"Möchtest du damit vielleicht andeuten, dass das Recht dir nicht angemessen vorgibt, was richtig oder falsch ist? Aber dann wäre es ja fehlerhaft. Dann begingen diejenigen, welche sich eisern an die Gebote des Gesetzes hielten, ja möglicherweise Fehler. Woran soll man sich denn dann noch orientieren?"
Mochte es auch daran liegen, dass Alsuna sich selbst hin und wieder gerne in diffuse Grauzonen zurückgezogen hatte, doch verspürte sie gerade große Lust, ihrem Herrn diesen 'Verteidiger von Recht und Ordnung'-Zahn zu ziehen. Einfach eine kleine, einsame Sklavenfreude, die vielleicht nicht ihren Ansporn in reiner Freundlichkeit fand, deswegen jedoch nicht weniger motiviert war. Zudem war diese aktuell herrschende Situation recht interessant, wie es eben immer Schaulustige anlockte, wenn die Welt eines Menschen zusammenzubrechen drohte. Zwar machte sich die Germanin diesbezüglich kaum Illusionen, da sie in ihrem Gegenüber immer noch einen Tausendsassa mit ungeahnten und unbegrenzten Möglichkeiten sah, doch ihr sollte es bereits genügen, wenn sie ein wenig an seinem Schild zu kratzen vermochte.
So, letztendlich war er auch nichts als ein Sklave. Und damit war er also zufrieden? Eine Existenz bis zur Selbstaufopferung für eine Institution, die einem nie etwas zurückgab? Mit einem Herrn vermochte man sich zumindest noch halbwegs gut zu stellen, aber der Staat? Gut, es winkten vermutlich nicht unerhebliche Privilegien, aber dank denen geriet man nur noch mehr in diesen Sumpf. Doch anscheinend war dies ja genau die Lage, welche sich Achilleos für sein Leben wünschte. Ein kleiner Selbstquäler. Oder aber er suchte schlicht nach Macht, Ruhm und Reichtum. Ganz gleich, nach was er im Endeffekt strebte, oder ob er immer noch irgendein Spiel mit ihr abzog, falls es nur die kleinste Möglichkeit gab, ihm doch irgendwie den Boden unter den Füßen fortzuziehen, würde Alsuna diese nutzen. Was hatte sie schon zu verlieren?
Ein weiterer Schritt auf ihren Herrn zu folgte, immer noch durchsetzt mit einer gewissen eleganten Gelassenheit, als wäre sich das Raubtier beim Umkreisen seiner bereits angeschlagenen Beute sehr sicher, das diese ihr nicht mehr würde entkommen können. Selbst ohne direkten Blickkontakt.
"Möchtest du denn einmal den Versuch wagen und darüber nachdenken, was du eigentlich willst, oder fürchtest du dich doch zu sehr vor dem Ergebnis?"