Patrouille durch Rhakotis

  • Nach dem Auftritt vor dem Tychaion marschierte ich mit meiner Gruppe Richtung Rhakotis.
    Dabei gingen mir so einige Dinge durch den Kopf.
    Das war doch alles ein abgekartertes Spiel!
    Wir waren doch gar nicht wirklich hier, um für Ordnung zu sorgen, sondern einfach nur zur Machtdemonstration.
    Der Strategos und der Praefect verstanden sich nicht sonderlich gut, was wohl noch eher eine Untertreibung war, so viel hatte ich nun auch mitbekommen und Vibulanus schien den Praefecten in dieser Sache zu unterstüzten.
    Auf welcher Seite der Praefectus Alexandriae et Aegypti stand, wusste ich nicht, doch vielleicht wurde das ganze ja auf seinem Rücken ausgetragen?
    Auf jedenfall war es nicht in Ordnung, dass man die Bevölkerung Alexandrias in dieses Spiel mit einbezog, nur um seine eigene Position zu festigen.
    Warum konnte man nicht einfach zusammenarbeiten, als gegeneinander?
    Plötzlich klopfte jemand auf meine Schulter und ich hörte eine bekannte Stimme, die nur Haeftus gehören konnte.
    Ähm, Optio! Wir sind da.
    Was? Ähm, achso, natürlich!
    Da war ich wohl in Gedanken versunken gewesen.
    Milites consistite!* *Soldaten halt
    Sagte ich laut und deutlich.
    Daraufhin hielt die ganze Abteilung mit einem Ruck an.
    Ich wandte mich an die Männer.
    Milites! Ich erwarte einen sauberen und reibungslosen Ablauf!
    Ich zog Hallibus, Haeftus und Gadrius kurz beiseite.
    Leute. Haltet bitte ein wenig die Augen für mich offen, ok? Ich kann leider nicht überall sein, wenn wir gleich unsere Patrouille beginnen und ich möchte keine unnötigen Konflikte mit der Bevölkerung und der Stadtwache. Ich vertraue euch da voll und ganz!
    Hallibus, Gadrius und Haeftus nickten zustimmend.
    Gut! Dann ab auf eurer Positionen.
    Ich wandte mich wieder der ganzen Abteilung zu, dabei sah ich kurz Scato.
    Ich wusste noch nicht so recht, was ich von ihm halten sollte, doch musste ich mich auf meine Männer verlassen können!
    Ich beschloss, später noch einmal mit Scato zu reden.
    Wer weiß, vielleicht konnte man so doch noch Meinungsverschiedenheiten beseitigen?
    Milites pergite!* *Soldaten marsch
    Und so setzten wir unsere Patrouille fort.


    Sim-Off:

    Natürlich kann hier auch jeder gerne etwas schreiben, wenn er will. :)

  • Pryphios wusste nicht warum aber der Strategos hatte darauf bestanden das er sich dieser Gruppe annahm, also tat er wie ihm gehießen und folgte den Römern in einigem Abstand ohne sie dabei aus den Augen zu verlieren. Irgendwas musste an diesen hier besonders sein sonst hätte Cleonymus wohl jemand anderen geschickt und nicht seinen persöhnlichen Adjutanten/Botenjungen ...

  • Dicht an dicht standen die Lehmhäuser des Armenviertels aneinander, hoch, schräg, schief gebaut mit einem verwinkelten und unübersichtlichem Gassenlabyrinth. In Rhakotis musste man sich schon auskennen und als Fremder konnte man sich leicht hier verirren. Das Treiben der Menschen, der Bewohner bis Händler, der Herumtreiber und auch Bettler, ließ das Viertel schier aus allen Nähten platzen. Es war ein einäugiger Bettler, Acha war sein Name, der mit einer Tonschale vor den Füssen aufspähte als die Soldaten auf ihrem Patrouilleweg waren. Seine Zähne waren schief und gelb, sein Blick listig und die Kleidung, samt der Binde um sein Auge, vor Dreck erstarrt. Auch andere Bewohner des Viertels blieben stehen und musterten die Soldaten mit Misstrauen, Feindseligkeit, aber auch oft Angst. Einen großen Bogen schlugen viele um die Soldaten.


    Acha hob die Hand und winkte ein dürres Mädchen heran. "Lauf’ und sag’ Bakhen Bescheid. Dass Soldaten im Anmarsch sind." Das Mädchen nickte gehorsam und lief flink davon. Nicht ohne noch mal argwöhnisch über die Schulter zu sehen, ob die Soldaten auf sie aufmerksam geworden waren. Der Bettler senkte seinen Blick und ließ die Tonschale in seiner Hand kreisen. "Almosen, ein Almosen für einen Blinden." Dass er nur halbblind war, liess er unter den Tisch fallen. Er streckte die Tonschale in die Höhe und beäugte die sich nähernden Soldaten.

  • Ich beobachtete die Römer. Immerhin, Matrinius führte sie, da hatte ich keine großen Bedenken. Allerdings wollte ich sicherheitshalber dafür sorgen, dass sie hier keine Probleme bekommen würden. Ich war diesmal nicht so auffällig gekleidet wie sonst, denn über meiner üblichen Kleidung trug ich einen alten, langen Umhang.


    Mir fiel das Mädchen auf, zu dem der Bettler etwas sagte. Sie blickte sich verdächtig zu den Römern um, bevor sie davon lief. Glücklicherweise in meine Richtung. Als sie an der Hausecke vorbei kam, an der ich stand, griff ich schnell ihren Arm. "Bleib ganz ruhig. Was hat der Bettler eben zu dir gesagt?"

  • Wir marschierten im normalen Tempo durch die Straßen und das die meisten der hier Ortsansässigen einen weiten Bogen um uns machten, brauchte man wohl nicht noch extra zu erwähnen.
    Doch daran hatten wir uns schon lange gewöhnt.
    Als wir um eine Häuserecke liefen, erblickte Gadrius einen der zahlreichen Bettler und schaute sich kurz nach Hallibus um.
    Pass mal auf, vielleicht kann man ja die Situation etwas entschärfen, wenn wir entgegekommend sind?!
    Meinte Gadrius zu Hallibus und warf ein paar Münzen dem Bettler vor die Füße, als wir an ihm vorbei liefen.
    So und jetzt werden sie uns alle lieben, oder was?
    Meinte Hallibus augenrollend und wandte seinen Blick wieder nach vorne.
    Ich bekam davon allerdings nichts mit, da meine Blicke den Bewohnern galten, die nacheinander in ihre Häuser verschwanden und die Straße immer leerer wurde.
    Plötzlich meinte ich allerdings das Gesicht von Marcus erkannt zu haben, wie es um eine Häuserecke verschwand.
    Doch wen sollte es wundern?
    Schließlich hatte er hier ja eine Akademie und somit war Rhakotis schon fast eine zweite Heimat für ihn.
    Ich schaute kurz in den Himmel.
    Es war schon fast Mittag. Also noch ein verdammter halber Tag, bis das hier vorbei seien würde.
    Ich hatte das Gefühl, auf einem noch nicht erfundenen Pulverfass zu sitzten, dass gleich in die Luft gehen würde!

  • Zu sehr mit dem Argwohn gegen die Soldaten war das Mädchen beschäftigt. So dass sie dem Weg vor sich kaum eines Blickes würdigte. Sie kannte ihn auch gut. Lief ihn oft am Tag, denn sie war als Botin abgestellt. Mund zu Mund, Ohr zu Ohr, so lief es in Rhakotis ab und es gab einige Bewohner, die über die Geschehnisse gut informiert waren. Bakhen war einer davon und das aus dem Grund, dass er seine Spitzel an vielen Stellen sitzen hatte. Gerade noch flogen ihre blossen Füße über den sandigen Boden.


    Im nächsten Augenblick wurde sie gepackt und grob am Weiterlaufen gehindert. "Au!", kreischte das Mädchen auf und starrte zu dem Hellenen hoch. "Lass' mich los." Ruhig bleiben wollte das Mädchen ganz offensichtlich nicht. "Auuuuu!", keifte sie lauter. "Hilfe. Hiiiilfe!" In Rhakotis hätte das Mädchen sonst bestimmt nicht um Hilfe gerufen. Aber jetzt hoffte sie, dass die Soldaten dadurch aufmerksam wurden. Der Mann, der sie hielt, wiederum von den Soldaten abgeschreckt wurde und sie dann los liess. Womit sie vielleicht entkommen konnte.


    Acha beugte sich schon nach vorne und seine schmutzigen Hände griffen hastig nach den Münzen. Er bettelte tatsächlich aus Not heraus, selbst wenn er sich als Informant ein Zubrot verdiente. Normalerweise bettelte er jedoch, wenn er wirklich etwas verdienen wollte, auf den wohlhabenderen Plätzen von Alexandria. Die Münzen kullerten in seine Schale, klimperten und lachten munter, so wie es Acha immer erfreute. "Danke, Herr, zu gnädig, Herr, danke. Danke, die Götter mögen es Dir tausendfach vergelten." Dennoch drehte er seinen Kopf als er das Kreischen des Mädchens vernahm und runzelte ärgerlich die Stirn.

  • Ich zeigte ihr den Siegelring der Stadtwache an meiner anderen Hand. Genauer gesagt, ich hielt ihn ihr direkt vors Gesicht. "Wenn du es unbedingt so willst: Ich bin Offizier der Stadtwache! Und jetzt, sag mir sofort, was dir der Bettler gesagt hat! Oder du verbringst die Nacht im Gefängnis!" Meine Stimme war streng und mein Gesichtsausdruck hart und unbarmherzig.

  • Ich hielt innen, wodurch die Männer hinter mir fast auf mich drauf gelaufen wären.
    Hatte da jemand um Hilfe gerufen?
    Es klang wie ein junges Mädchen!
    Ich drehte mich in die Richtung, aus der ich das Geräusch vernommen hatte und sah auch, wie ein paar meiner Männer es gleich taten, während der Rest eher teilnahmslos daneben stand und sich unterhielten.
    Verdammte Idioten! Scheren sich wirklich um nichts.
    Sagte ich mehr zu mir selbst, als zu denen, die es verdient hatten und setzte mich in Bewegung.
    Hallibus, Gadrius! Mitkommen. Der Rest hält hier die Stellung und ich will keine Unsittlichkeiten sehen! Julius Scato, du hast das Kommando.
    Das war die Chance für Scato, sich in meinen Augen zu rehabilitieren.
    Ich erreichte nach wenigen Schritten mit Hallibus und Gadrius die besagte Stelle und wollte gerade den Mund öffnen, um zu fragen was denn hier los sei, als ich den Mann erkannte.
    Marcus!
    Sagte ich etwas verwundert.
    Was willst du denn von dem Mädchen?
    Der wollte doch nicht etwa................. ;)

  • Der Siegelring prangte direkt vor den aufgerissenen Augen des Mädchens. Natürlich kannte sie das Symbol, fast jeder Bewohner von Rhakotis würde es wieder erkennen. Sie presste ihre Lippen trotzig aufeinander. Ihr Magen knurrte und sie hatte Hunger. Mit dem Botengang würde sie sich eine Kruste mit Brot verdienen können. Statt nur die Abfälle am Abend auf dem Fischmarkt zu durchsuchen. Hoffend, noch etwas essbares zu finden. Deswegen stand auch pure Feindseligkeit in den Augen des Mädchens geschrieben. Denn unter den römischen Soldaten rangierte gleich die städtische Stadtwache in der Rangliste von Asympathien. "Nichts.", zischte sie. "Ich soll nur meinen Bruder holen, damit wir ihm noch helfen später."


    Schon waren die Soldaten heran genaht. Ein wenig zu nahe für das Mädchen. Aber wie hatte sie ahnen können, dass der Mann von der alexandrinischen Stadtwache war und nicht wie jeder sonst im Viertel lieber das Weite suchte in der Anwesenheit von rhomäischen Soldaten. Eilig kniff das Mädchen die Augen zusammen, blinzelte einige Male, atmete ein und zwang sich einige Tränen in die Augen, die zögernd auch auf ihre Wangen rannen. "Ich will nur nach Hause. Der Mann lässt mich nicht.", schniefte das Mädchen.

  • Sie log. Das sah ich ihr an. Wenn sie es so haben wollte, dann sollte es so sein. Dann kamen die Römer dazu.


    "Salve, Matrinius. Ich habe die Kleine bei einem Diebstahl beobachtet. Und jetzt habe ich sie verhaftet."


    Ich zeigte ihm den Ring der Stadtwache.


    "Ich bin Offizier der Stadtwache. So gutmütig ich auch sein mag, wenn es um Gesetzesverstöße geht, hört meine Gutmütigkeit auf. Niemand steht über den Gesetzen, auch keine Kinder. Wenn du gestattest, werde ich sie jetzt zum Carcer bringen. Es sei denn, ihr wollt sie lieber in den Carcer der Legion mitnehmen?"


    Ich war ruhig, gelassen und zeigte keine Spur von Lüge. und das, obwohl mir selbst lügen zuwider war. Aber hier hatte ich keine andere Wahl. Losgelassen hatten ich das Mädchen nicht.

  • Marcus bei der Stadtwache!?
    Und dann noch reinzufällig in der Nähe von meiner Patrouille?
    In meinem Kopf flogen Überlegungen und Mutmaßungen hin und her.
    Das die Kleine allerdings log, konnte wirklich jeder erkennen, der ein wenig Menschenkenntnis hatte.
    So, so. Bei der Stadtwache also.
    Sagte ich mit tonloser Stimme. Von meiner Freundlichkeit, die ich Marcus gegenüber immer an den Tag legte, wenn ich ihn traf, war nichts mehr zu hören.
    Hatte der Praefect etwa Recht damit gehabt, dass ich mich von ihm fernhalten sollte?
    Hier spielten zwei Seiten gegeneinander und das nun auch scheinbar Marcus dabei war, gefiel mir überhaupt nicht.
    Wem konnte man denn in diesem Haufen überhaupt noch vertrauen!?
    Auch wenn Marcus ruhig und gelassen sprach, nahm ich ihm das mit der Gutmütigkeit und den Gesetztesverstößen nicht ganz ab.
    Wer hatte denn gesagt, dass Kinder das wichtgiste überhaupt für unsere Zukunft sind und wer war so hilfsbereit gewesen, extra eine Akademie hier in Rhakotis für die Bevölkerung und speziell für die Kinder zu errichten?
    Und dann gleich ein kleines Mädchen in den Carcer bringen?
    Das sah gar nicht nach Marcus aus.
    Deswegen beließ ich es auch dabei, ich glaubte nicht, dass das Mädchen wirklich etwas zu befürchten hatte und nach den genauen Gründen wollte ich nun nicht fragen, da ich einen Zeitplan mit meiner Patrouille einzuhalten hatte.
    Ist schon in Ordnung. Du kannst sie haben.
    Sagte ich im normalen Tonfall und sah Marcus kurz fest in die Augen.
    Mit dem kurzen Blickkontakt war wohl klargestellt, dass ich ihm nicht glaubte und der Überzeugung war, dass Marcus dem Mädchen nichts antuen würde.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte ich mich ab und ging, mit Hallibus und Gadrius, zu meiner Abteilung zurück.
    Da würde später noch ein Gespräch unter vier Augen fällig sein!
    Auch wenn ich mir davon nicht viel mehr erhoffte........

  • Mir war nach dem Blickkontakt klar, dass mir Matrinius ebenso wenig glaubte, wie dem Mädchen. Ich war ein ziemlich schlechter Lügner, vermutlich mangels Übung. Nachdem Matrinius gegangen war, sah ich das Mädchen einen Moment lang ernst an, dann sprach ich ebenso ernst.


    "Ich erkläre dir jetzt die Situation. Ich mache das nur einmal, also hör gut zu! Ich weiß, dass der Bettler dir etwas gesagt hat, das mit den Römern zu tun hatte. Und ich weiß, dass der Bettler nicht ganz so blind ist, wie er zu sein vorgibt. Nachdem er dir also die Information gegeben hat, bist du los und hast dich dabei ziemlich verdächtig nach den Römern umgesehen. Wenn deine Botschaft zu einem Angriff auf die Römer führt, dann wird Rhakotis brennen. Niemand würde die Vergeltung der Römer überleben. Also, wenn es um irgendwelche krummen Geschäfte geht, ist mir das scheißegal! Aber wenn es die Römer gefährdet, dann gefährdet es alle Bewohner von Rhakotis! Denk darüber nach!"


    Ich ließ sie los und warf ihr zehn Drachmen hin. Davon würde sie sich ein paar Wochen ernähren können.


    "Und hol dir mal was Richtiges zu essen, du bist ja dürr wie ein Dornenbusch!"


    Dann ging ich auf die Hauptstraße. Immerhin hatte ich etwas gelernt. Das nächste mal, wenn ich einen Boten abfangen würde, würde ich die Person direkt an der Kehle packen. Dann gäbe es auch keine Möglichkeit mehr, zu schreien.

  • Pryphios beobachtete aus sicherer Entfernung die Geschichte mit dem Mädchen, sicher arbeitete sie, genau wie er früher, für einen der örtlichen Verbrecher als Botin. Als er dann den Gefängniskommandeur sah wie er das Mädchen festhielt und mit den Römern sprach, machte er schnell eine Notiz und beauftragte die beiden Stadtwächter, die wiederum ihm mit einigem Abstand folgten, sich das Mädchen zu greifen. Da die Römer Achilleos scheinbar daran gehindert hatten sie zur Genüge zu befragen ...



    ---------------------------------------------------



    Kleios und Numios folgten dem Botenjungen nun schon seit der Agora, warum Cleonymus wollte das ausgerechnet sie das taten, war Kleios immernoch nicht klar. Aber er war sich sicher das der Stratege seine Gründe hatte ... er hatte immer irgendwelche. Sicher war er sich allerdings erst als der junge Pryphios ihnen per Handzeichen etwas mitteilte ...


    ||> - Auf der rechten Straßenseite
    ^ - vorne
    |^ - eine Person
    |<>| - weiblich
    < - klein
    >< - festnehmen


    Kleios liebte die Zeichensprache die ihnen der Strategos gezeigt hatte, sie war nicht besonders umfangreich, aber für solche Dinge war sie besser als Rufen oder wildes Fuchteln so wie sie es früher zu tun pflegten. Also liefen sie in eine Seitengasse die paralell zur Hauptstrasse lag und liefen dort im Laufschritt bis auf die Höhe die ihnen Pryphios "gezeigt" hatte, und hielten dort nach der beschriebenen Person Ausschau ... Als sie das junge Mädchen entdeckten liefen sie eilig auf sie zu und veruchten sie noch zu erwischen bevor diese entkommen würde ...

  • Wenn das Mädchen wohl jemals Vertrauen in Recht und Gesetz gehabt hätte, wäre es am heutigen Tage wohl erschüttert gewesen. Sie hatte es jedoch noch nie gehabt. Darum wunderte sie die Lüge nicht, die ihr eine Schuld an hängte, die sie, in jenem Augenblick, gar nicht begangen hatte. Selbst wenn sie schon gestohlen hatte, schon einige Male. Ihre Augen verschmälerten sich, sie erzitterte vor Wut, aber auch Angst. Denn die Gewissheit des Rhomäers teilte sie nicht. Man hörte allerlei Schauergeschichten von dem Carcer und insbesondere was aus den Löchern dort heraus kroch. Flüsternd tauschten sich die Kinder im Viertel aus, was man dort alles antreffen konnte und da waren giftige Schlangen noch zahme Haustiere. Ungeheuer rangierten ganz weit oben auf der Schauerliste.


    Sie wimmerte leise auf als sie hörte, dass sie genau an diesen Ort kommen sollte. Wo Kinder selten wieder einen Weg heraus fanden. Höchstens tot. Die Worte rauschten an ihr vorbei, die Angst hielt sie ganz umfangen. Sie blinzelte einige Male hoch zu dem Fremden und verstand nicht ganz, warum er ihr so was sagte. Als ob sie etwas zu entscheiden hatte. Sie tat, was man ihr sagte, und überlebte dadurch. Was mit Anderen passierte, war ihr egal. Jeder war sich selbst am Nächsten.


    Sie sackte wie ein nasser Sack zusammen als Marcus Achilleos sie wieder los liess. Und rührte sich nicht wie eine Maus vor der Schlange. Erst als die Schritte schon verschwunden waren und gierige Augen sich auf die Münzen vor ihren Knien hafteten, blinzelte das Mädchen. Und der Überlebensinstinkt in ihr handelte. Sie grapschte schnell nach den Drachmen und steckte sie sich in ihren fransigen Beutel. Noch einen Moment blieb sie sitzen, ehe sie sich mit zitternden Knien erhob. Wankend taumelte sie weiter, schniefte und wischte sich die falschen, aber auch die echten Tränen von den Wangen. Gerade wollte sie Tyche danken, doch das Glück wollte ihr wohl nicht hold sein, sie wurde erneut gepackt. Ein spitzer Schrei löste sich von ihren Lippen.


    Der Bettler derweil hatte die Szene nur kurz verfolgt, schüttelte den Kopf ärgerlich und brummte: "Immer muss man alles selber machen. Pack!" Fluchend drängte er sich in die Gasse hinter ihm, um in dem Gewirr von Rhakotis zu entschwinden.

  • Ich war mit Hallibus und Gadrius gerade zur Abteilung zurückgekehrt und öffnete meinen Mund um etwas zu Scato zu sagen, als ich erneut einen Schrei vernahm, der dem des Mädchen von vorhin deutlich ähnelte.
    Ich rollte mit den Augen. Schon wieder? Was war denn heute nur los?
    Ich drehte mich um und sah, wie das Mädchen erneut, diesmal von zwei Männern belästig wurde.
    Ich trat mit Hallibus und Gadrius erneut hinzu.
    Augenscheinlich waren die beiden von der Stadtwache.
    Salve! Gibt es hier ein Problem?
    Fragte ich freundlich, doch mit einem Unterton, der eine Antowrt verlangte.
    Schließlich war das doch sehr merkwürdig, dass erst Marcus und nun zwei andere Männer von der Stadtwache das Mädchen belästigten.

  • Kleios hatte das Mädchen am Arm erwischt und hob sie hoch um sie sich auf die Schulter zu hieven während sich Numios schon nach anderen Boten umsah ... denn sie musste eine Botin sein, denn hier in Rhakotis gab es keine Kinder die alleine unterwegs waren ... außer den Botenkindern denn die fasste keiner an, außer die Stadtwache und die wusste mehr als den meißten Gaunern lieb war ....
    Kleios machte bereits kehrt und wollte wieder zu Pryphios damit er entschied was mit ihr passieren sollte doch da waren schon die Rhomaer ...


    "Kein Problem! Zumindest nicht mehr! Ich hoffe dir genügt diese Antwort denn ich habe nicht vor das Kind lange auf dem Arm zu halten!"



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    Pryphios mochte Kleios er war sehr konsequent und vorallem einer der besten Speerkämpfer in der ganzen Stadtwache ... es hieß er könne eine Münze im Flug erwischen ...
    Aber ein großartiger Diplomat war er wohl nicht, deshalb machte sich Pryphios auch sofort auf den Weg um die kleine Gruppe zu erreichen als er sah das die Römer sich näherten, auch wenn das bedeuten würde das er seine Tarnung aufgab. Doch bevor er auch nur drei Schritte gegangen war trat ein Mann in einer schwarzen Kutte aus einer Seitengasse, unter der man noch leicht den Muskelpanzer erkennen konnte ... Pryphios erschauderte, wie war er ihnen gefolgt ohne das sie es bemerkten ...


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    Cleonymus schob die weite Kapuze zurück und näherte sich der kleinen Gruppe, er sah Kleios erleichtert aufatmen, während Numios die Luft erschrocken einzog, tja es war doch zu etwas nutze wenn man selbst aus den Eldensvierteln kam zumindest dann wenn man es einmal raus geschaft hatte ....


    "Ich erledige das gleich hier optio keine Sorge wir essen auch keine Kinder hier!"


    Er lächelte kurz den Römer an und sah dann ernst zu der Kleinen, die Kleios nun vor der massigen Brust hielt ...


    "Ich nehme an du weißt wer ich bin? Gut! Also Bahken, Saliar oder Prusias?"


    Cleonymus hoffte das seine Informationen bezüglich der hiesiegen Banden noch aktuell waren denn leider wechselten die Bandenchefs hier wie Ebbe und Flut am großen Strom ...

  • Scato fühlte sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Er sah sich wie ein in die Enge gedrängtes Tier um damit ihm ja nichts entging. Zudem kannte er seinen Optio noch nicht gerade lange und das was er bisher von ihm gesehen hatte erfüllte ihn nicht gerade mit Vertrauen. Natürlich wusste Scato noch nicht wie sich dieser Mann in einer Krisensituation verhalten würde, aber für den Moment beschloss er ihn erstmal nur zu beobachten. Allem Anschein nach verstand sich der Optio recht gut mit den Einheimischen, eine Tatsache die in Scato Unverständnis und Verwunderung weckte. Trotzdem befolgte er die Befehle seines Optios. Als Scato dann kurzzeitig das Kommando bekam antwortete er:


    "Zu Befehl Optio."


    Nachdem der Optio dann gegangen war wandte sich Scato an jene Männer die bei ihm geblieben waren und meinte zu diesen:


    "Haltet die Augen Offen. Ich traue diesem Pack hier nicht. Wir stehen geradezu auf dem Präsentierteller. Provoziert sie nicht, scheut aber auch nicht davor zurück euch zu wehren solltet ihr bedroht werden."


    Dabei betonte Scato das Wort "bedroht" so das kein Zweifel daran offen blieb das er eine Bedrohung um einiges weitläufiger auslegte als der Optio. Doch die Warterei auf den Optio verlief ruhig und nachdem dieser wieder das Kommando übernommen hatte reihte sich Scato wieder auf seinem Platz ein und tat was man ihm befahl.

  • Ich war kurz davor, die Patrouille abzubrechen und entgegen meiner Befehle einfach nach Nikopolis zurückzukehren.
    Hier wusste scheinbar jeder alles und ich war der Dumme!
    Das schmeckte mir gar nicht, doch ließ ich mir nichst anmerken.
    Das hier war schon entwürdigend genug.
    Doch blieb ich dabei, um zumindest die Antwort des Mädchens zu hören.
    Wenn schon keine hier bereit war zu kooperieren und Informationen bereit zu stellen, dann musste ich mir einfach selber welche beschaffen.

  • Lassen wir uns hier verarschen oder was ging es Scato durch den Kopf. Was viel diesem Kerl ein so mit dem Optio zu sprechen. Scato an dessen Stelle wären nun vermutlich ein paar Sicherungen durchgebrannt, aber er war nicht an dessen Stelle. Trotzdem verlangte etwas in Scato nach außen zu kommen. Deshalb meinte er zu Kleios:


    "Der Optio hat dir eine Frage gestellt, also beantworte sie gefälligst."


    Es konnt doch nicht sein das wir als Herren dieser Provinz und damit auch dieser Stadt uns von diesen Männern auf der Nase herumtanzen ließen. Wo würden wir wohl hingelangen wenn die tun und lassen konnten was sie wollten

  • Den ganzen Aufruhr um sie herum verstand das Mädchen nicht, sie war nur zu Tode erschrocken und glaubte, heute war wohl der schwärzeste Tag in ihrem Leben. Einige und nun auch echte Tränen stiegen in ihre Augen. Die Männer scharrten sich um sie, erneut waren auch rhomäische Soldaten dabei, doch das Mädchen sah nieder geschmettert auf den sandigen Boden herunter. Sie hing schlaff im Griff, wie eine Marionette, der man alle Fäden durchgeschnitten hatte. Erst als einer der Männer ganz offensichtlich das Wort an sie richtete, sah sie wieder auf. Woher wusste er das? Erschrocken sah das Mädchen aus. Sie würde nichts verraten, das war jetzt schon klar.


    Aber als sie den Namen Bakhen hörte, weiteten sich ihre Augen panisch und ihr Herz schlug schneller. Die Angst war einen Moment mit aller Deutlichkeit in ihr Gesicht geschrieben bei dem Namen. Hastig schüttelte sie den Kopf und presste ihre Lippen fest aufeinander. Sie wusste jedoch nicht, wen sie mehr fürchten sollte. Bakhen oder die Soldaten hier. "Ich... weiß nicht. Bitte, laßt mich gehen, Herr. Bitte.", schluchzte das Mädchen und sah sich panisch um. Wahrscheinlich war es jetzt eh schon zu spät und sie als Verräterin abgestempelt. Egal, ob sie was von sich gegeben hat oder nicht.

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