Das Meer der Tränen


  • ~ Im Hafen von Ostia | Ein unscheinbares Handelsschiff … ~


    Von Rom kommend erreichten Marduk und seine Leute gegen Abend das Schiff, welches sie zurück in die Heimat bringen sollte. Der Hüne atmete erleichtert auf, doch richtig wohl fühlte er sich immer noch nicht. Scarus hatte sie bislang nicht eingeholt und auch das Verladen des Proviants ging ihm ebenfalls nicht schnell genug. "Etwas mehr Beeilung ihr faules Pack! Hat Iason nicht gesagt dass wir umgehend aufbrechen wollen. … Hier bringt die kleine Träne und den Wurm unter Deck, ich komme sofort nach", rief er seinen Leuten direkt bei der Ankunft zu. Überall lagen und standen noch Säcke und Kisten herum, die erst noch auf das Schiff geschafft werden mussten und bei dem Anblick seiner Männer schnaubte Marduk wütend. Das ging ihm eindeutig zu langsam und so erteilte er hier und da einige Anweisungen, inspizierte persönlich noch einmal die Ladung und überlegte, auf welche Teile sie unter Umständen verzichten konnten.


    Nachdem dies geschehen war stieg Marduk hinunter in den Frachtraum und näherte sich langsam dem Käfig, in den seine Männer Tilla und Pumilio gesperrt hatten. Die Beiden sahen ziemlich verwirrt und verängstigt aus, eigentlich kein Wunder, nachdem was ihnen gerade passiert war. Kurz überlegte Marduk, ob es Sinn hatte die Angst und Ungewissheit der kleinen Träne etwas zu zerstreuen. Schaden konnte der Versuch jedenfalls nicht, schließlich musste Tilla unter allen Umständen unbeschadet zurück zu Neith gebracht werden.


    Marduk setzte sich im Schneidersitz vor den Käfig und versuchte freundlich zu lächeln. Pumilio ignorierte er einfach. "Wie geht es dir? Ich hoffe der Ritt war nicht zu unbequem. … Keine Angst, dir passiert nichts", begann der Hüne langsam zu sprechen und seine Augen sahen Tilla forschend an. Nach einer kurzen Pause griff Marduk in seine Tasche, holte das Tränenstein-Amulett hervor und hielt es durch die Gitter hindurch . "Hier, das hier gehört zu dir! ...", meinte er nur und wartete dann auf eine Reaktion des Mädchens.


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  • Es war vorbei... dieser schreckliche Ritt war vorbei. Tilla zappelte so wild sie konnte in dem Sack herum und erhielt einen weiteren Stoß. Autsch! jammerte sie für sich. Sie wehrte sich weiterhin und fand sich nach wildem Gezappel und Gekratze in einem vergitterten Gehäuse wieder. Neben ihr saß der kleine Pumillio, den sie in 'Äpfelchen' umbenannt hatte! Außer Atem sah sie den kleinen Jungen verdutzt an. Ihn hatte sie ja fast vergessen! Alles... klar? fragte sie ihn rasch, außer Atem vom Gezappel. Mann, Tilla war froh aus dem Sack draussen zu sein! Es war ein Käfig in dem sie beide saßen! Was ging hier eigentlich vor? Und wo war ihre Freundin Fiona?


    Sie hörte Schritte, die sich dem Käfig näherten. Es war Marduk. Der Mann der ihr das neue Tuch gekauft und letztendlich zu Pumillio zurückgeführt hatte. Ach ja... ihr Amulett! Deswegen war sie mit dem Mann mitgegangen. Sie wollte sich Pumillio zuwenden, wollte ihn danach fragen. Aber Marduks Augen hielten Tillas Blick fest. Nicht schlecht! erwiderte Tilla bissig. Marduk bewegte sich, hielt ihr das vermisste Amulett entgegen. Tilla streckte die Hand aus, nahm es ihm fort und hängte es sich sogleich um den Hals. Der Stein rutschte prompt dahin wo er hingehörte, in die kleine Mulde zwischen den Schlüsselbeinen knapp unter der Kehle. Tief atmete Tilla ein uns aus, befühlte den Stein mit tastenden Fingerkuppen, ob er heil geblieben war. Warum passiert mir nichts? Warum sagst du das? Tilla wich mit sinkenden Händen zurück, legte ihren Arm um Pumillios magere Schultern. Wo sind wir hier? Und warum? platzten die Fragen über Tillas stumm flüsternden Lippen hinweg. Wohin bringst du uns... mich? Viele Fragen.. viele Buchstaben. Tilla leckte die trockenen Lippen nass und schluckte hart gegen den Kloß im Hals an.

  • [Blockierte Grafik: http://img125.imageshack.us/img125/1628/mardukfh9.jpg]


    Mit unbeeindruckter Miene verfolgte Marduk Tillas Reaktion und auch die des völlig verängstigten Jungen, an den sich das Mädchen gerade fragend wandte . ... "Ja mir gehts gut, Tilla. Glaub mir, ich wollte das nicht, ... ich wollte ..." Pumillio war sichtlich geschockt von dem Ganzen hier und konnte nur mühsam sprechen. Doch weiter kam er nicht, da Marduk ihm einfach über den Mund fuhr...


    "Sei still, du Wurm! ... Sonst lasse ich dich augenblicklich über Bord werfen, verstanden?!", drohte der Hüne mit einem verächtlichen Blick dem Jungen, bevor er sich wieder ganz dem Mädchen widmete. Pumilio schnappte derweil nur noch nach Luft und sein kleines Herz raste wie wild vor Aufregung. Nein, dass sich alles so entwickeln würde hatte sich der kleine Junge wirklich nicht gedacht und so kämpfte er mühsam mit den Tränen, da alles nur seine Schuld war.


    Tilla hingegen wirkte erstaunlich ruhig und gefasst, stellte Marduk in einer gewissen Weise anerkennend fest. Wenn sie nur wüsste, was sie in Wahrheit erwarten würde. Dann wäre sie vielleicht nicht so gelassen und deshalb wollte Marduk ihr vorerst auch nicht die volle Wahrheit sagen.


    "Wenn ich sage dir passiert nichts, dann meine ich das auch so!", erwiderte der Mann nur auf Tillas Frage hin und lächelte leicht. Das war ja nicht einmal gelogen, solange sie nicht ihr Ziel erreicht hätten.


    Tilla nahm das Amulett hastig entgegen und legte es sich sofort wieder um den Hals. Marduk nickte nur zufrieden, denn das Amulett hatte seinen Platz somit wieder gefunden. Ähnlich wäre es mit Tilla selbst, wenn er sie endlich seiner Königin übergeben und damit die Prophezeihung erfüllen könnte. "Was das soll und wohin ich dich bringe?", fragte er beiläufig nach und horchte kurz auf, da vom Deck her nach ihm gerufen wurde: "Marduk komm mal schnell. Wohin sollen die Kisten denn? " - "Einen Moment! ...", rief Marduk genervt über die Schulter zurück und reichte erst noch einen Krug mit Wasser durch die Gitterstäbe hindurch. "Hier für euch, trinkt ... Ich komme später zurück dann reden wir weiter", verabschiedete sich der Hüne schnell und stand einfach auf. Kurz bevor er die Leiter nach oben stieg, drehte sich Marduk allerdings noch einmal zu Tilla um: "Du willst wissen, wohin ich dich bringe? ... Ich bringe dich zurück zu deiner ... Mutter!" Mit diesen nüchtern gesprochenen Worten verschwand der Mann und ließ die beiden Kinder einfach allein in ihrem Käfig zurück.

  • Sie sah Pumillio kaum mehr an, weil ihre ganze Aufmerksamkeit auf Marduk saß. Natürlich hörte sie des kleinen Jungen Beteuerungen, nahm sie wahr und registrierte sie nebenbei. Nein...! flüsterte sie kopfschüttelnd, verstärkte ihren Griff um Pumillios Schultern, als Marduk seine Drohung ausgesprochen hatte und zog ihn zu sich heran. Er soll bleiben...du hast ihn reingezogen.. Schnell nickte sie auf seine Nachfragen zu ihren vorhin gestellten Fragen und bemühte sich den Blickkontakt zu dem Entführer aufrecht zu erhalten. Dieser brach aber wegen dem Zwischenruf einer anderen Stimme ab. Tilla erster Impuls war den vollen Krug nicht anzunehmen. Vielleicht war das ein weiterer mieser Trick? Sie nahm ihn dennoch an, aber nur weil sie nicht wusste, ob sie noch mehr zu trinken bekommen würden. Behutsam stellte sie den Krug in Pumillios Griffweite ab.. und hätte diesen wegen Marduks nächster Antwort beinahe umgestoßen. Zu meiner Mutter? rief sie immer noch stumm flüsternd überrascht aus und sah zu Marduks Schatten auf der Leiter rüber.


    Leider verschwand der Mann... und er würde wieder kommen! Einmal mehr klopfte ihr kleines Herz ganz schnell. Tilla wusste zuerst nicht was sie über diese Neuigkeit denken oder fühlen sollte. Zu meiner Mutter! wiederholte sie für sich. Aber woher.. und warum.. auf diesen Weg? Warum so? Warum kommt sie nicht zu mir und holt mich zu sich??? Immer und immer wieder hatte sie sich gefragt, wer ihre Eltern waren und woher sie kam. Sie hatte lediglich die Erzählungen ihres brutalen ehemaligen Herrn, vom dem sie schliesslich geflohen war. Hätte sie nicht von dort fliehen sollen? Hätte sie dort weiterhin aushalten sollen bis Marduk aufgetaucht wäre? Ihr Blick fiel auf Pumillio. Ob er wenigstens ein paar ihrer aufsteigenden Fragen beantworten konnte? Pumillio.. was hat er dir gesagt? Wieso hast du mitgemacht? Und wieso.. nimmst du mir mein Amulett weg? Was hat er dir versprochen? Sie holte tief Luft, sah ihn ernst an udn hob die Hände zum Gebärden. Wo liegt Ostia?

  • [Blockierte Grafik: http://img125.imageshack.us/img125/1628/mardukfh9.jpg] | Marduk


    Tilla blieb erstaunlich gefasst und begegnete ihrem Entführer fast trotzig. Marduk kam nicht umhin das Mädchen für ihre Courage zu bewundern. Erst die Erwähnung ihrer Mutter schien sie etwas aus der Fassung zu bringen. Kein Wunder, sofern sie all die Jahre darüber gegrübelt haben sollte, woher sie kam. Ob es richtig war ihr das zu sagen? Nun alle Details wollte Marduk ihr nicht verraten, aber es sollte ihm recht sein, wenn Tillas Neugier sie vor Dummheiten bewahren würde und sie dadurch etwas kooperativer wäre. Dann würde die Überfahrt sicher ruhiger verlaufen und schließlich musste die kleine Träne um jeden Preis und unbeschadet in den Tempel zurück gebracht werden.


    Als Tilla nach dem "warum" fragte, hielt Marduk noch einmal kurz inne: "Das wird sie dir sicher alles selbst erklären, …aber glaube mir, wir alle hier haben dich sehr vermisst und gebetet, dass wir dich eines Tages wiederfinden … kleine Träne." Mit diesen Worten verschwand der Hüne nach oben auf das Deck. Fortan waren von dort dumpf die Schritte der Männer zu hören. Überall knarzte es, Kisten würden über das Deck geschleift und das emsige Treiben auf Deck verriet, dass die Mannschaft eiligst den Hafen von Ostia verlassen wollte.


    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/5229/pumilioyu3.jpg] | Pumilio


    Unten im Laderaum saßen derweil Tilla und Pumilio in ihrem engen Gefängnis, in das man sie gesteckt hatte. Dem keinen Jungen war das schlechte Gewissen mindestens genauso stark anzusehen, wie die Angst die er hatte. Pumilios Atem ging heftig und immer wieder wich der kleine Junge dem Blick von Tilla aus. Sie schimpfte mit ihm. Zu Recht, wie er sich selbst eingestand. " Ich … ich … wollte das alles nicht", bekräftigte er zum wiederholten Male sein schlechtes Gewissen. Er fühlte sich hundeelend, doch es half nichts. Schniefend versuchte sich der kleine Junge daran zu erinnern, wie es so weit kommen konnte. "Marduk hat mir und ein paar anderen Straßenjungen ein Geschäft vorgeschlagen. Wir sollten nach seinem gestohlenen Amulett Ausschau halten. Er beschrieb es ganz genau so wie deines hier und er sagte, es gäbe dafür zwanzig Sesterzen Finderlohn. Zwanzig!! stell dir das mal vor!! …", wiederholte Pumilio noch einmal mit großen Augen den ausschlaggebenden Bewegrund. So viele Finger hatte er nicht einmal an beiden Händen, wie das war.


    "Ich dachte, wenn ich es ihm zurück bringe wird alles gut. Ich hätte sogar das Geld mit dir geteilt, oder dir etwas schönes davon gekauft, weil … ich dich so nett finde … [SIZE=7]ich wusste ja nicht, dass es in Wahrheit dir gehört ... das musst du mir glauben[/SIZE]", gab Pumilio ganz kleinlaut zu und rieb sich schluchzend die Augen. Dann versuchte er Tilla wieder anzusehen, was schwer fiel, aber irgendwie mussten sie ja zusammen halten oder? ...


    Die Geschichte mit der Mutter klang in seinen Ohren jedenfalls ganz schön … abenteuerlich, nachdem er die Männer - vor Tillas Gefangennahme - ein wenig belauschen konnte. Wie eine traute Familienzusammenführung hatte das nicht geklungen, aber warum sollte Marduk sich so etwas ausdenken? Jedenfalls wollte Pumilio Tillas Vertrauen nicht schon wieder enttäuschen, sie aber auch nicht unnötig sorgen. "Ich habe mit angehört, wie die Männer von einem Tempel gesprochen haben und von einer Königin namens Neith. Sie schienen sehr froh darüber zu sein, dass sie dich wiedergefunden haben. Das Schicksal habe es so gewollt, haben sie gesagt … ", druckste Pumilio herum und versuchte sich selbst einen Reim darauf zu machen. Schniefend zog er dabei die Nase hoch und schnäuzte sich in den Ärmel seines zerschlissenen Hemdes. "Kennst du deine Mutter eigentlich? …." Pumilio musste an seine eigene Mutter denken. Doch die könnte ihm nun ebenso wenig beistehen, wie die von Tilla. "Was sollen wir denn jetzt nur tun…Tilla?", murmelte er schließlich und sah Tilla hilfesuchend dabei an. Ihre Frage wo Ostia denn läge hatte er - in all der Aufregung - ganz überhört ...


    [SIZE=7]edits. TippEx + letzten Satz eingefügt.[/SIZE]

  • Tilla staunte nicht schlecht über Marduks neuerliche, aufklärende Antwort. Sie würde also tatsächlich persönlich mit ihrer Mutter sprechen.. ihren Erklärungen und ihrer Geschichte hören und zuhören können. Sogar vermisst, geweint und gebetet hatte sie.. nur wegen ihr, der verlorenen und nun wiedergefundenen Tochter? Ein leicht skepticher Gesichtsauscruck zeigte sich auf Tillas Miene.. das gesamte Gehörte war arg viel zu verdauen für den kleinen Irrwisch, dessen Körper vom Ritt sich seltsam durchgeschüttelt anfühlte. Und jetzt diese seltsamen Bewegungen des Schiffes.. wenn es denn ein Schiff war! Tilla wusste nicht viel darüber wie ein Schiff überhaupt auf dem Wasser fahren konnte. Wenn sie mich all die Jahre so sehr gesucht hat dann würde sie mich sicherlich nicht in einen Käfig stecken... oder? gab sie ihre nächsten Gedanken stumm flüsternd preis und versenkte die Hände in die Schoß.
    Marduk war schon fort...


    Sie wandte sich daher Pumillio zu, hörte sich seine Erklärungen und Entschuldigungen an. Du hast mich sicher nicht einfach so gefunden. Irgendwie muss er dir doch gesagt haben wie ich aussehe oder? Rom ist groß! Es gibt bestimmt noch viele Mädchen die genauso aussehen wie ich. Zwanzig? Das ist sehr viel Geld beziehungsweise sehr viele Münzen!! Seit wann weisst du von meinem Amulett? Eindringlich sah sie ihn an und biss sich auf die Lippen. Es war ja nett von ihm, dass er ihr etwas von seinem Finderlohn abgeben hatte wollen. Tilla spürte, dass 'Äpfelchen tatsächlich keine Ahnung von Marduks bösem Plan, sie zu entführen, gehabt hatte. Pumillio sprach weiter. Eine Königin? Meine Mutter? In einem Tempel? Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Was für ein seltsames Schicksal lag bloß vor ihr?! Tilla sah ihre leibliche Mutter! Behutsam zog sie den Straßenjungen zu sich auf den Schoß und deckte ihn mit ihrem Umhang zu, wobei sie sich mit dem Rücken an die eine Käfigwand anlehnte. Nein... ich kenne und kannte Mutter nicht. Angeblich hat man mich als Findelbaby vor der Tür eines brutalen Herrn ausgesetzt. Weil er seine Sklaven sehr viel strafte und wegen einem Versehen meinerseits auch mein Blut floß bin ich irgendwann geflohen. Ich habe seitdem Angst vor der Farbe 'Rot'. Zudem habe ich mich als fingerflinke Straßendiebin bis ins Innere von Rom durchgeschlagen. Und mich vor seinen Häschern versteckt, bis die Fänger eines Sklavenhändlers mich fanden und gefangen nahmen. Ich wurde verkauft und musste mich an meine damaliegn Dienste zurück errinnern, wobei mir das leicht gefallen, weil die neuen Herren und Herrinnen so nett waren und sind. Heute war ich wegen einem Versprechen meiner neuen Herrin bei der Sybille, dem Orakel. Als ich meine Tafel mit meiner Frage zurückbekam war die Tafel leer. Weil ich deswegen so traurig war sollte ich mir was schönes kaufen und traf dich sowie Fiona, die andere Frau. erzählte sie stumm flüsterend die ganze Vorgeschichte Pumillios Ohren. Das 'Flüstern' machte durstig, doch Tilla bot Pumillio den Krug voll Wasser zuerst an und liess ihn weiterhin bei sich auf dem Schoß sitzen.


    Sim-Off:

    Ein superschönes Bild am Anfang unseres Threads! Sogar mit Delphinen!! :dafuer:

  • [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/5229/pumilioyu3.jpg]


    Pumilio sah Marduk mit finsterer Miene nach und verfluchte still den Tag, an dem er sich auf den Handel mit diesem Kerl eingelassen hatte. Der kleine Junge zitterte regelrecht vor Angst und Wut, über sich und seine Dummheit, doch es war nun einmal passiert. Sie saßen hier, eingesperrt in einen Käfig und für Tilla sollte die Reise zurück zu ihrer Mutter gehen. Für Pumilio klangen Marduks Worte allerdings nicht sehr überzeugend und Tilla bestätigte dieses Gefühl mit ihrer Frage noch mehr. Ja warum bringt man Tilla eingesperrt in einem Käfig zurück zu ihrer Mutter, sie hat doch nichts schlimmes angestellt, oder? Sehr ungewöhnlich, vor allem, da die Mutter angeblich eine Königin sein sollte.


    Die Antwort würde wohl noch etwa auf sich warten lassen, aber dafür erzählte Tilla von ihrer Vergangenheit und Pumilio hörte gebannt zu. Es berührte ihn sehr, was er da hörte und obwohl er Tilla ja kaum kannte, fühlte er sich doch zu ihr hingezogen. Wie zu einer älteren Schwester eben und dieses Gefühl tat gut in dieser schrecklichen Lage, in der sie sich befanden. Deshalb kuschelte sich Pumilio auch dankbar an Tilla an, ließ sich von ihr zudecken und schlang die Arme vorsichtig um sie herum.


    "Marduk hat mir nicht gesagt, wie du aussiehst. Er wusste es anscheinend auch nicht. Aber das Amulett - das hat er mir ganz genau so beschrieben wie deines. … Seltsam nicht wahr … ", antwortete Pumilio mit leiser Stimme, trank dann einen Schluck von dem Wasser und drückte sich wieder an Tilla. "Du musst aber keine Angst haben Tilla, ich werde dich von nun an beschützen, … das schwöre ich. Egal wohin sie uns bringen!", versuchte der kleine Junge sich und Tilla etwas Mut zu machen. Doch seine Stimme zitterte leicht und konnte nur schwer verbergen, wie sehr er sich fürchtete. Aber auch die Müdigkeit forderte ihren Zoll und schloss die Augen des Jungen langsam immer mehr. "Hörst du die Männer da oben auf Deck? Sie bringen dich bestimmt zurück zu deiner Mutter … und dann … wird alles gut …. Bestimmt!", murmelte Pumilio nur noch hoffnungsvoll und schlummerte in Tillas Armen einfach ein.


    ~ Unterdessen auf Deck ~


    [Blockierte Grafik: http://img125.imageshack.us/img125/1628/mardukfh9.jpg]

    Marduks Stimme schallte über das Schiff, bis hinab bis in den Laderaum, während er ungeduldig auf und ab schritt und die Beladung des Schiffes überwachte: "Verdammt seid ihr immer noch nicht fertig, was trödelt ihr eigentlich so lange herum? … Scarus ist bis jetzt nicht zurück gekehrt was bedeutet, dass der Idiot versagt hat und das Weib am Ende noch lebt. Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg, habt ihr das endlich verstanden?! … Noch vor Tagesanbruch werden wir ablegen und alles und jeder, der bis dahin nicht an Bord ist bleibt hier zurück!" Der Gedanke so kurz vor dem Ziel noch zu scheitern, setzte dem Anführer arg zu und mit jeder Stunde, die sie hier im Hafen lagen wuchs das Risiko, doch entdeckt zu werden. ...


    Und so schickten sich die Männer weiter an das Schiff so schnell wie möglich, aber so unauffällig wie eben nötig zu beladen. Wobei ihnen zu Gute kam, dass dieses Handelsschiff, in all den Jahren der Suche nach der kleinen Tränen, als Deckung genutzt worden war und somit schon lange kein besonderes Interesse mehr erweckte. … Doch wer wusste schon, wer sich zu dieser späten Stunde noch hier herum trieb.

  • … Na ich zum Beispiel! ... ;)


    … und ich war mir durchaus bewusst, dass ich wohl etwas unüberlegt und überstürzt gehandelt hatte, als ich mir einfach ein Pferd aus dem Stall der Aurelier "ausgeborgt" hatte und alleine Ostia geritten war. Wohlgemerkt: Ohne die Erlaubnis meiner Herrin, einfach auf die wagen Worte einer betrunkenen Frau hin, die ich nicht einmal kannte. Aber es ging um Tilla und ich wollte nicht riskieren, dass dem Mädchen etwas ernstes zustoßen könnte. Viel wusste ich ja nicht über das, was vorgefallen war und so reimte ich mir eben das Meiste zusammen. Wobei ich immer noch hoffte, dass sich alles als völlig harmlos herausstellen würde.


    Also … Tilla war angeblich entführt worden - warum auch immer. Von einem gewissen Marduk - wer auch immer das war. Nach Ostia - was die Vermutung nahe legte, dass sie auf ein Schiff gebracht worden sein könnte.


    Nachdem ich das Pferd an einem sicheren Ort angebunden hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zu den Stegen. Um diese Zeit war nicht mehr viel los, aber trotzdem achtete ich darauf, dass ich niemandem über den Weg lief. Schiff um Schiff arbeitete ich mich vor und mit jedem wurde meine Hoffnung geringer, Tilla hier wirklich zu finden. Und wenn doch? - Ich hatte eigentlich nicht vor den Held zu spielen und im Alleingang das Mädchen zu retten. Wovor auch immer, aber sobald ich wüsste wo sie war, würde ich bei den römischen Wachen Alarm schlagen. Nur - ich fand einfach nichts verdächtiges was die Vermutung bestätigt hätte, dass Tilla hier wäre.


    Moment mal! … was war denn das?


    Ich hörte Stimmen und auf einem der Schiffe herrschte - erstaunlicher Weise - zu so später Stunde noch reger Betrieb. Vorsichtig pirschte ich mich näher heran und erkannte schließlich ein Schiff, welches noch eifrig beladen wurde. Im Schutze der herumstehenden Kisten und Fässer pirschte ich mich langsam näher, lauschte auf Stimmen und hielt nach einem Zeichen von Tilla Ausschau.


    "… Noch vor Tagesanbruch werden wir ablegen und alles und jeder, der bis dahin nicht an Bord ist bleibt hier zurück!..." - "Ja wir haben ja verstanden, … aber wir können die Waren doch nicht einfach hier zurück lassen. Das fällt doch auf, oder nicht …. He, Marduk, wohin sollen eigentlich die Fässer mit Wein? ..."


    Marduk? Den Kerl gibt es wirklich?!Als ich den Namen hörte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ich kauerte mich keuchend hinter eine Kiste und lugte vorsichtig in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Meine Kehle war augenblicklich wie ausgetrocknet und nur ein Gedanke schoss mir durch den Kopf Ich muss zur nächten römischen Kommandantur und Alarm schlagen Aber was sollte ich denen sagen?


    "He du! Was faulenzt du hier rum, hast du nicht gehört was Marduk gesagt hat? …!", ertönte direkt hinter mir die Stimme eines Matrosen und vor Schreck setzte mein Herz für ein paar Sekunden aus. Im schummrigen Licht der Fackeln hatte er zum Glück wohl nicht erkannt, wer da in Wirklicklichkeit herum lungerte.


    "Was? … Ach halts Maul! Ich mach ja schon …", keifte ich mechanisch zurück, packte mir hastig ein herumstehendes Fass und hievte es einfach auf meine Schultern. Na toll, jetzt gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Wegrennen, oder so tun als ob … was ich dann auch tat …


    Und so versuchte ich - so unauffällig wie möglich - das Fass auf das Schiff zu tragen und dabei nicht erkannt zu werden.

    "Was machst du hier? … Das Fass gehört in den Laderaum!",
    blaffte mich ein weiterer Matrose von der Seite an und wie in Trance torkelte ich einfach weiter vorwärts.


    Ein Zurück gab es schon längst nicht mehr und so stieg ich die Leiter hinab in den Bauch des Schiffes, wo ich mich in dem Halbdunkel halbwegs zu orientieren versuchte. Ist das dort drüben nicht ein Käfig? … … "Tilla? … bist du hier irgendwo? …", hauchte ich vorsichtig vor mich hin und stellte das Fass achtlos beiseite … Was mach ich hier eigentlich? Ist das denn die Möglichkeit? … Das ist doch Tilla, die da im Käfig sitzt. … Nein, oder doch? …

  • Der Junge hielt sich an ihr fest und kuschelte sich ganz dicht an sie ran. Beinahe fühlte sie sich an die Anfänge ihrer Straßenkindzeit zurück versetzt, wo sie ab und an eines der jüngeren Kinder bei sich hatte schlafen lassen, die keine Decke besaßen. Die Umgebung und der Käfig aber liessen Tilla nicht lange in dieser Erinnerung verweilen. Sie hörte Pumillios Stimme zu und streichelte über seine verwuschelten Haare mit der Hand hinweg. Wie? Der Mann hatte nicht gewusst wie sie aussah, aber das Aussehen ihres Amulett gekannt? Stumm stimmte sie Pumillio dieser seltsamen Tatsache zu, die wahr geworden war. Tilla schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Ich bin mir sicher, dass du auf mich aufpassen wirst. Und ich passe genauso auf dich auf. Ganz genau! Du-weisst-schon-wer hat uns gesagt, er bringt mich zu meiner Mutter. Und sein Wort muß er halten. Schliesslich ist es ein Auftrag von meiner Mutter... aber warum bloß soll ich in diesem Käfig hocken? Der Junge schlief, sie erkannte es an seinem ruhigen Atem, trotzdem sprach Tilla stumm flüsternd weiter zu ihm. Trotz deinem Handeln und Auftrag, mich zu Marduk zu locken und einzufangen kann ich dich irgendwie verstehen... soviele Münzen hätte ich mir vielleicht ebenfalls nicht entgehen lassen. Diese Münzen würden für eine Unterkunft samt Lebensmitteln und Getränken und warmen Decken und neuer Kleidung für alle Straßenkinder ausreichen. Vielleicht sogar für Wachstafeln zum Schreiben und Lesen lernen. Von oben hörte sie Marduk brüllen und verstand jedes Wort. Die Gehilfen Marduks waren immer noch dabei das Schiff zu beladen und deshalb konnten sie nicht losfahren. Mit böser Miene sah sie jeden Mann an, der zu ihnen runterkam, etwas abstellte und sie wieder verliess. Tilla schlief erschöpft ein, ohne etwas vom Wasser zu trinken. Und hatte viel später keine Ahnung wieviele Sanduhrumdrehungen sie verschlafen hatte.


    Irgendwas hatte sie geweckt... Legten sie jetzt ab? Ging es gleich hinaus aufs Meer? Wegen dem steifen Rücken und den kribbelnden Armen stöhnte sie stumm auf. Der Käfigboden war noch härter und kälter als steinerner Boden! Sie hatte es im Schlaf Pumillio bei sich festgehalten und betrachtete den schlafenden Straßendieb mit einem schwachen Lächeln. Er sah so unschuldig aus! In Gedanken erneuerte sie ihr stummes Versprechen. Da... da war wieder dieses Geräusch. Jemand war die Treppe herunter gekommen! Wer war das? Sie richtete sich langsam auf, biss die Zähne zusammen und rutschte auf dem Hosenboden zu den Gittern rüber. Zugleich hielt sie Pumillio immer noch bei sich in den Armen haltend fest. Da... da war ein menschlicher Umriss. Er, der Mann, sagte ihren Namen. Vielleicht war es einer von Marduks Männern, der sie nun eingehender betrachten wollte. Eigentlich musste er doch wissen wo genau sie untergebracht war. Tilla zog den braunen Umhang fester um sich und Pumillio herum und lehnte sich an die kalten Gitterstäbe. Ich bin hier... flüsterte sie stumm und kratzte mit den Fingernägeln über die Stäbe. Die Stimme kam ihr bekannt vor, sie bildete sich das bestimmt ein, weil sie sich ganz fest wünschte wieder bei Prisca zu sein. Oder sie träumte gar noch. Kannst du nicht schlafen, du böser Mann?!? flüsterten ihre Lippen. Was weisst du über meine Mutter was ich nicht weiss?

  • Die wenige Öllampen erhellten den engen und stickigen Laderaum zum Glück nur mäßig. Oben vom Deck drang dumpf das geschäftige Treiben der Männer herunter und immer wieder duckte mich schnell zwischen die herumstehenden Kisten und Säcke, wenn ich ein verdächtiges Geräusch in meiner Nähe hörte. Ich wollte eben nichts riskieren! Welch absurder Wunschgedanke, angesichts der Lage in der ich mich augenblicklich befand. Was wenn einer der Matrosen, oder gar dieser Marduk hier plötzlich auftauchen würden? Der Wahnsinn meines Handelns wurde mir immer mehr bewusst, aber ein Zurück gab es ebenso wenig.


    Hinten im Heck des Schiffes hatte ich einen Käfig ausgemacht und darin schien sich etwas zu bewegen. Beim Näherkommen wuchs die Gewissheit, dass es sich nur um Tilla handeln konnte -obwohl - wer ist denn die zweite Person bei ihr?, rätselte ich noch während ich mich vorsichtig bis zu den Gitterstäben vorarbeitete. An den Rückweg wollte ich gar nicht erst denken, denn ich wusste beim besten Willen nicht, wie wir hier ungesehen wieder von diesem Schiff herunter kommen sollten. Soweit waren wir noch lange nicht, aber … soweit so gut


    "Mutter was?? … Tilla! …Ich bin es, Hektor. Erkennst du mich denn nicht?", flüsterte ich ganz leise, als Tilla mir stimmlos etwas entgegen rief. Das Mädchen schien mich gar nicht zu erkennen, so abweisend wie sie drein blickte. "Tilla?! … ", setzte ich erneut an und blickte dann hastig über meine Schulter. War da nicht ein Geräusch gewesen? Nach ein paar Sekunden atmete ich keuchend wieder aus. … Ich hatte mich anscheinend getäuscht. "…geht es dir gut, hat man dir etwas angetan? … Wie ist das denn passiert und wer ist der Junge da bei dir? …", widmete ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder dem gefangenen Mädchen und dem Schloss an der Käfigtüre, welches es nun zu knacken galt ...

  • Der unbekannte Mann kam immer näher, erwähnte noch einmal ihren Namen. Es wunderte Tilla, dass er sie so vertraut ansprach und spitzte die Ohren. Wieder erklang ihr Name und die Stimme klang vertrauter. Das war doch nicht der Leibwächter von Prisca? Der Mann, der einen zusammengerollten Teppich auf seinen Schultern tragen konnte, als wäre der Teppich leicht zu tragen! Hektor? flüsterte sie atemlos. Wie kam er hierher? Vorsichtig löste sie eine Hand aus der stützenden Umarmung von Pumillio und legte sie um die Gitterstäbe des Käfigs herum. Endlich warf das fahle Licht der Öllampen einen Strahl auf Hektors vertrautes Gesicht.


    Hektor? Aber .. wie?? Woher? flüsterte sie stimmlos, machte große Augen. Nein, mir geht es gut. Das ist Pumillio, mein kleiner Freund von der Straße... er schläft bei mir. Der Pferdepfleger schien nervös. Nun sag schon.. wie kommst du hierher? Eine ziemlich gute Frage und daraus entstand ein neuer Gedanke in Tillas Kopf. Prompt liess sie die Gitterstäbe los, wich mit dem schlafenden Jungen auf ihrem Schoß zurück in den Schatten des Käfigs. Du weisst alles! Du weisst was passieren wird! Du hast mich am Strand mit den Delphinen gesehen. Wenig später bin ich plötzlich fieberkrank geworden. Zusammen mit Prisca hast du mich unter einem Vorwand zurück auf die Straße gelockt. Ich hätte niemals gedacht, tatsächlich eine Antwort vom Orakel zu bekommen. Die Tafel war übrigens leer! stiess sie in heller Aufregung hervor, sah sich hektisch um.


    Pumillio hat mein Amulett gestohlen und den Mann zu mir geführt. Marduk gab es mir vorhin zurück. Oh Hektor! Wieviele Münzen stellte der böse Mann dir in Aussicht? Hoppla, beinahe hatte sie den Krug Wasser umgeworfen. Der vergitterte Käfig erschien Tilla plötzlich als der sicherste Ort. Pumillio regte sich, reckte seinen Kopf aus dem braunen Umhang von Tilla hervor und murmelte mit verstörter Stimme. Hör auf zu zappeln, Tilla. Ich habe gerade geträumt, dass wir wieder frei sind und mitten im Traum hast du mich geweckt. Wir sehen deine Mutter ja bald. Komm, leg dich endlich hin, vielleicht träumst du sogar dasselbe wie ich... Er sah Hektors Gestalt und drückte sich ängstlich an Tilla. Ich will nicht von dir weg!! Lass uns zusammenbleiben! rief er laut aus. Das stumme Sklavenmädchen spürte ihr Herz in der Brust ganz schnell und laut klopfen. Was sollte sie nur tun? Pst, Pumillio! versuchte sie den Jungen zu beruhigen, kraulte seinen Rücken.

  • Ich kniff die Augen zusammen und musterte Tilla und den Jungen einen Moment lang im schummrigen Licht der Öllampen. Sie schienen beide unversehrt sein - zum Glück - wenngleich ich mir immer noch nicht erklären konnte, warum man sie in einem Käfig auf dieses Schiff gebracht hatte.


    Bevor ich allerdings Tilla danach fragen konnte, stellte sie mir schon viele Fragen. "Ja ich bin es, hör zu, das erzähle ich dir alles, sobald wir von hier … ", begann ich zu antworten und stutzte dann mitten im Satz. Wie meinte Tilla da jetzt mit dem 'Du weisst alles … zusammen mit Prisca hätte ich sie auf die Straße gelockt und wie viele Münzen ich dafür bekommen würde' Das klang ja fast so, als würde ich mit diesen Halunken unter einer Decke stecken. Ich und die Aurelia? Das war ja völlig absurd!


    "Häh?? … Tilla, von was redest du da gerade?",fragte ich so ruhig wie möglich nach und sah Tilla dabei eindringlich an. Da meldete sich plötzlich auch noch der kleine Junge zu Wort und faselte was von Tillas Mutter. Hatte man die beiden unter Drogen gesetzt? Ich hielt kurz den Atem an und stieß die Luft zischend wieder aus."Psssst, nicht so laut! … Ich bin hier um euch in Sicherheit zu bringen und … wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden, verstanden?!", versuchte ich schnell zu erklären, was ich eigentlich hier wollte.


    Doch die Zeit drängte und die Geräusche vom Oberdeck her verhießen nichts gutes. Das Schiff war kurz vor dem Auslaufen und wir saßen immer noch hier unten wie die Mäuse in der sprichwörtlichen Falle.

  • Hektor antwortete genauso wie sie es nicht erwartet hatte. Er war es höchstpersönlich! Dies war tatsächlich Hektor, der es irgendwie aufs Schiff geschafft hatte, um sie wieder aus dem Käfig herauszuholen. Mit großen Augen sah sie ihn an und schluckte an dem Kloß, der sich in ihrer Kehle zu bilden begann. "Ich.. ich.. Hektor! Ich weiss nicht.. was in mich gefahren ist.. ich.. Es tut mir leid!!" stotterte Tilla und wischte sich hastig einige Tränen aus den Augen. Sein unerwartetes Auftauchen setzte dem bisherigen Geschehen die Krone auf und brachte ihre unterdrückten Gefühle hervor. Tilla schluchzte auf, entsetzt über ihr Mißtrauen Hektor gegenüber und rutschte mit Pumillio zurück zu den Käfigstangen.


    Der kleine Junge befreite sich aus dem wärmenden Umhang und hockte sich neben Tilla, allerdings ohne ihre Hand loszulassen. "Wenn das so ist, dann sollten wir irgendwie rauskommen. Ich könnte versuchen mich schmal zu machen und durch die Stäbe zu zwängen. Aber ich weiss nicht ob Tilla dies schafft." flüsterte der Straßenjunge Hektor zu. "Der böse Mann hat uns beide entführt und uns vorhin persönlich erzählt warum er das tat. Marduk will meine Freundin zu ihrer Mutter bringen. Tilla hat mir erzählt, dass sie ihre Mutter und ihren Vater nicht kennt. Ihre Mutter soll sogar eine Königin sein!" Pumillio schüttelte hilflos den Kopf, strich Tilla tröstend die Tränen von den Wangen. "Ich weiss überhaupt nicht, was ich machen soll... was wir machen sollen. Was ist falsch? Was ist richtig?" Mit einem stummen Nicken stimmte Tilla dem Jungen zu und biss sich auf die Lippen. Das Schicksal meinte es derzeit mal gut, mal schlecht mit ihr. "Hektor? Kannst du dich nicht irgendwo hier verstecken und mitkommen? Mit zu meiner Mutter kommen? Ich will wissen.. wer ich bin.. und woher?" flüsterte sie stimmlos. "Meine Mutter liess mich suchen und wartet auf mich..."

  • Endlich schien Tilla aus ihrer Trance zu erwachen. Ich blickte sie an und erkannte, wie verwirrt und aufgewühlt Tilla war. Zögernd rutschte sie zurück an das Käfiggitter, worauf ich vorsichtig durch die Stäbe hindurch langte und ihr sanft eine vergessene Träne von der Wange strich. "Schon gut Tilla, schon gut! … Ich weiß ja, dass du es nicht so gemeint hast. Das Ganze ist ziemlich verwirrend, stimmt's?! ", versuchte ich sie mit einem aufmunternden Lächeln zu beruhigen. Wie könnte ich ihr böse sein, noch dazu in einer solchen Situation? … Nur eine Erklärung für das Ganze hier, die hätte ich schon gern gehabt.


    Und diese wollte mir der kleine Junge anscheinend geben, doch das verwirrte mich nur noch mehr. Ungläubig starrte ich zwischen dem Jungen und Tilla hin und her. Was für eine Mutter wäre das denn, die ihr Kind auf diese Weise suchen ließe? Die Suche wär ja in Ordnung und ich würde es Tilla wirklich vergönnen, wenn ihre Mutter eine echte Königin wäre, aber … ihre Gefolgsleute gingen bei dieser Suche absolut nicht sehr vertrauenserweckend vor. Ich musste an Leones Worte von den 'Kinderliebhabern' denken und konnte auf Tillas Bitte, sie zu ihrer Mutter zu begleiten, nur hilflos mit den Kopf schütteln.


    "Tilla ich kann ja verstehen, dass du wissen möchtest woher du kommst. … Nur halte ich es für keine gute Idee, diesen Männern blind zu vertrauen. Woher willst du wissen, dass sie die Wahrheit sagen?… ",versuchte ich Tilla vorsichtig zu überzeugen, ohne sie gleich wieder zu verwirren oder gar zu ängstigen. Nein, auf so etwas konnte und wollte ich mich nicht einlassen. Das Riskio war einfach zu groß, da gefiel mir der Vorschlag des kleinen Jungen schon viel besser …. "Wie ist eigentlich dein Name? …", wollte ich ihn gerade fragen, da ertönte plötzlich eine Stimme oben an Deck.


    "… Heeeeerhören Leute, …. Wir legen sofort ab. ... Lasst die restlichen Kisten an Land stehen. ... Jeder, der nicht in fünf Minuten auf dem Schiff ist … bleibt hier zurück!!…Also los los, Beeilung! ..."


    Oh nein, die da oben machten bereits die Leinen los! Ich zuckte kurz zusammen und sah gleich darauf flehentlich zu den Beiden Kindern. "Wir … haben keine Zeit mehr! … Junge probier einfach mal, ob du dich durchzwängen kannst. … Ich versuche derweil das Schloss auf zu bekommen …", meinte ich wenig überzeugt da ich berechtigte Zweifel hatte, dass er und ich das schaffen würden.


    Dazu war die Zeit einfach zu kurz und sobald das Schiff abgelegt hätte, gäbe es keinen Ausweg mehr - oder? ... "Könnt ihr eigentlich schwimmen? …"

  • Hektor nahm ihr nicht übel was sie gesagt hatte. Wie erleichtert sie doch darüber war! Aber ja.. sie sagen die Wahrheit, sonst hätten sie sich nicht soviel Mühe geben mich mitzunehmen und mir meinen Tränenstein nicht wiedergegeben, oder? beharrte Tilla irgendwie trotzig, obwohl es schon seltsam war, so plötzlich von Rom fortgerissen und auf einem Schiff zu sein. Tilla versuchte sich zu konzentrieren, der Freude über Hektors Auftauchen Raum zu geben.


    "Pumillio! Wir haben uns zufällig getroffen und Tilla hat mir nicht abgenommen, dass ich ein Dieb bin. Da wollt ich ihr zeigen, dass ich doch einer bin und habe versucht Äpfel zu klauen... was aber gründlich schief gegangen ist. Sonst hätten wir jetzt Äpfel zum Verzehren dabei." krähte der Junge und hielt erschrocken inne, als die Stimme ihres Entführers zu hören war. Der Junge sah zu Tilla zurück und dann Hektor an. "Ich versuche es... aber ich weiss nicht was schwimmen ist!"


    Tilla nahm ihn am Arm zurück, sah ihn eindringlich an. Warte, Äpfelchen, warte, die Stäbe sind sehr schmal. Ich versuche dir ein Bild mitzugeben, mit dem du besser durchkommst. Stelle dir vor, du bist ein Apfelkern, der viele Monate zum Wurzeltreiben in der Erde ausgeharrt hat und nun endlich nach draußen gelangen möchte. Mühsam, aber geschmeidig bahnst du dir deinen Weg durch die Erde und erreichst asbald die Erdoberfläche, wo dir die Sonne entgegenstrahlt. Denk nicht an die Stäbe, versuche dir vorzustellen, dass es weiche Erde ist. Es gelingt dir ganz bestimmt... mach dir keine Sorgen um das Schwimmen.


    Sie selbst würde nicht durch passen, aber sie überlegte schon wie sie sich ebenfalls 'einen Weg bahnen' konnte. Ich kann schwimmen. Ihr Blick fiel auf den Krug Wasser. Hektor? Soll ich mich an ihnen verletzen? Pumillio ruft zum Hilfe.. und du versuchst dann einen von denen zu überwältigen und dich als ihn verkleidet auszugeben? Vielleicht können wir dann nach oben huschen und huschhusch ins Wasser springen? Wenn wir noch im Hafen sind, müsste das Ufer nicht weit sein. Während sie sprach zwängte sich Tillas kleiner Freund mit zusammengebissenen Zähnen durch die Stäbe und plumpste Hektor erschöpft in die Arme. "Tilla.. komm..." ächzte Pumillio, streckte ihr seine Hand entgegen.

  • "So so , sie sagen also die Wahrheit! ..hmmm….naaa, hoffentlich sagen sie dir auch die ganze Wahrheit. …", brummelte ich auf Tillas beharrliche Worte vor mich hin, da ich mich gerade mehr auf das Öffnen des Käfigs konzentrierte. Wenn wir nicht rechtzeitig von Bord kämen, würden wir wohl zweifellos die Wahrheit erfahren und Tilla legte es anscheinend sogar darauf an. Dem Jungen hörte ich ebenfalls nur mit halben Ohr zu, wobei ich seine Bemerkung über das Schwimmen mit einem leisen. "Na toll … ", kommentierte. Was im übrigen auch auf meine Versuche zutraf das Schloss mit einem einfachen Löffel, den ich zufällig in der Nähe des Käfigs gefunden hatte, öffnen zu wollen.


    Das klappt so nicht! Ich seufzte leise und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wenigstens hatte sich der Junge irgendwie aus dem Käfig befreien können und er plumpste mir regelrecht in die Arme. "Gut, sehr gut Pumililo! Und jetzt müssen wir irgendwie Tilla hier herausholen", meinte ich schnell und schob den Jungen etwas von mich. Nur wie sollte ich das Mädchen da heraus holen? Tillas Plan klang ziemlich abenteuerlich, durchaus praktikabel nur, wären wir bis dahin vielleicht schon viel zu weit draußen auf See. "Nein Tilla, warte! … Lass mich muss kurz überlegen ...", erwiderte ich bestimmend, um kurz nachzudenken und ...


    … eventuell hätte ich sogar eine Erleuchtung gehabt, wenn nicht plötzlich überall die Lichter ausgegangen wären.


    Seltsam, seit wann können Schiffe denn fliegen? Oder warum dreht sich hier alles um mich ... ins Nichts?

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    "… Heeeeerhören Leute, …. Wir legen sofort ab. ... Lasst die restlichen Kisten an Land stehen. ... Jeder, der nicht in fünf Minuten auf dem Schiff ist … bleibt hier zurück!!…Also los los, Beeilung! ...", rief Marduk seinen Leuten zu, als seine Geduld endgültig zu Ende war.


    Das dauerte ihm einfach zu lange. Scarus war nicht zurück gekehrt und das Risiko entdeckt zu werden, wollte er einfach nicht eingehen. "Macht die Leinen los! … Du Steuermann ... Kurs Süd! Du weißt ja wohin wir segeln! … Und ihr da, verzurrt gefälligst die Kisten an Deck oder wollt ihr, dass das Schiff Schlagseite bekommt?!", gab er seinen Männern letzte Anweisungen, bevor er sich wieder auf den Weg unter Deck machte, aber ...


    … was war das?


    Marduk traute seinen Augen kaum, nachdem er die Leiter hinunter gestiegen war. Da kauerte tatsächlich ein Unbekannter vor dem Käfig und versuchte die Türe zu öffnen. Wie kam dieser Mann auf dieses Schiff … und was machte der Junge außerhalb des Käfigs?? Eine Sekunde lang erstarrte der Hüne und betrachtete im verborgenen die Szene vor sich. Doch sehr schnell wusste Marduk, was zu tun war und so schlich er sich leise im Rücken des Fremden an, griff im Näherkommen nach einem herumliegenden Holzscheit, und …


    … schlug damit Hektor von hinten nieder.


    "Ups! … Wen haben wir denn da? Ein blinder Passagier oder ein Dieb, wie es scheint! … Aber keine Angst, dieser Lump wird euch nichts mehr antun. ", meldete sich der Hüne seelenruhig und mit einer Abgebrühtheit zu Wort, die kaum zu überbieten war. Gleichzeitig stupste er mit dem Fuß gegen den regungslos daliegenden Mann und drehte ihn so auf den Rücken. Eine kleine Blutlache bildete sich rasch auf den Holzplanken, doch das interessierte ihn nicht weiter. Das Gesicht hatte der Hüne jedenfalls noch nie gesehen - wie also kam dieser Kerl hierher … rein zufällig? Nein sicher nicht! Das konnte nur bedeuten, dass ….


    "Scarus, du Versager! Möge dein Leib in der Unterwelt verrotten", murmelte Marduk ganz leise einen Fluch. Dabei ballte er die Hände zu Fäusten und musste tief durch atmen, um seine Wut einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Nicht gut, gar nicht gut! Vor allem nicht vor Tillas Augen, deren Vertrauen er ja eigentlich gewinnen wollte. Zum Glück atmete der Fremde noch. Langsam entspannte sich Marduk wieder und sah fragend zu Tilla. "… Kennst du diesen Kerl zufällig?", versuchte Marduk, so ruhig wie möglich zu wirken. Insgeheim hoffte er auf ein "Nein". Dann würde er den Kerl einfach über Bord werfen lassen, sobald sie auf hoher See wären. Und wenn "Ja" … Dann würde das Schicksal entscheiden müssen …





    Unterdessen legte das Schiff im Schutze der Dunkelheit ab. Langsam und ungehindert verließ es den Hafen von Ostia und nahm Kurs auf die offene See. In der Nacht war dies sicher ein Risiko, doch die Männer an Deck hatten keine Angst davor. Im Gegenteil! Das Wasser war für die Seeleute wie eine zweite Heimat und in gewisser Weise war es auch das Ziel ihrer langen Reise: … Das Meer der Tränen!

  • Sie wartete ungeduldig auf die Antwort von Hektor was er von ihrem Plan hielt. Warum überlegte er so lange,. Hektor hatte selbst gesagt, dass sie keine Zeit mehr verlieren sollten. "Ohjo.. mein Bauch..." jammerte der kleine Junge und rieb sich die Magengegend. Tilla legte rasch den Zeigefinger auf den Mund. "Pst, Pumillio! Hektor denkt nach!". Pumillio kam das kurze nachdenkliche Schweigen von Hektor seltsam vor. Plötzlich fiel dieser zu Boden und Marduk tauchte hinter ihm auf. "Oh nein.. der schon wieder!!" Vor Schreck rutschte Pumillio zur Seite und versuchte hinter den vielen Gegenständen zurück zum Käfig und zu Tilla hinein zu gelangen. Die stumme Diebin war die einzig nette Person in seinem kurzem Leben. Das ist kein blinder Passagier... rief Tilla entsetzt aus, umklammerte mit den Händen die kalten Gitterstäbe und hätte sich die nicht vorhandene Zunge abbeissen könne.


    Sie musste die Bekanntschaft mit ihrem Freund leugnen.. so schwer es auch fiel. Eilig suchte sie nach weiteren Worten und hörte Pumillio im Hintergrund rumoren. Zwängte er sich etwa wieder durch die Stäbe? Dann musste sie Marduk von ihm ablenken und seine Aufmerksamkeit auf sie lenken..... und auch kein Dieb! Das ist einer von den Euren. Ihr habt so viele Männer um euch. Bestimmt habt ihr auch verguckt und kriegt Ärger von dem da, sobald er wach ist!! Naja, so halbehalbe würde es hoffentlich sein.. besser noch stattfinden. Mit ängstlichem Blick betrachtete sie die blutigen Flecken.


    Der wird bestimmt ganz schön sauer sein und noch mehr Münzen von dir wollen. Ich kann dir welche geben.. sie sind von meiner Herrin. Mannomann, so blöde Ideen hatte sie noch nie gehabt... aber was tat man nicht alles fürs Überleben? Eilig nestelte sie ihren Münzenbeutel ab und warf ihn Marduk zu. Das Schiff setzte sich urplötzlich in Bewegung... der Boden begann zu schwanken. Tilla verlor das Gleichgewicht und purzelte auf die andere Käfigseite. AU! schrie Tilla stumm auf, rieb sich die Schulter. Die Wasserkanne war umgefallen, verteilte das Trinkwasser auf dem Käfigboden. Eine kleine Faust packte ihren Mantel. Eine kleine Gestalt verbarg sich zitternd in Tillas Rückenschatten. "Tilla.. ich will nicht zu dem da rüber müssen." flüsterte Pumillio und schob den Daumen in den Mund. Was nun? Sie musste wieder nach vorne! Sie nahm Pumillio auf den Arm, schlang ihren Umhang um ihn und stellte sich Marduks Blicken. Wenn nur dieser Seegang nicht wäre! Sie war noch nie auf einem Schiff... geschweige auf dem Wasser gewesen. Das ist einer von den Euren... wiederholte Tilla stur mit einem leisen Zischen durch die Lippen.

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    Abwechselnd ließ Marduk seinen Blick zwischen dem Bewusstlosen und Tilla hin und her schweifen.Aha sie kannte den Kerl nicht - Es war also einer von seinen Männern?! "So so … " , kommentierte Marduk dies nur mit einem leichten Zucken seiner Mundwinkel. Er kannte seine eigenen Leute zu gut, als dass er ihr das je abgenommen hätte. Doch da Tilla so darauf beharrte und sogar noch von sich aus Geld anbot, spielte er das Spiel der Lügen eben mit. Beinahe hätte Marduk sogar laut aufgelacht, als er den zugeworfenen Beutel geschickt auffing. Kurz wägte er den Inhalt ab, dann warf er den Beutel achtlos zu Tilla zurück. Innerlich fluchte der Hüne jedoch, da er diesen Kerl nicht mehr so ohne weiteres im Meer entsorgen konnte.


    "Na wenn du es sagst, dann ist es eben einer von den meinen … Behalte deine Münzen ruhig, ich werde ich mich dann mal um meinen Kameraden kümmern … ", gab er sich kaum die Mühe seine wahren Gedanken zu verbergen. Ohne Umschweife machte Marduk sich daran, den Bewusstlosen mit einem Seil an einem der Schiffsbalken anzubinden. "Sooo, nur für den Fall, dass dieser Lump sauer wird, wie du sagst. Nicht, dass ich am Ende noch einen Dolch im Rücken habe! ...", kommentierte Marduk seine Aktion süffisant grinsend, bevor er kurz inne hielt und mit der Rechten Hand einen Schlüssel zu Tage förderte.


    Ohne Umschweife schloss er damit die Käfigtüre auf und beugte sich ganz nah zu Tilla und dem kleinen Jungen hinunter." Und das möchtest du doch sicher nicht, kleine Träne, nicht wahr? …", sprach er ganz sanft weiter und hielt Tilla die Hand hin. Schließlich war er der Einzige, der sie zu ihrer Mutter zurück bringen konnte. "Nun, da wir so gut wie in Sicherheit sind, darfst du natürlich wieder aus deinem Käfig heraus. Aber halte dich von dem Kerl dort fern, bis ich mir überlegt habe was mit ihm geschehen soll verstanden! …", meinte er weiter und sah dann Pumilio finster an. " … Und du Kleiner, benimm dich! … Sonst … " Marduk sprach nicht weiter, sondern machte stattdessen eine Handbewegung die so aussah, als würde er etwas über Bord werfen. Eine Sekunde lang sagte er nichts weiter, dann lachte er laut auf und trat zur Seite, damit die beiden ungehindert aus dem Käfig steigen konnten.


    Oh wie er es liebte und es genoss, die Macht stets auf seiner Seite zu wähnen! Marduks Gesichtszüge entspannten sich augenblicklich wieder und nun sah er Tilla und den Jungen durchaus freundlich lächelnd an: " Ich hoffe wir haben damit alles geklärt?! ... Nun kommt mit an Deck. Etwas frische Luft wird euch gut tun, … habt ihr Hunger?! … Wir haben eine lange Reise vor uns, kennst du eigentlich Ägypten und … was weißt du überhaupt über deine Vergangenheit kleine Träne?" Nicht, dass es ihn brennend interessiert hätte, was Tilla so alles erlebt hatte. Aber er musste freundlich bleiben und vielleicht half es ja - nach all den Jahren - doch noch den Verräter zu entlarven, der einst die kleine Träne aus dem Tempel fort geschafft hatte, … ehe sich die Prophezeihung der Neith erfüllen konnte …

  • Sie lies den Münzenbeutel auf den Boden plumpsen, der Gewissheit mächtig, dass er gut verknotet war und nicht aufplatzen konnte. Mit den Füßen schob sie den Beutel in den Wasserkrug hinein und hoffte, dass die Münzen dort gut aufgehoben waren. Mit zusammengepressten Lippen sah sie mit an, wie Hektor asbald gefesselt an einen Balken gehängt wurde. Hoffentlich blieb dieser noch ein Weilchen länger bewusstlos und lebte seinen Zorn aus, wenn Marduk nicht in seiner Nähe war.


    Stumm wie ein Fisch beobachtete sie Marduks Bewegungen und kraulte Pumillios Rücken. Der kleine Junge hatte nichts mehr gesagt, klammerte sich an sie und lutschte am Daumen. Mit einem Male war die Käfigtüre offen und Marduks Gesicht ihr ganz nahe. Tilla schaffte es einige Sekunden seinem Blick standzuhalten und verweigerte mit einem Kopfschütteln sein angebotene Hand. Sie musste den Jungen festhalten und würde ihn weiterhin bei sich auf dem Arm tragen. Marduks stumm Drohung machte Pumillios Verhalten nicht besser, denn der Kleine begann leise zu weinen, umschlang mit seinen Armen Tillas Schultern und verbarg sein Gesicht in ihrer Schulterbeuge. Mit einem stuimmen Seufzer schon Tilla ihn auf ihrem Arm zurecht und deckte ihn mit einer Hälfte ihres Umhangs zu.


    Ihr fiel nichts ein, was sie für den Jungen tun konnte. Mit ruhigen Bewegungen rappelte sie sich auf die Knie und krabbelte aus dem Käfig hinaus, um sogleich auf die Füße zu gelangen. Ja... sie wollte raus und an die Luft. Nein, ich weiss nicht viel über Ägypten. Nur soviel dass es dort immer heiss ist, das dort Riesenhäuser stehen die wie ein Dach aussehen und die Toten beherbergen. erwiderte sie wahrheitsgetreu abermals stumm flüsternd, fasste hilfesuchend nach Marduks Hand, um wegen dem Seegang nicht noch einmal irgendwohin zu purzeln. Ich weiss nichts über meine Vergangenheit. Ich bin als Baby vor einer Tür ausgesetzt worden und wuchs bei einem brutalen Herrn auf, bis er mich strafte. Ich hielt es nicht mehr aus und bin nach meiner Genesung geflohen. Viele Wochen überlebte ich auf den Straßen, bis ich plötzlich eingefangen und an einen neuen Herrn verkauft wurde. Tilla wurde allmählich übel.. es war ziemlich stickig hier unten. Mit skeptischem Blick betrachtete sie die steile Treppe. Wie sollte sie da raufkommen. Mit einem weinenden Jungen und einem langen Umhang?

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