Das Officium des Senators Sedulus

  • Sie nickte nur nachdenklich und überlegte sich bereits, wie sie diesen Auftrag umsetzen sollte. Mit Sicherheit würde es nicht gerade einfach werden, aber man wäscht schließlich an seinen Aufgaben.


    "Das war es erst mal!" meinte sie und erhob sich.


    "Ich werd mich dann mal anderen Dingen zuwenden!" meinte sie leichthin und ließ ihren Onkel dann allein in seinem Arbeitszimmer zurück. Auf direktem Wege ging sie erst einmal in ihr Zimmer und ließ Elissa zu sich rufen. Schließlich gab es nicht nur einen Brief zu schreiben, sondern auch ein kleines Fest zu veranstallten.


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    Gundhraban Türsklave


    Der Sklave führte die Dame zum Büro des Sedulus, klopfte an und kündigte sie auch an.


    "Dominus, Aelia Vespa möchte mit euch sprechen!" sagte er und machte Platz um sie einzulassen.

  • Sedulus hing über einigen Arbeiten als ein Sklave daher kam. Eigentlich wollte er ja nicht gestört werden aber als er den Namen hörte... Das war doch die Freundnin von seiner Frau? Und was war mit Paulina? Bzw. wo war sie wenn Vespa hier war? Irgendetwas stimmt hier nicht und Sedulus bekam ein ganz flaues Feeling in der Magengegend.


    Ich lasse bitten!


    Und nickte dem Sklaven zu.

  • Vespa war dem Sklaven gefolgt und stand nun vor der Tür. Hier wartete sie nun darauf eingelassen zu werden. Es dauerte einen kleinen Moment bis sie eintreten durfte. Nachdem der Sklave zur Seite getreten war, ging die Aelierin durch die Tür und schlug nun die Kapuze vom Umhang zurück. Auch wenn sie es nicht wollte, würde man wohl dennoch sehr deutlich merken, dass etwas geschehen war. Gestern war sie zurückgekehrt und heute war sie nun hier.


    "Salve Sedulus. Ich danke dir, dass du mich empfängst."


    Dann schwieg sie wieder. Was sollte sie denn sagen? Gleich mit der schlimmen Nachricht herausrücken oder drum herum reden und warten? Sie wusste es nicht und daher schwieg sie vorerst.

  • Sedulus hatte sich beim Eintritt der Vespa von seinem Platz erhoben und trat auf diese zu um sie zu begrüßen.


    Salve Aelia Vespa. Du bist die Freundin meiner Frau und von daher jederzeit in diesem Hause Willkommen.


    Sedulus versuchte zu lächeln was ihm aber nicht wirklich gelang.


    Komm setz dich doch. Was führt dich zu mir? Ich dachte du und Paulina wärt unterwegs?


    Ob etwas passiert war, daran wollte Sedulus erst gar nicht denken und fragte auch erst gar nicht dannach.

  • Sehr gern nahm sie Platz. So konnte sie nicht mehr stehen, hatte das Gefühl, dass ihre Beine bald ihren Dienst versagen würden. Um innere Ruhe bemüht, atmete sie kurz tief durch ehe sie wohl nun mit der Sprache herausrücken musste.


    "Ja, das waren wir auch. Wir hatten eine sehr angenehme Fahrt zu eurem wirklich sehr schönen Landgut. Auf der Hinfahrt haben wir eine nette Rast gemacht und die Natur genossen. Allerdings war wohl etwas mit dem mitgenommenen Essen nicht in Ordnung. Am Abend ging es Paulina immer schlechter. Irgendwann wurde nach mir gerufen und ich ließ nach einem Medicus rufen..."


    Sie musste eine kurze Pause einlegen, weil sie schon wieder den Tränen nahe war und es sich doch nicht erlauben durfte. Auf der anderen Seite war ihre beste Freundin gestorben. Da durfte wohl auch sie mal nicht die typisch römische Frau sein.


    "Sie ist gestorben, weil sie etwas Schlechtes gegessen hatte. So wurde es mir gesagt. Anders konnte man es sich nicht erklären. Sie ist tot und nur ich war bei ihr."


    Kurz sah sie Sedulus an ehe sie wieder den Blick senkte und mit ihrer Beherrschung rang um nicht wieder erneut bitterlich weinen zu müssen. Das leise Schluchzen war alles was man in diesem Moment von ihr hörte.


    "Es tut mir leid euch diese Kunde überbringen zu müssen. Sehr leid."

  • Sedulus sah Vespa wie versteinert an als die ihm diese Hiobsbotschaft über das Ableben seiner Frau brachte. Er war nicht einmal in der Lage ihr etwas zu Trinken anzubieten, atmete sehr flach.
    Was ein Glück das er sich zuvor gesetzt hatte, sonst hätte es Sedulus die Beine unter den Füßen weggezogen. So also hatte sich sein Vater gefühlt als seine Mutter gestorben war. Nur bei ihr war es etwas anderst gelaufen, sie hatte den Tod seines Bruders Patientiam nicht verkraftet und hatte sich den Gerüchten zufolge das Leben genommen.
    So rang Sedulus nach Luft und sah die Freundin seiner Frau immer noch gefasst an.


    Was ist mit ihrem Leichnam geschehen?


    Mehr wollte er in diesem Moment nicht wissen.

  • "Ich habe die mitgereisten Sklaven angewiesen ihn zu reinigen und auf ihn gut zu achten. Er sollte erst einmal auf dem Landgut bleiben. Ich selbst bin gestern Abend erst hier angekommen und war nicht in der Lage gleich zu kommen. Deswegen habe ich es so früh wie möglich heute nachgeholt."


    Diese stoische Ruhe mit der sie das alles versucht hat zu organisieren, überfiel sie für dem Moment wieder. Aber nur während sie sprach.


    "Eure Sklaven warten praktisch nur auf weitere Anweisungen von dir."


    Welch bitterer Satz das so sagen zu müssen. Wie konnte Paulina das ihnen nur antun. Sie war einfach gegangen und hatte sie hier allein gelassen. Vespa konnte gar nicht beschreiben wie allein sie sich in diesem Augenblick fühlte. Damals als ihr Vater gestorben war oder vielmehr als er für tot erklärt wurde, fühlte sie eine eben solche Leere. Sedulus ging es vermutlich nicht anders. Es tat ihr einfach so unendlich leid.

  • Sedulus überlegte ob er die sterblichen Überreste seiner Frau selbst holen sollte, entschied sich aber dagegen. Er würde einen Sklaven schicken der sie nach Rom überführen sollte.


    Ich danke dir Aelia Vespa. Selbst in ihren letzten Stunden und ihrem Tod warst du ihr beigestanden wo eigentlich ich es hätte tun müssen. Du warst wahrlich ihre beste Freundin.


    Hat sie denn noch etwas gesagt bevor sie diese Welt verlassen hat?


    Mit müden Blicken sah Sedulus Vespa an.

  • Man musste ihr nicht danken. Paulina war doch ihre Freundin gewesen und für diese hatte sie es aus vollem Herzen gern gemacht. Sofern das Wort gern hier seinen Platz wirklich finden durfte.


    "Ja, natürlich. Entschuldige bitte. Ich habe...sie hatte gesagt, dass sie dich und eure Tochter sehr liebt. Dann...dann starb sie."


    Erneut begann Vespa zu weinen wo sie sich doch zu mühsam gerade beruhigt hatte.

  • Sedulus schüttelte ob der Entschuldigung Vespas leicht den Kopf. Sie brauchte sich für nichts zu entschuldigen.
    Dann stand er auf und ging zu ihr hin als sie anfing zu weinen. Sie hatte im Moment mehr Trost nötig als er. Er würde es ein andermal verarbeiten wenn er einsam im Bett lag und an seine Liebste denken mußte. Mehr machte er sich um die kleine Sabina sorgen welcher die Mutter genommen wurde. Was für eine beschissene Welt war das nur!


    Weine ruhig wenn du mußt. Wenn ich es könnte, so würde ich es auch tun.


    Versuchte Sedulus Vespa zu beruhigen und überlegte sich schon sie in den Arm zu nehmen.

  • Es brauchte einen Moment bis sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte und nicht mehr nur schluchzte. Dann sah sie den Mann ihrer Freundin an und bemerkte, dass er bisher wirklich recht gefasst wirkte. Wahrscheinlich das gleiche Phänomen wie bei ihr. Sie hatte gestern funktionieren müssen und der große Zusammenbruch kam dann erst zu Hause als sie Ruhe hatte. Er musste nun auch funktionieren und hatte keine Zeit genauer darüber nachzudenken. Es war da nur ungerecht jetzt ihn mit ihrer Trauer zu belasten.


    "Sie bat mich auch ein Auge auf Sabina zu haben. Wenn du es erlaubst, möchte ich ihr gern so etwas wie eine Tante sein. Ich habe Sabina sehr lieb gewonnen und würde den Wunsch deiner Frau sehr gern erfüllen."


    Das zu sagen war ihr mehr als komisch, aber auch das hatte sie nun getan und über sich gebracht.

  • Die Stimme des Sedulus`war nun nicht mehr so fest und er kämpfte auch schon mit sich selbst. So schluckte er den dicken Klos welcher sich in seinem Hals breit gemacht hatte hinab.


    Natürlich kannst du so etwas wie eine Tante sein. Sie wird einiges an weiblicher Unterstüzung brauchen können.


    Auch zählte und baute Sedulus auf seine Nichte Calvena die für Sabina vielleicht so etwas wie eine große Schwester sein konnte.
    Sedulus schlurfte zurück zu seinem Stuhl auf welchen es sich fallen ließ.

  • Vespa nickte und dachte dann nach. Am Besten war es wenn sie jetzt wieder ging. So konnten sich beide beruhigen und erst einmal alles verdauen.


    "Das werde ich gerne sein und ihr da natürlich auch zur Seite stehen."


    Einen Moment schwieg sie ehe sie sich erhob.


    "Ich werde nun gehen. Du wirst sicher allein sein wollen."


    Sie ging wenige Schritte und blieb dann stehen um abzuwarten was Sedulus zu ihrem Vorhaben sagen würde. Es war unhöflich einfach zu gehen ohne eine Antwort abzuwarten, oder nicht?

  • Dafür bin ich dir jetzt schon sehr dankbar Aelia Vespa.


    Sedulus Stimme war tonlos geworden und sein Blick starr auf die Tür gerichtet.
    Als sich Vespa verabschiedete nickte der Senator.


    Ja in der Tat, ich wäre jetzt gerne alleine. Nochmals danke dafür das du hergekommen bist.

  • Der Tod von Paulina hatte die gesamte Familie getroffen und einige Tage lang war sie wie ein Mäuschen durch das Haus geschlichen um ihrem Onkel die Zeit der Trauer zu gönnen. Es war sicher nicht einfach für ihn, er schien wirklich glücklich gewesen zu sein. Calvena bedauerte es, dass sie nie ihre Tante hatte kennen lernen dürfen. Sabina, Sedis Tochter, hatte sich vor Kummer in ihrem Zimmer eingesperrt und hatte sich nicht heraus locken lassen. Sie hatte es versucht und war gescheitert. Aber so schnell würde sie nun nicht aufgeben.


    Doch nun gab es einige Dinge die sie leider nicht aufschieben konnte. Ihre ersten Planungen zu einem Fest in der Casa hatte sie bereits fertig, doch nun benötigte sie neben Gästelisten, auch ein Budget für das Ganze. Denn ohne Geld ließ sich leider nicht allzu viel, ausrichten.


    Etwas zögernd klopfte sie an und wartete ab.


    *klopf* *klopf*

  • Es dauerte eine Weile ehe eine Reaktion kam, in der Zwischenzeit starte sie die wand an und betrachtete leicht abwesend eines der unzähligen Mosaike und Bilder der Casa. Sie konnte sich gut vorstellen wie es ihrem Onkel ging und wenn es ihr Möglich gewesen wäre, hätte sie ihm gern etwas Trost gespendet. Aber Männer waren etwas Eigen in dieser Hinsicht, meist wollten sie keine Schwäche zeigen und schon gar nicht wirklich zugeben, dass sie jemanden vermissten. Zumal nun eine leicht gedrückte Stimmung herrschte, in der sonst schon ohnehin etwas kühlen Atmosphäre. Wurde Zeit das sich das etwas änderte und wohl auch Sabina, das arme Ding, aus ihren Schneckenhaus kam. Nur wie sie das anstellen wollte, wusste sie noch nicht. Leise seufzte sie und zuckte unmerklich zusammen, als sie dann doch herein gebeten wurde. Fast hatte sie erwartet, dass keine Reaktion erfolgen würde.


    Vorsichtig steckte sie wie immer nur erst einmal den Kopf rein und schenkte ihrem Onkel ein warmes Lächeln. "Störe ich? Wie gehts dir? fragte sie besorgt und hoffte nicht aufdringlich zu sein. Jeder ging nun einmal anders mit Trauer um.

  • Als Calvena ihren Kopf zum Zimmer hineinstreckte und Sedulus ein Lächeln schenkte, lächelte er zurück. Es war zwar ein müdes Lächeln aber ein ernstgemeintes. So winkte er seine Nichte ins Officium.


    Nein du störst nicht. Danke, den Umständen entsprechend.


    Er hatte seine Eltern verloren ohne groß über den Verlust trauern zu können weil er davon nichts wußte. Hier wollte er es anderst machen und tat dies auch.

  • Als erstes fiel ihr auf, dass Sedulus müde wirkte und auch etwas abgekämpft. Die letzte Zeit war mit Sicherheit nicht einfach gewesen. Er sollte sich mit seiner Tochter zusammen tun, ging es ihr durch den Kopf, das würde ihnen Beiden gut tun. Sie trat ohne Zögern ins Zimmer und nahm wie immer ihm gegen über Platz.


    "Du solltest mal nach Sabina sehen... sie kommt nicht mehr aus ihrem Zimmer..." äußerste sie vorsichtig und auch etwas besorgt. "Ich will dir nichts vorschreiben.... aber..." was sollte sie nur sagen, es schien fast alles unpassend in diesem Augenblick. Aber besser als einfach so zur Tagesordnung zurück zu kehren. Auch ein Fest konnte im Notfal verschoben werden.

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