• Wir ritten über die Felder und Wiesen in die Richtung die Theodard uns gezeigt hatte. Wir kamen gut voran, besser als wir es erwartet hatten und so konnten wir schon bald den Hof von Adarich in der Ferne sehen.


    Einer der Vorrausreitenden gab uns ein Zeichen und wir ritten langsam heran und beobachteten die Umgebung ganz genau. Schließlich wussten wir nicht ob weitere Männer in der Nähe waren. Ob Adarich allein und unbewaffnet war oder ob er bereits tot und ein paar Barbaren an seinem Tisch saßen und dunkle Pläne schmiedeten.


    Langsam kamen wir immer näher. Es war keine Menschenseele zu sehen, auch Geräusche drangen kaum an unser Ohr. Nur das Rauschen der Felder und Bäume und das Zwitschern von Vögeln.

  • Einar ritt neben Viridovix unweit vom Duplicarius. Als der Hof in Sichtweite kam, verlangsamten sie ihr Tempo und Einar schloß zu Cupidus auf, um sich an ihn zu wenden.
    "Duplicarius, womöglich sollten wir absteigen und die Pferde hier lassen, um nicht aufzufallen."
    Die Hufe ihrer treuen Reittiere machten immerhin einen nicht zu unterschätzenden Lärm, der sie sicherlich nicht unbemerkt bleiben ließ.


    Sim-Off:

    [size=7]Entschuldige Viridovix, aber diesen Rechtschreibfehler kann ich einfach nicht ignorieren: Es heißt "wir ritten" und nicht "wir reiteten". *g*

    [/size]

  • Während des ganzen Rittes hatte Cupidus überlegt, was sie wohl auf diesem besagten Hof antreffen würden. Etwas gärte wieder in dieser Provinz, er hatte das Gefühl, dass auch Stämme aus Germania Magna beim Waffenschmuggel ihre Hände mit im Spiel hatten. Diese Bande, die sie erwischt hatten, war wohl nur das, was aus einer übervollen Amphore schwappt, wenn sie geschüttelt wurde.
    Die echten Drahtzieher saßen mit Sicherheit woanders.


    Schließlich fanden sie den Weg zum Gehört vor Ardarich und folgten dem Pfad langsam. Schon eine kurze Weile später meldete die Vorhut, dass sie den Hof gefunden hätten, alles sei ruhig, außer einigen Rindern und Schweinen in ihren Einfriedungen war kein Lebewesen zu sehen. Cupidus ließ halten.
    Bei Einars Vorschlag nickte er. "Du und Viridovix, ihr kommt mit mir, wir nehmen noch 6 Mann mit. Wir gehen zu Fuß, der Rest wartet hier auf den Pferden und greift ein, wenn jemand fliehen sollte."
    Cupidus bestimmte rasch fünf Männer und nahm noch den Tubicen mit, um bei Gefahr schnell Hilfe rufen zu können.


    Dann zog er seine Spatha und winkte den anderen, ihm zu folgen.


    Langsam näherten sie sich dem Hof, nach allen Richtungen Ausschau haltend. Ein großes Stück Wiese trennte sie von der Eingang des großen Hauses. Als sie noch einige Schritte von der Hausecke entfernt waren, hörte man ein Rascheln, eine Tür öffnete sich und drei Männer in verdreckten Kitteln rannten hinaus, quer über die Wiese und dem Wald entgegen. Cupidus stieß den Tubicen an, der daraufhin sofort sein Instrument an die Lippen setzte.


    TUTUUUUUUUTUTUUUUUUUUUUUUU!!!
    Sofort löste sich die Nachhut vom Waldrand und ritten wie die wilde Jagd über die Wiese, an ihren Kameraden vorbei und hinter den Fliehenden her. Der erste der Verdächtigen hatte den Waldrand schon erreicht und verschwand zwischen den Bäumen, seine Gefährten hinterher, verfolgt von den Reitern.
    Cupidus schaute um das Eck des Hauses.
    "Einar, Viridovix, ihr geht vor, dann ich und Haluf, der Rest hinterher. Das Haus sichern und nach weiteren Menschen suchen."

  • Auf Befehl Cupidus gingen Einar und ich zuerst ins Haus hinein. Am Eingang warteten wir ein wenig und lauschten verdächtigen Geräuschen, hörten aber nichts.
    Als wir uns zunickten und beide nacheinander eintraten, umgab uns leichte Dunkelheit. Unsere Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen und so standen wir erst einmal herum und warteten.
    Nach kurzer Zeit waren wir an die Dunkelheit gewöhnt und langsam schlichen wir weiter ins Haus. Die Stille war verdächtig, aber keine Menschenseele war zu sehen.


    Wir hörten Schritte von draußen, scheinbar kamen die anderen nun hinter uns her. Einar und ich gingen weiter in die Dunkelheit.

  • So tapsten Viridovix und Einar langsam durch die düsteren Räume. Das Bauernhaus war kein typisch germanisches Langhaus, eine Trennung zwischen Vieh und Wohnraum bestand zwar nicht, doch war dem Wohnteil des Hauses noch ein weiteres Gebäude angeschlossen. Die Equites hatten das Langhaus im Wohnraum betreten, die Ställe gesichert und standen nun vor der schweren Holztür, die zum anderen Gebäudetrakt führte.
    Ein kurzer Blickwechsel mit Viridovix, ein Blick nach hinten um sich der Anwesenheit des Duplicarius und Harlufs zu vergewissern, dann öffnete Einar langsam die knarrende Türe.
    Zunächst einmal sah man ebenfalls nur Düsterkeit. Einar schlich langsam ins Dunkel hinein, die Sparta gezückt und bereit sich gegen jedweden Angriff zu verteidigen. Doch nichts geschah. Sie erkundeten die düsteren Räume, öffneten Fensterläden, um Sonnenschein hineinzulassen und durchsuchten die Kammern. Die meisten Buden waren wohl als Wohnräume genutzt worden, doch ein größerer quadratischer Saal war vermutlich als Versammlungs- und Essensraum genutzt worden. Hier standen einige Tische und Bänke, die offenbar gerade erst benutzt worden waren, vermutlich von den Flüchtenden, die die Kameraden hoffentlich bereits gefasst hatten.
    In einer Ecke jedoch fand man bald eine Falltür.
    Einar war als erster zur Stelle und öffnete die Tür, nur um in absolute Finsternis hinunterzustarren.
    "Eine Öllampe! Wir brauchen Licht!"
    Harluf entzündete eine Lampe, die man bald im Haus gefunden hatte und reichte sie Einar, der daraufhin eine knarrende Leiter hinabstieg.
    Unten angekommen setzte er seine Caligae auf reisigbedeckten Lehmboden. Was er dort sah war unglaublich.
    "Duplicarius! Schau dir das an, hier unten ist ein ganzes Waffenlager!"
    Er hörte, wie Cupidus hektisch die Leiter herabzuklettern begann und ging weiter durch den langen Raum, der über und über mit Kisten und Waffenständern vollgestellt war.
    Am Ende der Halle, die sich offenbar direkt unter dem Langhaus erstreckte, entdeckte er eine kleine Türe, in die eine vergitterte Öffnung eingelassen war. Einar lugte hindurch und erschrak. Auf der anderen Seite der Tür konnte er eine zusammengekrümmte Gestalt erkennen. Ihm stieg ein bestialischer Gestank in die Nase. Ein leises Wehklagen drang an sein Ohr und mit schreckgeweiteten Augen drehte Einar sich zum Duplicarius um.
    "Cupidus! Hier...hier unten ist jemand drin!" keuchte er erschrocken.

  • Das Bauernhaus war recht düster, die Fenster leißen gerade genug Licht ein, um den Raum zu erhellen, waren aber klein genug, damit nicht zu viel Wärme nach draußen drang. Einar und Viridovix sicherten die Stallungen und Cupidus sah sich im Wohnbereich um.
    Die Habseligkeiten der Männer, die hier zuvor gehaust hatten, langen teils verstreut teils auf Tischen herum, alles machte den Eindruck einer überhasteten Flucht. Die Falltüre, auf die Einar und Viridovix dann aber stießen, wirkte sehr verdächtig.
    Gespannt stand Cupidus an der Öffnung und spähte nach unten, während Einar langsam nach unten stieg. Die Lampe erhellte ein wenig das Dunkel.


    Bei Einars Ausruf war Cupidus schon fast die Leiter herunter, endlich hatten sie etwas gefunden. Harluf kam als letzter und hatte noch eine weitere Lampe, die er gefunden hatte, entzündet. Jetzt trat er neben seinen Duplicarius und beleuchtete den Raum.
    "Bei den Göttern..."entfuhr es Cupidus. Er nahm Harluf die Lampe ab und trat zu einer der Kisten. Sie ließ sich leicht öffnen und Cupidus war erstaunt, als er Getreide darin fand. Etliche andere Fässer und Amphoren, die er noch betrachtete, enthielten Vorräte wie Trockenfleisch und hartes Soldatenbrot. Mit seiner Spatha stocherte Cupidus in einer Kiste herum und ein dumpfes dröhnen drang an sein Ohr, als die Spitze auf Holz stieß. Das konnte nicht der Boden sein... Mit einem Ruck riss er die Kiste um, der Inhalt verteilte sich zu seinen Füßen. Was er entdeckte verschlug ihm den Atem: Ein doppelter Boden kam zum Vorschein, bestehend aus mehreren schlecht gefugten Brettern. Mit seinem Dolch hebelte er ein Brett heraus und starrte auf zwei kurze germanische Schwerter.
    Der Ruf von Einar ließ ihn herumfahren.
    Schnell lief er zu der Tür und spähte ebenfalls durch die kleine Öffnung. Der Gestank drohte ihn zu überwältigen.
    "Schnell, öffnet die Türe, vielleicht lebt er noch. Auch wenn er nicht so riecht."

  • Auch wenn Cupidus' Kommentar Einar in einer etwas anderen Situation sicherlich belustigt hätte, in diesem Moment war dem jungen Ubier gewiss nicht nach Lachen zumute. Der beißende Gestank war nahezu unerträglich, weshalb Einar seinen focale vor Mund und Nase schlug. Dann rüttelte er prüfend an der Tür, die allerdings offenbar noch in recht brauchbarem Zustand war. Daraufhin nahm er all seine Kraft zusammen und rammte seine Schulter mit voller Wucht gegen die Tür, die geräuschvoll knarzte. Noch zwei weitere Male und die Tür zeigte besonders am Schloss große Risse. Ein kräftiger Tritt genügte nun und die Tür flog krachend auf, was zur Folge hatte, dass eine umso größere Wolke Gestankes in das Waffenlager drang. Harluf verschwand würgend hinter einem Stapel Kisten, von wo man unappetitliche Keuchgeräusche vernehmen konnte.
    Einar trat vorsichtig in die düstere Kammer, während er die Öllampe weit vor sich hin streckte. Die Gestalt am Boden glich mehr einem Geist als einem Menschen. Zusammengekrümmt, dürr und ausgemergelt und in jeder Hinsicht bemitleidenswert. Einar trat zu dem Skellettähnlichen Häufchen Elend hin und ging in die Hocke. Die Gestalt öffnete langsam die Augen, die zu Schlitzen verengt waren. Als sie erkannte, dass jemand bei ihr war, begann sie sich verängstigt wegzubewegen, sofern ihr das möglich war.
    Einar wandte sich entsetzt ab und sagte mit Verachtung in der Stimme:
    "Duplicarius, der...Mann lebt noch."

  • Cupidus versuchte nur durch den Mund zu atmen, trotzdem wurde ihm bei diesem Gestank ganz flau im Magen. Harluf entledigte sich seines Mageninhaltes, was zu einiger Belustigung führte.
    Trotz allem grenzte es an ein Wunder, dass in diesem bestialischen Gestank und in diesem engen Verschlag überhaupt möglich war, dass dieser Mann noch lebte. Er sah jämmerlich aus, mehr tot als lebendig.
    Der Mann tat ihm leid, scheinbar war er schon recht schwach und ob er die Nacht überleben würde, konnte man bei diesem Licht nicht sagen.
    "Einar, Viridovix, helft mir ihn hochzutragen, Harluf schafft das nicht, glaube ich." Er griff unter die Schultern des Mannes und zuckte kurz zurück. Die Haut spannte sich über den Knochen. Beherzt griff er zu und hob den Mann hoch, die beiden anderen nahmen seine Beine.
    Vorsichtig tasteten sie im Halbdunkel zu der Leiter, um ihn nach oben zu tragen.

  • Es herrschte eine gedrückte Stimmung, was bei diesem Gestank nicht überraschend war. Nur wenn man ganz flach atmete und wenn möglich irgendein Stück Stoff von seiner Kleidung oder von herumliegenden Wollresten vor seinen Mund hielt, ging es etwas.
    Das Harluf das nicht aushalten konnte, war mir verständlich, aber hier ging es um die Auslöschung einer Diebes- oder sogar einer Schmugglerbande. Wer wußte schon was in diesem Haus für Pläne geschmiedet wurden? Wenn es auch schwierig vorzustellen war, dass hier Menschen gelebt haben...der Gestank war einfach grausam.


    Ich packte die Füße des Mannes, sie waren schmutzig und die Haut war wie runzeliges Leder. Ein kurzer Blick zu Einar und auch er verzog das Gesicht und schloss kurz die Augen. Ich atmete einmal tief ein, so tief es bei diesem Gestank halt ging, und wir hoben die Beine hoch. Das folgende Geräusch ist schwer zu beschreiben, es war als würde man einen Sack mit feuchtem Laub und trockenen Ästen hochheben. Die Knochen des Mannes knackten ganz leise und die Haut und die Reste seiner Kleidung, die nur in Fetzen an ihm herunterhing, erschufen ein Geräusch das mich eben an nasses Laub erinnerte. Es war schrecklich.


    Als wir die Leiter erreichten ging Cupidus rückwärts hinauf, den Mann immer noch an seinen Schultern haltend und wir folgten so gut es ging. Einar stand an der Leiter und drückte die Beine nach oben, während ich etwas höher stand und den Körper des Mannes immer weiter nach oben nachschob. Nach kurzer Zeit hatte Cupidus den Mann endlich oben und wir folgten ihm nach oben. Nun lag der Mann dort, aber sein Zustand war immer noch jämmerlich und von unten hörte man immer noch das Husten von Harluf, dem der Gestank wirklich zu schaffen machte.

  • Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck legte Cupidus den Mann auf den halbwegs sauberen Tisch, von dem ein Eques schon das übrige Geschirr gefegt hatte.
    Cupidus beugte sich über den Mann. Der Körper des Mannes war entsetzlich dürr und schmutzig, auf seiner Brust und an seinen Armen konnte man Prellungen und blaue Flecken erkennen und ein Blick in den Mund des Alten offenbarte mehrere blutige Lücken, wo früher einmal Zähne waren. Der Mann versuchte etwas zu sagen, doch das Wort ging in einen Hustenanfall über.
    Cupidus blickte auf. "Holt mir Wasser für den Alten", sagte er, während er die sich krümmende Gestalt auf dem Tisch festhielt.


    Während die Männer nach Wasser suchten, kam ein etwas grünlich aussehender Harluf die Leiter hinaufgekletter und atmete mehrmals tief durch. Cupidus winkte ihn nach draußen, er sollte sich erst wieder erholen.

  • Einar unterdrückte den krampfhaften Würgereiz, der in ihm aufstieg. Der Gestank dieser Kreatur war unerbittlich und einen Moment lang musste Einar wirklich mit der Übelkeit kämpfen. Ein Eques kam mit Wasser herbei und der Alte trank ein wenig, jedoch nicht zu viel. Ein Husten schüttelte den schwachen Körper, die viel zu zerbrechlich schien. Fragend sah Einar seinen Duplicarius an. Er war völlig sprachlos und würde Cupidus eine mögliche Befragung überlassen.

  • Cupidus hielt den mageren Körper fest, als er hustete und einen Teil des Wassers durch die Gegend spuckte. Der Mann hatte die Augen halb geöffnet und selbst das Zwielicht in der Halle schien ihn zu blenden. Vielleicht konnten sie erfahren, wie lange er schon hier lag.
    Sanft schob Cupidus eine Hand unter den fast kalten Schädel und hob ihn sanft ein wenig hoch.
    "Alter Mann, hörst du mich?", fragte er und wartete, ob sich die Augen an sein Gesicht hefteten. Mühsam hob der Mann die Augenlider und blickte umher. Er blickte Cupidus in die Augen, die wässrig und entzündet waren.
    Der Mann versuchte zu sprechen, aber zuerst kam nur ein heiseres Krächzen heraus. Vorsichtig flößte ihm Cupidus noch ein wenig Wasser ein. Er sah den Blick von Einar, dem der Ekel im Gesicht abzulesen war. "Mach mir bitte einen Kessel mit Wasser warm und hol mein Pferd mit dem Verbandszeug. Wir müssen diese Wunden waschen," sagte er und deutete auf das Gesicht und den geschundenen Körper des Mannes.


    Dann wandte er sich wieder dem Alten zu. "Wie ist dein Name, alter Mann? Wie heißt du?"
    Anfangs schien der Alte nicht zu begreifen, doch dann krächzte er mit heiserer Stimme "Ar...Ardarich!"
    Cupidus flößte ihm noch ein wenig Wasser ein. Er redete sehr langsam und deutlich, damit der Mann auch mitkam. "Ich bin Decurio Cupidus von der Ala II, wir haben dich aus deinem Keller geholt. Wer hat dir das angetan?"
    Ardarich schüttelte nur den Kopf und rollte mit den Augen. Seine dürre Hand krallte sich um Cupidus´Hand. "I..ch... war so......gierig...so...sehr... ich....wollte.. nicht...nicht dass.....alles...Gauner...", murmelte der Alte und es schien ihn viel Kraft zu kosten.
    Cupidus trat vom Tisch zurück und ging mit Viridovix ein paar Schritte zur Seite.
    "Ich weiß nicht, wie lange er das noch packt.... Reite den anderen hinterher und wenn sie die Schmuggler gefangen haben, bringst du alle hier her. Vielleicht kriegen wir aus denen mehr raus als bei unserem Skelett."


    Dann ging er wieder zu dem Tisch, um vielleicht noch etwas aus dem Alten herauszukriegen. Dieser hatte die Augen wieder geschlossen und war offenbar nicht bei Bewusstsein.

  • Ich reagierte sofort. Schnell rannte ich zu meinem treuen Pferd und saß auf. Dann ging es schon los und wir gallopierten in die Richtung, in die meine Kameraden geritten waren als sie die Gruppe verfolgt, die wahrscheinlich Schmuggler waren.


    Ich ritt nur eine kurze Strecke als mir zwei Reiter entgegenkamen. Sie wirkten erschöpft und einer hatte ein leicht rot-bläuliches Auge.
    "Kamerad, die Schmuggler wehren sich als ginge es um ihr Leben."
    "Was es letztendlich auch tut. Sie wollen eher sterben als Gefangene Roms zu werden."


    "Ruhig. Was ist passiert? Wir brauchen Gefangene. Wir haben einen alten Mann im Haus gefunden, aber er ist unnütz. Er ist zu schwach um etwas vernünftiges zu sagen."


    "Wir wollten zu euch um Verstärkung zu holen. Wir brauchen jeden Mann. Die wehren sich mit Händen und Füßen. Schon zwei schwer verletzte Soldaten liegen im Gras. Die Banditen haben sich plötzlich in einer Enge, zwischen Bäumen, umgedreht und sind auf uns zugerannt. Sie müssen verrückt sein."
    "Es ging so schnell. Nun kämpfen wir gegen eine Horde Verrückter, die Pferde und Reiter mit Dolchen, Kurzschwertern, Knüppeln und Steinen angreift."


    "Mit mir zusammen zum Kampf. Wir können nicht warten. Wir reiten so schnell es geht und wechseln dabei ständig die Positionen, so sieht es aus als wären wir mehr als nur drei. Vielleicht schüchtert es die Banditen ein wenig ein. Und schreit....schreit so laut ihr könnt."


    Die Banditen hatten in ihrer Hast nicht gesehen, wieviele Reiter zurückgeblieben waren, es hätten zwanzig sein können, oder auch nur drei. Aber diese Unwissenheit war ein Vorteil für uns. Wir konnten so tun, als wären wir noch ein Dutzend ausgeruhter, berittener Soldaten. Und so ritten wir los, direkt zu dem Ort an dem um Leben und Tod gekämpft wurde.


    Nur einige kurze Blicke waren mir gegönnt, bevor wir schreiend hinter den anderen auftauchten und der erste Schmuggler unter den Hufen meines Pferdes zu leiden hatte. Was ich sah war das erste richtige Bild eines Kampfes. Auf der Erde lagen Körper von toten Schmugglern, etwas weiter neben dem Weg, neben einigen Bäumen lagen zwei verletzte, römische Soldaten die von zwei Kameraden gehalten wurden. Einer hatte eine hässliche Schnittwunde am Fuß und der andere blutete stark aus einer Wunde an seiner Seite.


    Das war alles was ich sah, bevor wir mit dem Ruf "Für Rom" unseren Kameraden beistanden. Einige Reiter drängten zur Seite und mussten in den Wald ausweichen, sahen aber nun ihre Chance die Schmuggler an den Flanken anzugreifen und damit jegliche Hoffnung auf Flucht im Keim zu ersticken.
    Es gab ein paar hässliche Geräusche als einige Männer begannen, ihre Pferde als Waffe einzusetzen. Hufe knallten gegen Köpfe und Oberkörper, Schmuggler schrien vor Schmerz oder taten ihre letzten Atemzüge, als ihre Augen vor Schreck fast aus ihren Köpfen traten. Wir konnten nicht alle gefangen nehmen, das war eine Illusion. Die Schmuggler wußten wahrscheinlich dass der Tod nicht nur ehrhafter, sondern sehr viel schmerzloser für sie war, als zu überleben.


    Es waren einige, wenige Augenblicke später, als der letzte Schmuggler mit einem heftigen Fauststoß gegen den Kopf das Gleichgewicht verlor und mit einem lauten "Hmmpff..." auf seinen Allerwertesten fiel.
    Von gut zwanzig Schmugglern, waren mehr als die Hälfte tot. Einige kämpften sogar noch, als schon zwei Soldaten auf ihnen saßen um sie zu fesseln. Ich konnte einen Schmuggler sehen, der versuchte einem Soldaten ins Gesicht zu beißen. Widerliche Barbaren.


    "Sind die Verletzten transportfähig?"


    "Ja, aber ich weiß nicht ob sie es schaffen." antwortete einer meiner Kameraden.


    Ich schaute traurig auf die beiden Verletzten, der eine war schon sehr blass und kalter Schweiß benetzte seine Stirn. Die tiefe Wunde an seiner Seite, sah noch schlimmer aus, als ich es im Vorbeireiten erahnt hatte. Das Bluten konnte nur schwer gestillt werden und wir mussten ihn ganz behutsam auf ein Pferd legen. Der zweite hatte einen tiefen Schnitt vom Knöchel bis zum Knie und sein Fuß hing etwas durch, als sei er fast abgetrennt worden. Ob er jemals wieder reiten könnte, war fraglich. Ansonsten gab es keine Verletzten, außer natürlich einigen Schmugglern, die sehr viel schlimmer aussahen, als die meisten von uns.
    Einige hatten ihre Zähne, meist schmutzige Stumpen, verloren oder bluteten stark aus dem Mund. Beulen, blaue Flecken, Schnittwunden und sogar ein paar abgetrennte Finger. Das Gemurre und Geschreie war groß, aber letztendlich war den Schmugglern nun klar, dass sie verloren hatten.


    Langsam ritten wir alles zurück. Die verletzten Soldaten ganz am Ende, vorne die Reiter die über die gesamte Zeit vorne gekämpft hatten und in der Mitte die Gefangenen, die ich mit einigen anderen begleitete.


    Als wir zum Haus kamen, stand Cupidus bereits davor und wartete auf uns. Ich erstattete Bericht.


    "....und hier, dass hier ist wahrscheinlich der Chef dieser Bande. Er gab den Kämpfenden dauernd Befehle und wollte sich schnell aus dem Staub machen, als er sah dass keine Chance mehr bestand. Einer der Reiter konnte ihn stellen, als er beim Versuch einen umgefallenen Baum zu überspringen, eben diesen mit seinem Fuß traf und in etwas fiel dass wie Tiermist aussah."
    Die meisten lachten nun laut, auch wenn es nur einfacher, nasser Dreck war in den der Mann gefallen war. Aber die Erheiterung tat allen gut und Schadenfreude drückt ein wenig den Hass, den man empfindet, wenn die Gegner einen oder mehrere Kameraden schwer verletzt hatten.

  • Cupidus hatte den Alten eine zeitlang alleine gelassen, ob er nun lebte oder starb, das schien nicht mehr in seiner Hand zu liegen. Einar kümmerte sich um ihn und Cupidus erwartete ungeduldig die Rückkehr der übrigen Equites.
    Er war erleichtert, als ein Trupp sich dem Bauernhaus näherte, in der Mitte eine Handvoll dieser Schmuggler. Viridovix stieg ab und erstattete ihm Bericht. Schweigend lauschte Cupidus seinen Worten.


    "Gut, die Gefangenen können alle laufen? Wir suchen noch einen Wagen für unseren Alten. Wie viele Gefangene habt ihr gemacht und gab es Verluste?"Bei der kurzen Betrachtung waren Cupidus keine leeren Pferde aufgefallen, nur ein Eques saß blass und verkrampft auf seinem Tier.

  • Schnell antwortete ich.


    "Alle Gefangenen können laufen, der ein oder andere hinkt zwar eher, aber sie können laufen. Wir haben 8 Gefangene, der Rest liegt tot im Wald."
    Ich deutete nach hinten, in die Richtung aus der wir kamen.


    "Es gab keine Toten auf unserer Seite. Nur zwei Verletzte. Einer davon schwer, er braucht so schnell wie möglich einen Arzt."
    Dabei deutete ich auf den Soldaten der verkrampft auf dem Pferd saß. Cupidus hatte ihn scheinbar bereits wahrgenommen, denn er blickte ebenfalls dorthin.
    "Eine tiefe Wunde von einem Dolchstoß. Der andere Verletzte wurde am Bein verletzt, wir konnten das Blut stillen so gut es eben ging."

  • Cupidus antwortete nicht, aber er war erleichtert, dass alle Männer gefangen oder zumindest nicht mehr unter den Lebenden weilten. Die Toten würden sie liegen lassen, als Abschreckung. Mögliche Komplizen dieser Männer sollten nur sehen, dass jetzt Jagd auf sie gemacht wurde, auch wenn Cupidus bezweifelte, dass der heutige Erfolg den Schmuggel beenden würde. Aber zumindest hatten sie einige Gefangene gemacht, man musste ihnen nur die Zunge lösen.


    Die Verletzten machten Cupidus mehr Sorge, besonders der Mann, den man mit dem Dolch erwischt hatte. Man sah an seiner Tunika rote Flecken, warum die Lorica Hamata den Stich in die Seite nicht abgefangen hatte, konnte Cupidus nicht sagen. Der Mann brauchte auf jeden Fall sofort Hilfe.
    Er wandte sich wieder an Viridovix. "Lauf ins Haus und hole Einar mit dem Verbandszeug. Kümmert euch um Brandinar. Ich werde uns ein geeignetes Transportmittel für den Alten und die Verwundeten suchen"


    Cupidus half dem verletzten Brandinar vom Pferd. Der Eques sah nicht gut aus, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er war so weiß wie Schnee.
    "Alles wird gut, Viridovix und Einar kümmern sich um dich." Dann stand er auf und machte sich im angrenzenden Schuppen auf die Suche nach einem Gefährt. Er fand jedoch nichts und ging zu den Stallungen. Neben einem großen Berg Futter stand ein offener Wagen mit hohen Wänden. Wenn sie Brandinar Pferd davorspannten, müsste es eigentlich gehen. Er machte sich wieder auf den Rückweg und gab Anweisungen, das Gefährt flott zu machen.

  • Ich nickte und rannte sofort los um Einar zu holen. Er war im Haus und durchsuchte die Räume.
    "Komm Einar, wir brauchen Verbandszeug, wir haben einige Verletzte."
    Kurz zusammenfassend erzählte ich ihm was passiert war und ging hinaus ins Freie.


    Sofort kümmerten wir uns um Brandinar und versorgten seine Wunde. Sie war sehr tief und blutete stark. Einar tupfte ihm die Stirn ab und gab ihm etwas zu trinken, während ich die Wunde auswusch und sie abtupfte. Dann verband ich ihn, während er seufzte und sich vor Schmerzen krümmte.

  • Der Atem des Alten ging immer schwächer und rasselte stark. Einar konnte nicht mehr tun als da zu stehen und betrübt anzusehen, wie die Lebensgeister den alten Ardarich schleichend verließen. Als Viridovix ins Haus gestürmt kam, zuckte Einar zusammen und ehe er realisiert hatte, was draußen los war, zog sein Kamerad ihn bereits mitsamt Verbandszeug nach draußen.
    Nachdem die Bauchwunde mehr oder weniger versorgt war, besah Einar sich den am Bein Verwundeten. Er entfernte den notdürftig angebrachten Verband und gab einen angewiderten Laut von sich. Die Wunde sah wirklich grässlich aus. Ein breiter Schnitt zog sich vom Knöchel zum Knie hoch und blutete stark. Der Fuß war völlig blutverschmiert und hing schlaff herab.
    "Wie ist das passiert? Ist der Fuß gebrochen? Wir müssen sofort diese Blutung richtig stillen."
    Der verwundete Reiter, es war Lothar, stöhnte nur etwas unverständliches und kippte langsam zur Seite.
    "He, vorsicht!" rief Einar und fing seinen Kameraden, der offenbar bewusstlos geworden war, auf. Das war auch besser so, denn auf dem Pferd konnte man ihn nicht vernünftig behandeln.
    "Kommt, wir bringen ihn rein!" sagte er und ein paar Kameraden packten mit an. Gemeinsam brachten sie ihn ins Haus, wo sie Lothar auf einen Tisch neben Ardarich legten.
    Einar stand nun da, das Verbandszeug in der Hand, und wusste nicht was er tun sollte. Seine Hände zitterten und er konnte sein Herz förmlich rasen hören. Einen Moment lang stand er einfach nur da und sah zu wie seine Kameraden auch den am Bauch verwundeten Publius hereintrugen. Alles wirkte seltsam verschwommen und langsam und die Geräusche drangen nur von weit her an sein Ohr, wie in einem Traum.

  • Cupidus lief wieder zurück zum Haupthaus, während sich drei Equites daran machten, den Wagen für den Transport herzurichten. Einige alte Pferdedecken, die sie im Stall gefunden hatten, nahmen sie zum Auslegen des Wagens, dann wurde ein provisiorisches Dach aufgezogen, das zumindest Schutz vor dem kalten Wind bot. Die Pferde der beiden verwundeten Equites wurden vor den Wagen gespannt.


    Mit schnellen Schritten trat Cupidus in den Wohnraum, wo die Verletzten schon auf den Tischen lagen. Brandinar hielt sich die blutige Seite und Cupidus sah sich den notdürftigen Verband an. Viel mehr konnte man nicht machen, das Kettenhemd hatte man ihm ausgezogen und neben ihn gelegt. Auf seiner Stirn stand noch immer der Schweiß und von Zeit zu Zeit ging ein stöhnen zwischen seinen zusammengepressten Lippen hindurch. Cupidus tätschelte ihm die Schulter und gab ihm aus einem Schlauch Wein zu trinken, den er in der Hütte gefunden hatte. Er war zwar nicht besonders gut, aber er sollte auch nur die Schmerzen betäuben.
    "Hier, trink ordentlich, Brandinar, das wird dir guttun. Nachher bringen wir dich auf dem Wagen zurück zum Lager," versuchte er den Mann aufzumuntern. Ein gequältes Lächeln zwischen zwei Schlucken Wein war die Antwort.
    Dann trat Cupidus zu Einar und Viridovix. Die Beinwunde von Lothar war schlimmer als zuerst gedacht, besonders das viele Blut gefiel Cupidus überhaupt nicht. Einar stand daneben und sah alles andere als gut aus. Cupidus schob ihn zur Seite, um sich die Wunde besser anschauen zu können.
    "Einar, was ist mit dir? Du siehst überhaupt nicht gut aus." Dann wanderte sein Blick zu Viridovix. "Hilf mir mal mit diesen Verbänden", sagte er und öffnete die Capsariustasche, die auf dem Tisch lag. Neben einigen Klemmen und Pinzetten waren Verbände aus grobem Leinen darunter. Vorsichtig fasste er das Bein an, was Lothar einen gequälten Schrei ausstoßen ließ. "Viridovix, halt das Bein fest, Einar, du hälst seine Schultern und Arme, wenn es geht. Und gib ihm irgend etwas zum draufbeißen."
    Dann machte er sich an die Arbeit und begann die Wunde zu säubern, aus der immer noch Blut ausströmte. Er kannte sich ein wenig aus und erkannte bald, dass der Schnitt nahe an der großen Ader verlief, sie aber zum Glück knapp verfehlt hatte. Nun drückte er die Wundränder zusammen und band das Bein fest ein. Es drückte zwar ein bisschen durch, aber die Blutung müsste beim Ruhigstellen aufhören zu bluten.
    Cupidus wischte sich den Schweiß auf seiner Stirn mit seinem Schal ab und trat zurück. Lothar hatte sich zwar bewegt, aber er hatte seine Arbeit vollenden können.
    "Legt die beiden auf den Wagen und macht es ihnen bequem," befahl er, während er sich in einem Eimer Wasser die Hände wusch. Sein Blick fiel auf den alten Ardarich. "Was ist mit dem Alten? Ist er....?"

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