Die kleine weiße Wolke schwebt ganz entspannt am Himmel, als eines Tages eine dicke, furchterregende schwarze Wolke auftaucht. Sie beobachtet besorgt wie die dunkle Wolke zunächst Regen bringt, die Sonne versteckt und es dann schneien lässt. Je näher Kleine Wolke kommt, desto zorniger wird die große Wolke. Die wird schließlich so wütend, dass sie Blitze schickt und einen Wirbelsturm entfesselt. Aber da die kleine weiße Wolke so große Sehnsucht nach der Sonne hat, entwickelt sie einen Plan, die brummige schwarze Wolke freundlich zu stimmen. Die Kleine beginnt die Große Wolke zärtlich zu streicheln und völlig überrascht lässt die schwarze Wolke weniger Regen fallen. Dann bringt die kleine Weiße mit Grimassen und Herumwirbeln die große Schwarze zum Lachen, woraufhin die große Schwarze erst etwas Sonne sehen lässt und dann so herzlich lacht, dass der Himmel sich aufklärt. Schließlich spannt sich ein wunderschöner Regenbogen über die weiße Wolke, als Zeichen der Versöhnung.
Tilla liess den calamus sinken und betrachtete ihre Schreibübung auf dem Schreibpapyrus, welches sie sich aus der Bibliothek 'geborgt' hatte. Sie besaß außer den letztjährigen Saturnaliengeschenken, ein Messer, ein Spielball und drei kleine goldene Glöckchen sowie einem altem Kamm und ein paar Tuniken sonst nichts. Gut, sie besaß außerdem noch die gestohlenen Münzen im alten Stall, aber diese würde sie wohl niemals hierherholen können. Weil sie dann bestimmt die Angst plagen würde, dass jemand den Blecheimer finden und man ihrer Vergangenheit aufmerksam werden würde. Schon mehrmals hatte sie gehört, dass Dieben die Finger oder gar die Hand abgehackt wurde... aber naja. War das wahr? Das stumme Mädchen betrachtete ihre tintenverschmierten Finger, entdeckte nach versuchsweisem Schielen schwarze Tintenkleckse auf der Nase. Behutsam legte sie das gesamte Schreibmaterial beiseite und beugte sich über den Rand des Beckens im Atrium, wo sie sich in diesen stillen Momenten befand.
Neulich hatte jemand aus der Sklavenschaft erzählt wozu dieses ständig mit Wasser gefüllte Becken überhaupt diente. In Gedanken wiederholte Tilla das Gehörte. Das Impluvium ist ein rechteckiges, flaches Auffangbecken in der Mitte des Atriums unter dem Compluvium, der Dachöffnung des Atriums. Das Impluvium ist in der Regel etwa 30 cm tief und dient dazu, das von den umliegenden Dachflächen gesammelte und durch das Compluvium nach unten geleitete Regenwasser aufzufangen und in eine Zisterne weiterzuleiten. Meistens ist das Impluvium mit Marmor verkleidet. Soweit stimmte alles mit diesem Wasserbecken überein. Das Wasser war ganz still und sie konnte ihr Gesicht entdecken. Richtig.. da waren Tintenkleckse auf der Stupsnase. Stumm kichernd betrachtete sie sich, lauschte den Geräuschen der Umgebung. Um diese Zeit machten beinahe alle eine Art Mittagsruhe, doch irgendwer schlich immernoch in der Villa auf leisen Füßen herum.