Was schenk ich bloß? oder: Szenen eines Einkaufs

  • Sabinus grinste als sich die jungeflavia so über die Verwandtschaftsverhältnisse erfreuen konnte. Aber anscheinend hatte er auch einiges verpasst! Seine ältere Schwester war Mutter geworden? Auf einmal fühlte sich der junge Claudier gar nicht mehr so jung. So viel älter war Antonia nicht und er selbst hatte sich noch nicht einmal vermählt. Fast ohne nachzudenken betrachtete der Claudier die edle flavia für einen kurzen Augenblick mit ganz anderen Augen. Nicht lüstern, sondern viel ernsthafter. Er erschrak etwas. Hoffentlich hatte sie es nicht bemerkt.


    „Onkel? Ich? Antonia?“ Er schnaufte noch einmal, lächelte dann jedoch freudig und konnte sich mit Antonia freuen. Es war dringend an der Zeit, dass er sie besuchte. Auch die Bekanntschaft zu ihrem Gatten konnte sowohl familiär, als auch beruflich, sehr nützlich sein. „Dann sollte ich die villa flavia wohl sehr bald besuchen, oder?“ Wobei die angehängte Frage weniger rhetorischer Natur war als man es denken würde. Celerina mochte Kinder anscheinend sehr, auf jeden Fall löste die Erzählung um den kleinen Racker ein Glänzen in ihren Augen aus.


    „Ja, Epicharis ist eine Cousine von mir, allerdings dritten oder gar vierten Grades.“ Das war wirklich sehr weit entfernt, da war der Claudia ja mit einigen einer fremden gentis näher verwandt. Scheinbar waren beide etwas verwirrt über die Komplexität dieses Sachverhaltes.„Schon kompliziert wie unsere Familien miteinander verwebt sind, oder? Auf jeden Fall freue mich mich für die Beiden sehr. Heiraten... ein sehr gewichtiger Schritt“ Wahrlich das war er, vielleicht sollte Sabinius auch an eine eheliche Verbindung denken. Davon abgesehen, dass es sich für einen echten Römer gehörte eine eigene Familie zu gründen und Kinder zu zeugen, so war eine Ehe auch für viele Ämter des Kultes notwendig. Auf jeden Fall war es aber auch wichtig Celerina nicht so anzuschauen, auch wenn es keine anzüglichen Blicke waren.


    Langsam liefen sie während dieses Gespräches zur Sänfte der Flavierin, schließlich wollte Sabinius ihr hineinhelfen. Dann tauchte jedoch ihr ziemlich wilder Sklave wieder auf. So wie er aussah sicher ein guter Leibwächter, allerdings nicht sonderlich Gesellschaftsfähig. Auf jeden Fall war Celerina glücklich, was den Claudier auch ein gewisses Glücksgefühl gab. „Ja wie du sagtest! Auf jeden Fall auch ein sehr interessantes Exemplar.“ Die Bemerkung konnte Sabinius sich nicht ersparen. „Wo kommt er denn her?“ Dann war er auch gespannt, was der Barbar so exotisches gefunden hatte.


    Beim Warten dachte er, wenn auch nur sehr oberflächlich über gewisse Blicke, römische Tugenden und Erwartungen und eine schöne junge Dame nach.

  • Chimerion spürte, wie ihm das Blut bei der Frage des Mannes in die Ohren schoss. Er war für jenen nichts anderes als ein wildes Tier, das Celerina sich aus Spaß an der Freude hielt. Er schlug einen Moment die Augen nieder, ein leises Knurren drang aus seiner Kehle. Diesen Mann hatte er schon gefressen. Sich seiner Lage durchaus bewusst, beschloss er, ihn zu ignorieren. Statt dessen hob er die Augen wieder und sah ein Strahlen auf den Zügen seiner Herrin.


    "Es lohnt sich mit Sicherheit, Herrin, der Händler meinte, solche Ware kommt sonst nur an den Kaiserhof. Allerdings ist die Gegend nicht gerade die sicherste.... Wenn du also selber mitkommen willst, dann nicht in der auffälligen Sänfte. Am Besten wäre einfache Plebejerkleidung. Ich werde für deinen Schutz sorgen, Herrin."
    Wieder neigte er den Kopf. Sie sollte nur sehen, was sie an ihm hatte. Ihre letzten Worte an den jungen Mann hatte er gehört, scheinbar war sie unsicher gewesen, ob er wirklich zurückkommen würde.

  • Oh, wie ich es liebte, angenehme Nachrichten zu verbreiten! Dabei konnte man eine ganze Menge an neuen Informationen sammeln, zum Beispiel, wie das Gegenüber die Nachrichten aufnahm und welche Reaktionen daraus resultierten. Den Claudius jedenfalls hatte ich in Erstaunen versetzt, mit der Neuigkeit, er sei nun Onkel geworden. Natürlich waren mir seine vorangegangen Blicke ebenfalls nicht verborgen geblieben. Wenn er damit besondere Absichten verband, so hätte ich ihn früher oder später aufklären müssen. Schließlich war ich so gut, wie verlobt. Es konnte sich nur noch um wenige Tage handeln, bis das der Aurelier mir die Frage aller Fragen stellte.
    "Ja, du solltest sie und den süßen Gracchus Minor unbedingt einmal besuchen! Sie wird darüber sicher erfreut sein." Mit meiner Vermutung bezüglich seiner Verwandschaftsverhältnisse zu Epicharis, hatte ich also richtig gelegen, dank meiner Ylva, die dies alles für mich in Erfahrung gebracht hatte. Ich konnte dem Claudius nur zustimmen, unsere beiden Familien verband so einiges. Unglücklicherweise gab es wohl derzeit keine flavische Dame, die im heiratsfähigen Alter war und noch dazu 'auf dem Markt zu haben' war. Vielleicht sollte er es einmal bei den Aureliern versuchen, sofern er solche Hoffnungen hegte. Dort standen noch einige Damen zur Auswahl.


    Die Rückkehr meines Sklaven erfreute mich sehr. Besonders als er von seiner Entdeckung sprach. Offensichtlich hatte er auch bei Sabinus Eindruck geschunden. "Oh ja, er ist äußerst interessant und sehr… unterhaltsam. Er ist Thraker, obwohl man ihn wohl eher für einen dieser barbarischen Parther halten würde. Ich habe absichtlich seine Haartracht beibehalten. So sieht er noch wilder und verwegener aus." Ich hatte in meinem Leben bisher nur einen Parther zu Gesicht bekommen und das war dieser impertinente Sklave gewesen, der meine Katze so gequält hatte. Es waren eben alles Barbaren, diese Parther!
    Chimerions Beteuerungen, seine Entdeckung, wäre es wert, gesehen zu werden, ließ mich noch neugieriger werden. "Nun, wenn dieser Händler sogar den Kaiserhof beliefert, dann wird es wohl einem Flavius würdig sein!" Allerdings konnte ich mich nicht damit anfreunden, daß ich die Garderobe wechseln und in die Kleider einer Plebejerin schlüpfen sollte. "Wie bitte? Ohne Sänfte und in Plebejerkleidung?" Besonders das letzte Wort sprach ich verächtlich und naserümpfend aus. Aber die Neugier ließ mir keine Ruhe. Sie würde mir wahrscheinlich eines Tages zum Verhängnis werden. "Nun, gut! Geh und besorge mir Plebejerkleidung, damit ich mir diese Ware ansehen kann, Chimerion!" Daß Chimerion sein Bestes geben würde, um mich zu schützen, daran zweifelte ich keinen Augenblick mehr.

  • Scheinbar war Sabinus Gesprächspartnerin sehr erfreut über die Gespräche über die Verwandschaft. Von den Gedanken über seine Blicke bekam der Claudier natürlich nichts mit. Stattdessen verstand er die Zustimmung Celerina's für seinen Besuch in ihrer Villa sehr gut. Dramen drohten sich anzubahnen. „Es würde mich sehr freuen die Beiden und die Flavier generell, zu besuchen.“ Des Claudiers Freude war scher übersehbar.


    Er betrachtete den Sklaven bei den Erklärungen des Flaviers sehr genau und lauschte ihren Erklärungen. „Sehr interessant. Wahrlich, so sieht er wirklich noch wilder als, als er es wohl so tun würde. Vielleicht würde er sogar noch schmückender wirken, wenn die Leute ihn führ einen Parther halten würden.“ Nach dem letzten Feldzug, welcher, nun sagen wir nicht so erfolgreich war wie gehofft, sahen wahrscheinlich so einige Römer zu gern einen versklavten Parther. „Diese...“ Sabinius ballte seine Faust, auch wenn er selbst natürlich nicht an dem Feldzug beteiligt war.


    Gleich als die schöne flavia ihrem Sklaven den Befehl gab erhob der Claudier seinen Widerspruch: „Es ist natürlich deine Entscheidung... aber ich weiß nicht ob das klug ist... oder angemessen...“ Nach einer kurzen Pause schlug er dann vor: „Mit allen Sänftenträgern und den beiden Leibwächtern und natürlich mir selbst müssten wir genug Männer haben um dich völlig abzuschirmen, während du dir dieses exotische Ding anschaust.“ Er wollte sie nicht belehren, aber eine Patrizierin in den Lumpen des Volkes... allein mit einem Sklaven...

  • Chimerion zuckte die Schultern, als der Mann sprach. Wenn er denn also garantieren konnte, dass seiner Herrin nichts passierte...
    "Herrin, um passende Kleidung zu erwerben, brauche ich etwas Geld, oder ich könnte sie von einer Wäscheleine stibitzen?" fragte er.


    Für seine Herrin würde er nun auch wirklich fast alles tun.

  • Von einem bevorstehenden Besuch des Claudiers war ich ganz entzückt! Nach meiner Rückkehr würde ich es sogleich Antonia berichten müssen. Sie würde sicher staunen und sich natürlich auch freuen. "Nun, wenn du es möchtest, dann kann ich Antonia von unserer Begegnung berichten. Sie wird sicher erfreut sein, von dir zu hören! Dann steht einem Besuch nichts mehr im Wege! Oder möchtest du sie lieber überraschen? Denn werde ich natürlich nichts verraten!" Es hatte immer seinen Vorteil, wenn man bei den edelsten Familien des Reiches ein und aus ging, wollte man es noch zu etwas bringen.


    Währendessen wir uns unterhielten, bemerkte ich eine gewisse Aversion, die mein Sklave gegen den Claudier hegte. Offenbar mochte er es nicht, wenn wir über ihn sprachen. Ich jedoch hatte keine Probleme damit. Ganz im Gegenteil! Dies stachelte mich sogar noch dazu an, weiter zu machen. "Ja, jetzt müsste er eigentlich nur noch knurren, wie ein gefährliches Tier", scherzte ich. Ein schelmisches Grinsen, welches ich meinem Sklaven zuwarf, konnte ich nicht unterdrücken.
    Die Einwände des Claudiers, in Plebejerkleidung zu schlüpfen, leuchteten mir ein und es war mir persönlich auch wohler, dies nicht zu tun. Was allerdings Chimerion nun zum Besten gab, berührte mich peinlich, in der Gegenwart des Claudiers.
    "Chimerion! Du stibitzt gar nichts! Sollte man dich jemals beim Stehlen erwischen, ich schwöre, du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein!" Imaginäre Gewitterwolken waren über mein Antlitz gezogen. Mein Sklave wußte, dies waren nicht nur leere Floskeln!
    "Nun, in Plebejerkleidung ist mir nicht ganz wohl. Ich nehme deinen Vorschlag an, Sabinus. Mittels unserer beiden Leibwächter, der Sänftenträger und natürlich einschließlich dir, dürfte mir nichts geschehen! Oder gäbe es da ein Problem mit deinem Händler, Chimerion?" Nun ja, vielleicht war dieser ja ein lichtscheuer Geselle, der durch die Anwesenheit zweier Patrizier Reißaus nahm.

  • Da sich Sabinus zu erinnern meinte, dass seine Schwester Überraschungen gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen war, so wollte er ihr lieber keine machen. „Du kannst ihr gern davon berichten. Ich werde euch dann so bald wie möglich besuchen.“ Sagte der Claudier, bereits in Vorfreude und hoffte natürlich auch Celerina wiederzusehen.


    Über die Bemerkung der feinen Dame über ihren Sklaven amüsierte der Claudier sich köstlich und lachte auf, wenn auch gehalten. Ebenso fand er die Drohung seiner Herrin völlig angemessen und schaute den Sklaven ebenfalls strafend an.


    Als Celerina seinen Vorschlag annimmt, atmet der junge Patrizier beruhigt auf. „Das freut mich sehr! Ich bürge für diene Sicherheit.“ Schon winkt der Claudier seine Sänftenträger herbei und tuschelt seinem Nubier etwas ins Ohr. Dann warteten sie auf die Antwort des Sklaven.

  • Chimerion ließ die kleine Standpauke über sich ergehen, er hatte nicht vor etwas ohne Grund zu stehlen. Die Bemerkung mit dem knurrenden Tier ließ er ohne Reaktion, irgendwann würde er es diesen Römern schon zeigen.... Bis dahin musste er sich in Geduld üben.


    Er verneigte sich nur leicht. "Wie du wünschst, Herrin. Ich werde dich und die anderen zu dem Händler führen. Bitte folgt mir."
    Chimerion deutete mit seiner Hand in Richtung der Gasse, aus der er gekommen war.

  • "Nun gut! wir folgen dir!" Auf einen Wink meinerseits, traten auch meine Sänftenträger näher. Ich erklärte ihnen kurz, worum es ging und befahl ihnen, uns zu folgen. Die Neugier wuchs stetig in mir und ich machte mir gar keine großen Gedanken, ob mir etwas Schlimmes widerfahren könnte. In einer von Testosteron nur so strotzenden Begleitung konnte mir doch eigentlich gar nichts passieren. Außerdem glaubte ich nicht, mein Sklave würde mich absichtlich in Gefahr bringen. Ich wußte, er war ein gutmütiger Kerl und auch, wenn ich nun auf seine Kosten Witze machte, würde er es mir nachsehen. Ich war mir bewußt, was ich an ihm hatte und für nichts auf der Welt hätte ich ihn wieder her gegeben! Wenn das, was er gefunden hatte, meinem Geschmack entsprach und ich es sogar erstehen würde, um damit meinem Verwandten ein passendes Hochzeitsgeschenk angedeihen zu lassen, so konnte er am Abend eine Belohnung erwarten. Wie diese Belohnung freilich aussehen würde, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht bekam er die Erlaubnis, sich am Abend in meinem cubiculum aufhalten zu dürfen, wo er mir wieder eine seiner interessanten Geschichten erzählte.... Vielleicht aber auch etwas ganz anderes! :D Das war ganz und gar von meiner Laune abhängig, die derzeit eher der Wetterbeständigkeit des Aprils glich.

  • Wortlos wartete Chimerion, bis die beiden Patrizier wieder in ihre Sänften eingestiegen waren und es sich bequem gemacht hatten. Die Eskorte konnte sich wahrhaft sehen lassen, der andere schien kein armer Mann zu sein.


    Chimerion holte einmal tief Luft und begann dann, sich den Weg in Richtung der Gasse zu bahnen, die er zufällig entdeckt hatte. Nach seiner Erinnerung müsste der Durchgang bald kommen. Eine zeitlang schlängelte er sich durch die Menschenmassen und in seinem Kielwasser folgten die anderen Sklaven mit ihren Sänften.
    Dann blieb Chimerion plötzlich stehen, sah sich nach links und rechts um. Zwei Einmündungen von schmalen Gassen waren zu sehen. War es jetzt die linke oder die rechte gewesen? Ein paar streunende Hunde stritten sich in der linken um den Kadaver irgend eines kleinen Tieres. Im Zweifelsfall immer der Nase nach, dachte Chimerion und schlug den Weg nach rechts ein.


    Nicht lange und sie hatten das Geschäft gefunden. Während die hohen Herrschaften ausstiegen, betrat Chimerion den Laden und wechselte kurz ein paar Worte mit dessen Besitzer.
    Es dauerte nicht lange und der Mann erschien, verbeugte sich mehrere Male und grinste übers ganze Gesicht.
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    "Ah, edle Dame, willkommen in meinem Laden. Ich bin Lysander, der Lysander aus Alexandria. Bitte Herrin, darf ich dir meine Ware zeigen?"
    Mit vielen weiteren Verbeugungen deutete er auf die Türe seines großen Geschäftes.

  • Der Claudier war erstaunt durch was für Gassen der Sklave wie führte und das es hier überhaupt noch Geschäfte gab. Auch noch welche, die angeblich den Kaiserhof belieferten. Der Claudier war skeptisch und traute dem Sklaven nicht so recht über den Weg. Kaum die Sänfte abgesetzt, reihen sich die Träger um die Dame aus edlem Geschlecht. Appius stellte sich rechts neben und etwas vor sie, um die Leute auf Distanz zu halten. Der Verkäufer wirkte auf den Claudier ziemlich Widerlich. Hoffentlich waren seine Produkte ansprechender.

  • Hinter den durchsichtigen Vorhängen meiner Sänfte, sah ich, wie sich die Umgebung außerhalb meines Fortbewegungsmittels veränderte. Chimerion führte uns in eine üble Gegend und langsam begann das Vertrauen in meinen Sklaven zu bröckeln. Hier sollte ein Hoflieferant des Kaisers ansässig sein? Das konnte ich kaum glauben!
    Mir war schon etwas mulmig zumute, als die Sänftenträger zum stehen gekommen waren und ich einen Blick hinter die Vorhänge warf.
    Von meiner Furcht ließ ich mir freilich nichts anmerken und entstieg der Sänfte um neben meinem patrizischen Begleiter stehen zu bleiben. In diesem Augenblick war ich froh gewesen, daß ich seinem Vorschlag gefolgt war. Der Claudier würde sicher alles tun, um etwaige Angreifer in die Flucht zu schlagen. Keine Frage, ich bemerkte, wie einmal mehr meine Phantasie mit mir durchging. Zu meiner Schande mußte ich gestehen, ich hatte einige halbzerfledderte Ausgaben von "Sklave Gaius ist der Beste" gelesen, die ich rein zufällig in der flavischen Bibliothek gefunden hatte. Offenbar waren dies Relikte aus einer Zeit, da der kleine Serenus, Arisitdes Sohn, noch in der Villa geweilt hatte. Natürlich konnte sich derartige Trivialliteratur keineswegs mit den Ergüssen der großen Namen unter unseren Dichtern messen, doch diente sie gelegentlich meiner Zerstreuung.


    Alsbald trat ein Individuum auf den Plan, welches von seinem Äußeren wie auch von seinem Odeur eine Beleidigung meiner Sinne darstellte. Besonders als er den Mund öffnete, spürte ich ein gewisses Unbehagen in meine Magengegend. Meine Ylva reichte mir geistesgegenwärtig ein Tuch, hinter dem ich meine Abscheu verbergen konnte und welches ebenso recht gut, gegen den Mundgeruch des Händlers schützte.
    "Ja, zeig mir deine Ware, aber mach schnell!", wies ich in an. Was tat ich nicht alles, für ein originelles Geschenk zu Aristides Hochzeit!

  • Lysander verneigte sich wieder und blickte nach links und rechts. Die Praetorianer drückten gerne ein Auge zu, wenn man ihnen hin und wieder einen gefüllten Beutel zusteckte, aber wenn die Aufmerksamkeit zu groß wurde, vergaßen sie ihre "Geschenke" recht schnell wieder. Deshalb komplimentierte Lysander die Dame und ihren Begleiter ins Innere des großen Lagers. Nicht sein Aussehen hatte Lysander reich gemacht, sondern der Handel mit den kostbaren Tieren, die sich sogar der Kaiser für die Tierhetzen leistete.
    Hoffentlich gingen diese Leute schnell wieder, dachte er sich, immerhin wartete er noch auf neue Ware, die bereits nach Ostia transportiert worden war. Nur nicht den Neid der Nachbarn auf sich ziehen.....


    "Bitte sehr, Herrin, diese Tiere sind überaus selten und eigentlich nicht für den Verkauf an die Nobilitas bestimmt. Aber euer Sklave hat mich davon überzeugt, dass ihr durchaus Geschmack hättet," nuschelte Lysander. Und natürlich auch gut bezahlt, dachte er bei sich.
    Er zeigte verschiedene Kleintiere, zahlreiche Katzen und zum Schluss deutete er auf einen kleinen hölzernen Käfig. "Darf ich deine Aufmerksamkeit auf dieses wunderschöne Exemplar lenken, Herrin?", schmeichelte er dienstbeflissen und zog die Decke vom Käfig.


    Der kleine Affe darin kreischte überrascht wegen der Störung auf und blickte zwischen den Käfigstäben hindurch.


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  • Der Händler bat, uns ins Innere seines Lagers zu begeben. Das tat ich dann auch und betrat jenes. Sofort ließ ich neugierig meine Blicke schweifen. Oh ihr Götter, welch penetranter Duft mir da entgegenkam! Ich realisierte, daß es sich bei den Waren dieses Händlers um lebende Kreaturen handelte. Allerlei Getier, aus allen Herrn Länder.
    Ich konnte wirklich von Glück sagen, daß ich das Tuch noch bei mir trug. Damit konnte ich mich wenigstens etwas von diesem Gestank schützen.
    Der Händler führte uns schließlich zu einem Teil seines Lagers, indem vorrangig kleine bis mittelgroße Käfige zu finden waren. Seinen Worten entnahm ich, wie selten und deshalb kostbar diese Tiere waren ... und daß ich einen guten Geschmack besäße.
    "So, sagt das mein Sklave!" Mein Blick wanderte von dem Händler bis hin zu meinem Sklaven. ein leicht angedeutetes Kräuseln meiner Lippen wurde erkennbar und ein gewisses Aufblitzen in meinen Augen konnte man beobachten. "Nun, dann wird es so sein!"
    Schließlich besah ich mir die Tiere flüchtig, die um mich herum standen. Verschiedene Arten von diversen Wildkatzen. Nein, einen Löwen hatten sie schon! Doch da 'zauberte' der Händler, wie aus dem nichts, einen kleinen Affen hervor, der alleine schon durch die Gewalt seiner Stimme und seines Aussehens überzeugte.
    "Ach herrje, ist der aber süß!", rief ich, während das Tier noch lautstark protestierte. "Was soll er denn kosten?"

  • Erstaunt beobachtete der junge Claudier das exotische Wesen. Er kannte Affen zwar aus der Lehre der Akademie, nur hatte er noch nie einen gesehen. Das Vieh machte einen riesen Radau, wohl verständlich, da es in diesem Käfig gehalten wurde. Die Leidenschaft sich solche Tiere in Käfigen zu halten verstand Sabinus sowieso nicht. Gut, wenn es notwendig war, natürlich, aber was hatte man davon so ein Tier einzusperren bis es tot war? Das würde schließlich auch niemand mit seinem Sklaven machen.


    Eine gewisse Faszination hatte das Tier allerdings auf jeden Fall. So bestaunte der Claudier es weiter. Es verhielt sich fast wie ein Mensch. Nun, wie ein äußerst dummer und barbarischer Mensch, aber durchaus wie ein Mensch. Ob man diese Affen zu Sklavendiensten abrichten könnte? Gab es da nicht diese Geschichte vom Feldzug des Alexander nach Indien, wo das Heer Affen begegnete, welche für die Inder kämpften? Nun, aber das hatte Celerina sicher nicht mit ihnen vor.


    „Ein wahrlich faszinierendes Wesen...“ bemerkte Sabinus nur kurz. Er wusste, dass es besser war Frauen nicht beim Einkaufen zu stören oder sie gar auf sich aufmerksam zu machen.

  • Chimerion fing den Blick seiner Herrin auf und scheinbar gefiel es ihr, von ihren Sklaven gelobt zu werden.
    Er hielt sich im Hintergrund und verfolgte gespannt das Gespräch. Aufatmend stellte er fest, dass sie scheinbar Gefallen gefunden hatte an seiner Wahl.



    Lysander indes berührte mit seiner Nase fast den Boden, als er seine Ware anpries. "Oh, der Preis, Herrin, der ist außergewöhnlich. Außergewöhnlich günstig. Für dich sagen wir 15000 Sesterzen, ohne Käfig. Bessere Ware findest du nirgends sonst."


    Chimerion schluckte angesichts dieser riesigen Summe. Er selber hatte nie mehr als ein paar As besessen und er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand so viel Geld für ein Geschenk bezahlen konnte.

  • Je länger ich mir dieses Geschöpf betrachtete, umso mehr stieg mein Verlangen dieses Tier zu kaufen. Nein, ich spielte sogar mit dem Gedanken, gleich zwei dieser Tiere zu kaufen. Eines als Hochzeitsgeschenk und eines, welches ich für mich selbst behielt. Ja, ich wollte auch eines dieser ungewöhnlichen Tiere besitzen! Chimerion konnte es dann abrichten, damit es mich unterhalten konnte!
    Auch der Claudier schien recht angetan zu sein, von diesem Wesen.
    Natürlich waren dem Händler meine Blicke nicht entgangen und so begann er auf mich einzureden. Von einem ganzen Redeschwall wurde ich übergossen und als ich den unverschämt hohen Preis für das Tier vernahm, wich die rosige Farbe meines Teints aus meinem Gesicht, was allerdings nicht offensichtlich war, da Ylva mich am Morgen perfekt geschminkt hatte.
    "Ich habe mich wohl gerade verhört, mein Guter! Dieser Preis ist inakzeptabel! Chimerion, wir gehen!" Ohne lange zu fackeln, drehte ich mich um und war bereit zu gehen. Natürlich steckte in diesem Verhalten auch eine gehörige Portion Taktik dahinter.

  • 15.000 Sesterzen! Von diesem Geld hätte sie ein großes Haus, ja gar durchaus eine Villa errichten lassen können. Wahrlich ein besseres Geschenk als dieses Tier! So war der junge Claudier auch von der Reaktion seiner Standesgenossin nicht überrascht und wandte sich mit ihr ab. Er wollte erst etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben um eine eventuelle Taktik der flavia nicht zu zerstören. Er war gespannt wie viel Talent sie in solchen Dingen hatte.

  • Lysander war entsetzt, als die Flavia sich umdrehte und nach ihrem Sklaven rief.
    Schnell stand er wieder neben ihr. Scheinbar war sie nicht dumm, also musste er einlenken und ihr den (fast) wahren Preis sagen
    "Herrin, ich habe mit getäuscht, die Ware die ich meinte, ist ein seltener Löwe.....
    Dieses Tier hier kostet 7000 Sesterzen, für dich würde ich aber nur 6500 verlangen. Sie es dir noch einmal an Herrin, es ist eine Zierde und lebt überaus lange."

    Chimerion wollte ausspucken beim Anblick dieses schleimigen Mannes mit der Ausstrahlung einer Schnecke. Trotzdem war er gespannt, ob seine Herrin wirklich gehen würde. Er selber machte zumindest die Anstalt, ihr zu folgen.

  • Dieser Gauner, dachte ich. Nur wenige Schritte trennten mich noch von der Tür, bis endlich das geschah, womit ich bereits gerechnet hatte. Der Händler hatte sich schleunigst besonnen und schraubte seinen Preis um mehr als die Hälfte zurück. Allerdings war auch dieser Preis eindeutig zu hoch! Nicht daß ich es mir nicht hätte leisten können! Mit einem "Tss" ging ich weiter. Als ich schließlich die Tür erreicht hatte, wandte ich mich noch einmal um. "Nun gut Lysander, deine letzte Chance! Ich zahle dir 4500 Sesterzen für das Äffchen und kein Ass mehr!" Wenn er schlau war, würde er einschlagen, ansonste entging ihm ein immer noch passables Geschäft und ich müsste weiter nach einem Geschenk suchen.

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