Der Weg von der Castra Praetoria hinunter zum Frachthafen, dort, wo der Tiber am Südrand Roms aus der Stadt herausfloss, war Tychicus wie eine Ewigkeit vorgekommen.
Der Himmel über der Ewigen Stadt war Wolkenverhangen, kalte Windböen fegten durch die Straßen und Gassen, begleitet von Regenschauern, die nur Abwechslung brachten, weil sie andauernd in ihre Stärke variierten. Und er hatte die Stadt einmal in ihrem ganzen Durchmesser durchschreiten müssen, um endlich an sein Ziel zu gelangen. Tychicus hatte seine Toga eng um den Körper geschlungen und seinen Kopf, in der Hoffnung, sich gegen den Regen schützen zu können, damit bedeckt, aber schon bald war alles an ihm durchnässt gewesen.
Es war ein seltsames Gefühl, einmal nicht in voller Rüstung durch die Straßen Roms zu marschieren, sondern gekleidet wie ein einfacher, junger Bürger. Seinen einzigen Schutz bot ihm jetzt der lange Dolch, den er, unter der Toga verborgen, am Gürtel trug.
Schließlich erreichte Tychicus jenen Rand der Stadt, wo sich die mächtigen Lagerhäuser des Emporiums erhoben, jeden Tag Umschlagort für unzählige Waren, die die Metropole von Ostia aus über den Fluss erreichten oder sie in diese Richtung verließen.
An diesem Tag war es relativ ruhig hier, wie überall in der Stadt, denn wer nicht unbedingt nach draußen in den Regen musste, blieb heute lieber am warmen, heimischen Herdfeuer sitzen.
Beinahe befürchtete Tychicus, dass der Mann namens Scopas, den er suchte, heute gar nicht am Frachthafen war, so leer schien es.
Ein paar kleinere Schiffe dümpelten am Kai, in den regengepeitschten, grauen Fluten des Tiber, und einige Gestalten huschten mit gegen den Wind eingezogenen Köpfen hin und her, um Waren zu verladen oder, welcher Arbeit auch immer, nachzugehen.
Im Windschatten eines der Lagerhäuser, wo ihn Regen und Sturm nicht so leicht erreichten, lehnte der Rediviver sich an die Wand des Gebäudes und hielt nach einer Person ausschau, die Scopas sein könnte oder ihm vielleicht sagen konnte, wo dieser heute anzutreffen war.
Nachdem er sich einen Überblick über den spärlichen Betrieb am Hafen gemacht hatte und niemanden entdeckt hatte, der, wie der Decimer gesagt hatte "ein feister Kerl und im Tagelöhnergeschäft tätig" war, sprach Tychicus einfach den erstbesten Mann an, der ihm einfiel.
Es war ein älterer Flussschiffer, genau wie der junge Miles schlotternd in seine Gewänder gehüllt, der irgendwelche Arbeiten an seinem Schiff überwachte.
"Salve!", sprach Tychicus ihn an, "Ich suche einen Mann namens Scopas, der hier am Hafen Arbeitskräfte vermitteln soll... ihr wisst nicht zufällig, wo ich ihn heute finden kann?"