cubiculum MFA | Wer zuletzt lacht... oder: der Zorn einer Flavia

  • Marcus war eher genervt, denn sonderlich verärgert, zumal ihn die Vorstellung des Parthers durchaus ergötzt hatte, zumindest für einige Herzschläge; dennoch zeigte sich ein grimmiger Zug um seine Mundwinkel; mit Zeter und erhobener Stimme anzufangen, um den Sklaven zu maßregeln, war letztendlich nur verschwendete Mühe, denn es würde sicherlich abprallen wie an einem eisernen Panzer, Marcus lehnte sich zurück und rollte mit den Augen, ehe er einen Schluck Wein nahm, ihn auf der Zunge schmeckte und kurz nachdachte.
    „Du scheinst immer noch nicht Deine Situation verstanden zu haben, Cassim, und scheinst wohl meine Größzügigkeit, was Deine Aufgaben in der villa angeht, wohl nicht erkannt zu haben. Aber wenn Du Deine Lektion anders lernen mußt, dann soll dem so sein. Du wirst in den nächsten vier Wochen in der Küche und in der Waschkammer arbeiten, Deine Arbeit mit dem Falken wird während der Zeit ruhen müßen, Du beschränkst Dich lediglich darauf, den Vogel zu versorgen. Und jetzt verschwinde, ehe ich es mir doch anders überlege und Dich in die Minen schicke!“
    Nach den Worten strafte Marcus den parthischen Sklaven mit Nichtachtung und wandte sich Celerina zu.
    „Es tut mir Leid, Celerina, aber das Sklavenpack von heute ist wirklich kaum noch zu gebrauchen. Aber Du kannst frei über ihn verfügen für Deinen Sklaven, laß nur nach ihm schicken.“
    Irgendwie hatte Marcus das Bedürfnis in die Thermen zu gehen und den Tag mit angenehmen Nichtstun zu verbringen, fern von rebellischen und hochmütigen Sklaven.
    „Kann ich sonst noch etwas für Dich tun, Celerina?“

  • Der Parther platzte vor Zorn! Nicht nur, weil er sich in Rage geredet hatte. Auch weil es ihn maßlos fuchste, was ihm der Römer nun, einem Stück Unrat gleich, vor die Füße warf. Diese so genannte Strafe, mir dem er ihn belegen wollte, war eine glatte Beleidigung seiner selbst! ES war unter seiner Würde, die Arbeit eines einfachen Weibes zu tun. Das kratzte ordentlich an seinem Stolz und dagegen musste er sich wehren. So konnte er gar nicht anders, als trotzig stehen zu bleiben, und sich dem Befehl des Römers zu widersetzen.
    Die Römerin war mittlerweile zur Nebensache geworden. Schön, sie forderte Rache für eine Sache, die in Cassims Augen nichts weiter, als eine Lappalie gewesen war. Es ging ihm gar nicht mehr darum, eine etwaige Strafe zu umgehen. Bereits bevor er zu Aristides gerufen worden war, war es doch bereits beschlossenen Sache gewesen, den Partheer nicht ohne eine Strafe davon kommen zu lassen. Diese Tatsache machte ihm auch herzlich wenig aus.
    Es ging ihm im Wesentlichen nur noch darum, nicht sein Gesicht zu verlieren, indem er einem einfachen Küchensklaven gleich, abgeurteilt wurde.
    "Das kannst du nicht machen! Ich bin kein Waschweib! Ich bin ein Mann! Also behandle mich auch so!", schrie er ihm grimmig entgegen.
    Selbst die Drohung ihn in die Mienen zu schicken und ihn dort verrotten zu lassen, beeindruckten ihn nicht sonderlich, Sollte er doch! Das war zweifellos besser, als in der Küche und in der Waschkammer wie ein Weib zu schuften!

  • Anscheinend hatte er die deutliche Achillesferse des Parthers getroffen mit der Strafe, und Marcus hatte das durchaus geahnt, daß jene viel effektiver sein würde als jeder Peitschenhieb, den er Cassim angedeihen laßen würde; Marcus rechter Mundwinkel hob sich in einer untypisch, aber deutliche höhnischen Art, als er seine Augen auf den Parther richtete, der sich so stark ihm gegenüber echauffierte; was bildete sich der Kerl bloß ein, schien wohl immer noch zu glauben, hier eine hochdekorierte Geisel zu sein, der man eher hoffieren sollte; Marcus schnaubte verächtlich.


    „Du hast eindeutig vergeßen, Cassim, daß Du ein Sklave bist, und nicht mehr! Ich habe Dir bisher immer großzügig gewährt, angenehmen Tätigkeiten für einen Sklaven nachzugehen, aber das scheint Dir zu Kopf gestiegen zu sein. Du vergißt Dich selbst jetzt, denn Du bist nichts als ein Sklave und wenn Du es nicht in den vier Wochen gelernt hast, dann wirst Du wohl länger dort arbeiten müßen. Also rate ich Dir, schleunigst an Deiner Einstellung zu arbeiten, ehe Du bis zu Deinem Lebensende dort vermodern wirst. Und jetzt solltest Du Dich schleunigst aus meinen Augen bewegen, denn jedes weitere Widerwort und Trotz wird Deine Zeit dort um eine Woche verlängern, verstanden?“


    Drohend und kalt richtete Marcus seine Augen auf den Parther und er lauerte nur darauf, daß sich der Parther immer mehr durch sein eigenes Tun die Strafe provozierte; denn es galt noch den Hochmut bei dem Parther zu brechen und das war bei Mars wirklich nicht leicht, aber Marcus würde erst aufhören, wenn er am Ziel war, es spielte dabei natürlich auch eine gewiße Rachsucht mit.

  • Dieser elende Mistkerl! Cassim schnaubte vor Wut. Er hielt tatsächlich daran fest, ihn zum Küchendienst zu verdonnern und drohte ihm sogar damit, dies noch auszudehnen, falls er sich nicht mäßigte. Der Parther rang mit sich, die Beherrschung nicht zu verlieren.
    Gegen einen Kampf, Mann gegen Mann hätte er rein gar nichts einzuwenden gehabt. Aber er schätzte den Römer dafür als zu feige ein, sich ihm tatsächlich zu stellen. Seine Faust hätte sich zu gerne den Weg in das Gesicht des Römers gebahnt. Doch darauf spekulierte ja nur dieser Lump!
    Aber einfach so aufgeben und alles hinnehmen, konnte er auch nicht. Es gab da noch etwas, was Cassim in der Hinterhand hatte. Sozusagen sein Trumpf, den er, wenn es nach ihm ging, nur ungern ausspielen wollte. Er war immer noch ein Mann von Ehre und genau deshalb widerstrebte es ihm, mit unfairen Mitteln zu spielen. doch der Römer trieb ihn ja förmlich dazu!
    "Wenn du mich zu den Waschweibern steckst, was glaubst du, wie lange dein kleine Geheimnis noch bei dir sicher ist?" Zugegeben, Cassim hatte ihm damals am Tag seiner Hochzeit sein Wort gegeben, über die vorangegangene Nacht stillschweigen zu behalten, aber was galt das jetzt noch?
    Der Parther verschwendete keinen Blick mehr auf die beiden Flavier. Er schickte sich an, zu gehen. Dabei sehnte er den großen Tag herbei, an dem er sich für jede kleine Demütigung, die ihm dieser Kerl angetan hatte, rächen konnte. Dann konnte dieser nur noch auf die Gnade seiner Götter hoffen.

  • Eiskalt waren die Augen von Marcus als sie sich doch für einen Moment auf den Parther richteten, jetzt fing er also an, ihn auch noch zu erpressen? Etwas, was bei Marcus natürlich nicht zu der Reaktion führte, die der Sklave wohl provozieren wollte, nämlich ein Umschwenken der Strafe auf eine milde oder gar nicht vorhandene Form, aber im Gegenteil und Marcus durchbohrte ihn mit diesem Blick.
    „Dann, Cassim, ist Dein Leben nicht mal ein Sesterz mehr wert!“
    Es ging ihm weniger darum, daß Cassim das Geheimnis ausplauderte, es hätte Marcus mehr in tiefe Verlegenheit und Peinlichkeit gestürzt, sondern darum, daß der Parther sich als falsche Schlange erweisen würde und da war Marcus – bei den Göttern – wirklich nicht gnädig oder nachsichtig; insbesondere, da er sich niemals von einem Sklaven erpreßen laßen würde, das war kein Sklave wert. Marcus sah zurück zu Celerina und der harte Ausdruck auf dem Gesicht schmolz etwas, er lächelte sogar andeutungsweise.
    „Mein Liebe, ich hoffe, daß Dir etwas genüge getan wurde, aber wenn Du mich vielleicht entschuldigst...die Pflichten...“
    Welche Pflichten? Marcus wollte nur der Neugier von Celerina entkommen. Pflichten hatte er natürlich keine mehr.
    „...ähm...die noch...von...der letzten Dienstzeit angefallen sind...da liegen noch ein paar Sachen herum...also...wir sehen uns dann bei der cena, meine Liebe.“
    Marcus lächelte etwas verkrampft dann doch, da es ihm unangenehm war, die ganze Situation jetzt, und er erhob sich, um aus seinem eigenen Gemach zu fliehen, selbst wenn er das mit den letzten Resten seiner Würde versuchte.

  • Mit meiner vollen Aufmerksamkeit verfolgte ich den Disput zwischen Herrn und Sklave, was durchaus unterhaltend war. Leider hatte das, was nun vorgetragen wurde, nur noch wenig mit dem zu tun, weswegen ich eigentlich Marcus aufgesucht hatte. Aber das war nur nebensächlich. Viel interessanter waren gewisse Details, die zur Sprache kamen, war ich doch insgeheim eine Freundin ungewaschener Wäsche. Nur hätte ich mir noch eine Kleinigkeit zum knabbern gewünscht, um diese Vorstellung in ihrer Gänze auskosten zu können.


    Besonders pikant wurde es, als der Sklave versuchte, seinen Herrn zu erpressen, nur um eine andere Strafe zu erhalten, als die, die Marcus für sein Eigentum vorgesehen hatte. Seltsam diese Parther! In der Tat seltsam!
    Natürlich blieb Marcus hart und beugte sich nicht der Impertinenz des Sklaven. Jedoch schien Marcus recht peinlich berührt von jener Bemerkung, die Cassim machte, woraufhin er mich auf seine Pflichten verwies, welche noch auf ihn warteten. Ich fragte mich, welche Pflichten das denn noch sein konnten. Schließlich kam ich zur Überzeugung, daß es sich lediglich um eine Ausflucht handeln konnte.
    "Aber ja, äh, natürlich, äh." Fluchtartig verließ er nun seinen eigenen Raum, so daß ich ihm nur noch mit offenem Mund nachsehen konnte.
    Eigentlich war meiner Klage genüge getan. Ich hatte meine Rache bekommen. Der Parther war vor meinen Augen bloßgestellt worden und nicht nur der Parther. Sein Herr hatte auch einiges einstecken müssen, was von mir natürlich in keinster Weise beabsichtigt war. Als nächstes wollte ich hinter dieses Geheimnis kommen, von dem Cassim gesprochen hatte. Dafür gab es Sklaven, die darin geübt waren, solchen Mysterien auf den Grund zu gehen. Bis dahin zog auch ich mich nun in mein cubiculum zurück.

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