villa | adventus auf leisen Sohlen

  • Endlich zu Hause bei der Familie! - Nach all den Strapazen der Reise eigentlich ein Grund zur Freude und zum feiern. Doch nach feiern stand der Aurelia momentan so gar nicht der Sinn. Hatte sie sich doch vorhin - beim umsteigen in die Sänfte - glatt den rechten Fuß verstaucht! Noch dazu durch die Unachtsamkeit ihrer Sklavin, die es versäumt hatte sie rechtzeitig zu stützen. Dummes Ding! Gutes Personal war wirklich rar und schwer zu finden, vor allem auf Reisen. Doch sei wie es sei, guter Rat war nun teuer.


    Eine humpelnde Patrizierin - wie sah das denn aus? Die glauben doch alle sofort ich sei gebrechlich, oder gar krank ... Nein das geht gar nicht!" So wollte Prisca auf keinen Fall gesehen werden.


    "Ich geh da so nicht rein!", weigerte sich die Aurelia deshalb standhaft die Sänfte zu verlassen und brachte ihre Begleiter damit schier zur Verzweiflung. "Domina, bitte! Wir können doch nicht bis zum Einbruch der Nacht hier draußen herum stehen oder warten, bis du deinen Fuß wieder bewegen kannst…", versuchten sie immer wieder die junge Aurelia zum aufstehen zu bewegen. Was sollten sie auch sonst tun? Sie konnten die Sänfte schließlich nicht bis vor das cubiculum der Herrin tragen. Oder doch? Na das hätte erst für Aufsehen gesorgt. " … mir doch egal", tönte es wieder nur trotzig aus der Sänfte heraus - so kamen sie jedenfalls keinen Schritt mehr weiter.


    "Herrin soll ich dich vielleicht hinein tragen?", schlug Hektor nach einigem hin und her endlich vor und ernte dafür prompt ein spöttisches Gelächter. "Bei den Göttern - NEIN! Wie sähe das denn aus? Untersteh dich ja mich anzufassen! … Lasst euch gefälligst was vernünftiges einfallen."


    Der ganze Wirbel wegen eines verstauchten Fußes? Kaum zu glauben und entsprechend ratlos standen die Sklaven um die Sänfte herum. Gut nur, dass sie etwas abseits der villa 'geparkt' hatten und somit nicht direkt von der porta aus gesehen werden konnten.


    "Wir könnten die Herrin doch in den Teppich einwickeln, den sie der Familie als Geschenk mitgebracht hat und sie dann hinein tragen", schlug ein besonders junger Sklave vor und für seinen naiven Vorschlag erntete er nicht nur entsetzte Blicke, sondern prompt auch einige unsanfte Rempler von allen Seiten.


    "Im Teppich? ...", meldete sich die Aurelia durchaus interessiert klingend aus der Sänfte und zum Entsetzen aller Sklaven schien sie sich tatsächlich mit diesem absurden Gedanken anzufreunden. "Mea causa*... Hauptsache, ich komme schnell und ungesehen in mein Zimmer. Also los! Hektor soll mich hinein tragen. Aber seid ja vorsichtig und wehe euch, wenn ich auch nur einen einzigen blauen Fleck davon trage!"


    Ein vernünftiger Plan sah anders aus. Dazu noch der ganze Aufstand wegen einer solchen Lappalie. Wobei der (verstauchte) Fuß einer Patrizierin schon mal zur Tragödie werden konnte - oder eher zur Komödie? … Hektor schüttelte dazu nur verständnislos den Kopf, schulterte aber wie befohlen den Teppich - samt Herrin - und machte sich damit auf zur villa Aurelia



    *meinetwegen

  • Ich enthalte mich mal besser mit einem Kommentar zu der Idee meiner Herrin und tue das, wofür ich da bin - Ihren Leib bewachen.


    Na ja, besser gesagt trug ich ihn - eingewickelt im Teppich und geschultert - in die villa Aurelia und hoffte, dass uns auf dem Weg zu ihrem cubiculum möglichst niemand über den Weg lief. Gut, an Leone musste ich vorbei, doch den ließ ich mit einem schnellen Spruch: "Jasu Leone, wie geht´s? … Wir sind wieder da! … Du tut mir leid, ich muss dann mal wieder los …" einfach an der porta links stehen.


    Nun ging es weiter durch das atrium und mich beschlich kein gutes Gefühl. Ob die Herrin genügend Luft bekam? Ich kniff vorsorglich mit meinen Fingern genau in die Stelle, an der ihrpuga anliegen musste. ….."mmmh AU! Lass das!"


    Ah, alles bestens! Man konnte sie zwar kaum hören, aber wenigstens lebte sie noch. "Jaa, ganz ruhig! Wir sind ja gleich da!", antwortete ich grinsend zum Teppich hin gesprochen und tätschelte noch einmal genüsslich genau diese Stelle. Tja, wann hatte ich schon mal die Gelegenheit, das bei meiner Herrin zu tun.


    Nach außen hin mochte ich vielleicht gerade ein recht seltsames Bild abgeben >> Redet mit einem Teppich und tätschelt ihn dabei ganz liebevoll … ? Egal - Nur gut, dass mich niemand sah … oder?

  • Prisca kommt zurück.. Prisca kommt zurück... und Hektor hoffentlich auch!! Diese freudigen Gedanken beherrschten Tillas Kopf. Sie selbst konnte nur mühsam ihre zappelnden Füße bändigen, die sie zum Tanzen vor Freude bringen wollten. Ganz schnell war ihr Finger hochgeschnellt wer denn das Zimmer der wieder nach Hause kommenden Herrin sauber machen und lüften wollte. majordormus Brix hatte ihren zappelnden Finger gesehen und zugestimmt. Seinen Worten nach musste das Bettzeug gewechselt werden. In ihrem Eifer lud sich Tilla in der Wäschekammer gleich vier sölcher großen Tücher auf die Arme und machte sich auf den Weg zurück zum cubiculum der aurelianischen Herrin. Es war arg schwierig über den Berg Laken hinwegzugucken. Also orientierte sie sich an den Lampen, die die Gänge beleuchteten. Wenn man ihre wandelnde Gestalt so betrachtete sah es aus als ob die Laken zwei Beine bekommen hätten und nun davon laufen würden.


    Sie bog um die Ecke und lief den Gang entlang.. aber.. plötzlich machte der Lakenberg Puff... und sie hörte wie jemand schimpfend umfiel. Das stumme Sklavenmädchen selbst verlor ebenfalls des Gleichgewicht und purzelte in die Laken hinein, versuchte sich sogleich hinaus zu wühlen um nach dem rechten zu sehen. Was oder wer war denn für dieses Puff.. verantwortlich? Nanu... sie hatte einen Mann umgestoßen... und eine sich bewegende Teppichrolle gleich mit dazu. Verdutzt blickte sie die Szene vor sich an, brauchte einige Momente bis sie auf den zweiten Blick Hektors lang vermisstes Gesicht erkannte!! So schnell Tilla konnte hüpfte sie auf die Füße und sprang stumm auflachend in seine Arme hinein, umarmte ihren Freund so fest sie konnte! Du bist zurück! Endlich!!

  • Hab ich bereits erwähnt, dass ich diesen be ...pffff … also diesen Plan meiner Herrin nicht kommentieren möchte?


    Hatte ich wohl und das war auch besser so. Brachte ja nichts - außer Scherereien. Aber die hatte ich auch so schon. Ich hatte nämlich schon beim betreten der villa das dumpfe Gefühl, dass ich beobachtet wurde. So ein heimlicher Beobachter, der mir im Rücken saß. Und was soll ich sagen? Mein Gefühl hatte mich mal wieder … voll getäuscht!


    Puff ...


    Nach hinten schauen und nach vorne rennen geht nun mal nicht lange gut und schon gar nicht mit einem zappelnden Teppich auf der Schulter.


    Und so lag ich auch schon fluchend am Boden, um mich herum flatterten weiße Laken und ich wusste beim besten Willen nicht, wie mir geschah. Ich wusste nur eines, dass der Teppich eben recht unsanft neben mir auf dem Boden aufgeschlagen war. ups…


    Ich versuchte mich so schnell wie möglich auf zu rappeln und war im Begriff, mich gerade neu zu orientieren, da … wurde ich völlig unvermutet von einem Schatten angegriffen.


    Beim Zeus, die Barbaren, der plebs oder irgend welche Invasoren hatten Rom und die villa Aurelia überrannt!, schoss es mir spontan durch den Kopf. Nein halt! … das war doch, "Bei den Göttern! … TILLA … was? … Du meine Güte, Mädchen … ich … ich freu mich …. ja auch! … ich, du, … ich krieg bloß kaum Lffffft... du", keuchte ich als ich realisierte, wer mir da so herzlich um den Hals gefallen war und mir regelrecht die Luft abdrückte.


    Ich umarmte nun auch Tilla und hielt sie hoch, drehte mich kurz mit ihr und freute mich wahnsinnig das stumme Mädchen nach so langer Zeit unversehrt und gesund wieder zu sehen. "Tilla! Du siehst gut aus! … ich freu mich so, dich wieder zu sehen", rief ich lachend aus und da fiel mein Blick auf die vielen Laken und eben auch auf die zappelnde Teppich-Rolle.


    "Oh! …. Ehm, … Tilla … warte mal kurz! …", mit diesen Worten stellte ich Tilla zurück auf dem Boden schnappte mir den zappelnden Teppich und schulterte ihn hastig über die Schulter … AUA … sag mal spinnst du? …was ist denn los? Sind wir schon da? Lass mich raus!!


    Das fast unhörbare Gekeife meiner Herirn ignorierte ich mal geflissentlich. "So, jetzt! … ehm … und? … wie geht es dir? … was machst du denn da Tilla?", fragte ich hastig und setzte grinsend meinen treuherzigsten Blick auf. Schließlich versuchte ich nur das Malheur mit dem Teppich zu überspielen, da niemand erfahren durfte, dass Aurelia Prisca da im Teppich steckte.



    [SIZE=7]edit: Fehlerteufel[/SIZE]

  • Endlich hörte sie seine vertraute Stimme, umarmte ihn ganz feste und löste auf seinen Hinweis ihre Umarmung lockerer. Tilla klammerte sich an seine Schultern und seiner Kleidung fest, als sie durch die Luft gewirbelt wurde, lachte fröhlich auf. Ich freue mich auch.. ganz doll sogar!!! gebärdete sie. Ob er ihr Geschenk für die Reise, den selbstgeschnitzten und angemalten Delphin, gefunden hatte? Unbedingt musste sie ihn fragen oder vielleicht erzählte Hektor gar selbst von dem Fund?!


    Erstaunt sah sie ihm zu, wie er sich um den gerollten Teppich kümmerte und ihn sich auf die Schultern bürdete. Aber das tat ihrerm folgendem Impuls keinem Abbruch. Ich habe dich vermisst. gab sie zu, schlang ihre schlaksigen Arme um seine Hüfte, um sich nochmal an ihn zu drücken und wieder von ihm zu lösen.


    Seit wann bist du wieder hier? Bist du gerade erst angekommen? Ist das Ding auf deinen Schultern ein Geschenk für uns? Nun erzähl schon... wie war es unterwegs? Ich habe ganz viel an dich gedacht, du Bartträger. gebärdete sie vor Fragen und Aussagen übersprudelnd und sammelte danach die Laken vom Boden auf. So oder so musste Tilla immer noch in Priscas Zimmer gehen. Hast du mir was mitgebracht? versuchte sie Hektor den Laken zum Trotz noch zu fragen und liess durch einige Freudenhüpfer ihre Glöckchen am Gürtel hörbar klingeln.

  • "… ich hab dich auch sehr vermisst.", erwiderte ich lächelnd auf Tillas neuerliche Umarmung hin und strich ihr dabei mit der freien Hand sanft durch das Haar. Mit der andern Hand hielt ich den Teppich fest und hoffte immer noch, dass ich meine wertvolle 'Fracht' sicher und unbemerkt in ihr cubiculum schaffen könnte. Oder sollte ich Tilla davon erzählen, was ich da auf der Schulter trug? Nein besser nicht. Obwohl ich eigentlich gute Lust dazu gehabt hätte, meine Herrin zu verraten. Sollten doch alle wissen, welches Theater die Gute wegen ihrem 'Aua' am Fuß veranstaltete. Wäre mir doch egal … oder auch nicht, na ja ich dürfte es ohnehin wieder aus baden … ach was soll´s.


    Zunächst einmal überschüttete mich Tilla regelrecht mit Fragen und ich hatte Mühe ihren flinken Fingern mit den Augen zu folgen. "…Also wir sind gerade angekommen … ja … Der Teppich? Ja das ist ein Geschenk - so kann man es nennen … aber nicht für uns, sondern für die Familie der Aurelia … wie´s so war? … Nun … schön war es schon auf der Reise. Allerdings hätten wir auf dem Rückweg beinah die falsche Abzweigung genommen … und dann… huh? "; warf ich immer wieder dazwischen ein und - Bartträger? Hatte sie mich gerade so genannt, oder hab ich mich da verhört? - etwas verwundert blickte ich zu Tilla, die gerade die Laken wieder zusammen sammelte .



    "… ja ich dir etwas mitgebracht. Ich zeig es dir gleich nach her, wenn ich alles ausgepackt habe … in Ordnung?", erwähnte ich schnell das Geschenk das ich Tilla mitgebracht hatte und von dem ich hoffte, es wird ihr gefallen. Zumindest ging ich davon aus, dass ein schöner Kamm einer jeden Frau gefallen würde und dieser Kamm hatte eine ganz besondere Form, nämlich die eines Delfines. Im Augenblick jedoch irritierte mich was anderes. Tilla wollte offensichtlich auch gerade zum cubiculum meiner Herrin und das war nun gar nicht so günstig. "Ehm … wo … wo willst du eigentlich gerade hin, Tilla? Ich halte ich doch hoffentlich nicht auf? … Du … kannst gerne zuerst deine Arbeit erledigen ja? ", fragte ich deshalb leicht unsicher und scheinheilig nach, während wir nebeneinander her gingen ...

  • "Was!" Ein Ruf hallte von fern durch die villa, dicht gefolgt von einigen Geräuschen. Ein Scharren, Schritte. Eine leise Stimme, die etwas erwiderte. Dann erneut ein Ruf, ein wenig leiser diesmal. "Und ... sagt mir ... keiner?" Irgendwo fiel eine Tür ins Schloss, dann näherten sich schnelle Schritte. Meine Schritte.


    Kurz darauf betrat ich das atrium, ein freudiges Strahlen auf dem Gesicht. Dort standen Tilla und Hektor, der einen Teppich trug. Und einige andere Sklaven, die herumwuselten und Dinge trugen. Ich sah von Tilla zu Hektor und an Hektor vorbei, dann blieb ich neben ihm stehen. Allmählich wich der erwartungsvolle Ausdruck einem fragenden Stirnrunzeln. Ich wandte mich an Hektor. "Wo ist sie?" wollte ich wissen. Es durfte auf der Hand liegen, wen ich meinte. Wo war Prisca? Ich musterte Hektor scharf. Sie war doch nicht etwa...? Es ging ihr doch gut? Ein ungutes Gefühl beschlich mich. "Hektor, wo ist sie? Wo ist Prisca?" fragte ich erneut, diesmal nicht mit einem Lächeln, sondern mit großer Sorge im Gesicht.

  • Wie schön, Hektor hatte sie auch vermisst. Ihre fröhliche, vergnügte Miene samt einem Zwinkern erinnerte den Sklaven vielleicht an das gemeinsame Abenteuer am Strand. Manchmal träumte sie von den grauen Leibern, den Delphinen. EIN Teppich für die GANZE Familie? Wie hast du das denn hinbekommen? Und wo soll der hin? Die haben doch schon so viel und viel mehr und überhaupt.. ereiferte Tilla sich. Die falsche Abzweigung? Ohjeh.. dann wärt ihr sicher noch nicht hier.. und ich hätte noch auf dich länger warten müssen. Und Warten ist doof... Spontan hüpfte sie vor Hektors Füße, sah ihn freudestrahlend an. Ein Geschenk für mich? Toll! Sie lief die nächsten Schritte rückwärts. Ich muss zum Schlafzimmer von Prisca. Bett neu eindecken, darum die vier Laken. Soffchen kümmert sich um Bettzeugs, Kissen und so. Sie drehte sich um, sobald die Schritte zu hören waren und bewegte sich flink an Hektors rechte Seite. Ach.. das war der Hausherr, der dazukam. Er schien aufgeregt zu sein, fragte andauernd nach Prisca. Vielleicht ist die Herrin schon längst im Garten? Die neuesten Blumen und Bäume bewundern... sprach Tilla zu sich selbst aber auch schelmlisch grinsend zu Hektor.

  • "Ja der Teppich gehört der ganzen Familie", bestätige ich nickend und wunderte mich etwas über Tillas Frage wie ich denn das hinbekommen hätte. "Wieso ich? Das war die domina Prisca und der Teppich hier gehört an die Wand. … Der ist nämlich zum anschauen gedacht", erklärte ich weiter und hoffte, dass ich die Gelegenheit hätte, die Aurelia vorab unbemerkt wieder auszuwickeln. … Mist! Tilla wollte also auch in das cubiculum meiner Herrin. "Oh? Du willst also das Bett machen? ... hmm.." Das war natürlich ungünstig. … ebenso wie DAS!



    Zitat

    "Was!" .... "Und ... sagt mir ... keiner?"


    Ach herrje … Das hatte mir gerade noch gefehlt. Die Stimme kannte ich doch. "pfff …"ich bließ kurz die Backen auf und sah mich hilfesuchend nach einem Versteck um. Natürlich fand ich auf die Schnelle keines und so blieb ich einfach ergeben neben Tilla stehen. Meinen Plan, unbemerkt bis zum cubiculum meiner Herrin zu gelangen, konnte ich jedenfalls gänzlich begraben und Tilla könnte mir nun auch nicht viel helfen.


    Und da kam auch schon der Onkel und Hausherr persönlich um die Ecke gebogen "Salve Herr! Wie geht es dir?", begrüßte ich ihn mit einem angestrengten Lächeln auf den Lippen und hob gleichzeitig fragend die Augenbrauen. Was völlig überflüssig war, denn ich wusste genau, was mir der Aurelier mit seinem Mienenspiel vermitteln wollte. "ehm…" wo sie ist? Ja das war eine gute Frage. Ich spürte, wie ich immer unsicherer wurde, je sorgenvoller der Hausherr mich an sah. "Du meinst domina Prisca? …nun die ..." wer sonst blöde Frage. Ich dribbelte leicht hektisch mit den Fingern auf dem teppich-ummantelten Hintern meiner Herrin herum, dort wo meine Hand immer noch den Teppich hielt, während ich verzweifelt nach einer logischen Ausrede suchte. … "Nimm sofort deine Finger von meinem Po! … Was machst du da überhaupt so lange?" klang es dumpf und leise und hoffentlich auch nur an mein Ohr - ich ignorierte das Geräusch jedenfalls so gut ich konnte ...


    "Ja sie ist hier Herr, … hast du sie denn noch nicht gesehen? Sie wollte, hm … dir … entgegen laufen", stammelte ich so überzeugend wie ich nur konnte vor mich hin und sah dabei immer wieder links und rechts in alle Richtungen. "Sicher ist sie hier ganz … in … der, hm Nähe und will dich überraschen. Soll ich sie suchen gehen?" Oder soll ich einfach den Teppich ausrollen. Das wäre doch sicher auch eine Überraschung, oder?


    Ich war nahe dran es zu tun. Es hatte ja auch keinen Sinn, dem Hausherrn etwas vorspielen zu wollen. Trotzdem blieb ich erst einmal stehen und hoffte das Beste ...

  • "Gut gut...ja, natürlich Prisca, wen denn sonst?" Was sie an dem Sklaven nur fand? Bisweilen war er mir eindeutig zu langsam, was das Denken betraf. Andererseits hatte sie ihn nicht der Gewitztheit wegen erworben, sondern der aufgrund der Muskeln. Deswegen konnte ich noch darüber hinwegsehen. Ungeduldig war ich dennoch. Sie hatte sich angekündigt und nun war sie ganz plötzlich hier, aber...auch wieder nicht. Ich seufzte und musterte den Teppich, den Hektor trug. Irgendein Knüpfwerk aus dem Norden wohl.


    "Nein, ich habe sie noch nicht gesehen..." Ob er dieses Ratespielchen lustig fand? Tage-, wochen-, monatelang hatte ich gewartet, und nun verkaufte mich ein recht naiver Sklave für dumm. Ich musterte Hektor mit zunehmend verengten Augen, sah dann Tilla an. "Hast du Prisca gesehen?" Gehört hatte ich sie eben auch nicht, was einer Sklavin zu verdanken war, die allein versuchte, eine schwere Truhe hineinzuschleifen. "Heda, pass auf das Mosaik auf!" rief ich mit untermalender Geste auf den Boden hin, und schüttelte den Kopf. Wieder wandte ich mich Hektor zu. Auf gewisse Weise wirkte er nervös. Aber warum? Nun ja. "Ich bitte darum", erklärte ich steif, als er anbot Prisca suchen zu gehen. Weit konnte sie ja nicht sein, wo sie eben erst angekommen war.


    Vielleicht klapperte sie auch die Orte ab, an denen sie mich vermutete? Ich ließ die beiden stehen und ging hinüber zu meinem Arbeitszimmer, öffnete die Tür und sah kurz hinein. "Prisca?" natürlich war sie nicht hier, das hatte ich auf den ersten Blick schon gesehen, denn wo hätte sie sich auch verstecken sollen? Also schloss ich die Tür wieder und sah zurück zu Tilla und Hektor. "Na!" kommentierte ich. Erstarrte Salzsäulen würden mir Prisca schließlich nicht herbeischaffen.

  • An die Wand? Wie denn? Wie eine Gar-- dirne? Letzteres war ein neue Gebärde... ein leichter Windhauch mit der flachen Hand in der Luft als ob sie etwas beiseite schieben würde. Ja, das Bett machen und dann.. keine Ahnung. Das ist alles was ich tun soll.


    Der Hausherr stellte ganz schön viele Fragen an ihren großen Freund. Sie sah zu Hektor mit verwirrter Miene auf. Eigentlich müsste gerade er doch wissen, wo seine Herrin war, weil er doch ihr Leibwächter war. Sie sah Corvinus kopfschüttelnd an, setzte eine ehrliche Miene auf, weil es wahr war. Nein... vielleicht ist sie Blumen pflücken im Garten oder schon auf dem Weg ins Bad.. oder im Stall bei den Pferden oder bei den Hasenbabys. schlug sie außerdem noch vor. Vielleicht halfen ihre Ideen dem Hausherrn weiter? Tilla kräuselte die Nase. Brix hat gesagt, sie schläft wie immer in ihrem Zimmer.. vielleicht ist sie müde vom Reisen und schläft schon? Eigentlich wollte sie gar nicht länger Corvinus gegenüber stehen, weil sie immer noch sauer auf ihn war. Sie raffte sie Laken neu zusammen, zupfte an Hektors Hand und streichelte den Teppich. Komm, Hektor, gehen wir die Herrin suchen... und unterwegs bei ihrem cuibiculum vorbei. Tilla tat die ersten Schritte um Corvinus herum, wartete auf Hektor.

  • "Ja, gar- so ähnlich wie eine Dirn- ehm huh? … Gardine heißt das doch oder?! ", entgegnete ich etwas verdutzt auf Tillas Frage hin. Wie genau herum man den Teppich aufhängte, wusste ich freilich nicht und so versuchte ich mit den Schultern zu zucken. Was aber nicht ging, wegen des blöden Teppichs auf meinen Schultern … pardon! .. Wegen meiner geliebten und verehrten Dirn- …ehm Herrin natürlich!


    Weiter konnte ich mich aber nicht mit Tilla beschäftigen, da ja der Hausherr direkt vor mir stand und schon ganz ungeduldig mit den Füssen tippelte. 8)


    Du meine Güte ja! … Ja! Natürlich deine Nichte, wen denn sonst? Hielt er mich für etwas beschränkt? Womöglich - So wie ich gerade herum druckste auch kein Wunder. Andererseits - Hallo!?!? Für solche extremen Situationen war ich eindeutig nicht ausgebildet worden! ... Betrunkene oder pöbelnden plebs meiner Herrin vom Leib halten-, Bewaffnete entwaffnen und anschließend niederstrecken-, anstürmende Horden Wilder zurückschlagen … Ja, für so was war ich da! Aber eindeutig nicht dafür, eine junge Patrizierin - noch dazu eingewickelt in einem Teppich - an ihrem geliebten Onkel vorbei zu schmuggeln. Ach, warum veranstalteten wir gleich nochmal den ganzen Aufstand? Ganz genau! Wegen dem blöden 'Aua' an ihrem Fuß. "pfff..."


    Während ich immer noch da stand und nach einem Ausweg für mich und der Aurelia suchte, hatte der Römer bereits selbst mit der Suche begonnen. Kalt! Ganz kalt … Nein, nein im Arbeitszimmer ist sie nicht! wollte ich schon rufen, doch das ließ ich besser mal bleiben. Die Geduld des Hausherrn schien ohnehin schon überstrapaziert zu sein und sein schneidendes 'NA' brachte mich dann endlich in Bewegung. Das war schließlich die Gelegenheit, mich von hier zu verdrücken.


    "Ja Herr, natürlich. … Ich werde sie schleunigst suchen gehen und zu euch bringen! … Bis später dann Tilla!", entgegnete ich hastig, machte schleunigst einen Schritt rückwärts und wollte mich eben umdrehen, da ….


    … stieß ich mit der Ferse an diese verflixte Kiste, welche die Sklavin gerade vorhin über das kostbare Fussboden-Mosaik geschleift hatte.


    Und ausgerechnet hinter mir musste diese ungeschickte Sklavin die Kiste stehen lassen! "Argh … beim Hintern des Zeus!", fluchte ich und konnte mein Straucheln gerade noch abfangen, in dem ich mich mit meinem Hintern auf die Kiste setzte. Ein beherzter Griff an den Hintern meiner Herrin sollte verhindern, dass sie mitsamt dem Teppich nach hinten über kippte. Was mir kurzzeitig auch gelang, doch durch das Gewicht (wobei meine domina natürlich leicht wie eine Feder war) … also allein durch das Gewicht des Teppichs zog es den selbigen nun unweigerlich gen Erde.


    Und so konnte ich es leider nicht mehr verhindern, dass die Teppichrolle über meine Oberschenkel hinweg auf den Boden plumste und sich dort immer weiter entrollte … "ups" Wen haben wir denn da? … Ich erstarrte und konnte mein Grinsen gerade so verbergen.


    Es sah zumindest lustig aus …

  • Ach? Es sah also lustig aus?... Nun für gewöhnlich gehören ungeschickte Sklaven bestraft und ausgepeitscht! ... Immer und immer wieder hatte Prisca, in ihrem stickigen Gefängnis, diejenigen Sklaven verflucht, die sich diese blöde Idee ausgedacht hatten. Und das waren somit Alle - Jawohl!


    Aber nun kam sie aus ihrer Lage nicht mehr heraus und musste - wohl oder übel - in diesem dunklen und muffigen Versteck ausharren. Bäh! … pfff … pfff … bäh, pfff diese verdammten Flusen und Teppichfäden… ich hab die Nase voll ...und den Mund und in den Ohren auch. Außerdem bekomme ich kaum Luft … Ein Bad! Oh, ein Königreich für ein Bad … Warum dauert das so lange Hektor?!?! …. Nun mach schon, lass mich endlich da raus … Hoffentlich hat sich der Aufwand wenigstens gelohnt und niemand bemerkt meine Unpässlichkeit.


    Tja, Wunschdenken und tausend andere Gedanken schossen der Aurelia durch den Kopf. Natürlich allen voran der Wunsch, endlich ihren Onkel und die übrige Familie wieder zu sehen. Aber noch hatte Prisca ganz andere Sorgen. ... und so kam es dann, wie es kommen musste - und etwas anders, wie sie es sich vorgestellt hatte.


    "Aua! …was? …au! ", Was passiert jetzt mit mir? Keuchte Prisca erschrocken auf, aber von da an ging alles zu schnell. Sie drehte sich ein paar mal um sich selbst und dann wurde es schlagartig hell.


    "Oh? …" Ein erstes verdutztes 'Oh' entrang sich Prisca´s Kehle, als sie direkt auf das Paar Füße vor ihrem Gesicht starrte, die wiederum in sehr edlen Sandalen steckten. "Oh oh …" Langsam wanderten die Augen der jungen Aurelia an der Gestalt nach oben, über das edle Gewand (war das gar eine Senatoren-toga?) hinweg bis hinauf zu dem Gesicht, welches etwas verwundert zu ihr herunter blickte. Oh nein!!!! Herrje mein …"Oh …Oooh .. Oh … nkel?! …"Nachdem Prisca den Vokal lange genug in die Länge gezogen hatte, kam völlig überraschend die richtige Antwort die gleichsam wie eine Frage klang.


    Ich bin am Ende, was sag ich nur, was mach ich jetzt, wie erklär ich ihm das bloß?..."Willst du mir nicht endlich aufhelfen? … Ich glaub, ich hab mir den Fuß verstaucht"Genau! Gar nicht lange erklären, erst einmal fordern und Zeit gewinnen … Aufhelfen lassen, um den Hals fallen und alles weitere dann ...


    Prisca setzte auf die Schnelle ihr bezauberndstes Lächeln auf, gepaart mit einem unschuldigen und hilfesuchenden Blick, streckte die Aurelia auch schon die Hand nach ihrem Onkel aus. ... Wenigstens habe ich jetzt nachweislich einen driftigen Grund für mein 'Aua' ...


    [SIZE=7]edit = TippEx, wie so oft - leider[/SIZE]

  • Endlich kam Bewegung in die beiden, allerdings nicht wie beabsichtigt. Während Tilla um mich herumtänzelte, stolperte Hektor rücklings beinahe über die Kiste, welche die beschränkte Sklavin genau hinter ihm stehen gelassen hatte. Ich verdrehte die Augen und schloss sie dann entnervt. Der Grieche verlor im gleichen Moment den Teppich, der mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug und begann, sich zu entrollen. Mit gerunzelter Stirn entdeckte ich schließlich zunächst ein Paar sich drehender Füße und dann plötzlich Prisca. Die im Teppich verborgen gewesen war. Ich blinzelte und runzelte unverständlich die Stirn. Augenblicklich kam mir Cleopatra in den Sinn, selbst einen Vergleich mit dem trojanischen Pferd zog ich hinter der Stirn. Dann aber war die Freude größer, Prisca zu sehen, und ich ging zu ihr hin, die beiden Sklaven und den Rest schlichtweg ignorierend.


    "Prisca!" Selbstverständlich half ich ihr auf, zog sie in der gleichen Bewegung in eine fest Umarmung, bei der ich kurz die Augen schloss. "Es ist so schön, dich wieder hier zu haben... Wie geht es dir?" Die letzte Frage stellte ich ihr, als ich ihr wieder ein wenig Luft gelassen und eine Armlänge von mir geschoben hatte. Kritisch wie über die Maßen zufrieden, musterte ich sie. Ihr Haar war länger als ich es in Erinnerung hatte, und auch ihr Teint wirkte frischer. "Und was soll diese Maskerade?" fragte ich, doch keineswegs missbilligend, sondern schlichtweg in Unverständnis. "Kannst du gehen? Bist du hungrig, hast du Durst? Es gibt viele Neuigkeiten."

  • Hektor wollte nicht mit ihr mitkommen und sie selbst wollte nicht länger in der Nähe vom streng wirkenden und waltenden Corvinus stehen sondern ihren Auftrag endlich erledigen. Sonst würde Brix sie wieder foppen oder unwahre Geschichten erzählen... oder anderes.


    Tilla war daher schon fort, als Hektor rückwärts über die Kiste stolperte und nahm an, dass es einer von den Sklaven war, die diesen Krach veranstalteten. Sonst hätte sie die Aurelierin Prisca ebenso stürmisch begrüßt wie Hektor den Bartträger und Pferdeflüsterer.


    Auf leisen Sohlen betrat sie das Schlafzimmer der Herrin, begann die Laken auszubreiten oder besser mit ihnen zu kämpfen, bis diese glatt und sauber feststeckten. Während sie sich noch abmühte kam Soffchen dazu und erledigte den Rest. Tilla half wo ihr sie konnte und schaute einmal mehr zu, wie man ein Bett einer hohen Frau machte. Achja.. die Begrüßungsüberraschung fehlte! Flink rannte sie aus dem Schlafgemach zu den Sklavinnenunterkünften, holte etwas eingewickeltes aus ihrer Truhe und rannte den ganzen Weg zurück. Ganz außer Atem kehrte sie zurück. Das Schlafzimmer war leer und keiner zu sehen. Hm, wo stellte sie die Überraschung am besten auf? Am besten da wo Prisca immer ganz lange saß. Tilla wickelte die lange Kerze mit den eigenhändig eingeritzten Hasenbildern aus dem Tuch und stellte sie in eine tiefe Schale neben dem Schminkspiegel. Das sah gut aus... hoffentlich würde sich die ältere Frau über das Geschenk freuen. Mit einem zufriedenen Lächeln verliess Tilla die Gemächer..

  • Oh ja! Das sah durchaus lustig aus wie die Herrin ihrem Onkel direkt vor die Füße purzelte. So lustig, dass ich angestrengt die Lippen zusammenpressen musste um nicht los zu lachen. Tillas plötzliches Verschwinden bemerkte ich daher erst als die Kleine bereits, mit wehenden Laken hinter einer der vielen Säulen verschwand. Wahrscheinlich lief sie in das cubiculum meiner domina, um dort das Bett für sie herzurichten. Nur - dorthin würde ich mit Sicherheit jetzt nicht gehen. Aber 'Verschwinden' war schon mal das richtige Stichwort.


    Auf die rührende Wiedersehens-Szene der Herrschaften konnte ich jedenfalls gut verzichten und wie es schien, war ich für die beiden augenblicklich sowieso wie Luft. … Gut, sehr gut! Hoffentlich vergessen die beiden dann auch, dass ich es war der den Teppich hat fallen lassen.


    So leise wie möglich schlich ich mich, über den kostbaren Mosaikboden davon und machte mich auf den Weg zu den Unterkünften. Vielleicht treffe ich dort ja Tilla, dann kann ihr in Ruhe das Geschenk überreichen …

  • ~
    Von allen Legenden, die sich um das Leben der Königin vom Nil ranken, ist die Geschichte ihrer ersten Begegnung mit Julius Cäsar vielleicht die schönste.
    Über der Stadt Alexandria liegt Dunkelheit, als ein kleines Boot unbemerkt im Hafen festmacht.
    Ein Mann trägt einen Teppich zum Königspalast und auf ein Zeichen hin wird er eingelassen.
    Kurz darauf rollt er das Bündel vor dem römischen Feldherrn aus, der mit der Absicht ins Land gekommen ist, den andauernden Streit um den ägyptischen Thron zu beenden:
    Zu Cäsars Füßen liegt eine junge Frau ...
    ~


    … so wie Prisca augenblicklich vor ihrem Onkel am Boden lag und das Bild dieser Szene spontan vor ihrem geistigen Auge erschien. Das ihr Onkel in diesem Moment genau den gleichen Gedanken hatte, konnte die Aurelia ja nicht ahnen. Und auch wenn - das allein hätte ihr sicher nicht viel geholfen zu erklären, warum sie sich - wie Cleopatra - in einen Teppich hat einwickeln lassen. Doch in den folgenden Sekunden stellte niemand diese Frage, auch der schmerzende Fuß und alles andere waren völlig vergessen.


    Prisca ließ sich von Marcus aufhelfen und folgte gerne seiner innigen Umarmung. Mit einem leisen Seufzer drückte sie sich ganz nah an ihren Onkel und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sie kämpfte mit den Tränen der Freude und das wiederum war nicht gespielt. Viel Zeit war vergangen seit sie abgereist war und das wurde ihr erst jetzt so recht bewusst. "Ja es geht mir gut. Nur der Fuß tut ein wenig weh, aber das ist egal. Ich bin sehr glücklich wieder hier zu sein. Bei dir und der Familie … ", antwortete Prisca dann mit einem leicht verklärten Blick, als Marcus sie wieder etwas von sich schob und sie sich in die Augen sahen. Er sieht gut aus. Ist er am Ende gar schon …? Nein, oder doch? Mit der Flavia! Ich hab das doch damals im Theater genau beobachtet, wie verliebt sich die beiden angesehen haben. Und wo ist Minervina, Helena und all die anderen? … Aber sehe ich da nicht auch wieder die Sorgenfalten, die er schon vor meiner Abreise hatte? Was mag ihn gerade beschäftigen. Bei den Göttern, was hab ich wohl alles versäumt? Tausend Fragen! Und nur ein Mund um sie zu stellen … unmöglich! ...


    Und jetzt frägt mich mein Onkel auch noch ob ich was essen will. Natürlich hab ich Hunger und Durst! ... "Nein nicht jetzt! Ich platze gleich vor Neugier Marcus! Es sind sooo viele Neuigkeiten, nun erzähl doch schon! Nein warte, lass mich dir zuerst … Au!" Prisca sprudelte nur so voller Ungeduld, wollte alles gleichzeitig erfahren und ausgerechnet da belastete sie wieder ihren verletzten Fuß.Ungeschick! Mit einem leichten Seufzer rettete sich die Aurelia zurück in die Arme ihres Onkels und sah gleich wieder, verlegen lächelnd zu ihm hoch. Oh, das mit der Maskerade sollte ich ihm ja auch noch erklären. Ach ich sag einfach ...


    "Cleopatra?! … Du kennst doch sicher die Legende von ihrem ersten Treffen mit Julius Cäsar?! … Ehm ich dachte, ich überrasche dich vielleicht auf die gleiche Art und Weise. … Ach übrigens, sieh mal hier! Diesen Teppich* habe ich mitgebracht, gefällt er dir?", versuchte Prisca ihr Missgeschick irgendwie zu überspielen, in dem sie auf das kostbare Mitbringsel deutete.



    (*Auf dem kunstvoll geknüpften Teppich war - umrandet von Ornamenten aus gewobenen Goldfäden - das Bildnis eines zeitgenössischen Gelages zu sehen. Zwei, zueinander stehende Klinen, auf denen ein halbnackter Mann und eine Frau lagen und sich gegenseitig mit Trauben fütterten, während ihnen ein Sklave - von der Seite kommend - ein Tablett mit weiteren Köstlichkeiten dar bot).

  • Ein leises Uff entwich meiner Brust, als Prisca sich so an mich drückte. Täuschte ich mich oder bebten ihre Schultern? Als sie wieder vor mir stand, nutzte ich die Gelegenheit und sah an ihr hinab auf die Füße. Welcher von beiden schmerzte wohl? Doch da sprach sie bereits weiter und rang mir mit ihren ehrlichen Worten ein Lächeln ab. Prisca war wie eh und je. Flüchtig dachte ich an das kleine verzogene Mädchen zurück, das damals nach Germanien gebracht worden war. Sie hatte sich so sehr verändert... Und sie sprudelte wie ein Wasserfall. Amüsiert hob ich eine Braue, runzelte jedoch augenblicklich die Stirn, als sie bekundete, dass ihr etwas weh tat, und dann wieder gegen mich sank. Ich hielt sie fest. "Was hast du denn gemacht mit deinem Fuß?" wollte ich verwundert von ihr wissen. "Caesar? Ja, natürlich...aber Caesar und Cleopatra waren ein Paar. Ich hätte nicht erwartet, dass du...ehm... Geht es wieder?...Der ist für mich?" Ich besah mir den Teppich nun genauer, hielt Prisca dabei aber immer noch gestützt. Er zeigte ein herrliches und ganz modernes Motiv, und soweit ich mich erinnern konnte, konnte niemand in meinem Bekanntenkreis ein solches Schmuckstück seinen Besitz nennen - was vermutlich auch daran lag, dass ich mich gar nicht an einen ebenbürtigen Teppich erinnern wollte. "Er ist sehr schön, Prisca, wirklich. Vielen Dank! Wir werden gemeinsam überlegen, wo er hinkommt, ja? Aber jetzt suchen wir uns erst einmal ein Plätzchen zum Setzen für dich. Und irgendwer soll uns etwas zu essen bringen, reden kann man schließlich auch währenddessen und du - hast du abgenommen?" Ich zuckte mit den Schultern und überlegte nicht lange. Flugs hatte ich Prisca hochgehoben und strebte mit ihr auf das triclinium zu, ganz so, wie ein Bräutigam seine Braut tragen mochte.


    Im triclinium angekommen, setzte ich sie auf einer Liege ab und erteilte irgendeinem Sklaven die Weisung, etwas zu essen und zu trinken zu beschaffen, und nach möchlichkeit einen kühlen Wickel für Priscas Knöchel. Vor ihr kniend half ich ihr, die Sandale auszuziehen. "Wie ist denn das passiert?" fragte ich sie mit einer Sorgenfalte auf der Stirn.

  • Der schmerzende Fuß schien ihrem Onkel fast mehr Sorge zu bereiten wie Prisca selbst, denn kurzerhand wurde sie von ihm gepackt, hoch gehoben und in das triclinium getragen. Prisca lachte vergnügt auf, legte den Arm um Marcus und drückte sich ganz vertraut an ihn. Mochte jeder dabei denken was er wollte, für Prisca waren es einfach nur liebevolle Gesten unter Verwandten und so einen Trage-Service genoss sie selbstverständlich sehr. "Vielen Dank Marcus. Du darfst mich gerne öfters so tragen. Das schont nicht nur meine Füße sondern auch meine Schuhe … ", scherzte Prisca ausgelassen und sah Marcus dabei verschmitzt in die Augen. Auf seine Fragen antwortete sie allerdings nicht sofort, sondern ließ sich erst einmal zu der kline hin tragen, wo Marcus sie sehr behutsam absetzte. Seine Hände fühlten sich angenehm sanft an, vor allem als er ihr netter Weise aus der Sandale half und sich um ihren Knöchel kümmerte.


    Fasziniert sah Prisca ihm dabei zu und hätte sich fast verschluckt bei der Frage, ob sie denn abgenommen hätte. Was??? Heißt das ich war ihm vorher zu dick? Will er damit etwa sagen, dass ... "Ehm, wieso, … gefalle ich dir so nicht?", entgegnete Prisca mit unterschwellig vorwurfsvoller Stimme und sah Marcus - nach Komplimenten haschend - tief in die Augen. Aber nur kurz, dann huschte ihr Blick weiter über sein Gesicht. Dabei bemerkte sie diese Sorgenfalte auf seiner Stirn, die ihren Onkel besonders süß aussehen ließ und deshalb fügte die Aurelia schnell noch an: "Du sieht jedenfalls gut aus Marcus und es freut mich, dass dir der Teppich gefällt. … Was hältst du davon, wenn wir ihn gleich hier im triclinium aufhängen? " Die Szene passte zumindest gut, fand Prisca, wobei das Bild sicher ein etwas intimeres Mahl darstellte. Zwei Personen, wie damals Cäser und Cleopatra und jetzt Prisca und Marcus … und eben in diesem Moment wurde auch schon das Essen herein gebracht.


    Einer der Sklaven, der ein großes Tablett mit Obst auf der Schulter trug, stellte sich dabei allerdings etwas ungeschickt an und stolperte über seine eigenen Beine. Scheppernd landete das Tablett auf dem Boden und das Obst rollte in alle Richtungen davon. Ein Apfel schaffte es sogar bis direkt vor die Füße der Aurelia. Der Anblick des stürzenden Sklaven und wie er mit den Armen gerudert hatte war einfach köstlich! "Ups!", kommentierte Prisca das Ungeschick nur und konnte ein belustigtes Kichern nicht zurück halten. Ob das bei mir auch so komisch ausgesehen hat? Ich hoffe nicht … und wehe dem, der da gelacht hätte. Natürlich hätte Prisca einfach die ganze Wahrheit sagen können, warum sie sich im Teppich versteckt hatte. Tat sie aber nicht. Ihre Stimmung war gerade so gut, dass sie Marcus ein wenig necken wollte. Vielleicht lenkte ihn das auch von dem ungeschickten Sklaven ab, der sich gerade mühsam wieder vom Boden aufrappelte und verzweifelt um Vergebung bat.


    "Ach übrigens, das mit dem Teppich, ... dachtest du da viellleicht ich wolle dich verführen, so wie es die Königin vom Nil bei Cäsar gemacht hat? Zu dem Zeitpunkt waren die beiden jedenfalls noch kein Paar … ", erinnerte Prisca ihren Onkel wieder an seine Worte von vorhin und zwinkerte ihm mit einem verführerischen Lächeln zu. Doch gleich darauf grinste sie noch frecher: "Apropos verführen! Wie weit ist es denn mit dir und der Flavia?" - Ob die Frage zu indiskret ist? Aber ich muss endlich wissen, was seit dem Theaterbesuch so alles passiert ist, schließlich hatte Prisca absoluten Nachholbedarf was familiäre Angelegenheiten betraf und neugierig war sie ja schon immer.


    … von den Ereignissen, die sich bis dahin zugetragen haben mochten (oder noch nicht) und dem damit verbundenen Schicksal der Flavia, wusste Prisca ja nichts ...

  • Ihr einen gespielt säuerlichen Blick zuwerfend ob dieses Kommentars, zog ich dabei eine Grimasse und legte die schmale Sandale auf den Boden. "Mir scheint, im Norden gehen die Uhren anders", bemerkte ich schnippisch und zwinkerte Prisca zu, als ich mich erhob und neben sie setzte. Ich verzichtete natürlich nicht darauf, ihr einen Arm um die Schultern zu legen. Was freute ich mich, dass die villa seine gute Seele endlich wieder zurück hatte - und ich mit ihr meine kleine große Nichte!


    "Was? Doch, natürlich. Ich wollte damit sagen... Was ich damit sagen wollte, ist, dass..du schon so lange fort bist, dass ich dich um ein Haar nicht mehr erkannt hätte", beendete ich den Satz, der mich beinahe in die Bredouille gebracht hätte. Oder hatte er? Natürlich fand ich Prisca nicht zu dick oder zu dünn. Sie war genau richtig, ob sie nun zehn Pfund mehr oder weniger gehabt hätte. Schließlich war sie meine Nichte. Da zählten die inneren Werte...mehr... Aus diesem klebrigen Gedankenkonstrukt half sie mir glücklicherweise heraus. Den Kommentar bezüglich meines Aussehens überging ich einfach. "Hier? Hmm..." Gedanklich schob ich den Öllampenhalter ein wenig nach rechts und machte links Platz bei der minoischen Vase und ihrem Sockel. "Du hast recht, wir sollten ihn hier aufhängen." Ganz sicher wäre das Motiv auch appetitanregend. Welcher Art auch immer der sein mochte. Ein Scheppern und fliegende Apfelschnitzen lenkten mich ab. Verwundert verfolgte mein Blick einen kullernden Pfirsich, der unter der Liege verschwand, dann warf ich dem Sklaven einen Blick zu. Er hatte sich scheinbar nichts getan und rappelte sich bereits wieder auf. Meine Brauen neigten sich einander zu - und ich war verwundert, dass es diesmal nicht das Soffchen war, das Mist gebaut hatte. der Sklave sammelte hastig das Obst vom Boden und war dann zu seinem Glück so gescheit, es zurück in die Küche zu tragen und auszutauschen, statt es uns erneut darbieten zu wollen.


    "Ich muss gestehen, dass ich keinen Gedanken daran gehegt habe, auch wenn es mir jetzt, da du es erwähnst, selbst einleuchtend erscheint, so gut wie du aussiehst. Ehm, erholt. Und derlei." Ich Schmunzelte Prisca an, zumindest, bis mir das Lächeln aus dem Gesicht fiel. Die Flavia. Ich seufzte. "Wir waren verlobt." Eine Pause. "Lass uns später darüber reden, ja?" Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schließlich noch nicht, dass Celerina noch lebte. "Erzähl mir lieber, wo du überall gewesen bist und was du besichtigt hast, ja? Ich habe deine Briefe regelrecht verschlungen, wenn denn welche kamen. Caius ging es sicher ganz genauso..."

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