Audienz für Lucius Annaeus Florus

  • Der Praetorianer führte Florus zielsicher durch den Palast und bestimmt würde dieser den Raum wiederekennen, in dem er schon einmal mit dem Kaiser gesprochen hatte, nungut, nicht mit diesem Kaiser. "Bitte habe einen Moment Geduld", bat er und ließ den Besucher dann allein. Bestimmt würde er nicht allzu lange zu warten haben.










  • Ich bedankte mich beim Prätorianer und schaute mich im bekannten Raum um. Nicht wirklich viel hatte sich geändert. Eine Statue mehr stand da und eine Büste mehr, beide zeigten den verstorbenen Kaiser. Ein Anflug von Wehmut überkam mich.


    Viel hatte ich dem alten Kaiser zu verdanken und den jungen kannte ich noch nicht so gut, dass ich wusste, woran ich war.

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  • Im Raum neben der Aula Regia traf Valerianus ein. Da Salinator noch nicht anwesend war, ließ er die Tür noch nicht öffnen, sondern nahm erst noch auf einem Stuhl Platz. Ein Beamter trug ihm die nötigen Informationen vor, die für die Audienz von Belang sein würden.

  • Der große Audienzsaal war beeindruckend, wenn man sich von weiten Räumen beeindrucken ließ. Potitus hatte während seiner Feldzüge weite Ebenen gesehen, Wüsten und Prärien. Mehrmals hatte er die Alpen überquert, mehrmals das Meer. Weite Räume beeindruckten ihn nicht im Mindesten, auch nicht, wenn sie von Menschenhand erbaut worden waren. Kleingeister mochte das schrecken, ihn jedoch nicht. Ebenso wenig wie die Reihe der Kaiser. Er kannte den Kaiser, den jetzigen, und Valerianus war auch nur ein Mensch.


    "Salve, Praefectus Annaeus." Er hatte sich über den Annaer informiert, wie der Imperator es von ihm erwartete. Als Bürger geboren, durch die Wirren des Lebens seines Standes beraubt, hatte er sich sein römisches Recht zurück erkämpft. Es war eine Geschichte ganz nach Potitus Geschmack. Gallier, Numider, Kelten, Parther - die ließen sich einfangen und in die Sklaverei führen. Sie waren wie Tiere, die nie wieder aufstanden, wenn sie einmal zu Boden geprügelt worden waren, sei es durch die Hand eines anderen oder das Schicksal. Aber Römer ließen sich nicht erniedrigen. Römer kämpften für ihre Rechte. Wenn ein Römer zu Boden geprügelt wurde, stand er nicht nur wieder auf, er schlug auch zurück.

  • Wider erwarten, oder vielleicht doch nicht (?) wurde ich beim Eintreffen des Kaisers nicht von ihm selbst, sondern vom Praefectus Urbi begrüsst.


    Sim-Off:

    Ich muss davon ausgehen, da er mich anspricht, sorry.


    Dieser Mann, Vescularius Salinator, war an der Seite des Kaisers aufgetaucht und, wenn die Gerüchte stimmten, dort nicht mehr wegzudenken. Doch bisher hatten erst wenige Männer auch wirklich aus eigener Hand darüber erzählt, wie dieser Mann einzuschätzen sei.


    Nun, ob ich einem oder zwei fremden Männern mit Macht gegenüber treten sollte, war auch ein kleiner Unterschied und wenn die Gerüchte stimmten, dann hatte auch hier nur einer die Macht. Welcher, das würde sich ganz sicher noch herausstellen.


    Da ich mit Titel angesprochen wurde, erwiederte ich den Gruss ebenso. Doch zuerst grüsste ich den Kaiser, wie es sich gehörte, auf einem Knie und mit leicht gesenktem Haupt. Niemand sollte mir vorwerfen, ich würde den Sohn nicht ehren wie den Vater! Bei anderen Menschen könnte diese Haltung leicht auch absolut unterwürfig aussehen, doch gekleidet in die Toga meines Standes war es unmöglich anders aufzutreten als würdevoll, sonst wäre gleich alles verrutscht. So stand ich also fast, mit gebeugtem Knie und geradem Rücken und blickte auf die Knie der Männer vor mir.


    Ave, Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Die Anrede mit gesamtem Titel und vollem Namen sollte dabei meine Treue zum Ausdruck bringen.


    Salve Praefectus Vescularius. Hier wiederum antwortete ich exakt auf die vom Praefectus Urbi gewählte Anrede.

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  • Fast dankbar ließ Valerianus es geschehen, dass Salinator gleich nach seinem Eintreffen die Führung übernahm und den Gast begrüßte. Valerianus betrat die Halle weniger forsch. Er mochte sie nicht sonderlich und Gespräche hier mochte er noch weniger als jene in seinem Büro. Aber den Pflichten eines Kaisers konnte er sich eben nicht völlig entziehen, auch was das repräsentative Auftreten anging nicht.


    "Salve, Praefectus der Classis Misenensis."


    Mit einer Geste deutete er an, dass der angesprochene sich erheben könne.


    "Wir sprechen nun also über deine Zukunft und jene der Flotte."


    Eine Feststellung, wie sie banaler nicht sein konnte. Aber der Gast würde ohnehin am besten wissen, was er vortragen wollte, dachte sich Valerianus. Wenn es Bitten gab, konnte er sie vielleicht erfüllen. Für alles andere hatte er Salinator an seiner Seite.

  • Auf die Geste erhob ich mich und stellte mich würdevoll und gerade hin, so dass die Toga hoffentlich möglichst lange ihre sorgfältig gelegten Falten behielt.


    Mein Kaiser, die römische Flotte ist seit dem göttlichen Augustus schon das Rückgrat der Armee in Italia. Nicht erst seit meiner Dissertation an der Schola Atheniensis zu diesem Thema liegt sie mir daher sehr am Herzen. Seit ich in Germania die Flotte übernahm, war ich den Soldaten und der Arbeit dieses Zweiges immer sehr zugetan.


    Doch ich werde nicht jünger mein Kaiser. Schon dein Vater hat mir versprochen, mich zu gegebener Zeit in den Senat zu berufen und mir so den Rückzug aus dem aktiven Dienst in der Armee zu ermöglichen.


    Es ist nun das erste Mal in meinem Leben, dass ich mein Schicksal, meine nächste Station, nicht in die Hände deines Vaters lege.


    Bewusst formulierte ich diesen Satz so und liess ihn einen Moment so stehen. Vielleicht konnte dies darüber hinweg täuschen, dass ich nun selbst bestimmen möchte, wohin ich ging.


    Ich wünsche mir, die Flotte in andere, fähige Hände legen zu können. Vieles habe ich bewegen können.


    Ich habe den gesamten Aufbau der Flotte klar strukturiert und in verschiedene Zweige eingeteilt, damit jeder Soldat diejenige Ausbildung erhalten kann, welche für seine Aufgabe notwendig ist.


    Ich habe den Manschaftsbestand, welcher ständig zurückging, wieder stabilisieren können und ich habe fähige Männer gefunden, welche den Soldaten gegenüber die herrschende Linie weiterführen könnten.


    Was ich nicht präsentieren kann, mein Kaiser, ist ein Vorschlag meinerseits für einen Nachfolger. Dennoch möchte ich darum bitten, mich nach all den Jahren im militärischen Dienst für das Imperium nun in den zivilen Dienst zu versetzen und das Versprechen deines Vaters einzulösen. Nichts liegt mir ferner, als den Dienst am Imperium zu quittieren, doch fürchte ich, dass ich nicht mehr die Kraft meiner jungen Tage habe, um diesen auf der militärischen Seite zu erfüllen.


    Während dieser ganzen Ausführungen hatte ich stets den Kaiser angesehen. Er war es schliesslich, welcher den Titel trug, auch wenn vielleicht der praefectus urbi die Entscheidungen fällen sollte.

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  • Valerianus bemühte sich, den Worten des Praefecten aufmerksam zu folgen. Sie waren lang, aber durchaus ein Statusbericht zur Lage der Flotte, wie er sie schätzte. Da sie im Audienzsaal unter Offizieren waren, wandte er sich nur mit einer knappen Antwort zunächst an Annaeus Florus.


    "Danke. Du leistest offenbar gute Arbeit."


    Dann ging sein Blick zu Salinator.


    "Haben wir einen Nachfolger?"

  • Der Annaer redete nicht um den heißen Brei herum, das schätzte auch der Praefectus Urbi. Dennoch hätte er am Ende des Monologs beinahe laut aufgelacht. Daß der Annaeus keinen Nachfolger aus seiner Flotte nennen konnte, sprach nicht gerade für ihn, und die Forderung gegenüber Valerian, ein Versprechen seines Vaters einzulösen, war eine Dreistigkeit für sich. Die Vorstellung, der ehemalige Peregrinus würde bald im Senat sitzen, war dagegen eine Köstlichkeit. Potitus konnte sich bildlich die entsetzten und empörten Gesichter der alten Geschlechter vorstellen, die sich als Sittenwächter Roms betrachteten. An dem Tag, an dem Senator Annaeus Florus den Senat betreten würde, das war gewiss, würde auch Salinator zur Senatssitzung erscheinen, allein um sich an den Gesichtern der verstockten Langweiler zu ergötzen.


    Die Frage des Imperators beantwortete der Praefectus Urbi mit einem Nicken. "Octavius Sura, Praefectus Alae der Ala II Numidia in Confluentes."


    Eine Begründung für diese Entscheidung würde Valerianus nicht brauchen. Daß Potitus den Mann vorschlug, war Begründung genug. Salinator selbst hatte seine Gründe, die einerseits damit zusammen hingen, daß Sura nicht in Parthien gewesen war. Zudem war der Mann in Germania verschwendet. Confluentes, das war eine lächerliche Ansammlung von Menschen, die sich um ein Kastell herum angesiedelt hatten. Nicht einmal die Germanen interessierten sich dafür, denn seit den letzten Schlachten war es ruhig in der Gegend geworden. Zeit, gute Männer abzuziehen und unliebsame Männer dorthin zu senden.

  • Valerianus hatte sich voll und ganz darauf verlassen, dass Salinator eine Antwort hatte und wurde nicht enttäuscht. Er hatte zudem keinen Grund, die Empfehlung in Frage zu stellen, also wandte er sich gleich wieder an Annaeus Florus.


    "Kennst du ihn schon? Du bleibst in Misenum, bis er dort eintrifft und das Kommando übernimmt."


    Dass auch für Octavius Sura erst ein Nachfolger benötigt wurde, war ihm klar, aber er ging davon aus, dass sich auch darum jemand kümmern würde.

  • Und es kam, wie es die Gerüchte in Rom erzählten. Der Praefectus Urbi hatte einen Vorschlag und dieser wurde vom Kaiser ohne Frage akzeptiert. Die Tatsache, dass ich in Misenum bleiben sollte, störte mich nicht. Auch nicht, dass weder der Kaiser, noch der Praefectus Urbi auf meinen Wunsch eingingen.


    Entweder es beliebte diesen beiden, meinen Wunsch zu ignorieren, oder ich würde das Gegenteil hören. Wie auch immer, es war nicht meine Art, mich gegen das Imperium, und damit gegen den Willen des Machthabers zu stellen.


    Ich kenne den Mann nach seinem Namen und seinem Werdegang, soweit mir dieser zugänglich war. Persönlich habe ich ihn nicht in Erinnerung.


    Damit war auch schon gesagt, dass ich mich nach möglichen Nachfolgern natürlich auch informiert hatte.


    Ich danke dir, mein Kaiser! Ich werde selbstverständlich in Misenum bleiben.


    Und als nachgeschobener Satz:


    Ich hätte da noch eine anstehende Beförderung, welche dein Einverständnis bräuchte.

  • Auch diese Antwort reichte Valerianus, ohne sie weiter zu hinterfragen. Er kannte den empfohlenen Mann selber nicht, also konnte er es dem Flottenpräfekten auch nicht übel nehmen, dass dieser ihn nicht kannte. Nachdenklich wäre er bestenfalls geworden, wenn dieser ihm ausdrücklich abgeraten hätte.


    "Dann erwarte ich Nachricht darüber, wenn es soweit ist und du nach Rom berufen werden kannst. Um was für eine Beförderung geht es noch?"


    Sowohl um die Beförderung als auch um die Entgegennahme der Nachricht würde er sich kaum persönlich kümmern. Dafür hatte er schließlich seine Kanzlei. Aber in einer Audienz konnte er die Nachfrage schlecht abweisen. Später würde er Salinator noch fragen müssen, ob er auch einen Nachfolger für Octavius Sura hatte, aber das hatte noch Zeit, bis sie zurück im Büro waren.

  • So wird es geschehen, mein Kaiser. antwortete ich erst einmal auf den Hinweis meines Oberbefehlshabers.


    Titus Decimus Verus, ein verdienter Mann den ich auch sehr gerne im Ritterstand sehen würde, aus der Gens des Decimus Meridius. Ich möchte ihn vom Optio zum Centurio Classicus befördern und dir seinen Namen weiter warm empfehlen. Nur ganz kurz hielt ich inne. Dann sprach ich beinahe aus, was der Kaiser selbst sicher auch wusste und behielt es dann doch für mich. Schon zuviel hatte ich sehr wahrscheinlich erbeten.

  • Die Beförderung eines Optio zum Centurio war nichts, was bei Valerianus größeres Interesse wecken konnte und er war froh, dass die Audienz damit bereits ihrem Ende entgegen gehen konnte.


    "Befördere ihn, wie du es für richtig hältst. Um die Ernennung zum Ritter kümmert sich meine Kanzlei."


    Ein Notarius im Hintergrund notierte den Wunsch mit. Ob die Kanzlei die Ernennung gleich durchführte oder ob der Procurator a memoria sie beim nächsten Treffen des Consilium Principes zur Debatte vorlegen würde, war Valerianus in diesem Fall auch einerlei, da der Mann noch nicht für einen weiteren speziellen Posten empfohlen wurde.

  • Ich danke dir von Herzen, mein Kaiser. Mögen die Götter dir ein langes und gesundes Leben schenken.


    Ich hatte damit alle meine Wünsche vorgebracht und war, obwohl ich das Resultat noch nicht definitiv kannte, zufrieden. Mein weiteres Leben hing einmal mehr vom Kaiser und seinem Vertrauten ab. Das war ich so gewohnt und bis jetzt war ich noch nie enttäuscht worden.


    Ohne Anspannung wartete ich darauf, ob der praefectus urbi vielleicht noch etwas zu sagen hatte, oder ob die Audienz hiermit beendet war. Langsam fühlte ich mich wohl in der Umgebung der mächtigsten Männer dieser Welt, denn auch ich gehörte eigentlich langsam aber sicher zu ihnen.

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  • Valerianus hatte zu diesem Thema dann auch nicht weiter zu sagen. Mit fragendem Blick wandte er sich an Salinator, ob dieser noch etwas hinzu zu fügen hatte. Falls nicht, würden sie die Audienzhalle schon bald verlassen können. Er fühlte sich in diesem Raum einfach noch unwohler als in den anderen Räumen.

  • Potitus hatte nichts zu sagen. Nichts, was der Praefectus Classis hören musste oder sollte. Den Blick des Imperators nahm er deswegen zum Anlaß, die Audienz zu beenden.


    "Das wäre alles. Vale, Praefectus Annaeus!"


    Er wartete bis Florus die Halle verlassen hatte, um Valerian zu folgen.

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