Endlich zu Hause bei der Familie! - Nach all den Strapazen der Reise eigentlich ein Grund zur Freude und zum feiern. Doch nach feiern stand der Aurelia momentan so gar nicht der Sinn. Hatte sie sich doch vorhin - beim umsteigen in die Sänfte - glatt den rechten Fuß verstaucht! Noch dazu durch die Unachtsamkeit ihrer Sklavin, die es versäumt hatte sie rechtzeitig zu stützen. Dummes Ding! Gutes Personal war wirklich rar und schwer zu finden, vor allem auf Reisen. Doch sei wie es sei, guter Rat war nun teuer.
Eine humpelnde Patrizierin - wie sah das denn aus? Die glauben doch alle sofort ich sei gebrechlich, oder gar krank ... Nein das geht gar nicht!" So wollte Prisca auf keinen Fall gesehen werden.
"Ich geh da so nicht rein!", weigerte sich die Aurelia deshalb standhaft die Sänfte zu verlassen und brachte ihre Begleiter damit schier zur Verzweiflung. "Domina, bitte! Wir können doch nicht bis zum Einbruch der Nacht hier draußen herum stehen oder warten, bis du deinen Fuß wieder bewegen kannst…", versuchten sie immer wieder die junge Aurelia zum aufstehen zu bewegen. Was sollten sie auch sonst tun? Sie konnten die Sänfte schließlich nicht bis vor das cubiculum der Herrin tragen. Oder doch? Na das hätte erst für Aufsehen gesorgt. " … mir doch egal", tönte es wieder nur trotzig aus der Sänfte heraus - so kamen sie jedenfalls keinen Schritt mehr weiter.
"Herrin soll ich dich vielleicht hinein tragen?", schlug Hektor nach einigem hin und her endlich vor und ernte dafür prompt ein spöttisches Gelächter. "Bei den Göttern - NEIN! Wie sähe das denn aus? Untersteh dich ja mich anzufassen! … Lasst euch gefälligst was vernünftiges einfallen."
Der ganze Wirbel wegen eines verstauchten Fußes? Kaum zu glauben und entsprechend ratlos standen die Sklaven um die Sänfte herum. Gut nur, dass sie etwas abseits der villa 'geparkt' hatten und somit nicht direkt von der porta aus gesehen werden konnten.
"Wir könnten die Herrin doch in den Teppich einwickeln, den sie der Familie als Geschenk mitgebracht hat und sie dann hinein tragen", schlug ein besonders junger Sklave vor und für seinen naiven Vorschlag erntete er nicht nur entsetzte Blicke, sondern prompt auch einige unsanfte Rempler von allen Seiten.
"Im Teppich? ...", meldete sich die Aurelia durchaus interessiert klingend aus der Sänfte und zum Entsetzen aller Sklaven schien sie sich tatsächlich mit diesem absurden Gedanken anzufreunden. "Mea causa*... Hauptsache, ich komme schnell und ungesehen in mein Zimmer. Also los! Hektor soll mich hinein tragen. Aber seid ja vorsichtig und wehe euch, wenn ich auch nur einen einzigen blauen Fleck davon trage!"
Ein vernünftiger Plan sah anders aus. Dazu noch der ganze Aufstand wegen einer solchen Lappalie. Wobei der (verstauchte) Fuß einer Patrizierin schon mal zur Tragödie werden konnte - oder eher zur Komödie? … Hektor schüttelte dazu nur verständnislos den Kopf, schulterte aber wie befohlen den Teppich - samt Herrin - und machte sich damit auf zur villa Aurelia …
*meinetwegen