Falco auf den Spuren von Miror

  • Sofort nachdem ich vom Praefectus Urbi den Auftrag erhalten hatte, mich auf die Spuren von Miror zu begeben, begann ich mit der Planung meines Vorgehens. Ich würde zunächst umfangreiche Recherchen betreiben müssen. In den Archiven der Cohortes Urbanae würde ich alles über Miror, den Tod von Hungaricus´ Neffen Syrius und weiteren damit in Zusammenhang stehenden Ereignissen finden, was dazu bisher überhaupt bekannt war. Der Präfekt hatte mir die Zugangsgenehmigung zu diesen Archiven für alle im Zusammenhang mit diesem Fall stehenden Informationen erteilt.


    Wenn ich die zu diesem Fall vorhandenen Akten erst einmal ausgewertet hatte - erfahrungsgemäß eine langwierige und staubige Angelegenheit - würde ich wissen, welche Ansatzpunkte mir zur Aufklärung der mysteriösen Vorgänge zur Verfügung standen. Langsam konnte ich dann beginnen, den Schleier um Mirors Person zu lüften. Der Mann war bisher ein einziges großes Geheimnis.


    Ich wußte bereits, das zwischen Miror und dem Princeps Prior der Cohortes Urbanae, Gaius Flavius Catus, ein Zusammenhang bestand. Die Frage war nur, worin dieser Zusammenhang bestand, was die beiden miteinander verband.


    Wenn dieser Catus nur aufzufinden wäre. Dann könnte ich ihn dazu befragen und vieles wäre einfacher. Aber er schien spurlos verschwunden zu sein und es war kein Hinweis zu erhalten, warum und wohin.

  • Die ersten spärlichen Hinweise zu Miror in den Akten der CU waren ungefähr 3 Monate alt. Zu diesem Zeitpunkt oder kurz vorher mußte er auch plötzlich in Rom aufgetaucht sein. Woher er kam und was er hier wirklich vorhatte, dies lag noch weitestgehend im Dunkel. In der kurzen Zeit seines Aufenthaltes hier in Rom hatte Miror aber bereits eine beachtliche Blutspur hinterlassen. Und er war sicherlich nicht als unbeschriebenes Pergamentblatt hier aufgetaucht...


    Nachdenklich legte ich die zuletzt gelesene Schriftrolle zurück ins Regal und zog die nächste hervor. Vorsichtig blies ich eine dicke Staubschicht von der Pergamentrolle, bevor ich sie langsam aufrollte. Die Luft hier drin im Archiv der CU war furchtbar trocken.

  • Wie von Hungaricus gefordert, erfüllte ich vorwiegend tagsüber meine normalen dienstlichen Aufgaben in den CU und ging meinen Ermittlungen hauptsächlich nach Dienstschluß nach. Im Rahmen des regulären Dienstes erfüllte ich vorwiegend Aufgaben im Wachdienst und vervollkommnete im Rahmen der militärischen Übungen meine Kenntnisse im Stadtkampf. Zu Patroillen dagegen wurde ich kaum eingesetzt, damit mein größter Vorteil gewahrt blieb und mich die Verbrecherwelt nicht als Angehörigen der CU kennenlernen konnte.


    In der militärischen Ausbildung war ich jetzt längst soweit, um anderen Angehörigen der CU etwas beibringen zu können. Meine bereits vor dem Einschreiten der militärischen Laufbahn regelmäßig absovierten Übungen im Fechten und in der waffenlosen Selbstverteidigung und die doppelte Grundausbildung in der Legio I und danach noch einmal bei den CU erwiesen sich als unschätzbarer Vorteil gegenüber anderen Soldaten. So erwarb ich mir schnell die Achtung und Anerkennung meiner Kameraden und natürlich auch meiner Vorgesetzten.


    Meine Einteilung für den normalen Dienst erfolgte so, das mir trotzdem genügend Zeit für die Erfüllung meines Auftrages verblieb. Ich vermutete, der Präfekt hatte dem für die Diensteinteilung Verantwortlichen einen dezenten Hinweis dazu gegeben. Über meinen eigentlichen Auftrag und meine Funktion hier bei den CU verlor ich gegenüber den anderen Soldaten und meinen Vorgesetzten kein Sterbenswörtchen. Es fragte mich auch niemand, denn die CU waren eine Elitetruppe und jeder der hier war, wußte was Verschwiegenheit bedeutete und wie wichtig sie für die Sicherheit eines jeden Einzelnen war.

  • Gerade hatte ich den Bericht über die Ermordung von Servius Vinicius Syrius, dem Neffen von Hungaricus, zu Ende gelesen. Bereits im Gespräch mit dem Praefectus Urbis hatte ich deutlich gespürt, wie dieser an seinem Neffen gehangen hatte und wie ihn dessen sinnloser Tod bedrückte, ohne das Hungaricus dabei ein Wort über seine Gefühle verloren hätte.


    Ich dachte über das soeben gelesene nach. Das Hauptziel des Mordanschlages schien eindeutig Syrius gewesen zu sein. Natürlich hatten Miror und die von ihm gedungenen Mörder beabsichtigt, auch die beiden Männer die mit Syrius am Tisch gesessen hatten, zu ermorden. Dies war aber gescheitert. Der eine der beiden anderen war Catus gewesen oder welcher Name auch immer sein richtiger sein mochte. Der andere, ein wichtiger, bedeutender und einflußreicher Mann. Nicht umsonst waren die Akten zu diesem Vorgang als streng geheim klassifiziert und nur Dank der mir von Hungaricus erteilten Sondergenehmigung hatte ich überhaupt Einblick darin nehmen dürfen.


    Aber sein Hauptziel hatte Miror in dieser verrufenen Spelunke mitten in der Suburba erreicht, Syrius war ausgeschaltet worden. Und zwar bevor er etwas über den geheimnisvollen Alten sagen konnte, der hinter Miror stand. Syrius schien den Namen des Mannes gekannt zu haben und er hatte für dieses Wissen mit dem Leben bezahlt. Das Geheimnis mit in den Tod genommen.



    Ich schwor mir, die Bluttat an Syrius zu rächen und nicht eher zu ruhen, bis Miror gefaßt und von einem Gericht für dieses Verbrechen und seine zahllosen anderen Untaten zur Verantwortung gezogen werden konnte. Aber noch vielmehr wollte ich jetzt das Geheimnis um die Identität des Alten lüften, der hinter Miror stand. Denn genau betrachtet war auch Miror nur ein Handlanger, ein Befehlempfänger. Die eigentlichen Fäden in diesem Spiel zog der geheimnisvolle Alte.

  • Ich hatte jetzt genug gelesen, das Durchforsten der Akten zu den bisherigen Vorgängen war beendet. Die Fakten kannte ich nun und ich hatte genügend Anhaltspunkte. Der Plan über mein weiteres Vorgehen war fertig, in meinem Kopf. Jetzt würde ich die Sicherheit des Castra Praetoria verlassen müssen, um in diesem Fall weiter voranzukommen. Ab jetzt würde es auch für mich gefährlich werden. Immer gefährlicher, je mehr ich über Miror und den Alten in Erfahrung bringen würde, wenn sie erst anfingen zu spüren, das sich die Schlinge um sie zusammen zog...


    Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg.

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