• Mit gebleckten Zähnen grinste mich der fleischlose Schädel an. Der Knochen war vergilbt, ein Stück der Schauze abgesplittert, und die Stirn, aus der sich lange Hörner wanden, war schartig von Einschusslöchern. Es war ein wirklich kalter Tag, sonnig zwar, aber im Schatten lag noch immer Rauhreif auf dem Sand des Campus, und auch die dunklen Hörner des Ochsenschädels waren weiss überhaucht. Er steckte in Brusthöhe auf einem Pfahl, in der hinteren Ecke des Exerzierplatzes, und diente als Zielscheibe. Dahinter befand sich eine Bande, aus Brettern zusammengenagelt, um fehlgegangene Pfeile abzufangen. Mit einem Bogen aus der Waffenkammer und einem Köcher voll Pfeilen, und meinem Parther, der mich unterrichten sollte, kam ich dort an. Ich war wirklich neugierig, die unvergleichliche Kunst, mit der die Parther diese Waffe einzusetzen verstanden, hatte ich ja oft genug mitbekommen, und ich hoffte natürlich, von Ziaar zu erfahren, was das Geheimnis war, das hinter dieser Meisterschaft steckte.
    Der Bogen in meiner Hand war kompliziert aus Holz und Horn zusammengesetzt, in Schichten verleimt, mit in sich geschwungenen Enden, wie der Bogen des Amor. Er war noch ungespannt, also stemmte ich das eine Ende gegen den Boden, und bog die Waffe mit ungeübten Bewegungen, und ziemlich mühsam, soweit durch, bis ich die Sehne über das andere Ende gleiten lassen konnte, wo sie Halt in einer Einkerbung fand. So... Es war eine schöne Waffe, das glänzende Holz und der edle Schwung gefielen mir. Ausserdem waren mir Fernwaffen, die man nicht werfen musste, sowieso gleich sympathisch.
    ~"Zeig mal."~, verlangte ich, und streckte Ziaar arglos Pfeil und Bogen hin.

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  • Amüsiert und mit süffisanten Lächeln betrachtete Ziaar den Römer beim spannen des Bogens und übernahm ihn dann. Das war mal wieder so eine Gelegenheit die er nicht nutzen konnte. Und jedes Mal fragte er sich, ob er wohl irgendwann wieder bewaffnet an den Decimer heran kommen würde. Kurz zog er noch seinen Unterarmschutz straff, den er an dem linken Unterarm trug. Mit der linken Hand nahm er den Bogen und legte den Pfeil bei ungespannter Sehne an. Den linken Zeigefinger nutze er dabei als Schiene. Langsam spannte er, stimmte den Druck ab, nur soweit, dass der Pfeil auch ruhig liegen blieb. Ruhiges Einatmen und fixieren des Schädels, dann erst loslassen. Dem Opfer in die Augen schauen, hatte sein Lehrer damals immer gesagt. Ziaar ließ los, der Pfeil schnellte von der Sehne und grub sich durch den Schädel ins Holz. Den Bogen reichte er wieder an den Römer zurück. Er hatte gezeigt, was er konnte und nun war der Römer dran zu zeigen, was ihn ihm steckte.

  • Wie zu erwarten - treffsicher sandte Ziaar den Pfeil ins Ziel. Ich war beeindruckt, verbiss mir aber eine derartige Bemerkung, denn der Sklave war eh schon viel zu überzeugt von sich selbst. Dann war es an mir, ich nahm den Bogen, nahm einen Pfeil und legte ihn irgendwie auf die Sehne, doch sobald ich die Sehne spannte, fiel er runter. Beim zweiten Versucht hielt ich den Bogen darum etwas schräg, so dass der Pfeil auf dem Holz auflag, ja so musste es gehen... Habe ich schon erwähnt, dass ich eine Grundausbildung unter Feldzugs-Bedingungen absolviert habe, bei der man froh sein konnte, während des Trainings nicht von einem parthischen Heckenschützen erwischt zu werden, und bei der für solche Extras, wie uns das Bogenschiessen beizubringen, keine Zeit war, und dass ich zuletzt vor vielen Jahren, beim Römer-und-Karthager spielen war das gewesen, einen Bogen in der Hand gehabt hatte, den ich mir selbst gebaut hatte? Nun ja. Wohlweislich hatte ich für diese Übung eine Stunde gewählt, in der der Campus fast leer war.
    Ich kniff probehalber das linke Auge zusammen, dann mal das rechte, dann wieder das linke, und peilte konzentriert den Schädel an.... und liess die Sehne los. Worauf sie heftig gegen meinen Unterarm schnalzte, wo ich zum Glück einen ledernen Schutz trug, während der Pfeil in drei Schritt Entfernung zu Boden fiel.
    "Ups."
    Nein, ich sah nicht zu Ziaar in diesem Moment. Ich versuchte es einfach gleich nochmal. Und diesmal flog der Pfeil! Und flog und flog... bis er fernab des Ochsenschädels ganz am Rande der Bande steckenblieb. Tja. Unglücklich sah ich ihm hinterher. Aber ich war ja hier um das zu lernen, also fragte ich, wenn auch etwas kleinlaut, meinen Parther:
    ~"Was mach ich denn falsch?"~

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  • Ahura Mazda! Lass es nicht wahr sein. Das römische Heer war zwar noch nie für brauchbare Bogenschützen bekannt gewesen, aber das selbst die höheren Ränge nicht mit einem Bogen umgehen konnten, dass war schon bedenklich. Wiedermal verstand Ziaar nicht, wieso er von Ahura ausgerechnet hierher geschickt worden war, das war allerdings auch egal, er musste das Beste daraus machen. Etwas anderes blieb ihm ja nicht übrig.
    Ziaar nahm sich einen Pfeil und zog eine Linie auf dem Boden, die lotrecht auf das Ziel zuging.


    ~"Was du falsch machst? Nun, alles zwischen Anfang und Ende.
    Also, fangen wir bei der Grundstellung* an. Deinen linken Fuß stellst du hier leicht schräg an die Linie und deinen Rechten stellst du dahinter mittig auf die Linie. Das ist schön mal eine stabile Ausgangsposition und für einen Anfänger wie dich der erste Schritt überhaupt."~


    Für den Hauch einer Sekunde schoss ein hämisches Grinsen über sei n Gesicht. Ja es war eine Befriedigung für Ziaar den Decimer scheitern zu sehen und als unfähig darzustellen. Und es war ein Gefühl der Glückseligkeit, dass der Römer nicht mal groß etwas dagegen unternehmen konnte, da es nun mal einfach so war. Zumindest für parthische oder syrische Maßstäbe.


    ~"Der nächste Schritt Deziemer, liegt im Zielen. Je höher du über die Pfeilspitze anvisierst, desto weiter fliegt der Pfeil. Nimm aber nie mehr als 70° Abschusswinkel, sonst landet er wieder vor deinen Füßen. Windrichtung und Geschwindigkeit musst du für dich selbst durch viel üben heraus finden. Und wenn du den Bogen spannst, dann nur soweit, wie dein Handgelenk ruhig bleibt. Wenn deine Hand zittert brauchst du einen Bogen gar nicht erst in die Hand nehmen, klar soweit? Dann Versuch Nummer Zwei."~


    Ziaar reichte dem Römer den Pfeil den er für die Linie benutzt hatte und wartete gespannt, wie gelehrig sein neuer Schüler wohl sein würde.


    Sim-Off:

    seeeeeehr grobe Zeichnung für die Stellung der Füße <<Link>> =)

  • Grausam waren sie, die Parther. Grausam. Meiner ganz besonders. Betreten nahm ich es hin, als er mich so hämisch runtermachte. Das war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Pah! Meine Hand hatte doch gar nicht gezittert! Ich presste bockig die Lippen zusammen, und sagte mir Ganz ruhig Faustus, bleib ruhig, Du willst doch lernen, soll der Barbar ruhig spotten!
    Mit saurer Miene stellte ich mich in die gezeigte Position, und nickte nur verkniffen, als der Parther seine Ausführungen beendet hatte. Ich nahm den Pfeil von ihm entgegen und nockte ihn auf, spannte den Bogen jetzt etwa weniger weit, und überprüfte nochmal meinen Stand. So fühlte sich das schon besser an, und als ich die Sehne losliess schnellte der Pfeil schnurgerade los, und schlug gar nicht so weit von dem Schädel in der Bande ein. Ermutigt schickte ich noch zwei weitere hinterher, einer war zu hoch, der andere aber schlug am Rande des Ziels ein, und liess einen Splitter des morschen Knochens abbrechen. Jetzt begann die Sache mir zu gefallen, und ich musste schon zugeben dass der Sklave etwas davon verstand.
    ~”Hol die Pfeile, Tziaar”~, befahl ich, und machte mir einen kleinen Spass daraus, den letzten Pfeil den ich noch im Köcher hatte, schon mal aufzulegen und das Ziel anzuvisieren, während Ziaar noch in der Schusslinie war.
    ~”Beherrschst du eigentlich den parthischen Schuss?”~

  • Ziaar’s Laune besserte sich weiter, als er sah wie der Römer mit gekränkter Miene weiter übte. Schade nur, dass er gelehrsamer war, als Ziaar angenommen hatte. Nun gut, man konnte nicht alles haben. Also marschierte Ziaar in die Schusslinie des Römers und dieser Spinner legte doch glatt einen Pfeil an. Aber sein Gesicht blieb ausdrucksarm. Das hatte der Kerl eh nicht drauf … zu weich. So besorgte Ziaar aus der Horrea noch zwei Köcher voll mit Pfeilen und legte sie neben den Römer. Fünf Pfeile entnahm er und spickte sie in den Boden. Den parthischen Schuss? Natürlich, deswegen hieß es ja der parthische Schuss.


    ~"Ja natürlich. Aber bis wir da sind, solltest du erstmal Bogenschießen lernen und dann bringe ich dir vielleicht auch mal bei wie man ordentlich reitet."~

  • Leider blieb der Parther ganz gelassen. Ich schätze, er ging davon aus, das ich ihn sowieso nicht treffen würde. Brav versorgte er mich mit neuen Pfeilen, dafür stichelte er schon wieder. Naja, als mein Sklave blieben ihm ja sonst nicht so viele Freuden im Leben.
    ~”Zu freundlich, Sklave, aber ich kann reiten. Das mit dem Schuss musst du mir bei Gelegenheit mal beweisen.”~
    Vielleicht prahlte er ja auch bloss. Ich widmete mich dem nächsten Pfeil, legte ihn auf die Sehne, achtete auf meinen Stand, und wartete, während ein Windhauch vorüberzog. Dann spannte ich den Bogen, visierte über Schaft und Spitze des Pfeils das Ziel an, und liess ihn losschnellen. Wieder getroffen, freute ich mich, und machte mit Feuereifer weiter, traf mal die Bande, mal den Schädel, mal auch nur den Sand, aber im grossen und ganzen lief es nicht schlecht. Es war zwar noch etwas früh, aber ich bekam Lust, auch mal auf was anderes als den Schädel zu schiessen.
    ~”Stimmt das jetzt so einigermassen? Und soll ich die Sehne mit zwei oder mit drei Fingern spannen? - Hmm... wenn ich noch ein paar Fortschritte gemacht habe, müssen wir unbedingt mal richtig auf die Jagd gehen!”~
    Was gab es urtümlicheres, männlicheres - ausser dem Krieg - als hinauszugehen in die Wildnis, und dort mit eigener Kraft das Wild zur Strecke zur bringen?

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