpunkten und somit mangelnder Präsenz scheitern. Das Militär sichert das Imperium daher ist der Kaiser angehalten das Militär zu sichern...und das ist meiner Meinung nach eine motivierte, moderne taktisch schnell agierende und reagierende Truppe. Schon der Divus Caesar hat bewiesen, daß Schnelligkeit keine Hexerei ist,...und er hatte eine motivierte Truppe. Nur hat sich das Imperium seit seiner Zeit enorm vergrößert,...die Notwändigkeit seiner Taktiken jedoch nicht.


    Naja, die Verdienste des Augustus sind ohne Zweifel vorteilhaft für Roma gewesen,...aber er war kein ausgesprochener Militär,...überließ alles seinem Agrippa und anderen fähigen Männern,...hatte ihnen auch die bis dahin größte Niederlage und eine Änderung der Germanischen Kampagne beschert. Wer weiß wie es ausgesehen hätte, wenn die drei Legionen nicht vernichtet worden wären?

  • Aufmerksam hörte der Praefectus zu, als der Decurio sich zu Wort meldete und nickte zustimmend. Der Mann schien gut versiert in diesem Wissensgebiet zu sein und Reatinus gab ihm in seinen Ausführungen recht.


    "Da stimme ich mit dem Decurio überein... doch vergessen wir die Prätorianer nicht, welche einen großen Einfluss auf den Kaiser haben. Ein Imperator sollte sich ihre Gunst sichern, wenn er eine lange Regentschaft führen will, oder es steht ein weiterer Kaiserwechsel an.", erläuterte Reatinus die recht makabere Art der Prätorianer, sich an der römischen Politik zu beteiligen, "Ich persönlich sehe die Prätorianer als ´erste Hürde´, wenn der Kaiser seine anderen Armeen befehligen will. Denn kein Kaiser vermag mit Armeen ins Feld zu ziehen, in dem Wissen, dass Intrigen hinter seinem Rücken gesponnen werden. Überhaupt wird er dafür sorgen, dass die Prätorianer ihm seinen Rücken freihalten, damit er seine Aufmerksamkeit gänzlich anderen militärischen Belangen zuwenden kann. Die Ungust der Prätorianer hat im uns bekannten Vierkaiserjahr für Chaoszustände gesorgt. Und diese Ungust kostete gleich mehreren Kaisern das Leben und der schnelle Wechsel an Kaisern hat nicht nur für Chaos gesorgt, sondern auch für gespaltene Loyalitäten. Die Folge war ein Bürgerkrieg, in welchem Legion gegen Legion gegeneinander verfeindet, wobei jede auf einen anderen Kaiser schwor. Eine Phase, in der wir für äußere Feinde geschwächter waren, als normalerweise.". Für Reatinus ein grausiger Gedanke. Er hoffte, nie selbst Zeuge eines Bürgerkrieges sein zu müssen.

  • Primus sah hier Wasser auf seine Mühlen.
    " Die Praetorianer sind nicht nur einmal abgeschafft worden!...jedoch scheint es nicht nur an den Männern zu liegen sondern an ihrer Funktion. Es wäre für mich denkbar, die Kaiserliche Garde mit einem Rotationsverfahren in einem bestimmten zeitlichen Rythmus zu wechseln. Jeder Kaiser sollte zudem die Befehlshaber der Praetorianer aus seinem Umfeld selber ernennen, sobald er an der Macht ist,...so gäbe es keinen Interessenkonflikt und die Kommandeure ständen treu zum Kaiser,..."
    Aber das war auch nur ein frommer Wunsch,...Macht korrumpiert nun einmal,...er konnte nur hoffen niemals von dieser Bande berufen zu werden.

  • Ich sah zu dem Iulier


    "Centurio, was meintst du dazu?"


    und warf noch eine Frage in den Raum


    "Ihr sagt, der Kaiser soll sich seine Legionen sichern, aber welche Rolle spielen die Kommandanten in so einem Fall, der Legat, der gesamte Stab?"

  • Reatinus, ein wenig verwirrt über das äußerst schlagartige Schweigen des Centurios, blickte seine Mitgeprüften aufmerksam an. Er merkte schnell, dass er wohl den Vortritt hatte, da es im Raum still war, als der Legat das Wort ergriff. Nun gut, dann setzte Reatinus eben fort, nachdem die Worte des Obersten in der Legion verhallt waren.


    "In erster Linie spielt die Treue und die Loyalität eine Rolle. Der Kaiser wird die Kommandoposten immer mit fähigen Männern besetzen, die ihm ihrerseits die Treue schwören und die anschließend auch die breite Masse der Soldaten auf ihn vereidigen. Doch auch führungsmäßig wird es sein Interesse sein, die Legionen zu sichern. Deshalb ja die fähigen Männer...", sprach Reatinus und legte eine künstlerische Pause ein.
    "Ist der Kommandant und sein Stab militärisch fähig, sichert das die Legion, denn diese Männer sind sich auch dessen bewusst, vielleicht sogar Männer ins Feld führen zu müssen und die Befehle vom oben, gegebenenfalls vom Kaiser selbst, entgegenzunehmen. Auch werden die Vorstellungen und Interessen des Kaisers und somit seiner Staatsgewalt dadurch gesichert, dass er diese Posten mit Männern besetzt, die treu und gehorsam sind, also auch nicht anfällig für Rebellionen und recht spontane Seitenwechsel sind. Ein guter Stab sichert darüber mit seiner Truppengewalt die Grenze des Imperiums, erringt militärische Siege für den Kaiser und erleichtert ihm die organisatorische Arbeit ungemein.".


    Reatinus ließ seine Worte verklingen und wartete erneut auf jemand anderen, das Wort zu ergreifen. Zum Beispiel den Centurio. ;)

  • Der Praefectus hatte eigentlich umfassend geantwortet,...blieb nur eines zu sagen.


    " Der Legat ist der Vertreter des Kaisers in der Provinz, er ist der direkte Vorgesetzte für die militärischen Kommandeure, besonders, wenn er auch noch der Legatus Legionis ist. Er verkörpert für die Legionäre den Willen des Kaisers.
    Daher ist es sinnvoll, wenn hier ein militärisch und taktisch denkender Mann die Legionen führt. Es erleichtert nicht nur ihm die Arbeit sondern schafft Vertrauen in seine Entscheidungen.
    Die Kommandeure und ihr Stab, seine engsten Mitarbeiter, sind letztendlich die letzte Instanz vor den Legionären, sie leben den Männern die Tugenden eines Römers vor, die uns Trajan gelehrt hat, ...clementia (Milde), iustitia (Gerechtigkeit), pietas (Frömmigkeit), virtus (militärische Tüchtigkeit) moderatio (Mäßigung), comitas (Freundlichkeit), temperantia (Selbstbeherrschung), mansuetudo (Sanftmut), humanitas (Menschlichkeit), vor allem aber civilitas als Qualität der Bürgerlichkeit schlechthin.
    Im Idealfall sind die Legionäre diesem Vorbild ergeben und ordnen sich dieser hohen Sache unter. Ich persönlich diene gerne unter solch einer Führung!"


    Was ein wenig geschmeichelt war aber zutraf,...sie hatten Glück mit ihrem Legaten und seinen Führungsoffizieren.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Ich sah zu dem Iulier


    "Centurio, was meintst du dazu?"


    Drusus hatte Reatinus und Primus aufmerksam zugehört, sich seine Gedanken gemacht und daher ein wenig die Gelegenheit zur Antwort verpasst hatte. Die direkte Frage des Legaten gab ihm dann doch noch die Möglichkeit zu einer ausführlichen Antwort:


    "Nun, im Großen und Ganzen stimme ich meinen beiden Vorrednern zu. Es muss das Anliegen eines neuen Kaisers sein, die Gunst der Legionen und Hilfstruppen zu erwerben, beziehungsweise zu erhalten. Was den Sold betrifft, bin ich nicht der Meinung, dass dieser unbedingt erhöht werden muss, um sich die Loyalität der Truppen zu sichern. Eine Kürzung des Soldes halte ich jedoch für absolut kurzsichtig. Im Vierkaiserjahr ist Galba so einen Sparkurs gefahren und bekanntlich kläglich damit gescheitert. Weiters hat sich ein Kaiser seinem Militär zu widmen, andernfalls könnte dies von den Soldaten als Ignoranz gegenüber ihrem Dienst für das Imperium erachtet werden, was im Extremfall sogar schwerwiegende Unruhen zur Folge haben könnte."


    Er atmetete kurz durch und gab noch einen eher kurzen Kommentar zu den Prätorianern ab:


    "Bezüglich der Prätorianer sehe ich die Lage nicht so eklatant, wie meine beiden Vorredner. Sicher, die Garde hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Machtfaktor im Imperium entwickelt, jedoch wage ich zu behaupten, dass sich die Macht der Prätorianer in den letzten Jahren eher zurückbildet, oder vielleicht stagniert, aber nicht immer größer wird. Man muss aber auch bedenken, dass sich die Prätorianer in den gut hundert Jahren ihres Bestehen nur, unter Anführungszeichen zwei schwere Fehler geleistet haben. Das wäre einerseits die Ermordung Calgulas, der allerdings ein Tyrann war und die Wirren des Vierkaiserjahres, das sie zwar ausgelöst haben, jedoch letztendlich wieder zu einer Stabilisierung des Imperiums, durch den Amtsantritt Vespasians geführt hat. Natürlich hat sich der Kaiser auch der Loyalität der Prätorianer zu versichern, dies in einem vielleicht noch größeren Umfang, als bei den Legionen und Hilfstruppen."


    Primus Einwand bezüglich der Kommandeure kam ihm ein wenig komisch vor, wer wenn nicht der Imperator ernannten denn jetzt die Prätorianerpräfekten?


    "Die Kommandanten einer Einheit spielen selbstverständlich eine wichtige Rolle. Zwar ist der Kaiser der oberste Vorgesetzte eines Soldaten, doch wie oft sieht ein einfacher Soldat den Imperator schon? Der Großteil wahrscheinlich nie. Ein Kommandant stellt also das Bindeglied zwischen den einfachen Soldaten und dem Kaiser selbst dar. Daher ist es von sehr großer Bedeutung die Legaten mit loyalen, aber auch militärisch fähigen Personen zu besetzen. Für den Stab gilt mehr oder weniger das Gleiche."

  • Reatinus wartete ab und stimmte den Ausführungen von Primus und dem Centurio zu, der sein Schweigen brach und zu allen angesprochenen Themen sein Wort dazugab. Das gab ihnen zunächst einmal Stoff, um weiter zu diskutieren.


    "Nun, wie du schon sagtest, Centurio, muss der Sold nicht erhöht werden, aber mindestens gleichbehalten werden. Soldkürzungen sind jedoch unangemessen und würden zu großen Unruhen führen. Eine aufgebrachte Legion kann auch der beste Redner nicht mehr so einfach beschwichtigen. Auch wenn es einfach klingen mag. Galba hat sich jedoch mit seinem Sparkurs große Unbeliebtheit bei den Prätorianern verschafft, da er die von Nero versprochenen Geldzahlungen nicht ausgezahlt hat. Dies haben die Prätorianer später beantwortet, indem sie Blut vergossen. Und die römische Staatskasse muss zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt arm gewesen sein... also spielt die Finanzpolitik gegenüber dem Militär eine gewichtige Rolle, so unscheinbar sie sein mag."


    Dann kam der Centurio auf die Prätorianer zu sprechen, was dem Praefectus erst recht die Ideen bot, lebendig loszudiskutieren.


    "Nun, die Garde mag in letzter Zeit keinen Machtzuwachs erlebt haben - doch dies ist überhaupt nicht nötig, denn sie haben jetzt schon einen ungeheuren Einfluss. Mehr, als am Rande erwähnt, gut sein mag. Caligula mag ein Tyrann gewesen sein - und deshalb werden wohl die Wenigsten im nachtrauern. Wie du erwähntest, Centurio Iulius, haben sie das Vierkaiserjahr in diesem Sinne ausgelöst, aber nicht wieder selbst beendet. Die Prätorianer sind in meinen Augen gefährlich, weil sie die Macht haben, den nächsten Kaiser zu bestimmen und für noch mehr Unruhen zu sorgen. Sie beteiligen sich an jener Politik, die den Staatsmännern und auch dem Kaiser selbst gebührt. Allein dies ist für eine militärische Truppe ein ungeheurer Machtfaktor... hier müssen sich Kaiser die Gunst der Prätorianer sichern. Haben sie ihre Gunst, können sie selbst die römische Politik außen und innen führen.".


    Reatinus hielt anschließend inne und ließ die Worte verklingen.

  • Das alte Lied mit Drusus und den Praetorianern.


    " Die Armee muß adäquat bezahlt werden, daß steht außer Frage, ...auch die Beteiligung an Eroberungen halte ich für richtig. Jedoch soll hier keine Gier nach mehr ausgelöst werden,...eine Gradwanderung.
    Der Machtzuwachs der Praetorianer indes ist stetig und permanent,...sie ziehen die fähigsten Legionäre in ihre Reihen...welche uns dann fehlen und mit Glück durch neue ersetzt werden, die wir, wenn wir weiterhin Glück haben behalten dürfen.
    Tyrann hin oder her, Geldversprechen hin Donation her, letztendlich darf eine Einrichtung wie die Garde sich nicht über das Gesetz stellen und das meine Kameraden tun sie, ungehindert, konsequent und immerfort. Deswegen kann es nur heißen, daß die Kommandeure durch den Kaiser selbst ausgewählt werden,...die Militärgerichtsbarkeit entsprechend Anwendung findet und die Befugnisse der Praetorianer auf ihre eigentliche Aufgabe, dem persönlichen Schutz des Kaisers, beschränkt werden. Der Ruf der Garde leidet unter derlei ...Mißbrauch...ihr werdet sehen, irgendwann werden Fremde den Kaiser schützen, weil er seiner eigenen Garde nicht mehr traut..."


    Primus sah seine Kameraden ernst an,


    "Die Politik darf nicht von den Praetorianern bestimmt werden,...dafür haben wir den Senat und vor allem unseren Kaiser..."

  • Reatinus nickte auf die Ausführungen des Decurios... er sah ebenso ernst zurück.


    "Ich werde dir nicht widersprechen, Decurio. Doch mittlerweile hat die Garde so viel Einfluss, dass es ein Schwieriges ist, diesen wieder zurückzustufen. Wir brauchen einen aufopferungsvollen Kaiser, denn ein Versuch, sich gegen die Prätorianer zu stellen, kann auch äußerst unglimpflich verlaufen. Selbst eine Auflösung könnte Racheakte hervorrufen. Und wenn die Prätorianer wirklich rebellieren würden, müsste man sich fragen, wer der nächste Kaiser wird und erst recht, wann wieder ein Bürgerkrieg stattfindet.". Für Reatinus ein banales und abstruses Szenario... aber auch nicht unmöglich. Das Vierkaiserjahr war ja auch möglich!

  • Drusus runzelte die Stirn. Hatte die Garde wirklich so viel Einfluss wie Reatinus und Primus da behaupteten? So direkt wäre es ihm noch nicht aufgefallen...


    Zuerst an Primus gewandt sprach der Iulier:


    "Du sagst, dass die Prätorianer sich die besten Männer aus unseren Reihen holen, für den Dienst bei ihnen. Doch ist das nicht für die Garde des Kaisers ganz legitim? Man bedenke, dass, wenn die Prätorianer Probati aufnehmen und ausbilden würden, das erst recht zum Aufblühen der Korruption führen würde... Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber bezüglich der Prätorianer stellst zu ziemlich viele Behauptungen auf, mein Freund! Kannst du mir beweisen, dass sich die Prätorianer konsequent über das Gesetz stellen? Zudem ich es als durchaus legitim erachte, dass dies geschieht, wenn zum Beispiel der Verdacht besteht, dass ein Attentat auf den Kaiser verübt werden könnte, aber auch nur in solchen Notfällen."


    Drusus atmetete tief durch.


    "Weiters sagst du, dass die Kommandeure der Prätorianer nur durch den Kaiser ernannt werden dürften. Verzeih mir meine Unwissenheit, aber wer ernennt sie denn, wenn nicht der Kaiser?"


    Damit hatte der Centurio die Argumente des Terentiers einmal auseinander genommen.


    "Sicher sind die Prätorianer auch gefährlicher als der Rest der Armee, aber ich denke, dass ihr Einfluss hier ein wenig überspitzt geschildert worden ist. Man nehme den Tod des mittlerweile göttlichen Iulianus. Haben sie sich da zum Kaisermacher aufgespielt? Nein! Und sie hätten auch gar nicht die nötige Macht dazu gehabt. Schließlich waren viel mehr Legionen als Prätorianerkohorten vorort und alle haben sich als kaisertreu erwiesen."


    "Weiters halte ich die Vorstellung, die Politik dem Senat und dem Kaiser vorzubehalten für eine Utopie. Militärische und politische Macht ist untrennbar miteinander verbunden, war es schon immer. Man denke nur an die Statthalter der Republik, die alle ein militärisches Kommando hatten und zumindest die kaiserlichen Statthalter haben dies auch jetzt noch und in einer gewissen Weise hat dies auch jeder Ritter der eine Ala, oder eine Kohorte anführt."

  • Primus schüttelte leicht seinen Kopf,...er sah seinen Freund an und entgegnete,


    "Defacto ist die Rekrutierung der Besten durch die Garde sicherlich ein Privileg, welche durch den anhaftenden Mythos der Garde bei den Aspiranten auch noch für eine adäquate Hochstimmung sorgt. Jedoch ist es weniger die Korruption der Mannschaften welche der Garde den Ruch verleiht käuflich zu sein. Es ist kein Geheimnis, daß die Praefekten vergangener Jahre sich haben schmieren oder kaufen lassen...wenn sie nicht gar eigene Ziele verfolgten...wie etwa Seianus.

    Die Mannschaften bekamen ihre Krumen ab,...mehr nicht.

    Sie sind der Schwertarm,...die Führer der Verstand welcher ihn führt.

    Diese Gewohnheit und der geringe bis nicht vorhandene Widerspruch führt dazu, daß sich die Praetorianer ihre Rechte selber setzen,...doch niemand steht über der Lex,...niemand.

    Wenn die Garde zu Schergen von mächtigen Opportunisten verkommt, zu Folterknechten und Meuchelmördern...wen soll sie denn dann noch repräsentieren?

    Zu einer Garde soll man aufblicken, stolz und ehrfurchtvoll von ihr sprechen.

    Was ist jedoch der Fall? Die Garde verbreitet nur dann Sicherheit wenn und nur solange man sie schmiert.


    Primus Gesicht blieb unbewegt als er fortfuhr.

    Der Kaiser trifft, wenn er neu in seinem Status ist auf eine Garde, welche ihre Führer bereits vorweist. Die Ernennung neuer Führer ist ein aufwändiger und teilweise blutiger Vorgang.
    Denn niemand verläßt freiwillig seine Pfründe. Dieser Akt ist zeitintensiv und der Kaiser begibt sich bei der Neubesetzung der Schlüsselstellen wieder in eine gewisse Abhängigkeit...dies zu ändern wäre die Quadratur des Kreises...sicher gibt es auch Ausnahmen aber Macht... korrumpiert.

    Die Praetorianer wurden meines Wissens nach erst durch den göttlichen Augustus in der Form in der wir sie heute kennen gebildet. Deren Anzahl genau definiert. Alles weitere ist Spekulation.

    Ob nun ein Kaiser durch seine Truppen ernannt wird und vom Senat anerkannt oder umgekehrt ist eine Sache. Wichtig ist hierbei daß der Verfahrensweg eingehalten wird...das Einsetzen durch einen korrupten Machtapparat schadet dem Ansehen des Kaisers und somit dem Imperium meiner Meinung nach nur.

    SPQR...dafür steht unser Imperium...dafür haben unsere Ahnen gekämpft, dafür kämpfen wir und dafür werden unsere Söhne hoffentlich auch kämpfen.

    SPQR ...Centurio!

    Der Traum von Rom...nur das zählt,...alles andere ist Anarchie.

  • Der Traum von Rom, dachte sich Reatinus... nun, so lange sie hier in Germanien hockten und ständig Angriffe der Germanen abwehren mussten, war es für ihn fraglich, wie lange die Pax Romana auf sich warten lassen sollte. Und so lange die Prätorianergarde unverändert bleib, würde dieser Friede weiter hinausgezögert werden.


    "Es mag legitim sein, fähige Männer in eine Garde zu holen, die den Kaiser wirklich schützen soll. Aber nicht, um für den Kaiser als Träger der Unsicherheit zu fungieren. Die Garde ist eine militärische Einheit, und das Militär vertritt die Politik auf dem Schlachtfeld... mit dem Schwert. Der Rest ist die Angelegenheit der Staatsmänner. Die Prätorianer haben nicht nur in Notfällen gewirkt. Du hattest Caligula als Tyrannen erwähnt, Centurio, den die Prätorianer ermordet hatten. Bedenke, sie haben ihn erst auf den Kaiserthron gebracht.", kam Reatinus schon wieder zu Wort


    Dann wandte sich Reatinus an den Decurio.


    "Es mag sein, dass nicht jeder seine hochrangige Stelle als Anführer oder Stabsoffizier der Prätorianergarde aufgeben will. Um ehrlich zu sein, ohne gute Gründe wäre man mich auch nicht so schnell los, da müsste man mir schon an die Gurgel. Man sollte sich eher fragen, ob eine Ernennung von neuen Führern wirklich einem guten Zwecke dient und einem solchen blutigen Vorgang, wie du sagtest, gerecht wäre. Der Kaiser wird Ersatz brauchen. Doch wen setzt er auf den Sitz eines Prätorianerpräfekten? Den nächstbesten Tyrannen oder Intriganten? Es ist ein Teufelskreis, und die Führung der Garde hätte nur einen Teil der Schuld.


    Es ist für mich überhaupt nur eine Möglichkeit, die Zahl der Garde wieder zu senken, das Oberkommando dem Kaiser selbst zu überlassen und den Standort zu verändern. Solange Prätorianerkohorten im Palast stationiert sind, ist der Kaiser tagtäglich ihrer Gnade ausgeliefert.

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