officium MAC | Man sollte auch nicht zu lange warten...

  • Es war zu der Zeit als die zweite Amtszeit von Ursus als Quästor und Avianus Vigintivirat gerade auf Hochtouren liefen, als Orestes (aus seiner Wintermelancholie erwacht) den Entschluss fasste, dass es doch diesmal endlich Zeit sein müsste, selbst das Vigintivirat anzustreben. Nicht nur um Unterstützung zu suchen, sondern vielmehr um die Sache zu besprechen und ein placet zu bekommen (das rein rechtlich nicht nötig, aber doch durchaus sinnvoll war), ging er also zum officium des Corvinus und klopfte an.

  • Ein wenig Schwindel und die leicht erhöhte Temperatur hatten mich nicht davon abhalten können, nach dem Mittag in meinem officium zu sitzen. Allerdings war es nicht gerade einfach, mit brummendem Schädel und trübem Blick die anfallenden Arbeiten so zu erledigen, dass man sie anschließend ad acta legen konnte, ohne sie klaren Verstandes eines weiteren Blickes zu würdigen. Gerade starrte ich Löcher in die dicke Luft, die hier derzeit herrschte, als es klopfte. "Mhmm", brummte ich und seufzte, als Orestes eintrat. "Ah, Manius, gut dass du da bist. Der vilicus auf Sardinien schreibt, dass er eine Gehaltserhöhung haben will. Meinst du, 25 Sesterzen in der Woche mehr sind angemessen? Oder doch besser nur 20?" fragte ich ihn, ehe mir aufging, dass er sicherlich nicht zufällig hereingestolpert war. Ich zog die Nase hoch. "Was gibt es denn?"

  • "So ohne weitere Angaben ist das eine schwierige Sache, aber - da fällt mir ein der muss sich doch jetzt auch noch mit Fhionn herumschlagen, oder? Dann sind 25 Sesterzen nicht zu viel.", sagte er auf die etwas merkwürdige Frage seines Vetters. "Aber: Salve ersteinmal, Marcus. Weißt Du ich glaube langsam zu Wissen, warum ich die letzten Wochen so zurückgezogen und geradezu melancholisch war - ich brauche eine neue Aufgabe. Und da ja Titus und Tiberius ihre Pause einlegen, dachte ich, könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, das Vigintivirat anzustreben. Was denkst Du?", während dieser Worte setzte er sich.

  • "Mhm. Da hast du wohl recht", murmelte ich und nickte ein wenig lahm. Gerade jetzt wäre es wohl sinniger gewesen, im Bett zu liegen und zu dösen. damit ich die Zahl nicht vergaß, ritzte ich sie mit dem Griffel ins Wachs einer Notiztabula. Ich sollte den Verwalter auch fragen, wie sich Fhionn so machte, überlegte ich. Orestes setzte sich gerade hin, als ich den Griffel wieder weglegte. "Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, eben weil auch Minervina sich so zurückzieht", erwiderte ich. "Das Vigintivirat steht dir sicher gut. Du hast dir auch einen Namen in der heisigen Priesterschaft gemacht, da sollte es keine allzu großen Probleme beim Einstieg geben. Der ordo hast du auch - wie sieht es mit einer Vorstellung vom Tätigkeitsbereich aus? Ist ja fast schon zur Familientradition geworden, ein decemvir zu sein. Also, meine Zustimmung hast du in jedem Fall. Ich selbst möchte zum Ädil kandidieren."

  • „Oh, das ist ja praktisch.", antwortete er auf die letzte Erwiderung von Corvinus, denn so wäre der Wahlkampf nur halb so teuer. "Also, dass Du den Ädilat anstrebst. Dann können wir die Farbkleckser gemeinsam, also den Wahlkampf gemeinsam bestreiten." Er betrachtete Corvinus - er sah nicht besonders gut aus, aber das war bei diesem Wetter auch kein Wunder, vor kurzem hatte es wieder einmal so stark geregnet, dass nicht nur das Atrium voller Wasser war und die Sklaven genug zu tun hatten alles wieder einigermaßen trocken zu wischen, nein, auch in sein Cubiculum hatte es - trotz der nur winzigen Fenster nach außen hereingeregnet. „Was den Tätigkeitsbereich angeht, ja ich hätte mir schon gedacht die Familientradition fortzusetzen. Schließlich ist der Arbeitsbereich da auch am genauesten abgegrenzt.“ Tatsächlich wirkte Corvinus in einigen Momenten sogar etwas abwesend, deshalb war es wohl nicht der beste Zeitpunkt für eine gemütlichen Plausch, so dass Orest hart am Thema blieb.
    Bene. Nur eine Sache noch - abgesehen von selbiger solltest Du Dich vielleicht zurückziehen und etwas schlafen - um wirklich sicher zu gehen, sollte ich aber noch mit einigen Senatoren sprechen, um das gut vorzubereiten, oder? Wenn hättest Du mir da zu empfehlen?"

  • Ich dachte daran, wie ich meinen Klienten aufgetragen hatte, Avianus und Ursus tatkräftig und farbenfroh mit Wandsprüchen zu untersützen, und musste schmunzeln. "Ja", erwiderte ich schlicht. "Na, das ist doch was. Dann würdest du der vierte aurelische decemvir werden. Und bei Rückfragen hast du es einfach, du musst nur nebenan klopfen. Ob rechts, links oder gegenüber wäre da vollkommen gleich." Ich grinste kurz, natürlich war das im übertragenen Sinne gemeint, denn wir vier hatten unsere Gemächer nicht so dicht nebeneinander. Andererseits bedeutete Orestes' Vorhaben auch, dass wir ein neues Arbeitszimmer brauchten, es sei denn, er nahm das von Avianus. Ich überlegte, blinzelte dann, als er vorschlug, ich solle mich ausruhen. "Später. Ich muss erst noch..." Ein Niesen schüttelte mich, ich hatte mich gerade noch abwenden können. Ich schniefte und seufzte resigniert.


    "Senatoren? Hmh, Purgitius Macer solltest du aufsuchen, er ist zwar Tiberius' Patron, aber sicher ist sicher. Aelius Quarto kannst du sprechen, wenn du deine Kandidatur bekanntgibst. Wen gäbe es da noch... Tiberius Durus und die Flavier sind Freunde der Familie, da sollte es eigentlich keine Probleme geben. Die Germanicer sind mir persönlich etwas suspekt, aber ein Besuch kann da auch nicht schaden - nur ob er dir etwas bringt, kann ich nicht einschätzen. Decimus Meridius ist zur Zeit gar nicht in Rom, ebenso wie die Vinicier..." Ich unterdrückte einen erneuten Nieser, der mich nur schüttelte, aber nicht herausbrach. "Also, Purgitius Macer und Aelius Quarto sind meiner Ansicht nach deine wichtigsten Anlaufstellen. Bei den anderen, die ich dir genannt habe, musst du abwägen, ob es sinnvoll ist, wenn du sie vor der Ansprache im Senat aufsuchst."

  • Nur in Gedanken fertigte Orest sich eine Liste an, einige der Namen hatte er sich denken können, eigentlich sogar alle. An die Germanicer hätte er wahrscheinlich nicht gedacht, aber da müsste er ja zuerst eh noch überlegen, ob und wenn ja wie er dort um Unterstützung anfragen würde. Vielen Dank! Dann werde ich mich in den nächsten Tag mal zu Portaputzen aufmachen. Und Du, werter Marcus Aurelius Corvinus, solltest Dich jetzt in Dein Cubiculum aufmachen und Dich ausruhen. Dein Schreiber kann ja die Dinge aufsetzen und Du gibst dann noch Dein Siegel darauf., sagte er grinsend und stand wieder auf.

  • Zweifelnden Ausdrucks hob ich einen Mundwinkel und sah Orestes an. "Vielleicht hast du recht... Aber bleib bitte noch mal hier. Ich würde gern noch etwas mit dir besprechen, wenn du schon mal da bist." Ich setzte mich ein wenig aufrechter hin und fuhr mir mit der flachen Hand übers Gesicht. "Ich hatte neulich eine Unterhaltung mit Tiberius Durus... Ich würde ihm gern Laevina an die Hand geben. Wir haben in dem Zusammenhang auch über deine Tiberia gesprochen. Ich kann dir noch nichts Genaues sagen, Durus hat sich noch ein wenig Bedenkzeit erbeten. Aber Arvinia ist bisher nicht versprochen, und Durus hat sich positiv geäußert, was deine politischen Ambitionen angeht. Letztendlich wird es ohnehin deine Aufgabe sein, dich mit ihm diesbezüglich zu unterhalten, auch was die Mitgift anbelangt. Ich habe mir allerdings die Freiheit herausgenommen, ein wenig Vorarbeit zu leisten." Falsch war das gewiss nicht. "Ich nehme doch an, dass die Dame dein Interesse noch genießt?"

  • Orestes setzte sich wieder. Und hörte freudig zu. Das hätte er von Corvinus kaum erwartet, dass er in Sachen Arvinia sich einsetzt, da er ja eher skeptische Äußerungen parat hatte. Aber man konnte sich ja auch einmal positiv überraschen lassen. "Großartig, Marcus. Ja, mein Interesse ist immer noch da, auch wenn - was ja nicht unbedingt das schlechteste ist - die erste große Verliebtheit sich etwas gelegt hat. Du sagtest er hätte sich verhalten positiv geäußert. Gut, wenigstens etwas. Über seine Freude hatte er den ersten Satz fast überhört. "Bene, zusammen mit einer Verbindung mit Laevina, ergäbe sich ja insgesamt eine ganz gute Situation, denke ich mal.

  • Orestes' Überraschung war eine angenehme Erfahrung für mich. Ich zeigte ein vages Lächeln, das ein wenig melancholisch wurde, als er von Verliebtheit sprach. Meine trägen Gedanken glitten zu Celerina und ich seufzte leise. Nun, wenigstens war es eine angemessene Beziehung, die im schlimmsten Fall lediglich von gegenseitigem Respekt, im besten Fall von Zuneigung geprägt sein würde. Das würde die Zeit zeigen. "Ich würde dir vorschlagen, bis nach der Wahl zu warten - die ganz sicher von Erfolg gekrönt sein wird, wie ich die Dinge einschätze - und dann Durus diesbezüglich deine Aufwartung machen." Ein Frösteln durchlief mich. "Um Laevina werde ich mich kümmern. Es kann nur von Vorteil sein, wenn unsere Beziehungen derart gefestigt werden. Durus ist ein ehrbarer Mann, ich schätze ihn sehr." Einen Moment grübelte ich über etwas nach, dann stellte ich schließlich noch eine weitere Frage. "Manius, wenn du es zeitlich in deiner Kandidaturphase einrichten kannst, würdest du die Riten leiten auf der Hochzeit? Auf Celerinas und meiner, meine ich." Dass ich sie heiratete, war der Familie schließlich bekannt, und dass die Hochzeit auf einem Schiff stattfinden würde und wann, ebenfalls. "Ich würde es selbst übernehmen, aber es scheint mir überaus unpassend." Sicher hätte ich auch Gracchus fragen können, doch jemand aus der eigenen Familie war mir immer noch lieber, auch wenn ich Gracchus sehr schätzte. Und die Riten selbst zu leiten auf meiner eigenen Hochzeit erschien mir wie ein Frevel. Böse Zungen sollten hinterher nicht behaupten können, ich hätte selbsttätig die Dinge zum Guten gewandt, auch wenn ich von Orestes natürlich erwarten würde, dass er sein Möglichstes tat.

  • „Das ist nur vernünftig. Wenn ich die erste Stufe im Cursus Honorum genommen habe, verhandelt es sich sicherlich gleich leichter.“ Dann wechselte Corvinus noch einmal das Thema, jedenfalls materialiter, in dem er auf seine eigene Hochzeit zu sprechen kam. „Aber gern, Marcus. Sicherlich werden ja auch einige Leute unter den Eingeladenen sein, die ich dann auch gleich nochmal zu sehen bekomme, nicht wahr?“ Oder die wenigsten ihn sahen, dachte er, „Wie wann und wo wird das ganze denn stattfinden?“

  • Ein Nicken rundete meine Meinung bezüglich Arvinia ab, dann wandte ich mich der Thematik meiner eigenen Hochzeit zu und lächelte bei seinem Einverständnis. Die Informationen mussten wohl an Orestes vorbei gegangen sein, was allerdings angesichts seines Lebenswandels in den letzten Wochen verständlich war. "Es soll der siebente Tag vor den Kalenden des Februar sein. Die Hochzeit wird zu einem Großteil auf dem Wasser stattfinden, aber ich dachte mir, dass wir das Opfer vorangehend auf dem ostiensischen Festland zelebrieren." Ich stutzte. "Du weißt doch, dass ich ein Schiff erworben habe?" fragte ich ihn, denn sicher war ich mir nicht mehr, dass ich es auch Orestes gegenüber erwähnt hatte. "Eine Zweimast-Corbita, ein wirklich stolzes Schiff. Der Stapellauf war vor drei Wochen." Ich dachte an den Rammsporn, der in Form eines nach vorn springenden Löwen gestaltet worden war. In meinen Augen war es wirklich ein wunderschönes Schiff.

  • Irgendwo aus dem Hinterkämmerchen seines Gedächtnisses kam ihm das ganze wieder, das Schiff, ide Hochzeit auf dem Meer. Richtig. "Schön. Da werden wir - wenn das Wetter mitspielt ja eine schöne Feier haben." Er wollte sich beinahe schon wieder erheben, da fiel ihm noch etwas ein. Ach, nur so nebenbei. Wann wird eigentlich Dein Platz im Siebenmännergremium wiederbesetzt? Und gibt es da schon Kandidaten?"

  • "Das hoffe ich doch", erwiderte ich und schmunzelte, ehe ich husten musste. "Die Opfermaterialien besorge ich, da musst du dich nicht drum kümmern. Danke, Manius." Ich schniefte ein wenig uns schloss kurz die Augen. Mein Kopf fühlte sich heiß an. Ich blinzelte und sah Orestes wieder an. "Tja, weißt du, ich soll noch einen Vorschlag machen diesbezüglich. Und ich hatte dabei schon an dich gedacht.. Andererseits würde das heißen, dass Rom einen guten Ausbilder und sacerdos verliert. - Wie lang bist du schon im Tempeldienst? Und hast du die zweite Prüfung eigentlich schon abgelegt?" Ich kniff die Augen ein wenig zusammen und sah Orestes an. "Ich könnte mir dich allerdings auch sehr gut als augur oder haruspex vorstellen. Zu tun hättest du genug, und soweit ich informiert bin, suchen derzeit alle Kollegien nach Nachwuchs."

  • Corvinus begann jetzt auch noch zu husten, so dass Orestes klar wurde, dass er den guten Vetter nicht von der Arbeit abhalten sollte, damit der sich irgendwann einmal ins Bett legen könnte. "Gut, da hast Du recht. Das collegium augurum wäre vielleicht auch interessant. Am besten denke ich noch einmal darüber nach. Dann sehen wir, bene? Er machte nur eine kurze Pause, dann sagte er dabei aufstehend: Jetzt musst Du aber wirklich etwas für Deine Gesundheit tun. Nicht, dass Du dir etwas einhandelst, dass dich am heiraten hindern könnte..

  • Ein witziger Gedanke, den Gästen absagen zu müssen, weil ich unpässlich war. Vielleicht sollte ich meine Erkältung diesbezüglich pflegen. Aber nein. Orestes hatte ganz recht. Ich nickte und stand ein wenig schwankend auf. "Gut. Sag mir einfach bescheid. Aber warte nicht zu lange, sonst suchen sie sich jemand anderes", riet ich Orestes. "Ich glaube, ich lege mich tatsächlich mal eine Weile hin..." murmelte ich und tappte langsam zur Tür hin. "Brauchst du Nuala gerade? Sonst könntest du sie mir eine Weile ausleihen. Ein bisschen Musik wäre grade ganz angenehm, denke ich." Ich würde vermutlich ohnehin schnell einschlafen.

  • "Ja, gut. Ich überlege es ein wenig und sage Dir dann Bescheid.", sagte Orestes abschließend zum Thema der collegia. Erfreut, dass sein Vetter auf den gutgemeinten Ratschlag sich etwas zu erholen einging, stimmte er natürlich seiner Bitte gern zu.Gut. Lass einfach nach ihr schicken, ich werde sie zu Deiner Gesundung freistellen. :D


    Dann wandte er sich zum Gehen und beendete somit das Gespräch mit einem ernstegemeinten: Vale bene!

  • Inzwischen war ich tatsächlich wieder auf dem Weg der Besserung. Ich schniefte zwar noch, aber Dank der guten Pflege der aurelischen Sklaven und Nikis Kochkünsten ging es deutlich bergauf. Allerdings fand Orestes mich dennoch nicht im Arbeitszimmer - zumindest noch nicht, denn gerade war ich auf dem Weg dorthin.


    "Manius! Du schon wieder", grüßte ich ihn und schmunzelte, als ich näher kam. "Was gibt's diesmal?" erkundigte ich mich, während ich die Tür öffnete und hinein ging. Die Tür blieb offen stehen, damit auch Orestes eintreten konnte.

  • "Ah, salve, Marcus, schön zu sehen, dass Du wieder auf den Beinen bist, hat Dich Siv gesund gepflegt , sagte Orestes anspielungsreich auf die Begrüßung seines Vetters. Als dieser an ihm vorbei in sein Cubiculum ging, folgte ihm Orestes, setze sich allerdings nicht, da es nicht lange dauern sollte.


    Weißt Du, ich wollte Dich gar nicht lange aufhalten, nur kurz die Sache mit den Kollegien. Ich denke, ich würde die Auguren bevorzugen. Wenn die also zufällig demnächst jemanden aufnehmen wollen, sollten wir schauen, ob wir mich da nicht platzieren könnten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!