• [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    Suchend schweifte sein Blick ueber den Boden des Atriums. Er hatte ihn noch immer nicht gefunden. Es konnte doch nicht sein, dass er auf einmal verschwunden war. Er blickte hinter Blumentoepfe. Zwischen die Rillen der Steine. Ins Wasserbecken hinein, doch dort war es sicher nicht. Vor allem taxierte er den Bereich rund um die Bank, wo er uns sein Herr sich damals niedergelassen haben.
    Er richtete sich auf und griff sich an seinen Guertel. Es war nicht da. Obwohl es normalerweise immer da hing. Sein Schatz, in einem kleinen Lederumschlag versteckt. Hie und da holte er ihren inhalt des Nachts hervor und rief sich das in Erinnerung, was er von ihr von seinem Grossvater erzaehlt bekommen hatte. Es war das einzige, was noch uebrig geblieben war von der Koenigin. Wie sie wohl ausgesehen haben mag, als sie sich vergiftete. Wie diese Frau damals...?
    Er wischte den Gedanken von sich. Er musste unbedingt den Umschlag finden, ohne ihn war er kein richtiger Mann mehr. Obwohl die Chancen, es wiederzufinden, immer kleiner wurden, je laenger er suchte.
    Er seufzte und schritt um die Bank herum.
    Er konnte es nicht finden.
    Er liess sich auf die Bank nieder und gruebelte. Das konnte doch nicht wahr sein! Er schlug sich fassungslos auf den linken Oberschenkel und rief: "Ffwrch! Cer i grafu! Cachu iar!"* Diese schrecklichen Schimpfwoerter hallten in seiner Muttersprache, dem britannischen, ueber das Atrium. Anschliessend griff er sich mit seiner Hand an die Stirn. Das war einfach nur entsetzlich.


    Sim-Off:

    *Nein, das uebersetze ich nicht. Schaut's selber nach. Oder fragt einen Waliser... aber ganz vorsichtig. Und ja, reserviert.

  • Fionas Weg führte durch das Atrium. Sie hatte es eilig und nahm deshalb nur wenig Notiz von dem merkwürdigen Individuum, das die ganze Zeit schon suchend umher wuselte. Eswar nicht ersichtlich, was der seltsame Mann suchte. Nur hatte er seine ganze Aufmerksamkeit aufbringen müssen, um den gesuchten Gegenstand zu finden. Schließlich ließ er sich entmutigt auf einer Bank nieder. Erst als einige recht derbe Worte an ihr Ohr drangen wurde sie aufmerksam. Moment mal, war das nicht? Doch das war es! Das war ihre Sprache! Auch wenn es ganz ungeheuerlich war, was die Bedeutung der Worte anging. Das war aber die Sprache, die sie schon lange nicht mehr gehört hatte, und noch länger nicht mehr gesprochen hatte.
    Fiona blieb stehen. Ihre Augen folgten dem seltsamen Mann, der so nierdergeschlagen da saß und sie immer noch nicht registriert hatte. Er schien einfach dabei ganz seine Umgebung vergessen zu haben. Denn selbst als Fiona direkt vor ihm zum stehen kam, rührte er sich nicht.
    "Äh, suchst du was?"Ach herrje, der sah ja eigenartig aus, dachte sie, als sie das Gesicht des Mannes erkennen konnte. Das war keine Nase, das war.. Keine Ahnung was das war. Es sah jedenfalls schlimm aus.

  • Sim-Off:

    Ich nehme an, Fiona spricht jetzt britannisch... ;)


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    Er war kein kluger Mann. Und er wusste das. Doch er wusste auch, dass dies keine Schande war. Doch eine Schande war es, das Kostbarste, was seine Familie besass, zu verlieren, einfach so zu verschlampen. Ploetzlich legte sich ein Schatten ueber ihn. Er blickte auf.
    Eine Frau, die er noch nie gesehen hatte. Jetzt hatte er schon die Aufmerksamkeit der ganzen Casa auf sich gezogen. Hoffentlich war das keine Roemerin. Wenn sie wuesste, was in seinem Umschlag war, wuerde sie den Beutel vermutlich zwar auftreiben, aber er wuerde ihn sicher nicht behalten koennen.
    Doch als sie ihn ansprach, bemerkte er etwas. Sie sprach kein latein. Es war seine Muttersprache. Deutlich hoerte man den silurischen Dialekt heraus, aber es war durchaus verstaendlich.
    Er blickte sie erstaunt an. Dann grinste er, trotz seiner misslichen Lage. "Silurierin, nicht wahr?", fragte er. "Schoen, noch jemanden von unserer Insel hier zu sehen.", meinte er in seiner Muttersprache, im icenischen Dialekt, in der er sich bei weitem nicht so daemlich anhoerte wie auf latein.
    "Ja, ich suche was, und zwar... warte mal." Er hatte etwas erspaeht. Es lag hinten in einer dunklen Ecke. Irgendein Putzteufel hatte es dorthin gefegt.
    Er sprang auf und hastete dorthin. Aus dem Staub und Dreck kramte er seinen Lederumschlag hervor. Er hatte es gefunden. Die Reliquie.
    Vor Freude lachte er laut auf. "Danke! Oh, danke, grosser Llyr!", dankte er seinem Lieblingsgott und kuesste den Umschlag. Er eilte wieder zur Frau hin. "Ich habe ihn gefunden... gefunden...", murmelte er und strahlte wie ein Kind an seinem Geburtstag.

  • Sim-Off:

    wrth gwrs :D


    Endlich fand er heraus aus seiner Lethargie und registrierte Fiona. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht, der Mann sprach eindeutig die Sprache, die man in ihrer Heimat sprach. Allerdings hörte sich sein Dialekt so an, als komme er eher aus dem südöstlichen Teil der Insel.
    "Ja, genau! Und du bist, Moment laß mich raten, äh Catuvellauni nein, Trinovantes, nein nicht wirklich, du mußt Icener sein, oder irre ich mich da?" Fiona fühlte sich auf einmal so froh, einen Landsmann getroffen zu haben. Einen von den Iceni auch noch! Solch einen hatte sie noch nie persönlich zu Gesicht bekommen. Sie erinnerte sich wohl sehr ehrfürchtig an die Geschichten, die ihr Vater ihr einst erzählt hatte. Das waren Gesichten, die ihm bereits sein Vater erzählt hatte, denn Fionas Vater war einfach zu jung gewesen, um die große Königin noch persönlich gekannt zu haben.
    In voller Ehrfurcht sah sie zu dem eigenartigen Mann mit der komischen Nase. Aber noch immer wußte sie nicht, was er hier eigentlich gesucht hatte.
    Plötzlich sprang er auf und las etwas vom Boden auf. Etwas was sie nicht richtig deuten konnte, was es genau war. Eines war sicher, es hatte im Dreck gelegen und er konnte von Glück sagen, daß die flavischen Sklaven heute etwas nachlässig mit dem Ausfegen der Räume gewesen waren.
    "Was hast du denn da? Darf ich mal sehen?" Es mußte sich um etwas furchtbar wichtiges handeln. Weshalb hätte er sonst Lyr gedankt und dieses Etwas auch noch geküsst?

  • Sim-Off:

    Diolch am hynny... :)


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    Was redete die Frau da? Sah er aus wie ein Catuvellauner? Er wollte schon protestieren, da kam sie endlich auf seinen Stamm drauf. Er nickte grinsend. "Icener vom Scheitel bis zur Fusssohle. Gehoere sogar zu einer der aeltesten familien meines Stammes.", bestaetigte er, froh, dass sie noch rechtzeitig seine Herkunft erkannt hatte.
    Als er wieder zurueckkam, fragte sie ihn nach dem Umschlag. Cassivellaunus blickte verduzt. Nun ja. Unauffaellig war er nicht gewesen. Jetzt musste er ihn wohl herzeigen. Eigentlich hatte sie ja, das recht, den Umschlag zu sehen.
    Er hielt es ihr vor die Nase. Es war ein sehr einfacher, brauner, alter Lederumschlag, wie man ihn normalerweise benutzte, um dort Papierschnipsel oder gepresste Blumenblaetter auzubewahren.
    Er oeffnete den Umschlag.
    Drinnen befand sich ein Haarbueschel. Es war sorgsam miteinander am einen Ende verknotet, wobei dabei auch Haare benutzt wurde, damit das Bueschel nicht auseinanderfiel. Etwas Merkwuerdiges fiel einem sofort auf bei diesen Haaren. obwohl sie schon sehr alt zu sein schienen, hatten sie noch immer eine strahlende rote Verfaerbung.
    Cassivellaunus blickte Fiona an, er schuldete ihr eine Erklaerung.
    "Aehm, gut. Mein Grossvater war ein Krieger. Ein maechtiger, starker Krieger. Er hiess Geraint, und sie nannten ihn den Stier des Fenmarsches."
    Wie schnell gingen Namen in Vergessenheit! Nur noch die Alten und die an der Materie Interessierten wussten noch, dass dies einer der tapfersten Krieger Boudiccas gewesen war. Der Legende nach hatte er das Tor eines roemischen Forts mit blossen Haenden aufgestemmt, was man aber bezweifeln konnte.
    "Er kaempfte Seite an Seite mit unserer Koenigin, Boudicca der Grossen. Kennst du die Geschichte? Wie alles an der Watling Street vor die Hunde ging?" Er wartete Fionas Antwort ab, man konnte sich ja nie sicher sein.

  • Fiona bemerkte den verächtlichen Ausdruck im Gesicht des Mannes, als sie meinte, er könne vielleicht ein Catuvellauner sein. Das mußte für ihn eine richtige Beleidigung gewesen sein! Tatsächlich! Ein waschechter Icener! Fiona staunte nicht schlecht, als er dann auch noch meinte, zu einer der ältesten Familien seines Stammes zu gehören.
    "Das ist ja interessant! Ich kenne die Geschichten um deinen Stamm! Ich habe sie als Kind regelrecht verschlungen, wenn mein Vater sie mir erzählte."


    Dieses Etwas, was er gefunden hatte, ließ er erst wieder verschwinden, entschloß sich dann aber doch, es Fiona zu zeigen. Was verbarg sich denn nur in diesem alten vergammelten Lederumschlag? Langsam öffnete er es und holte den Inhalt heraus. Fiona hielt es kaum noch aus vor lauter Spannung. Ein Büschel roter Haare war es, was er darin verborgen gehalten hatte. Was war denn an diesen Haaren so besonders, daß er ein solches Tramborium darum machte? Vielleicht waren es ja ganz besondere Haare!
    Fiona hörte ihm weiterhin aufmerksam zu, als er von seinem Großvater zu erzählen begann. Langsam begann ihr zu dämmern, wer einst der oder die Eigentümer(in) des Haarbüschels gewesen sein konnte.
    "Dein Großvater kämpfte an der Seite der großen Königin? Das ist ja unglaublich! Natürlich kenne ich die Geschichten um ihren Aufstand gegen die elenden Besatzer! Sie hätte es beinahe geschafft, diese römische Pest von unserer Insel zu vertreiben!" Glücklicherweise bediente sich Fiona ihrer eigenen Muttersprache, sonst hätte sie sich nicht getraut, solche Reden zu schwingen.

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    Er hoerte zu. Aus den Augen der Frau sprach die Begeisterung. Cassivellaunus fruete sich wie ein Honigkuchenpferd. Noch nie hatte ihn jemand jemals soviel Respekt und ja, fast schon Ehrfurcht gezeigt! Dies allein wegen seines Stammes und seiner Ahnen. Er grinste stolz. "Apropos, ich heisse Cassivellaunus. Was ist dein Name, Silurierin?", fragte er interessiert.
    Sie schien sich auszukennen. "Gut, dann muss ich dir auch nicht erzaehlen, was passiert ist. Es war eine Katastrophe. Fast alle Krieger waren tot. Nur mein Grossvater ist mit dem Leben davongekommen, weil er bewusstlos geschlagen wurde und die Roemer ihn fuer tot hielten. Er krebste, nachdem er wieder aufgewacht war, nach Venta zurueck, in die Hauptstadt von Koenigin Boudicca. Diese war dorthin geflohen, um dem zu entgehen, was die Roemer fuer sie geplant hatten.
    Dort traf er sie wieder. Ich kann mich noch gut an das erinnern, was mir mein Grossvater immer von jenem Tag gesagt hatte. Boudicca war zu ihm gekommen und er hatte ihr seine Plaenen, wie sie wieder neu gegen die Roemer ankaempfen konnten, berichtet. Doch irgendwann einmal hat sie ihm dann das Wort abgeschnitten. Sie hat gesagt, genug Roemer waeren gestorben, damit der Tod ihres Mannes Prasutagus geraecht waere. Und dass die Roemer gekommen waeren, um zu bleiben.
    Dies brachte meinen Grossvater fast um den Verstand. Die ganze Nacht hindurch kam er nicht zum Schlafen. Irgendwann in der Frueh entschloss er sich, nochmals zu Boudicca zu gehen. Und er war der erste, der sie tot auffand. Sie hatte sich selber vergiftet."
    Er schwieg kurz, erschoepft von dem Redeschwall.
    "Und bevor er Alarm gab und alle informierte, tat mein Grossvater noch was. Er zog sein Messer uns schnitt eine Haarstraehne ab, hinten am Kopf, wo es keiner sah."
    Er hob den Umschlag mit den Haaren hoch, auf die Augenhoehe der Silurierin.
    "Das hier sind die einzigen verbliebenen Ueberreste unserer letzten Koenigin."

  • "Oh, ich heiße Fiona!" Vor lauter Begeisterung hatte sie sich ihm gar nicht vorgestellt. Sie konnte es einfach gar nicht glauben, was sie da hörte! Hier war ein Mann, dessen Großvater die große Königin noch persönlich gekannt und mit ihr Seite an Seite gekämpft hatte! Andächtig hing sie an Cassivellaunus´ Lippen und sog alles auf, was aus seinem Mund kam. Offenbar hatte sein Großvater sogar die letzten Stunden Boudiccas miterlebt und konnte daher auch sagen, wie sie wirklich gestorben war.
    "Aha, also die Römer haben sie dann gar nicht zu fassen bekommen! Sie ist also noch in Freiheit gestorben! Mein Vater hat mir immer erzählt, die Römer hätten sie gefangen genommen und wollten sie anschließend nach Rom schaffen. Um dem zu entgehen, hätte sie sich dann das Leben genommen."
    Fionas Vater hatte diese Geschichte von seinem Vater gehört und sein Vater war damals nicht dabei gewesen. Er hatte nur gehört, was man sich damals erzählt hatte. Es waren damals sehr unruhige Zeiten in Britannia gewesen, in denen die Silurer selbst alle Hände voll zu tun hatten, um sich die Römer vom Hals zu halten, was allerdings letztlich nicht gelungen war.


    Wie sie es sich fast schon gedacht hatte, war dies eine Strähne von Boudiccas Haar! Voller Ehrfurcht betrachtete sie das immer noch rot leuchtende Stück Haar, das nun schon über 45 Jahre alt war, aber aussah, als wäre es erst gestern abgeschnitten worden. "Oh, darf ich es einmal berühren? Bitte!"

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    "Fiona, schoen dich zu treffen.", meinte Cassivellaunus. Wenn er sie unter anderen Umstaenden als dieses getroffen haette, waere es sogar noch schoener gewesen.
    Die Silurerin hoerte aufmerksam zu, was ihm gefiel. Noch niemals haette er jemals so ein gutes Publikum in jenen Reden, die er schon vor so einigen desinteressieren Zuschauern geschwungen hatte, gehabt.
    "Da, das sagen sie... ist alles nur Proda... Proga... Porgaganga... Propaganda." Er war stolz, dass er das Wort noch herausgebracht hatte. "Die Roemer wissen ja nicht einmal genau, wie sie gestorben ist! Irgendjemand hat gesagt, sie waere an einer Krankheit zugrunde gegangen. Pah, dass ich nicht lache. Ihre Krieger hatten sogar noch Zeit, sie zu begraben. Und, tja, einige Tage spaeter sind die Roemer gekommen, haben die uebrig gebliebenen Leute Boudiccas versklavt, auch meinen Grossvater, und haben ihr Grab geschaendet. Das gibt es jetzt nicht mehr. Nur noch das da.", meinte er und nickte Richtung Haarstraehne.
    Er dachte kurz nach. Sollte er eine wildfremde Frau, von der er kaum etwas anderes wusste als ihren Namen und ihren Stamm, das anfassen lassen? Er zoegerte, doch dann nickte er. Sie hatte als Britannierin ein Recht drauf.
    "Vorsichtig.", bat er sie und hielt ihr die Straehne, die so gut erhalten war (weil schon 3 Generationen seiner Familie sie staendig gewartet und immer wieder eingewachst hatten) hin. Im Licht, welches das Atrium durchflutete, strahlte das Haar, fast so, als ob es unter Feuer waere.

  • Fiona nickte ihm freundlich zu. Sie fühlte sich gleich etwas heimischer, wenn sie auch noch die Möglichkeit hatte, ihre eigene Sprache zu sprechen.
    "Dann stimmt es also nicht, was uns die Römer über sie erzählt haben! Das konnte man sich ja denken!", sagte sie verächtlich. Beinahe hätte die große Königin den Römern die größte Niederlage in Britannia beigebracht. Danach hatten sich die Besatzer gnadenlos an den Überlebenden gerächt. Sie hatten beinahe den ganzen Stamm ausgerottet. Diejenigen, die nicht getötet wurden, hatte man in die Sklaverei geführt.
    "Das ist wirklich eine Schande!", empörte sie sich. Cassivelaunus mußte als daher bereits seit seiner Geburt Sklave sein. Das Schicksal der Icener war wirklich sehr traurig!
    Cassivelaunus gestattete ihr, die wertvolle Haarsträhne anzufassen. Voller Ehrfurcht fuhr sie mit ihrem Finger darüber. "Danke! Vielen Dank! Das bedeutet mir sehr viel! Es sieht so neu, so frisch aus.", bemerkte sie schließlich, als sie langsam wieder ihren Finger zurück zog.
    "Aber du bist noch nicht lange hier, nicht wahr? Haben sie dich erst neu gekauft?", wollte Fiona dann wissen.

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    Cassivellaunus schuettelte langsam den Kopf. Er musste immer wieder daran denken, was ihm sein Grossvater erzaehlt hatte. Vor 3 Jahren war er gestorben, die Goetter seien ihm gnaedig.
    Viel hatte er nicht hinterlassen, nur ein paar leere Flaschen und seine Lebensgeschichte, die er seinen Enkeln in der Sklavenhuette inmitten der verstaubten Schieferbergwerke nahe bei Segontium* ausgebreitet hatte.
    Immer wieder hatte er von der Koenigin erzaehlt, und den Schlachten, die die Icener ausgefochten hatten. Und er hatte als Bergarbeitersklave geendet. Das war nicht in Ordnung. Die ganze Sklaverei war das nicht.
    Er nickte also nur bestaetigend zu Fionas Worten.
    "Ich gebe mir immer viel Muehe. Habe so ein Wachs, mit dem ich das immer einschmiere. Hilft ziemlich gut.", gab er Auskunft.
    Ihm gefiel die respektvolle Art und Weise, wie Fiona ueber das Haarbueschel fuhr, wie ueber jene wertvolle Reliquie, als die Cassivellaunus sie auch erachtete. "Weisst du? Mein Grossvater hat mir immer gesagt, sie haette sehr friedlich ausgesehen in ihrem Tod. Ich habe es nie geglaubt. Aber dann habe ich auch mal eine Tote gesehen, damals in Hispania, und die hat auch so friedlich in ihrem Tod dreingeschaut. Seither habe ich die Worte meines Grossvaters immer fuer voll genommen.", meinte er mit ernster Stimme.
    Bei ihrer letzten Frage schuettelte er den Kopf. "Ich gehoere meinem Herrn schon einige Zeit, seit 2 Jahren. Aber ich frage mich, hast du ihn schon kennengelernt? Aulus Flavius Piso. Gerade erst heute in der Fruehe angekommen, zusammen mit mir."


    Sim-Off:

    *Caernarfon

  • Sim-Off:

    nettes Städtchen mit einer tollen Burganlage! :)


    Fiona glaubte, so etwas wie Trauer in Cassivelaunus´ Augen zu sehen. Was hätte aus ihm werden können, hätten die Römer seinem Stamm nicht so übel mitgespielt? Das gleiche hätte sie auch sich selbst fragen können. Wenigstens hatte er das Glück, zusammen mit seiner Familie leben zu können, für eine Zeit zumindest, wenn auch in Sklaverei.
    Durch Cassivelaunus Erklärungen, wie er die wertvolle Haarsträhne der großen Königin wartete, wurde es Fiona klar, warum sie noch nach mehr als vierzig Jahren so lebendig aussah. Wachs war sein Geheimnis!
    Es war gut zu wissen, wie Boudicca nun tatsächlich gestorben war. Sie war weder an einer schlimmen Krankheit noch in Gefangenschaft gestorben. Nein, sie war so gestorben, wie es einer großen Königin gebührte, in Freiheit!
    "Das ist schön! Ich wünschte, das könnte ich von meiner Familie auch behaupten!" Fiona hatte nach all den Jahren nicht die schrecklichen Szenen vergessen, die sich damals, als man sie zur Sklavin gemacht hatte, vergessen.

    "Du warst in Hispania?", fragte sie plötzlich. Bei dem Gedanken an Hispania mußte sie unweigerlich an eine baskische Sklavin denken, die sie einmal gekannt hatte, früher, als sie und Minna noch in der Villa Claudia gearbeitet hatten. Mit ihr zusammen hatten sie Pläne geschmiedet, wie sie fliehen konnten. Doch eines Tages war die Baskin verschwunden. Sie war zusammen mit ihrer Herrin nach Hispania gereist. Was aus ihr geworden war, wußte sie nicht.
    Fionas Gedanken wegen der Baskin wurden durch Cassivelaunus Frage zerstreut. "Wie heißt dein Herr? Flavius Piso? Nein, den kenne ich nicht! Tut mir leid."

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    Cassivellaunus nickte schwer, als er Fiona hoerte. "Ich glaube, ich weiss, was du meinst... da war ja dieser Aufstand bei euch Silurern, vor ein paar Jahren! Wir waren ja im ehemaligen Ordovizergebiet oben, und wir haben alle gehofft, dass ihr gewinnt... obwohl es klar war, das das nicht so sein wird.", meinte er. "Die Roemer zertrampeln alles. Doch irgendwann einmal werden sie an ihrer eigenen Gier ersticken." Zorn blitzte kurz in seinen Augen auf, aber dann blickte er wieder ruhig drein. "Ich habe schon davon gehoert. Sie haben alle Doerfer, die sich aufgelehnt haben, zerstoert und dann alle ueberlebenden versklavt. Sowas tut man ja echt nicht.", schloss er.
    Sie fragte ihn auch nach Hispania und seinem Herrn. "Ja, Piso. Ist gerade angekommen. Er ist... ziemlich schwierig. Aber im Grunde ein guter Mensch. Er hat mich aus dem Bergwerk herausgekauft, wo sice mich zu Tode pruegeln wollten, und das werde ich nie vergessen.", meinte Cassivellaunus. Er war ein schlechter, ineffizienter Minenarbeiter gewesen, und er hatte mehr Geld gekostet, wie er einbrachte. Deshlab wollten sie ihn ganz einfach umbringen, wie ein Schwein. Doch Piso, der die Schieferbergwerke besichtigt hatte, war eingeschritten und hatte ihn gekauft. "Du wirst ihn schon noch kennenlernen, denke ich."
    Er wollte doch noch was sagen? Ah ja, genau, Hispania. "Dort war ich, ja, mit Piso. Nicht so lange noch her, war dort letztes Jahr. In Tarraco, Caesaraugusta, Pompaelo und Flaviobriga.* War sehr schoen dort, besonders der letzte Abschnitt. Das Leute dort nennen sich die Basken. Da sind wir durch sehr schoene Berge durch. War eine schoene Zeit. Leider gab es da auch ein paar duestere Geschehnisse.", meinte er und seine Gesichtszuege verdunkelten sich.


    Sim-Off:

    Leider war ich noch nie in dieser Stadt! :( Aber schon in Conwy, das ist ja genauso!
    *Tarragona, Saragossa, Pamplona und Castro Urdiales bei Bilbao

  • Die großen Unruhen, von denen Cassivelaunus sprach, hatte Fiona nicht mehr oder wenn, dann nicht bewußt erlebt. Dafür war sie einfach zu jung gewesen. Sie kannte ihren Stamm, der einst ein stolzer Stamm von Kriegern gewesen war, nur als befriedeten, romanisierten Stamm, in dem es hin und wieder brodelte. Doch jede kleinste Auflehnung wurde sofort im Keim erstickt.
    "Vor gut drei Jahren, ungefähr um diese Jahreszeit, wurde das Gut meiner Familie von römischen Soldaten überrannt und alle außer meiner Schwester und mir, wurden abgeschlachtet. Sie nahmen weder Rücksicht auf Frauen noch auf Kinder. Meine Schwester und ich wurden verschleppt. Unterwegs wurde sie krank und weil sich niemand um sie gekümmert hat, starb sie. Es war ein sehr schlimmer Tod." Fionas Kehle schnürte sich bei jedem Wort weiter zu. Niemals würde sie vergessen können.
    Wenigstens war Cassivelaunus´ Geschichte etwas erfreulicher. Dieser Piso mußte ja tatsächlich ein wahrer Wohltäter sein, auch wenn er schwierig war. Sie war gespannt darauf, ihn einmal kennenzulernen. Piso schien auch viel in der Welt herumzukommen. Britannia, Hispania und nun Rom. Dadurch hatte auch Cassivelaunus einiges erlebt.
    Fiona sagten die Namen der Städte, die er aufzählte, nicht viel. Sie war niemals in Hispania gewesen und doch hatte die Erwähnung eine seltsame Wirkung auf sie gehabt. Richtig hellhörig wurde sie, als der Sklave die Basken erwähnte. "Ich kannte mal eine Baskin! Ich weiß gar nicht, was aus ihr geworden ist.", kam es aus ihr herausgeschossen. Seine Anmerkung über die düsteren Geschehnisse, die er dort erlebt hatte, hatten sie jetzt richtig neugierig gemacht. "So? Was ist denn dort geschehen?"

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    Er blickte ernst drein, als ihm Fiona ihre Geschichte erzaehlte. "Diese Elenden.", meinte leise und schuettelte den Kopf. "Dafuer sollen sie schmoren in ihrem Nachleben. Niemals wird man ihnen den Eintritt nach Annwn gewaehren.", prophezeite er. "Es ist ja... absolut schrecklich. Ich bin froh, dass ich so etwas nie habe erleben koennen. Allerdings habe ich auch nie die Freiheit erlebt. Du schon. So hat alles seine Vor- und Nachteile."
    Er hoerte Fiona zu. "Ah, du kanntest auch eine von denen! Ich habe viele Basken kennengelernt. Nette Leute. Und was dort geschehen ist... nun ja, ich habe dir ja gesagt, wann ich begonnen habe, meinem Grossvater zu glauben, dass Boudicca so zufrieden in ihrem Tod ausgesehen hat wie noch nie... weisst du was? ich hole einfach ein bisschen aus, damit das ganze auch Sinn macht. Wir beide, ich und Piso, waren in Pompaelo und planten, ueber die Berge nach Flaviobriga zu gehen. Aber wir hatten niemanden, der uns durch die Berge fuehren wuerde.
    Doch unser Wirt wusste Rat. Er sagte, in seinem Wirtshaus lebe schon seit einer Woche eine Freigelassene, die zurueck in ihr Dorf wollte, aber niemanden fand, der mit ihr dorthin gehen wuerde. Also stellte er sie uns vor. Ich weiss nicht, das wird wohl nicht die Baskin sein, die du gekannt hast. Du bist ja in der Casa Flavia, und sie war bei den Claudiern. Sie war eine wirklich grosse Frau, mit so langen wuscheligen schwarzen Haaren."
    Er machte wellenfoermige Bewegungen an den Seiten seines Kopfes herunter. "Vielleicht kennst du sie ja doch, sie war auch in Rom gewesen. Wie hiess sie jetzt nochmals? Was ganz komisches. Einzahn oder so... Nein, Aintzane, genau."

  • Fiona blickte ausdruckslos ins Nichts hinein. Cassivelaunus war der erste seit langem, dem sie ihre Geschichte anvertraut hatte. Das hatte wieder die Wunden von neuem aufgerissen, die mit der Zeit ganz langsam und mühevoll verheilt waren. Was hätte sie darum gegeben, damals an der Seite ihrer Eltern zu sterben! Dann wäre ihr manches erspart geblieben. Doch so hatte sie weiterleben müssen, vielleicht als Mahnung, an das Geschehene.


    Cassivelaunus indes begann von seinen Erlebnissen in Hispania zu erzählen. Um ein Haar wäre das ein mögliches Ziel für eine mögliche Flucht geworden, wäre Aintzane damals nicht überstürzt mit ihrer Herrin aus Rom abgereist. Danach hatte sie nichts mehr von ihr gehört.
    Interessiert folgte sie Cassivelaunus´Ausführungen. Was er erzählte, klang auf eine unestimmte Weise vertraut. Viel zu vertraut, für Fionas Geschmack.
    "Eine Baskin, die bei den Claudiern war?" unterbrach ihn Fiona mit aufgerissenen Augen, so als hätte sie gerade einen Geist gesehen. "Eine große Frau mit langen wuscheligen schwarzen Haaren, sagst du?" Ihr schwante bereits schlimmes. Es dauerte nicht lange, da wurden ihre Vorahnungen zur bitteren Gewißheit. "Aintzane? Ja, ich kannte eine Aintzane, die ei den Claudiern war! Ich war vor der Hochzeit meiner Herrin selbst bei den Caudiern. Was ist mit ihr geschehen? Sag es mir!" drängte sie ihn.

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    Cassivellaunus bemerkte Fionas Emotionen. Er hatte aber keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. Sie sah nicht so aus, als ob sie ihm noch mehr ausbreiten wollte. Deshalb nickte er ihr also nur kurz zu in einer Bewegung, die wohl als einfuehlsam gemeint zu verstehen war.
    Er schrak aus seiner Erzaehlung aus, als Fiona ihn unterbrach. "Was? Du kennst sie also?" Unglaublich, wie klein die Welt war. Man lief staendig Leuten ueber den Weg, die sich gegenseitig kannten.
    "Gut, ich erzaehle ja. Nur mit der Ruhe.
    Wir brachen am Morgengrauen aus Pompaelo in das Gebirge auf. Eine Gruppe von drei Leuten, zwei Maenner, eine Frau. Wir gingen ueber diverse Gebiete mit einer sehr seltsamen, aber auch schoenen Landschaft. Aintzane war wirklich froh. Sie war auch eine ziemlich gute Fuehrerin, die den Weg gut kannte, obwohl sie hier seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gegangen war. Sie erzaehlte mir, wie sehr sie sich schon darauf freute, in ihr Dorf zurueckzukehren. Pasadaia hiess das Kaff. Angeblich war sie davon rechtmaessig die Fuerstin. Sie sagte, sie wuerde dort mit Geld ueberschuettet werden, dies wuerde sie dann investieren und damit auch ein paar Freunde in der Sklavenschaft in Rom freikaufen. Und sie hat mir im geheimen gesagt, dass sie gar nicht freigelassen war, sondern gefluechtet. Ihre Herrin war in Tarraco unerwartet an einem Fieber gestorben, und sie hatte sich daraufhin, in der selben Nacht selber eine Freilassungsurkunde geschrieben, mit der Unterschrift ihrer ehemaligen Herrin unterschrieben, sie auf ein paar Tage vor ihrem Tod datiert und war damit abgehauen."
    Er grinste, wie er es damals schon ob ihres schlauen Tricks getan hatte.
    "Auf jeden Fall kamen wir bald an einen Huegel an, von dem aus man ein Dorf auf einem andern Huegel sehen konnte. Pasadaia. Sah eher aus wie eine Festung wie ein Dorf. Sehr hohe Palisaden. Man konnte sehen, dass die Dorfbevoelkerung in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit den Roemern gemacht hatte. Aintzane brach in Traenen aus, als sie ihr Heimatdorf sah. Es war ja ihre alte Heimat. Sie war sehr geruehrt davon, dass man das Anwesen ihrer Familie wieder aufgebaut hatte. Ich hatte ja Zweifel... mir kam an dem Ort was unheimlich und falsch vor. Vielleicht wegen der Geister, die von jenem Massaker, von den mir Aintzane erzaehlt hatte, und die noch immer keine Ruhe gefunden haben. Auf jeden Fall, hier trennten sich unsere Wege, und wir waren zufrieden, dass wir uns als echte Kavaliere getaetigt haben." Er grinste stolz, doch dann legte sich ein Schatten ueber sein Gesicht.
    "Wir gingen weiter. Nach Flaviobriga. Dort blieben wir einige Tage. Und dort...", er unterbrach sich.
    "Willst du wirklich wissen, wie es weiterging? Selbst mir bereitet die Angelegenheit schlaflose Naechte. Vielleicht dir, weil du ihre Freundin warst, noch vielmehr."

  • Fiona hing an Cassivelaunus´ Lippen. Sie bekam unglaubliches zu hören. Aintzanes Herrin war also tatsächlich tot! Gestorben an einem Fieber und Aintzane hatte die Gunst der Stunde genutzt. Recht so! Das hatte sie der Baskin gegönnt. Fünfzehn Jahre Unrecht hatten damit ein Ende.
    "Das hat sie wirklich gesagt?", unterbrach sie ihn. "Sie wollte Freunde in Rom freikaufen?" Damit konnten nur Minna und sie selbst gemeint sein. Die gute Aintzane! Was war nur mit ihr geschehen?
    Cassivelaunus erzählte weiter. Er berichtete, wie sie zu Aintzanes Dorf kamen. Für einen kurzen Moment glaubte sie, Aintzane selbst zu hören, die ihr und Minna so oft von ihrer Heimat vorgeschwärmt hatte. Aber Aintzane war Vergangenheit. Vor ihr saß Cassivelaunus, der icenische Sklave, der plötzlich seine Erzählung unterbrach und sie mit einem verbitterten Blick anschaute.
    "Aber sicher! Bitte,erzähl doch weiter! Ich möchte hören, was mit Aintzane geschehen ist. Erzähl mir alles! Ich kann einiges vertragen. Wirklich!" Sie hatte selbst schon so viel Elend und Leid gesehen. Außerdem würde dann endlich ihre Frage beantwortet, was mit der Freundin geschehen war. Vielleicht konnte Fiona dann damit endlich abschließen.

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    "Gut.", meinte der Icener entschlossen, holte tief Luft und erzaehlte von jenem verhaengnisvollen Abend in Flaviobriga.
    "Wir kamen nach Flaviobriga und uebernachteten dort ein paar Tage in einer Herberge. Ich hatte einen freien Abend, und da bin ich durch die Stadt gelaufen, und da sah ich Aintzane wieder. In einer Gosse sass sie, in einem zerschlissenem Gewand. Sie erkannte mich wieder, und gemeinsam gingen wir zu der Herberge, damit sie dort etwas essen konnte und Waerem bekam. Dort erzaehlte sie mir auch, wie es dazu kam, dass sie in so einem Zustand war.
    Als sie das Dorf betrat, war das erste, was sie sah, dass die Kinder vor ihr davonliefen, und die Maenner sie misstrauisch anschauten. Manche hatten noch nie etwas von ihrem Vater, Haeuptling Sendoa, gehoert."
    Was fuer Namen! Fast bekam man sie nicht heraus. "Andere wussten um ihren Vater, glaubten aber nicht, dass sie seine Tochter war. Und ein paar glaubten ihr. Doch diese sagten, dass sie nichts in Pasadaia verloren haette; ihre Familie hatte in der Vergangenheit zuviel Unheil angerichtet. Und diese Gruppe war es auch, die Aintzane verjagte. Allen voran der neue Haeuptling, ein Kerl namens..." Wie hiess der nochmals? Genau! "Garaile. War frueher ein Hauptmann des Haeuptlings gewesen. Der wollte natuerlich seinen Platz nicht verlieren." Er atmete tief ein. "Und so wurde sie vertrieben, aus ihrem eigenen Dorf. Irgendwie schaffte sie es, nach Flaviobriga hinunterzukommen. Sie wusste, dort lebte frueher ein Verwandter von ihr. Doch der war schon gestorben, und hatte auch niemanden hinterlassen. Und so war sie nun komplett alleine, ohne eine Sesterze in der Tasche. Sie sagte mir auch, dass sie jetzt wohl bald wieder eingefangen werden wuerde, denn irgendwann wuerde ihr Schwindel auffliegen. Und selbst wenn nicht, muesste sie entweder verhungern oder durch... sie sagte, durch etwas, was sie nie tun wuerde, ueberleben. Ich hatte noch ein paar Sesterzen, damit bezahlte ich ihr eine Nacht, zufaelligerweise war dieses Zimmer genau neben dem meinen. Sie sagte etwas davon, dass sie nicht mehr leben wollte, und ich sagte, sie solle erstmal drueber schlafen, obwohl ich wusste, dass die Situation ziemlich aussichtslos war."
    Er schloss kurz die Augen und machte sie wieder auf. "Am naechsten Morgen bin ich frueh erwacht, weil ein Schrei aus dem Nachbarszimmer dran. Es war eine Putzfrau, die Aintzane entdeckt hatte. Ich bin sofort auf und hingerannt. Dort habe ich sie gesehen. Sie hat sich erhaengt. Offenbar hat sie irgendwo einen Strick gefunden und..." Seine Stimme brach ab. Er atmete mehrere Male tief ein und aus. "Aber, ich sage dir: Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so friedlich dreingeschaut hatte. Sie war befreit von jener Last, die das Leben fuer sie gewesen war." Er seufzte.


    Sim-Off:

    Ruhe in Frieden, Aintzane... :(

  • Cassivelaunus fuhr fort und offenbarte ihr die Geschichte um Aintzanes tragisches Schicksal. Wort um Wort, bis hin zu ihrem bitteren Ende, verfolgte sie. Ihr Herz wurde ihr schwer. Als sie die Gewissheit hatte, daß die Baskin wirklich tot war, rannen einige Tränen Fionas Wange hinunter. Ihr war so, als würde sie noch Aintzanes Worte in ihren Ohren hören, wie sie von ihrer Heimat schwärmte und wie sie ihr und Minna vorschlug, dort eine neue Heimat zu finden. Letztlich war die Rückkehr ihr zum Verhängnis geworden. Würde es auch so Fiona ergehen, wenn sie eines Tages heim kehrte?
    "Wenigstens ist sie in ihrer Heimat gestorben und in Freiheit!", sagte sie schließlich betrübt, als sie wieder Worte finden konnte. Cassivelaunus letzte Bemerkung gab ihr ein wenig Trost.
    Die Stille, die nun eintrat war dem Gedenken an die tote Freundin gewidmet.
    Doch dann durchbrach Fiona die Stille. "Glaubst du daran, jemals wieder die Heimat zu sehen?", fragte sie ihn schluchzend. Die Bitternis, die dieser Frage zugrunde lag, war ihr durchaus bewußt, denn genauso wie Aintzanes Heimat nicht mehr existierte, so gab es weder Cassivelaunus noch Fionas Heimat nicht mehr.

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