Akademie des Marcus Achilleos

  • Ich sah ebenfalls zum Himmel.


    "Ja, in der Tat. Außerdem sieht es so aus, als ob es heute Nacht regnen wird."


    Ich schüttelte freundschaftlich seine Hand.


    "Komm gut nach Hause. Und schau mal wieder vorbei!"

  • Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Naja... Löffel sind für Flüssigkeiten und Brei oder Ähnliches. Stäbchen sind für feste Nahrung. Das richtige Besteck für die richtige Speise."
    Ich zuckte mit den Schultern und lächelte, bevor ich selbst ein paar Bissen aß.


    Ich weiss nicht, mit einem Löffel kann man durchaus auch festere Nahrung als Brei zu sich nehmen.
    sagte ich und aß dabei vorsichtig weiter.

  • Ich musste lachen und prompt purzelte der Fisch, den ich etwas verkrampft zwischen den Stäbchen eingeklemmt hatte, zurück in die Schüssel.
    Ich befürchte, dann sollte ich nur noch mit Stäbchen essen, denn größere Geschicklichkeit wäre wirklich etwas, das ich brauchen könnte.

  • Ich musste ebenfalls lachen, wobei mir ein Stück Gemüse, das ich eben noch mit den Stäbchen gehalten hatte, in die Schüssel zurück fiel.


    "Ich glaube, das würde bei römischem Essen etwas kompliziert. Ihr neigt ja dazu, die Speisen nicht so klein zu schneiden, damit die Optik stimmt. Außerdem benutzt ihr so selten Reis. Das Tolle an Reis ist ja, dass er so schön zusammen klebt. Sonst müsste man die Körner einzeln mit den Stäbchen aufsammeln. Und das wäre dann eine wirklich anspruchsvolle Übung in Geschicklichkeit."


    Zur Demonstration hob ich ein einzelnes Reiskorn vom Rand meiner Schüssel auf. Glücklicherweise klebte es am Stäbchen, zu greifen bekam ich es jedenfalls nicht.

  • Nun ja, wie sagt man doch gleich? Das Auge ist mit. Und wenn wir ehrlich sind, so gut es auch schmeckt, ein Augenschmaus ist dies hier nicht.
    sagte ich und deutete auf den Inhalt meiner Schüssel.
    Für den Reis wäre ein Löffel wiederum sehr praktisch. Immerhin wollen wir ja nicht, dass das Essen zu einer reinen Geschicklichkeitsübung wird. Zumal ungeschickte Menschen dann bei Zeiten verhungern würden.

  • Auf seiner prachtvollen Sänfte hatte sich der Gymnasiarchos in das Ägypter-Viertel tragen lassen, doch die letzten Schritte vom Sarapeion zu dieser obskuren Akademie war er auf Rücksicht auf das Bescheidenheitsideal des Meisters dieser Akademie zu Fuß durch die schmutzigen Gassen gegangen. Selbstverständlich hatte ihn dabei ein Kranz aus Dienern und Leibwächtern umgeben, der das Volk auseinandergetrieben und mitunter sogar Fuhrknechten Stöße mit Ruten verpasst hatte. Von diesen wagte natürlich keiner, seinerseits Peitschenhiebe in die Menschentraube zu schleudern, denn die Nubier im äußeren Ring wirkten durchaus nicht harmlos.
    Offenbar war die Schule des Markos sehr bekannt im Viertel, denn bereits die ersten, die nach dem Weg gefragt wurden, konnten Auskunft darüber geben.


    Daher erreichte die Gruppe rasch das neue, zwar äußerlich schlichte, aber immerhin augenscheinlich saubere und stabile Gebäude. Nikolaos selbst klopfte am Tor.

  • Zitat

    Original von Iunia Urgulania


    "Nun ja, man kann das sicher auch schöner anrichten. Allerdings bin ich eher der Meinung, dass Essen etwas Praktisches ist und deshalb auch nicht allzu künstlerisch aufgearbeitet werden braucht. So lang es gesund ist, halbwegs schmeckt und satt macht... möglicherweise bin ich in den Jahren der Rückreise hierher etwas anspruchslos geworden."


    Ich zuckte mal wieder mit den Schultern.


    "Kann ich dir eventuell einen Löffel für den Reis bringen? und schmeckt es dir überhaupt?"

  • Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes


    [Blockierte Grafik: http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~anfun001/Stratocles.jpg]


    Stratocles öffnete das Tor. Als er erkannte, wer da geklopft hatte, verbeugte er sich leicht. "Gymnasiarchos, welche Ehre. Ich nehme an, du möchtest zu Marcus?"


    Er deutete Nikolaos, ihm zu folgen, und ging durch den schmalen Korridor zwischen den Unterkünften der Schüler und der inneren Mauer bis zum offenen Tor in der Mitte des Innenhofes. Zwischen den Säulen der großen Halle konnte man mich sehen, wie ich zwischen den Reihen der Schüler entlang ging und immer wieder auf die Wachstafeln sah, mal ein lobendes Wort sprach und mal etwas erklärte oder korrigierte.


    "Shifu! Der Gymnasiarchos ist zu Besuch!" rief er mir zu, als er den äußeren Hof halb überquert hatte.


    Ich blickte auf und ging dann schnellen Schrittes die Stufen von der großen Halle herunter und auf Nikolaos zu. Einige Schritte von ihm entfernt blieb ich stehen und verbeugte mich tief. "Gymnasiarchos, es ist mir eine große Ehre, dich hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, du hast den Weg hierher gut gefunden und keine Unannehmlichkeiten gehabt?"

  • "Es ist mir eine umso größere Ehre, dich besuchen zu dürfen, werter Markos. Mein Weg war angenehm, wie er an einem sonnigen, doch milden und nicht zu heißen Tag nur sein kann. Ich danke dir für die Nachfrage.", sagte der Gymnasiarchos höflich. "Ich bewunderte soeben die eleganten Bauweise dieses Hauses. Ist dies die, die man auch im Reiche Tschin-" Nikolaos hatte Mühe, den Zisch-Laut richtig auszusprechen, gab es ihn doch in dieser stimmhaften Form weder in irgendeiner hellenischen, noch in der römischen Sprache."-zu gebrauchen pflegt?"

  • Ich nickte. "Ganz genau. Das ist die typische Bauweise in Ch'in, genauer gesagt im Gebiet des einstigen Reiches Han, welches nun im Zentrum von Ch'in liegt. Wie dir sicher schon aufgefallen ist, wird dabei viel Wert auf Symmetrie gelegt. Einfache Häuser haben nur einen Innenhof, größere, so wie diese Akademie, haben zwei Innenhöfe. Der zweite befindet sich innerhalb der großen Halle. Die Halle ist das Zentrum, durch sie geht die Symmetrieachse. Der Bau ist übrigens nicht nur in sich genommen symmetrisch, sondern auch in kosmischen Meridianen symmetrisch. Aber vielleicht erkläre ich dir erstmal die Gebäude um den äußeren Hof, in dem wir uns befinden. Am Eingang hast du ja bereits die Unterkünfte der fortgeschrittenen Schüler gesehen. Die sind aber momentan leer, außer die für Stratocles. Das ist der Hellene, der dich empfangen hat." Ich drehte mich in Richtung der großen Halle, von wo aus uns die Kinder neugierig beobachteten. "Das vor uns ist die große Halle. Licht erhöht, um dem Himmel und damit den Göttern näher zu sein, damit sie die Schüler zumindest wohlwollend betrachten. Insbesondere Athene's Schutz ersuche ich, aber dazu später mehr. Links befinden sich Bad und Latrinen, rechts das Vorratsgebäude mit der Kochecke. Und unter uns ist eine Zisterne. Hoffentlich regnet es bald mal ordentlich, damit die sich füllt."

  • Dass der Mann wenigstens den Göttern huldigte, beruhigte Nikolaos. Auch schien diese Akademie, so fremdartig sie war, durchaus friedlich und harmlos zu sein.
    "Der Regen muss bald kommen. Die Zeit im Jahr dafür ist erreicht.", meinte er. "Was genau sind kosmische Meridiane?"

  • "Kosmische Meridiane sind Linien, die Himmel und Erde verbinden. Durch sie wird die Harmonie des Himmels auf der Erde sichtbar. Wenn man sich nach ihnen orientiert, erreicht man eine höhere Harmonie. Vier dieser Meridiane kennt jeder: Es sind die Himmelsrichtungen. Doch es gibt noch mehr, die ich aber ncht alle kenne. Komm, ich zeige dir die anderen Gebäude."


    Ich ging voraus in die große Halle, wo wir nun von den Kindern, die immerhin Abstand hielten, fast umzingelt waren. Ich lächelte ihnen zu und als die kleine Nefirtiri fragte, wer mein Gast sei, sagte ich ihr "Das ist der ehrenwerte Gymnasiarchos Nikolaos Kerykes. Er hat schon sehr viel für die Polis geleistet und er ist ein Priester der Musen und unterrichtet am Museion." Die kleine nickte, hatte ich den Kindern doch auch schon - durchweg positiv - vom Museion und von den Ämtern der Polis erzählt und sie ihnen erklärt. Mit großen, Augen sah sie Nikolaos an. Wobei ansehen untertrieben war, sie himmelte ihn fast schon an, als wäre ihr persönlicher Held da. Ich flüsterte Nikolaos zu "Ich habe ihnen die Ämter der Polis erklärt und vom Museion berichtet. Sie haben sehr großen Respekt vor den Ämtern, wissen sie doch um deren große Verantwortung und Bedeutung für ide Polis."


    Dann ging ich die Stufen herab in den inneren Hof, wobei uns die Kinder nicht folgten. "Hier soll irgendwann ein kleiner Garten entstehen. Bis dahin bleibt hier der Staub. Das Gebäude links soll einmal eine Wohnung für Gäste werden, aber noch konnte ich sie nicht einrichten. Das Gebäude rechts ist die Bibliothek, auch wenn ich dort erstmal nur drei Bücher habe, die ich dank einer Spende kaufen konnte. Im Gebäude vor uns befinden sich die Meditationshalle, der Tempel und meine Wohnung. In der Mitte die Halle, links der Tempel, rechts die Wohnung."

  • Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Nun ja, man kann das sicher auch schöner anrichten. Allerdings bin ich eher der Meinung, dass Essen etwas Praktisches ist und deshalb auch nicht allzu künstlerisch aufgearbeitet werden braucht. So lang es gesund ist, halbwegs schmeckt und satt macht... möglicherweise bin ich in den Jahren der Rückreise hierher etwas anspruchslos geworden."
    Ich zuckte mal wieder mit den Schultern.
    "Kann ich dir eventuell einen Löffel für den Reis bringen? und schmeckt es dir überhaupt?"


    Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Nein, das wird nicht notwendig sein. Ich werde es schon schaffen ihn mit den Stäbchen zu essen, oder bei dem Versuch verhungern.
    sagte ich lachend.
    Aber ich finde nicht, das Essen nur etwas Praktisches ist. Natürlich erfüllt es einen Zweck, indem es uns satt macht und bei Kräften hält. Aber vor allem finde ich, das Essen auch der Entspannung dient. Und das es eine gesellschaftliche Komponente gibt, ist jawohl unbestreitbar.

  • "Damit hast du sicher recht. Wobei man auch die Speisen, die ich jetzt zubereitet habe, wesentlich schöner anordnen kann. Dann sind sie auch ein Augenschmaus. Nur, ich kann das leider nicht," sagte ich mit einem entschuldigenden Lächeln. "Ich erinnere mich allerdings an ein Essen bei einem Provinzpräfekten, zu dem ich eingeladen war. Da wurde der Reis zu einem Berg aufgetürmt, die Flanken mit einer grünen Soße übergossen, nicht jedoch die Spitze, und unten von Gemüse umrahmt. Das Ganze sah aus wie ein Berg, dessen Spitze verschneit ist und der aus einem Wald heraus ragt. Sehr schön eigentlich."

  • Das klingt wirklich schön und gewiss auch appetittanrengend. Beneidenswert, dass ich soetwas bisher noch nicht in diesem Ausmass sehen durfte.
    sagte ich ein wenig bewundernd und auch etwas neidisch.

  • "Ich kann's ja mal versuchen. Vielleicht bin ich ja doch als Koch geeignet. Zur Not gibt es sicher ein paar Bücher im Museion, in denen man das eine oder andere Rezept findet."


    Ich legte meine Stäbchen auf die Schüssel.


    "Bist du satt geworden?" fragte ich fast schon fürsorglich.

  • Ich bin sicher, einer der Bibliotheksverwalter wird irgendwo in den Tiefen der Bibliothek ein paar nette Kochbücher versteckt haben.
    sagte ich schmunzelnd und musste lachen ob der Vorstellung, wie einer dieser altehrwürdigen Männer heimlich mit einem Bündel Kochbücher unter dem Arm durch die Gänge schlich.
    Ich fühle mich gesättigt und gestärkt. Und geschmeckt hat es darüber hinaus auch noch. Ich bin sicher, es gibt genügend Philosophen, die sagen würden, dass es fast schon verschwenderisch üppig war.

  • Der Gymnasiarchos war sichtlich beeindruckt. Angesichts der bescheidenen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, hatte der Meister dieser Akademie beachtliches, zumindest äußerlich, geleistet.


    "Ich glaube, ich weiß nun, was du meinst. Auch diese Stadt spiegelt die kosmische Ordnung wider. Wie ein Gewebe ist sie um die Achsen der Himmelsrichtungen gepflochten.
    Und während im Osten, der Richtung des Aufstiegs der Sonne, der Tempel der Frühlingsgöttin liegt, sind im Westen, wo die Sonne niedergeht, die Nekropolen. Dazwischen spielt sich das Leben der Stadt ab, sowohl die Politik, als auch die Verehrung der Götter, als auch der Handel, als auch das häusliche Leben in den Stadthäusern. Nahe der Mitte steht das Paneion, das du sicher schon kennengelernt hast. Dort oben, auf dem künstlichen Berg, ist man dem Himmel in der Tat nahe.
    Jedoch wird das, was in der Stadt zwar im Kleinen, doch immerhin noch Größerem umgesetzt ist, im ganz Kleinen, also in den Häusern häufig wenig beachtet. Viele Bürger umgeben sich mit einen Kranz aus Pächtern. Einige haben schon die Altäre aus der Mitte des Haupthofes in irgendwelche Nischen verbannt, um im Hof mehr Platz zu haben für Feste."


    Nikolaos folgte dem Hausherren. Die salbungsvolle Vorstellung durch Markos war ihm etwas peinlich. Jedoch errötete er nicht dabei. Das Erröten hatte er sich in langer, mühevoller Arbeit abgewöhnt, wie auch andere äußerlich sichtbare Regungen.


    "Vielleicht", meinte er fast sanftmütig lächelnd. "Ist der eine oder andere von ihnen selbst einmal Gymnasiarchos. Die Zeiten ändern sich jeden Tag ein wenig mehr. Seit die Polis Athen und ihre Chora in römischer Hand sind, haben die alten Familien kaum mehr Einfluss. Selbst den letzten Rest Macht, den sie nach vielen Veränderungen zu Zeiten der wirklich freien Polis noch besaßen, schwindet nun dahin.
    Zwar verursacht dies alles Unruhe, aber vielleicht wird es, wenn die Unruhe sich gelegt hat, einmal so sein, dass die Fähigkeit entscheidend ist und nicht die hohe Geburt.
    Allerdings muss ich gestehen, dass ich in dieser Hinsicht kaum Hoffnung habe. Platons Königsherrschaft der Philosophen ist eine schöne Vorstellung. Jedoch glaube ich nicht, dass einmal jeder Mensch sein eigenes Machtstreben zugunsten dessen abgibt, der wirklich fähig ist.
    Für einzelne jedoch können die Veränderungen gute Wendungen im Leben bringen. Wobei es fragwürdig ist, inwieweit eine politische Laufbahn gut ist."


    "Wenn du magst, werter Markus, kannst du mich in meinem Haus besuchen. Ich werde dir einige Bücher zeigen, von denen ich mehr als nur ein Exemplar habe. Wenn du welche davon für geeignet hälst, kannst du sie haben."


    "Sage, welcher Gottheit ist der Tempel geweiht?"

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