Was schenk ich bloß? oder: Szenen eines Einkaufs

  • Roma. Mercati Traiani. Wir schreiben das Jahr DCCCLVIII A.U.C. Dies ist die Geschichte der Flavia Celerina und ihrer Sklaven Chimerion und Ylva, die sich mit dem neuerlichen Einkauf eines Hochzeitsgeschenkes in nicht allzu unbekanntes Terrain begeben. Doch dabei werden sie noch in Gegenden vordringen, die das Auge der Patrizierin noch nie zuvor gesehen hat....


    Die Sänftenträger kamen zum stehen und ich war äußerst dankbar dafür. Die Hälfte der Burschen, die meine Sänfte zu tragen hatten waren 'Neue'. Sie waren so neu, daß ich beinahe seekrank geworden wäre.
    Zu Beginn meiner Einkaufstour war ich guter Dinge gewesen. Einer meiner liebsten Zeitvertreibe war es nun, Geld in Massen auszugeben. Darin war ich richtig gut! Duch nun, waren nur noch Spuren dieser guten Laune vorhanden. "Ylva, Chimerion," schrie ich. "Hätten die beiden Herrschaften wohl die Güte, mir aus diesem Ding zu helfen?" Spätestens jetzt durfte wohl allen Beteiligten klar sein, das dies keiner meiner guten Tage war, was meine Mission um einiges erschwerte. Die Mission, um sie einmal so zu nennen, war eigentlich ganz einfach gewesen. Sie gehörte eher zu den leichtesten meiner Übungen. Der Kauf eines extravaganten Hochzeitsgeschenkes für Aristides und seine zukünftige Frau, sollte mir nicht allzu viel Mühe bereiten. Doch nun sah ich meine Inspiration in Form einer Gewitterwolke, die über mir zu schweben schien, wie sie von einem kalten Lufthauch hinfort geblasen wurde.

  • Sofort stellte sich Chimerion neben die Sänfte und reichte seiner Herrin die Hand, um ihr herauszuhelfen. Die Sänftenträger schienen Celerina ordentlich durchgeschüttelt zu haben, ein wenig grün um die Nase war sie ja schon und ihre Laune war wieder auf den Tiefpnkt gesunken.


    Chimerion sandte ein Stoßgebet zum Himmel mit der Bitte, dass das Einkaufen seine Herrin wieder auf andere Gedanken brachte. Einkaufen schien ein Allheilmittel zu sein gegen Frustration, Übellaunigkeit und Langeweile. Das Glücksgefühl stieg mit der Menge des ausgegebenen Geldes und heute würde also ein guter Tag werden, denn es galt, ein Hochzeitsgeschenk für Freunde der Familie zu finden.


    "Was suchen wir denn genau, Herrin?", fragte Chimerion, nachdem Celerina auf eigenen Beinen stand.

  • Ich konnte doch von Glück sagen, zwei überaus fähige Sklaven zu haben. Wenigstens waren die beiden nicht taub! Die Hand Chimerions näherte sich mir und ich ergriff sie und zog mich daran hoch. Ylva war auch sofort zur Stelle und glättete meine Tunika, nachdem ich der Sänfte entstiegen war.
    Ich sah mich um, bis mein Blick wieder auf Chimerion und Ylva fiel. Im Gegensatz zu Ylva, die mich bereits seit Jahren kannte und wußte, wie man meine Laune zu deuten hatte. Ihre demutsvolle Haltung ließ mich erkennen, dass sie verstanden hatte. Kein falsches Wort sollte nun an mein Ohr dringen. Nichts, was mich noch mehr erzürnen könnte. Am besten war es, zu schweigen. Das zu tun, wozu man aufgefordert wurde, zu tun. Ylva praktizierte all dies, da sie wußte, dies war die einzige Möglichkeit, ohne Schaden aus meinen Fängen zu entkommen und sie wäre auch gut damit gefahren, hätte Chimerion nur im Geringsten ahnen können, dass er mit seiner nett gemeinten Frage im Begriff war, alles zu zerstören. Dies hätte vielleicht noch ein netter Tag werden können, Aber nicht so! Ylva sah verstohlen zu Chimerion hinüber und wollte ihm noch ein Zeichen geben, doch lieber still zu sein. Doch dafür war es zu spät. Die Frage des Sklaven reizte mich. Sie klang in meinen Ohren mehr als unverschämt. Zum einen weil er wir sagte und zum anderen, weil ich nicht wußte, was ich schenken sollte. Aber vielleicht wußte es ja mein vorlauter Sklave!
    "Wie bitte? Was wir suchen? Wir suchen gar nichts! Du wirst suchen!" Ich versuchte, nicht die Beherrschung verlieren und blieb relativ ruhig, um kein Aufsehen zu erregen.

  • Da hatte er mal wieder in ein Wespennest gestochen, dachte sich Chimerion. Wie konnte man nur so launisch und verschnupft sein, wie seine Herrin. Die vielen Menschen um ihn herum waren zwar aufregend, aber noch lange kein Grund, schon wieder so zickig zu werden.
    Nun, wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, was sie denn kaufen sollte und ließ ihre Wut natürlich an ihm aus. Also beschloss er, ihr noch ein wenig mehr Futter zu geben, um vielleicht genauere Anweisungen zu bekommen.
    "Und was genau soll ich suchen?", fragte er mit Unschuldsmiene.
    Er bezweifelte, dass er schnell fertig werden würde, es waren zu viele Menschen hier und unzählige Händler, die mit lauten Stimmen ihre Waren anpriesen.

  • Nicht das dies Frage mich erzürnte, nein sie langweilte mich nur. Ich rollte die Augen und wollte schon davon preschen, hinein, ins vermeintliche Einkaufsvergnügen. Doch eines hatte er gelernt, mein Sklave, in meiner Gegenwart würde er niemals mehr von 'wir' sprechen.
    "Hat es sich noch nicht im Servitriciuum herum gesprochen? Aristides und diese Claudierin heiraten in wenigen Tagen. Dafür benötige ich ein Geschenk. Dir fällt doch sicher etwas ein, was ich schenken könnte?" Es verstand sich von selbst, daß dieses Geschenk, was immer es auch war, etwas ganz besonderes sein mußte. Etwas, was an Exklusivität kaum zu überbieten war, etwas ganz besonderes, was natürlich seinen Preis haben durfte, Nur was, war mir schleierhaft. Aber um der Hirnmarterei zu entgehen, hatte ich ja meinen überaus gewitzten Sklaven dabei. Er würde das Geschenk suchen, finden und nach Hause tragen, sofern es nicht von selbst laufen konnte.

  • Chimerion schüttelte nur den Kopf. So lange war er nun auch noch nicht in der flavischen Villa, um schon den ganzen Tratsch und die hochgestellten Familien in Rom zu kennen, mit denen seine Herrin verkehrte. Wahrscheinlich waren diese beiden Eheleute reiche Schnösel, die sowieso schon alles hatten, außer Zeit, um das viele Geld überhaupt auszugeben.
    "Nein, die beiden kenne ich nicht, Herrin." Chimerion hatte beschlossen, so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten, immerhin war Unwissenheit fast schon eine Entschuldigung.
    "Ich war noch nie hier auf diesem Markt, vielleicht kann ich ja etwas ausgefallenes finden...", meinte er nur. Und vielleicht konnte er auch den Moment ausnutzen, um ein wenig Pause zu machen, dachte er für sich, oder vielleicht war ja ein Stadttor in der Nähe, das nicht bewacht wurde.


    Er drängte sich an einer Menschengruppe vorbei, die angeregt über Politik sprachen und dabei Hände und Füße benutzten, um sich noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. In den Nieschen des Marktplatzes waren kleine Läden und Stände untergebracht, die ihre Waren feilboten. Mit einem Blick zurück vergewisserte sich Chimerion, ob Celerina ihm folgte.

  • Eigentlich hätte mir klar sein sollen, daß er Aristides nicht kannte. Woher auch? So lange war nun auch noch nicht in meinem Besitz. Die Claudierin, Epicharis hieß sie, kannte ich ja bis dato selbst noch nicht. Auch ich würde sie erst am Tage der Hochzeit kennen lernen. So winkte ich leicht mit der Hand ab. "Nun, das macht nichts! Weder daß du sie nicht kennst, noch daß du diesen Markt nicht kennst. Man macht alles irgendwann einmal ein erstes Mal," sagte ich ihm und es klang fast schon tröstlich, was ich allerdings damit überhaupt nicht beabsichtigte.
    "Na los! Fang an zu suchen!" scheuchte ich ihn los, worauf er sofort los ging. Ich folgte ihm leicht entnervt und ließ meinerseits meine Blicke schweifen. Mich beschlich das Gefühl, mich alleine nur auf meinen Sklaven zu verlassen, reichte nicht aus.
    Zu dieser Stunde war der Markt bereits mit allerei Menschen bevölkert. Ich verabscheute diese Menschenmengen und schenkte ihnen daher wenig Beachtung. Lieber hätte ich es gesehen, einen schönen großen Laden vorzufinden, der bereits in seiner Aufmachung auffiel, in dem man weniger einfaches Volk vorfand und der genau das anbot, wonach ich suchte. Doch wie mir schien, blieb das vorerst ein Wunschtraum. Dieser Laden musste erst gebaut, bestückt und eröffnet werden!

  • Chimerion sagte nichts mehr und wühlte sich weiter durch die Menschenmenge. Um diese Zeit schien ganz Rom auf diesem Markt versammelt zu sein, als gäbe es nirgendwo andere Geschäfte, vor denen sie herumlungern und den Weg versperren konnten. Entnervt ging er weiter und als er wieder zurückblickte, merkte er, dass er Celerina verloren hattte.


    Bei den Göttern, diese Frau hatte doch bestimmt wieder ein Geschäft gefunden und war dabei, sich Ware zeigen zu lassen, die sie für zu billig hielt. Er überlegte einen Moment und beschloss dann, ohne sie weiterzusuchen, in der Hoffnung, etwas passendes zu finden. Dann hätte er wenigstens gute Nachrichten für seine Herrin.


    Er drückte und schob und schimpfte, arbeitete sich zu den Geschäften durch und besah sich Waren, aber nichts schien für Patrizier geeignet zu sein.

  • In der Tat hatten mich die Auslagen eines Standes in ihren Bann gezogen, so daß ich ich stehen blieb und mir die fein gewebten Stoffe etwas aus der Nähe betrachtete. Als ich mich nach meinem Sklaven umsah und ihn nicht mehr fand, war ich etwas beunruhigt. Er hatte mich doch nicht einfach hier stehen gelassen? Womöglich war er getürmt!
    Ich wandte mich nach Ylva um, wenigstens war sie mir geblieben. "Laß uns weitergehen," sagte ich und bahnte mir meinen Weg durch die Menge, in der Hoffnung, meinen Sklaven wieder zu finden. Dabei kam ich an einem Geschäft vorbei, welches bereits an seinem Eingang damit Werbung machte, daß man in seinem Inneren die ausgefallensten Geschenke finden würde. Das war es doch, wonach ich gesucht hatte! Neugierig trat ich näher.

  • Chimerion hatte langsam das Gefühl, dass er hier falsch war. Der große Marktplatz hatte sich zu einer schmalen Gasse verengt, in der noch kleiner und schäbigere Geschäfte angesiedelt waren, abseits der großen Stände und Händler.
    Es roch ein wenig seltsam hier, nicht wie sonst in Rom nach Essen, Ausscheidungen und sonstigem Unrat, ein etwas strengerer Geruch drang durch die Gasse und schien aus einem der kleinen Läden zu kommen. Bei genauerer Suche stand Chimerion plötzlich vor einer Türöffnung, nur verschlossen von einem Vorhang. Dahinter hörte man knurren und scharren und die Ausdünstungen schienen von hier zu kommen.
    Vorsichtig schob er den Vorhang beiseite und spähte ins halbdunkel des Ladens. Einige Teppiche waren über etwas ausgebreitet, das wie hölzerne Käfige aussah. Der Inhalt ließ sich aber nicht genau identifizieren, man sah nur dunkle Schatten, die sich in den Käfigen bewegten. Chimerion machte einen Schritt nach vorne und spürte sogleich, dass noch jemand im Raum war. Eine Messerklinge drückte sich von hinten an seinen Hals.
    "Ihr verdammten Prätorianer, habe ich nicht schon genug bezahlt? Kommt ihr schon wieder zum Geldeintreiben?" Eine zischende Stimme an Chimerions Ohr ließ ihn erschaudern.

    Er antwortete: "Ich bin kein Prätorianer, ich bin ein Sklave auf der Suche nach einem Geschenk."
    Der Mann lockerte seinen Griff, trat zurück und spähte nach draußen. Zufrieden grunzend ließ er den Vorhang wieder zufallen.
    "Scheint so zu sein wie du sagst. Also gut, hier ist meine Ware. Ach ja, mein Name ist Lysander, Lysander aus Alexandrien. Ich biete die schönsten Tiere des Reiches an... Gerade erwarte ich neue Ware..." Er ließ eine Reihe gelber Zähne aufblitzen und ging zu einem Kistenstapel. Er zog den Teppich zur Seite und zeigte auf die "Ware" darin.


  • Im Inneren des Ladens fand ich zwar nicht meinen Sklaven, aber dafür allerhand Tand, nützliches und Dinge, die die Welt nicht brauchte. Zur letzteren Kategorie zählten auch potentielle Geschenke für Menschen, die eh schon alles ihr Eigen nennen konnten. Also die perfekte Auswahl an möglichen Hochzeitsgeschenken für Aristides und seine zukünftige Frau.
    Kaum hatte ich den Laden betreten, stürzten sich auch schon zwei Verkäufer auf mich.Offenbar witterten sie fette Beute. Sie beschwatzten mich, mir dies und das anzuschauen. Irgendwie hatte ich es nach einiger Zeit geschafft, sie los zu werden. Endlich konnte ich mich ungestört umschauen.
    Neben einer Unzahl von kleineren Möbelstücken und edlem Geschirr, fanden sich hier unter anderem eine buntbemalte ägyptische Amphore und eine Statuette in Form eines Nubiers, aus schwarzem Ebenholz, die meine Aufmerksamkeit gewann. Einem besonderen Zweck dienten diese Dinge eigentlich nicht, aber sie sahen schön aus. Ich hätte mir wahrscheinlich diesen Nubier niemals in meine Räume stellen lassen. Meine Sklavin pflegte diese Dinge immer mit Staubfänger zu titulieren. Aber was wußte sie schon!
    Ich verweilte eine Zeit lang in diesem Laden, doch konnte ich mich wie üblich wieder nicht entscheiden. Ylva konnte ich nicht fragen. Sie hätte mir bei der Entscheidungsfindung nicht helfen können. Dafür hatte sie keinen Sinn. Chimerion hatte sich auch dezent abgesetzt. Dies versprach, einer dieser Tage zu werden, die ich schlichtweg haßte!

  • Auf dem Rückweg von der regia des cultus deorum wies der Claudier die Sklaven, welche seine Säfte trugen einen Umweg über den mercatus urbis zu machen. Seit er aus achaia wieder nach roma zurückgekehrt war hatte er ein neues cubiculum in der villa claudia, welches zwar wohnlich ausgestattet war und auch einen gewissen Luxus aufwies, jedoch nicht persönlich eingerichtet war. Sabinus erblickte ein kleines Geschäft, welches wohl diverse Luxusgegenstände anbot, also genau das richtige. Er stieg aus der Sänfte und betrat mit einem der Träger der Sänfte das Geschäft. Sein Begleiter war ein muskulöser, dunkler Nubier, welcher eben neben seiner Tätigkeit als Sänftenträger auch ein ganz passabler Leibwächter war. Nach einer kurzen Zeit betrat eine junge Frau das Geschäft. Sie war offensichtlich von nobler Herkunft, sie trug jedoch keine Insignien des ordo senatorius, trotzdem stand es, wenn man sie betrachtete, außer Frage, dass sie der noblitas angehörte. So lag die Vermutung nahe, dass sie entweder aus einer elitären Familie des ordo equester kam oder das sie Patrizierin war, was Sabinius wohl am meisten erfreut hätte. Er wollte schon eingreifen als sie von den Inhabern des Geschäftes belagert wurde, hielt sich dann aber zurück. Erst dann erkannte er, dass die edle Dame anscheinend nur eine Sklavin als Begleitung hatte. Zwar hatte der junge Claudier auch so vor sie anzusprechen, doch jetzt entwickelte sich das förmlich zur Pflicht. Langsam tastete er sich den den Weg vor, bis er in einer Nähe war in der er sie ansprechen konnte, dabei heilt sie gerade eine Statuette aus schwarzem Ebenholz in den Händen.


    „Salve, dir edle Dame!“ sprach er und machte dabei eine anerkennende Geste. „Mein Name ist Appius Claudius Sabinus und ich habe besorgt festgestellt, dass ihr ohne jeglichen Schutz unterwegs seid... roma ist eine gefährliche Stadt, deshalb würde ich dir mein Geleit und das meiner Sklaven anbieten, so dir dies recht ist.“ Sabinus setze ein nettes Lächeln auf, was sonst gar nicht so seine Sache war und er war gespannt wie die junge Dame reagieren würde.

  • In Gedanken vertieft, den ebenhölzernen Nubier in Händen haltend, ging mein Blick zu der Amphore und wieder zu dem Nubier. Was sollte ich nur schenken? dies oder das? Oder etwas ganz anderes? Das war aber auch zu schwierig! Wie wäre es denn mit einem echten Nubier aus Fleisch und Blut, fiel mir ein. Vielleicht sollte ich doch noch den Sklavenmarkt aufsuchen. Mit etwas Glück fand sich dort heute Ware aus Nubien.


    Eine männliche Stimme, die mich auf sehr zuvorkommende und edle Weise ansprach, ließ mich aufschauen und meine erste Reaktion war mir im Nachhinein äußerst peinlich. Ich erschrak, als ich den Nubier sah, der in Begleitung seines Herrn mir gegenüber stand. Die fleischgewordene Statuette, die ich in Händen hielt!
    "Oh, entschuldige bitte!" begann ich, nachdem ich mich wieder etwas gefangen hatte. "Dein Angebot ist sehr verlockend! Eigentlich begleitet mich mein Sklave. Dummerweise habe ich ihn aus den Augen verloren. Vielleicht kann ich ihn mit deiner Hilfe aber wieder finden. Aber vorher…" Ich zögerte einen Moment, als mir einfiel, daß ich mich ja noch gar nicht dem jungen freundlichen Mann vorgestellt hatte. Offenbar war er Patrizier, was die Sache ja noch um einiges interessanter machte. "Ach verzeih mir, Claudius Sabinus! Wo bleiben nur meine Manieren! Mein Name ist Flavia Celerina! Es freut mich, dich kennenzulernen! Du triffst mich allerdings in einer äußerst mißlichen Lage an. Vielleicht kannst du mir helfen!" Das war natürlich wieder heillos übertrieben. Doch zu entscheiden, was ich meinem Verwandten und seiner Frau zur Hochzeit schenkte, war eine essentielle Frage.

  • Der Claudier musste etwas grinsen als er bemerkte warum die junge Flavia lachte. Dann lächelte er sie freundlich an und sprach:


    „Entschuldigung? Wofür?“ Höfliche Floskeln schadeten selten, wenn sie nicht zu platt waren.


    Die Zusage auf sein Angebot beruhigte und erfreute Sabinius zugleich. „Das beruhigt mich sehr. Nicht auszudenken: Eine edle Dame wie du allein auf den gefährlichen Straßen von roma. Doch berichtet näher was mit eurer Wache geschehen ist? Ist sie etwa getürmt?“


    „Doch wie dem auch sei, es erfreut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen Flavia Celerina!“ Der junge Patrizier konnte es sich nicht verkneifen und machte eine kleine Verbeugung, auch wenn er gleichzeitig befürchtete, er könnte damit etwas zu dick auftragen. „Und zu deinen Diensten stehe ich natürlich. Worum geht es denn?“ Setze er neugierig nach.


    Auf jeden Fall versprach dies eine interessante Begegnung zu werden, besonders da die bezaubernde junge Dame Patrizierin war, besonders da sie Flavierin war, ein altes, wahrlich nobles Geschlecht, beinah so nobel wie die Claudier.

  • Äußerst zuvorkommend war das Angebot des Claudiers, auch wenn mir wegen der ach so gefährlichen Straßen Romas nicht bange war. Jedoch lag es mir fern, den Patrizier vor den Kopf zu stoßen, indem ich sein Angebot ablehnte. Männer im Allgemeinen neigten manchmal dazu, weibliche Wesen an sich, als äußerst zerbrechliche Geschöpfe anzusehen. Was ich, im Besonderen, nicht war. :D Doch dies schob ich nun beiseite und versah mein Antlitz mit einem hinreißenden Lächeln.
    "Du meinst, er hat die Flucht ergriffen? Ach nein, das glaube ich nicht! Vielmehr habe ich ihn ausgesandt, um ein passendes Geschenk zu finden." Nein, nein, mein Chimerion würde sich niemals von mir abwenden! Ich hatte Mittel und Wege, dies zu verhindern. Zuckerbrot und Peitsche nannte man das wohl.


    Wie aufmerksam er war! Wohlerzogen, wie es eben nur Patrizier nur sein konnten! Ein Phänomen, das heutzutage recht selten geworden war. Umso mehr schätzte ich es bei dem Claudier.
    "Nun, mich plagt die Frage, was ich anläßlich einer Hochzeit verschenken könnte. Nun bin ich auf diese ägyptische Amphore gestoßen und diesen hölzernen Nubier! Aber ich kann mich einfach nicht entscheiden!" Zugegebenermaßen entsprachen beide Gegenstände nicht wirklich meinem Geschmack. Die Amphore wirkte recht schwülstig, obwohl ich ein Faible für alles Ägyptische hatte. Der Nubier, nun ja der Nubier war im Grunde nutzlos! Vielmehr sagte mir da ein echter Nubier aus Fleisch und Blut zu!
    "Oder kannst du mit einem besseren Vorschlag aufwarten?"

  • „Nun, hoffen wir das Beste und er kehrt zurück.“ entgegnete Sabinus. Manchmal verstand er die Sklaven nicht, man müsste meinen da sie Menschen sind, verfügen sie auch über Verstand, aber manche verhielten sich kaum besser als Tiere, nein sogar schlechter, Tiere waren in der Regel treue Wesen.


    „Eine Hochzeit? Wer heiratet denn?“ fragte der junge Claudier neugierig. „Ein Flavier?“


    Bevor er antwortete betrachtete der Patrizier die beiden Gegenstände skeptisch und dachte nach, wie oft wenn er dies tat, fasste er sich an sein rechtes Ohr, bog es etwas nach außen und ließ es zurückschnallen. Eine wahrlich seltsame Angewohnheit. „Mhh...“ Er überlegte wie er es erklären sollte, ohne unfreundlich zu wirken. „Was würdest du von einem etwas praktischerem Geschenk halten? Diese Dinge können frisch Verheiratete meist besonders gut gebrauchen.“ Wieder überlegte der Claudier etwas, kritisieren war einfach, selbst kreativ sein nicht so sehr...


    „Mhh...“ als angehender Priester musste natürlich ein religiös fundierter Vorschlag zuerst folgen: „Was würdest du von einem lararium marmoreum* halten?“ Was würde sich noch anbieten... ahh... „Oder einer Sklavin, wenn es eine Dame ist oder einem Sklaven wenn es ein Herr ist.“ Besonders einem Mann eine Sklavin zu schenken könnte schnell falsch aufgefasst werden. Was gäbe es noch... ja... „Oder ein prunkvolles Mosaik, welches die neuen Räumlichkeiten oder gar das neue Heim ziert. Gar mit einer klassischen Szene oder einem Porträt der Beiden!“


    Sim-Off:

    * Ein Hausschrein, welcher besonders für die lares familiaris, Schutzgeister für die Familie, genutzt wurde, aber auch für andere Götter.

  • "Oh, gewiß doch! Er wird zurückkommen. Es ist nur eine Frage, der Zeit!" Auf jeden Fall würde er zurückkommen, freiwillig oder auch nicht. Spätestens dann, wenn ich den Heimweg antreten wollte, würde ich nach ihm suchen lassen, bis man ihn gefunden hätte. Je länger diese Suche dauern würde, desto unangenehmer würde meine Laune werden. Ich kannte mich, ich wußte, wie ich war. Was Chimerion anbetraf, so hatte er mittlerweile genug Zeit gehabt, sich ein Bild von mir zu machen.


    "Oh, du hast noch nichts von der bevorstehenden Hochzeit gehört? So viel ich weiß, ist die Braut eine Claudia. Also eine deiner Verwandten. Und ja, sie heiraten einen Flavius. Flavius Aristides. Vielleicht kennst du ihn ja!" Es machte mich etwas stutzig. Sicher mußte er doch von dieser Hochzeit gehört haben! Oder war er erst neu in der Stadt angekommen. Das hätte natürlich einiges erklärt.
    Der junge Mann betrachtete die beiden Gegenstände, die ich bereits in die engere Wahl gezogen hatte, eher mit Skepsis und machte mir gleich darauf den Vorschlag, doch lieber etwas praktisches zu verschenken. Eigenartig! Männer dachten immer nur daran, daß eine Sache einen bestimmten Zweck haben mußte. Irgendwann mußte ihr Sinn für Dekoration verkümmert sein.
    Nun, denn, so hörte ich mir an, was er denn so verschenken würde.
    Ich kommentierte die Vorschlage mit einem nachdenklichen Lächeln, einem Schulterzucken und einem leichten Nicken.
    Allerdings war ich nicht die Frau, die einen Mosaikboden zur Hochzeit verschenkte. Das sagte ich dem Claudier natürlich nicht. "Aha, interessant! Ja, ich werde darüber nachdenken. An einen Sklaven hatte ich ja auch schon gedacht. An einen schwarzen, so wie dieser hier, aus Ebenholz."
    Ich merkte schon, es war sehr schwierig, das passende Geschenk zu finden. Vielleicht sollten wir die Lokaltäten wechseln, fiel mir ein.
    "Nun, ich glaube, in diesem Laden werde ich nicht fündig. Laß uns lieber gehen. Vielleicht findet sich ja draußen ein wenig Inspiration!"

  • Die Bemerkung der falvia ob, wie und wann ihr Sklave wieder zurückkommen würde klang vielschichtig. Allerdings wollte Sabinius nicht seine Finger zu tief in diese Wunde bohren, falls er doch entschwunden war.


    Auf die Frage hin ob er etwas von der Hochzeit gehört hätte schüttelte Sabinius den Kopf und erklärte sich. „Ich bin erst seit einigen Tagen wieder in roma und war lange weg. Ich habe selbst meine Schwester, Claudia Antonia, noch nicht wieder gesehen, ich weiß aber, dass sie seit einiger Zeit mit Manius Flavius Gracchus, einem wohl bekannten Flavier, senator und pontifex vermählt ist. Dann kennst du meine Schwester sicher? Wie bist du mit Gracchus verwandt?“ Da sauste Sabinius ein Gedanken durch dem Kopf: „Sind wir vielleicht gar verschwägert?“ Nach einer kurzen Denkpause fügte der junge Claudier noch hinzu: „Eine claudia zum Heiraten... da bleiben eigentlich nur Epicharis und Callista, ist es eine von den Beiden?“ Beide kannte er wahrlich nicht besonders gut. Nach einer weiteren Denkpause folgte schließlich, abschließend zum Verwandschaftschaos, erstaunlich wie eng die claudia und die flavia verbunden waren, noch eine kleine Entschuldigung: „Aber einen Flavius Aristides kenne ich leider nicht.“


    Von den Vorschlägen Sabinius schien die edle Römerin nicht sonderlich angetan, auf den ersten Vorschlag, das lararium marmoreum, reagierte sie offenbar gar nicht. Dabei gehörte so etwas doch in jede römische familia! Doch auch gut, so hätte er auch noch ein, wenn auch verspätetes Geschenk für seine, wenn auch entfernte, Verwandte. Positiv reagierte sie jedoch auf den Vorschlag mit dem Sklaven. Ganz ehrlich konnte der junge Claudier sagen: „Ich habe mit meinem sehr gute Erfahrungen gemacht, ich kann die Nubier als Rasse* also nur empfehlen. Ich würde dir gar meinen Nubier anbieten. Er hat jedoch Familie...“ Sabinius wollte auf keinen Fall zu weich klingen, so stoppte er kurz und suchte eine Begründung, welche nicht auf Mitgefühl basierte. „... und es wäre sehr unökonomisch diese auseinander zu reißen bevor genügend Kinder aus dieser Beziehung hervorgegangen sind und sie aufgezogen sind.“ Auch wenn der Nubier versuchte sich zurückzuhalten, man konnte sein erleichterten Seufzer trotzdem hören. „Jedoch können wir gern auf den Sklavenmarkt gehen, vielleicht haben sie gute Ware da?“ So ließ der junge Patrizier der schönen Adligen den Vortritt und geleitete sie aus dem Geschäft. „Ich hoffe du hast noch genug Sklaven für deine Sänfte“


    Sim-Off:

    * Es sei gesagt, dass ich SimOff jede Form von Rassismus ablehne und die biologische Existenz von Menschenrassen generell in Zweifel stelle. Im alten Rom dürften solche Einteilungen jedoch gewiss normal gewesen sein.

  • Chimerion kämpfte sich wieder durch die Massen. Er hatte etwas gefunden, das seiner Herrin mit Sicherheit gefallen würde. Ob er sie allerdings dazu bewegen konnte, es sich anzusehen, wusste er nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er hier gerade in die mieseste Gegend der Subura geraten war und von Glück reden konnte, mit dem Leben davongekommen zu sein. Nach einem kurzen Plausch mit dem gelbzähnigen Händler hatte er sich wieder auf den Rückweg gemacht, um Celerina zu finden.


    Der Trubel nahm wieder gewaltig zu, als er sich wieder dem großen Markt näherte, wo er seine Herrin verlassen hatte. Sicher hatte sie sich schon durch unzählige Geschäfte und Stände gewühlt, sollte sie bereits etwas gefunden haben, könnten sie sich den Weg durch das zwielichtige Viertel sparen. Nur finden war eine andere Sache. Zum Glück war Chimerion größer als diese schwindsüchtigen Römer und endlich hatte er die Haarpracht seiner Herrin gesehen.
    Er drängte sich an zwei Männern vorbei, die erbost anfingen zu schimpfen. Doch er hatte keine Augen dafür, sondern nur für seine Herrin, die gerade im Gespräch war mit einem dieser eitlen Römern. Die übliche Blessiertheit und Arroganz sprach aus den Blicken dieses Mannes. Die Stadt schien voll von diesen Söhnen reicher Aristokraten zu sein...


    Er näherte sich von der Seite, wo eine Sänfte mit Sklaven stand, schlängelte sich an einem alten Mann vorbei und stand in seiner ganzen Pracht vor seiner Herrin, den Rücken halb dem anderen Römer zugedreht. Er verbeugte sich leicht.
    "Herrin, ich glaube ich habe ein passendes Geschenk gefunden, etwas überaus...exotisches."

  • Glücklicherweise lenkte mich das Gespräch mit dem Claudier von der Frage nach meinem Sklaven etwas ab. Was, wenn er tatsächlich die Chance ergriffen hatte und nun wirklich getürmt war? Dann würde ihn mein unbarmherziger Zorn treffen, sobald man ihn wieder eingefangen hätte, das war gewiß!


    Es war also gar nicht verwunderlich, daß er nichts von der Hochzeit wusste, wenn er erst seit einigen Tagen in der Stadt weilte. Was ich aber auch noch erfuhr, verblüffte mich nun vollständig. Der junge Mann war kein geringerer als Antonias leibhaftiger Bruder.
    "Nein! Ja ist es denn die Möglichkeit! Ach, die Welt ist doch klein! Du bist Antonias Bruder? Natürlich kenne ich sie! Ja, sie ist mit Gracchus verheiratet, einem entfernten Onkel von mir. Dann weißt du wahrscheinlich noch gar nicht, daß du vor wenigen Wochen erst Onkel geworden bist? Antonia hat nämlich einen gesunden Jungen zur Welt gebracht, mußt du wissen!" Ja, und ich war seine Tante, Tante Celi!
    Zufälle gab es im Leben! Das war doch recht amüsant! Wenn er nun Antonias Bruder war, dann musste er ein Cousin von Epicharis sein, oder etwa nicht? Ich rätselte noch ein wenig vor mich hin.
    "Nun, Aristides zukünftige Frau wird Epicharis sein, deine Cousine, nicht wahr?" Eigentlich war es dann auch gar nicht verwunderlich, daß er den Bräutigam nicht kannte, wenn er doch erst seit einigen Tagen wieder in Roma weilte. "Aristides hat bis vor kurzem noch in der Legion gedient, er war in Parthia mit dabei und nun heiraten die beiden endlich! Ach, ich freue mich so für sie!" Obwohl ich die Braut noch gar nicht kannte. Aber gab es etwas schöneres, als Braut zu sein, und obendrein den Mann, den man heiraten wollte schlußendlich auch bekam?


    Während wir uns noch unterhielten verließen wir den Laden. Der Claudius berichtete mir von seinen guten Erfahrungen mit Nubiern. Ich mußte mich da ganz auf ihn verlassen, denn einen Nubier hatte ich bis dato noch nicht besessen. Wie zuvorkommend er doch war, als er mir schon seinen anbieten wollte. Doch man konnte es ja auch nachvollziehen, weswegen ein solcher Kauf problematisch geworden wäre.
    "Oh ja, meine Sänfte, samt Träger wartet dort drüben!" Etwas abseits stand eine flavische Sänfte, neben der sechs Träger auf dem Boden saßen und sich ausruhten. Ich wies mit dem Finger in die Richtung und wollte schon los laufen, als ich eine vertraute Stimme hörte. Oh ihr Götter habt dank! Er war wieder zurück! Ich wandte mich zu Chimerion, der ganz aufgeregt wirkte. Er sagte er habe etwas gefunden, etwas Exotisches! Alleine das Wort exotisch, löste bei mir wahre Begeisterungsstürme aus. Ich liebte alles, was exotisch war! Hätte ich mir sonst den Thraker gekauft und ihm erlaubt, sich mit seiner Frisur in meiner Gegenwart aufzuhalten?
    Triumphierend sah ich zu Sabinus. "Nun, was habe ich dir gesagt? Früher oder später kommt er zurück!" Erst dann widmete ich mich dem Sklaven. Natürlich plagte mich schon meine Neugier. Es ließ mir keine Ruhe mehr, bis ich wußte, was er gefunden hatte. "Nun, Chimerion, was hast du entdeckt? Lohnt es sich, es anzuschauen?"

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