Besprechung mit dem Procurator a libellis

  • Es war Balbus' erster Tag als Beamter des Palastes und er hatte schon erfolgreich die ersten Aufgaben für Quarto erledigt und die ersten Gespräche mit seinen Kollegen geführt. Und nun ging es darum, vor den Imperator zu treten.
    Mit dem alten Imperator hatte er einen recht regen Kontakt gehabt und fühlte sich in dessen Anwesenheit sogar wohl, doch seine bisherigen Zusammentreffen mit Valerian deuteten bisher nicht darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit ihm ebenso entspannt und angenehm vonstatten gehen würde.
    Er trat an die Tür heran und ignorierte die Praetorianer, die ihn natürlich kannten, weitestgehend um dann an die Tür zu klopfen und nach einem kurzen Warten diese auch zu öffnen um vorsichtig hindurchzuschlüpfen.


    "Mein Kaiser, Prudentius Balbus, dein neuer Procurator a libellis. Ich hoffe ich komme nicht ungelegen. Ich wollte mich dir kurz vorstellen." sagte er dann, ohne zu zögern und mit fester Stimme.

  • Inzwischen hatte Valerianus die ernüchternde Erfahrung gemacht, dass auch ein Kaiser sich sowohl bei neuen als auch bei alten Mitarbeitern mit denselben Problemen Herumschlagen musste, wie jeder andere Vorgesetzte auch. Also stand er auch dem neuen Procurator neutral gegenüber, zumal jede Art von vorzeitiger Gefühlsregung seiner Gesundheit auch weiterhin eher abträglich gewesen wäre. Das Ende des Sommers hatte sich schon genug bemerkbar gemacht.


    "Willkommen. Die Wache an der Tür verhindert zu meiner Zufriedenheit, dass jemand ungelegen kommt. Du wurdest bereits eingewiesen?"

  • Balbus nickte. "Ja, ich wurde eingewiesen." sagte er bestätigend und verzichtete dabei auf weitere Ausschmückungen, denn er wollte den Kaiser natürlich nicht unnötig langweilen.


    "Ich wollte auch lediglich kurz zu dir kommen, um mich kurz vorzustellen und zu sehen, ob du irgendwelche besonderen Anweisungen für mich hast." sagte er und fügte nich hinzu "Und ich wollte mit dir kurz über den Audienzverkehr sprechen."

  • Dass der neue Procurator schon eingewiesen war, sorgte für leichte Entspannung bei Valerianus. Dass der neue Procurator offenbar kurze Besuche und Gespräche schätzte, bemerkte er ebenso positiv.


    "Der Audienzverkehr ist auf das nötigste beschränkt. Alltägliche Aufgaben kann die Kanzlei selber erledigen und in politischen Angelegenheiten kennen sich mein Bruder und der Praefectus Urbi besser aus als ich. Du kannst Anfragen an sie verweisen."

  • Balbus nickte. Das war im Prinzip genau was er erwartet hatte und obwohl es ihm auf der Seele brannte, dazu etwas zu sagen, behielt er seine Meinung erstmal für sich, zumindest vorerst, denn es würde sich sicherlich die Gelegenheit dazu bieten, irgendwann wenn er den Kaiser besser kannte und wusste wie er mit ihm umgehen musste.


    "Gut. Das war es von meiner Seite eigentlich auch schon. Sofern du keine Anweisungen oder Aufgaben für mich hast, möchte ich dich nicht weiter von deiner Arbeit abhalten." sagte er dann und schaute den Kaiser fragend an.

  • Valerianus war sich sicher, dass das Gespräch eher den Procurator von wichtiger Arbeit abhalten würde als ihn selber. Immer wieder dachte er bewundernd an die Energie zurück, mit der sein Vater sich der Regierungsarbeit gewidmet hatte. Selber hatte er diese Energie nie aufbringen können.


    "Nein, keine weiteren Anweisungen."

  • Da der Procurator ab epistulis vorrübergehend nicht im Palast weilte, hatten die Mitarbeiter seiner Abteilung beschlossen einen Brief aus Alexandria, der einer gewissen Wichtigkeit und Brisanz nicht entbehrte, an den Procurator a libellis weiterzureichen. Und so kam es, dass Balbus eben jenen Brief mit sich führte, als er an jenem Tag zur morgendlichen Besprechung zum Officium des Kaisers kam.


    Er grüsste die Praetorianer, immerhin alte Kameraden, kurz freundlich und trat dann an die Tür heran um diese, nach einem kurzen Klopfen und einem kurzen Augenblick des Wartens, zu öffnen und zu passieren.


    "Guten Morgen, mein Kaiser." grüsste er den Imperator.
    "Heute morgen gibt es von meiner Seite nur sehr wenig zu besprechen, allerdings wurde mir von den Mitarbeitern des derzeit abwesenden Procurator ab epistulis ein Brief übergeben, von dem ich denke, dass er deiner zeitnahe Aufmerksamkeit bedarf." sagte er dann und gab dem Kaiser einen Moment Zeit, damit dieser auch wirklich aufnahmebereit war, wenn Balbus ihn über den Inhalt des Briefes informierte.

  • Balbus nickte und holte den Brief hervor.


    "Der Brief kommt aus Alexandria, vom Praefectus Aegypti Germanicus Corvus. Offensichtlich tauchte vor einiger Zeit ein Reisender in Alexandria auf, der an Mitarbeiter des Praefecten herantrat und vorgab wichtige Informationen aus der parthischen Hauptstadt zu haben." begann er den Brief zusammenzufassen.


    "Den Informationen zufolge, rühmt sich der parthische König damit, die rechte Hand des römischen Imperators in den Kerkern seines Palastes zu beherbergen. Es soll sich dabei um den verschollenen Decimus Livianus handeln." An und für sich war das, so fand Balbus jedenfalls, eine gute Nachricht, denn das bedeutete, dass Livianus vermutlich noch am Leben war.


    "Der Fremde bot Germanicus Corvus desweiteren sein Wissen über die parthische Hauptstadt, sowie seine Hilfe bei einer möglichen Befreiung an. Germanicus Corvus bittet nun um Anweisungen, wie er weiter verfahren soll." schloss er dann und wartete die Reaktion des Kaisers ab.

  • Wie häufig in solchen Fällen, folgte Valerianus dem Vortrag mit geschlossenen Augen und öffnete sie auch nicht sofort, als der Procurator geendet hatte. Ihm war klar, dass er hier Anweisungen geben musste und ihm war ebenso klar, dass er nicht willkürlich entscheiden konnte. Zum Glück waren bei den morgentlichen Besprechungen immer auch weitere Beamte anwesend, von denen diesmal einer den passenden Hinweis zur Hand hatte und an Decimus Meridius und Decimus Mattiacus erinnerte, die sich das schriftliche Einverständnis für eigene Nachforschungen geholt hatten.


    "Richtig. Die Nachricht des Praefectus Aegypti ist an diese Delegation weiterzuleiten. Egal wo sie sich gerade aufhalten. Und den Praefectus kannst du informieren, dass eine Delegation in meinem Namen bereits unterwegs ist und mit ihm Kontakt aufnehmen wird, wenn sie seine Informationen nutzen wollen."

  • Balbus nickte und machte sich eine entsprechende Notiz.
    "Gut, ich werde entsprechendes veranlassen." sagte er.


    Von seiner Seite gab es dann nur noch wenige Dinge, über die er den Kaiser informieren wollte und da es eigentlich nur unwichtige Sachen waren, war das auch schnell erledigt und Balbus würde den Kaiser wieder seinen Angelegenheiten überlassen, sofern es von dessen Seite keine Anweisungen oder Fragen gab.

  • Es kam selten vor, dass Valerianus schon bereit für den Morgenempfang seiner wichtigsten Beamten war, bevor diese bereit waren. Genaugenommen war es noch nie vorgekommen, seit er in Rom war. Den Grund für dieses bislang einmalige Ereignis kannte er nicht, aber falls es ein gutes Zeichen war, hätte er wohl jede Besprechung nun so abhalten wollen.


    "Können wir mit dem Procurator a libellis beginnen?"

  • Balbus Überraschung war zwar gross, als ihm so plötzlich mitgeteilt wurde, dass der Kaiser heute früher mit der Besprechung beginnen wollte, aber er verbuchte das als positives Zeichen und war natürlich sofort zur Stelle um des Kaisers Wunsch zu erfüllen.


    "Guten Morgen, mein Kaiser." waren die mittlerweile so ungezählte Male gesprochenen allmorgendlichen Begrüssungsworte zu Beginn der Besprechung.


    Balbus hielt eine kleine Tabula mit Notizen in der Hand, auf die er einen flüchtigen Blick warf.


    "Aus meiner Abteilung gibt es heute morgen nicht viel zu vermelden. Lediglich ein paar Briefe." Dieses Übel konnte Balbus leider nicht immer von Valerianus abwenden, auch wenn er sich zumeist bemühte alle Briefe seines Kompetenzbereichs selbstständig zu bearbeitet. Aber manchmal gab es auch recht private Schreiben, die schlicht und ergreifend der Aufmerksamkeit des Kaisers bedurften.
    Er waretete kurz ab, ob der Kaiser mit etwas anderem beginnen wollte, oder ob er die Briefe hervorholen sollte.

  • Einen Augenblick stockte Valerianus, als der Procurator die Briefe erwähnte. Dann war ihm klar, dass diese natürlich nicht verschwinden würden, nur dadurch dass er die Besprechung etwas früher begann.


    "Zu den Briefen kommen wir gleich. Erstmal Termine. Das Collegium Pontificium braucht einen weiteren Sitzungstermin. Geht das übermorgen? Dann keine sonstigen Termine für diesen Tag."


    Nachdem das geklärt war, konnten die Briefe besprochen werden, bevor Valerianus zu weiteren Punkten kommen wollte.

  • Balbus nickte. "Ich werde das Collegium darüber informieren." sagte er nur knapp, denn er war sich sicher, dass eine entsprechend formulierte Information an das Collegium dafür sorgen würde, dass alle verfügbaren Mitglieder zu jenem Zeitpunkt zusammenkommen würden.


    Da sie gerade über Termine sprachen, beschloss Balbus kurzerhand einen kleinen Vorstoss zu wagen.
    "Mein Kaiser, da du die Terminplanung für die nächsten Tage bereits angesprochen hast, würde ich gern etwas damit verbundenes ansprechen, sofern du erlaubst."

  • "In den letzten Tagen habe ich auf dem Weg von meinem Haus hierher zum Palast auf den Strassen immer wieder gehört, wie sich Bürger negativ darüber äusserten, dass das Volk dich, mein Kaiser, so gut wie nie zu sehen bekommt. Ich konnte sogar einige Gerüchte hören, die davon handeln, dass du angeblich bereits seit längerem nicht mehr unter den Lebenden weilst und das irgendwelche obskuren Gestalten die Macht übernommen hätten." sagte er.
    "Ich weiss natürlich, dass es um deine Gesundheit nicht zum allerbesten steht, aber vielleicht wäre es an der Zeit, ein paar vermehrte öffentliche Auftritte in Betracht zu ziehen."

  • Valerianus hatte auf konkretere Punkte gehofft als auf Gerüchte und Vorschläge.


    "Gibt es Vorbereitungen für einen der nächsten Festtage? Ansonsten können wir die nächste Ernennenung von Offizieren öffentlich abhalten, wenn es den Zuschauern denn Freude macht."


    Auf diese wollte er ohnehin als nächstes zu sprechen kommen.

  • Zumindest zeigte die Antwort des Kaisers, dass er zumindest schon mal nicht ganz abgeneigt war sich dem Volk zu zeigen.


    "Ich werde bei der Verwaltung des Cultus Deorum anfragen, an welchem der nächsten Feiertage größere Festakte geplant sind." sagte er.


    "Aber ich würde vorschlagen die nächsten Offiziere trotz allem öffentlich zu ernennen."

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