Causa Cooptationis Collegii

  • Die Reaktion des Pontifex Maximus war geradezu respektlos. Er tat ja gerade so, als würden die Pontifices ihn ärgern wollen! Dabei war Durus wie alle anderen (oder zumindest die allermeisten) vor allem an der Pax Deorum und dem Erhalt des Staates interessiert! Und in diesem Staat gab es gewisse Rangordnungen und mit jedem Amt waren nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten verbunden! Und zu denen des Imperator Caesar Augustus gehörte eben auch das Oberpontifikat, das sich auch um die neuen Pontifices zu kümmern hatte!


    Offensichtlich war er nicht gewillt, die Sitzung auch zu beenden, die er eigentlich leitete. Auch kamen keine anderen Tagesordnungspunkte, sodass Marcus Menenius Lanatus, der ehemalige Flamen Quirinalis und designierte Rex Sacrorum als rangnächster Priester zu Wort meldete.


    "Hat jemand noch irgendwelche Punkte, die es zu besprechen gilt?"

  • Da die üblichen kalendarischen Causae in diesem Monat bereits in einer vorherigen Sitzung waren abgehandelt worden, sonstig keiner der Pontifices sich zu Wort meldete, und auch der Pontifex Maximus wenig Interesse an der Erörterung weiterer Punkte zeigte, beendete Menenius schlussendlich die Sitzung - zeremoniell einwandfrei, doch nicht ohne dem Imperator die Gelegenheit zu lassen, einen eigenen Abschluss anzufügen, so ihm daran gelegen war, ehedem die Pontifices den Raum verließen.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es war bereits geraume Zeit vergangen, seitdem der betagte und hochangesehene Pontifex Myrtilus das Zeitliche gesegnet hatte (im Gegensatz zum Flamen Dialis, der sich trotz seines Siechtums noch immer trotzig an das Leben klammerte), doch noch immer hatte keine Kooptation stattgefunden. Schließlich hatte Durus sich nach dem intensiven Werben verschiedenster Kandidaten doch dazu durchgerungen, nun endlich eine Contio einzuberufen.


    Wie üblich begann sie mit einem Opfer an verschiedene Götter und den üblichen Zeremonien und Formalitäten. Dann aber kam der Tiberier auf den Anlass dieser Sitzung zu sprechen.


    "Pontifices!


    Wir alle wissen, dass schon seit längerer Zeit die Reihen unseres Collegiums geschwächt sind! Dort, wo unser geschätzter Collega Myrtilus stets gesessen hatte, ist ein verwaister Platz in unserer Mitte. Doch gerade in diesen Zeiten, da die Pax Deorum in größter Bedrohung ist, halte ich es für wichtig, dass wir stark sind.


    Aus diesem Grunde habe ich die Cooptatio auf die Tagesordnung gesetzt. Gibt es also einen unter euch, der einen geeigneten Candidatus vorschlagen möchte?"


    Natürlich hatte Durus bereits einen Kandidaten, aber einerseits war es wohl die Aufgabe eines anderen Collega, diesen vorzuschlagen, andererseits wollte er den Namen notfalls zu einem taktisch günstigeren Zeitpunkt bringen.

  • Die privaten Gespräche über eine Neubesetzung des vakanten Platzes in den Reihen der Pontifices hatten bereits einige possible Kandidaten hervor gebracht, und zu jedem von diesen hatte Gracchus sich ein Gegenargument überlegt, um seinem eigenen Vorschlag damit mehr Vorteil zu verschaffen. Zwar hatte Tiberius Durus während seiner Cena Vorbehalte eingeworfen, dass das Collegium zwei Mitglieder einer Familie in ihren Reihen nicht würde gerne sehen, doch schlussendlich war Piso nicht Gracchus' Bruder oder Sohn, sondern nur ein Vetter. Gracchus selbst hatte gehofft, der Beschluss über die Cooptatio würde sich noch ein wenig hinziehen bis Piso verheiratet war - denn unverheiratete Männer in das Collegium aufzunehmen, entsprach nicht den guten Sitten dieses Collegiums und darob auch nicht Gracchus' Intention -, doch würde er nun seinen Vetter nicht vorschlagen, mochte es Monate, wenn nicht gar Jahre dauern bis dass wieder ein Platz frei würde werden, und schlussendlich war die Ehe zwischen Piso und Aurelia Prisca bereits eine fest beschlossene Angelegenheit, nurmehr der zugehörige Ritus fehlte. Ehedem er jedoch seinen Vorschlag konnte einbringen, erhob Curatius Fistus das Wort.
    "Ich möchte Senator Gratidius Fullo vorschlagen."
    Curatius schien nicht fortfahren zu wollen, um dessen Vorzüge zu präsentieren, doch ohnehin wäre dies nicht möglich gewesen, sogen doch mehrere Pontifices scharf die Luft ein - auch Cornelius Scapula neben Gracchus -, wiewohl Duilius Verus sogleich Einwände erhob.
    "Ich bitte dich, Curatius, das kann nicht dein Ernst sein! Es ist kein Geheimnis, dass der Gratidier bei einigen von uns vorgesprochen hat, doch dass sich tatsächlich jemand von seinen Schmeicheleien und Beleidigungen bestechen lässt, das ist wirklich beschämend, nein, es ist geradezu ..."
    Er winkte empört ab und ließ das Ende seines Satzes offen. Ohnehin konnten wohl alle sich den Schluss des Satzes in etwa imaginieren - auch Curatius Fistus, den dies zu einem überaus verkniffenen Gesichtszug und pikiertem Schweigen veranlasste.
    "Ich stimme Duilius zu. Gratidius Fullo kann kein Kandidat für dieses Collegium sein, gilt sein Interesse doch nicht den staatsrömsichen Kulten, ganz zu schweigen von seinen Interessen an überaus bedenkli'hen Kulten."
    Ehedem weitere solch abstruser Vorschläge in den Raum würden geworfen werden, wollte Gracchus doch lieber seinen Vetter antragen.
    "Mein Vorschlag ist der Septemvir Aulus Flavius Piso, der sich nicht nur in seinem kultischen Amt überaus verdient gemacht hat, sondern auch in seiner zurück..liegenden Quästur bewiesen hat, dass er ein fleißiger, umsichtiger und tadelloser Römer ist. Es dürfte euch wohl bekannt sein - wiewohl ich es auch nicht verschweigen möchte -, dass Aulus Piso mein Vetter ist, und es mag euch in den Sinn gelangen, dass mir nur aus eben diesem Grunde an seiner Cooptatio gelegen ist. Doch gerade da er mein Vetter ist, sind meine Ansprü'he an ihn weit höher als an jeden anderen Mann, und ich würde ihn nicht empfehlen, wäre ich mir seiner Tauglichkeit nicht zweifel..los sicher."
    Allfällig wäre es vorteilhafter gewesen, seinen Vetter durch einen anderen Collegae - Scapula allfällig - vorschlagen zu lassen, doch erachtete Gracchus solcherlei klandestine Vorgehen weit mehr als Garant für Nepotismus, wiewohl er stets bereit war für seine Überzeugungen einzustehen, gleich ob diese auf seine Verwandten sich bezogen oder irgendeinen anderen Mann.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Als hätte Curatius Fistus die Gedanken seines Collega gelesen, meldete sich dieser sofort zu Wort:


    "Ist dein Vetter nicht ledig, Flavius?"


    Der Einwand war tatsächlich berechtigt und erinnerte auch Durus daran, dass er seit der schmächlichen Scheidung von Laevina noch immer nicht verheiratet war. Dass dies allerdings wohl daran lag, dass er mit Tiberius Ahala bereits einen Sohn und Erben hatte und sich dermaßen gekränkt gefühlt hatte, dass er sich kaum traute, eine neue junge Frau zu nehmen, waren ebenfalls starke Gründe - dennoch, ein Pontifex und Consular hatte verheiratet zu sein! Aber seine Ehe stand hier wohl nicht zur Debatte.


    "Seine Ledigkeit ist durchaus ein gewichtiges Argument, dennoch bin auch ich der Meinung, dass Flavius Piso ein geeigneter Pontifex wäre. Auch als Pontifex pro Magistro wurde mir immer wieder von seinem Fleiß berichtet, den er bei der Erfüllung seiner Aufgaben als Septemvir an den Tag legt. Gratidius Fullo hingegen hat sein Engagement für den Cultus Deorum bisher noch kaum unter Beweis gestellt!"


    "Immerhin gehört er den Fetialen an!"


    warf ein weiterer, jüngerer Pontifex ein, von dem der alte Tiberier absolut sicher war, dass er Fullo gekauft worden war. Wenn er sich recht erinnerte, hatte dieser sogar vor kurzem mit einer neuen Sänfte geprahlt, obwohl er ständig knapp bei Kasse war!


    "Ja, aber seine letzte Aktivität in diesem Amt war wohl die Mitwirkung bei der Kriegserklärung an die Parther! Und da war er noch ganz neu!"


    Dieses Auftreten lag tatsächlich schon unglaublich viele Jahre zurück, sodass Durus dem Einwand des Duiliers zustimmen musste. Dennoch schien die Fraktion des Gratidiers offensichtlich noch nicht aufgeben wollte.


    "Immerhin! Außerdem ist Gratidius Fullo zumindest schon Senator! Es entspricht auch der stolzen Tradition unseres Collegiums, uns nach Möglichkeit aus den Senatoren zu rekrutieren!"

  • "Nun, was die Einsprache in Hinblick auf die Ledigkeit meines Vetters betrifft, so kann ich euch beruhigen, da ein Konsens mit der Familie der künftigen Gemahlin bereits gefunden und seine Ehe darob be..schlossen ist. Im Grunde fehlt nurmehr die Formalität des Ritus, um diesen Schritt zu bekräftigen."
    Dass dieser Ritus nicht eben zwischen Tür und Angel wurde vollzogen, mochten wohl nicht allzu aberrant sein, da zwischen patrizischen Familien solcherlei kaum zu erwarten war, gegenteilig die Festivitäten gewöhnlich ausführlich geplant und vorbereitet, wiewohl in pompöser Art und Weise wurden gefeiert.
    "Was seine Erhebung in den Senat betrifft, so kann dies wohl glei'hsam nur eine Frage der Zeit sein, schlussendlich hat er seine Amtszeit als Quaestor Principis sehr zufriedenstellend ausgeführt."
    Da Gratidius' Einzug in das Collegium noch immer nicht von allen Seiten war abgelehnt worden, beschloss Gracchus nun doch jene brisante Information einzuwerfen, welche Annaeus Modestus während des Conviviums bei Tiberius hatte erwähnt, schlussendlich disqualifizierte dies den Senator doch eindeutig für ein Pontificat.
    "Sofern Gratidius Fullo hier tatsächlich weiterhin zur Debatte steht, sollten wir jedoch allfällig noch ein Mitglied aus dem Collegium der Quindecimviri anhören in Bezug auf die nicht allzu lange Zeit zurückliegende Hausdur'hsuchung der Casa Gratidia ob der Ausübung des Kultes des Baal-Ahriman. Gratidius' Tochter hat sich augenscheinlich mehr als über..mäßig damit beschäftigt, und es ist wohl fraglich, ob wir einem Mann, welcher nicht einmal dazu im Stande ist, seiner eigenen Familie die römischen Traditionen und Kulte näher zu bringen, die Verantwortung über staatli'he Kulte übertragen sollten."
    Der Vorwurf, Gratidius könnte gar selbst in diesem Kult sich engagiert haben, brauchte hierbei nicht einmal angesprochen zu werden, reichte die Beschäftigung seiner Familie damit doch gänzlich aus, wiewohl auch im anderen Falle nicht anzuraten war, dem Senator staatskultische Gewalt anzuvertrauen, so er nicht einmal seine Tochter konnte im Zaume halten, oder aber sie rechtzeitig aus Rom fortsenden, dass sie ihre obskuren Riten im fernen Hinterland irgendeiner Provinz mochte pflegen.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Als Gracchus die Geschichte mit dem fremden Kult erwähnte, fiel diese Neuigkeit auch Durus wieder ein - Annaeus Modestus hatte davon berichtet. Es war wirklich klug gewesen, dieses As bis zuletzt im Ärmel zu behalten. Wildes Gerede flammte auf, als die Pontifices sich über diese Neuigkeit austauschten.


    "In Anbetracht dieser Lage schlage ich vor, Flavius Piso als neuen Pontifex zu designieren, seine Erhebung jedoch erst nach seiner Heirat zu vollziehen. Wäre dies in euren Augen akzeptabel?"

  • Mit den Worten des pro magistro legte sich wieder ein wenig Ruhe über den Raum, einige Pontifices stimmten nur mit stummem Nicken dem Vorschlag zu, Cornelius Scapula neben Gracchus ergriff als erster das Wort.
    "Das scheint mir eine durchaus sinnvolle Vorgehensweise."
    Curatius blickte nurmehr pikiert vor sich auf den Boden, während Duilius ebenso zustimmte.
    "Ich bin dafür!"
    Und auch Gracchus pflichtete selbstredend dem bei.
    "Ich halte diesen Vorschlag ebenfalls für überaus opportun."
    Im Grunde war es so ihm noch weitaus genehmer als anders, wurde doch sein Vetter nicht nur in das Collegium berufen, sondern gleichsam auch den Riten genüge getan.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Auch die wenigen Gegner dieser Lösung mussten sich schließlich der Meinung der Mehrheit beugen, sodass Durus zufrieden feststellen konnte, dass er sich wieder einmal durchgesetzt hatte.


    "Ich denke, wir können uns die Abstimmung ersparen - oder gibt es noch Gegenmeinungen?"

  • Jede Stimme, welche nun sich noch würde erheben, würde zweifelsohne Gracchus' Unmut auf sich ziehen - obgleich dies nicht sonderlich großes Gewicht mochte haben -, so dass er seinen Blick durch die Reihe der Pontifices, Flamines und Beisitzer ließ schweifen, und als endlich bereits zu viel Zeit verstrichen sein mochte, um noch einen Einwand hervorzubringen, lehnte er sich zurück und ein sublimes Lächeln der Zufriedenheit umschmeichelte seine Lippen.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Tatsächlich hatte die Front der Flavier und Tiberier offenbar jede Gegenstimme verstummen lassen, sodass Durus zufrieden meinte


    "Dann erkläre ich es für beschlossen: Aulus Flavius Piso soll zum Pontifex erwählt werden, sobald er seine Verlobte geehelicht hat."


    Damit war alles geklärt und das Collegium wandte sich anderen Angelegenheiten zu.

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