Der Sklavenhaendler, Marcus Verrucius Ahenobarbus, sah sueffissant dabei zu, wie seine Assistenten den Parther nach vorne schubsten, sodass dieser fast umgefallen waere. Er hasste Parther. Sein Vater hatte schon die Parther gehasst, und sein Grossvater auch (bevor die Parther ihm den Kopf abschnitten und in einem nett verschnuerten Paket nach Rom schickten). Noch so ein Kriegsgefangener. Er hatte ein unbestimmtes Gefuehl, dass dies ein guter Tag werden wuerde, auch wenn er nie so viel einnehmen wuerde wie sein Konkurrent Titus Tranquillus.
Phraates fing sich gerade noch ein, sonst waere er zu Boden gefallen. Die Augen vieler Roemer lasteten auf ihn. Ja. Seht den Menschen, der dachte, er haette einen genialen Plan, zu Ruhm, Abenteuer und Geld zu kommen. Seht den Menschen, dessen Plan spektakulaer in die Hose ging.
Der Sklavenhaendler fing an. "Wir kommen nun zu einem der Hoehepunkte des Tages, meine Damen und Herren." Hoffentlich waren die Geldsaecke noch da und waren nicht schon wegen der gluehenden Hitze gegangen.
Phraates blickte nach oben. Diese Sonne war nicht so strahlend wie die in seiner Heimat. Es mangelte ihr an Staerke. Diese Sonne, die ueber Rom schien, war nicht von der Macht Ahura Masdas beseelt. Diese Sonne war leblos, kraftlos.
Der Sklavenhaendler raeuperte sich. "Unsere glorreichen Legionen hatten, als sie den parthischen Grosskoenig schlugen, zahlreiche Kriegsgefangene gemacht. Die besten davon habe ich ausgewaehlt. Dies hier ist einer davon. Es ist Phraates. Hinter diesem fast unausprechbaren Namen verbirgt sich ein perfekter Sklave!"
Perfekt, pff. Aber er war immer noch perfekter, wie die Legionen glorreich waeren. Er konnte sich noch an das erinnern, was sie in Parthien aufgefuehrt hatten.
"Er war Ritter des gefuerchteten Kataphraktenkorps!"
Jaja, die Kataphrakte. Sie nahmen wirklich schon Hinz und Kunz auf, dachte sich Phraates zynisch, obwohl er wusste, dass er die Aufnahme verdient hatte.
"Er kommt aus einem der noblen Haeuser Parthiens!"
Parthischer Landadel. Seit 100 Jahren hoffnungslos verarmt. Ein Hof, Vieh, Felder, und die Ruestung seines Grossvaters.
"Dieser Mann wird die Wunder des Orients in euren Haushalt bringen! Er ist ideal als Page, Butler oder Mundschenk! Oder aber, ihr setzt ihn als Leibwaechter ein! Dieser zaehe Mann gehoerte zur Elite der parthischen Armee!"
Die Schaetze Roms hatte man ihm versprochen. Die Wiederherstellung der Macht seiner Familie. Wohlstand. Er hatte sich vorgestellt, einmal Diener zu haben, die jene Rolle erfuellten, fuer die er angeblich ideal war.
"Und nicht nur das, meine Damen und Herren! Dieser erstaunliche Parther redet und versteht latein!"
Na ja. Ein bisschen. Was man so aufschnappt.
"Nicht wie Cicero, natuerlich, mein Herr.", beantwortete der Sklavenhaendler die Frage eines Interessenten. "Aber er kann kommunizieren. Ich gebe euch ein Startgebot. 300 Sesterzen fuer diesen Prachtburschen! Wer bietet mehr?"