[Stadtfest] Io Saturnalia!

  • Den ganzen Morgen über hatten Sklaven die Tische in dem Festzelt gefüllt, Amphore über Amphore Würzweins herbeigeschafft und etliche Fässer Bier aufgestellt. Die Vorbereitungen waren mittlerweile abgeschlossen, die Künstlergruppen waren eingetroffen und hatten sich auf ihren Bühnen eingerichtet und die Häuserfronten waren mit Fähnchen und Tüchern in unterschiedlichsten Farben geschmückt. Es lag Neuschnee vom Vortag und es war bitter kalt, doch dagegen boten viele Kaufleute heißen Würzwein an. Die Garküchen hatten Super-Sonder-Saturnalienangebote im Repertoire und einige Kohlebecken auf dem Forum sorgten zusätzlich für Wärme bei den Umstehenden.


    Langsam füllte sich der große Platz und als er bereits gut gefüllt war, traten die Duumvirn auf die Hauptbühne auf dem Forum. Liktoren schlugen mit ihren Bündeln auf den Boden und es kehrte mehr oder weniger Ruhe ein. Witjon erhob das Wort.


    "Cives, Peregrini, Servi, audite! Hiermit eröffne ich das diesjährige Stadtfest im Rahmen der Saturnalienfeiern und als Vorbereitung auf das Julfest! Habt Spaß, tut euch gütlich am köstlichen und vor allem kostenlosen Essen im Festzelt und genießt die Unterhaltung an den Bühnen!"


    Sein Kollege neben ihm fügte nichts weiter hinzu als einen lauten Ausruf:


    "Io Saturnalia!"


    Damit war das Fest eröffnet, die Duumvirn verließen die Bühne und Spielleute, Flötistinnen, Schauspieler und andere Künstler begannen mit ihren Vorstellungen auf den verschiedenen Holzplattformen. Die Händler und Wirte priesen ihre Angebote an und das Volk strömte ins Festzelt, um sich den Bauch vollzuschlagen.



    Sim-Off:

    Alle Bürger und auch die Soldaten der Legio II sind herzlich dazu eingeladen, das Festzelt zu stürmen, miteinander zu plaudern oder einfach nur die Vorstellungen auf den Bühnen zu genießen. Ich freue mich über rege Beteiligung!
    WiSim-Angebote folgen in Kürze.
    Viel Spaß! :)

  • Da Silko heute freibekommen hatte, war er natürlich auch in die Stadt gegangen. Außerdem hatte er ja noch ein Säckel mit Sesterzen, die es galt unter die Leute zu bringen. Der Nubier kam gerade rechtzeitig zu Witjons Worten. Lustigerweise war das Essen im Festzelt wohl kostenlos...dann würde er die 100 Sesterzen halt anderweitig unter die Leute bringen müssen. Mal schauen wer sich hier noch so tummelte...

  • Natürlich war auch Crispus zu den Saturnalien erschienen. Am Tage zuvor hatte er bereits zu Hause das Fest begangen und Besuch erhalten, nun wollte er ein wenig an die frische Luft und das etwas misslungene Essen gestern durch umso bessere gekaufte Ware aufwiegen. Gemeinsam mit ihm waren nicht nur Lucius und Armin, sondern auch Gunda und Morag gekommen. Crispus hatte jedem von ihnen ein wenig Geld gegeben, sodass sie sich etwas kaufen konnten.


    Schweigend verfolgte er die Rede des Duumvirn und fragte sich, ob Iullus Bantius Maecilianus eigentlich so inkompetent war, dass er einem so jungen Amtskollegen so viele wichtige Geschäfte überließ. Abgesehen davon fragte er sich, ob es mit der Gleichheit der Saturnalien vereinbar war, irgendwo mit Liktoren aufzukreuzen (andererseits: was wusste ein junger Germane schon von römischen Sitten?). Crispus zumindest hatte für heute eine schlichte, langärmlige Tunica und darüber sein Sagum gewählt. Auf dem Kopf schützte ihn ein Pileus, den er vor kurzem für sich und Lucius gekauft hatte, vor der Kälte. Seinen Sklaven hatte er sicherheitshalber keine gekauft - nicht dass sie glaubten, sie wären jetzt frei!


    Als die Rede geendet hatte, schien Morag jemanden gesehen zu haben, den er kannte, denn er wandte sich an Crispus und fragte


    "Darf ich 'mal da rüber schauen, Herr?"


    "Wenn du mich die nächsten Tage Crispus nennst, darfst du hingehen, wo du willst!"


    erwiderte Crispus und fragte sich wieder einmal, wie lange es wohl dauerte, seinem Haushalt einzubläuen, wie Saturnalia abzulaufen hatten. Vielleicht sollte er es Marsus doch nachsehen, dass er Liktoren mitgebracht hatte, wenn nicht einmal seine eigenen Sklaven die einfachsten Regeln nicht verstanden!


    "Lucius, komm mit! Ich stelle dich den Duumvirn vor!"


    meinte Crispus zu seinem Sohn, der treu nickte. Eigentlich war Lucius noch viel zu klein, um sich politische Kontakte zu verschaffen - andererseits war Marsus noch so jung, dass er wohl auf dem Höhepunkt seines Einflusses war, wenn Lucius in Crispus' Fußstapfen trat. Daher war es sicher kein Fehler, die beiden bekannt zu machen.


    Gerade wollte er sich in Richtung Tribüne drängen, als er mit einem riesigen Nubier zusammenstieß, der offensichtlich gerade mit einem Säckchen in seinen Pranken beschäftigt war. Fast war Crispus versucht, den Sklaven (denn welche anderen Nubier kamen schon bis ins kalte Germanien?) anzufahren, dann erinnerte er sich jedoch an die saturnalischen Regeln und murmelte


    "Entschuldigung."


    "Warum ist der Mann denn so schwarz?"


    fragte Lucius hingegen in seiner kindlichen Unschuld, was Crispus dazu veranlasste, sich für seinen Jungen zu schämen. Warum stellten kleine Kinder nur immer so ungehörige Fragen? So etwas fragte man doch nicht!

  • Silko spürte einen Stoß von der Seite und drehte sich schnell um. Es waren die jarelang geschulten Reflexe eines Kämpfers. Doch die beiden Gestalten, die da vor ihm standen sahen eigentlich ganz und gar nicht gefährlich aus. Der Mann, ein etwas älterer Römer entschuldigte sich gar bei ihm-die Saturnalien waren schon eine komische Zeit. So antwortete er mit seiner tiefen Stimme: "Ich habe mich zu entschuldigen," das Herr dass er normal angefügt hätte fiel den Saturnalien zum Opfer "Ich habe euch beiden leider nicht gesehen. Ich hoffe ich habe niemandem Schmerzen zugefügt."
    Dann fragte der Kleine, warum er denn so schwarz war. Silko liebte Kinder, also ging er in die Knie und erklärte es ihm freundlich: "Weil die Sonne, wir nennen sie Re, in meiner Heimat viel heißer scheint als hier. Bei uns ist es immer warm und die Sonne ist nie so weit weg, wie hier in Germanien. Wenn hier Sommer ist, werden die Menschen ja auch ein wenig braun. Bei uns ist das immer so, daher sind wir viel dunkler als ihr." Silko zwinkerte dem Jungen freundlich zu.

  • Crispus fasste sich an die Stirn, mit der er gegen den Ellenbogen des Hünen gestoßen war. Sie schmerzte ein wenig, doch das war nicht der Rede wert. Lucius wirkte unterdessen einigermaßen erstaunt, dass der Riese sprach. Scheinbar hatte er aus irgendeinem Grund nicht damit gerechnet.


    "Nein, nein, kein Problem!"


    antwortete Crispus daher stellvertretend für sie beide, während er etwas erleichtert war, dass der Nubier scheinbar kinderfreundlich war und sich seinem Sohn zuwandte. Seine Erklärung war einigermaßen kindgerecht und Crispus wollte sich schon bedanken und weitergehen, als Lucius noch eine Frage stellte.


    "Warum ist die Sonne bei euch näher? Ist die da nicht am Himmel oben?"


    Für einen Augenblick fragte sich Crispus, ob sein Junge ein kleiner Philosoph war oder warum er ständig weiternachfragte und niemals zufrieden war mit dem, was er gesagt bekam. Ein Soldat fragte nicht warum!

  • Kaum hatte er den Besitzer gewechselt, schon hatte er frei, weil diese merkwürdigen Saturnalien waren. Bashir war mehr als unsicher, was er nun tun sollte. Er hatte zwar das Castellum verlassen und war in die Stadt gegangen, aber er fühlte sich allein und irgendwie fehl am Platze, als er nun in dem Festzelt stand. Essen gab es umsonst, Getränke wohl auch. Das war ja schon mal nicht schlecht. Aber was nun? Einen Becher Wein hatte er schnell erobert und nun ging er langsam durch die Menge, in der Hoffnung, irgendjemanden zu erblicken, den er kannte. Oder jemanden, der Lust hatte, ihn kennenzulernen.

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus


    Silko lachte sanft. "Doch auch bei uns ist sie am Himmel. Aber unser Land ist ihr näher als eures und deswegen ist sie dort heißer. Wenn du einmal nach Aegypten oder Meroe kommst, wirst du sehen was ich meine."


    Dann erhob er sich wieder.


    "Er ist ein kluger und aufgeweckter Junge.", meinte er anerkennend zu Crispus. "Ich wünsche euch beiden noch viel Freude auf dem Fest." Silko nickte dem großen und dem kleinen Römer noch einmal freundlich zu und machte sich dann auf den Weg Richtung Festzelt.

  • Lucius schien noch immer nicht zufrieden zu sein, denn sein Blick war weiter bedächtig und er schien darüber nachzudenken, was der Nubier ihm gesagt hatte. Doch ehe er weitere Fragen stellen konnte, erhob sich Silko wieder und lobte die Klugheit des Jungen - für Crispus ein zweifelhaftes Kompliment, hielt er dieses viele Gefrage doch eher für mangelnde Fähigkeit zur Zurückhaltung! Dennoch lächelte der alte Magistrat natürlich, auch wenn es aufgesetzt klang und meinte


    "Ebenfalls. Lucius, bedank' dich auch bei dem netten Mann!"


    "Danke und viel Spaß, schwarzer Mann!"


    befolgte Lucius den Befehl seines Vaters artig, wenn er nicht diese seltsame und unverschämte Anrede daran gehängt hätte, was ihm einen mahnenden Blick des Vaters einbrachte. Auf weitere Strafe verzichtete er, sondern zog seinen Sohn stattdessen weiter zu Marsus.


    Lucius hatte jedoch wieder eine neue Frage, die er nun an seinen Vater stellte


    "Was ist Meroe?"


    "Keine Ahnung, wahrscheinlich eine Stadt oder ein Landstrich bei den Nubiern."


    antwortete Crispus und zuckte mit den Schultern. Geographie war nicht seine große Stärke, soweit es sich nicht um Legionsstandorte handelte. Und in Parthia hatte er durch den Krieg ein wenig gehört...Meroe war allerdings nicht dabei gewesen.


    Schließlich kamen sie beim Duumvirn an und Crispus begrüßte seinen Vorgesetzten.


    "Bona Saturnalia, Duccius! Darf ich dir meinen Sohn Lucius vorstellen?"


    Lucius sah mit großen Augen zu dem fremden Mann hinauf. Scheinbar war er ein wenig eingeschüchtert von den Liktoren und der gewissen Macht, die der Duumvir ausstrahlte.

  • Sim-Off:

    So, WiSim-Angebote sind jetzt auch endlich drin, verzeiht die Verspätung. Die Angebote sind mit der Beschreibung "Io Saturnalia - Mogontiacum! Alle Bürger der Stadt dürfen sich bedienen!" versehen.


    Falls es hier mal zu unübersichtlich werden sollte, dürfen auch weitere Threads in der selben Zeitebene eröffnet werden. Diese dann bitte einfach mit dem Präfix "[Stadtfest]" kennzeichnen, danke. :)




    Zitat

    Original von Bashir
    [...]


    Nach seiner Ansprache verließ Witjon also die Bühne und schaute sich erst einmal in Ruhe um. Es waren viele bekannte Gesichter da. Einige kamen auf ihn zu, schüttelten ihm die Hand, wechselten freundliche Worte mit ihm und zogen dann weiter, um mit anderen Bekannten zu quatschen. Viele Germanen schienen anwesend zu sein, die allerdings nicht den Anschein machten viel Ahnung von diesem Fest zu haben. Witjon selbst tat sich noch etwas schwer mit den Saturnalien. Auch wenn er seit seiner Geburt im römischen Reich lebte, hatte er doch noch nie aktiv an diesem Fest teilgenommen.


    Nachdem er eine ganze Reihe Leute begrüßt hatte und sich durch die Menschenmenge gekämpft hatte, fand er sich im Festzelt wieder, wo die Menschen sich schon ordentlich den Bauch vollschlugen. Witjon genehmigte sich einen Becher heißen Mets und ließ seinen Blick einen Moment lang durch das Zelt schweifen. Zufällig erblickte er ein weiteres bekanntes Gesicht in der Menge. War das nicht...doch das musste er sein. Vage erinnerte Witjon sich noch an seine Besuche in der Casa Quintilia.
    Fröhlich lächelnd marschierte er nun also zielstrebig auf den jungen Parther zu und begrüßte ihn.


    "Salve Bashir...dominus. Ich schätze, nach der römischen Sitte muss ich dich heute wohl so nennen." Er grinste leicht und fragte sich insgeheim, ob Bashir ihn wohl überhaupt erkennen würde. Er hatte nur eine einfache, beige Tunika, seine germanischen Bundschuhe, sowie einen warmen, dunkelgrünen Umhang am Leib, was ihn weder wie einen Duumvir, noch wie einen richtigen Römer erscheinen ließ. Außerdem fragte er sich, wie die Römer es in diesen widerlich kurzen Tuniken im Winter aushielten. Er wünschte sich, er hätte heute morgen seine warme Wollhose angezogen.



    Sim-Off:

    Edit: Arghl, da hab ich wohl einen Post übersehen. Aber kein Problem, das verbinden wir einfach mal miteinander. :D


    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    [...]"Bona Saturnalia, Duccius! Darf ich dir meinen Sohn Lucius vorstellen?"[...]


    Überrascht drehte Witjon sich um und erkannte seinen Magistrat, der ihn dort ansprach. Leicht aus dem Konzept gebracht antwortete er diesem schnell.
    "Bona Saturnalia, Petronius! Und auch dir wünsche ich frohe Saturnalien, Lucius. Es freut mich, dich kennen zu lernen."
    Die Liktoren schickte er mit einer Handbewegung fort, sie gingen ihm gerade ein wenig auf die Nerven. Breit grinsend verschwanden die beiden und machten sich über ein großes Tablett mit eingelegtem Obst her.
    Witjon sah sich nun in zwei Gespräche verwickelt. Zum einen war da Bashir, auf der anderen Seite stand Petronius Crispus. Der Duumvir entschied sich einfach, die beiden Gespräche zu verknüpfen.
    "Bashir, das sind der Magistratus Petronius und sein Sohn Lucius."
    Und dann begann das fröhliche Plaudern.
    "Wie gefällt euch das Fest? Ich finde es ist eine gelungene Mischung aus Stadtfest und Saturnalien. Kann ich euch etwas zu trinken bringen?"
    Ja, Witjon redete ein wenig durcheinander, ihm gingen gerade so viele Gedanken durch den Kopf, dass er die Umsetzung in Worte nicht so strukturiert hervorbrachte wie sonst. (:D)

  • Offenbar war der Duumvir sehr beschäftigt, schüttelte Hände und führte kleine Gespräche. Und offensichtlich fror er ein wenig. Als die Liktoren gingen, schien Lucius ein wenig beruhigter zu sein und Crispus befahl


    "Wünsche dem Duumvir schöne Saturnalien, Lucius!"


    "Bona Saturnalia!"


    folgte Lucius sofort und diesmal war Crispus zufrieden. Offensichtlich hatte er für heute genug gefragt und beschränkte sich darauf, artig dazustehen und einen guten Eindruck zu machen. So hatte der alte Petronius Zeit, auf das Gespräch einzugehen.


    "Ja, ein gutes Fest. Und so viele Leute - hätte ich nicht erwartet!"


    Auf Marsus' Angebot hin nahm er sich einen Becher Würzwein für sich und einen, den er an Lucius weitergab. In der Regel war der Wein nicht allzu stark und außerdem fand Crispus, dass Lucius langsam alt genug war, um die Getränke der Männer zu probieren.


    "Verbrenn dir nicht die Zunge!"


    meinte er zu seinen Jungen, der versuchte, den Dampf über dem Becher wegzublasen, was jedoch nicht gelang, da ständig neuer Dampf nachkam und in Richtung Winterhimmel zog.


    "Was hat der ganze Spaß denn so gekostet?"


    fragte er dann den Duccier, wobei ihm zu spät auffiel, dass diese Frage etwas herausfordernd wirkte. So hatte er das gar nicht geplant - er wollte eigentlich nur Konversation betreiben!

  • Bashir hatte nicht damit gerechnet, daß Marsus, der hier ja immerhin eine gehobene Stellung einnahm, Zeit für ihn finden würde. Sicher, es hieß, an den Saturnalien wären alle gleich. Aber ganz gleich, das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Wie sollte man danach wieder ins normale Leben zurückkehren? Die Römer waren schon ein merkwürdiges Volk.


    "Salve, Marrsus. Und.. bona Saturrnalia. Ich dachte, an den Saturrnalien wärren einfach alle gleich. Dann wärre es doch auch nicht rrichtig, von Dirr Dominus genannt zu werrden? Oderr habe ich es doch nicht rrichtig verrstanden?" Er war sich nicht sicher und schaute entsprechend drein. Schon wollte er wegen der anderen Kleidung fragen, da kam noch ein Mann dazu, begleitet von einem Jungen. Marsus stellte ihn zwar vor, aber der Mann beachtete Bashir gar nicht. Soviel zu Gleichheit an den Saturnalien. Magistratus... Da sollte er sich eigentlich nicht wundern.


    "Salvete", grüßte er die beiden zurückhaltend und fügte noch ein leises "Bona Saturrnalia" hinzu. Doch dann schwieg er lieber, denn stören wollte er nicht. Ob es vielleicht besser wäre, einfach weiterzugehen? Aber das wäre auch wieder unhöflich Marsus gegenüber. Ein elendes Dilemma.

  • Witjon fand es amüsant und beeindruckend zugleich wie Crispus seinen Sohn erzog.


    "Ja, es sind wahrlich viele Menschen gekommen. Und nicht nur Römer, sondern auch viele Germanen, was mich außerordentlich glücklich stimmt. Vielleicht etabliert sich das Fest ja in Verbindung mit dem Julfest als alljährliches Stadtfest."


    Auf die Frage nach dem Kostenfaktor musste Witjon sich einen bissigen Kommentar verkneifen. Der Ton des Magistratus gefiel ihm nicht, auch wenn die Frage womöglich anders gemeint war, als sie sich anhörte. Ruhig erwiderte der Duumvir:
    "Der Spaß war nicht so teuer wie erwartet. Wir hatten noch viele Lebensmittel gelagert und die Vorbereitungen waren nicht besonders kostspielig. Ich konnte einige stadtbekannte Handwerker verpflichten, ihre Gehilfen und Lehrlinge sowie etliche Stadtsklaven zum Aufbau der Bühnen und des Zeltes unentgeltlich anzuleiten. Außerdem habe ich die Schauspielgruppen für kostenloses Essen engagiert. Die werden schon genügend Spenden von der Bevölkerung ernten, wenn sie gut sind."


    Er grinste schelmisch und wandte sich dann an Bashir, den er nicht außen vor lassen wollte, denn das erschien ihm als unhöflich.
    "Aber dafür, dass das Fest so günstig ist, schmeckt der Wein gar nicht mal so schlecht, nicht wahr?"

  • Eine solche Ansammlung an lachenden, trinkenden und essenden Menschen hatte auch Reatinus selten zu Gesicht bekommen können. An jeder Ecke erklungen Gelächter und die Freude war an diesem Saturnalientag groß. Größer noch war sie für die Sklaven aus Reatinus´ Haushalt, welche ihren Herrn... nein, heute wohl eher edlen Spender, bei einem großzügigen Tag erwsicht haben und sich somit spontan um zweihundert Sesterzen zur Feier des Tages bereichern konnten.
    Durch die Freistellung seiner Sklaven war Reatinus nun gezwungen, auf der Suche nach Verwandten alleine und ziellos durch das Forum zu schlendern. In der Hand hielt er einen Becher aufgewärmten Würzwein, um der Kälte zu trotzen. Er tat eine gute Wirkung und dafür, dass er gratis war, schmeckte er nicht einmal so schlecht! Trotzig sah Reatinus in den Becher. Das war für die Stadt sicher nicht billig.


    Nach einem kurzen Fußmarsch durch das Forum wusste der Artorier nicht mehr so recht, wohin er noch gehen sollte, weshalb er sich kurzerhand entschloss, sich eine Tanzdarbietung einer kleinen Gruppe im Festzelt anzusehen. Von solchen Tänzen gab es heute ebenfalls schon genug. Von schwungvollen über eleganten und erotischen Tänzen wurden wohl alle Geschmäcker befriedigt.


  • "Spendenbasis, soso..."


    kommentierte Crispus die Erläuterungen von Marsus. Wie immer war er besonders kritisch, wenn er mit dem Duumvir sprach und überlegte daher, ob die Einschätzung des Ducciers nicht ein wenig leichtgläubig war - Spendenbasis? Nungut, es war tatsächlich möglich, dass es noch Vorräte von zuvor gegeben hatte, da hatte er wohl recht. Aber im Grunde konnte es ihm ja auch egal sein - er musste ja nicht dafür gerade stehen, wenn es ein Minus-Geschäft wurde!


    Unterdessen hatte Lucius etwas gesehen, was ihn offenbar interessierte: Ein Jongleur stand auf einer der Bühnen und jonglierte mit vier Messern. Er sah aus wie ein Jäger, doch Crispus nahm an, dass es sich um ein Kostüm handelte. Und eigentlich interessierte den älteren Petronier diese Darbietung kaum - sowas hatte er schon oft gesehen, sogar von Kameraden in der Legion!


    "Papa, ich will das anschauen!"


    meldete sich der Junge auch schon zu Wort.


    "Trink erstmal deinen Wein leer!"


    gab Crispus zurück. Im Grunde wusste er auch nicht, was er tun sollte - vielleicht war es besser, zuerst einmal etwas zu essen. So packte er Lucius' Hand und verabschiedete sich von Marsus, aber auch dem fremdländisch wirkenden Fremden.


    "Valete und feiert noch schön - wir essen erstmal was!"


    "Ich will aber den Mann da anschauen! Ich habe keinen Hunger!"


    protestierte Lucius und zog in die andere Richtung, doch der Kraft seines Vaters konnte er nicht widerstehen, sodass er von den Füßen gerissen wurde und am Arm schwebte. Nun begann er zu plärren


    "Ich wihill den Mann anschaun!"


    Crispus seufzte und versuchte, den Jungen zu ignorieren, doch die Umstehenden begannen bereits ihre Aufmerksamkeit auf den Knaben zu lenken, sodass er etwas unternehmen musste. Er setzte ihn ab und beugte sich zu ihm herunter.


    "Hör' zu, Lucius: Wir essen jetzt! Keine Diskussion!"


    Der kleine Petronier verschränkte die Arme vor der Brust und seine Augen wurden feucht. Voller Zorn rief er


    "Nein! Ich will nicht essen!"


    Aprupt verstummte er: Crispus hatte ihm eine Ohrfeige gegeben. Die Überraschung darüber hielt jedoch nur kurz vor, dann begann er laut zu weinen. Crispus überlegte einen Augenblick, ob er ihm noch eine Ohrfeige geben sollte, doch entschied sich dagegen. Stattdessen nahm er seinen Jungen auf den Arm und schimpfte


    "Gut, dann geh'n wir heim. Und hör' sofort auf zu weinen: Ein Römer weint nicht!"


    Damit schob sich der alte Petronier durch die Menge in Richtung der Domus Petronia. Seine Laune war gründlich vermiest.

  • "Derr Wein ist sehrr gut", nickte Bashir. Zumindest im Vergleich zu dem, was er seit seiner Gefangennahme zu trinken bekommen hatte. Auch wenn Valentina ihm sicher auch besseres gegönnt hätte, sie hatte es sich schlicht nicht leisten können. Und so kam ihm dieser Wein tatsächlich wie ein wahrhaft guter Tropfen vor. "Valete", verabschiedete er sich auch höflich von Crispus und seinem Sohn. Noch immer war er verwirrt von dessen Verhalten. Und dann noch der Junge... Ein bißchen tat er ihm leid, aber es war natürlich klar erkennbar, daß der Vater sich nicht beeindrucken lassen durfte bei solchem Trotz.


    Einen Moment lang blickte der Parther Vater und Sohn noch hinterher, dann wandte er sich wieder an Marsus. "Ich... ich glaube, ich verrstehe dieses Fest doch nicht so ganz. Würrdest Du so frreundlich sein, es mirr zu errklärren? Ich weiß, daß die Sklaven frrei haben. Und daß alle gleich sein sollen, deshalb trragen die Männerr die Toga nicht. Aberr... aberr wirrklich gleich sind wirr trrotzdem nicht? Und was passierrt nach diesen Tagen? Ist dann nicht alles noch schlimmerr als vorrherr?"

  • Witjon nickte zufrieden, als Bashir den Wein ebenfalls für gut befand. Die Show, die der Petronier und sein Sohn abzogen, beobachtete er mit einer Priese Amüsement gemischt mit Interesse und einem Quentchen Schadenfreude. Es belustigte ihn, wie sich der Junge anstellte, gab ihm jedoch ebenfalls zu bedenken wie schwierig im Grunde genommen die Erziehung von Kindern war.


    Nachdem die beiden das Zelt verlassen hatten, war Witjon mit dem Parther allein. Er atmete kurz erleichtert auf, war er in Crispus' Anwesenheit doch immer leicht angespannt. Der Mann kam immer wieder auf merkwürdige Ideen und schlug oft einen ungebührlichen Ton an, der Witjon zu nerven imstande war. Nun aber würde er hoffentlich eine angenehme Unterhaltung führen können. Mit einem Schmunzeln hörte er sich Bashirs Frage an und öffnete kurz den Mund, als wolle er antworten, schloss diesen dann jedoch wieder. Kurz sah man es hinter seiner Stirn arbeiten, während er einen leicht verwunderten Gesichtsausdruck machte, dann setzte er zu einem neuerlichen Versuch an.
    "Ähm, also...das ist so...die Sklaven...und die Herren...und...öhm. Also die Herren bedienen an diesen Tagen die...Sklaven. Und die Sklaven dürfen Herren...spielen. Ja. Naja und irgendwie...und danach. Naja, danach ist alles wieder so...wie vorher. Weißt du?"
    Witjon sprach langsam und war sichtlich verwirrt, wusste er doch selbst nicht, wie dieses seltsame Fest genau ablief. Er hätte sich wirklich genauer mit den Saturnalien beschäftigen sollen!
    Dann senkte er bedauernd den Kopf und sagte:
    "Na, ich weiß es selbst nicht. Ist alles ziemlich kompliziert. Wir Germanen feiern einfach die Wintersonnenwende und ehren die Götter und gut ist!"

  • Da staunte Bashir aber nicht schlecht. "Du weißt es auch nicht genau? Aberr... bist Du nicht ein Rrömerr, auch wenn Du gerrmanischer Herrkunft bist? Dann bist Du ein Gerrmane, also ein Perregrrinus? Ich glaube, dann habe ich noch mehrr falsch verrstanden." Er sah sichtlich verwirrt aus. Offenbar gab es noch mehr, das er durcheinander gebracht hatte. Und die Herren bedienten die Sklaven? Das war aber beim Praefecten im Haus nicht so. Und die anderen Sklaven hatten davon auch nichts gesagt. Merkwürdig.


    "Was ist die Winterrsonnenwende? Und wie feierrt ihrr sie? Was ist derr Unterrschied zwischen den Gerrmanen und den Rrömerrn? Also... sicherr, es sind unterrschiedliche Völkerr. Aberr wie unterrscheiden sie sich? Was macht sie anderrs?" Er hatte ja nicht die geringste Ahnung, was für ein Faß er mit dieser unscheinbaren Frage aufgemacht hatte.

  • "Die Abstammung. Davon abgesehen, dass es durchaus einer der Gründe ist, weshalb sich beide Seiten manchmal nicht verstehen.", wandte Reatinus ein, während er sich mit spontanen Schritten zu dem Duumvirn und dem Sklaven hinzugesellte, die er Momente zuvor in der Menge erspäht hatte. In einer Hand hielt er das so eben erbeutete Stück Räucherfleisch, welches er Bashir des gefeierten Festes anlässlich reichte. Die Sklaven hatten nur an dieser Zeit im Jahr die Möglichkeit, sich viel mehr zu erlauben, als an normalen Tagen. Viel anders mit ihren Herren zu reden.


    "Verzeiht mein unangekündigtes Reinplatzen... ich wollte mal sehen, über was hier so geredet wird", schmunzelte Reatinus, prostete symolisch zu und nippte an seinem Weinbecher.

  • Über Bashirs Fragen musste Witjon lachen und war doch zugleich erschrocken. Wieso hielt man ihn für einen Römer? Er war Germane, auch wenn er sich des öfteren römisch kleidete, zum Großteils seiner Arbeit wegen, manchmal aber auch aus Gewohnheit, besonders wenn er sich öffentlich zeigte. Bashirs Unwissenheit trotz seines mittlerweile recht langen Aufenthalts in Germania amüsierte ihn und irritierte Witjon zugleich und er war froh, dass der Offizier der Legio II zu ihnen trat und ihm eine Antwort abnahm, die er sicherlich nur sehr zögerlich und ungenau gegeben hätte. Doch dieser Mann - wie war noch sein Name? - brachte es auf den Punkt.


    "Oh nein, bitte geselle dich zu uns." Witjons Hirnwindungen arbeiteten stark rauchend, um sich an Rang und Namen des Offiziers zu erinnern, verflucht wie hieß der Kerl denn noch?"Wie du hörst, ergänzen wir gerade prächtig unser beider Unwissenheit..."
    Witjon grinste breit. Ihm war gerade der Rang des Mannes eingefallen. Er war letztens zum Praefectus Castrorum erhoben worden. Sein Name war...
    "...Praefectus Artorius Reatinus." ergänzte er.
    "Vielleicht bist du ja so gütig, uns über den Hintergrund und die Gepflogenheiten der Saturnalien aufzuklären?"
    Witjon ging absichtlich nicht auf Bashirs Bemerkung ein. Er wollte nicht zwingend über das konfliktbehaftete Zusammenleben von Römern und germanischen Stämmen diskutieren und wollte seiner verworrenen Herkunft und der seiner Familie nicht näher auf den Grund gehen.

  • "Sehr erfreut, Duumvir Duccius.", sagte der Artorier mitunter ein wenig verwundert über den Bekanntheitsgrad seines Namens. Natürlich war Reatinus auch so freundlich, die beiden über die Saturnalien aufzuklären, an welchen sich vor allem auch die Offiziere der Legio II besonders in Acht nehmen mussten. Dies fand Reatinus zum Beispiel heute morgen heraus, als er beim Öffnen seiner Bürotüre von einer kalten Ladung Wasser erwischt wurde. Immer diese witzigen Legionäre!


    "Hmm... was soll ich groß erzählen?", dachte Reatinus kinnreibend laut nach und schoss dann mit dem los, was ihm einfach einfiel: "Die Saturnalien werden zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert. Am Wichtigsten ist ja, dass die Standesunterschiede aufgehoben werden, so sind Sklaven ihren Herren im Laufe des Festes gleichgestellt. Traditionell wird auch ein Saturnalienfürst gewählt, den wir umgangssprachlich *Rex Bibendi nennen. Das kommt von dem Weinkonsum, der in diesen Tagen höher ist, als normal.". Welch Ironie, dass Reatinus nun mit seinem Weinbecher hier stand!



    *König der Trinkens

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