Atrium | Die blauen Engel - Titus Decimus Verus et Flavia Celerina

  • Der Sklave führte den Centurio ins Atrium zu einer Sitzgruppe, an der die Flavia bereits Platz genommen hatte und versorgte ihn und die Herrin mit verdünntem Wein und frischem Obst. Danach trat er in den
    Hintergrund, von wo aus er das nun beginnende Gespräch verfolgen konnte und sofort parat war, falls er gebraucht wurde.

  • "Darf ich mich setzen?" - fragte er vielmehr aus Höflichkeit, denn er wollte sich nun nicht die Blöße geben und zeigen, dass er kein ungehobelter Soldat war. Er hatte Manieren erlernt.


    Verus wandte seinen Blick dezent zu Flavia und richtete dabei seine Uniform. Es war lange her, dass er so etwas, wie Stand, zeigen musste.

  • Sim-Off:

    Entschuldige bitte die Wartezeit! Weihnachten war wieder eine so abendfüllende Angelegenheit :D


    Ich hatte bereits auf einem der Stühle Platz genommen und beobachtete den Sklaven, der auch mir etwas zu Trinken reichte. Tausend Worte hätten nicht beschreiben können, wie sehr ich erleichtert war, endlich wieder hier im Schoße meiner Familie zu sein. Nur hier hatte ich ein wahres Gefühl von Geborgenheit, welche ich vor meiner Entführung so nie gespürt hatte. Doch nachdem, was alles geschehen war, nahm ich es nun um so intensiver wahr.
    "Aber bitte, nimm doch Platz!", erwiderte ich dem Centurio.
    Auf dem ganzen Weg von Misenum nach Rom hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich mich gegenüber meinen Lebensrettern erkenntlich zeigen konnte. Mir wollte nur nichts Passendes einfallen. Womit konnte man diesen Männern eine Freude bereiten? Einige Fässer Wein? Ein Fest? Eine größere Summe Geld? Nichts erschien mir passend. Aber im Laufe des Gespräches würde ich es noch herausfinden.
    "Was wird mit dem Anführer der Piraten nun geschehen?" Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man ihn am nächsten Kreuz festnageln können.

  • Verus setzte sich vorsichtig. Er fühlte sich etwas unwohl in der Umgebung der jungen Dame. Es war lange her, dass er mit Frauen Kontakt gehabt hat. Es lag nicht an ihrer Person, sondern viel mehr daran, dass Verus überaus schüchtern im Umgang mit Frauen war. Aus diesem Grund war ihm unwohl.


    "Vielen Dank", bedankte sich Verus nervös für den Sitzplatz, der wohl selbstverständlich war und dieses sinnlosen "Dankes" überflüssig. Aber Verus wollte etwas sagen, nur fehlten ihm die passenden Worte, so blieb es bei der Danksagung.


    Verus schaute die junge Flavia an. "Das ist der Punkt, werte Dame. Du müsstest sobald, wie möglich, eine Klage gegen die Piraten einreichen, damit der Praetor das Gericht zusammenberuft. Eine nicht ganz kostenfreie Angelegenheit. Du müsstest einen Advocatus bestellen und vieles weiteres. Normalerweise würden wir ihn in der Classis totgeißeln lassen aber ich denke, dass dies der Straftat, die er euch angetan hat, nicht gerecht wird."

  • Der Centurio kam gleich auf den Punkt. Da ich niemals zuvor in einer solchen Situation gewesen war, hatte ich auch keinerlei Erfahrungen mit solchen Dingen.
    "Ein Advocatus, ja natürlich!" Meine Gedanken schweiften ab und ich mußte unweigerlich an meinen Bruder denken. Unglücklicherweise war er zu krank, um mir in dieser Sache zur Seite zu stehen. Ich erkannte, wie sehr meine Welt in Scherben lag.
    "Eine Klage... ja, ich erwäge eine Klage anzustrengen. Sobald als möglich! Er soll sich verantworten für daß, was er mir angetan hat und dann wird er büßen... Ich möchte dabei sein, wenn sie ihn den Löwen zum Fraße vorwerfen oder ihn kreuzigen!"
    Für einen kurzen Moment nur war das Flackern in meinen Augen erkennbar. Für wahr, ich würde mich am Tod des Piraten ergötzen! Er sollte möglichst langsam sterben und seine Qualen möglichst lange hinausgezögert werden, für alles, was er mir angetan hatte... und Ylva.
    "Darf ich dir noch etwas bringen lassen, Centurio? Du mußt sicher hungrig sein?"

  • Verus schaute sich ein wenig im Raum um.


    "Du besitzt ein schönes Haus, werte Flavia", merkte er verlegen an. Sein Blick wanderte wieder zurück zur Schönheit, die ihm gegenüber saß. Er würde sicherlich noch einmal sein Leben für diese Anmut und Schönheit riskieren, das war ihm nun klar geworden. Alles, wofür er lebte, spiegelte sich in ihren Augen wieder.


    Verus griff zum Becher Wein vor ihm und hob diesen hoch.
    "Ich bin bereits bestens versorgt, vielen Dank."


    Er schaute sie an und musste seit langem wieder lächeln. Flavia Celerina gab ihm etwas zurück, was er schon lange verloren glaubte; - Seine Menschlichkeit.
    Etwas überkam ihn und er musste weinen und dennoch lächeln, obwohl das Lächeln nun mehr etwas gefälscht wirkte. Eine Träne quälte sich aus seinem Auge. Sie rollte langsam über seine Wange. Sie fiel zu Boden. All' diese Gefühle über Verlust und Einsamkeit breiteten sich in ihm aus. War das wirklich er? - Ein Soldat Roms, der hunderte Menschen getötet hatte? - Es waren doch nur Piraten und Gesindel.


    Verus versteckte seine Schwäche schnell wieder. Er überspielte es.


    "Wenn ich es mir recht überlege, ein Brot mit Oliven würde mir nun gefallen. Sofern das nicht zu viel verlangt ist, werte Flavia."

  • Zunehmend fiel es mir schwerer, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Immer öfter schweiften meine Gedanken ab, während der Centurio die Schönheiten des flavischen Atriums zu entdecken versuchte.
    Ein Opfer! Ja, ich wollte den Göttern mit einem Opfer danken. Dafür, daß sie mich beschützt hatten.
    "Wie? Oh ja, nur ist es nicht mein Haus. Ich wohne lediglich hier. Es ist die Villa des Senators Flavius Felix, der derzeit auf Sardinien weilt." Auch ich hatte die Villa mit all ihrem Luxus und Annehmlichkeiten liebgewonnen. Wahrscheinlich würde mir sogar der Umzug in die aurelische Villa schwer fallen, falls dieser denn noch stattfinden sollte. Während der Heimreise hatte ich auch darüber nachgedacht, was Marcus getan hatte, nachdem er von meiner Entführung und meines angeblichen Todes unterrichtet worden war. Hatte unser Verlöbnis denn noch Beständigkeit? Nein, so schnell hatte er sich sicher nicht getröstet. Ich konnte mir sogar vorstellen, wie sehr es ihn getroffen haben mußte, wußte ich doch von seinen Bemühungen, vor unserem Verlöbnis. Hoffentlich würde ich ihn bald wieder sehen.
    Offenbar gab sich der Decimer mit dem zufrieden, was der Sklave ihm bei seinem Eintreffen im Atrium angeboten hatte. Ich selbst verspürte kein Hungergefühl. Ich war nur müde, unglaublich müde. So hatte ich mich zuletzt als Kind gefühlt, als mich damals eine schwere Infektion heimgesucht hatte, die überall rote Pusteln auf meinem Körper hatte sprießen lassen. Nur einem beherzten Medicus war es zu verdanken, daß ich die Krankheit überlebt hatte.
    Mein Blick fiel wieder zurück zu dem Centurio, dem die Strapazen der letzten Tage und Wochen ins Gesicht geschrieben waren. Ich hätte nicht sagen können, wie alt er war. Seine Augen kündeten davon, wie viele schrecklichen Dinge er in seinem Leben schon gesehen und erlebt hatte.
    Schließlich entschied er sich doch für einen Imbiß. Ich winkte sofort den Sklaven herbei und trug ihm auf, dem Wunsch des Centurios zu entsprechen, worauf er sich in Richtung Küche begab.
    "Womit kann ich deinen Männern und dir meinen Dank erweisen, Centurio?"

  • Verus schaute der jungen Dame ins Gesicht.


    "Es ist nichts zu danken. Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Uns ist Dank genug, dass du hier sitzt und gerettet bist."


    Er trank einen Schluck. Sein Blick wanderte auf den mit Marmor belegten Boden. Er fühlte sich gerade so unbeschreibbar verlassen. - Auch in der Anwesenheit der Flavierin.


    "Du musst wissen...," Verus beendete den Satz nicht. Der Sklave brachte das gewünschte Mahl und Verus nahm es entgegen. Er stellte die Tonteller auf den Tisch. "Vielen Dank," sandte er in Richtung des Sklaven.


    Er nahm sich ein wenig Brot, riss es in zwei Hälften und schob sich die eine Hälfte in den Mund. Verus kaute langsam und geistesabwesend.
    Nach einigen Augenblicken kehrte er zurück in die Realität. Seine Gedanken waren wieder beim Massaker, das vor einigen Tagen auf seinem Schiff stattfand, gewesen. All' das Blut hatte sich in seinen Verstand geätzt.


    "Entschuldige. Es ist wohl besser, wenn ich nun gehe."


    Verus legte die andere Hälfte des Brotes auf seinen Teller vor sich. Er erhob sich leicht von seinem Sedes. Sein Blick wirkte seltsam verlassen. Ihm wurde gerade bewusst, dass er im Leben nichts erreicht hatte. - Außer anderen einen grausamen Tod zu bereiten. Er war kein Soldat. Er war kein Mensch mehr.

  • Der Centurio war zu bescheiden. Ich beschloß, in den nächsten Tagen einen Wagen mit Weinamphoren nach Misenum schicken zu lassen, als Dank für die Soldaten der Classis. Er wollte noch etwas sagen, aber er tat es nicht, da in diesem Moment der Sklave zurückkehrte, der den Imbiß für den Centurio brachte.
    Der Decimer nahm sich etwas von dem Brot und stärkte sich. Ich fragte mich indes, was er noch sagen wollte.
    "Ja? Was muß ich wissen?" Leider wich er meiner Frage aus und wollte schon aufbrechen. Offensichtlich waren die vergangen Tage auch nicht spurlos an einem gestandenen Mann, wie dem Centurio vorübergegangen.l
    Ich erhob mich und ging auf den Decimer zu. Ein sanftes Lächeln wollte ich ihm mit auf den Weg geben. Intuitiv legte ich meine Hände auf seine. "Hab vielen Dank für alles, Centurio! Mögen die Götter dich und deine Männer beschützen! Ich werde mich erkenntlich zeigen. In den nächsten Tagen werde ich ein kleines Dankeschön an dich und deine Männer senden. Vale!"



    Sim-Off:

    WISIM :)

  • Verus schaute verlegen auf den Marmor am Boden. Sein Blick war so leer, wie das Meer auf dem er lange gesegelt war. Er fühlte sich so weit und leer, wie eben dieses.


    "Ich danke dir. Meine Männer werden sich sicherlich freuen."


    Er schaute auf. Ihre Hände fühlten sich angenehm warm an. Sie gaben ihm Halt im trostlosen Leben.


    "Leb' wohl....," sprach Verus leicht traurig und riss sich von ihrer Hand los. Er verließ das Haus mit gesenktem Haupt. Er hatte eine edle Frau gerettet, sich jedoch selbst dabei verloren.

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