Bereits auf dem Heimweg, nach dieser ominösen Vorstellung im Macellustheater hatte ich die Geschehnisse des Abends noch einmal Revue passieren lassen und ich fragte mich einmal mehr, wie ich es nur soweit hatte kommen lassen können. Wieder hatte ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen und riskierte damit meine ganze Zukunft. Mich mit einem Mann einzulassen, der nicht Corvinus war und der nicht meinem Stand entsprach. Eine Liaison, die keinen Nährboden hatte, noch bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte. Doch was hätte ich tun können, wenn ich von Amors Pfeil getroffen worden war? Nichts! Dagegen war ich machtlos. War es wirklich wahre Liebe, die in mir so plötzlich entbrannt war? Oder war es nur ein Strohfeuer?
Ich hatte meine Ylva zu diesem Lupanar gesandt, dorthin wo der Sergier auf mich wartete, um ihm mitzuteilen, daß ich unpässlich war. Schreckliche Kopfschmerzen hatten sich meiner bemächtigt, die es mir unmöglich machten, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hatte mir von einem Sklaven Wein bringen lassen, um das zu betäuben, was in mir nagte.
Nach Ylvas Rückkehr, gönnte ich ihr und mir keine Ruhe. Ich zwang sie, mir jeden Einzelheit, die sie verfolgt hatte, und die ich, trunken vor Liebe nicht wahrgenommen hatte, zu berichten, immer und immer wieder. Je öfter sie sich widerholte, umso schlechter fühlte ich mich, umso größer wurde meine Gewissenspein. Was, wenn man mich beobachtet hatte, mitten in der Öffentlichkeit? Ich eine Dame, eine Patrizierin, die sich schon bald mit dem Senator Aurelius verloben wollte! Was, wenn er davon erfuhr? Nicht auszudenken!
Irgendwann, trunken vom Wein und versunken in Scham, fiel ich schließlich hinab in Morpheus Reich. Unruhig war mein Schlaf und als ich am späten Vormittag erwachte, fühlte ich mich wie gerädert.
Auf dem Weg zum Atrium begegnete mir eine Gruppe von Sklaven, die mich ehrfürchtig anblickten und sich verneigten, als sie mich sahen. Als ich jedoch an ihnen vorbei gegangen war, beschlich mich das Gefühl, sie tuschelten über mich. Überall, wohin ich mich bewegte, war es, als beobachtete man mich. Litt ich nun schon unter Verfolgungswahn? Verschüchtert flüchtete ich mich in mein cubiculum und schloß die Tür hinter mir. Hier wähnte ich mich in Sicherheit. "Falls jemand nach mir fragt, so antworte demjenigen, ich bin unpässlich! Für niemanden zu sprechen. Ich möchte niemanden sehen!", instruierte ich Ylva.