In der Villa | Noch´n Parther!

  • Mir schwante, mein Parther fühlte sich etwas unnütz, mit der Aussicht, nur meiner Katze dienlich sein zu dürfen. So fand ich, es war an der Zeit, ihm seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Zuerst lauschte ich aber noch dem, was er mir über sein Land erzählte. Ich staunte nicht schlacht, als ich erfuhr, das die Parther nicht gleich die Parther waren. Ähnlich wie im Imperium, lebten dort viele Völker beieinander und jedes hatte seine Eigenart.
    "Sag mir Phraates, man sagt, dein Volk verfügt über die besondere Fähigkeit, schöne Geschichten zu erzählen. Wenn dem so ist, würde ich mich freuen, wenn du mir von Zeit zu Zeit davon eine vorträgst." Dies erinnerte mich doch stark an den Thraker. Auch er hatte mir Geschichten erzählt und hatte mich somit in seinen Bann gezogen. Dies wollte ich allerdings diesmal vermeiden. Nie wieder wollte ich eine solche Nähe zwischen einem Sklaven und meiner Person zulassen.
    "Deine eigentliche Aufgabe wird allerdings sein, mich in der Öffentlichkeit zu beschützen. Wenn ich ausgehe, wünsche ich, dass du neben meiner Sänfte her gehst und mich vor Übergriffen aller Art beschützt, notfalls mit deinem Leben. Hast du das verstanden? Diomedes, einer unserer besten Custodes, wird dich in den nächsten Tagen und Wochen einweisen. Du kannst dich an ihn wenden, wenn du Fragen hast. In der übrigen Zeit wirst du mir Gesellschaft leisten, wenn ich es wünsche." Ich nahm den gefüllten Becher, den mir Charis reichte und trank daraus. Ein wirklich guter Tropfen. Eigentlich zu schade, um ihn zu verdünnen, aber es war noch mitten am Tag.

  • Ahura Mazda sei Dank, dass sie nicht mehr weiter ueber die Katzen sprach. Zu interessant schien ihr, was Phraates ueber seine heimat erzaehlte.
    Bei ihren Worten nickte er, und er laechelte leicht. "Geschichten..." Ja, das stimmte. Oft sassen die Familien und Freunde beinander und erzaehlten sich gegenseitig Geschichten, die sie ihrerseits woanders aufgeschnappt hatten. Durch das parthische Reich zirkulierten so viele Sagen, dass man immer wieder neue hoerte. Er atmete auf. Geschichten konnte er einige erzaehlen, einige hatte er schon von kindesbeinen an gekannt, einige hatte er erst gehoert, als sie schon gegen die Roemer zogen, in ihr Verderben... Er nickte schnell, nicht nur, um zu bejahen gegenueber Celerina, sondern auch, weil er den Gedanken loswerden wollte.
    Er hoerte ihr zu. Sie erzaehlte da so einiges. Uebergriffe? Griff da jemand ueber etwas hinweg? Aber als er den Satz zu Ende hoerte, wusste er - er hatte sie mit dem Leben zu beschuetzen.
    Er daschte kurz nach. Es war durchaus vereinbar mit seiner Ehre. Ein parthischer Adeliger hatte eine Dame immer zu beschuetzen. So wuerde er dies auch hier machen. Ausserdem, solange er sich mit Roemern herumschlug, tat er sowieso das, was er sowieso am Schlachtfeld getan haette. Ja, es gab gewiss schlechteres. Bei breiter Auslegung seiner Pflichten passte es gut in dieses Schema.
    Er bemerkte, dass ihm jetzt kein zweiter Becher mehr gereicht wurde. Schade. Der Wein hatte ihm aber wieder eine gewisse Lebenskraft gegeben.
    Er nickte also. "Dann werde ich reden zu Diomedes.", meinte er. Und ihr Gesellschaft leisten, na gut, damit wuerde er leben koennen. Sie schien, obwohl etwas herb und herablassend, nicht allzu uebel zu sein. Und das Auge wuerde auch nicht leer ausgehen. Gut. Er nickte nochmals. "Ich werde tun, was ich muss tun.", meinte er schicksalsergeben.

  • Also stimmte es, was man so sagte. Ich liebte Geschichten. Vielleicht würden mir seine Geschichten helfen, endlich den ganzen Ballast von mir zu werfen, der mich seit einigen Tagen und Wochen belastete. Im Grunde war ich über meinen Kauf zufrieden. Dieser Parther war von seinem Wesen nicht so wie Aristides´ Sklave, was ihn um einiges sympathischer machte und trotzdem wollte ich die nötige Distanz wahren. Ich hatte es bei dem Thraker gesehen, wohin das führte. Reichte man ihnen den Finger, schnappten sie sich die ganze Hand! Daher beschloß ich, ihm gegenüber vorerst distanziert zu begegnen.
    "Gut! Ach ja, du solltest versuchen, an deinem Latein noch etwas zu arbeiten. Ich nehme an, du kannst lesen. Dann erlaube ich dir, dich in der Bibliothek umzuschauen. Der Bibliothekar wird dich unterstützen." Das hatte ich damals dem Thraker auch erlaubt. Dieser Thraker! Wie sehr er mich doch enttäuscht hatte. Niemals hätte ich mir das vorstellen können!
    "Ich verlange von dir absoluten Gehorsam. Vergehen lasse ich hart bestrafen und komme nicht auf die absurde Idee, fliehen zu wollen! Weißt du, was meine Familie mit flüchtigen Sklaven macht, wenn man ihrer wieder habhaft wird? Mhm?" Mir waren die Strafen, die man in Parthien anwendete, nicht bekannt. Sicher waren sie nicht minder hart. Der Sklave sollte aber von Anfang an wissen, was ihn erwartete, wenn er sich meinen Anordnungen widersetzte. Auch den Thaker würde mein Zorn noch treffen!

  • Sim-Off:

    Wie gut, dass es tausendundeine Nacht gibt! :)


    Komisch blickte sie ihn fuer einen Moment an. Was war das? Wohlwollen? Griesgram? Eine gewisse... Selbstgefaelligkeit? Er taxierte kurz ein Fresko hinter Celerina, welches ein durchaus gewagtes Motiv darstellte. Wenn Parthien irgendwann einmal Rom eingenommen hat, dann wuerde man das sofort uebertuenchen.
    Er blickte wieder rasch zu Celerina hin, als er sich angesprochen fuehlte.
    Sie schlug ihm etwas vor, was er ohnehin vorgehabt hatte. Es gab nichts unvorteilhafteres, als in einem fremden Land zu sein und die Sprache nicht richtig zu koennen. Er nickte nochmals. Ja, er wuerde latein lernen. Und zwar so schnell wie nur irgendwie moeglich.
    Lesen, ja, das konnte er. Er konnte sehr gut lesen, und er mochte es auch. Es gab da nur ein kleines Problem... er konnte im parthischen und im griechischen Alphabet lesen. Aber nur sehr schlecht im lateinischen. Er hatte es nur selten gebraucht. Er wuerde es aber lernen, so schwer wuerde es nicht werden, alles eine Sache der Uebung. Und die wuerde er bald haben, wenn es in dieser Bibliothek wirklich so viel zum Lesen gab.
    Das naechste, was sie sagte, war auch keine Neuheit mehr. Der SKlavenhaendler hatte es ihm auch schon gesagt. Er konnte sich nur muehevoll davon zurueckhalten, spoettisch zu grinsen. Das waere nicht gut angekommen. Doch dieses Beduerfnis verschlug es ihm, als sie andeutete, was man mit wieder eingefangenen Sklaven machte. Phraates konnte es sich lebhaft vorstellen. Er hatte schon einiges von den Roemern gehoert, und ihrer Vorliebe fuers Quaelen. Er seufzte. Es war eine absolut miese Situation. Wenn das seine arme alte Mutter wuesste.
    "Hmm...", machte er. Obwohl es ihn irgendwie grauste, wollte er es doch wissen. "Was macht man mit fluechtiges Sklaven?", fragte er. Nichts konnte doch so schrecklich sein, als dass es einen Parther erschuettern koennte. Ausser vielleicht das ganz Schreckliche... die Verstuemmelung eines ganz bestimmten Koerperteils. Phraates durchzuckte ein Schrecken bei dieser Vorstellung. Er versuchte ihn abzuschuetteln.
    "Dann... ich soll gehen ins Bibliothek jetzt? Oder spaeter?"

  • Allein nur ein kleiner Gedanke an den Thraker hatte genügt, um mich wieder an meine neuen Vorsätze zu erinnern. Keine Vergünstigungen mehr für Sklaven, die noch nicht bewiesen hatten, daß sie es wert waren. Phraates mußte sich erst seine Sporen verdienen, bevor er auch nur daran denken konnte, eines dieser Privilegien nutzen zu dürfen. Eigentlich zählte dazu auch die Benutzung der Bibliothek, doch angesichts seiner sprachlichen Schwächen, wollte ich ihm dies im Voraus schon gewähren. Ich hoffte, er würde dies zu schätzen wissen.
    In der Zwischenzeit hatte sich mein Gesicht verdüstert. Alleine nur der Gedanke, was dem Thraker blühte, sollte man ihn wieder einfangen, war ausreichend, um meiner Phantasie die grausamsten Strafen zu entlocken. Dem Parther allerdings fehlte es diesbezüglich an derselben, weswegen er, seiner Lauterkeit folgend, mir wieder diese Frage stellte. "Du willst es also wirklich wissen, was man mit flüchtigen Sklaven in diesem Haus macht?" Ein süffisantes Lächeln zog sich über meine Lippen. Wie ich mich doch danach sehnte, den Thraker wieder in die Finger zu bekommen!
    "Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir lassen den Sklaven ans Kreuz schlagen, was gelinde gesagt eine der schrecklichsten Todesarten ist, denn das Martyrium kann sich Tagelang hinausziehen, je nachdem ob man den Delinquenten mit Nahrung und Getränken versorgt. Und glaube mir, wir sorgen gut für die zu Tode verurteilten. Eine andere Möglichkeit, die nicht weniger grausam ist, allerdings einen wesentlich größeren Unterhaltungswert hat, ist die damnatio ad bestias. Also, wenn du nicht als Löwenfutter enden willst, dann nimm dich in Acht!", drohte ich ihm. Was ich dem Thraker angedeihen lassenwollte, wußte ich noch nicht. Das würde sich noch zeigen. Daß natürlich nicht jeder Sklave, der geflohen war, gleich mit dem Tod rechnen mußte, erzählte ich ihm natürlich nicht, sonst konnte ich mir bald wieder einen neuen Sklaven kaufen.
    Es lag in der Natur der Sache, daß er versuchte, das Thema zu wechseln. Wahrscheinlich war es auch sinnvoll, sich eher unblutigeren Dingen zu widmen.
    "In die Bibliothek? Jetzt? Möchtest du denn nicht erst etwas essen? Du mußt doch hungrig sein!"

  • Ja, jetzt schaute die Roemerin richtig grantig aus der Waesche. Na super, das konnte ja nur noch prima enden.
    Das Laecheln, dass sie zeigte, gefiel ihm auch nicht. Es war kein Laecheln, dass eine Frau einem mann zeigen sollte. Phraates stoehnte innerlich auf. Womit, fragte er sich bereits zum zwanzigsten Male heute, habe ich das bloss verdient?
    Eines musste man der Roemerin lassen. Sie verstand sich darauf, die Strafen moeglichst graphisch zu beschreiben. Ans Kreuz schlagen, ja, er kannte diese Form der bestrafung. In Parthien wurden so schon einige Christen bestraft, aus dem selben Grund wie im roemischen reich, weil sie den Grosskoenig nicht als oberste Authoritaet anerkannten. Unglaublich, wie man fuer so eine Bloedheit so qualvoll sterben wollte.
    Das zweite klang schon eher nach etwas, womit er fertig werden koennte. War sicher keine grosse Sache, so ein Kaetzchen umzuwerfen. Nun ja... es hing ganz von der Groesse der Loewen ab. Und der Anzahl. Vielleicht war es doch nicht eine so gute Sache.
    So weit wie es gehoert hatte, bedeutete, anch der Flucht eingefangen zu werden, den Tod. Also hatte man einen einzigen Freischuss. Wenn der daneben ging, war man geliefert.
    Er war erleichtert, als sie ihm etwas zum Essen anbot. "Ja, ich bin hungrig. Ich habe nicht viel heute geesst... gegessen.", fiel ihm rechtzeitig die korrekte Form des Wortes ein.

  • Meine Ausführungen hatten hoffentlich die Wirkung, die ich damit beabsichtigt hatte. Ein wenig Angst und Schrecken konnte nicht schaden, umso mehr kam er auch nicht auf dumme Gedanken.
    Das Düstere war längst wieder aus meinem Gesicht gewichen. Noch einmal versuchte ich ihn mit meinen Augen zu durchleuchten, so als ob ich damit wirklich alles an ihm ergründen könnte. Dieser Parther, er war auf seine Art höflich und wahrscheinlich mußte er gerade das durchmachen, was ich in der Hand der Piraten erleben mußte. Vielleicht aus dieser Erkenntnis heraus, tat ich etwas, was ich eigentlich nicht vor hatte, nicht gegenüber Sklaven. Ich empfand Mitleid für ihn.
    "Das glaube ich dir auf´s Wort! Diese Sklaventreiber, lassen ihre Ware fast verhungern! Nun, ich habe auch noch nicht gespeist. Was hältst du davon wenn ich…" Etwas Spitzbübisches blitzte in meinen Augen auf. Ich hatte ganz plötzlich eine Idee, keine fixe, wie ich hoffte. Aber dennoch eine ungewöhnliche Idee. "Charis, bring uns etwas zu Essen. Ich speise heute hier in meinem Raum und vergiß den zweiten Teller nicht!" Wieder sah ich zu dem Parther, der immer noch stand. Im stehen konnte man nicht besonders gut essen. "Setz dich doch! Sag mir,was essen die Menschen in Parthien?" Ich wies auf einen Stuhl, der bei der Kommode stand.

  • Phraates blickte nochmals auf das Fresko hinter seiner neuen Herrin. Hm, eigentlich war es durchaus interessant, was dieser Satyr da... Potzblitz, der hatte ja... aus was fuer einem Winkel fuehrte er da das ein... war das physikalisch moeglich?
    Immerhin konnte jenes Bild ihn von den Gedanken an die Folterungen abhalten. Er blickte wieder auf Celerina, atmete tief durch und fuehlte sich wieder sicherer.
    Es ging eine Wandlung durch Celerina, das konnte er sehen. Der Griegram verschwand. Es war wohl genau das, was er und Diomedes schon in Punkto Frauen besprochen hatten.
    Jetzt bot sie ihm essen an. Da sagte er nicht nein. "Danke!", meinte er und deutete eine Verbeugung an, wobei sein Magen nochmals knurrte, was dem ganzen eine gewisse Komik gab. "Ich hole Stuhl.", sagte er, trat dorthin und schob ihn in die Naehe Celerinas. Die Aussicht auf Essen hatte seine Lebensgeister wiederbelebt. Ja, die Sklavenhaendler waren garantiert keine Leute, die jemals noch einen Preis fuer humanitaeres Verhalten bekommen wuerden.
    Er begann ueber das Essen seines Landes zu erzaehlen. "Wir essen nicht so viel Brot wie in Rom. Es gibt Brot, flaches Brot...", er deutete mit seiner Handflaeche einen Fladen an. "Aber wir viel lieber moegen Kuskus und Reis. Wir auch moegen Suppe, Eintopf und Gemuese. Viele Fruechte werden ver... verwendet. Auch wird in Gemuese Reis getan. Wir verwenden viele mehr Gewurz wie in Rom. In Rom sind Gewurze nie gut und nur selten in Essen. In parthien sind Gewurze in jedem Essen, es gibt keine Essen ohne Gewurz. Und es gibt sehr, sehr viel suesses Essen. Nachtisch. Viel dort mit Joghurt und Fruechte und Zuckerrohr." Phraates breitete Celerina alles aus, was er ueber die parthische Kueche wusste. Er selbst war kein Koch, aber er hatte sich schon dran versucht. "Von meine Stadt, Aspadana, ist Gaz. Ist eine suesse Essen, sehr gut." In seinem Magen rann das Wasser zusammen, wenn er daran dachte.

  • Charis kehrte mit einem vollbeladenen Tablett in das cubiculum ihrer neuen Herrin zurück. In der Küche hatte sie sich beraten lassen, was Celerina alles mochte und was nicht. Dementsprechend hatte sie einige Speisen zusammenstellen lassen, wie zum Beispiel, gebratenes, mageres Fleisch, Oliven, gefüllte Eier und frisches Brot, um nur einiges zu nennen. Außerdem hatte sie noch einen zweiten Teller dabei.


    Während sie über dem Korridor zum Cubiculum schritt, fragte sie sich, ob es für Corvinus wissenswert war, wie die Herrin mit ihrem neuen Sklaven umging. Sie hatte sie noch nicht richtig kennenlernen können, denn sie war erst seit kurzer Zeit in der villa Flavia. Allerdings hattesie so einiges an Tratsch über sie auffangen können. Was davon wahr war, konnte sie nicht genau sagen. Manches klang einfach sehr verwegen und unglaubwürdig. Vielleicht ging sie ja immer so mit neuen Sklaven um. Auch zu ihr war sie freundlich gewesen.
    Sie verschwendete keinen Gedanken mehr daran und trat ins Zimmer ihrer Herrin ein. Dort lud sie das Tablett auf einem kleinen Tischchen, nahe bei der Kline ab. Dann zog sie sich wieder in den Hintergrund zurück und beobachtete schweigend.

  • Phraates hatte sich einen Stuhl genommen und sich zu mir gesetzt. Dann begann er wieder zu erzählen. Um ehrlich zu sein, freute ich mich bereits auf die gemütlichen langen Abende, an dem er mir die Geschichten aus seiner Heimat erzählen würde. Und auch jetzt, was er über die Eßgewohnhweiten seiner Landsleute zu berichten wußte, fand ich äußerst interessant. Besonders hatten es mir die Gewürze angetan! Ich hatte ja schon des Öfteren von der Vielfalt der Gewürze gehört, die es im Orient gab. Leider hatte ich nur wenige davon probieren können. Doch dies schien mir als eine gute erste Aufgabe für meinen Sklaven zu sein. Gleich morgen wollte ich ihn zum Markt schicken, damit er mir die Gewürze, die es in seiner Heimat gab, besorgen konnte. Für solcherlei Finge war ich immer sehr aufgeschlossen.
    Schließlich trat Charis mit einem großen Tablett in der hand ein. Die Speisen die sie mitgebracht hatte, dufteten verführerisch. Seit einigen Tagen hatte ich wieder Appetit und nun konnte ich es kaum noch abwarten.
    Charis stellte das Essen auf einem Tischen ab. Es sah einfach verführerisch aus. Ich griff zu und nahm mir von jedem etwas.
    "Greif nur zu und lasse es dir schmecken! Wer weiß, ob du morgen noch einmal in den Genuß kommst." Im Grund kümmerte ich mich nicht groß, womit die flavischen Sklaven verköstigt wurden. Allerdings war es für mich durchaus vorstellbar, dass man ihnen keine besonderen Delikatessen zukommen ließ.
    "Ach weißt du, du kannst gleich morgen auf die Märkte gehen und mir diese Gewürze aus deiner Heimst besorgen! Diomedes wird dich begleiten.", sagte ich, nachdem einige der gefüllten Oliven in meinem Mund verschunden waren.

  • Kurz blickte Phraates der Sklavin nach, die Celerina und ihm Speisen brachte. Sie selbst schien nichts zu brauchen.
    Die Speise, die gebracht wurde, haette Phraates in Parthien benutzt, um den Koch damit zu schlagen. Ungewuerzt und viel zu durch. Doch er war nur noch an den Frass gewohnt, den man Kriegsgefangenen gab.
    Er hoerte kaum noch die Worte der Celerina. Vor seinem inneren Auge bildete sich jetzt nur noch ein einziges Wort: Essen. Essen. Essen!!!!!
    Phraates langte zu wie ein Berserker. Ja, er war hungrig. Sehr hungrig sogar. Nachdem er einige Bissen unkontrolliert in sich hineingeschaufelt hatte, blickte er auf. Er war hier nicht bei den Kriegsgefangenen, sondern in einer roemischen Villa. Sollte man den Parthern seinetwegen anchsagen koennen, dass sie Barbaren waeren?
    Er nahm jetzt vorsichtigere Bissen zu sich. Woraus bestand das Essen eigentlich? Irgendwas mit Fleisch, und ein komisches Gemuese dazu. Doch die genaue Konsistenz entschloss sich ihm nicht. War das Lamm? Er glaubte schon. Die Grundmaterialien schien aber recht gut zu sein.
    Der naechste Befehl seiner Herrin nickte er ab. Ja, das konnte er machen. Er wusste, welche Gewuerze die besten waren. Doch er wusste nicht, ob man sie auch in Rom bekam. Wenn, dann waere er beeindruckt. Mit Diomedes konnte er, so glaubte er einmal, recht gut, also sollte das nicht das Problem sein. In seinem Kopf schwebte ihm schon eine Sammlung von Gewuerzen vor. Die Frage war, wuerden sie auch Celerina schmecken? Hoffentlich wurde er nicht ans Kreuz genagelt, wenn das der Fall war.
    Er probierte auch einige von den gefuellten Oliven. Er hatte sie noch nie gemocht, bis auf jetzt. Sie erinnerten ihn an sein Zuhause. Ein bitteres Stechen durchfuhr ihn, Heimweh.
    "Das Essen ist sehr gut. Danke.", meinte er nur noch, waehrend sich seine Essgeschwindigkeit immer mehr verlangsamte.

  • Es war wirklich bemerkenswert, wie viel ein Mensch in kürzester Zeit in sich hineinstopfen konnte! Ich selbst sah ihm erstaunt dabei zu und schwang dazwischen, ob ich amüsiert oder doch eher schockiert sein sollte. Es grenzte schon fast daran, unappetitlich zu werden. Doch dieser Mann hatte ganz offensichtlich Hunger! Doch nachdem die ersten Bissen in seinem Rachen verschwunden waren, erinnerte er sich wohl daran, wo er sich befand.
    Mir war auch nicht ganz entgangen, welche Art von Blicken er Charis zuwarf. Der arme Kerl, er mußte in jederlei Hinsicht gänzlich ausgehungert sein. Charis ihrerseits kümmerte sich augenscheinlich nicht um seine Aufmerksamkeit. Sie war mit vollkommen ergeben und bestrebt, mir jeden Wunsch zu erfüllen.
    "Nun, ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn du morgen auch Charis mitnimmst, wenn du zum Markt gehst. Übrigens, hier in Rom gibt es auch einen Laden, in dem man Kleidung im parthischen Stil kaufen kann. Der Eigentümer hat eine parthische Sklavin, die exzellente Ware herstellt. Alles parthische ist derzeit en vogue, mußt du wissen. Ich möchte, daß man dir dort einige Tuniken kauft, die du in Zukunft tragen wirst." Das machte ihn noch authentischer.


    Mein Blick fiel wieder auf Phraates, der sich nun an den Oliven gütlich tat. Ihm schien es zu schmecken, wie er sagte. "Ja, das sieht man." antwortete ich schmunzelnd. "Die Oliven stammen aus meinem eigenen Olivenhain auf Sicilia. Gibt es in Parthia auch Oliven?" Oder mußten sie die Früchte erst importieren?

  • Phraates hatte zuhause in familiaeren Umkreis schon so einige Fresswettbewerbe gewonnen. Man sah ihm an, dass er dahingehend trainiert war. Er wurde aber staendig langsamer, und schliesslich war er wieder imstande, Cerlerina anzuschauen, die ihn komisch anguckte. Kein Wunder, sie musste denken, er sei in Wirklichkeit ein komplett barbarischer Hoehlenmensch aus dem Kaukasus und kein parthischer Ritter.
    Als Celerina Charis erwaehnte, linste er nochmals zu ihr hin. Ob sie ihn mit einem Blick beschenken wuerde?
    Doch er wurde sofort abgelenkt, als sie ueber einen parthischen Laden zu sprechen kam. Aha! Eine Landsmaennin. Vielleicht koennte er schnell mit ihr reden, endlich wieder mal ein normales Gespraech fuehren in einer Sprache, die er ordentlich redete, und in der er sich nicht anhoerte wie ein Irrer. Und sie erlaubte ihm sogar, parthische Kleidung zu kaufen. Das waere gut. Endlich wieder einmal gemuetliche heimatliche gewaender statt diese komischen, kratzenden Tuniken, die die Roemer hatten. Das waere mal ein gewaltiger Fortschritt.
    Es war auch nicht unangenehm, dass die Sklavin in der Ecke mitkommen wuerde. Nochmals blickte er ihr so unauffaellig wie moeglich zu. Irgendwann musste sie doch aufhoeren, ihn zu ignorieren!
    Bei der letzten Frage seiner neuen Herrin nickte er. "Es gibt vieles Oliven, besonder in Nordwesten, in Armenien und Medien. Aber auch in Oberpersien, meinen Heimat.", meinte er. "Sie schmecken aber andere.", stellte er fest. Diese Oliven hier waren viel saftiger und groesser, wie er feststellen musste. Da stellten diese Roemer tatsaechlich bessere Oliven her wie die Parther. Na ja, in irgendetwas mussten sie den Parthern ja zwangslaeufig voraus sein.

  • Das war ja interessant, dachte ich! Gerne hätteich gewußt, wie die parthischen Oliven mundeten. Vielleicht gab es ja auch welche hier in Rom zu kaufen.
    "So? Sie schmecken anders? Wie denn? Wenn du morgen auf dem Markt welche finden solltest, dann kannst dusie mir mitbringen!"


    Die letzten Bissen verschwanden in meinem Mund. Ich war satt. Mit einem Tuch wischte ich mir meinen Mund ab und gab Charis ein Zeichen, damit sie abräumen konnte. Sie folgte meinem Zeichen sofort und entfernte das Geschirr und die restlichen Speisen. Dabei spielte es keine Rolle, ob Phraates bereits fertig war, oder nicht. Als sie den Teller des Parthers nahm, schenkte sie ihm für einen kleinen Moment einen Blick. Leicht verzog sie ihr Gesicht zu einem sanften Lächeln, ehe sie wieder zu Boden schaute und dann mit dem benutzten Geschirr verschand.
    Nachdem ich auch den letzten Schluck meines Weines geleert hatte, bemerkte ich, wie mich ein Schatten von Müdigkeit überzog. Ich befand, Phraates könne sich nun zurückziehen. Ich nahm an, Diomedes hatte ihn bereits mit seinem Schlafplatz vertraut gemacht.
    "Du darfst nun gehen, Phraates. Man hat dir bereits gezeigt, wo die Sklaven nächtigen?" fragte ich nach. Anderenfalls wollte ich Charis damit beauftragen, ihm die Sklavenunterkunft zu zeigen.

  • Wieder einmal nickte Phraates. Immer wieder nicken, ja, so war er durchs Militaer durchgekommen, so wuerde er auch durch die Sklavenschaft kommen.
    "Ja, ich werde sehen, ob es gibt Oliven aus meines Heimatland.", sagte er also nur.
    Es war selbstredend, dass Phraates schon laengst fertig war, als seine Herrin beschloss, nicht mehr weiteressen zu wollen. Sollte ihm recht sein... er war wieder satt. Zum ersten mal seit Langem.
    Das Laecheln von Charis fiel ihm durchaus auf. Na also. Vielleicht, vielleicht, wenn es das Schicksal wollte...? Er wollte noch nicht dran denken.
    Celerina fing auf einmal an, muede dreinzuschauen. Nicht verwunderlich. Auch Phraates fuehlte, wie ihm die Muedigkeit in die Beine kroch. Zwar hatte er lange nicht so viel getrunken wie Celerina, doch die Anstrengungen des heutigen Tages hatten ihn komplett fertig gemacht.
    "Ich weiss, in welches Zimmer naechtigen Sklaven.", bestaetigte er (wobei er das Wort, welches die Roemerin benutzt hatte, recycelte). "Dann ich gehe." Er hoffte, er wusste noch den Weg. "Welche Tuere es ist? Links oder rechts?", fragte er und deutete auf die beiden Tueren hinter ihm.

  • Die Herrin sah etwas skeptisch drein, als der neue Sklave meinte, er wüßte schon, wo er zu nächtigen hätte, dann aber nicht wußte, durch welche Tür er gehen sollte. Ein Blick ihrer Herrin genügte Charis, um zu wissen, was sie zu tun hatte.
    "Komm, ich zeige dir den Weg!" Zusammen mit dem Parther verließ sie Celerinas Räumlichkeiten.
    Draußen auf dem Flur holte sie erst einmal tief Luft. Sie selbst war auch noch nicht sehr lange im Dienste ihrer neuen Herrin, doch hatte sie schon vom ersten Moment an gewußt, daß es mit Celerina nicht immer einfach werden würde. Heute allerdings schien sie gute Laune zu haben, was zweifelsohne an dem neuen Sklaven liegen mußte.
    Der Parther konnte ihr schon ein wenig Leid tun. Wie Charis mitbekommen hatte, war er erst seit kurzem Sklave. Für jemanden, der die Freiheit kannte, mußte diese Umstellung gewaltig sein.
    Charis ging voran. Die beiden Sklaven näherten sich unablässig den Sklavenunterkünften. "So, da vorne. Die linke Tür. Das ist die Sklavenunterkunft für die männlichen Sklaven." Sie wies mit ihrem Zeigefinger darauf. Charis selbst hatte das Glück, in der Kammer ihrer Vorgängerin schlafen zu dürfen, die direkt neben Celerinas cubiculum lag. Zum ersten mal in ihrem Sklavenleben, genoß sie die Vorteile einer Leibsklavin.
    "Ich glaube, sie mag dich.", fügte sie noch an, bevor sie wieder gehen wollte. Hätte Celerina ihn sonst bei sich essen lassen?

  • Die Sklavin, die neben Celerina gestanden war, setzte sich in Bewegung und wies ihn durch eine der Tueren hinaus.
    Draussen, als die Tueren schon zugeschlagen waren, atmete er tief aus. Oh Mann. Er war jetzt Sklave. Was fuer eine Sauerei. Wie sehr er das doch hasste.
    Sie sagte nichts zu ihm, also wagte er es auch nicht, sich zu aeussern.
    Schliesslich kamen sie an der Tuere an, und Phraates erkannte sie sofort wieder. Wieder diese Tuere, die wieder zu diesem Loch fuehrte.
    Er lehnte sich gegen die Tuer und seufzte tief. In was fuer ein Schlamassel war er da hineingeraten. Das war ja unglaublich.
    Schliesslich redete die Sklavin, und Phraates hoerte ihr zu. "Sie mag mich? Du denkst?", fragte er sie. "Wieso will sie dann, dass ich schlafe in dieses... Zimmer?" Er wollte einen kraeftigeren Ausdruck fuer diese Hoehle verwenden, aber es fiel ihm keiner ein.
    Alles ist mies. Das Essen war nicht uebel gewesen, aber es mangelte an der Intensitaet an Geschmack, die ein parthisches Gericht hatte.
    Was in Zukunft auf ihn zukommen wuerde? Patze zum Essen? Na traumhaft.
    Das einzige, was interessant zu werden versprach, war die Einkaufstour morgen in der Stadt. Vielleicht wuerde dann alles besser werden.
    Oder auch nicht.

  • Sie wollte bereits zurück zu ihrer Herrin gehen, warf der neue Sklave noch etwas ein. Offenbar konnte er nicht glauben, was Charis vermutete. "Ja, das glaube ich. Sonst hätte sie es wohl kaum zusammen mit dir gespeist." Diese Ehre war Charis bislang nicht zuteil geworden. Sie empfand aber deshalb auch keinen Neid.
    "Meinst du, sie macht sich Gedanken darüber, wo und wie wir schlafen? Glaubst du, sie hat jemals ihren Fuß in die Sklavenunterkünfte gesetzt? Ganz bestimmt nicht! Glaube mir, wenn ich dir sage, wir haben es hier weitaus besser getroffen, als so mancher andere Sklave. Hier gibt es wenigstens keine Ratten!" Charis konnte davon ein Liedchen singen. Sie hatte schon so einiges in ihrem Sklavenleben erlebt. "Geh jetzt schlafen! Die Nacht ist kurz und der Tag morgen wird anstrengend werden!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging.

  • Er zuckte bei Charis' Bemerkung nur mit den Schultern. "Freiheit mir wuerde sein lieber als die ganze Liebe von Celerina.", bemerkte er kurz angebunden. Immerhin schien sich seine Mitsklavin wohl auch nicht darum zu reissen. Kurz ueberlegte er, wo sie herkommen koennte. Der Name klang wie einer, den die Tochter eines der makedonischen Eroberer Persiens unter Alexander haette tragen koennen.
    Er hoerte Charis' Worten zu und nickte dann leise. Er entgegnete nichts mehr. Ratten. Wie widerlich. Wie er das alles doch verabscheute. Wiesehr er sich doch heimsehnte.
    Als er ihre Anweisung hoerte, nickte er abermals. "Gute Nacht...", meinte er nur, blickte ihr nach, als sie wegging, und betrat die Sklavengemaecher.
    Noch imemr das selbe Loch. Wie elend. Er schien der erste zu sein, der zu Bett ging, weil noch kein anderer im Zimmer war. Er war schon rechtschaffen muede.
    Er liess sich einfach auf sein Bett fallen, und schon nach einigen minuten war er eingeschlafen.
    Und er schnarchte in aller Gemuetsruhe vor sich hin, als ob er keine Sorgen haette.

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