Auf der Suche...

  • ... nach einer gutmütigen Seele, die ihn vielleicht während seiner ersten Tage hier in der Hauptstadt der Welt, da es durch aus nicht sonderlich leicht war, sich in einer so großen Stadt wie dieser von dem einen auf den anderen Tag zurecht zu finden, zu Beginn ein wenig unter die Arme greifen könnte, schreifte Quintus Philo durch die Viae der Stadt. Es war keineswegs ein Vergleich zwischen seiner Heimatstadt, denn dort war ihm schnell jede Gasse und jeder Winkel bekannt. Obwohl er auf seinen Reisen die größeren Städte Griechenlands wie Athenae gesehen hatte, war dieses Erlebnis für ihn unvorstellbar. Er hatte zwar schon viele in Patavium davon sprechen gehört, dass Roma von der Art sei, doch nun vermag er es endlich mit einen Augen sehen zu können.


    Und endlich war er da. Er war gerade angekommen und hatte schon so viel vor. Fragen oder Fragen, Orte die er aufsuchen möchte und dies nicht nur zum Zwecke der Stadtbesichtigung. Doch wo fängt man am besten an? Die Meinung eines Einheimischen einzuziehen scheint wohl die beste Lösung zu sein, und so ging Quintus Philo eine Via nach der anderen entlang, um endlich auf jemanden zu stoßen, der ihn wohl weiterhelfen könnte.


    Da hinten am Ende der Via sah er plötzlich jemanden. Diese Person schien ihm wohl am geeignetsten, machte einen offenen und ehrlichen Eindruck, sodass er sich näherte und sprach:


    "Salve, ich hoffe nicht zu stören. Mein Name ist Quintus Philo aus Patavium und ich bin seit einigen Tagen aus Graecia nach Roma gereist."


    Quintus Philo wartete die Reaktion seines Gegenübers ab, bevor er weiter sprach. Wollte er überhaupt mit ihm reden oder gar ihm helfen? Es wäre nicht das erste mal gewesen, dass er von garstigen Römern ignoriert wurde. Doch dies muss wohl eine andere Eigenschaft einer Großstadt sein...

  • Blau war gefragt in diesem Winter, und zwar in allen Schattierungen und Nuancen. Wie ein Gletscher aus den Alpen wollte man aussehen, und das erreichte man zudem, indem man schneeweiße Felle zu langen Schals verarbeitete und sich um den Körper schwang. Epicharis hatte gleich zwei solcher Felle erstanden, die angeblich von einem Tier namens Iltis stammten, das weiter oben im Norden lebte. Nicht gerade billig waren die Schals gewesen, aber Aristides hatte sich als großzügig erwiesen, und Epicharis fand, dass diese weißen Fellschlangen ganz famos zu ihren neuen Stolas und Tuniken passte. Nordwin war einer derjenigen, die die Ehre hatten, Epicharis' Einkäufe sicher nach Hause zu tragen. Und dorthin waren sie gerade auch unterwegs, als ein Mann sie ansprach.


    Epicharis wandte sich um und beäugte den Menschen, Nordwin trat neben sie und bemühte sich, wie immer, grimmig dreinzusehen. "Du störst nicht, Quintus Philo aus Patavium", erwiderte sie ebenso höflich wie der Fremde. "So? Dann willkommen in Rom. Kann ich dir denn irgendwie weiterhelfen?" Erkundigte sie sich, da der Fremde nach seiner Vorstellung nicht direkt weitersprach. Sicher wollte er nach dem Weg fragen oder etwas in der Art. Wenn man neu in Rom war, konnte die Stadt mit ihren Gassen und Sträßchen schließlich ganz schön für Verwirrung sorgen.

  • Quintus Philo musste leicht grinsen, unterdrückte es jedoch sofort, um keinen falschen Eindruck zu erwecken, doch diese Art von Offenheit ließ ihn sofort an seine Heimat erinnern. Hatte er etwa Heimweh? Es schien anfangs, als würde jedes noch so kleine Detail ein weiteres Bild aus seiner Erinnerung in seinem Kopf erzeugen, und das, obwohl Quintus Philo sich geschworen hatte, hier nach Roma zu kommen, um das in seinen griechischen Studien Gelernte nun endlich zur Anwendung kommen zu lassen.


    Vermutlich konnten die beiden Damen ihm wirklich endlich weiterhelfen. Diese Chance musste er nutzen, er dachte noch einmal nach, welche seiner vielen Fragen er zuerst stellen sollte und sagte:


    "Gratias vobis ago! Ich bin auf der Suche nach einer presiwerten Insula, denn ich wohne zur Zeit noch bei einem alten Freund meines Vaters."


    Wer weiß, wann er schließlich rausgeschmissen wird, wenn er weiterhin so viel Stress machen würde bezüglich seiner ganzen Planungen. Doch der alte Scaevola hatte ihn und seinen Sklaven durch aus gut aufgenommen.


    "Sie sollte für den Übergang ausreichend sein, bis ich genug Geld verdienen werde. Vermutlich werde ich versuchen, eine Ausbildung zum sacerdos zu beginnen. Das wäre auch schon das nächste..."


    Doch da unterbrach seine innere Stimme ihn selbst... Immer mit der Ruhe. Eine gewisse Linearität der Fragen sollte wohl doch eingehalten werden und nicht in riesigen Brocken auf die doch auffälligen blauen Schals geworfen werden, welche der jungen Frau durchaus standen. Es ist merkwürdig, dass die Frauen in Patavium wohl weder Ahnung von Mode haben, noch irgendwann im Verlauf der Zeit diese haben werden.

  • Epicharis, die nur blaue Stoffe und weiße Schals gekauft hatte, nicht aber trug - immerhin war es noch Herbst, und die herbsliche Mode war geprägt von Terracotta und Laubgrün - legte nun den Kopf ein wenig schief und bedeutete Nordwin, ihrem Leibwächter, mit einem Blick, aich zurückzuhalten. Der Hüne trat auch tatsächlich ein wenig zur Seite und hin zu den anderen Sklaven, die hinter und um Epicharis herumstanden und Schachteln und Taschen trugen. Der Fremde fragte sie indirekt nach einer Wohnung, was Epicharis doch verwunderte. Sah sie denn so aus, als würde sie in einer Insula wohnen? Prüfend blickte sie an sich herunter und befand: nein. Weder die pastellfarben-dezente Stola in erdigem Orange, noch die cremefarbene Palla oder die raffiniert mit Perlen verzierten Sandalen aus Rehleder ließen sie wirken, als würde sie sich gerade einmal eine Insula leisten können. Aber, so sagte sie sich, der Mann war wohl kein Römer, sonst wäre ihm dies sogleich ins Auge gestochen. So versuchte sie, darüber hinwegzuschauen.


    "Verstehe ich dich richtig und du fragst, wo du hier Räume anmieten kannst?" fragte sie nach, denn Quintus Philo hatte bisher keine konkrete Frage dahingehend gestellt. Er schien außerdem ziemlich aufgeregt zu sein, denn schon sprang er zum nächsten Thema und bewegte Epicharis' Braue damit, sich ein wenig zu heben. "Priester? Ich dachte immer, dass nur römische Bürger Priester werden können. Aber da gehst du am besten zur Regia, da helfen sie dir sicher weiter." Vielleicht hatte sie sich auch geirrt. Aber so recht glauben mochte sie es nicht, denn welcher Nicht-Römer konnte sich schon mit voller Inbrunst den Göttern widmen?

  • Er war ein wenig irritiert über ihre Reaktion. Hat er etwas falsches gefragt? Vermutlich hatte Quintus Philo seine Verzweiflung, sich hier in dieser Stadt irgendwie zurecht zu finden, bei dem Anblick der Dame so gut unterdruckt, um nicht erneut einen zu hilflosen Eindruck zu erwecken. Doch andernfalls wäre es vielleicht deutlicher geworden, dass nach einer gewissen Zeit der Ahnungslosigkeit er nicht mehr weiter gezielt nach potientiellen Antwortgebern suchen konnte, zumal in dieser Via eh kaum jemand entlang spazierte. Eine böse Absicht, dachte sich Quintus Philo, war allerdings nie hinter seiner Frage gewesen, falls er seine Gegenüber auf welche Art und Weise auch immer verärgert haben sollte.


    "Als sacerdos publicus kann man nur den Göttern dienen, wenn man das römische Bürgerrecht besitzt, doch auch ohne kann man als discipulus bei den Priestern anfangen."


    Von der Regia hatte Quintus Philo schon mal etwas gehört. Er blickte zur Seite und schaute, wo sich denn schon wieder Apollonius rumtrieb.


    "Apollonius! Notieren..."


    Ob er das wohl richtig verstanden hatte?

  • Apollonius... Apollonius.... Apollonius??? Hatte ihn etwa jemand gerufen? Oh, dominus Philo. Wie durch einen Blitz getroffen kam Apollonius aus seinen Gedanken wieder zurück in die Realität. Es schien ihm, als wurde er gar nicht war genommen worden zu sein, doch er konnte sich nicht erklären, ob dies an der Tatsachen gelegen hat, dass er so verträumt herumstand, oder dass er ein Sklave war. Nichtsdestotrotz hatte er seine Schreibtafel und seinen Griffel fest in den Händen und war bereit aufzuschreiben, was ihm diktiert werden würde.


    Er begann zu schreiben:


    Regia Cultus Deorum --> petitio descepdiscipuli sacerdotum publicumorum


    Ach immer diese Rechtschreibung, Apollonius wusste genau, dass sein Herr darauf großen Wert lag. Dies ist wohl der größte Vorteil einer tabula, man kann das Wachs mit der erwärmten flachen Seite des stilus wieder glätten und seine Fehler korrigieren.

  • Huch, wo kam denn der plötzlich her? Epicharis hatte den zweiten Mann gar nicht gesehen. Verstohlen hielt sie nach weiteren Ausschau. Auf ihre Frage antwortete Quintus Philo nicht, stattdessen erteilte er ihr eine Lektion in Sachen Cultus Deorum. Natürlich wusste Epicharis, dass man auch als Peregrinus bei einem Priester in die Lehre gehen konnte. Aber irgendwann war auch die Schule mal zu Ende, und wenn sich Philo dann nicht das Bürgerrecht verdient hatte, würde er eben nicht befördert werden. So dachte sie sich das und runzelte dann die Stirn. "Ja, das schon... Nur wie willst du die Civitas erlangen, wenn du als Priesterschüler arbeitest?" Sie zumindest hatte noch nie von jemandem gehört, der sie damit erlangt hätte. Es sei denn, man suchte sich einen ziemlich guten Patron. Dann blieb einem vielleicht erspart, in der Verwaltung oder im Militär ziemlich ranzuklotzen. Aber wenn er eh dem Kult beitreten wollte, sollte er sich vielleicht jemanden suchen, der dort auch tätig war. Aurelius Corvinus kam ihr in den Sinn, ihr Arbeitgeber. Und der hatte schließlich keine schlechte Stellung inne. Oder Gracchus. Jemand anderen kannte sie ohnehin nicht. Aber es war auch nicht an ihr, Quintus Philo zu raten, sich einen Patron zu suchen. Und was er sonst noch wissen wollte, blieb ihr verborgen, denn er sagte schließlich nichts weiter dazu. Ein wenig ratlos stand Epicharis inmitten ihrer Sklaven, die wiederum ihre Einkäufe trugen, und wusste nicht so recht, was sie von diesem Mann und seinem Begleiter halten sollte.

  • Genau das war sein Ziel, dachte er sich. Quintus Philo ersehnte sich zurück an seine frühe Jugend, wie sein Vater, der eifrig das versuchte, was er aufgrund seiner Krankheit und folglich eingeschränkter Mobilität nicht erreichen konnte, bei seinem Sohne zu fördern, um ihm die Möglichkeit eines besseren Lebens zu gewähren. Anfangs noch bei einem Privatlehrer, lernte er bei diesem Schreiben und Lesen. Auch Griechisch brachte der magister ihm bei. Bis er sich aufmachte, um für ganze vier Jahre durch Graecia zu ziehen, um dort in den verschiedensten Städten die berühmtesten Männer zu hören, um von ihnen zu lernen. Nach dieser Bildungsreise sollte ihm das Leben in dieser Großstadt vielleicht leichter fallen, zumindest erhoffte er sich das. Nichtsdestotrotz war er überalles gewillt, eines Tages die civitas verliehen zu bekommen.


    "Industriam virtutemque demonstrato, hatte man mir in Griechenland zu Herzen gelegt. Ich weiß allerdings nicht, inwieweit die Theorie hier von der Praxis abweicht."


    Es schien ihm anfangs, als wäre dies eine Möglichkeit, durch Fleiß und Tatkraft an das römische Bürgerrecht zu gelangen. Lag er da flasch? So langsam kam er ins Zweifeln. Dennoch war er ihr durchaus dankbar über jede Information, die sie ihm gab.

  • Epicharis wurde aus dem Mann nicht schlau. Ein wenig ratlos sah sie ihn an. Zwar musste er schon einiges an Ehrgeiz besitzen, um sich im CD das Bürgerrecht erarbeiten zu wollen und das auch zu schaffen, aber warum genau er sie nun angesprochen hatte, wollte ihr nicht aufgehen. So stand sie ein wenig ratlos zwischen ihren bepackten Sklaven und wusste nicht recht, was sie dazu sagen oder ob sie nicht einfach gehen sollte.


    "Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben", sagte sie schließlich. Mit der Materie kannte sie sich schließlich auch nicht weiter aus, immerhin war sie nicht nur Bürger, sondern gehörte als Patrizierin dem römischen Adel an. Und nun, da sie eine Flavia war, sogar einer bekannten Kaisergens. Sie wartete noch einen Augenblick auf die Antwort - oder eine Frage-, dann würde sie dem Fremden noch einen schönen Tag wünschen und sich abwenden.

  • Sim-Off:

    Sorry, für die späte Antwort


    Zwar konnte ihm nicht so weitergeholfen werden, wie er es sich erhofft hatte, doch der Tipp, sich bei der Regia zu melden, würde ihn auf jeden Fall einen kleinen Schritt weiter bringen. Und dafür war er ihr auch dankbar.


    "Vielen Dank für deine Auskunft. Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr deiner Zeit beraubt."


    Philo verneigte sich und befahl möglichst unauffällig seinem Sklaven Apollonius, dies ebenfalls zu tun.

  • Sim-Off:

    Auf mich hast du ja auch warten müssen ;)


    "Nein, das hast du nicht. Ich hoffe nur, du findest, was du suchst. Es tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte", erwiderte Epicharis ein wenig ratlos und zuckte mit den Schultern. Die Sache mit der Wohnung hatte er gar nicht noch einmal angesprochen, obwohl sie ihn danach gefragt hatte. Naja, vielleicht war es auch nicht so wichtig gewesen, überlegte sie. Ein letztes Lächeln warf sie dem Fremden zu, dann deutete sie mit einem nachdrücklichen Blick der versammelten Mannschaft hinter, neben und um sich herum an, dass sie nun weitergehen würden. Und so machten sich Epicharis und ihre Sklaven über einen kleinen Umweg bei Guccius schließlich auf den Heimweg zur Villa Flavia.

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