villa | Io Saturnalia! - Vorbereitungen

  • Vorbereitungen - Noch drei Tage!


    Der Schauplatz: Ein Flur irgendwo zwischen der culina und der exedra. Ich hatte Brix abgefangen, der einen Stapel Feuerholz unter dem Arm trug und in Richtung tablinum unterwegs war. "Und die Aushilfen?" fragte ich ihn eben. "Da kamen wir leider dieses Jahr ein wenig zu spät. Wir haben nur etwa die Hälfte bekommen, und die haben zudem das Dreifache gekostet." Ich verzog das Gesicht. "Ah. Hm, naja, das macht nichts. Von uns hat jeder ein gesundes Paar Hände, da werden wir schon nicht verhungern. Allerdings...ein Koch ist da schon dabei, oder?" Fragend hob sich eine Braue, während ich ihn musterte. Brix verkniff sich ein Schmunzeln. "Ja, dominus. Der kommt gleich morgens her und bereitet alles vor. Über Hilfe freut er sich aber sicher auch..." Ich nickte. "Nun denn. Wir werden sehen Hast du schon was vor?" Brix sah mich erstaunt an. "Ich? Naja, Trautwini und ich, wir wollen abends mit zweien von den Flaviern feiern. Dina und Saba sind vielleicht auch dabei, aber die wissen noch nicht genau, ob sie nicht doch lieber zu der großen Feier auf dem forum gehen." "Aber am Nachmittag seid ihr alle da? Schließlich gibt es Geschenke." Vergewisserte ich mich. Es wäre ja noch schöner, wenn die ganze Plackerei und die Ideenfindungen zum Teil umsonst gewesen wären. "Ja, dominus. Ich hab' allen gesagt, dass es schön wär, wenn sie am Nachmittag da sind. Der Koch macht ein paar Happen zurecht, die cena gibt es dann zur gewohnten Zeit. Da weiß ich aber nicht, wer noch hier ist." Beruhigend, wirklich. "In Ordnung. Danke, Brix. Ach, und zahl bitte jedem zwanzig Sesterzen aus." Der maiordomus nickte. "Mach ich. Gibt es sonst noch etwas?" "Nein. Danke." Brix nickte und verschwand mit seinem Holzstapel. Ich wusste kurz nicht wohin mit mir und beschloss, auf gut Glück in der Küche vorbeizusehen.

  • Vorbereitungen - Noch drei Tage!


    "Hab ich dir nicht eben gesagt, du sollst machen, dass du...oh...dominus! Entschuldige, ich dachte, du wärst...äh...wer anders...." Niki errötete zutiefst, als ich sie ansah. Verdutzt war ich auf der Schwelle stehen geblieben und sah mich in der Küche um. Auf dem Herd standen zwei Töpfe, im einen Suppe, auf dem anderen ein Deckel. Sofia saß auf einem Schemel und hatte den Daumen im Mund. Vor ihr lagen ein kleines Messer und eine blutbesprenkelte Karotte. "Ich wollte nur mal schauen, was ihr so macht", sagte ich, beinahe entschuldigend. Niki lag auf der Zunge, dass sich kochte, was auch sonst, und Sofia lutschte angestrengt an ihrem Daumen, ohne etwas zu sagen. Ein Rumoren drang aus der angrenzenden Vorratskammer. Wer war wohl dort? "Wisst ihr schon, was ihr zu den Saturnalien macht?" stellte ich dann einfach die Frage in den Raum, die mir auf der Zunge lag. Sofia schmatzte.



    Sim-Off:

    Ausdrücklich für jeden Sklaven und jedes Familienmitglied geöffnet!

  • Das Rumoren in der Speisekammer kam von Siv. Sie rumorte. Und rumorte. Auf der verzweifelten Suche nach etwas Essbarem. Sie hatte Hunger, das heißt, nein, sie hatte Appetit – ihr Problem war, dass sie nicht so genau wusste worauf. Sie ignorierte die Geräusche aus der Küche, Sofia, die vor sich hinplapperte, und Niki, die gelegentlich misstrauisch in die Speisekammer äugte, sie aber gewähren ließ. Die Köchin wusste inzwischen, dass Siv schwanger war, nicht weil die Germanin es ihr erzählt hatte, sondern weil sie sie darauf angesprochen hatte, nachdem sich zu der andauernden Übelkeit seltsame Essgelüste gesellten, die gerade der Köchin nicht verborgen blieben. Siv ignorierte also die Geräusche genauso wie die Blicke. Stattdessen fielen ihr die Oliven ins Auge. Oliven. Das war gut! Noch dazu aus eigenem Anbau, die hatten sie in Massen, die durften die Sklaven auch essen. Wäre was anderes gewesen, wenn es irgendein aus irgendeinem fernen Land importiertes Zeugs wäre, oder Obst, das zu dieser Jahreszeit teuer war, weil schwer zu bekommen… Allerdings waren Oliven nicht alles, nein, da fehlte noch was… Draußen ertönte ein leiser Schmerzensschrei, der ebenso ignoriert wurde wie alles andere zuvor und ebenso wie das, was danach kam. Siv stöberte weiter, griff sich eine Zwiebel und etwas Käse und stieß dann auf eine Dose mit Keksen. Wunderbar. Dazu noch der Honigtopf. Perfekt.


    Mit diesen Dingen beladen wandte Siv sich um und trat wieder in die Küche zurück. Und klappte den Mund auf, als sie sah, wer da im Türrahmen stand. "Äh."

  • Plötzlich stand Siv im Türrahmen, in der Hand einen Topf Oliven, ein Stück Käse, eine Zwiebel und...den Honigtopf. Ich verzog das Gesicht, Sofia ließ mit einem Schmatzen ihren Daumen fahren und Niki stöhnte wie unter Schmerzen auf. "Nicht schon wieder, Siv!" Meine Frage schien vergessen. Ein wenig deplatziert stand ich noch an Ort und Stelle, sah vom einen zum anderen. "Was soll nur aus dem Jungen werden, wenn er den halben Tag über nichts bekommt und die andere Hälfte alles durcheinander?" klagte sie und beschrieb eine Acht mit ihrem Kochlöffel. Die andere Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt. Sofia grinste. Blut tröpfelte zu Boden, und schnell steckte sie sich wieder den Daumen in den Mund. "Du willst das zusammen essen?" fragte ich verwundert und starrte Siv an. Den Honig als Nachtisch hätte ich noch verstanden. Aber bei einer Scheibe Käse, auf die mit Honig ein Stück Zwiebel geklebt war, garniert mit Oliven, drehte sich mir der Magen um. "Kein Wunder, dass dir morgens schlecht ist", sagte ich.

  • "Öhm." Sivs Griff um die Dinge in ihren Händen verstärkte sich etwas, fast als fürchtete sie, man könnte sie ihr wegnehmen. "Ich hab Hunger", verteidigte sie sich dann, zu Niki gewandt. Nebenbei grübelte sie, woher die Köchin wissen wollte, ob sie einen Jungen bekam, aber bevor sie nachhaken konnte, ergriff nun auch Corvinus das Wort. Als ob sein Blick nicht schon genug gesagt hätte. Einen Augenblick schien Siv zu schrumpfen unter der Wucht des geballten Angriffs gegen ihre Essgelüste, aber dann straffte sie die Schultern. "Ja, zusammen. Das ist lecker", antwortete sie im Brustton der Überzeugung. "Ihr habt doch nicht Ahnung, nicht ein bisschen!" Oh nein, sie hatten mit Sicherheit keine Ahnung. Sie war ja immerhin die einzige Schwangere hier im Raum. Unschlagbares Argument, wie sie fand.


    Die Germanin ging hinüber zu Sofia, änderte aber kurzentschlossen ihren Kurs, als sie die Karotten sah. Das bisschen Blut darauf war kein Problem, nur die Karotten… fand sie gerade eher Übelkeit erregend. Etwas weiter von den bösen Karotten entfernt also stellte sie ihre Schätze ab und angelte nach einem Messer, um die Zwiebel aufzuschneiden, während sie sich leicht an den Tisch lehnte. Das Schälen und Schneiden unterbrach sie gelegentlich, wenn sie mit Zwiebel und Messer gestikulierte. "Mir ist nicht übel, weil ich so esse. Sonst kommt Übelkeit gleich. Ich meine, gleich nach Essen. Oder nicht?"

  • "Sag ich doch!" pflichtete Niki mir augenblicklich bei und nickte, wohl erfreut darüber, dass ich ihre Meinung teilte. Sivs Begründung für das Durcheinander der Speisen veranlasste mich dazu, eine Braue zu heben. Hunger hatte ich auch dann und wann, aber das bedeutete nicht, dass ich alles miteinander vermengt aß, obwohl letztendlich doch alles zusammen im Bauch landete. Niki war die erste, die die Nase kraus zog, als Siv im Brustton der Überzeugung behauptete, das alles zusammen sei lecker. Die Köchin wirkte dabei ein wenig wie Siv selbst, und ich beobachtete sie ein wenig fasziniert, bis plötzlich die Suppe säumend überkochte und Niki sich erschrocken umwandte und wie wild im Topf zu rühren begann. Dabei murmelte sie stetig etwas vor sich hin, das wir griechische Flüche klang.


    Sofia, die ihren Daumen immer noch im Mund hatte und lutschte, betrachtete Siv kritisch bei ihrem Versuch, aus den unterschiedlichen Sachen kleine Leckerbissen zu fabrizieren. Eine steile Falte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet, und als Siv ihre Frage stellte, entließ sie mit einem Plopp den Daumen aus ihrem Mund und gab ihre Meinung zum Besten: "Üärks. Sowas essen nur Schwangere! Ich kannte mal eine Sklavin, die war schwanger, und die hat morgens immer Honig und garum verrührt und aufs Brot gegessen. Widerlich! Du bist doch nicht schwanger, Siv!" Sofia stutze, grinste dann breit. Ein Tropfen Blut tröpfelte auf den Boden. "Naja, solange du deinen Honig nicht mit garum verrührst, brauchen wir uns ja keine Gedanken zu machen!" Der Daumen verschwand wieder in ihrem Mund und Niki sah Sofia mitleidig an. "Also, was macht ihr nun an den Saturnalien?" griff ich meine Frage von vorhin wieder auf und versuchte, damit ein wenig abzulenken.

  • Siv musste grinsen, als sie Niki schimpfen hörte. Flüche, das war es, was sie am schnellsten in einer fremden Sprache lernte. Ihr Griechisch war inzwischen gar nicht mal so schlecht, auch wenn es sich sehr stark auf Umgangssprache beschränkte und einfache Wendungen – und so lange es so war, hielt sie das auch lieber geheim, vor Corvinus, beispielsweise. Aber auf Griechisch fluchen, dass Hafenarbeitern in Athen die Ohren schlackern würden, das konnte sie schon wunderbar. Und Niki hatte einen nicht geringen Anteil an diesem Können.


    Währenddessen schnitt die Germanin die Zwiebel auf, die sie nun von den äußeren Lagen befreit hatte, so dass dicke Halbringe entstanden. Der Honigtopf wurde geöffnet und etwas von dem zähflüssigen Inhalt mittels eines Löffels in eine kleine Schüssel verfrachtet, dann tunkte Siv eines der Zwiebelstücke in den Honig und schob es danach in den Mund. Im nächsten Augenblick fingen ihre Augen an zu leuchten, als Sofia Garum erwähnte. "Oh, Garum, das klingt gut, das ist…" Ihre Stimme erstarb, als Sofia weitersprach. "Also… das… hrm." Siv sah Sofia nicht an. Und auch Niki und Corvinus nicht. Sie log nicht, wenn sie jemand – wie Niki – darauf ansprach, aber bisher zumindest hatte sie es auch niemandem von sich aus erzählt, außer Corvinus. Sie wusste selbst, dass das nicht mehr lange so weiter gehen konnte, nicht bei den Leuten, die sie wirklich mochte, aber sie wusste auch nicht, wie sie es sagen sollte – übrigens, nur so nebenbei, ich bin schwanger? Und was sollte sie sagen, wenn Fragen nach dem Vater kamen? Im Grunde dürfte zumindest denen hier im Haus, die mehr mit ihr zu tun hatten, klar sein, wer der Vater war, aber vielleicht würde gerade das die Neugier anstacheln. Und sie wollte keine Fragen danach beantworten. Sie wollte keine Kommentare hören, keine Blicke sehen. Dass sie mehr oder weniger eine Sonderstellung bei ihrem Herrn hatte und noch dazu recht schnell zu dieser gekommen war, hatte lange genug für Gesprächsstoff gesorgt, zu lange, für Sivs Geschmack, und sie war froh gewesen, als die anderen irgendwann die Lust verloren hatten. Nachdem sie nach ihrer Flucht in Ungnade gefallen war, war der Tratsch mit einer deutlich gehässigen Note wieder aufgeflammt, und erst recht, als offensichtlich wurde, dass Corvinus ihr verziehen hatte – und sie dann sogar zu seiner Leibsklavin machte, trotz dem, was sie getan hatte. Nein, sie hatte nicht die geringste Lust auf das Geschwätz. Aber sie wusste auch, dass sie es nicht würde vermeiden können. Und mit denen, mit denen sie sich verstand, würde sie es sich nur verderben, wenn sie zu lange wartete.


    Und trotzdem… zögerte sie. Schob es auf, Tag für Tag. Auch jetzt stand sie da, während ihre Finger mit den Zwiebelringen spielten, während ihre Zähne ihre Unterlippe malträtierten. Als Corvinus das Wort ergriff und das Thema wechselte, sah sie immer noch nicht hoch. "Weiß nicht", murmelte sie auf seine Frage hin. Sie war sich nicht so sicher, ob sie die Saturnalien feiern wollte. Sie bedeuteten ihr nicht wirklich etwas, waren sie doch ein römisches Fest, und große Feiern mit vielen Menschen mochte sie ohnehin nicht sonderlich – was das Forum ebenso ausschloss wie größere Zusammenkünfte von bekannten Sklaven in anderen Villen. Vielleicht entschloss sie sich kurzfristig noch, Brix und Trautwini zu begleiten, im Übrigen würde sie sich nach der aurelischen Feier wohl eher zurückziehen. Vielleicht nutzte sie auch die Gelegenheit, um dem Ort in jenem Pinienwäldchen einen Besuch abzustatten. Jul stand an. Die Jagd der Geister. Siv blinzelte und zwang sich, in der Realität zu bleiben. Es war so einfach, abzuschweifen. Auf den Themenwechsel einzugehen. Aber es war einfach nicht richtig, Sofia nun immer noch nichts zu sagen – es war eine Sache, nichts zu erzählen, und eine ganz andere, sie so im Unklaren zu lassen, wo jeder außer ihr im Raum Bescheid wusste. Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust, dann hob sie endlich ihren Blick. Ein leises "Danke" ging gemeinsam mit einem Blick und einem angedeuteten Lächeln in Corvinus’ Richtung, und sie hoffte er verstand, was sie meinte – dass sie dankbar war, weil er hatte ablenken wollen, weil er sie damit in Schutz nahm, weil er es ihr überließ. "Ich b i n schwanger, Sofia", fuhr sie dann fort. Einen Augenblick lang sagte keiner etwas, und Siv, der das Schweigen beinahe sofort zu viel wurde, fragte gleich darauf in die Stille hinein, als ob nichts wäre: "Hast du Garum, Niki?"

  • Hm.... Ein gar nicht so übler Geruch stieg Ursus in die Nase, als er gerade aus seinem Officium trat, um sich mal ein wenig die Beine zu vertreten und zu schauen, was im Haus so los war. In den letzten Monaten war es seiner Meinung nach sowieso viel zu still gewesen im Hause Aurelia. Auch wenn er zugeben mußte, daß er nicht mehr dagegen getan hatte, als alle anderen.


    Ob es bald Essen gab? Es duftete jedenfalls danach. Auf die Zeit hatte er gar nicht geachtet, doch sein Magen meldete recht eindringlich, daß es eigentlich längst Zeit für eine gute Mahlzeit sein mußte. Und die Stimmen, die von der Küche deutlich herüberdrangen, zeugten von reger Geschäftigkeit an diesem Ort. Unwillkürlich lenkte Ursus seine Schritte in die Richtung. Vielleicht ließ sich ja herausfinden, was es heute alles an Leckereien gab. Und wenn sich dabei die Gelegenheit ergab, eine Kleinigkeit zu naschen, so wäre er sicher nicht unglücklich darüber.


    Wie lange war er eigentlich nicht mehr in der Küche gewesen? Viel zu lange, stellte er fest und diese Erkenntis überraschte ihn selbst. Andere Familienmitglieder schienen das anders zu halten und er hatte sich dort früher ja auch hin und wieder blicken lassen. Corvinus stand jedenfalls in der Tür der Küche. Ob etwas vorgefallen war? Die Stimmen waren so plötzlich verstummt. Dabei konnten sie ihn, Ursus, doch noch gar nicht gesehen haben. Zumindest hoffte er, daß es nicht an seinem Erscheinen lag, daß plötzlich alles so still war. "Salvete miteinander. Nanu, haben wir eine Familienkonferenz?", scherzte er und schaute in die Runde. Siv saß am Tisch und tunkte Zwiebelringe in Honig. Sofchen saß vor einer blutigen Karrotte - blutig? - und schaute merkwürdig drein. "Hast Du Dich verletzt, Sofia?" Wieder schaute er von einem zum anderen. Hier stimmte doch etwas nicht! "Was ist denn los?"

  • Sofia wirkte erschrocken, als Siv ihre Meinung zum garum kund tat. plötzlich wirkte sie alles andere als überzeugt davon, dass ihre Vermutung von eben noch Gültigkeit besaß. Sie warf zunächst Niki einen prüfenden Blick zu, dann mir. Weder die Köchin noch ich sagten etwas. Meiner Meinung nach war es Sivs Aufgabe, nicht die meine. Schweigen breitete sich aus, doch nur einen Moment lang. Sofia vergaß sogar, am Daumen zu lutschen, und setzte erst wieder ein, als Siv sich in meine Richtung bedankte, auch wenn ich nicht so recht wusste, wofür. Einen ironischen Unterton konnte ich nicht heraushören, also bedankte sie sich ob meiner Frage? Eine steile Falte schlich sich auf meine Stirn, dann wandte Siv sich dem Soffchen zu, das nun wieder nuckelte. Niki räusperte sich ein wenig verlegen und rührte dann weiter in ihrem Topf herum, offenbar war ihr die Situation ein wenig peinlich. "Hm? Ich? Oh...Ähm. Ja... Schau mal, da drüben auf dem Regal in dem kleineren Topf müsste noch - nein, im rechten da - da muss noch was sein", gab Niki ein wenig verzögert zurück, während Sofia Sivs Bauch anstarrte und Ursus plötzlich mitten unter uns stand.


    Seinen Kommentar hätte ich unter anderen Umständen vermutlich als unpassend empfunden - immerhin bestand die Familie aus mehr als nur uns beiden - in dieser Situation allerdings war sein Scherz eine willkommene Ablenkung, und ich grinste ein wenig zeitverzögert, während Sofias Blick langsam an Siv auf und ab wanderte. "Nicht direkt. Wir-" "Wuh! Echt, Siv? Darf ich mal fühlen? Ist ja total klasse!" Sofia war aufgesprungen, warf Ursus einen kurzen Blick zu, schüttelte den Kopf und legte dann ihre Hand mit dem schlimmen Daumen auf Sivs Bauch, ohne dass sie zuvor einen Einwand erheben konnte. Glucksend grinste sie nacheinander die werdende Mutter an, dann Niki - welche verbissen weiterrührte - mich - der ich mich unwohl fühlte - und dann Ursus, dem sie mit sich vor Freude überschlagender Stimme erzählte: "Siv ist schwanger!" Wieder sah sie zu Siv, deren Tunika inzwischen einen kleinen, roten Fleck in der Bauchgegend aufwies. "Wer ist denn fer Vater? Hm? Alexandros? Oder einer von den feschen Flaviern?" Fröhlich blinzelnd schnappte sie sich ihre blutige Karotte und biss einmal herzhaft hinein.

  • Mann, ich freute mich schon ´nen Wolf auf die Saturnalien! Endlich mal ein paar Tage nicht malochen müssen. In die Stadt gehen, wollte ich. Einen drauf machen wollte ich, mit oder ohne Bruder. Das war mir egal.
    Na klar, gerade dann, wenn man an nix böses dachte, klopfte es an der Tür. Naja, Louan klopfte nicht, er drückte mir einfach ´nen Spruch ins Ohr. "Hör mal, ich muss dir was erzählen. Da wirst du Augen machen! Ja, wirst du!" Ich, die ich gerade am abstauben war, sah auf, als ich seine Stimme hörte. "Verdammter Dreck! Putzt hier denn keiner? Hä, was is? Ach, du bist´s! Wobei werd ich Augen machen?" Wenn der mir so kam, dann hatte er meistens was ausgefressen. Das war schon immer so gewesen!
    "Ich will bei so ´nem Wettbewerb teilnehmen und ordentlich Kohle dabei machen, wenn ich gewinne! Und dann, hol ich dich hier raus!" Mein Bruder sah irgendwie so furchtbar entschlossen aus, total von sich selbst überzeugt, als hätte er nie was anderes in seinem Leben gemacht. "Wettbewerb! Du? Na klar! Wer am besten in der Nase bohren kann, oder was!?" Klar, das war jetzt nicht nett von mir. Aber mal ehrlich, Louan war die Unsportlichkeit in Person! Nicht nur, weil er ja ein schlimmes Bein hatte, nee, der hatte doch gar keine Muckis!
    "Weißt du was? Du bist doof! Richtig blöd! Und so was ist meine Schwester! Du kannst ja mitkommen nach Mantua und kannst zugucken, wie ich mir die 3000 Sesterzen abgreife!" Oha! Louan war jetzt fast beleidigt und ich guckte nicht schlecht! "Mantua? 3000 Sesterzen? Nee, oder! Aber ich kann ja nicht einfach mit dir nach Mantua fahren. Da muss ich erst Ursus fragen!" Wo lag eigentlich Mantua? Naja, irgendwo in Italia, oder so! "Wie wär´s denn, wenn wir an den Saturnalien dort zusammen hinfahren? Dann musst du nicht mal Ursus fragen!" Das war doch mal ´ne Idee! Klar, so konnten wir´s machen! "Bruderherz, du bist echt ´n Genie! Klar komm ich mit nach Mantua! Ach ja, noch drei Tage!" Jetzt hatte ich noch ´nen Grund mich zu freuen!
    Und dann war dieser Duft, der auf einmal ins Zimmer drang. Mann, roch das gut! Der Geruch machte Hunger!
    "He, weißte was, lass uns in die Küche geh´n. Ich hab Hunger. Da können wir bestimmt was abgreifen!"
    So was ließ sich mein Bruder nicht zweimal sagen. Ich ließ alles stehen und liegen und zusammen gingen wir immer unserer Nase nach!
    Komisch, irgendwie hatten noch mehr Leute den gleichen Gedanken. Aus der Küche drangen Gesprächsfetzen. Da war Siv, die Garum wollte. Garum? Wenn die wüsste!
    Louan und ich traten in die Küche. Ach herrje, gab´s heute was umsonst, oder warum hatten die sich alle hier versammelt?
    "Igitt! Garum! Haste eigentlich ´ne Ahnung, woraus das gemacht wird? Aus vergammelten Fischen! Voll eklig!" Ich hatte irgendwie die Begabung, den Leuten so richtig den Appetit zu verderben.

  • Einen Moment herrschte auch nach ihrer Frage noch Schweigen, ein Schweigen, das in ihren Ohren zu dröhnen schien. Aber dann antwortete Niki, und gleich darauf schienen mehrere Dinge auf einmal zu geschehen. Siv drehte sich etwas vom Tisch weg und wollte den Topf holen, auf den die Köchin gedeutet hatte, als Ursus neben Corvinus trat. Das die Stimmung etwas seltsam war, fiel ihm natürlich auf, und noch während Corvinus auf eine entsprechende Nachfrage hin antwortete, passierten zwei Dinge: Caelyn trat ein und verpasste Sivs Überzeugung, dass Garum einfach perfekt zu den Keksen passen würde, einen Dämpfer, und gleichzeitig sprang Sofia hoch, sprudelte los und kam gleichzeitig auf Siv zu. "Äh." Bevor sie es verhindern, bevor sie überhaupt etwas sagen konnte, legte die Griechin ihr schon die Hand auf den Bauch, und Siv hob nur hilflos die Hände auf Schulterhöhe und ließ Sofia gewähren. Ihr Blick huschte zu Ursus und Caelyn, die es beide nun also auch wussten, und zuckte dann unwillkürlich zu Corvinus, als Sofia nach dem Vater fragte.


    Im nächsten Augenblick starrte sie wieder die Griechin, Ungläubigkeit im Blick. "Alexandros?!?" Entgeisterung schwang in ihrer Stimme mit. Wie kam Sofia auf die Idee, dass von allen männlichen Sklaven ausgerechnet Alexandros der Vater sein sollte? "Wie kommst du auf Alexandros?" Eigentlich musste sie ja dankbar sein für diese Vermutung, bot das doch die perfekte Ablenkung von der Frage nach dem Vater. "Egal. Ich will Garum. Auch egal, aus was das ist." Nun endlich schnappte sie sich besagten Topf und stellte ihn zu ihren anderen Sachen. Sie ignorierte die böse Karotte in Sofias Hand und holte einen der Kekse hervor, nur um ihn in die Fischbrühe zu tauchen und dann abzubeißen. Die Frage nach dem Vater hatte sie immer noch nicht beantwortet, auch auf die Vermutung mit den Flaviern war sie nicht eingegangen, aber wie bereits zuvor, in jenen Momenten, in denen sie noch gezögert hatte, Sofia ihre Schwangerschaft zu gestehen, vermied sie es, jemanden anzusehen. Sie hasste diese Situation. Das war einer der Gründe gewesen, warum sie noch nichts von dem Kind erzählt hatte. Aber wo es unvermeidlich war, dass ihre Schwangerschaft irgendwann bekannt werden würde, war es möglich, den Vater zu verheimlichen, zumindest jenen, die nicht viel mit ihr zu tun hatten. Und Siv war sich nicht so sicher, was sie wollte. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie könnte es sagen, immerhin war ihre Verbindung zu Corvinus nichts, dessen sie sich schämte. Ein anderer Teil wollte es geheim halten, wegen dem Geschwätz, das mit Sicherheit beginnen würde. Es würde so schon genug geredet werden, sobald erst einmal ihre Schwangerschaft die Runde machte. Und dann war da noch der Vater selbst, was er darüber dachte, und Siv war sich recht sicher, dass Corvinus das nicht unbedingt breit treten wollte. Die Bewohner der Villa mochten vermuten, was sie wollten, aber es zu bestätigen war eine ganz andere Sache.

  • Sofia kicherte seltsam irr und nahm ihre Hand dann fort, man konnte ohnehin weder etwas sehen noch fühlen, und überhaupt machte die Sklavin gerade ihrem Ruf alle Ehre. Auf Sivs Frage ging sie nicht weiter ein, stattdessen sprudelte sie - im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch der Daumen tröpfelte verhalten vor sich hin - drauflos. "Oh, ich seh es schon vor mir, Siv! Das hab ich ja nicht mal geahnt, nein wie herrlich, und dabei tut er immer so, als könnte er mit uns Frauen nicht viel anfangen! Und, erzähl mal, wie ist er so? Du weißt schon. Ich find ihn ja eigentlich ganz süß, aber er haut immer ab, wenn er mit mir allein ist..." Ein Krachen, und sie biss wieder herzhaft in ihre Karotte. Niki hatte aufgehört zu rühren und sah an mir vorbei aus der Tür. Wo niemand anderer stand als Alexandros, der entgeistert Sofia anstarrte, wie ich mit einem Schulterblick bemerkte.


    "Hüm?" machte er fragend. Ich trat ein wenig zur Seite, damit er in die Küche kam, und lehnte mich an die schmale freie Fläche an der Wand. Das war eine kuriose Situation. Alexandros betrat nun also die Küche, ging zu Siv und schnappte sich eine Hand voll Oliven aus dem Topf, dann setzte er sich umständlich auf einen Schemel. "Was schaut's ihr denn alle so?" näselte er und blickte nacheinander alle an. Auf meine Frage war immer noch keiner eingegangen, und ein drittes Mal stellen wollte ich sie nicht, also seufzte ich ergeben und sah zu Ursus. "Fragst du dich nicht auch manchmal, wie dieser Haushalt funktionieren kann?" fragte ich ihn und verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. "Niki?" "Hm-hmm?" "Was gibt's'n zu essen?" Schweigen. Suppe blubberte. Niki hatte mit dem Rühren inne gehalten und wandte sich nun ganz langsam um. "WAS in Zeus' Namen wird denn das hier heute eigentlich?" fragte sie und sah dabei jeden einmal an. "Wie soll man denn vernünftig kochen können, wenn ihr hier alle rumsteht und alle fünf Minuten fragt, was es gibt, wann es was gibt, wann es mal wieder dies oder das gibt?" "Oha", raunte ich in Ursus' Richtung und grinste noch breiter.

  • Siv ist schwanger. Na, das war ja mal eine Mitteilung. Ursus schaute ein wenig überrascht. Gerade bei Siv hätte er gedacht, daß sie Mittel und Wege hätte, eine Schwangerschaft zu verhindern. Oder wollte sie das Kind? Auch das hätte er nicht gedacht. Denn ein Kind einer Sklavin war ja schließlich auch immer ein Sklave. Gerade Siv... Aber gut, es war, wie es war. Die Frage nach dem Vater war natürlich höchst interessant. Alexandros wohl eher nicht, ihrer Reaktion nach zu urteilen. Und auch seiner Reaktion nach. War ja klar, daß er wie bestellt in der Tür stehen würde und Sofchens unbedachte Worte mithören mußte.


    Ursus tat es Corvinus gleich. Er lehnte sich bequem an die Wand. In Türnähe, es war nie schlecht, einen Fluchtweg zu haben, so chaotisch, wie es hier gerade zuging. Und Caelyn natürlich wieder. Vergammelter Fisch! Ursus mußte grinsen. Sie würde sich wohl niemals wirklich ändern.


    "Na, vielleicht ist das Wie gar nicht so wichtig, sondern nur, daß es eben funktioniert. Eines der großen Mysterien des Lebens", antwortete Ursus leicht übertreibend und lachend auf Corvinus' Frage hin. Er mochte dieses Chaos. Die Sklaven hier im Haus waren alle so - eigentümlich. Und gerade das war das Schöne in diesem Haus. Niki schien nun allerdings bald die Geduld zu verlieren. Naja, war auch eigentlich zu verstehen, es wurde langsam voll in der Küche, so geräumig sie auch war. Eigentlich wollte er schon sagen, daß sie die Fragen nur beantworten brauchte, dann hätte sie ihre Ruhe, aber dann besann er sich und überließ das den anderen Anwesenden. Er wandte sich lieber an seine Sklavin. "Sag mal Caelyn, was machst Du eigentlich an den Saturnalien?", fragte Ursus, um sich darauf einstellen zu können. Er ahnte nicht, daß Corvinus diese Frage schon mehrmals vergeblich in die Runde gestellt hatte.

  • Ich hatte natürlich wieder nur die Hälfte mitgekriegt, wie üblich! Deswegen verstand ich wieder nur Forum! Um was ging´s den gerade? Ich sah zu meinem Bruder, der sah zu mir und wir beide zuckten mit den Schultern. Zwei Gallier fernab der Ahnung!
    "Was is denn mit Alexandros?" Ich sah zu Siv, dann sah ich zu Sofia. "Was hätteste dem nicht zugetraut? Ey Leute, lasst mich nicht dumm sterben!"Dann kam auch noch Alexandros dazu, der aber von gar nix ´ne Ahnung hatte. Da waren wir ja in ´ner zweifellos guten Gesellschaft. Irgendwie waren die heute alle auf der falschen Spur unterwegs!
    "Ach ja, genau, was gibt´s denn zu Essen? Das riecht ja so irre gut!"Dann brachte Ursus noch was auf´s Tablett, was ich noch viel weniger verstand. Er redete irgendwas von Mysterien, oder so. Nee, ich raffte nix. Das musste an dem niedigen Sauerstoffgehalt in der Luft liegen. In der Küche waren einfach zu viele Leute, die da eigentlich gar nicht hingehörten und dadurch zulässige Gesamtmenge deutlich überschritten wurde.
    "Ich glaub, wir verduften besser, Louan, die haben alle eine an der Klatsche!" flüsterte ich meinem Bruder zu. "Bevor es noch die ersten Toten gibt!" Louan grinste nur und nickte mir zu. Wir wollten schon gehen. Da kam Ursus Frage. Ich sah meinen Bruder an, der mir noch vorher von der Sache in Mantua erzählt hatte. Dann sah ich zu Ursus und zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht! Vielleicht mit meinem Bruder was unternehmen, oder so." Ich sah wieder zu Louan, der ganz schon entschlossen aussah. "Ich wollte mit ihr nach Mantua fahren. Da ist demnächst so ein Wettkampf. Dafür wollte ich mich einschreiben," sagte mein Bruder.

  • Siv verdrehte die Augen, als Sofia einfach weitersprudelte, ohne auf ihren Kommentar auch nur im Mindesten einzugehen. Alexandros. Ja, sicher. Genau. "Er k a n n mit Frauen nichts anfangen", murmelte sie, wohlweislich auf Germanisch, und so leise, dass Sofia sie vermutlich überhaupt nicht hörte. Alexandros. Ausgerechnet. Sie schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Bank, während sie die Fragen der Griechin ignorierte und, natürlich: Alexandros hereinspazierte. Siv schob ihm den Oliventopf ein bisschen entgegen, nachdem sie sich selbst ein paar herausgenommen hatte, dann nahm sie noch einen Keks, tunkte ihn in die Fischbrühe, platzierte etwas Käse oben drauf und vollendete das Kunstwerk mit einem Klecks Honig, bevor sie sich das Arrangement in den Mund schob. Die Reaktionen der anderen auf Sofias Verkündung, sie sei schwanger, ignorierte sie genauso wie Sofias weiteren Wortschwall und Nikis kurzen Ausbruch. Ursus schien überrascht gewesen zu sein, bei ihrem ersten Blick, aber er hatte nichts gesagt, und seitdem die Frage nach dem Vater aufgetaucht war, bemühte sie sich ohnehin, niemanden anzusehen. Corvinus selbst hatte ebenfalls kein Wort gesagt, und als sie ihn angesehen hatte, hatte sie auch nicht wirklich in seinem Gesicht lesen können, was er wohl denken mochte.


    Erst als Caelyn mit Fragen herausplatzte, sah Siv doch wieder hoch. Irgendwie fühlte sie sich unwohl in dieser Situation. Und sie hatte nicht vor, es dabei zu belassen und sich in Zukunft ständig unwohl zu fühlen, sobald sie in Gesellschaft war. Irgendwas musste sie tun, damit die Fragerei ein Ende hatte. Wenigstens die offensichtliche, dass die Bewohner der Villa sich auch weiterhin ihre Gedanken machen würden, war ja ohnehin klar. "Ich bin schwanger. Und Sofia", Siv gestikulierte mit einem Stück Käse, das diesmal einer Olive und Honig gekrönt war, in Richtung der Griechin, "traut Alexandros", jetzt schwenkte die Hand mit dem Essen zu ihm, "nicht zu, er wär der Vater." Ungerührt schob die Germanin sich den Käse samt Olive und Honig in den Mund, während das Gespräch wieder auf die Saturnalien kam. Was sie betraf, hatte sie ja schon gesagt, dass sie nicht wusste, was sie tun würde. Erneut huschte ihr Blick zu Corvinus. Es war ein römisches Fest, ihm bedeutete es etwas, und das war für sie der einzige Grund, es doch zu feiern – mit ihm. Aber sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte, und so würde es vermutlich darauf hinauslaufen, dass es Tage wie andere auch werden würden, nur mit dem Unterschied, dass sie gar nichts zu tun hatte. "Was für ein Wettkampf?" fragte sie dann nach, als Louan davon anfing. Mantua. Mantua klang gut. Wegfahren klang gut. Sie fragte sich, ob die Geschwister unbedingt alleine sein wollten… und wenn ja, wen sie wohl fragen könnte, etwas mit ihr zu unternehmen.

  • Ohne es zu wissen, dachte ich das gleiche wie Ursus. Ich mochte die lockere Art hier im Haus untereinander. Dass niemand - ich dachte an Fhionn - fast niemand aus der Reihe fiel und doch alle unterscheidlich waren. Das machte mehr aus dem Leben als die graue Suppe des Einerleis, die in vielen Haushalten Einzug gefunden hatte. "So muss es sein", erwiderte ich auf Ursus' Vermutung hin und betrachtete schmunzeld Siv, die sich gerade einen großen Happen Irgendwas in den Mund schob. Mir grauste es schon beim Hinsehen, und auch Niki und Sofia starrten Siv und ihr vermeintlich ungenießbares Etwas an. Alexandros betrachtete erst Siv, dann seine Oliven, dann wieder Siv - und schob dann die vier elliptischen Früchte von sich, augenscheinlich war ihm soeben der Appetit vergangen. Niki war die erste, die ihre Sprache wiederfand und Caelyn ansah, die es wagte, noch einmal zu fragen, was es gab. "Für dich gleich nichts mehr", brummelte sie mürrisch vor sich hin und blieb ihr die wahre Antwort schuldig. Stattdessen wandte sie sich um und rührte geschäftig weiter.


    Die Frage nach dem Wettkampf interessierte auch mich, zumal Mantua recht weit entfernt war von Rom und Hin-, Rückreise und Wettkampf wohl kaum innerhalb der Saturnalien zu bewerkstelligen waren. Da würde es ohnehin Ursus' Zustimmung brauchen. "Natürlich steht es euch frei, zu tun was ihr wollt während der Feiertage. Ich muss allerdings sagen, dass ich eine gemeinsame cena zu Beginn der Festtage eigentlich ganz gut finde. Wir könnten auch einige Klienten einladen, was meinst du, Titus?" wandte ich mich erst an die versammelte Sklavenmannschaft, dann an Ursus. Sofia sah ich aus den Augenwinkeln heraus nicken. "Mo...ment mal, Siv ist schwanger? Aber...ich hab gar nichts gemacht!" ereiferte sich plötzlich Alexandros, der ein wenig länger gebraucht hatte. Ich unterdrückte mühsam ein Grinsen und warf Siv einen Blick zu.

  • Sivs Schwangerschaft schien ja alle sehr in Atem zu halten. Ursus grinste amüsiert, als er die Mutmaßungen hörte, die ausweichenden Antworten von Siv und dann noch das Entsetzen von Alexandros, der jegliche Schuld von sich wies. Corvinus war bei all dem völlig ruhig, also wußte er wohl, wer der Vater war. Und schien nichts einzuwenden zu haben. War dann nicht alles in Ordnung? Das Kind würde Corvinus gehören. Er würde es in seinem Sinne erziehen können. Und in den Haushalt hineingeborene Sklaven waren doch immer die besten und zuverlässigsten. Schwierig würde es nur, wenn... Er warf einen Blick auf seinen Onkel. Nein, dafür war er viel zu ruhig. Obwohl seine augenscheinlich gute Laune schon ungewöhnlich war. Nein, Ursus konnte sich nicht vorstellen, daß Corivnus dann so ruhig mit anhören würde, wie die anderen Mutmaßungen über den Vater anstellten. Nein, was für ein unsinniger Gedanke!


    "Ja, wir sollten auf jeden Fall einige Klienten einladen." Das war ja auch so üblich, daß einige Klienten bei der Arbeit mit zugriffen, da die Sklaven alle frei hatten. "Einigen habe ich schon Bescheid gegeben, daß sie sich für die Saturnalien nichts anderes vornehmen sollen." Louan hatte er dafür nicht vorgesehen. Dieses Jahr nicht. Immerhin waren dies die ersten Saturnalien, die die Geschwister wirklich gemeinsam verbringen konnten, das hatte er ihnen nicht verderben wollen. "Ein Wettkampf in Mantua? Ach, Moment, da hat es einen Aushang gegeben, nicht wahr? Allerdings habe ich es nicht genau gelesen. Bist Du denn darauf vorbereitet? Hast Du trainiert?"

  • Nicht nur der Duft des Essens, der in ihr den Hunger noch förderte, hatte Nuala auf den Weg zur Küche getrieben. Auch das Stimmengewirr und das Lachen waren es, welches seinen Ursprung in eben der Küche hatte, die sie neugierig werden ließ. Ihre Schritte wurden schneller und so stand sie auch, ganz unvermittelt in der Tür. Ihr Blick erfasste die Anwesenden. Eigenartigerweise hatten sich auch einige der Herrschaften dort eingefunden und zu diesem Auflauf beigetragen. Eine Diskussion war im Gange, der sie aber nicht so ganz folgen konnte, da jeder der Anwesenden von einer anderen Sache zu sprechen schien und sie nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es überhaupt ging. Mantua, schwanger, Klienten, Wettkampf. Das machte zusammen wenig Sinn. Sie wollte etwas sagen, traute sich aber nicht oder besser gesagt, sie fand keine Gelegenheit, sich einzubringen in dieses merkwürdige Gespräch. Was sie ohne weiteres aber feststellen konnte, herrschte eine durchaus angeheiterte Stimmung. Nuala vermutete, dies könne nur mit den bevorstehenden Saturnalien zusammenhängen, die in drei Tagen ihren Anfang hatten. Sie selbst verspürte deshalb auch schon große Freude. So vieles hatte sie sich vorgenommen, dass sieben Tage nur schwerlich ausreichend waren.
    Im Moment jedoch stand eindeutig der Hunger im Vordergrund. Ihr Magen knurrte schon heftig, was sie schließlich doch dazu bewog sich bemerkbar zu machen. Sie erhob ihre leise Stimme, nur um festzustellen, dass sie eindeutig zu leise war. Hier war ein etwas stärkeres Organ gefragt!Nuala versuchte es noch einmal, diesmal wesentlich lauter, was sie beinahe selbst in erstaunen versetzte.
    "Entschuldigung! Entschuldigung, bitte! Was gibt´s denn heute? Un vor allen Dingen, wann? Ich habe einen solchen Hunger?" Erwartungsvoll blickte sie in die Runde, bis ihr Blick an Niki, der Köchin haften blieb. "Wie war das? Ein Klient aus Mantua ist schwanger? Wohl eher seine Frau! Oder? Und was ist das für ein komischer Wettkampf, bei dem Alexandros mitmacht?" Sie ahnte ja nicht, wie sehr sie die gehörten Informationen ordentlich durchgemischt hatte, so dass ein völlig neuer Sinn, oder besser gesagt, Unsinn heraus kam!

  • Das war mir einfach so rausgerutscht. Naja, Siv wusste ja, von wem´s kam. Irgendwie ging hier gerade alles drunter und drüber, je mehr Leute kamen und ihren Senf dazu gaben. Meine Schwester wollte schon wieder abhauen. Sie hatte schon meine Hand genommen und wollte mich aus der Küche ziehen. "Jetzt wart doch mal!" Caelyn war manchmal so nervig! "Ja, ja, ein Wettkampf! In Mantua! Wenn ihr wollt könnt ihr ja mitkommen. Am dritten Saturnalien Tag geht´s los. Also da fahr ich hin, um mich anzumelden. Der Wettkampf ist an einem anderen Tag. Da könnt ihr natürlich auch mitkommen, wenn eure Chef´s das erlauben." Dabei musste ich so grinsen. Von mir aus konnten alle mit, die die mit wollten und auch die die nicht mit wollten. Bei dem Wettkampf sowieso, da brauchte ich noch einen Fanclub, der mich anfeuerte. Ach ja, Fanclub! "Genau Ursus, den Aushang meine ich! Naja, also früher war ich immer gut in so Sachen. Also trainiert hab ich naja, nicht wirklich. Aber das mach ich noch. Und außerdem bin ich ausdauermäßig voll in Form, glaub ich!" Das klang ja total zuversichtlich! Klar die 3000 Sesterzen holte ich mir!
    Ich sah auf, als dann noch jemand in die Küche kam. He, war das nicht die Schna.. Sklavin die sich Orestes gekauft hatte? Super, die hatte gar nix mitgekriegt und mischte alles, was sie mitgekriegt hatte, noch mal ordentlich zusammen, damit am Ende was völlig Neues raus kam.
    "Nö, nicht die Klienten sind schwanger! Siv kriegt ein Kind. Und ich fahr nach Mantua nicht Alexandros! Apropos fahren, hört mal, ihr braucht doch nicht den Reisewagen an den Saturnalien, oder? Denn kann ich mir doch dann unter den Nagel reißen?" Meine Bitte war eigentlich an die anwesenden Herrschaften gerichtet. Aber die hatten sich gut getarnt unter die Sklaven gemischt und so schaute ich alle fragend an.

  • Ich spürte den Blick, der auf mir ruhte. Ob Ursus etwas ahnte? Ich erwiderte ihn nicht. Gerüchte mochten noch früh genug aufkeimen und sich vermutlich genauso schnell als wahr erweisen. Immerhin war selbst mir bekannt, dass Siv sich nie sonderlich zu einem der Sklaven hingezogen gefühlt hatte. Zumindest hatte ich das stets geglaubt, jetzt wo ich darüber nachdachte allerdings, war ich mir nicht mehr so sicher...


    Zum Glück lenkte Louan mit seinem Wettkampf ab. Ich hatte keine Ahnung, was in Mantua stattfinden sollte, den Aushang hatte ich nicht bemerkt. Vielleicht erklärte dieses geplante Spektakel aber die vermehrten Malereien von jungen, muskulösen Athleten, die seit kurzem in der ganzen Stadt zu finden waren, vermutete ich. Da trat Nuala ein. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als sie die Sachverhalte auf den Kopf stellte, doch Louan berichtigte es gleich. Niki seufzte tief, als sie die an sie gerichtete Frage hörte, und Sofia kicherte kindisch. Die Köchin blieb Nuala eine Antwort schuldig und sah sie nur ein wenig grollend an. "Du fährst hin, um dich anzumelden?" stellte ich Louan dann eine Rückfrage. Warum er sich wohl nicht schriftlich anmeldete? Vielleicht verging gar nicht so viel Zeit zwischen der Anmeldung und dem eigentlichen Wettkampf, überlegte ich. Und die anderen mitnehmen...für mich war das kein Problem, es würde sich schon ein Arrangement finden lassen. "Machen da nur Männer mit?" Alexandros. Natürlich. Ich ahnte schon, welchen Hintergedanken er hegen musste. Mein Blick fiel auf Siv. Sie würde doch unmöglich mit dem Kind nach Mantua reiten können...oder? Es würde heftigst durchgeschüttelt werden. Vielleicht zu heftig. Vermutlich wollte sie aber auch gar nicht mit den anderen mitgehen...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!