atrium | MAC et Quintus Philo

  • Leone hatte den peregrinus zu den Sitzgelegenheiten am impluvium geführt und bot ihm nun nun, Platz zu nehmen.
    "Welche Angelegenheit darf ich melden?" wollte er noch wissen, denn den Namen hatte er sich gerade noch so merken können.

  • Der Sklave, vermutlich aus Africa stammend, wobei er auch gehört hatte, dass es solche auch in der Provincia Hispania geben soll, führte ihn höflich vom vestibulum in die fauces. Am impluvium angelangt standen Stühle frei, welche Quintus Philo angeboten wurden. Dankend nahm er Platz.


    "Melde ihm bitte, ein peregrinus aus Patavium interessiere sich für den Erhalt des römischen Bürgerrechts durch ein Patronat und für eine Ausbildung zum sacerdos publicus im Cultus Deorum."


    Dies sollten die wichtigsten Punkte gewesen sein, die Quintus Philo mit dem Herrn des Hauses zu besprechen hatte. Sollte ihm spontan noch etwas wichtiges einfallen, so würde dies wohl gerade nicht so dringlich erscheinen, dass der Skalve es ihm hätte melden müssen.

  • Leone, der dem Besucher zum Abschied den Kopf geneigt hatte, war hernach zu mir gekommen. Er hatte mich in der Bibliothek gefunden und mir berichtet, dass ein Mann namens Quintus Philo im atrium auf mich wartete, und so hatte ich die Schriftrolle sinken lassen, in der ich bis dahin gelesen hatte, um mich auf den Weg zum Empfang meines Besuchs zu machen.


    Durch einen Korridor betrat ich also das atrium und trat auf den Wartenden zu. "Salve, ich bin Marcus Aurelius Corvinus", stellte ich mich vor und setzte mich dem Peregrinen gegenüber. Meine Ämter erwähnte ich nicht, denn wenn er wegen dem gekommen war, was Leone mir ausgerichtet hatte, so würde er bereits darum wissen. "Man sagte mir, du hättest zwei Anliegen?" fragte ich nach und stellte mit einem Seitenblick fest, dass Leone nichts zu trinken angeboten hatte. Suchend blickte ich mich in der Empfangshalle um, um einen vorübergehenden oder wartenden Sklaven damit zu beauftragen.

  • Quintus Philo musste nicht lange warten, bis Marcus Aurelius Corvinus im atrium erschien. Dabei wusste er nicht, ob er das gut finden, da man sich hier anscheinend unverzüglich und reizend um seine Gäste kümmerte, oder eher schlecht finden sollte, weil nun keine Zeit mehr blieb, um die schöne villa der gens Aurelia im Detail zu betrachten, was Philo doch mit Vergnügen hätte tun wollen. Nichtsdestotrotz hatte er schon genug Zeit durch das Rumirren in der Stadt verloren, das ihm die schnelle Ankunft des Corvinus doch irgendwie recht war.


    "Salve, Marce Aureli Corvine, mein Name ist Quintus Philo aus Patavium und ich habe in der Tat zwei wichtige Anliegen."


    Der Sklave hatte ihm sicherlich schon seinen Namen und Herkunft genannt, doch es war Philo wichtig, sich noch einmal persönlich bei Corvinus vorzustellen. So pflegt man es nicht nur in seiner Heimat, sondern so wurde es ihm auch in vielen Rhetorik und Politikvorlesungen in Griechenland gelehrt.


    "Zum einen betrifft es den Cultus Deorum, in den ich mit größter Demut eintreten möchte, als discipulus eines sacerdos publicus hier in Roma. Doch nach Beendigung der Ausbildung kann ich leider - wer wüsste es nicht besser als du, septemvir - nicht ohne die civitas romana schließlich auch als sacerdos publicus anfangen, sodass sich daraus mein zweites Anliegen entwickelt"


    Philo war sich sicher, dass er keinerlei Probleme bekommen würde, was die Ausbildung anbelangte. Doch sein zweites Anliegen, welches ihn vielleicht doch etwas weiterbringen würde, war durch aus abhängig von seinem Gegenüber.


    "Da du, Marcus Corvinus aus dem Hause der Aurelier, nicht nur mit Leib und Seele als septemvir dein Leben den Göttern gewidmet hast, sondern auch alles für Rom geben würdest und du außerdem die jeweiligen Mittel hast, aus Reden auch Taten folgen zu lassen, möchte ich doch das Anliegen auszusprechen wagen, dass ich als dein cliens und du als mein patronus zu beginnen."


    Was dies für alle Beteiligten bedeuten würde, wollte er noch nicht anbringen, denn Philo wollte den Aurelier nicht überrempeln. Er wartete gespannt dessen Reaktion ab, um schließlich einschätzen zu können, ob er fortfahren könne oder nicht.

  • Zugegebenermaßen schmeichelten mir die Worte des Peregrinen ein wenig, andererseits ahnte ich auch, warum er seinen Honigpinsel auspackte. Ich war nun wachsam. Er wollte also dem Götterkult beitreten und wusste augenscheinlich bereits um die Schwierigkeit, die sich für den weiteren Verlauf seiner Karriere als Nichtbürger unweigerlich ergeben würde. Interessiert hörte ich auch sein zweites Anliegen an, kniff ein wenig prüfend die Augen zusammen und legte den Kopf um einen digitus schräg. Als er geendet hatte, umspielte ein Schmunzeln meine Mundwinkel. Er hatte sich wahrlich gut vorbereitet, sich die Worte sicherlich zurechtgelegt und hernach meisterlich vorgetragen. Nichtsdestotrotz stand die Frage nun im Raum, ob ich ihn als Klienten akzeptieren würde.


    "Bevor ich dazu Stellung nehme, gestatte mir, ein wenig mehr über dich erfahren zu wollen. Du kommst aus dem Norden Italiens, sagst du. Was ist geschehen, dass du die civitas romana nicht dein Eigen nennen kannst, dein Name klingt doch römisch? Erzähl mir ein wenig über dich, Quintus Philo." Gewiss hatte er Geschwister, suggerierte dies doch sein praenomen. Nur warum er kein römischer Bürger war, erschloss sich mir nicht.

  • Fürs erste schien Philo erleichtert, seine Anliegen dem Aurelier vorgetragen zu haben, wobei er zugeben musste, dass er sich das wahrlich schwieriger vorgestellt hatte. Doch vermutlich war es bloß seine Nervosität, die ihm anfangs einen Strich durch die Rechnungen zu machen versuchte. Erkannte Philo doch da etwa ein leichtes Schmunzeln? Er war einst überrascht und deutete dies augenblicklich als ein gutes Zeichen, doch je länger er darüber nachdachte, verwandelte sich in dessen Kopf dieses Schmunzeln in ein verachtendes Gelächter, vermutlich weil Corvinus solche Bitten, sei es, dass sie schlecht vorgetragen oder vielleicht ohne richtige Begründung dahingestellt worden seien, täglich anhören müsste und Philo nur ein Nachahmungstäter für ihn war. Schnell vergaß er all seine Gedanken, denn er musste aufhören zu schnell urteilen zu müssen. Genau das war seine Schwäche, die ihm schon einige Male nicht nur in Patavium, sondern auch schon in Griechenland im Weg stand. Doch dies war eine andere Geschichte.


    "Mein Großvater erzählte mir, er habe den Titus Livius gekannt, ein berühmter und erfolgreicher Geschichtsschreiber Roms, welcher wie ich aus Patavium stammte."


    Das interessante war, dass dieser keinerlei politische Erfahrungen hatte, doch nichtsdestotrotz es geschafft hatte, allein durch seine Werk "Ab urbe condita" in ganz Rom berühmt zu werden. Doch wem sollte er das erzählen, wenn ein durchaus kultivierter Römer vor ihm stand. Ein sehr erheiterndes Bild, wenn man sich vorstellte, ein einfacher Mann aus Patavium wollte einem römischen septemvir mit angesehenem Namen etwas beibringen - in römischer Geschichtsschreibung versteht sich.


    "Seither verbindet mich eine Menge mit Rom, und so sehne ich mich hierher zu kommen, das Bürgerrecht zu erhalten wie einst jener Geschichtsschreiber, und schließlich der Gens Livia, die seit dessen Tode nicht wieder aufblühen konnte, wieder zu neuem Ruhm zu verhelfen und meiner Heimatstadt aller Ehre zu machen."


    Doch ein Geschichtsschreiber wollte er nicht werden. Auch wenn er seine rhetorischen und philosophischen Fähigkeiten auf seiner vierjährigen Bildungsreise in Griechenland auf ein gewisses Niveau gebracht hatte, so schien ihm, war das Hervorbringen von Literatur erst im späteren Alter gut möglich, wenn man Erfahrung und Reife gewonnen hat. Vielleicht würde das Schriftstellerdasein - der Traum elegischer Distichen auf den Kaiser vielleicht - ihn irgendwann einmal packen. Doch dazu war noch genug Zeit.


    "Der erste Sohn meines Vaters starb in der Armee, eine Tochter gleich nach der Geburt. Meinem jüngeren Bruder steht noch vieles bevor, so möchte ich ihm vor allem ein Vorbild sein und mich zunächst einer Ausbildung im Cultus Deorum unterziehen. Ich denke nämlich, dass selbst die Politik nicht von der Religion zu trennen sei."


    Und bevor er sich vielleicht einmal doch in die Politik stürtzen würde, so sei ihm dennoch wichtig, eine richtige religiöse Ausbildung genossen zu haben.



    EDIT: Immer diese Rechtschreibung so spät am Abend...

  • Tatsächlicherweise kamen nicht täglich Bittsteller, um mich um ein Patronat zu bitten. Allerdings musste man einräumen, dass es in letzter Zeit auffallend mehr geworden waren, die mich dahingehend aufsuchten. Gestern erst hatte ich einen Brief von Decima Seiana erhalten, und vor ein paar Tagen hatte mich ein Pompeius gebeten, sein Patron zu werden. Auffallend hierbei war, dass auch Quintus Philo in den Dienst der Götter treten wollte.


    "Dann bist du in Patavium geboren worden und hast dennoch nicht die civitas romana?" hakte ich nach. Diesen Umstand verstand ich nicht, waren doch mit der lex Plautia Papiria vor beinahe zweihundert Jahren all jene mit dem Bürgerrecht ausgestattet worden, die südlich des Eridanos gelebt hatten. Später war mit der lex Pompeia de Transpadanis auch der Norden bedacht worden, wenngleich auch nicht derart konsequent.


    "Ah, ich verstehe. Ein hehres Anliegen, das du da hast", fuhr ich dann fort, nachdem er geendet hatte. Nun brachte auch endlich ein Sklave den georderten Wein, und bot ihn zunächst dem Gast, dann mir auf einem Tablett dar. Ich nahm meinen Glaskelch und hielt ihn zunächst locker in der Hand, ohne davon zu trinken. "Das ist sie nicht, da hast du ganz recht. Ehe ich in die Politik ging, war ich der Meinung, dass sich beide Bereiche strikt trennen ließen, aber inzwischen weiß ich, dass dies ein Irrglaube war." Ich trank einen Schluck Wein. "Dann hast du also vor, nachdem du eine Weile im Tempeldienst tätig gewesen bist, dich der Politik zuzuwenden und den cursus honorum zu absolvieren? Oder reizt dich die Ritterlaufbahn? Ich will ehrlich sein, erst jüngst ist ein sehr angesehener, tatkräftiger Mann nicht zum Senator erhoben worden, weil er nicht als römischer Bürger auf die Welt gekommen ist. Vielleicht wäre es günstiger, zum eques hinzuarbeiten." Mein Gegenüber wirkte vom Intellekt her nicht so, wie ich mir einen Peregrinen vorstellte. Allein aus diesem Grunde heraus war ich schon geneigt, seinem Anliegen zuzustimmen. Doch noch gab es Klärungsbedarf, und mein Urteil wollte ich erst ganz am Schluss fällen. "Verfügt deine Familie über genügend Mittel?"

  • Die vierjährige Bildungsreise in Griechenlang, über die Peloponnes von Olympia nach Argos, vom attischen Athen bis nach Itaca, die Reise schien kein Ende zu nehmen. Doch bis nach Asia hatte er es nicht geschafft. Man sagt, dort träfe man einige weitere bedeutende Philosophen, und auch die Bibliothek von Pergamon, als Gegenspieler zu Alexandria, soll von unvorstellbarer Pracht sein.


    "Res aliter se habet, denn mein Vater ziemlich bald nach meiner Geburts mit uns nach Griechenland zog. Für ihn stand damals fest, dass Achaia meine neue Heimat sein würde, doch dem war leider nicht so."


    Sein Herz schlug für Rom, denn nach dem Tod seiner Mutter, zog Quintus Philo mit seinem jüngeren Bruder bald wieder zurück nach Patavium zu seinem Großvater, welcher ihm die Nähe zur gens Livia als auch zur Verbindung zwischen Patavium und Roma erklärte. Turbulente Zeiten kamen auf ihn zu, und so kam es, unter dem Lauf der Zeit, dass ihm trotz seiner Geburt in Patavium die civitas romana fehlte.


    "Es war also mein Vater, der die civitas ablehnte, denn seit dem Tod seines ersten Sohnes, hegte er eine starke Abneigung gegenüber der römischen Armee, welcher ich möglichst fernbleiben sollte."


    Doch Philo ersehnte sich einen andere Weg.


    "Der Cursus Honorum reizt mich sehr, doch noch traue ich mich nicht daran. Ich bin ja noch nicht einmal eine Woche hier in Roma, da möge bloß noch niemand von einer politischen Karriere sprechen. So hast du doch noch nicht einmal mir das Patronat bestätigt oder veweigert, habe ich nicht einmal die Ausbildung begonnen oder gar irgendwie das Bürgerrecht erlangt und eine gens gegründet."


    Es schien Philo immer wichtig, alles gut im Voraus zu planen, doch merkte er plötzlich, dass er sich übernahm. Es bringt wohl nichts, um den heißen Brei herum zu reden, und so entschloss Philo sich dazu, die letzte Frage des Aureliers mir Ehrlichkeit zu beantworten, auch wenn er so vielleicht nicht allzu gut dastünde, wie er sich durch das Erdichten einzelner Unklarheiten oder Notlügen hätte darstellen können.


    "Ich möchte ehrlich zu dir sein, Marcus Aurelius Corvinus. Ich besitze nur das, was mir mein Großvater nach seinem Tod vererbt worden war. Wohl eine Menge, doch wahrlich nicht unendlich."



    Sim-Off:

    Oh Mann, mein Charakter hat ja Zeiten erlebt... hoffe es wird nicht noch komplizierter ;)

  • Sim-Off:

    Solange du dir das alles merken kannst :D
    Unter suum cuique > deine Tabulariumsseite > Charakterbeschreibung kannst du solche Dinge auch vermerken, das kann teilweise für dich selbst hilfreich sein :)


    Es war also eine der typischen Vater-Sohn-Geschichten, wie sich herausstellte. Zwar konnte ich nicht recht nachvollziehen, weshalb der Vater seinem Sohn die civitas versagt hatte - die Abneigung das Militär betreffend war ein Grund, der mich selbst niemals so weit gehen lassen würde - doch nun war das Kind nun einmal in den Brunnen gefallen, und das bereits vor sehr langer Zeit.


    Abschließend ließ sich also zusammenfassen, dass Vater und Sohn sich uneins gewesen waren, und dass der Sohn nun den Weg seiner Ahnen einschlagen und sich die civitas romana zurückverdienen wollte. Auch bestand irgendwann das Interesse, sich politisch zu betätigen, und wer wusste, ob jemand, der jetzt ein peregrinus war, später nicht vielleicht ein wertvoller politischer Verdündeter würde sein können? Dass er vermutlich kaum über Mittel verfügte, musste nichts heißen. Es gab viele equites oder gar homines novi, die sich binnen kurzer Zeit einen Namen gemacht hatten.


    Ich schwieg noch einen Augenblick lang, nachdenklich mit den Fingerkuppen einer Hand über das Kinn streichend, dann nickte ich andeutungsweise. "Also gut, Quintus Philo aus Patavium. Ich will dir gern dabei helfen, deiner Familie wieder zu einem Namen zu verhelfen." Was nicht nur zweideutig klang, sondern auch so gemeint war. "Natürlich wirst du dir vorerst kleine Ziele stecken müssen. Wir müssen den Kaiser auf dich aufmerksam machen, aber das geht nur, wenn deine Taten für dich sprechen. Ich werde sehen, inwiefern ich in deine Ausbildung eingreifen kann. Manius Orestes, einer meiner Vettern, ist Priester des Iuppiter. Gegenwärtig betreut er zwei Schüler, allerdings wird einer der beiden in Kürze seine Prüfung absolvieren. Das bedeutet, dass ich dich bei ihm unterbringen könnte. Präferierst du denn eine bestimmte Gottheit?" fragte ich.


    "Was deine finanziellen Mittel betrifft, mache dir keine Sorgen. Ich werde dich unterstützen, allerdings setzt das voraus, dass du dich an mich wendest, wenn du in einen Engpass gerätst. Ich schätze Ehrlichkeit und Offenheit an meinen Klienten. Du wirst aber nicht tagtäglich zur salutatio herkommen und Bericht erstatten müssen, dennoch wünsche ich natürlich, dass du mich über Veränderungen und Schwierigkeiten in deinem Leben informierst", fuhr ich fort und nahm einen Schluck Wein, ehe ich Philo kurz zulächelte. "Ist das mit deinen Vorstellungen vereinbar?"

  • Die vielen Pausen zum Nachdenken spannten Philo nur noch mehr an, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch als Corvinus schließlich sich bereit erklärte, ihm zu helfen, fiel ihm sprichwörtlich ein Stein vom Herzen.


    "Maximas gratias tibi ago, Corvine!"


    Die Hilfe des Aureliers und dessen Zusage kam genau richtig, denn noch wenige Wochen länger beistandslos in Roma zu bleiben, hätte Philo vielleicht eine enttäuschende Rückkehr in sein Heimatdorf gekostet.


    Das erste Ziel war geschafft, doch den Kaiser selbst auf ihn aufmerksam zu machen? Das konnte sich Philo überhaupt nicht vorstellen. Schien dieser doch immer so unantastbar und weitentfernt, dass selbst die bloße Näherung zu einer Fantasievorstellung werden würde. Corvinus hatte wohl durchaus recht, wenn er Philo dazu riet, sich kleine Ziele stecken zu müssen.


    "Es wäre mir eine Ehre, in den Tempeldienst des Apollo eintreten zu können."


    Auf die Ausbildung bei Manius Orestes freute er sich schon besonders. Es würde für ihn genau das richtige sein, um sich mit Ehrgeiz und Motivation dieser Aufgabe zu widmen. Was das Angebot über die finanziellen Mittel betraf, war er ihm besonders dankbar, wobei er dies vielleicht erst dann zu schätzen wissen wird, wenn Philo merkt, wie teuer der Lebenserhalt in der Hauptstadt der Welt wohl ist.


    "Marcus Aurelius Corvinus, du hast mein Wort, dass ich als dein Klient dir stets von mir berichten werde, sollte es etwas des Berichtes würdiges geben."


    Selbstverständlich war er mit diesen Vorstellungen zufrieden und Philo hoffte, ihm irgendwann einmal eine annähernde Hilfe als Dank sein zu können.

  • Ein schräges Schmunzeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab, als Philo mir beinahe überschwänglich dankte. Ein Nicken später streckte ich ihm meine Hand entgegen. "Dann besiegeln wir die Zusammenarbeit", sagte ich und wartete, dass er einschlug.


    Nachfolgend offenbarte er mir seinen Wunsch, Apollo dienen zu dürfen. Mir fiel der Claudier wieder ein, den ich zu einem Priester des Apollo gesteckt hatte. Wie hieß er doch gleich, Mummius? Vielleicht wäre es doch besser, Philo bei dem Claudier zu platzieren, das würde allerdings den Nachteil haben, ihm gegebenenfalls keine Schützenhilfe geben zu können. So verwarf ich den Gedanken wieder. Orestes würde ihm ein guter Lehrer sein. Erneut nickte ich Philo zu. "Sehr gut, dann verlasse ich mich auf dich. Hast du bereits eine Bleibe hier?" erkundigte ich mich, denn wenn er recht frisch aus Patavium kam, war er vermutlich nur in einem Gasthaus untergekehrt und suchte noch nach einer entsprechenden Behausung.

  • Philo streckte ebenfalls seine Hand aus, und beisiegelte so die Zusammenarbeit. Besser hätte es wohl für ihn nicht laufen können, Marcus Aurelius Corvinus gefunden zu haben. Ein durchaus hilfsbereiter guter Mann.


    "Zur Zeit wohnte ich bei alten Freunden meines Großvaters, die ich selber allerdings etwas merkwürdig finde. Sie waren zwar oft bei uns zu Besuch, doch nicht, dass ich irgendeinen Bezug zu ihnen hätte. Ich bin froh genug, wenn ich in der Stadt bin und mich etwas entspannen kann."


    Nervig wäre vielleicht das falsche Wort. Es war ja durchaus nett, dass sie ihnen für die erste Zeit die Unterkunft anboten. Dafür war er ihnen auch sehr dankbar, doch auf die Dauer kann das nicht so weiter gehen. Nicht nur, weil Philo sich gelegentlich etwas unwohl fühlte, wenn es beim Essen an Gesprächsstoff oder anderem fehlte, sondern auch, weil er sie möglichst bald von seiner Anwesenheit entlasten wollte. Es blieb schlicht und einfach ein Besucher.

  • Nachdenklich betrachtete ich meinen neuen Klienten. Seiner Antwort entnahm ich, dass es wohl nicht nur die Gastfreundschaft dieser Freunde war, die er nicht länger strapazieren wollte, sondern auch eine möglichst schnelle Eigenständigkeit, die er erreichen wollte. Mir fiel Horatius Pansa ein. Es wäre vielleicht gar keine schlechte Idee, ihm diesbezüglich einen Brif zu senden, überlegte ich. "Ich habe einen alten Freund, dem einige Wohnungen in der Nähe der horti maecenatis gehören. Das ist keine schlechte Wohngegend und sie liegt relativ zentral. Wenn du möchtest, spreche ich ihn auf freie Liegenschaften an. Ich könnte dir vorerst auch anbieten, hier ein Gästezimmer zu beziehen, allerdings glaube ich zu ahnen, dass dies nicht das ist, was du möchtest", schlug ich vor und lächelte kurz.


    "Was die Finanzen betrifft... Sobald du dich als discipulus verdingst, wirst du ein wenig Geld bekommen. Vermutlich wird das aber nicht reichen, dich über Wasser zu halten, bis du das Bürgerrecht erhalten hast. Wenn du etwas benötigen solltest, zögere nicht, mich das wissen zu lassen, Quintus Philo. Mit Horatius Pansa, dem die Wohnungen gehören, ließe sich auch sicherlich eine zufriedenstellende Lösung finden."

  • Es war genau so, wie es der Aurelier erkannt hatte. Philo wollte niemandem zur Last fallen, denn noch hatte er Geld, um sich irgendwie eigenständig über Wasser zu halten und diese Eigenständigkeit wollte er bewahren.


    Philo nahm nun endlich auch einen Schluck vom Wein, jetzt da fast jegliche Anspannung verloren gegangen ist.


    "Da hast du vollkommen recht, dennoch würde ich gerne auf dein Angebot zurückkommen. Wenn du doch deinen alten Freund mal befragen könntest, wäre ich dir sehr dankbar."


    So käme er endlich aus seinem Loch heraus. Und sollte Philo dann noch finanzielle Probleme bekommen, würde er sich mit Sicherheit melden. Ein wirklich gutes Gefühl.

  • Sim-Off:

    Entschuldige die Wartezeit


    "Sehr gut, dann werde ich das tun. Du kannst meinem scriba später deine gegenwärtige Adresse nennen, damit ich dich auch erreichen kann, sobald sich etwas ergibt in dieser Sache." Ich nickte untermauernd und hob den Becher, um mir Wein nachschenken zu lassen. Mit einem Wink gebot ich dem Sklaven, auch meinem Klienten nachzufüllen.


    "Nun, Quintus Philo aus Patavium. Ich weiß nicht recht, was du bereits über mich und meine Familie weißt. Meine beiden Neffen befinden sich gegenwärtig in der Politik, der ältere von beiden dürfte bald in den Senat berufen werden. Ich habe mich kürzlich mit einer Flavia verlobt, und auch meine Nichte wird jemanden aus dieser Familie ehelichen, einen guten Freund von mir. Gibt es denn etwas, das du gern wissen möchtest?" Wenn ich Offenheit und Ehrlichkeit verlangte, sollte ich schließlich auch bereit sein, dies zu geben, und das war ich.

  • Sim-Off:

    Ist in Ordnung :)


    Der Wein war hervorragend, doch Quintus Philo wusste nicht recht, ob es für ihn selbst nicht besser gewesen wäre, sich ihn vorher mit Wasser verdünnen zu lassen. Wer weiß, wieviel Wein heute noch kommen sollte.


    "Der Name der Aurelier fiel einst in einem Gespräch in Thessalien, als es um römische Angelegenheiten in Syria ging. Verzeih, wenn mir gerade nicht auf Anhieb der Name legatus augusti pro praetore dieser Provinz in den Sinn kommt..."


    Er fing etwas an zu straucheln. Sollte ihm das nun unangenehm sein, dass ihm dieser Name gerade nicht einfiel? Dabei hatte er schon so oft in Graecia diesen Namen gehört und gerade jetzt, wo er ihn hätte gebrauchen können, fiel er ihm nicht ein.

  • "Du meinst Aurelius Crassus", erwiderte ich. "Ihn habe ich nie persönlich kennengelernt, aber er muss ein wirklich bedeutender Mann gewesen sein." Immerhin hatten wir ihm unseren Stand zu verdanken. Seine Karriere war so steil verlaufen, dass er gehörig Eindruck geschindet haben muss bei Iulianus. Innerhalb kürzester Zeit war er in den Senat berufen und zum proconsul ernannt worden. Wie er das geschafft hatte, war mir heute noch ein Rätsel. "Meine Familie hat dann und wann besondere Individuen hervorgebracht, auch wenn wir uns nicht wie die Flavier oder Claudier rühmen können, einmal einen Kaiser gestellt zu haben." Mit besonders meinte ich nicht nur jene mit besonderen Verdiensten um das Reich, sondern auch ganz andere Individuen. Ich dachte dabei an Sophus oder Commodus, verschwieg das aber natürlich.


    "Nun, denke ich, sollten wir auf dein zweites Anliegen zu sprechen kommen. Apollo soll es also sein. Ich werde mich zweckes eines magister umhören und dein Anliegen weitertragen, Quintus Philo. Gehe davon aus, dass deine Ernennung zum discipulus in Kürze erfolgen wird. Ich erwarte dich in, sagen wir, einer Woche zur salutatio. Bis dahin sollte ich in Erfahrung gebracht haben, wer dich unterrichten wird und ob mein Freund eine Wohnung für dich hat. In Ordnung?

  • Quintus Philo wurde schnell bewusst, dass er hier wohl an eine durchaus angesehene Adresse geraten war. Bei dem Namen Aurelius ahnte er zwar schon das familiäre Ansehen, doch eine solche auctoritas wurde ihm erst jetzt klar.


    "In einer Woche werde ich wieder an den Toren der Casa Aurelia klopfen."


    So bestätigte er seinem Gegenüber deren Verabredung. Er hatte ursprünglich mit einer größeren Wartezeit gerechnet, doch eine Woche kam ihm da sehr gelegen. Die Zeit würde er wohl nutzen, die Stadt ein wenig besser zu erkunden. Vielleicht findet er ja irgendwo mal einen Buchhändler...


    Viel länger wollte er Corvinus nun auch gar nicht mehr aufhalten. Er trank noch die letzten Schlücke seines Weines aus und begann sich dann langsam zu erheben.


    "Marcus Aurelius Corvinus, ich danke dir für deine Gastfreundschaft und den Empfang. Deine Hilfe kommt mir sehr gelegen und ich nehme sie gerne an. Du hast nun allerdings schon genug Zeit für mich aufgebracht, als du es eigentlich hättest tun brauchen."


    Dankbar lächelte er Corvinus an.

  • Ein Nicken folgte auf seine Bestätigung. Später, wenn der Papierkram erledigt war, würde ich Pyrrus einen Brief diktieren. Er würde dann auch dafür Sorge tragen, dass jener Horatius Pansa noch am selben Tage zugestellt wurde. Wirklich höflich erschien mir mein neuer Klient. Als er sich erhob, hatte ich ein erfreutes Lächeln auf den Lippen. "In guter Gesellschaft kann man sich ruhig auch mehr Zeit nehmen", erwiderte ich. "Dann sehen wir uns in einer Woche wieder, und bis dahin werde ich hoffentlich die nötigen Informationen für dich haben, Quintus Philo. Mögen die Unsterblichen dich behüten."


    Der Sklave, der auch den Wein gebracht hatte, erbot sich nun mit seinem Vortreten, den Gast zur porta zurückzubringen, wo er seines Weges gehen mochte. Ich selbst zog mich, sobald mein Klient außer Sicht war, in mein Arbeitszimmer zurück, wo Livius Pyrrus, mein scriba personalis, bereits mit Griffel und Tafel bewaffnet wartete. Als ich eintrat, nahm er schnell die Füße vom Schreibtisch und sprang verlegen grinsend auf. Doch da ich heute einen guten Tag hatte, scholt ich ihn nicht, sondern ließ mich nur nieder und fragte ihn nach den dringlichsten Geschäften, die es an diesem Tage abzuwickeln galt.

  • Quintus Philo fand wohl endlich die Möglichkeit die Wachsmasken der Familie sich anschauen zu dürfen. Doch so ganz traute er sich nicht, einfach so durch die Gänge zu schländern, dies gehörte sich wohl nicht. Er blieb also im Atrium und ließ immer ein mal ein paar Blicke auf die Umgebung fallen, ohne irgendwie direkt zu lange hinzustarren. So wartete Philo, bis Corvinus zu ihm gelangen würde.

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