alicubi | Post nubila phoebus

  • Die kleine weiße Wolke schwebt ganz entspannt am Himmel, als eines Tages eine dicke, furchterregende schwarze Wolke auftaucht. Sie beobachtet besorgt wie die dunkle Wolke zunächst Regen bringt, die Sonne versteckt und es dann schneien lässt. Je näher Kleine Wolke kommt, desto zorniger wird die große Wolke. Die wird schließlich so wütend, dass sie Blitze schickt und einen Wirbelsturm entfesselt. Aber da die kleine weiße Wolke so große Sehnsucht nach der Sonne hat, entwickelt sie einen Plan, die brummige schwarze Wolke freundlich zu stimmen. Die Kleine beginnt die Große Wolke zärtlich zu streicheln und völlig überrascht lässt die schwarze Wolke weniger Regen fallen. Dann bringt die kleine Weiße mit Grimassen und Herumwirbeln die große Schwarze zum Lachen, woraufhin die große Schwarze erst etwas Sonne sehen lässt und dann so herzlich lacht, dass der Himmel sich aufklärt. Schließlich spannt sich ein wunderschöner Regenbogen über die weiße Wolke, als Zeichen der Versöhnung.


    Tilla liess den calamus sinken und betrachtete ihre Schreibübung auf dem Schreibpapyrus, welches sie sich aus der Bibliothek 'geborgt' hatte. Sie besaß außer den letztjährigen Saturnaliengeschenken, ein Messer, ein Spielball und drei kleine goldene Glöckchen sowie einem altem Kamm und ein paar Tuniken sonst nichts. Gut, sie besaß außerdem noch die gestohlenen Münzen im alten Stall, aber diese würde sie wohl niemals hierherholen können. Weil sie dann bestimmt die Angst plagen würde, dass jemand den Blecheimer finden und man ihrer Vergangenheit aufmerksam werden würde. Schon mehrmals hatte sie gehört, dass Dieben die Finger oder gar die Hand abgehackt wurde... aber naja. War das wahr? Das stumme Mädchen betrachtete ihre tintenverschmierten Finger, entdeckte nach versuchsweisem Schielen schwarze Tintenkleckse auf der Nase. Behutsam legte sie das gesamte Schreibmaterial beiseite und beugte sich über den Rand des Beckens im Atrium, wo sie sich in diesen stillen Momenten befand.


    Neulich hatte jemand aus der Sklavenschaft erzählt wozu dieses ständig mit Wasser gefüllte Becken überhaupt diente. In Gedanken wiederholte Tilla das Gehörte. Das Impluvium ist ein rechteckiges, flaches Auffangbecken in der Mitte des Atriums unter dem Compluvium, der Dachöffnung des Atriums. Das Impluvium ist in der Regel etwa 30 cm tief und dient dazu, das von den umliegenden Dachflächen gesammelte und durch das Compluvium nach unten geleitete Regenwasser aufzufangen und in eine Zisterne weiterzuleiten. Meistens ist das Impluvium mit Marmor verkleidet. Soweit stimmte alles mit diesem Wasserbecken überein. Das Wasser war ganz still und sie konnte ihr Gesicht entdecken. Richtig.. da waren Tintenkleckse auf der Stupsnase. Stumm kichernd betrachtete sie sich, lauschte den Geräuschen der Umgebung. Um diese Zeit machten beinahe alle eine Art Mittagsruhe, doch irgendwer schlich immernoch in der Villa auf leisen Füßen herum.

  • Mittagsschlaf war was für Weicheier oder für Herrschaften, aber nichts für die unfreien Hausgenossen in der Villa Aurelia! Hätte ich Brix ins Ohr gedrückt, ich mach jetzt meinen Mittagsschlaf, denn hätte er mir wahrscheinlich ein paar Takte zum Thema Mittagsschlaf erzählt. Darin unterschied er sich nur wenig von Möge-er-im-Hades-schmoren-Matho. Aber ansonsten war er ganz in Ordnung.
    Da ich also nicht zu denen gehörte, die sich jetzt genüsslich in ihr Bettchen verziehen konnten, ging ich meinen Aufgaben nach. Die führten mich direkt in Ursus´cubiculum. Naja,und ganz unter uns, der gehörte auch nicht zu den Typen, die Mittagsschlaf machten. Echt irre, vor´n Paar Wochen hatte ich ihn noch die Pest an den Hals gewünscht und jetzt… naja, jetzt nicht mehr! War doch echt klasse, was so ne Aussprache alles bewirken konnte! Es gab zwar immer noch so einiges, was mir Probleme bereitete, aber es ging mir wieder gut. Ich musste nicht mehr nähen und ich hatte ihm alles gesagt, was mir auf der Seele gebrannt hatte. Das tat echt gut! Konnte ich wirklich jedem empfehlen: Leute, redet miteinander!
    Auf dem Weg zu Ursus´ cubiculum kam ich zwangsläufig am Atrium vorbei. Dabei fiel mir auf, wie jemand am Rand des impluviums hockte und in die Pfütze darin guckte. Dieser Jemand war Tilla. Ich blieb stehen und beobachtete sie. Was machte die denn da? "Na, Lust zum schwimmen, oder was machst´n da?"

  • Tilla sah auf, als sie die freundliche, ihr gut bekannte Frauenstimme hörte und sah Caelyn in ihrer Nähe stehen. Nein, ich möchte nicht schwimmen gehen. Nur gucken, ob Fische drinnen sind. Brix hat mir erzählt, dass da manchmal Fische schwimmen, aber das stimmt anscheinend nicht. Oder ich bin wieder auf den Arm genommen worden ohne es zu merken. 'erzählte' sie mit ihren Händen und deutete zuletzt auf das gute gefüllte Becken. Ein anderer hat mir erzählt, worfür es da ist. Jetzt kann ich Brix Worten gar nicht glauben... von wegen Fische im Becken. Ich finde, Fische und Krebse, Haie und Delphine sind im Meer viel besser aufgehoben. Das stumme Mädchen krauste nachdenklich die Nase, bugisierte die Beine in den gemütlichen Schneidersitz und rieb mit einem Finger auf einem Tintenfleck an der Wange rum. Du gehst doch manchmal mit den anderen rüber zu dem anderen reichen Haus zum Lesen und Schreiben üben, nicht wahr?! Wie gut kannst du jetzt lesen und schreiben? fragte sie spontan. Ich habe eine ganz ganz kurze Geschichte geschrieben. Du darfst sie lesen. Aber nur wenn du möchtest. Ich möchte dich nicht nerven... oder gar aufhalten.. oder sonst was machen... meinte Tilla.

  • Fische im impluvium? Ich guckte mal ganz schön doof aus der Wasche. So was gab´s doch gar nicht! We hatte ihr den den Bären aufgebunden? "Öhm, nee! Fische sind da keine drin! Höchstens Silberfische, wenn gerade mal Ebbe ist, oder so und wenn niemand das Ding geputzt hat und es dreckig ist!" Ich stellte mir vor, wie da so´n Delfin oder so´n Hai da drin herum paddelte! Aha, Brix hatte ihr so was erzählt! Echt Fantasie der Junge, das musste man schon sagen! Auf was für Ideen der kam! Oder vielleicht hatte er sich ja auch einen Spaß mit Tilla erlaubt.
    Ich wollte eigentlich schon weiter gehen, als sie mich wegen dem Unterricht in der flavischen Villa fragte, bei dem einige der aurelischen Sklaven teilnahmen. Ich war da auch einige Male mit dabei gewesen.
    "Naja, weißte, Lesen und Schreiben konnte ich vorher ja auch schon. Ich hab aber die Hälfte davon vergessen gehabt. Als ich auf der Straße gelebt hab, hat sich keiner für Horaz und wie die ganzen Typen heißen, interessiert. Da war´s auch völlig Wurscht, ob man schreiben und lesen konnte oder nicht. So´n paar Stunden Nachhilfe haben´s echt wieder gebracht!"
    Aber als sie mir dann verriet, dass sie selber ´ne Geschichte geschrieben hatte, war ich echt platt! "Ehrlich, du hast was geschrieben? Öhm, ich mein, man sieht, dass du was geschrieben hast. Deine Nase ist ganz mit Tinte verschmiert." Ich grinste und setzte mich zu ihr. "Zeig mal, was hast du denn geschrieben?"

  • ....fische? Tilla hatte keine Gebärde für das Wort davor und deutete nur die Fische an. Das stimmt allerdings.. es interessiert draussen auf der Straße keinen was man kann. Hauptsache man belästigt niemanden und man kann sich selbst durchschlagen oder für sich selbst sorgen... stimmte das Mädchen der Älteren zu, lächelte zaghaft. Aber ich habe nicht vergessen was man mir beigebracht hat, weil ich das Schreiben und Lesen brauche als Ersatz für Stimme und Sprechen. Es ist hin und wieder ganz nützlich, sich hinzusetzen und zu versuchen von den Lippen der vorbeigehenden Menschen abzulesen...


    Tilla fasste sich bei Caelyns Bemerkúng an die eigene Nase, grinste schelmisch zurück. Vom Schreiben mit Tinte.. der Aurelier Orestes hat es mir neulich in der Bibliothek sitzend beigebracht. Der Buchstabe 'O' stand für Orestes.
    Mit einem Griff reichte sie Caelyn die niedergeschriebene Geschichte, rutschte etwas näher und blickte selbst auf die Wörter. Gut oder nicht gut? fragten Tillas Hände. Ich kenne nicht mal das Wort 'Schnee', ich weiss nicht was das ist. Aber wir wissen beide, was ein Eichhörnchen ist, stimmts?? Magst du Nüsse? Genau wie der Mann der für Corvinus ein Bild malen musste und bei Duccia Clara Texte vorsagen muss? Es war schon eine schöne Sache mit jemandem zusammenzusitzen, zu quatschen und sich auszutauschen... ganz besonders über die Internas in der Villa.

  • "Ja, Silberfischchen. Diese kleinen Viecher, die so schnell rum krabbeln." Die musste sie doch kennen! Gut, die gab´s hier nicht so oft, weil die keine Chance hatten, sich großartig zu vermehren. Vielleicht wusste sie einfach nur nicht, wie man die nannte.
    "Ja, ja, scheiben is ´ne feine Sache!" Wenn man´s konnte. Mit Tinte hatte ich auch schon geschrieben. Letztens den Brief an Probus, der mir ´ne Menge Ärger eingebracht hatte. Jetzt laß ich aber erst mal, was Tilla geschrieben hatte.
    Das war wirklich schön, was sie so alles mit Worten anstellen konnte. Echt toll. Ich konnte das bestimmt nicht!
    "Echt super, Tilla! Haste dir das selbst ausgedacht oder hat das ´n anderer für dich gemacht. Öhm, ich mein, haste das irgendwo angeschrieben, oder so?" Wenn sie das selbst geschrieben hatte, dann alle Achtung! Ich fand´s wirklich nicht schlecht!
    "Wie, du kennst den Schnee nicht? Das gibt´s doch nicht! Oder? Das weiße kalte Zeug, was im Winter immer runter kommt?" Na gut, hier kam´s vielleicht nicht so oft runter, aber da, wo ich herkam, schneite es jedes Jahr. Aber vielleicht war das ja auch der springende Punkt!
    "Ja, klar mag ich Eichhörnchen und Nüsse. Nüsse mag ich eigentlich noch lieber!" Nicht dass ich mir etwa Eichhörnchen futterte, oder so was. Nee, ich fand die einfach nur
    niedlich.
    Wen meinte sie denn damit, der Mann der für Corvinus Bilder malte und bei Duccia Clara Unterricht bekam? Mein Bruder wurde von Duccia Clara unterrichtet, ja. Aber malen? Für Corvinus?
    "Meinst du Louan? Mein Bruder?"

  • Fische die außerhalb des Wassers herumkrabbeln? Caelyn verwirrte die kleine Tilla. Irgendwo im Hinterkopf wusste das stumme Mädchen mit Sicherheit welche Art Fische Caelyn meinte, kam aber nicht darauf.


    Aufmerksam beobachtete sie Caelyns Miene, lachte erleichtert stumm auf, als sie so ein schönes Lob bekam. Des habe ich abgeschrieben und dann umgeschrieben, weil ich nicht wollte, dass die kleine Wolke der großen zum Opfer fällt. Also von ihr verschluckt wird und für immer und alle Zeit in der dunklen Wolke bleiben muss. 'erklärte' mit ihren Händen, zeigte zusätzlich auf die Worte in dem Text.


    Weisses Zeug, dass vom Himmel kommt. Hmja, wenn das runter kommt, dann weiss ich, dass es sehr kalt wird. Sandalen nicht mehr warm halten und gefährlich sind, weil man andauernd ausrutscht und ganz schnell hinten landet gab Tilla zum besten, was sie über den Schnee wusste. Genau.. und wenn so ein dummes Wetter ist, dann muss ich versuchen ganz viel zu essen auf einmal zu besorgen, damit ich im Versteck und unter der Decke bleiben kann. So wie ein Eichhörnchen eben. Nur das sich kaum Nüsse kriege sondern altes Brot und Käse oder Reste von den Garküchen. Tilla sprach so, als ob sie immer noch auf der Straße leben würde. Aber eben so war es 'draußen' gewesen. Warum es mit anderen Worten verfälschen?


    Sie legte den Kopf schief, zuckte mit den Schultern. Kann sein, dass er so heisst wie du sagst. Jedenfalls redet er genauso komisch wie Sertorio. Lediglich das 'bom' fehlt. Corvinus sah irgendwie ganz fröhlich und begeistert aus, nachdem er mit deinem Bruder in einem Zimmer war. Tilla blickte nachdenklich auf das Wasser hinab. Ist er wirklich dein Bruder? Wie ist es einen Bruder zu haben?

  • "Nee, nicht wirklich Fische! Die heißen nur so, weil sie so aussehen, wie kleine Fischchen, nur mit Beinen dran. Verstehste?" Aber hallo, da hatte ich mir was aufgehalst! Tilla hatte garantiert solche Viecher schon gesehen. Die, die schon mal das balneum oder die Latrinen geputzt hatten, hatten hundertprozentig auch Bekanntschaft mit Lepisma saccharina gemacht, dem ansonsten ganz friedlichen, hundsgemeinen Silberfischchen. Es war aber auch zu blöd, dass die dämlichen Viecher nicht da waren, wenn man sie brauchte. Dann hätte ich´s ihr zeigen können. Aber zum Glück gab´s noch mehr, worüber wir quatschen konnten. Der Text zum Beispiel, den Tilla geschrieben hatte. Naja, der war also doch nicht so ganz auf ihrem Mist gewachsen, oder doch? "Abgeschrieben und dann umgeschrieben? Hey, dann ist´s ja doch deine eigene Geschichte. Du hast dir nur´n bisschen was ausgeliehen," lachte ich.
    Ob Tilla jetzt wirklich schon mal Schnee gesehen hatte, konnte ich nicht sagen. Was sie darüber erzählte, klang so, als hatte sie mal ´nen Tag mit Schnee erlebt. Klasse! Aber was so ´n echter Winter war, davon wusste sie nicht viel. "Ja, im Winter wird’s arschkalt! Da brauchste was besseres, als Sandalen und ´ne kurze Tunika! So´n Winter kann ja auch ganz schön lange dauern!" Ich konnte mich noch gut erinnern, wie´s zu Hause im Winter war. Wenn mein Bruder und ich uns nicht rechtzeitig nach ´ner winterfesten Unterkunft umgeschaut hatten, dann konnt´s richtig ungemütlich werden. Das Essen wurde im Winter auch immer regelmäßig knapp. Einige, von denen, die ich mal kannte, waren im Winter gestorben, wenn sie zu allem Übel auch noch krank wurden. Nix zu fressen, kein Dach über´m Kopf und dann noch krank werden, das war, wie´n Todesurteil! Das war jetzt alles soweit weg. Louan und ich hatten´s geschafft, zu überleben. Wie man so hörte, strengte sich mein Bruder ganz doll an. Jetzt malte er plötzlich Bilder und verzückte damit Römer, die mit mir nie im Leben gelacht hätten, höchstens über mich!
    "Der heißt wirklich so! Ich muss es wissen, denn der ist mein Bruder. Ehrlich! Der redet so wie ich. So reden wir alle bei uns zu Haus. Der Sertorio kam ja, glaub ich aus Hispania. Naja, die reden wahrscheinlich auch so bei sich daheim." Ich zuckte mit den Schultern. Jeder laberte so, wie er´s von zu Hause gewohnt war.
    "Nen kleinen Bruder zu haben kann manchmal echt nervig sein. Aber ich bin froh, dass er da ist!"

  • Sie beschloß nach diesen Fischen Ausschau zu halten und wenn möglich mal eines zu fangen und zu beobachten. Vielleicht fand sie einen Topf in den diese Viecher hinein passten. Warum bloß hiessen die bloß Fische? Ihren Begriffen nach hatten diese allein im Wasser zu leben und nirgends woanders. Ein wahrlich seltsamer Name!! Auf Caelyns Lob zu ihrer umgeschriebenen Geschichte reagierte sie mit Erröten und heftigem Nicken. Danke... vielleicht sollte ich es den vielen Rollen der ACTA, an der dominus Corvinus immer mitschreiben tut, unterschmuggeln?! überlegte sie stumm gebärdend.


    Richtig... eine ganzganz dicke Decke und viel Heu und Stroh tuns auch. Ganz wie es die Eichhörnchen machen: schlafen und abwarten bis der Winter vorbei ist. Nur selten aufstehen und neue Nahrung sammeln bis zum nächsten Aufstehen.
    Hachja... Louan hiess also tatsächlich Louan. Tilla nickte, konnte sich nicht vorstellen wie nervig ein kleiner Bruder sein konnte, hatte sie doch keinerlei Erfahrung in dieser Geschwistersache vorzuweisen. Und wie nervt dein Bruder dich? fragte sie deshalb neugierig nach. Was machst du dann? Haust du ihn nieder bis er ganz still ist und nix mehr sagen kann? Oder verbietest du ihm den Mund? Ich habe ihn noch nicht gesehen., nur Nuala kennengelernt.

  • Hey, mein Glück! Die dämlichen Viecher waren erst mal vom Tisch. Stattdessen hatte Tilla´ne richtig tolle Idee, die mich zum Grinsen brachte. "Mach doch mal!" Ich nickte heftig und kicherte, was ich ja normalerweise gar nicht machte. Eigentlich fand ich kichern blöd. Das machten nur kleine Mädchen. Aber das hier war zu komisch! Ich stellte mir grad mal Corvinus vor, wie er Tillas Text mit zu der Acta nahm, ihn las, toll fand und ihn dann auch noch veröffentlichte.


    Mein Kichern ließ schlagartig nach, als sie wieder vom Winter zu sprechen begann. In Tillas Mund klang das alles so einfach und kindlich. Aber der Winter war nicht so! Der Winter war grausam und schlug Jahr für Jahr zu, um sich die zu holen, die nicht kräftig genug waren.
    "Ja, Tilla! Genauso wie´n Eichhörnchen." Meine Stimme klang so´n bisschen belegt. Ich hatte halt schon vieles erlebt, was mich den Winter nicht mehr so romantisch sehen ließ. Aber das musste Tilla nicht wissen. Damit musste ich sie nicht belasten. Schließlich wurden wir in Rom nicht von ´ner monatelangen Eiszeit heimgesucht.
    Dann kamen wir wieder auf meinen Bruder zu sprechen. Jeder, der ´nen kleinen Bruder sein Eigen nennen konnte, wusste, wie nervig die manchmal sein konnten. Manchmal nervten die mit ihrer bloßen Gegenwart. Du nervst mich, weil du du bist! Klar, dafür konnte keiner was, nicht mal Louan!
    "Ach weißte, wenn er dummes Zeug labert oder Sachen macht, die doof sind, dann nervt er mich. Jungs machen eben manchmal blödes Zeug! Das is einfach so! Die haben da irgendwas drin in ihrem Kopf, was denen sagt, dass sie jetzt was blödes machen müssen!" Ja, genauso musste es sein!
    "Öhm, wer is Nuala?" Den Namen hatte ich ja noch gar nicht gehört!

  • Tillas Augen wurden kugelrund. Genauso dummes Zeug wie Sertorio? Was macht er denn immer dummes? wandelte sie ziemlich neugierig geworden die Antworten Caelyns in Fragen um. Ich kenne des nicht des dieses dummes Zeug machen. Die Jungen machen schöne Sachen, wie nett anschauen und anlächeln und ja.. naja.. du weisst schon, wie Lucanus halt. Der nette Junge von den Flaviern. Tilla merkte wie ihre Wangen vor Verlegenheit anfingen zu brennen, lächelte breit, weil sie nicht anders konnte. Jetzt machte ihre Mimik was sie wollte... am liebsten wäre sie jetzt im Boden versunken. Spontan zog sie sich die Sandalen aus, was sie schon lange nicht mehr gemacht hatte und steckte die Zehen ins angenehm kühle Wasser des impluvium. Nuala ist eine neue Sklavin, die hat die gleiche Haarfarbe wie ich und sieht mir so ziemlich ähnlich.. sie soll für aurelii Orestes arbeiten, singen und spielen. fügte sie ihre Antwort über die neue Sklavin hinzu. Etwas beugte sie sich mit den Armen auf den Oberschenkeln abstützend vor, weil sie schon wieder diese komischen Magenkrämpfe bekam. Gerade jetzt wollte Tilla nicht schon wieder krank werden... Tief atmete das stumme Mädchen durch, versuchte ihre Bauchdecke zu entspannen.

  • Tilla wollte es jetzt aber genau wissen! Mein Bruder war halt noch jung und wusste noch nicht so viel vom Leben. Unser altes Leben in Augugstodunum hatte uns wenig Zeit gelassen, zu lernen. Außerdem war mein Bruder auch irgendwann mal in ein Alter gekommen, in dem er sich für Mädchen interessierte.
    "Ach weißte, früher hat er zu Haus immer so blöde Sachen gemacht. Einmal hat er sich mit solchen üblen Kerlen eingelassen, die ihn aber ganz schnell übers Ohr gehauen hatten. Naja und dann die Weiber! Manchmal labert er blöd rum, gegenüber Mädchen und so."
    Echt, ´nen kleinen Bruder zu haben, konnte total nervig sein. Aber zum Glück wurde er ja auch älter und vernünftiger. Das war echt ´ne tolle Idee von Ursus, ihn herbringen zu lassen.
    "Tilla, sag mal, hast du etwa ´nen Freund?" Das hörte sich ja fast so an, auch wenn´s einer von den Römern war. Aber sicher wusste sie, dass es wenig Sinn machte, sich mit einen von denen einließ. Das hatte ich selbst erlebt.


    Aha, Nuala war also ´ne Neue! Orestes Neue!
    "Ahso, die sieht so aus wie du, aber stumm ist sie nicht, oder?" Das war ja interessant! Singen und Spielen sollte sie für ihn. "Öhm, mal ´ne blöde Frage. Wozu soll´n das gut sein? Macht die sonst nix?" Naja, so reiche Typen kamen ja auf die irresten Ideen! Also warum nicht auch ´ne Sklavin die singen und spielen konnte. "Öhm, was spielt die denn eigentlich?"
    Komisch, irgendwie sah Tilla auf einmal so aus, als hätte sie was. "Is was mit dir?", fragte ich besorgt.

  • So dumme Sachen macht Louan dachte Tilla sich und wusste nicht, wie sie ihm zukünftig begegnen sollte. Sich von ihm fernhalten und aus sicherer Entfernung beobachten? Oder sich gar nicht mit ihm abgegeben und die anderen Mitsklavinnen machen lassen? Stumm schüttelte sie den Kopf, erinnerte sich an die letzte Saturnalienfeier. ich hab mich in Lucanus verguckt, aber der meldete sich nicht mehr und da musste ich aufhören an ihn zu denken. Zum Glück gab es so viel zu tun, dass ich mich irgendwie an die Begegnungen mit ihm kaum mehr erinnern kann. Ich weiss noch, das er eine bunte Papageienfeder von mir besitzt. Achja, die Geschichte wollte ich Duccia Clara noch erzählen. Sie hielt kurz inne, um ihre Gedanken zu Nuala einzusammeln und schüttelte noch einmal den Kopf. Sie kann singen also ist sie nicht stumm... ich kenne das Instrument nicht richtig. Ein tiefer Atemzug folgte. Ich hab starke Bauchschmerzen... die krieg ich beinahe immer wenn Halbmond ist und dann blutet es plötzlich unten aus mir raus, obwohl ich mir gar nichts wehgetan habe verriet sie Caelyn. Sollte sie aufstehen oder lieber gleich ins Wasser des Beckens rein rutschen? Kaltes Wasser war sicher gut gegen Bauchweh.

  • Ich konnte mir nicht helfen, Tilla sah irgendwie ganz schön geknickt aus und das, was sie sagte hörte sich schwer nach verliebt an! Ums genauer zu sagen, es hörte sich schwer nach unglücklich verliebt an! Ich konnte da ja jetzt mitreden, denn ich war ja auch schon mal verliebt gewesen. :]
    Das war mal wieder typisch! Die blöden Kerle! Erst verdrehten sie ´nem Mädel den Kopf und dann verpissten sie sich auf nimmer Wiedersehn!
    "Ach Tilla, Kopf hoch irgendwann kommt mal der Richtige angetrabt! Du bist ja noch jung!" Nich so wie ich, ich ging ja schon stark auf die 21 zu! :D
    Aha, diese Nuala konnte also singen und war nicht stumm. Na was die für´n Glück hatte! Das Instrument, was die Neue spiellen konnte, kannte Tilla nicht. "Na, ist ja auch nicht schlimm! Vielleicht läuft die mir ja auch mal übern Weg und dann kann ich sie ja mal fragen!"
    Tilla gefiel mir jetzt überhaupt nicht mehr. Bauchweh hatte sie und als sie erzählte, was sie noch alles hatte, da fiel´s mir wie Schuppen aus den Haaren! Logisch! Ich grinste und klopfte ihr auf die Schulter! " Willkommen im Club! Ey, keine Sorge, das ist völlig normal! Weißte, wir Frauen kriegen das jeden Monat einmal. Das daurt dann ein Paar Tage und dann ist gut!" Tja, wir Frauen mussten eben immer die A-Karte ziehen!

  • Mhm.. du meinst, dass es irgendwo in Rom einen genauso netten Jungen wie den Flavier Lucanus gibt, der mich mag? fragte sie gebärdend. Sie erinnerte sich an die kleinen Jungen Nero und Pumillio und wunderte sich einmal mehr, wieviele Welten zwischen diesen beiden Jungen lagen. Ob sie ihre Welten einmal miteinander tauschen mochten? Ja, wie war es überhaupt so zu leben wie die aurelianischen Frauen im hause? Keine Sorgen mehr ums Geld zu haben und keinen Münze mehr als zweimal umdrehen zu müssen. Gut, sie hatte die wenigen Münzen, die sie hin und wieder bekam versteckt und sparte somit ein bisschen. Diese ersparten Münzen aber auszugeben traute sie sich nicht, es konnte ja sein, dass schlechte Zeiten auf sie zukamen Du findest Nuala meistens abends bei Orestes, dem Aurelier. Denn wenn er nicht einschlafen kann, muss sie für ihn spielen und singen. Stirnrunzelnd sah sie Caelyn an, wunderte sich über ihre erklärende Aussage. Was für ein Club? Das ist also normal, wenn man einmal im Monat starkes Bauchweh hat und unten heraus blutet? Tja.. sie hatte eben keine Ahnung vom Übergang Mädchen zu Frau. Und was kann ich machen, das es nicht so weh tut? Und man nicht sieht, dass ich blute? fragte sie die Ältere aus, legte zum Schluß die Arme und Hände auf den Bauch. Immer noch waren sie ganz alleine am Wasserbecken. Hoffentlich nahm Caelyn ihr diese Fragen nicht übel oder für blöd.

  • "Na klar! Der Typ taucht dann auf, wenn du´s am wenigsten erwartest! Pass mal auf!" Na logisch, so war´s doch immer schon gewesen. Außerdem, stand Tilla ja auch noch ganz am Anfang. Irgendwann verirrte sich schon der Richtige in ihr Leben und dann... ja klar, dann gab´s Herzschmerz. Hatte ich alles schon hinter mir!
    Aha, Nuala war also so was, wie ´ne Einschlafhilfe. Das war ja nicht gerade schmeichelhaft. "Ja, und was tut die tagsüber?" Die Frage war mir einfach so rausgerutscht. Die Neue hatte ich nämlich noch nicht gesichtet.
    Tillachen hatte nicht so richtig verstanden, was ich mit Club meinte und überhaupt, dass das alles total normal war, mit dem Bluten und so.
    "Also weißte, das ist wirklich nicht schlimm. Manche Typen sagen zwar, das wär giftig oder so, aber das ist alles quatsch! Ehrlich!" Bestimmt hatte Tilla auch von dem Mist gehört, den manche Männer behaupteten! Hey, ausgerechnet Männer!* Die, die voll die Ahnung hatten! :D "Ja, und wenn´s mal zu arg weh tut, dann machst du dir am Besten ´nen Aufguss mit Rosmarin und Hirtentäschel. Das hilft! Naja, und solange du blutest, benutzt du einfach ´ne Binde aus Leinen oder Baumwolle." Irre, da war ich jetzt voll die Expertin drin. Damals als das bei mir angefangen hatte, half mir ´ne nette Frau in Augustodunum, die uns ab und zu auch was zu essen zugesteckt hatte.


    Sim-Off:

    * -->

  • Luca ist auch tatsächlich ganz plötzlich aufgetaucht... entgegnete Tilla Caelyns Worten. ... und vorher hat er gekleckert mit seinem Trinkbecher.. deswegen habe ich ihm mein Tuch zum abwischen angeboten. Vielleicht hat er es noch...?!? überlegte Tilla schwärmerisch, wurde sogleich wieder ernst. "Keine Ahnung was Nuala, die Neue, sonst so tut.. vielleicht ist sie genauso wie Siv mit Corvinus."


    Mit großen Augen sah sie die Ältere an, kratzte sich kurz hinterm Ohr. Nicht giftig? Meinst du? Na gut.. dann glaube ich DIR. Schliesslich wohnen wir zusammen unter einem Dach. Sertorio ist schon ganz lange fort.. der kann mich gar nicht mehr foppen.. außer Brix. Sie kam wieder aufs Haupthema zurück, weil die Bauchschmerzen überhaupt nicht nachlassen wollten. Aufguß trinken und Leinentücher.. das gibts bestimmt in der Küche. Kommst du mit stöbern? Vielleicht finden wir nebenbei noch ein paar 'vergessene' Kekse. Mit den letzten Worten sprang Tilla auf, nahm Caelyns Hand und versuchte sie zum Aufstehen zu bewegen, deutete mit der anderen in die Richtung der Küche. Komm.. bevor die anderen alle aufstehen.

  • "Na siehste! Was hab ich gesagt? Das is doch immer so!" Kennste ein Kerl kennste alle Kerle! Naja, soviel kannte ich ja gar nicht. Aber egal.
    Tilla sprach mit ihren Fingern in Rätseln."Wie meinst ´n das jetzt? Siv mit Corvinus? Du meinst, sie ist seine Leibsklavin, oder so?"


    Oha! Tilla hatte ja noch überhaupt keine Ahnung, was so alles passierte, wenn man ´ne Frau wurde. Da wurde es ja echt mal Zeit, dass jemand sie mal aufklärte.
    "Also, du brauchst dir echt keine Gedanken zu machen: Das ist absolut nicht giftig! Sonst gäb´s ja gar keine Frauen mehr! Und das wär echt ´n Verlust!"
    Aber was erzählte ich viel! Das Mädchen hatte Schmerzen. Das sah man ihr an. "Ja, komm, wir schauen mal in der Küche nach. Da finden wir bestimmt was!" Wenn schon nichts gegen die Schmerzen, dann wenigstens was gegen den Hunger!
    Tilla nahm mich bei der Hand und ich ließ mich mitziehen, in die Küche. Klar, war schon blöd, wenn man Bauchschmerzen hatte!

  • Ja.. Sklavin mit Haut und Haaren. erwiderte Tilla nickend und ahnte bis dahin noch nicht einmal, dass sie auch eine solche werden würde. Caelyn an der Hand mitnehmend führte sie die Ältere zur Küche und fand diese leer vor. Hm? Wo ist Niki? fragte Tilla sich, stiess die angelehnte Tür noch ein bisschen weiter auf und trat leise ein. Wie macht man Aufguß? Ah.. ich weiss wo die Tücher sind. zeigte sie mit Gebärden an und rüttelte schon an einem Schubladenknopf einer Schublade die gerade klemmte. Mit einem argen Knarzen gab er seinen stofflichen Inhalt frei. Solche Tücher? drehte sich Tilla zu Caelyn um, schwenkte ein großes cremefarbenes Tuch sachte flatternd hin und her. Soll ich es kleinreissen und zwischen die Beine stecken? Und wenn Bluttage vorbei sind dann im Kamin verbrennen? Oder besser auswaschen und für die nächsten Bluttage aufheben?? Tillas gebärdende Hände kamen wegen der vielen Fragen kaum zum Stillstand..

  • Es dauerte nicht lange, bis wir die Küche erreicht hatten. Komisch! Da war gar keiner da! Alle ausgeflogen. Sogar Niki war weg. Naja, war ja nicht weiter schlimm! So ´nen Aufguss brachte ich auch noch selbst fertig. "Öhm ja, also man braucht natürlich erst mal die Kräuter und heißes Wasser für den Aufguss. Tücher?" Tilla flitzte gleich los, um welche zu holen. "Ja, klar Tücher!" Das brauchten wir zwar nicht für den Aufguss, aber ein Tuch aus Leinen war nicht schlecht. "Nein, das brauchst du nicht klein reißen. Leg es einfach zusammen und dann kannst du es, genau das! Nein, das tauschst du täglich aus. Das gebrauchte kannst du erst mit kaltem Wasser auswaschen und dann kochen! Dann verschwinden auch die Flecken." Mannomann, ich wäre echt die perfekte Hausfrau geworden! :D
    Ich begann dann schon mal, das Wasser zu erhitzen und machte mich auf die Suche nach den Kräutern. Irgendwo musste Niki die doch versteckt haben!

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