Officium des Curator operum publicorum

  • Ineressiert und zustimmend nickend hörte Sedulus und trank einen Schluck.


    Um welche Stämme handelte es sich denn bei diesen Gesprächen?


    Fragte Sedulus neugierig. Vielleicht waren ja sogar die Mattiaker darunter und die Sugambrer.

  • Mit einer solchen Frage konnte man Macer eigentlich nur auf dem falschen Fuß erwischen. Völlig unvorbereitet würde sein Gedächtnis dazu kaum etwas brauchbares auswerfen. "Oh, das ist eine gute Frage. Bei einigen weiß ich das gar nicht genau", begann Macer eine Antwort. "Ich erinnere mich zwar noch gut an eine sehr lange, wirklich sehr lange Diskussion mit einer gebürtigen Germanin, die das Bürgerrecht erworben hatte und in der Verwaltung tätig war. Aber von welchem Stamm sie ursprpünglich kam, weiß ich nicht. Ihr römischer Name lautete dann Duccia Venusia, aber das hilft kaum weiter, oder?"

  • Sedulus bemerkte das dies nicht wirklich ein Gebiet war womit sich sein Kollege auskannte. Doch konnte Sedulus mit dem Namen Duccia sehr wohl etwas anfangen.


    Doch, der Familienname sagt mir schon etwas. Wärend meiner Zeit als Quaestor hatte ich hin und wieder mit Mitgliedern aus dieser Gens zu tun. Sie mögen vielleicht nun römische Bürger sein, aber ihre germanischen Wurzeln können sie nicht verleumden. Und diese Venusia, sie müßte noch von meinem Vater eingestellt worden sein wenn ich mich recht entsinne.

  • "Das kann gut sein", stimmte Macer zu. "Sie war jedenfalls schon dort tätig, als ich meinen Statthalterschaft antrat. Aber zu welchem Stamm ihre Familie gehört, weißt du auch nicht?" Der Name Duccia war Macer tatsächlich mehrfach begegnet, wie er sich nun langsam erinnerte, auch wenn er keine weiteren konkreten Namen oder Ereignisse damit verband.


    "Warum sollte man seine Wurzeln auch verleumden? Solange der Römische Frieden gewahrt bleibt, war es mir als Statthalter relativ egal, welche Wurzeln jemand ehrte. Wir ehren unsere Vorfahren, also sollen es die Germanen ruhig genauso machen."

  • Nein das weiß ich nicht. So genau habe ich mich nun nicht mit dieser Gens auseinandergesetzt zumal mich meine Wege ja dann auch aus Mogontiacum wegführten.


    Sedulus mußte schmunzeln. Hatte Macer ihn doch gerade ein wenig missverstanden oder sich ein klein wenig falsch ausgedrückt.


    Nein, so meinte ich es ja auch nicht. Ich dachte da eher an die Streitlust welche die Germanen so gerne an den Tag bringen. Die habe ich bei einigen Mitgliedern dieser Familie auch mehr oder weniger miterleben dürfen. Germanen halt.


    Grinste Sedulus.

  • "Ach so, da habe ich dich wohl missverstanden", stellte Macer fest und trank wieder einen Schluck. "Es scheint wirklich in der Natur der Germanen zu liegen. Aber warum auch nicht. Streitlust kann ja auch eine nützliche Eigenschaft sein. Es hätten sicher nicht einige Kaiser ihre Leibwache aus Germanen aufgestellt, wenn diese jedem Streit aus dem Weg gehen würden." Solange man sich eine Eigenschaft zu Nutze machen konnte, war Macer jeder Charakterzug recht. Zumindest, wenn es um die berufliche oder dienstliche Zusammenarbeit ging. Es erwartete ja keiner, dass man gleich mit allen Germanen oder anderen Völkern persönlich Freundschaft schloss.

  • Ja, da ist wohl etwas dran. Und ich glaube ich würde als Kaiser eben so handeln. Und wahrscheinlich nicht nur als Kaiser. Vorallem sollen sie ja unbestechlich sein was ich so gehört habe. Nur ob da auch etwas dran ist...


    Sedulus zuckte mit den Schultern. Aber vielleicht wußte ja sein Kollege da mehr drüber, schließlich war er ja schon Legatus gewesen und sollte sich so Sedulus Meinung ein klein wenig besser auskennen.

  • "Ich habe es in meiner Amtszeit nicht im praktischen Experiment nachgeprüft", gab Macer lächelnd als Antwort. "In meine Amtszeit fielen keine größeren Verhandlungen mit germanischen Stämmen und erst Recht keine Notwendigkeit, jemanden mit allen Mitteln auf seine Seite zu bringen." Zumindest keine größeren Fälle, an denen er beteiligt war. Was auf lokaler Ebene passierte, konnte ihm als Statthalter auch egal sein.

  • Naja, es wäre ja möglich gewesen das du dir selbst so etwas wie eine kleine Leibgarde zugelegt hast welche aus Germanen bestandd als du in Statthalter in Germania warst. Ich mein, es wäre ja dein gutes Recht gewesen.


    Auch wenn es aus der Sicht der Legionäre vielleicht ein klein wenig bescheiden ausgesehen hätte.


    Sedulus machte seinen Becher leer und füllte ihn sogleich wieder auf. Und weil er gerade dabei war, tat er es mit dem seines Gastes ebenso.

  • "Mein Recht vielleicht schon, aber der Bedarf war nicht da", stellte Macer fest. "Es gibt wohl nur wenige Gegenden im Reich, an denen du an so vielen Orten auf militärische Einheiten stößt. Im Normalfall reichte mir die Legionsreiterei völlig. Den einen oder anderen Germanen in zweiter Generation, dessen Vater das Bürgerrecht erworben hatte, gab es dort auch schon."


    Schnell leerte er den Becher komplett, bevor sein Kollege nachschenkte. "Danke."

  • Das mag gut sein. Germanen sind ja nicht nur gut zu Fuß unterwegs sondern sind ja bekanntlich auch gute Reiter. Zwar nicht alle aber doch die Meisten. Von ihren Pferden mal ganz zu schweigen.


    Sedulus nippte von seinem frisch aufgefüllten Becher.


    Na mal sehn wann ich wieder die Zeit bzw. die Gelegenheit bekommen werde um nach Germania zu reisen. Aber so wie ich das sehe wird dies noch eine ganze Weile auf sich warten lassen.


    Nicht das es ihn schon wieder in Heimat zog, nein im Gegenteil es war klasse in Rom. Er war halt nur, naja Heimat verbunden...

  • Im Detail hatte sich Macer zwar selten um die Beschaffung von Nachschub für die Legionen gekümmert, aber soweit er wusste, stammten die meisten Pferde tatsächlich aus germanischer Zucht. "Ja, die Pferde meiner Leibwache werden mit ziemlicher Sicherheit Germanen gewesen sein", erwiderte er daher. "Mit der Pferdezucht sind ja dort ziemlich viele Germanen beschäftigt."

  • Und nicht nur die. So weit ich weiß hatte oder hat sogar noch mein Onkel Avarus ein Gestüt bei Mogontiacum. Leider weiß ich jetzt nicht genau woher die Pferde alle stammten. Als ich das letzte mal dort war, war ich noch ein Pimpf und es hat mich nicht sonderlich interessiert. Ich wußte nur das ich auch mal so ein herrliches Tier besitzen wollte.


    Bei dem Gedanken an seine Kindheit huschte ihm ein Lächeln über die Lippen.
    Jetzt würde er sich eines der schönsten Tiere leisten können doch er brauchte keines mehr. Es sei denn er würde vielleicht mal wieder eine Runde lang zu einer Legion gehen wollen.

  • "Ich hatte eine Zeit lang darüber nachgedacht, mir ein Landgut in der Nähe von Mogontiacum zu kaufen. Nicht für die Pferdezucht, eher für den Weinbau", griff Macer das Thema auf. "Aber dann habe ich es doch nicht gemacht, weil mir doch ein bisschen die Zeit dafür fehlte. Vielleicht hole ich das irgendwann nach. Wenn du nochmal nach Germania gehst, dann eher nach Mogontiacum oder eine andere Stadt oder auch auf ein Landgut außerhalb?"

  • Ich würde wieder nach Mogontiacum gehen. Zum einen steht ja dort noch das Haus meines Vaters und in der Nähe der Stadt habe ich selbst noch Land. Also warum sollte ich in eine andere Stadt wollen. Ich fühle mich in Mogontiacum recht wohl.


    Sedulus nippte an seinem Wein.


    Aha für den Weinbau. Welche Sorte würdest du denn anbauen wollen?

  • Die von Sedulus angeführte Gründe klangen mehr als logisch. Wenn man schon ein Haus hatte, war es ziemlich naheliegend, dorthin zurück zu kehren. "Soweit war ich mit meinen Planungen noch nicht einmal", gestand Macer dann bei der Frage nach der Sorte des Weines. "Ich habe ein Landgut in Oberitalien, da baue ich Obst und Nüsse an. Darüber könnte ich dir einiges erzählen. Aber welche Weinsorten in Germania gut gedeihen, weiß ich gar nicht. Es wäre wohl kein Falerner geworden, schätze ich. Als Statthalter hatte ich ja den Vorzug, mir auch problemlos Wein aus anderen Provinzen importieren zu lassen. Auf meinen Reisen durch die Provinz habe ich eher nach Orten Ausschau gehalten, die für ein Landgut ganz hübsch wären. Wenn man sich dort schon ein Landgut leistet, sollte es ja auch ein Flecken Erde sein, an dem es sich ganz gut aushalten lässt, denke ich. Welche Sorten man dann dort anbauen kann, hätte man mir dort sicher sagen können. Kennst du dich mit dem Weinbau und den in Germania verwendeten Sorten aus?"

  • Sedulus grinste.


    Naja bis du dich zur Ruhe setzen wirst, wird ja sicherlich noch eniges an Wasser den Tiber hinunter fließen. Von daher kannst du dir wahrscheinlich auch noch Zeit mit deiner Planung lassen.


    Nein, Falerner wäre es gewiss keiner geworden.
    Es kommt wahrscheinlich auch darauf an in welchem Gebiet du deinen Weinbau betreiben willst.


    Also ein klein wenig südlicher von Mogontiacum wo die Cohors IIII Vindelicorum stationiert ist, da gedeiht ein recht guter Tropefen. Der Weinbauer nennt ihn selbst "Domina" aber frage mich nicht warum. Er scheint sehr auf Frauen fixiert zu sein.


    Lachte Sedulus und nippte erneut an seinem Wein.


    Außerdem gibt es an der Mosella recht gute Weine, aber wie die Rebsorten heißen, da bin ich derzeit leicht überfragt.
    Aber der Domina... Ein dunkelroter Wein, trocken, vollmundig und extraktreich. Sollte man ein mal in seinem Leben getrunken haben.


    Begann Sedulus zu schwärmen...


    Welche Sorten Nüsse und Obst baust denn dort an?


    So ein Tick von Nussaroma im Wein wäre bestimmt auch nicht schlecht.
    Überlegte sich Sedulus.

  • "Der Kauf des Landgutes hätte nichts mit einem Ende meiner Karriere zu tun gehabt", winkte Macer ab. "Man kann sich Landgüter ja nicht nur kaufen, wenn man sich zur Ruhe setzt. Aber auf deinen Tipp zur Weinsorte werde ich sicher zurück kommen, wenn ich noch einmal in der Gegend sein sollte."


    Dass sich der Kollege dann tatsächlich auch noch für sein bisheriges Landgut interessierte, freute Macer. "Die größte Anbaufläche entfällt auf Äpfel. Eher durch Zufall hatte es sich dann ergeben, auch Haselnusssträucher entlang der Hofmauer anzupflanzen und damit Nüsse ins Anbauprogramm aufzunehmen. Ganz gezielt habe ich dann noch ein Nachbargrundstück hinzu gekauft, auf dem schon einige ältere Bäume mit Iuppiternüssen standen. Die haben sich als sehr ertragreich und schmackhaft erwiesen. Du kennst nicht zufällig jemanden, der in der Nähe von Mediolanum Land zu verkaufen hat? Ich würde da durchaus noch ein Grundstück dazu kaufen wollen." Was dann allerdings die Pläne für ein weiteres Landgut in Germania wieder weiter in die Zukunft verschieben würde.

  • Da hatte Macer allerdings recht. Man muß ja dem öffentlichen Leben nicht unbedingt ade sagen nur weil man sich ein Landgut zulegt. Es kann ja auch einfach nur als Rückzugsgebiet hergenommen werden, um einfach mal etwas anderes zu sehen.


    Ja mach das. Ich sage dir, du wirst es nicht bereuhen.


    Als Macer dann mit seinem Anbau begann hörte Sedulus neugierig zu, vielleicht konnte er ja noch etwas lernen.


    Und welche Sorte von Äpfel baust du an bzw. läßt du anbauen?
    Iuppiternüsse. Noch nie von der Sorte gehört.


    Gestand Sedulus. Vielleicht lag es auch nur daran das er relativ selten Nüsse zu sich nahm.


    Hmm Mediolanum... Nein, ich wüßt jetzt auf anhieb keinen der dort irgendwelches Land veräußern möchte. Doch wenn ich etwas höre, dann lasse ich es dich gerne wissen.

  • Macer blickte ziemlich verwundert drein, als Sedulus angeblich keine Iuppiternüsse kannte. "Na, du wirst doch Iuppiternüsse kennen! Die runzligen Nüsse, die man bei Hochzeiten so gerne wirft, weil sie so schön klappern. Die werden doch inzwischen sogar in Germania angebaut und werden dort gelegentlich gallische Nuss genannt. Sie kommen aber eigentlich aus Griechenland, wo es sie schon seit ein paar hundert Jahren gibt." Zumindest hatte Plinius das in seiner Naturgeschichte behauptet und Macer hatte keinen Grund, an dieser Information zu zweifeln.


    Dass ihm der Kollege mit einem Grundstück nicht weiterhelfen konnte, hatte er kaum anders erwartet, denn es wäre schon ein ziemlicher Zufall gewesen, wenn er in der Gegend tatsächlich einen Tipp hatte. Aber ein Versuch war es wert gewesen. "Danke", erwiderte er daher auch auf das Angebot, ebenfalls die Augen offen zu halten.

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