The big fat greek wedding (nur Hochzeit)

  • Gerade als Philolaos die Frage stellte, kam auch Ànthimos an der Seite seines großen, oder eher älteren Bruders in den Garten.
    Sein Auftreten war selbstsicher, aber eigentlich war er das ganz und gar nicht. Trotzdem war er natürlich ein Bild von einem Griechen, denn seine Kleidung betonte seine breiten Schultern und seinen muskulösen Körperbau. Er setzte ein strahlendes Lächeln auf, und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Beinahe alle waren gekommen. Nur Sosiomos, Marcus Achilleos und Mithridates Castor sah er nirgends. Aber das hatte ja nichts zu heißen, vielleicht waren die Herren ja gerade auf einem stillen Örtchen oder sonstwo.


    "Hier bin ich, ehrenwerter Philolaos.", antwortete er nur. Dabei dachte er kurz an ihr erstes Zusammentreffen, das alles andere als freundlich gewesen war. Damals hatte er dem Alten böse zusetzen müssen. Aber jetzt war er weg von dem verdammten Opium und das sah man deutlich. Und es stimmte auch, dass er Penelope regelrecht entführt hatte. So wie Philolaos das sagte klang es wie ein Witz, aber das war es nicht. Zum Glück wusste das aber sonst niemand.

  • Scipio hörte sich die Worte von Urgulanis nur mit einem geringschätzigen Lächeln an und ließ sich nicht provoziern. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen und anführen das die Iunier momentan auch nicht gerade auf der Karriereleiter ganz oben standen, zumindestens konnte er als Prudentier behaupten einen ehamaligen Tribun der Praetorianer seinen Verwandten nennen zu können, doch dies hier war nicht der Ort und der Moment um sich über den Stand römischer Familien zu unterhalten. Zudem kam der Gymnasiarchos dazu. Scipio nutzte den freudigen Umstand sich mit Axilla zu unterhalten:


    "Nunja, ich kenne den Bräutigam Anthimos ein wenig, doch die Frau habe ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Irgendwie fühle ich mich auch ein wenig deplaziert hier bei dieser Hochzeit wenn ich ehrlich bin. Demnach scheint es als würdest du dem Brautpaar doch wesentlich näher stehen als ich es tue."


    Scipio war nun nicht gerade ein glühender Verfechter der Griechen auch wenn seine Gens selbst griechischw Wurzeln hatte und er des Griechischen mächtig war, zudem fühlte er sich auf religiösen Veranstaltungen im Allgemeinen nie sonderlich wohl.

  • Offenbar hatte sie sich zu früh gefreut, denn Nikolaos sprach sie noch einmal an. Ein wenig verunsichert drehte sie sich also noch einmal ihm zu, um ihm zu antworten. Sie hatte einfach angenommen, dass er mir Urgulania reden wollte. Sie war ja eigentlich nur sie, während Urgulania eben Urgulania war. Aber entweder war das nur die höfliche Fortsetzung des Gespräches, oder er hatte sich wirklich mit ihr unterhalten wollen. Dann wäre sie eben vielleicht etwas unhöflich gewesen. Sie versuchte, sich darum keinen Kopf zu machen, wenn das nach dem Kommentar ihrer Cousine, sie solle sich heute benehmen, nicht ganz einfach war.
    “Danke, Nikolaos. Ja, Silanus wollte gerne den Prätorianern beitreten und hat daher um Versetzung nach Rom gebeten. Ich nehme an, in den nächsten Wochen wird ein Brief von ihm eintreffen. Dann kann ich – oder Urgulania – ihm deine Grüße und deinen Dank ausrichten, wenn wir zurückschreiben.“
    Dass Silanus nicht in Rom war, sondern nach Confluentes ging, wusste Axilla ja nicht. Sie war der festen Überzeugung, er wäre nun in Rom bei den Cohortes Praetoriae und würde schreiben, sobald er Zeit dazu hatte. Zumindest hatte er das versprochen.
    Jetzt wandte sie sich aber auch wieder Scipio zu, den konnte sie ja jetzt auch nicht ignorieren. Es wäre viel einfacher, wenn Nikolaos ihr helfen würde, ihn auch ins Gespräch einzubinden, dann musste sie nicht die ganze Zeit so hin und herwechseln. Sie kam sich vor, als müsse sie sich zweiteilen, um beiden Gesprächen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Aber jetzt war erst einmal der Prudentier wieder dran.
    “Deplaziert? Nein, bestimmt nicht. Also, ich freue mich immer, jemand neues kennen zu lernen. Ich denke, das ist nur, weil du die Leute nicht so kennst. Als ich neu in Alexandria war – also, das ist jetzt über ein halbes Jahr her – hab ich mich auch immer etwas fehl am Platz gefühlt. Aber wenn man erstmal die Stadt kennen gelernt hat und die Leute, dann…“
    Sie war ins Plappern verfallen, merkte sie gerade. Und wie! Bestimmt hielt Scipio sie jetzt für ein dummes Huhn. Verlegen versuchte sie irgendwie, den Satz noch zu retten, damit er nicht so naiv und gleichzeitig belehrend klang, aber ihr fiel nichts vernünftiges ein. Aber wie ein deus ex machina tauchte in diesem Moment zum Glück die Braut auf.
    Axilla war sehr erleichtert und lauschte den Worten, die der alte Mann neben Penelope sprach. War das noch ein griechischer Brauch, dass die Braut entführt wurde, oder war das nur ein Scherz? Axilla hatte keine Ahnung von griechischen Hochzeiten, sie hatte ja schon kaum eine Ahnung von römischen. Und dann kam auch Ánthimos in den Garten, kaum zu übersehen. Axilla lächelte kurz in seine Richtung. Er sah ja ein wenig nervös aus, fand sie. Aber das war bei einer Hochzeit ja auch normal.
    “Also, wenn du die Braut noch nicht kennst, das da ist Penelope. Ich bin ja schon gespannt, wie die Griechen so eine Hochzeit feiern.“
    Axilla hatte sich leicht zu Scipio herübergebeugt, damit sie leise mit ihm flüstern konnte. Sie wollte den Auftritt der Braut ja schließlich nicht stören. Vor allem nicht, da Penelope sie eben vor einer Peinlichkeit gerettet hatte, ohne es auch nur zu ahnen.

  • An Ánthimos Seite schritt dessen "großer" Bruder einher. Thimótheos war zwar offiziell Hausherr und Familienoberhaupt der Bantotaken, doch würde er diese Rolle heute in den Hintergrund stellen und Philolaos sowie dem Brautpaar als Mittelpunkt der heutigen Feier anerkennen.
    Thimótheos wurde von seinem Bruder um ein winziges Stückchen überragt, stand ihm jedoch in Sachen Körperbau und Attraktivität in nichts nach. Er hatte sich heute besonders in Schale geworfen, jedoch darauf geachtet, dass er weder dem Gymnasiarchos, noch seinem Bruder die Show stahl.


    Seine Füße wurden von dunkelroten calcei umschlossen, die von schlichten bronzenen Spangen zusammengehalten wurden. Er trug eine scharlachrote Chlamys über seinem weißen Chiton. Die Chlamys schmückten feine Verzierungen am Saum. Timos' Gesicht war mit Schminke verjüngt worden, auch wenn das bei ihm wohl kaum nötig gewesen wäre, seine Augen wurden von schmalen schwarzen Linien umrandet und seine Haare waren aufwendig frisiert und mit Duftwasser gewaschen worden. Selbiges Duftwasser war auch an seinem restlichen Körper angewendet worden, weshalb er nun angenehme, aber dezente Düfte in seiner Umgebung verströmte.
    An seinen Fingern trug Timos den Ring der Stadtwache und um seinen Hals die Kette, die seine Mutter ihm geschenkt hatte. Ein Hoplon schimmerte auf dem vergoldeten Anhänger. Den Siegelring der Bantotaken hatte er heute ausnahmsweise Ánthimos geliehen, der diesen ehrfürchtig am Finger führte.


    Stolz musterte der Strategos nun die Anwesenden, während Ánthimos bereits das Prozedere einleitete. Ein kleines Stück schräg hinter seinem Bruder versetzt konnte Timos sich die Gäste in Ruhe ansehen, während das Augenmerk der Gesellschaft auf dem Brautpaar lag.
    Viele der Geladenen erkannte Timos sofort wieder, darunter die beiden Iunierinnen, die beim Gymnasiarchos standen. Dann war da Cleonymus, der sich mit dem rhomäischen Legionär Octavius Matrinius unterhielt und der Priester stand ebenfalls etwas im Hintergrund, den er eben begrüßt hatte. Andererseits war da noch ein ihm unbekannter Rhomäer, der sich zu den Iunierinnen gesellt hatte und viele griechische Kaufleute oder Politiker, deren Gesichter er schon einmal bei der Ekklesia erblickt haben musste.
    Timos richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Brautpaar und hielt sich bereit, für Ánthimos da zu sein, falls er gebraucht werden würde.

  • “Ah, da bist du ja. Na dann sei mal nicht so schüchtern, Junge.“
    Philolaos wollte noch eine weitere Spitze anfügen, aber bekam von Penelope unauffällig einen Ellbogen leicht in die Seite, worauf er stoppte. Die junge Braut versuchte, sich absolut nichts anmerken zu lassen und hoffte einfach, dass niemand diese kleine Stichelei wirklich mitbekam. Ihre Gäste sollten sich ja amüsieren, da half es nichts, dass Philolaos ihren Mann nicht leiden mochte.
    Sie lächelte stattdessen etwas schüchtern in die Runde, und dann offener und freudiger, als sie sich Anthi so ansah. Auch er war in Rot und Weiß gekleidet, wie sie. Auch wenn sie fand, dass er weitaus prächtiger aussah, allein schon wegen seiner Statur. Bis eben noch hatte sie ziemliche Angst gehabt, aber als sie ihn jetzt so sah, wie er dastand und sie gleich heiraten würde, war die Nervosität plötzlich wie weggeblasen. Es war einfach richtig, und endlich konnten sie der Welt und all ihren Freunden auch zeigen, dass sie wirklich ein Paar waren. Jetzt musste er sie nur noch abholen, und sie konnten mit der Zeremonie beginnen. Auch wenn Penelope in dem ganzen Durcheinander den Priester, der das Opfer vornehmen würde, noch nicht entdeckt hatte.

  • Cleonymus wollte gerade dazu ansetzen Matrinius zu den "Spielen" im Gymnasion einzuladen, als plötzlich der alte Philolaos, ein begnadeter Kitarenspieler wie man sich erzählte, gemeinsam mit Penelope auf der Treppe zum Garten stand und den offiziellen Teil einzuleiten schien.
    Auf der Stelle wurde es etwas ruhiger im Garten des Bantotakenanwesens, während Cleonymus und viele Andere sich dem jungen Paar zuwandten ...

  • Selbst mit Schweigen konnte man viel ausdrücken. Es gab das betretene Schweigen, das peinliche Verstummen, wie auch die einträchtige Stille zwischen zwei Menschen, die sich nichts sagen mussten und dennoch wohl miteinander fühlten. Zwischen Priester und Priesterin herrschte nichts von all dem. Obwohl kein Wort zwischen ihnen mehr gewechselt wurde. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen und pressten mehr oder minder fest ihre Lippen aufeinander. Eine Kälte herrschte zwischen ihnen, so dass ihre Helfer, die beim Opfer ihren Part zu tragen hatten, einen Schritt zurück wichen. Geórgios betrachtete derweil interessierter das Getümmel um sie herum.


    Neugierig spähte er auch zu der eintreffenden Braut. Und den Mann, der sie hinein führte. Oder war es mehr umgekehrt? Das Gesicht und die Gestalt kam Geórgios bekannt vor. Woher, das wusste er nicht mehr so genau. Er lebte schließlich schon von Geburt an in Alexandria und da traf man auf sehr viele Menschen. Auch nicht die Stimme, die ihm ein vages Erkennen entlockte, vermochte das Rätsel zu erhellen. Geórgios wartete ruhig, im Äther zwischen den Gästen. Denn als Priester war er durchaus Teil der Zeremonie und dennoch gehörte er nicht zur Familie oder den Freunden.


    Als schließlich der Bräutigam auch sich näherte, winkte er Leandros heran. Dieser reichte ihm den geflochtenen Priesterkranz, den sich Geórgios noch aufsetzen würde, sobald sie mit dem kurzen Prozessionszug in Richtung des aufgestellten Altars beginnen würden. Auch die Priesterin machte sich bereit, was er an dem leisen Rascheln ihrer Gewänder bemerkte. Still und immer noch schweigend traten beide etwas aus dem Schatten der Überdachung hervor. Geórgios sah ruhig zu dem Bräutigam, auf dessen Zeichen hin er mit dem Zug und dem Ritus beginnen würde.

  • Ànthimos schritt vor um Penelope ihhrem Großvater zu rauben. Die Sticheleien des alten bemerkte er sehr wohl, und er konnte sie auch durchaus verstehen. Er hatte ihm seine Enkeltochter und sein Opium genommen und ab jetzt würde Philolaos in seinem alten Haus wohnen, dass nun aber den drei Brüdern gehörte und nicht mehr ihm. Anthi hatte jetzt so viel und Philolaos hingegen so wenig...so konnte er ihm ob dieser Sticheleien nicht böse sein. Vor allem nicht an diesem so freudigen Tag.


    So raubte er seine Frau, seine Nervosität war jetzt wie weggeblasen, und gab dem Priester ein Zeichen, dass die Prozession Richtung Altar beginnen konnte. So schritten sie gemächlich und würdevoll nach vorne. Die ganzen Gäste nahm Anthi nun gar nicht mehr war: Für ihn gab es jetzt nur noch Penelope, den Priester und den Altar...

  • Die schlanken Finger des Priesterhelfers, dem jungen Leondros, huschten flink über die Flöte hinweg und entlockte ihr fröhliche Klänge, die mit jedem Schritt die Prozession zu dem Altar begleiten sollten. Pompé, der Festzug, der die Riten zu der Hochzeit des jungen Paares einläuten würde. Allen voran schritten zwei Jungfern der Herapriesterschaft. Beide trugen feierlich Myrtenzweige und Pfauenfedern, dem heiligen Tier der Hera, in den Händen, dazu Blumenkränze auf ihren Köpfen. Hinter ihnen liefen Seite an Seite Priester und Priesterin, von Zeus und Hera, beide ebenfalls bekränzt. Zwischen Antimia und Geórgios befand sich das strahlend weiße Lamm, dessen Hufen vergoldet, purpurne Bänder in die flauschige Wolle gebunden waren und das sanftmütig inmitten aller Menschen vor sich hin trottete. Ihnen sollten zuerst das Brautpaar, dann die Gäste folgen. Und zu guter Letzt zwei Träger, die den Korb und die Amphore mit dem heiligen Wasser für den Ritus zum Altar, dem bomós, trugen. Zu dem für jenen Tag errichteten Altar, aus einigen Ziegelsteinen aufgemauert und mit Kalk übertüncht, zudem mit Myrten- und Dattelpalmzweigen geschmückt.


    Die beiden Priester blieben vor dem Altar stehen und warteten, bis sich die Gäste, samt Brautpaar vor dem Altar im Halbkreis versammelt hatten. Mit gemessenen Schritten trugen der Korbträger und der Träger der Amphore das heilige Wasser um alle Anwesenden und stellten das tönerne und bemalte Gefäss, samt den Korb vor den Füssen des Zeuspriesters ab. Ein Seitenblick zu der Herapriesterin, ein hochmütiges Nicken ihrerseits, worauf hin Geórgios die Lippen zusammen presste. Natürlich kannte er seine Aufgaben, so griff er nach den Armen der Amphore und hob ihn in die Höhe.


    "Spondé!", rief er mit sonorer und geübter Stimme über die Anwesenden und mahnte sie damit zum Schweigen, jedes Wort nur zur rechten Zeit. Aber auch als Zeichen, dass der Ritus beginnen würde und die Teilnehmenden ihre Hände auszustrecken hatten, damit die Reinigung vollzogen werden konnte. Er drehte den Hals der Karaffe und ließ das Wasser, aus einer Quelle geschöpft und mit Meersalz versetzt, über die Hände des Brautpaares tropfen. Dann über die von jedem anderen Gast. Geórgios wartete einen Moment für das rituelle Hinweg! Hinweg! Fort mit dem Gotteslästerlichen! der Gereinigten, ehe er erneut ein Spondé erklingen liess.


    Nachdem er die Amphore wieder abgestellt hatte, ergriff Geórgios den glühenden Span, den ihm Leondros reichte. Sein Gewand raschelte um seine Beine als er zu dem Altar und dem aufgeschichten Holzhaufen auf einer bronzenen Feuerschale trat . "Ich beschwöre Dir das heilige Feuer, dessen Mutter Hestia und Vater Hephaestos ist." Rauch stieg von dem Holz auf und schließlich leckten die ersten Flammen in die Höhe, um die verschiedenen duftenden Hölzer zu verzehren und die Weihrauchbrocken zum Schmelzen zu bringen. Die Priesterin und auch die Gehilfen, von der Jungfer bis zum Flötenspieler, sprachen feierlich: "Spondé! Hestia, Wächterin des Herdfeuers, Deines ist immer das Erste und das Letzte."


    Die Handflächen zum Himmel gestreckt, holte Geórgios tief Luft, ehe er pastoral die Hymnen an Zeus began. "Spondé! Zeus, Sohn von Kronos und Rhea, König der Götter und Menschen, Herrscher des Olympos. Bruder und Gemahl der weißarmigen Hera. Gott der Hochzeit, der Gelübde und Familie. Wir rufen Dich mit welchem Namen auch immer benannt zu werden Dir lieb ist." Antimia erhob ebenfalls ihre Hände und ergänzte: "Spondé! Hera, Tochter von Rhea und Kronos, Königin des Olympos, Schwester und Eheweib von Zeus. Göttin der Hochzeit, Leukoenos, Parthenos, Nympheuomene. Hera paîs, Hera teleía, Hera chéra, wir rufen Dich mit welchem Namen auch immer benannt zu werden Dir lieb ist."


    Eine der Jungfern trat nach vorne und öffnete den Korb, die Priesterin griff nach einigen Körnern, Feigen und gebackenem Nator. "Segne diese Verbindung, die die Braut und der Bräutigam knüpfen. Helfe ihnen alle Zweifel und Schwierigkeiten in ihrer Liebe zu überwinden. Schenke ihnen Deine Gunst für ihre Ehe." Mit den Worten warf sie Körner, eine Feige und den Nator in das tanzende Feuer. Auch Geórgios warf eine Hand voll Körner in das mittlerweile lodernde Feuer. Es zischte leise und der Rauch stieg nach oben, dorthin, wo man die Anwesenheit der Götter vermutete. Auch den Gästen wurde von dem Inhalt des Opferkorbes gereicht, um diese in das Feuer zu geben. Priester und Priesterin wandten sich zu dem Brautpaar um. Ein mildes Lächeln lag auf den Lippen der Herapriesterin, während wiederum Geórgios mehr gemessen wirkte. Antimia nickte den Beiden zu, damit sie selber das Ehegelübde gegenüber den Göttern sprachen.






    ________________________________
    Leokoenos = Weißarmige, Parthenos = Jungfrau, Nympheuomene = Braut, paîs= Mädchen, teleía= Vollendete, chéra= Getrennte

  • Gerade wollte Nikolaos etwas antworten, da begann das Voropfer. Mit Spannung sah er den heiligen Handlungen zu. Auf seiner Stirn erschien Schweiß. Ob dieser nun von der Schwüle des Abends kam oder mit dem Unwohlsein einherging, das ihn ergriffen hatte, vermochte er selbst nicht zu sagen. Er fühlte eine seltsame Verbundenheit mit dem alten Kitharöden, dem seine Enkelin geraubt wurde. Man sagte sich vieles über diesen Philolaos. Dass er sein einst durchaus vorhandenes Vermögen in Wein, Opium und anderen Heilmitteln durchgebracht hätte, die ihm jedoch keine Heilung gebracht hätte. Dass er gar verrückt sei. Nikolaos räusperte sich unterdrückt und leise. Er entsann sich jener Bleilamelle... . Er beschloss, dem Zeus zu opfern und der Hera. Lebe wohl, Penelope..., dachte er und spürte einen stechenden Schmerz hinter den Schläfen.

  • Das heilige Wasser prickelte kalt und erfrischend über Ànthimos Hände. Zum Einen natürlich weil es heiliges Wasser war und zum Anderen weil ihm total heiß war. Beinahe meinte er zu glühen oder zu schmelzen wie die Flügel des Ikaros.


    Gespannt lauschte er den Worten der beiden Priester und seine Nervosität steigerte sich stetig, bis sie nun daran waren mit ihrem Gelübde. Ànthimos und Penelope traten wie abgesprochen nach vorne als die letzten Worte der Priesterin verklungen waren. Zuerst war natürlich er als Mann daran sein Gelübde zu sprechen:


    "Bei Zeus und Hera, bei Poseidon, Aphrodite und Pan, knüpfe ich das Band der Ehe mit dir Penelope, Tochter des Demosthenes und Enkeltochter des Philolaos. Ich schwöre dir ein guter Ehemann zu sein. Ich schwöre es dir, ich schwöre es deinem Großvater und ich schwöre es allen Anwesenden hier. Nur mit dir Penelope werde ich meine Nachkommen zeugen und mit keiner anderen Frau will ich das Bett teilen. Ich werde dich behandeln wie es einer guten Frau gebührt und werde für dich sorgen, wenn du meiner Fürsorge bedarfst. Ewig soll unser Band halten, bis wir dereinst in den Hades eingehen. Mögen die Götter das bezeugen und mich strafen wenn ich mein Wort jemals breche..."


    Sicher war das ein ungewöhnliches Ehegelöbnis, aber er hatte alles vorher genau durchdacht. Er musste auch Poseidon danken, denn ihm verdankte er eigentlich alles. Außerdem waren er und Aphrodite die Schutzgottheiten ihrer Familie, und die Göttin hatte ihm die Liebe Penelopes geschenkt.
    Unter Pans Schutz hatten sie sich geliebt und das Kind gezeugt, dass Penelope unter ihrem Herzen trug, also musste die Ehe auch unter seinem Zeichen stehen. Das Außergewöhnlichste war natürlich, dass er gelobte mit keiner anderen Frau das Bett zu teilen. Aber er wollte es nicht anders. Sie war seine Frau und er wollte keine andere, denn keine war wie sie.

  • Das Wasser kitzelte auf der Haut, als der Priester es langsam über ihre Hände tropfen ließ. Penelope bemühte sich, nicht zu zucken. Nicht, dass das noch als schlechtes Zeichen galt. Nachdem sie und die Gäste dann gereinigt waren, leitete der Priester das Opfer ein. Als er und die Priesterin die Gottheiten anriefen, bekam Pelo eine Gänsehaut, die sich den ganzen Rücken hinunterzog. Jetzt galt es, jetzt würden sie heiraten, mit den Göttern als zeugen. Sie war aufgeregt, als sie den Worten ihres Mannes lauschte. Bei seinem Gelübde musste sie kurz lächeln, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, bei der Zeremonie ernst zu bleiben. Er schwor bei den Göttern, nie eine andere Frau zu wollen? Das war mehr als ungewöhnlich, aber Penelope fand es unheimlich süß von ihm. Da konnte sie nicht anders, als zu lächeln. Es verschwand auch nicht, als sie ihrerseits dann die Worte sprach, die sie an Ánthimos binden würden. Dabei nahm sie ebenfalls die drei Gottheiten hinzu, bei denen er geschworen hatte. Wenn sie schon von ihm herbeigerufen worden waren, dann wollte sie sie natürlich nicht verärgern, indem sie sie nicht ebenso erwähnte.
    “Bei Zeus und Hera, bei Poseidon, Aphrodite und Pan, knüpfe ich das Band mit Ánthimos, Sohn des Kyriákos. Ich schwöre, dir eine gute Ehefrau zu sein, hier vor diesen Zeugen. Ich will dir gehorchen und dich ehren, wie es dir als meinem Ehemann geziemt. Ich will keinem anderen Mann gehören, und meine Kinder sollen deine Kinder sein. Wo du bist, will auch ich sein. Unser Band soll halten, bis wir in den Hades eingehen. Mögen die Götter dies bezeugen und mich strafen, sollte ich meinen Schwur brechen.“
    Entgegen ihrer sonstigen Ruhe in der Stimme hatte sie bei diesem schwur tatsächlich ganz leicht gezittert. Penelope fühlte sich so aufgeregt und gleichzeitig so glücklich, dass sie es auch mit noch so viel Übung nicht aus ihrer Stimme hätte bekommen können.

  • Wohlwollend lächelte die Priesterin als sie die Worte des Brautpaares vernahm, die doch von großer Überzeugung und Inbrunst sprachen. Sogar Geórgios, der wirklich keine sentimentale Ader hatte, lächelte ebenfalls einen kurzen Moment lang. Doch sofort zeigte sich wieder der feierlicher Ernst als sie zum zweiten Teil der Zeremonie kamen. Dem blutigen Opfer an die Götter und Höhepunkt der Spondé.


    In weißen Schwaden wehte der Rauch in den Himmel hinauf. Geórgios griff zum zweiten Mal nach der Amphore mit dem heiligen Wasser und besprengte die Hände der Anwesenden und der Priesterin. Leondros führte das Lamm heran, das von der Menge etwas abgeschreckt zu sein schien. Der Kopf des Tieres ruckte hin und her. "Spondé!", sprach der Zeuspriester und ließ das Wasser auf den Kopf des Tieres tropfen. Das Lamm zuckte mit dem Kopf herunter, um sich des Wassers zu entledigen. Womit der Priester zufrieden war, denn das Auf und Ab wurde als Nicken angesehen. Ein Zeichen, dass auch das Tier zustimmte. Den Teilnehmern wurde aus dem Opferkorb ungeschrotete Gerstenkörner gereicht, die oulochýtai. Géorgios hob erneut die Hände, um laut und feierlich das Opfer zu beginnen. "Zeus Heraîos, höchster und bester der Götter, Vollender und Herrscher, der Weithinschauende, der da weise Gespräche führt mit der neben ihm sitzenden Themis. Waltender Sohn des Kronos, sei gnädig, erhabenster Herrscher. Bruder und Gemahl der Hera, Gott der Hochzeit, Herrscher der Götter. Vereinige die Beiden in dem vollendeten Bund." Gleich darauf fiel Antimia ein: "Hera, die Tochter der Rheia, auf goldenem Throne, die Königin unsterblich in ragender Hoheit, Zeus' Gemahlin und Schwester, des grollend donnernden Gottes, herrlich ist sie, die weit im Olympos die Seligen alle scheu verehren zu gleich mit dem blitzerfreuten Kronion. O Hera gamostólos, die Du die Hochzeit bereitende bist, o Hera zygía, die du die Bande knüpfst, o Hera téleia, vollende den Bund dieser zwei Gläubigen."


    Ein kaum merkliches Nicken von Geórgios sollte den Teillnehmern besagen, dass sie jetzt die Körner nach vorne auf den Altar und das Opfertier werfen durften. Leondros zog die Decke im Opferkorb zur Seite, unter dem das Opfermesser zum Vorschein kam. Geórgios ergriff es und trat zum Opfertier. Sorgfältig trennte er dem Tier das Stirnhaar vom Haupt und warf dieses in das Feuer. Das weiße und wollene Haar wurde sofort von den Flammen verzehrt. "Spondé!", ertönte zum letzten Mal die Mahnung, dann hob Geórgios das zierliche Lamm in die Höhe. Nur mit Mühe konnte er ein Ächzen unterdrücken. Er wurde mit den Jahren auch nicht jünger und spürte das Gewicht des Tieres deutlich. Leondros hob die Flöte zum Mund und ließ sie hell und aufpeitschend erklingen.


    Der Schatten des Opfermessers berührte zuerst das Tier, dann schnitt der Priester mit einer geübten und schnellen Bewegung die Kehle auf. Die Jungfern und die Priesterin stießen einen schrillen und hohen Schrei just in dem Moment aus, in dem Augenblick des Höhepunkts, in dem Leben den Tod übergellt, mit dem Ololygé, den spitzen Schrei, den alle anwesenden Frauen bei einem solchen Opfer auszustossen hatten. Das Blut spritzte über den Altar, doch einer der Jungfern fing es mit einer goldsilbernen Schale auf und reichte es an die Herapriesterin, die mit ihren Fingern begann den Altar zu benetzen.


    Schlaff hing der Kopf des Lammes über Geórgios weißes Gewand, auf dem nun einige Blutspritzer zu sehen waren. Geórgios legte das Tier ab und schnitt es auf, routiniert entnahm er ihm Herz und die Leber, die splánchna. Sorgfältig betrachtet er die Leber und nickte zufrieden. Noch pochte und zuckte das Herz in den Händen des Priesters, der sich herum drehte und es in der Schale zerteilte, um es dem Brautpaar zum Verzehr, einem rituellen Bissen, zu reichen. Einige der Fleischstücke wurden heraus geschnitten und in eine Schale gelegt, dann das Tier weg getragen, damit Helfer das Tier zerlegen konnten, um das gute Fleisch für das Festmahl zu zu bereiten und das Fell und die Knochen später den Göttern übergeben zu können, wie es schon von je her und in rechter Ordnung üblich war, seitdem Prometheus Zeus derart das Opfer dargebracht hatte.


    Geórgios warf die Fleischsstücke, einige Speisegaben, Kuchen in flammende Glut und goß Wein über das Feuer. "Zeus Heraîos, die Gaben für Dich und Deine Gemahlin, o Hera teleía! Segne das Paar." Eine lodernde und helle Stichflamme flammte auf und erleuchtete das Gesicht des Priesters, der sich zufrieden umdrehte, zu den Gästen und dem Brautpaar. Das Blut tropfte noch an dem weißen Kalk des Altars herunter als Geórgios erneut seine Stimme erhob, aber nicht an die Götter gerichtet, sondern an das Paar und die Gäste. "Die Götter sind besänftigt. Die Götter sind zufrieden. Die Zeichen für die Zukunft des Paares stehen sehr günstig und ihre Ehe wird von Zeus und Hera gesegnet sein. Feiert und preist den Tag der Hochzeit von Ánthimos Bantotakis, Sohn des Kyriákos, und Penelope, Tochter des Demosthenes und Enkeltochter des Philolaos." Womit er den Gastgebern, samt ihren Gästen auch die Gelegenheit geben wollte, mit dem Feiern zu beginnen. Nun, da das Opfer vollendet war.





    gamostólos = die Hochzeit bereitende, zygía= die Verbindende, téleia = Die Vollendete

  • Äußerst gespannt verfolgte Cleonymus das Schauspiel, er hatte schon immer große Freude an den Festen der Griechen gehabt und auch wenn sie sich von seinen Traditionen unterschieden, empfand er die Zeremonie gleichermaßen als interessant, als auch als wunderschönen Akt der Liebe und Verbundenheit zweier Menschen ...

  • Der Bissen vom blutigen Herzen des Lamms war zwar sehr nahe an Penelopes Ekelschwelle, aber sie hatte ja gewusst, was auf sie zukam. Tapfer nahm sie den Bissen und schluckte ihn runter. Der bleierne Geschmack des Blutes war zwar beinahe übermächtig, aber sie stand ruhig wie eine Marmorstatue da. Es auszuspucken oder gar zu erbrechen wäre ein extrem schlechtes Omen gewesen, und Penelope würde also eher daran ersticken, als den Bissen wieder von sich zu geben. Aber ihr in letzter Zeit sonst so rebellischer Magen hatte dieses Mal ein Einsehen und verhielt sich den Umständen entsprechend ruhig.
    Aufgeregt wartete Pelo, bis der Priester und die Priesterin den Segen der Götter für ihre Verbindung ausgesprochen hatten. Jetzt war sie verheiratet, mit allem drum und dran. Jetzt konnte die Feier beginnen, und nachdem sie den Brautzug um die Nachbarschaft im Anschluss daran gemacht hatten, waren sie und Ánthimos für die Augen aller Welt ganz öffentlich verheiratet. Das Brautpaar drehte sich zu den Zeugen um, damit diese es als solches begrüßen konnten.


    “Dann lasst das Fest beginnen!“ rief Philolaos von seinem Platz aus. Er hatte es sich schon auf einer Liege bequem gemacht. Fiel dem alten Mann doch gar nicht ein, hier den freudigen Brautvater zu spielen. Er würde die weitere Gästebetreuung nur zu gern etwas abgeben und sich hier einfach dem Wein und dem Essen etwas widmen.


    Penelope nickte kurz in die Richtung eines Sklaven, den sie sich geliehen hatte und der wohl schon wartete, wann sie denn auftragen konnten. Sofort verschwand der Bursche in Richtung der Küche, und fast sofort danach kamen auch schon die reichlich beladenen Platten herbeigetragen. Da fand sich bestes Gemüse, teils süß glasiert, teils feurig gewürzt, frisches Obst, duftendes Brot, noch warm vom Backen. Schafskäse wurde aufgetragen, teils pur und salzig, teils scharf angemacht. Dazu jede Menge Fleisch von dem gebratenen Ochsen, fein aufgeschnitten in handgerechte Stücke, dazu verschiedene Soßen und Tunken. Alles wurde so auf Platten im Garten verteilt, dass alle Gäste an jede der kleinen Köstlichkeiten gut herankamen.
    Die Musik spielte wieder auf, und die Flöten ließen eine tirilierende, fröhliche Melodie erklingen, in die die Lauten begleitend einfielen. Penelope lächelte und hakte sich bei ihrem Mann ein, denn jetzt durfte sie das so offen vor allen endlich machen, und sie war so glücklich darüber.


    Sim-Off:

    Ihr solltet nun alle auch Angebote in der WiSim haben. Wenn ich wen vergessen hab, bitte melden

  • Anthi hatte seinen Teil des Herzens voller Inbrunst gegessen. Klar schmeckte es etwas merkwürdig, denn roh aß er sowas normal nicht, aber er hatte es sich schlimmer vorgestellt. Aber es hätte so ziemlich alles sein können: Um die Ehe mit Penelope einzugehen hätte er wohl beinahe alles gegessen, zur Not auch das ganze Lamm. Nun waren sie wirklich endgültig auch vor den Göttern verheiratet! Eine freudige Gänsehaut überlief seinen ganzen Körper, als sie sich umdrehten und Anthi strahlte förmlich vor Freude, als er seine Frau dann liebevoll ansah. Sie war so hübsch in ihrem Brautkleid und die anderen konnten ja nicht sehen, dass sich unter dem Kleid schon ein kleiner Babybauch befand. Wie gerne hätte er jetzt seine Hand darauf gelegt und sie geküsst! Aber das musste noch ein wenig warten...


    Selbst Philolaos mürrische Featmahlseröffnung konnte ihm die Laune nicht vermiesen, aber er registrierte es sehr genau. Dann wurde das ganze Essen hereingetragen und die Musiker begannen zu spielen. Jetzt konnte die Feier endlich richtig beginnen! Und erst jetzt nach dem das Aufregendste an der Trauuung vorbei war, merkte Anthi erst wieviel Hunger er eigentlich hatte.

  • Die Aufmerksamkeit verlagerte sich nun auf andere Dinge, beziehungsweise auf andere Personen. Die Priesterin und der Priester konnten somit in den Hintergrund verschwinden. Geórgios nickte der Herapriesterin nur knapp zu, sollte sie sich selber um ihren Anteil und dem Geld für den Opferstock kümmern. Er wollte ihre Gesellschaft nicht mehr ertragen. Somit wandte sich der hellenische Priester um und trat erst mal von den Feiernden hinfort, um sich seiner weißen und nun Blutbefleckten Priesterobe zu entledigen, die an einem solchen Tag auch einfach nur zu heiß war. Im Schatten des Hauses reichte er das weiß-rote Gewand an seinen Priestergehilfen weiter, der das kostbare Stoffgewand sorgsam zusammen faltete und danach auch den Kranz entgegen nahm, den der Priester während der Zeremonie getragen hatte und auch musste.


    Es fühlte sich schon viel leichter und angenehmer an, nachdem Geórgios all die Stoff schichten los geworden war. "Bring die Sachen zu einem der Sklaven und dann kannst Du Dich auch den jungen Leuten bei der Feier anschliessen, Leandros!" Freudig funkelte es in den Augen von dem jungen Mann, was wieder Geórgios amüsierte. Der junge Mann war schon mit den einfachen Vergnügungen des Lebens glücklich zu machen. Selbst wenn er lernbegierig war, freundlich und eifrig, so zweifelte der Krateide dennoch, dass Leandros zum Priester taugen würde, er war im Grunde zu einfältig und naiv. Geórgios drehte sich um und trat wieder in das warme Sonnenlicht.


    Gemächlich schlenderte er zu den Liegen, die für das Fest bereit worden waren und nahm wie selbstverständlich auch auf einer Platz, halb im Schatten, halb in der Sonne, um sich gleich darauf auch etwas Wein reichen zu lassen. Nach der Zeremonie tat es seiner Kehle gut, erst mal befeuchtet zu werden. Nachdenklich musterte er den Alten, der ihm wirklich bekannt vor kam. Wo her nur? Philolaos...Philolaos...wie ein Blitz schoss die Erkenntnis in Geórgios ein. Aber natürlich! Es war schon sehr lange her, aber noch nicht so lange, dass die Zeit jegliche Erinnerung getrübt hätte. Nur verdunkelt und mit einem leichten Nebel versehen. "Sag', werter Philolaos!", sprach Geórgios ihn darauf hin mit deutlich lebhaften Interesse im Gesicht zeigend an. "Bist Du nicht der große und berühmte Philolaos, der Meistermusiker, der Virtuose, der die Musen zum Weinen bringen kann?" Apollon wollte er lieber nicht erwähnen, man wusste doch wie eifersüchtig dieser Gott auf seine Vorherrschaft war, der beste Musikant zu sein.

  • Philolaos sah nichts von dem regen Interesse im Gesichts des Priesters, er bemerkte nur so am Rande, dass sich jemand in seine Nähe setzte, weil ein etwas größerer Schatten sich vor die üblichen Schatten des Gartens schob. Seine blinden Augen richteten sich trübe in die Richtung der Stimme, die ihn angesprochen hatte. In seinen Händen hielt er einen Weinbecher, den er leicht hin und her drehte.
    War er denn der Virtuose, der die Musen zum Weinen bringen konnte? Das letzte mal, dass er das mit Fug und Recht hatte behaupten können, war über fünf Jahre her. Jetzt waren seine Finger alt, seine Augen blind, und auch seine Ohren hörten nicht mehr ganz so gut. Außer die Spielfehler, die eine der Lautenspielerinnen immer machte, vermaledeite Dilletanten. Sein Schwiegerenkel hatte sich wohl keine vernünftige Musik leisten können? Es ärgerte ihn, früher hätte er selbst noch gespielt und alle Gäste wären verzückt gewesen. Jetzt wusste er nicht einmal, wer da mit ihm redete.
    “So nannte man mich einmal, vor langer Zeit. Damals war Penelope noch ein kleines Kind, und jetzt? Die Zeit verfliegt.“
    Und umso älter man wurde, umso schneller schien es zu werden. War als Kind ein Jahr noch eine Ewigkeit, war es jetzt kaum mehr als ein Wimpernschlag. Noch ein paar solcher Wimpernschläge, und es würde gar keinen Philolaos mehr geben.
    “Aber einer der Lautenspielerinnen bringt auch bald eine Muse zum weinen…“ fügte er etwas grummelig hinzu. War ja nicht auszuhalten, wie sie die schöne Melodie verunstaltete, indem sie jeden vierten Ton zu hoch spielte. Auch wenn es den anderen Gästen nicht aufzufallen schien, die schienen sich prächtig zu utnerhalten.

  • Ànthimos und Penelope machten sich daran die Gäste zu begrüßen. Dabei hatten sie keine genaue Reihenfolge, sondern sie behandelten jeden wie den anderen. Zuerst liefen den beiden die Ägypterin Inhapy, ihre Familie und der Priester der Isis Neferabu über den Weg. Anthi schätzte die beiden sehr, denn sie hatten ihn in die Künste der Medizin eingeweiht und Inhapy würde bald ihr Kind auf die Welt holen. Sie blieben einige Augenblicke bei ihnen und wanderten dann weiter zur nächsten Gruppe, die beieinander standen und sich angeregt unterhielten. Es waren Iunia Urgulania, Iunia Axilla, Tiberius Prudentius Scipio und Nikolaos Kerykes.


    "Lieber Freunde, ich freue mich dass ihr zu unserer Hochzeit gekommen seid. Ich hoffe die Opferzeremonie hat ebenso euer Gefallen gefunden wie das Essen. Wie ich sehe habt ihr euch bereits bekannt gemacht."


    Anthi freute sich über jeden Besucher, aber über Nikolaos' kommen freute er sich besonders. Nicht weil er den Gymnasiarchos besonders gut leiden konnte, sondern weil er immer noch den Verdacht hatte, dass der Keryke eine Schwärmerei für Penelope hegte. Nun konnte er ihm aber die Hochzeit unter die Nase reiben und das war eine kleine süße Rache dafür, dass Nikolaos ihn wärend der Ephebia getrietzt hatte.

  • Thimótheos wohnte der Zeremonie und der Bindung des Paares mit Interesse und Spannung bei. Stolz erfüllte ihn und er war der erste, der dem Brautpaar gratulierte. Er umarmte zunächst Penelope und dann ihren Mann und drückte seine Freude aus.
    "Meinen Glückwünsch euch zweien! Ihr erfüllt mich mit Stolz und mein Herz quillt über vor Freude. Auf dass eure Bindung der Familie zur Ehre gereiche.
    Und nun...lasst uns feiern!"


    Er grinste breit und schritt neben dem Paar her zu den Gästen. Still lächelnd kam er zu den Rhomäern, bei denen sich auch der Keryke befand und begrüßte jeden von ihnen mit einem strahlenden Lächeln und einer leichten Verneigung. Als sein Blick dann auf Axilla fiel, schmunzelte er leicht und bedachte auch sie mit einem freundlichen Lächeln. Bei ihrer letzten Begegnung im Hause der Iunier hatten sie praktisch kein Wort gewechselt, zumal Axilla letztendlich hinausgestürzt war. Hoffentlich brachte sie heute nicht wieder so eine Vorstellung.


    Nachdem die Gäste ebenfalls ihre Glückwünsche überbracht hatten, begrüßte Timos diese nun auch so wie es sich gehörte. Zuerst wandte er sich an die Damen.
    "Werte Iunia Urgulania und Axilla, es ist mir eine besondere Freude zwei so bezaubernde Rhomäerinnen im Haus der Bantotaken begrüßen zu dürfen, und dazu noch zu solch einem Anlass. "


    Urgulania erhielt einen Handkuss, den Timos ihr auf den Handrücken hauchte, und Axilla eine angemessene Verbeugung, dann wandte er sich mit einer noch tieferen Verbeugung an den Gymnasiarchos.
    "Hochverehrter Gymnasiarchos Nikolaos, auch dich begrüße ich auf's herzlichste in der megaro Bantotakia. Es freut mich, einen so wichtigen Polites hier zu haben und es erfüllt mich mit Stolz, dass du zu dieser Eheschließung erschienen bist und deinen Segen gibst. Genieße das wundere Fest und lass es dir in unserem schönen Heim gut gehen."


    Und zuletzt sprach Timos den ihm unbekannten Rhomäer an.
    "Und auch dich möchte ich begrüßen. Heute wird gefeiert und jeder soll mein Gast sein, der auch meines Bruders Gast ist!"
    Er überspielte seine Unwissenheit über den Geladenen mit selbstsicherem Auftreten. Schnell winkte er einen Sklaven herbei und hieß die Gäste, sich mit Getränken von dessen Tablett zu versorgen, dann erhob er seinen Becher mit Würzwein und sprach einen Prosit aus.
    "Auf das Wohl unseres Brautpaares! Mögen die Götter ihnen immer wohlgesonnen sein!"

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