Änderung des § 26 Codex Universalis zur Kaisertitulatur

  • “Väter Roms, meine hoch geschätzten Kollegen, heute möchte ich eure Aufmerksamkeit auf einen Paragraphen des Codex Universalis lenken. Es handelt sich dabei um jenen mit der Nummer XXVI. Er trägt den Titel 'Kaisertitulatur'.


    Dort wird in Absatz (1) folgendes gesagt:
    Der Amtstitel des amtierenden Imperator Caesar Augustus lautet: "Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus Divi Traiani Filius, Pontifex Maximus, Tribuniciae Potestatis, Censor, Imperator, Pater Patriae"


    Ich muss wohl keinem von euch sagen, weshalb ich diesen Paragraphen zur Diskussion stelle. Uns allen ist der schmerzliche Verlust noch allgegenwärtig, den wir im vergangenen Jahr beim Tod des allseits verehrten Lucius Ulpius Iulianus empfunden haben.
    Doch die Zeit schreitet immer voran, steht nie still.
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus regiert jetzt. Aber dieses Gesetz ist noch der alten Zeit verhaftet.“

  • "Eine Änderung, die sicherlich nicht lang diskutiert werden muß. Schließlich muß es mit Rom weitergehen und der Senat sollte auch in dieser Frage konsequent vorwärts schreiten. Lucius Ulpius Iulianus wird in anderer Weise in unser aller Herzen bleiben."

  • “Wenn alle Anwesenden der Ansicht sind, dass die Titulatur des Kaisers weiterhin Bestandteil des Codex sein soll, dann schlage ich vor den entsprechenden Passus im § 26 fortan so nieder zu schreiben:
    Der Amtstitel des amtierenden Imperator Caesar Augustus lautet: "Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Divi Iuliani Filius, Pontifex Maximus, Tribuniciae Potestatis, Censor, Imperator, Pater Patriae."
    Hat jemand Einwände dagegen vorzubringen?“

  • Dieser Tagesordnungspunkt war für Durus geradezu lächerlich: Er hatte sich stets gefragt, warum die kaiserliche Titulatur Bestandteil eines Gesetzes sein musste: Zwar mussten die Ehrennamen Imperator Caesar Augustus und Pater Patriae verliehen werden, ebenso wie die tribunizische Amtsgewalt, doch alles andere ergab sich letztendlich von selbst!


    Eigentlich hatte er dies nicht so direkt sagen wollen, doch da der Consul nun geradezu darauf anzuspielen schien, meldete der Tiberier sich zu Wort.


    "Ich bin mir nicht sicher, ob die vollständige Titulatur des Kaisers Bestandteil des Codex Universalis sein muss. Vielmehr wäre es doch sinnvoll, nur besondere Ehrennamen und Ämter per Gesetz zu verleihen, während es dem Princeps jedoch freistehen könnte, wie genau er sich selbst nennen möchte."

  • “Eine andere Möglichkeit wäre, wenn der Senat von sich aus die Titel dem Kaiser anträgt, ohne das ein Gesetz ihn dazu nötigt. Würde das die Ehrerbietung des Senats nicht viel stärker zum Ausdruck bringen?“

  • "Selbstverständlich!"


    antwortete Durus und ließ sich zu einer Aussage hinreißen, die ihm schon längere Zeit unter den Nägeln brannte und sein Verständnis von der Res Publica schon immer gestört hatte:


    "Ebenso wäre es ein wesentlich größeres Zeichen seines Vertrauens und gegenseitigen Respektes, wenn der Kaiser nicht per Nachfolge-Gesetz seine Tribunicia Potestas, die Censur und den Oberbefehl in Form eines Imperium Proconsulare Maius erhielte, was auch den Traditionen der Res Publica etwas näher käme, ohne seine überragende Auctoritas zu schädigen."

  • “Was also wollen wir tun?


    Wollen wir das Gesetz lediglich ändern, oder wollen wir es abschaffen – aber nicht, um unsere Hochachtung vor dem Imperator Caesar Augustus zu schmälern, sondern im Gegenteil, um sie künftig stärker zum Ausdruck zu bringen?


    Was sagt ihr anderen dazu?“

  • "Ich halte diesen Vorschlag ebenfalls für begrüßenswert und praktikabel. Immerhin wurde es früher auch so gemacht und von einem Gesetz, welches regelmäßig geändert werden muss, hat nun wirklich niemand etwas", stimmte Macer seinen Vorrednern zu. Genaugenommen konnte das ja einfach jedes Mal mit der Ernennung der Magistrate nach den Wahlen geschehen und bedurfte nur bei einem neuen Kaiser einem besonderen Schritt.

  • "Belassen wir es bei den alten Formeln. Ich denke diese kleine Änderung bringt uns nicht um oder raubt die Zeit. Das Gesetz erklärt jedoch unsere uneingeschränkte Übereinkunft zur Kaisertitulatur und festigt sie per geschriebenen Wortlaut zeitlebens lang."

  • "Ich muss noch einmal betonen, dass dieses Gesetz überflüssig ist und darüber hinaus nicht der Mos Maiorum entspricht!"


    bemerkte Durus noch einmal, als Avarus wieder einmal dazwischenredete - ahnungslos, wie er selbstverständlich dachte.


    "Die Tribunicia Potestas ist unter Paragraph XVIII, fünf und vierzehn erklärt, das Imperium Proconsulare Maius unter Absatz acht und die Lex Provincialis. Ich bin zwar der Meinung, dass diese Form nicht unbedingt gelungen ist, aber selbst wenn wir uns nicht entschließen sollten, die Rechte des Kaisers wieder in alte Formen zu bringen, so wäre unser Paragraph dennoch gänzlich überflüssig - und wie gesagt bringt er die Bedeutung der kaiserlichen Ehrennamen in keinster Weise zu der Geltung, die sie verdienen."

  • Ich hätte heute nicht hier sein sollen. Nicht nur, dass ich mich ohnehin nur schwerlich konzentrieren konnte dieser Tage - ich hätte auch besser im Bett bleiben und die erhöhte Temperatur auskurieren sollen. Nur anwesend, doch kaum aufmerksam, verfolgte ich die Diskussion um die Paragraphen, welche die unzähligen Titel des Kaisers reglementierten. Avarus schien sich um ein wenig Arbeit drücken zu wollen, Durus indes war voller Tatendrang, und das, was er sagte, klang wie so oft recht logisch. Andererseits hätte es für mich in diesem Moment auch logisch geklungen, wenn mir jemand erklärt hätte, sofort und ohne Umschweife auf der marmornen Bank einzuschlafen und erst am nächsten Morgen wieder aufzuwachen, damit die Kopf- und Gliederschmerzen verschwanden. Ein wenig schwankend beim Aufstehen, leistete ich dennoch meinen Beitrag zu diesem Thema. "Ich stimme... dem Kollegen Tiberius...zu." Ermattet und dankbar, wieder sitzen zu können, ließ ich mich wieder sinken, verschloss die Augen einen Moment vor der sich drehenden Welt und lehnte den Rücken gegen den kühlen Stein. Ich hätte tatsächlich heute nicht hier sein sollen.

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