Ein Treffen an einem verabredeten Punkt ~ Der besondere Baum

  • Philogena war nervös, das war sie schon seit dem sie seinen Brief gelesen hatte. Sie wusste was er empfand und es tat ihr schrecklich leid ihm weh tun zu müssen schließlich hatte er in seinem Brief noch erwähnt, dass er hoffte es seien gute Neuigkeiten die sie ihm mitzuteilen hatte. Es kam auf die Betrachtungsweise an, denn natürlich waren es für sie gute Neuigkeiten, aber für ihn waren sie es nicht.
    Zwei Tage lang hatte sie nun kaum schlafen können und sich immer wieder Gedanken darüber gemacht wie sie es Valerian beibringen sollte. Leider hatte sie keine Ahnung und war auf keinen grünen Nenner gekommen. Wenn sie etwas hasste, dann wenn sie einem anderen weh tun musste und es ging kein Weg drum herum.


    Heute hatte sie sich heimlich von ihren Sklaven abgesetzt, denn sie wollte nicht, dass irgendwer bei ihr in der Nähe war und große Ohren machte. Natürlich vertraute sie ihren Sklaven, aber es war eine gewisse Angst da, dass sie vielleicht doch bei Macer oder ihrem Zukünftigen reden konnten, auch wenn es nur aus Versehen wäre. Es gab Dinge die gingen andere einfach nichts an, dachte sie sich zumindest.


    Nervös spielte sie an ihren Händen herum als sie unter dem Baum stand, dem Punkt an dem sie sich schon einmal verabredet hatten. Sie war zu früh, aber das machte nichts, vielleicht konnte sie sich so ein wenig beruhigen um nicht vollkommen durch den Wind zu sein wenn er kam. Philogena wirkte ein wenig müde und abgeschafft was an den letzten schlaflosen Nächten gelegen hatte. Langsam lief sie vor dem Baum in kleinen Schritten hin und her und blickte sich suchend nach Valerian um. Was würde er sagen wenn er davon erfuhr? Würde er sie einfach stehen lassen und lehrt machen? Es ging hier schließlich auch um seinen ehemaligen Chef. Nervös griff sie sich kurz an die Stirn wobei das schöne Armband an ihrem Handgelenk sich bewegte. Sie trug es oft, es war das Geschenk von Valerian gewesen und sie mochte es sehr. Die Kette hatte sie heute nicht angelegt da sie doch ein wenig zu edel war und sie diese nur zu besonderen Anlässen trug.

  • Valerian trug heute seine beste Tunika und auch seine beste Toga. Immerhin traf er heute die Frau, die ihm so viel bedeutete, daß er sein gesamtes Leben umgekrempelt hatte, um ihrer eines Tages würdig zu sein. Lange hatten sie sich nicht mehr sehen können. Umso mehr freute es ihn, daß es heute endlich wieder klappen sollte. Ihr Brief hatte in ihm freudige Erwartung - und ebenso Furcht geweckt. Immerhin war nicht daraus hervor gegangen, ob sie etwas Gutes oder etwas Schlimmes zu berichten hatte.


    Es war schön im Park, heute war es mild und kaum windig. Sogar die Sonne kam ab und an durch. Ah, da hinten war der Baum. Und er sah eine einsame Gestalt darunter. Unwillkürlich runzelte er die Stirn. Sie war allein unterwegs? Wie leichtsinnig! Aber vielleicht waren ihre Sklaven irgendwo in der Nähe. Nah genug, um sie zu beschützen.


    "Philogena!", rief er schon von etwas weiter entfernt und die Freude war seiner Stimme deutlich anzusehen. "Salve, Philogena! Wie schön, Dich wiederzusehen..." Seine Augen strahlten, als er zu ihr tra, und seine Hand wollte die ihre schon ergreifen, doch er war nicht sicher, ob sie das wünschte. Und so verharrte er in der halb ausgeführten Bewegung und wartete mit fragendem Blick, ob er sie vollendenden durfte.

  • Immer noch war sie nervös und dachte darüber nach wie sie es ihm am besten beibrachte und vor allem schonend. Philogena war noch nie ein Mensch gewesen der gerne andere verletzte. Sie hasste solche Situationen und hätte sie gerne vermieden, aber im Ungewissen konnte sie ihn auch nicht lassen, schließlich kannte sie seine Gefühle ihr gegenüber.
    Als sie seine Stimme hörte wie er ihren Namen rief wandte sie sich ihm zu. Sein Lächeln zauberte auch ihr eines auf die Lippen, auch wenn da etwas in ihren Augen war was einfach nicht lächeln konnte. Sie wünschte ihm wirklich von ganzem Herzen, dass er irgendwann mit jemanden glücklich werden würde, aber sie würde es nicht sein.
    „Valerian,“ sagte sie leise und senkte ein wenig ihren Blick, aber nur kurz um ihn dann wieder anzusehen. „Es ist schön dich zu sehen,“ wiederholte sie ebenfalls diese Worte, denn sie empfand es auch so, sie sah ihn gerne und redete auch sehr gerne mit ihm.


    Philogena war hin und hergerissen denn sie sah wie seine Hand leicht erhoben war und wie er eigentlich gerne ihre Hand ergreifen wollte, doch was sollte sie tun? Was durfte sie tun beziehungsweise zulassen. Innerlich seufzte sie auf, denn sie fühlte sich in einer Zwickmühle. Deswegen erhob sie selber ihre rechte Hand und legte sie auf seinen Unterarm, schaute ihm dabei in die Augen und drückte seinen Arm sanft, strich sogar mit ihrem Daumen leicht darüber. Dann aber ließ sie ihn los und blickte ihn einfach nur an als sie ihre Hand wieder zurückzog.


    „Es freut mich sehr, dass du meinen Brief so schnell beantwortet hast. Wie geht es dir?“ wollte sie wissen, denn sie konnte es einfach nicht über ihr Herz bringen und es ihm einfach so knall auf Fall sagen, dass sie heiraten würde. Wie sehr sie es hasste es überhaupt zu tun, ihn zu verletzen……

  • Sie lächelte so wunderschön, freute sich offensichtlich, ihn zu sehen. Und doch bemerkte er durchaus, daß ihr Lächeln ihre Augen nicht erreichte. Hier stimmte etwas nicht! Irgendetwas! Unwillkürlich blickte er sich um, konnte aber niemanden entdecken. Ihre Hand hatte sich gehoben, er hatte schon gehofft, daß sie nun die seine ergriff. Doch auch das blieb aus. Sie legte ihre Hand vielmehr auf seinen Arm. Fast eine... tröstende? Geste. Nein, nein, er interpretierte hier viel zu viel hinein. Sie war nur zurückhaltend, wie es sich gehörte. Wollte ihn nicht zu weiteren Dummheiten verleiten. Genau, das mußte es sein. Deshalb zog sie die Hand dann auch wieder zurück. Das hatte sonst nichts zu bedeuten. Gar nichts.


    "Eine der Torwachen brachte mir den Brief, er ging gar nicht erst in die normale Postverteilung. Ich habe mich unglaublich gefreut. Und mir geht es gut. Sehr gut sogar. Wir renovieren gerade unsere Unterkünfte, das war wirklich nötig. - Und wie geht es Dir? Du hast doch wegen mir keinen Ärger bekommen, oder?" Seine Augen versuchten ihren Blick zu fangen, er wollte in ihnen lesen, wollte sehen, was sie empfand. Die Augen waren der Spiegel der Seele, das hatte seine Mutter stets gesagt.

  • Er schien so glücklich und sie hasste sich einerseits dafür, dass sie ihn verletzen würde müssen. Wenn es wenigstens einen anderen Weg gäbe, aber den gab es nicht. Und was würde er wohl dazu sagen wenn sie ihm irgendwann den Namen des Mannes nannte den sie heiratete? Sein ehemaliger Vorgesetzter. Das musste ein seltsames Gefühl sein da war sie sich sicher. Ein zaghaftes Lächeln lag auf ihren Lippen, aber es drang immer noch nicht zu ihren Augen vor. Zwar leuchteten sie, aber es war ein ganz anderes Leuchten als sonst.


    „Elenna erzählte mir von der Torwache die den Brief entgegen nahm. Er schien ihr gefallen zu haben,“ meinte sie mit einem leichten Schmunzeln. „Dann hast du bald ja ein wohnliches Plätzchen das freut mich zu hören.“ Philogena sah den Blick von ihm und wollte ihm im ersten Moment ausweichen, tat es dann aber doch nicht und blickte ihn an was einen kleinen Kloß in ihrem Hals entstehen ließ. „Nein ich habe keinen Ärger bekommen. Niemand weiß davon,“ erzählte sie und er würde schon wissen was sie meinte. Zwar hatten die Sklaven den Kuss zwischen ihnen gesehen aber keiner hatte etwas gesagt, zumindest war ihr nichts zu Ohren gekommen. „Komm,….lass uns ein wenig laufen,“ bat sie Valerian und umging erst einmal die Frage wie es ihr eigentlich ginge. Sie blickte ihn an und deutete auf den Weg. Es wäre besser zu gehen, es machte sie nervös an Ort und Stelle zu stehen und zu überlegen was sie sagen sollte. „Mir geht es gut,“ meinte sie dann „Dewegen,…….muss ich mit dir reden Valerian,“ begann sie stockend und blieb dann wieder stehen. Sie brachte es einfach nicht über das Herz und blickte zur Seite auf den steinigen Kiesboden.

  • Immer mehr verstärkte sich das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Sie war nicht so offen und herzlich wie sonst. Ihre Augen blickten irgendwie anders. Fast kam es ihm sogar vor, als hätte sie seinem Blick erst ausweichen wollen und es sich erst im letzten Augenblick anders überlegt. Langsam begann er, sich Sorgen zu machen.


    Auch daß sie ihn dann bat, mit ihr ein paar Schritte zu gehen, machte die Sache nicht besser. Da hatte er wahrhaftig keine Lust, sich über ihre Sklavin und den Soldaten vom Tor zu plaudern. Es kribbelte unangenehm in seinem Bauch. Wie früher, als er noch ein Kind gewesen war, wenn sein Vater ihn ins Arbeitszimmer bestellte. Denn das wurde in der Regel recht unangenehm für ihn.


    "Was... was mußt Du mir sagen? Was ist los? Philogena, Du machst mir richtiggehend Angst. Ist etwas schlimmes passiert?" Seine Stimme war voller Sorge und er blickte sie prüfend an. Ging es ihr wirklich so gut, wie sie behauptete? Körperlich vielleicht. Aber sie war so verändert. Wirkte traurig und ... verunsichert. Warum starrte sie so auf den Kiesweg, warum schaute sie ihn nicht an?

  • Warum gab es immer zwei Seiten an etwas schönem? Die eine Seite die schön war und die andere Seite die verletzend war, denn was den einen erfreute tat es bei einem anderen ganz sicher nicht. Und nun sprach er sie auch och direkt daraufhin an. Philogena wusste, dass er ein Recht darauf hatte….ein Recht auf die Wahrheit. Leise und schon fast qualvoll seufzte sie auf nur um dann ihren Blick anzuheben und ihn anzuschauen. Es kostete sie sehr viel Überwindung, denn es tat ihr selber weh, auch wenn sie sich sehr über die Hochzeit freute und Crassus wirklich sehr mochte, tat es ihr weh, Valerian weg tun zu müssen.
    „Es tut mir leid Valerian,“ sagte sie sehr leise und versuchte den Blickkontakt aufrecht zu erhalten so gut sie konnte. Es fiel ihr schwer aber sie gab wirklich ihr Bestes. „Nein nichts schlimmes, zumindest nichts schlimmes in dem Sinne für mich. Es tut mir einfach leid, dass ich es sagen muss, aber du hast ein Recht es zu erfahren und zwar von mir.“


    Wieder sah sie ihn an und man konnte die Qualen zu gut in ihren Augen erkennen, denn sie spürte wirklich Qualen dabei. „Erinnerst du dich noch an unser letztes Gespräch?“ fragte sie ihn „Wir sprachen darüber was einmal sein würde oder könnte und, dass du eines Tages bei mir vor der Porta stehen würdest um mich um meine Hand an zu halten,“ kurz flatterte ein Lächeln über ihre Lippen, aber es war nicht von Dauer. „Es war jemand da,……es wurde um meine Hand angehalten,“ flüsterte sie nun fast und senkte ihren Blick. Sie hatte Angst vor seinem Blick, wollte nicht hinsehen wenn sie diese Worte aussprach auch wenn sie wusste, das sie feige damit war.

  • Es tut mir leid. Diesen Satz hatte sie nun schon mehrfach gesagt. Und für Valerian fühlte es sich an, als würde eine eisige Hand nach seinem Herzen greifen. Es tut mir leid, Valerian. Es löste fast Bauchkrämpfe in ihm aus, da sie immer mehr hinauszögerte auszusprechen, was ihr denn nun eigentlich so sehr leid tat. Nichts Schlimmes in dem Sinne für mich. Dann wohl für ihn? Es wurde nicht besser. Ganz und gar nicht. Sie sprach auf das letzte Treffen an. Auf die Träume, die sie miteinander geteilt hatten. Dann sprach sie es aus. Es hatte jemand um ihre Hand angehalten.


    Ein Schwall eisigen Wassers hätte nicht ernüchternder sein können. Es war ihm jemand zuvor gekommen. Und sie schien nicht mal unglücklich darüber zu sein. Das war wohl für ihn das Schlimmste daran. Nichts Schlimmes in dem Sinne für mich. Waren es denn nur seine Träume gewesen, über die sie gesprochen hatten? Er hatte doch das Gefühl gehabt, daß sie auch für ihn nicht gerade wenig empfand. Das Leuchten ihrer Augen. Konnte das Lüge gewesen sein? All ihre Worte von Zuneigung und Freude...


    "Wer?", fragte er leise und irgendwie heiser. "Und... und Du liebst ihn? Einfach so? Und mich einfach so nicht mehr?" Er spürte, daß sämtliches Blut aus seinem Gesicht gewichen war. Er mußte totenblaß aussehen. Und doch suchten seine entsetzt dreinblickenden, brennenden Augen nach ihrem Blick. Den sie allerdings gen Boden gerichtet hatte. Nicht einmal ansehen konnte sie ihn also.

  • Das Blut rauschte nur so in ihren Ohren und sie spürte wie die Seiten an ihrem Kopf begannen zu pochen. Das war noch viel schwerer als gedacht und sie hatte schon gewusst, dass es schwer werden würde, aber so….. Warum musste ihr das auch passieren? Warum nicht jemand anderen, warum ausgerechnet ihr, die solche Situationen sowieso nicht mochte, die anderen nie gerne weh tat und schon gar keine Streitereien vertragen konnte. Ihr Blick bohrte sich schon förmlich in den Boden und am liebsten hätte sie ihn nie wieder gehoben, hätte ihn einfach nie wieder angeblickt, denn sie wusste wenn sie es tat würde sie niemals seine Augen und seinen Blick vergessen können.


    Doch als er sprach sah sie auf, es dauerte zwar einen Moment aber sie blickte ihn an. Was er sagte war ungerecht, aber sie verzieh ihm auf der Stelle weil sie sich denken konnte wie er sich fühlte. Trotzdem war es ungerecht ihr eine solche Frage zu stellen, sie so bloß zu stellen in diesem Moment. Philogena hatte keine Ahnung was sie sagen sollte. Liebe war ein dehnbarer Begriff und sie beide wussten doch, dass man nicht aus Liebe heiratete, dass man den nahm der gut war, der für einen sorgen konnte….. Was hätte sie denn machen sollen? Nein sagen? Den Mann der ihr geholfen hatte einfach so vor den Kopf stoßen, zumal er auch einen gewissen Einfluß hatte…..Nein vor allem hätte sie Macer damit sicher geschadet und sie wusste, dass er es gut hieß, dass sie Crassus heiratete und Macer würde sie einfach niemals widersprechen.


    Bei der Frage nach seinem Namen schluckte sie, doch er würde es so oder so erfahren und da wollte sie es ihm lieber selber sagen. „Caecilius Crassus,“ flüsterte sie, denn sie wusste die beiden kannten sich, vielleicht sogar besser als sie dachte. Was er nun wohl dachte? Schließlich handelte es sich hier um seinen ehemaligen Vorgesetzten.
    „Wir reden hier nicht von Liebe Valerian,“ versuchte sie es leise und schon mit fast verzweifelten Worten. „Ich mag ihn, ja das stimmt und er kam zu mir,…hielt um meine Hand an,…selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht nein sagen können und das weißt du,“ meinte sie und hatte keine Ahnung wie er ihre Worte auffassen würde. Wahrscheinlich anders als sie gemeint waren.

  • Valerian wußte überhaupt nicht, wie ihm geschah. Ihm schien es, als würde seine gesamte Zukunft in tausend Scherben zerbersten. Er fühlte sich zutiefst verletzt. Und verletzte Menschen neigten dazu, in ihrem Schmerz auch andere zu verletzen. Und so merkte er gar nicht, wie hart er mit ihr umging. Seine Gedanken schwirrten dafür auch zu sehr durcheinander.


    Endlich blickte sie auf. Sein Blick schien den ihren festbannen zu wollen. Diese schönen Augen. Dieses Leuchten, das er nun darin vermißte. Valerian fand einfach keine Worte. So sah er sie nur an. Crassus. Crassus. Ein alter Mann im Vergleich zu ihr. Und er glaubte ihren Worten entnehmen zu können, daß sie keineswegs unfreiwillig in diese Ehe ging. Daß sie ganz zufrieden war. Glücklich? Vielleicht auch das.


    Ich mag ihn, ja das stimmt. Diese Worte taten so weh! Sie trafen sein für sie so offen und schutzlos daliegendes Herz mit voller Macht. Ich mag ihn, ja das stimmt. Sie hallten nach in ihm. Schlugen im Takt seines rasenden Herzschlages.


    Erst eine ganze Zeit später fand Valerian seine Sprache wieder. Die ganze Zeit hatte er sie angesehen. In ihren Augen zu lesen versucht. Einen Funken Hoffnung gesucht. Einen Funken Liebe. Irgendetwas, das ihm sagte, daß sie ihn nicht einfach fallen ließ wie einen heißen Bratapfel. Weil er nicht gut genug für sie war. Natürlich, mit einem Mann wie Crassus konnte er nicht mithalten. Egal, wie sehr er sich noch anstrengen mochte.


    "Ich..." Seine Stimme klang fremd. Als würde sie gar nicht zu ihm gehören, hörte er sie wie aus weiter Ferne. "Ich wünsche Dir alles Glück, das auf dieser Welt zu finden ist. Mögen die Götter stets über Dich wachen." Crassus schloß er in diese guten Wünsche nicht mit ein. So weit reichte sein Großmut nun wirklich nicht.


    Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre einfach davongerannt. Doch das ging nicht. Er konnte sie hier nicht einfach stehen lassen. "Komm...", forderte er sie auf und ging einfach voran in die Richtung, in der Senator Purgitius' Haus gelegen war.

  • Sie konnte sehr gut verstehen, dass er verletzt war. Es würde ihr nicht anders ergehen wenn sie so etwas durchmachen musste und wirklich einfach fiel ihr diese Geschichte hier auch nicht. Nein einfach war das ganze sicher nicht. Doch anscheinend dachte er, dass es für sie einfach war, dass sie das alles mit einer Handbewegung abtun konnte, aber das konnte sie nicht. Und wie er sie nun behandelte war einfach ungerecht und verletzend. Philogena wusste nicht was sie sagen oder machen sollte. Vielleicht wäre es einfach besser gewesen sie hätte ihm alles in einem Brief erklärt, aber das wiederum war nicht ihre Art deswegen hatte sie diesen Weg gewählt……der nun um einiges schwerer wurde.


    Etwas verzweifelt blickte sie ihn an und seine Worte, mochten sie vielleicht auch ehrlich sein, schnitten in ihre Seele wie ein Dolch in Fleisch. Er war mit einem mal so förmlich und kalt und, ja wie ein Soldat eben so ist. Nervös begann sie am Armband an ihrer Hand zu spielen und blickte wieder auf den Boden, auch dann als er sich von ihr abwandte und sie aufforderte mitzukommen, nein er befahl es fast, so kam es ihr vor. Auch das stach in ihrem Herzen, noch schlimmer als sein Blick oder seine Worte von zuvor. Es schmerzte wie er gerade zu ihr war, distanziert und kühl.


    Philogena blieb stehen wo sie war und blickte weiter auf den Boden. Es hatte den Anschein als wollte sie sich nicht mehr vom Fleck bewegen und in der Tat, sie hatte nicht vor jetzt zu gehen, nicht unter diesen Umständen. Ausgerechnet sie, die Streitereien mehr als hasste und mit solchen Situationen wie sie jetzt entstanden war, nicht umgehen konnte, steckte bis zum Hals drinnen. Ihr Herz pochte immer schneller in ihrer Brust und das Rauschen in ihren Ohren war schon ohrenbetäubend laut. Doch sie blieb stehen und es sah so aus als wäre der Boden mehr als nur interessant. Philogena konnte nicht zulassen, dass sie sich auf diese Weise trennten, dass sie ohne weitere Worte so auseinander gingen, denn sie wollte es nicht. Philogena hatte nie vor gehabt den Kontakt vollkommen aufzugeben. Freunde wollte sie sein, auch wenn es Dinge gab die sie niemals würde vergessen können, das war klar, aber eine Freundschaft konnte so viel bedeuten.


    Es war alles so ungerecht. Damals, es war doch nicht einmal so lange her, hatte alles noch anders aus seinem Mund geklungen. Er hatte gewusst, dass diese Möglichkeit bestand, dass sie bis er zu ihr kam schon einen Mann hatte. Doch er hatte anscheinend damit leben können…..wahrscheinlich deswegen weil er zu sehr gehofft hatte, dass es nicht so war und nun….nun war es so weit…..und er kam damit nicht klar. Etwas riss in ihr, es schmerzte und sie strich sich mit einer Hand über den Bauch und hielt sich dann ein wenig.

  • Valerian hätte nicht sagen können, warum er sich doch noch einmal umdrehte. Ein Gefühl, daß se ihm nicht folgte? Vielleicht. Vielleicht war es aber auch nur die Gewohnheit eines Mannes, der stets seine gesamte Umgebung im Auge behalten mußte. Noch immer stand sie da. Noch immer starrte sie zu Boden. Warum fühlte er sich auf einmal schuldig? Warum schien es, als wäre er derjenige, der verletzt? War nicht sie es, die seine Träume zerstört hatte? Und die es selbst noch nicht mal als traurig zu empfinden schien? Sie mochte ihren Zukünftigen. Für sie war also wohl alles in Butter.


    Und nun?


    "Ihr Götter... Philogena, was erwartest Du denn? Daß ich bei so einer Nachricht freudestrahlend zu Deiner bevorstehenden Vermählung gratuliere?" Es klang nicht mal zornig. Nur verzweifelt. "Es ist nicht mal, daß es so gekommen ist. Ich wußte, daß ich vermutlich mit meiner Karriere nicht schnell genug bin, um Deiner wert zu sein. Aber... aber es verletzt so, daß es Dir so leicht fällt, in diese Ehe zu gehen. Daß... daß... Du ihn so gern hast. Bitte versteh mich nicht falsch. Wenn Du schon heiraten mußt, sollte es jemand sein, den Du gern hast und mit dem Du glücklich werden kannst. Ich will ja, daß Du glücklich bist. Aber..." Aber ein kleines bißchen Bedauern hätte schon dabei sein dürfen, fand er. Nichts Schlimmes in dem Sinne für mich. Hatte sie denn gar nichts für ihn empfunden? Tat es ihr nicht wenigstens ein bißchen weh, daß es nicht er war, der ihre Hand erhielt?


    "Bitte komm mit mir. Ich werde meines Lebens nie wieder froh, wenn Dir etwas zustößt, nur weil ich Dich hier allein zurückgelassen habe." Verstand sie denn gar nicht, was in ihm vorging? "Bitte... Es ist so schon schwer genug."

  • Sie blieb einfach stehen und rührte sich nicht weiter. Sollte er gehen wenn er meinte, er gab ihr ja sowieso die Schuld daran, zumindest empfand sie es im Moment so. Sie hatte doch nichts dafür gekonnt, aber sie hatte auch nicht nein sagen können oder wollen. Sie mochte beide Männer, aber Crassus war nun einmal der gewesen der als erstes gekommen war. Niemals hätte sie es gewagt ihn abzuweisen und sie war froh, dass sie ihn mochte und, dass es keine schreckliche Hochzeit werden würde wie es bei tausend anderen der Fall war, die in die Ehe gezwungen wurden. Warum hatte er nicht wenigstens ein klein wenig Verständnis dafür? Philogena verstand es einfach nicht. Etwas verwundert war sie dann aber doch, als er wieder zu ihr kam und mit ihr sprach, auch wenn sie seine Worte wieder als kleinen Angriff auf sie wahr nahm.


    Sie hasste solche Situationen, mochte keine Streitereien oder Diskussionen und eigentlich gehörte sie zu der Sorte die sehr gerne schnell nach gab, aber hier hatte sie an nichts Schuld, zumindest glaubte sie das.
    „Wäre es dir vielleicht lieber ich würde hier stehen und weinen weil ich heiraten muss? Wäre es dir lieber ich wäre todunglücklich weil ich eine Ehe eingehe? Wäre es dir das? Nur damit du spürst, dass mir das alles nicht einfach fällt?“ Fassungslos schaute sie ihn an, denn genauso hatte sie es verstanden und genauso fühlte sie es in ihrem Herzen.
    „Mir fällt es sicher nicht einfach hier bei dir zu stehen und es dir zu sagen, nur dachte ich es wäre auf jeden Fall besser als, dass du es auf einen anderen Weg erfährst. Und wenn du denkst du bedeutest mir nichts, oder ich habe vergessen was war, dann irrst du dich aber sehr. Es enttäuscht mich, dass du anscheinend so von mir denkst. Es ist nicht so. Ich denke immer noch an dich und es tut mir sehr leid wie es nun gekommen ist, aber ich kann daran nichts ändern und du wusstest es, wie du selber gesagt hast, dass es so kommen würde.“


    Sanft schüttelte sie ihren Kopf und ganz leicht schimmerten Tränen in ihren Augen. Er verstand nicht und würde sicher nie verstehen. „Ach…..,“ machte sie nur und machte ein wegwischende Handbewegung um sich dann einfach in die andere Richtung zu wenden und zu gehen. Ihre Schritte waren schneller als normal und sie wischte sich die Tränen von den Wangen die nun liefen, während sie einfach auf dem Weg weiter in den park war…..

  • "Nein, das wäre es nicht...", sagte Valerian leise und verzweifelt, als sie fragte, ob es ihm lieber wäre, wenn sie unglücklich wäre. Sie hatte ihm gar nicht zugehört. Sie hatte nicht begriffen, daß er ihr alles Glück wünschte und doch nur Verständnis wollte für sein zerrissenes Herz. Sie hatte schon Zeit gehabt, sich mit der Situation zurechtzufinden. Doch für ihn war alles innerhalb weniger Minuten über ihn hereingebrochen. Und da verlangte sie von ihm völlige Selbstlosigkeit? Er war weder ein Gott noch in irgendeiner Weise heilig, sondern einfach nur ein Mensch mit Gefühlen.


    Und nun lief sie auch noch einfach davon! Valerian hatte Tränen in den Augen, als er ihr folgte. In einigem Abstand. Sie wollte ihn nicht um sich haben, aber er konnte nicht zulassen, daß ihr etwas zustieß. Auf keinen Fall. Auch wenn sie es ihm nicht glaubte: Er würde seines Lebens nie wieder froh, wenn ihr jetzt etwas zustieß.


    Was war das Leben doch ungerecht! Er fand endlich die Liebe seines Lebens. Und dann wurde sie ihm entrissen. Nein, gestohlen. Und nun lief er wie ein Idiot hinter ihr her, fühlte sich auch noch schuldig dafür, daß sein Herz zerrissen worden war.

  • Wenn dem nicht so war, warum hatte er es dann aber doch so ähnlich ausgedrückt? Etwas anderes hatte sie aus seinen Worten nicht raushören können und das hatte sie verletzt, denn ihr fiel das alles hier sicher nicht einfach. Es tat ihr im Herzen weh, denn sie stritt sich nicht gerne und noch viel schlimmer als Streit war für sie wenn sie einem anderen weh tat, auch wenn sie hierfür eigentlich nichts konnte fühlte sie sich schrecklich schuldig.
    Die Tränen brannten in ihren Augen während sie einfach weiter ging, irgendwohin, egal wo. Hauptsache sie konnte einfach laufen.


    Ihre Füße führten sie einfach und im ersten Moment merkte sie nicht einmal, dass Valerian sie verfolgte, dass er ihr nachkam. Sie war zu sehr damit beschäftigt ihre Tränen irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Philogena lief einfach auf eine kleine Gruppe von Bäumen zu und lehnte dann schluchzend einen Arm gegen einen Stamm und kurz darauf dann auch ihre Stirn gegen ihren Arm der an dem Stamm anlag. Ihre Augen hatte sie geschlossen und sie versuchte sich zusammenzureißen, aber dennoch konnte sie das Aufschluchzen einfach nicht verhindern und fühlte sich schrecklich schlecht.

  • Sie lief und lief und lief. Schaute nicht rechts, schaute nicht links. Sie schien die Blicke der Passanten nicht zu bemerken. Auch nicht die eines schmierigen Kerls, der schnell begriffen hatte, daß das hübsche Vögelchen ganz allein war. Valerian war mit wenigen Schritten bei ihm, als er dazu ansetzte, Philogena zu verfolgen. Ein kurzer Schlag mit der Faust in die Magengrube, ein paar geflüsterte Worte und der Mann stolperte davon. Hoffentlich holte der jetzt keine Verstärkung.


    Wo war Philogena? Für den Moment hatte er sie aus den Augen verloren. Eilig lief er weiter. Ah. Dort an dem Baum. Er blieb stehen. Was nun? Was sollte er nun tun? Sich einfach hinsetzen und warten? Oder...? Würde sie es nicht als Belästigung empfinden? Sie weinte... Welcher Mann konnte schon eine Frau weinen sehen? Schon gar eine, für die sein Herz schlug? Langsam ging er näher. Legte leicht die Arme um sie, wollte sie an seine Schulter ziehen, wenn sie es sich gefallen ließ.

  • Philogena bekam von dem Geschehen hinter ihr rein gar nichts mit. Sie war zu tief in ihrem Schmerz und der gleichzeitigen Freude gefangen und sie fragte sich wie man solch Gefühle zur gleichen Zeit spüren konnte. Eine Antwort bekam sie natürlich nicht auf diese innerlichen Fragen die sie sich stellte. Sie stand einfach an dem Baum, lehnte weiter ihren Kopf dagegen und nahm niemanden um sich herum wahr. Es war ihr egal was die Leute von ihr dachten, schließlich kannte sie niemanden von ihnen und würde diese Menschen wahrscheinlich niemals wieder sehen, was ihr auch Recht war.


    Sie hatte Valerian niemals verletzen wollen, schließlich wollte sie auch nur das Beste für ihn trotzdem fühlte sie sich von ihm angegriffen und verletzt. Es tat ihr alles schrecklich leid und gerne hätte sie einiges einfach ungeschehen gemacht damit niemand Schmerzen leiden musste. Die Schritte die sich näherten vernahm sie erst gar nicht, erst als sich zwei Arme um sie legten, sanft und doch spürbar, zuckte sie etwas zusammen und schluchzte auf. Es war ein einfacher Reflex als sie sich einfach so in seine Arme sinken ließ und noch einmal aufschluchzte. „Ich wollte dir nicht weh tun,“ kam zwischen dem Schluchzen über ihre Lippen und fest presste sie ihr Gesicht gegen seine Schulter und hielt sich an ihm fest.
    Vielleicht war es ein Fehler sich wieder so nah bei ihm zu befinden, aber im Moment konnte sie einfach nicht anders so verletzt wie sie war.

  • Eigentlich hatte er schon damit gerechnet, daß sie ihn von sich stoßen würde. Und daß sie von ihm fordern würde, sie in Ruhe zu lassen. Aber unerwartet lehnte sie sich doch an ihn und ließ sich von ihm halten, während das Schluchzen gar kein Ende nehmen wollte. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter und er fühlte sich plötzlich warm und stark in seinem Inneren. Auch wenn er genau wußte, daß dieses Gefühl Selbstbetrug war, denn daß sie sich anlehnte bedeutete ja keineswegs, daß sich irgendetwas geändert hätte. Doch es war trotzdem schön, sie zu halten und zu trösten. Und noch schöner war es, ihre Worte zu hören. Zu hören, daß sie ihm nicht weh tun wollte, auch wenn sie es trotzdem tat.


    "Das... das weiß ich doch. Das weiß ich doch", flüsterte er leise und hielt sie einfach weiter fest. Nur leicht. Jederzeit konnte sie sich aus seiner Umarmung befreien, er wollte sie schließlich nicht bedrängen. "Und ich Dir auch nicht, Philogena. Ganz bestimmt nicht. Ich... ich möchte, daß Du glücklich bist. Und wenn Du es bei Crassus bist, dann... dann soll es so sein. Habe ein schönes Leben mit ihm. Und hin und wieder... hin und wieder denk an mich wie an einen fernen Verwandten. Denn... ein Teil meines Herzens wird immer bei Dir sein. Egal was geschieht. Es war ein schöner Traum, der schönste überhaupt. Und er war es wert, geträumt zu werden."

  • In diesem Moment wollte sie aber auf keinen Fall aus seinen Armen weg. Es tat gut gehalten zu werden und es tat auch gut, dass er es war, aber sie wusste, dass es nur bei einer Umarmung bleiben durfte und es würde auch nicht mehr geschehen. Sie war versprochen und darüber war sie nicht unglücklich, auch wenn sie es unglücklich machte, dass sie Valerian damit so weh tun musste.
    Immer noch liefen ihre Tränen und sie sehnte sich einfach noch einmal dahin zurück o sie gewesen waren als sie über die Dächer Roms geblickt hatten. Dort war alles so anders gewesen. Noch nichts war geschehen und es gab nur sie beide und die Vögel die um sie herum geflogen waren. Es war ein wundervoller Tag der viel zu schnell geendet hatte und so abrupt.


    „Wie könnte ich dich denn vergessen?“ fragte sie ihn schluchzend „Das könnte ich niemals und werde ich auch nicht. Niemals werde ich dich vergessen und ich möchte auch nicht, dass wir den Kontakt verlieren Valerian,“ flüsterte sie und hob nun ihr verweintes Gesicht an. Einige Tränen liefen immer noch langsam über ihre feuchten Wangen und hinterließen weitere nasse Spuren auf ihrer Haut. „Ich werde nicht an dich denken wie an einen Verwandten,“ begann sie leise „Ich werde an dich denken wie ein Freund Valerian. Denn das bist du auch weiterhin für mich, ein Freund,“ meinte sie. Kleine rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab, wie immer wenn sie geweint hatte und auch ihre Nasenspitze hatte nun eine rötliche Färbung angenommen.

  • Es war eine große Erleichterung für Valerian, daß sie nicht gleich aus ihrer Umarmung floh. Fast schon hatte er damit gerechnet. Aber sie bleib, wo sie war und ließ sich von ihm halten. Der Schmerz in seinem Inneren pochte weiterhin und er wußte nicht, ob er wirklich fertig bringen würde, was sie sich wünschte: Freundschaft. Er liebte sie. Konnte man das einfach abstellen? Abändern in eine Freundschaft? Für sie wollte er das versuchen, doch er traute sich selbst nicht so weit, daß er wagte, daran zu glauben.


    Als sie ihr Gesicht hob und ihn anblickte, hob Valerian eine Hand, um ihre Tränen sanft von den Wangen zu wischen. "Weine nicht, Philogena. Du wirst mich nicht verlieren. Niemals. Und irgendwann... werde ich es schaffen, das für Dich zu sein, was Du Dir von mir wünschst. Bitte weine nicht. Du wirst glücklich werden, ganz bestimmt. - Darf... darf ich Dich nach Hause begleiten? Bitte... ich würde es nicht ertragen, wenn Dir etwas zustoßen würde. Ich kann Dich nicht einfach ganz allein lassen, hier in der Stadt."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!