• >>> Einstiegsposting


    Eine Taverne am Rande des Colosseums


    Es war einfach ein mieser Tag.
    Es war ein hundserbärmlicher Tag
    Es war einfach einer der schrecklichsten Tage in meinem Leben
    Bevor ich dazu komme, möchte ich lieber erst mal ein wenig von mir erzählen. Denn ich falle den wenigsten auf, darum finde ich es fair auch mal ein paar Worte über mich zu verlieren. Mein Spitzname ist Amora, was auch Liebling heißt. Ich hasse diesen Namen!! Er ist wie die Pest, die ich nicht mehr los werden kann. Mein eingebildeter und selten dämlicher Boss hat mir den Namen aufgedrückt und er hat in der Taverne, in der Schenke in der ich arbeite, seine Runde gemacht. Was? Was soll schlechtes daran sein? Mit einer Arbeit muss man sich doch das Geld verdienen, wenn man nicht mit dem Goldlöffel im Mund auf die Welt gespuckt wird. Und ich hätte es bedeutend schlechter haben können. Eine Lupa könnte ich sein. Jeden Tag müsste ich meine Schenkel oder meinen Busen vorzeigen, um mich für ein paar Ass besteigen zu lassen. Etwas Glück habe ich dann doch bisher gehabt.. Bis heute, aber egal, davon später.
    Ich möchte einige Zeit vor diesem bedeutenden und alles entscheidenden Tag anfangen mit meiner Erzählung. Wann genau interessiert doch keinen. Es ist jedoch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen davor gewesen. Doch alles fing hier an und führte auf den den heutigen Tag zu.


    Die Taverne


    Über die Taverne in der ich arbeite ist nicht viel zu berichten. Sie hatte einen Schankraum, oben zwei Zimmer und einen Keller für die Vorräte. Einen Hinterhof gab es auch. Obwohl die Taverne im Schatten des Colloseums klein war, so bedeutete sie meine Welt. Hier fing ich früh morgends an zu arbeiten und schuftete bis in die Nacht hinein. Titus Prantus ist mein Boss und der Besitzer der Taverne, ein dicker Mann mit einem dicken Bart und einem säuerlichen Atem. Immerhin bin ich nicht seine Sklavin, aber er behandelte mich nicht viel besser. Schließlich brauchte ich das wenige Geld, was er mir für meine Arbeit bezahlte.
    »Amora, bring den Kämpfern ihr Bier!«
    »Habe ich etwa acht Arme?«


    Vergass ich zu erwähnen, dass hier immer die Gladiatoren tranken? Wir waren billig genug und nahe an ihrem Arbeitsplatz. Also für die, die einen Lohn für den Kampf bekamen. Mit vier Holzkrügen in den Armen stemmte ich mich durch die Gäste, die für einen ständigen Geräuschpegel in der Schankstube sorgten. Wuchtig knallte ich die Krüge auf den Tisch und das Bier schwebte hinüber.
    »Amora, hast du es dir anders überlegt?«
    Ich schlug dem bärtigen Gladiator auf die Hand, die gerade ihren Weg auf mein nicht unansehnliches Hinterteil suchte. Beleidigt zischte ich wieder ab.





    Out of Play: Huhu! Das ist eine Vorgeschichte die noch weiter gehen wird. Darum bitte hier noch nicht hinein schreiben ^^

  • Ein mysteriöser Gast


    Wenn es nach meinem Boss gehen würde, hätte ich wohl doch meinen Hinterteil her halten sollen. Er sah mich reichlich böse an als ich zu den Tresen zurück kehrte. Verschnupft hob ich die Nase an und wartete, dass er mir die nächsten Bierkrüge reichte, die ich durch den Schankraum zu schleppen hatte. Eine Fuhre nach der anderen kam und die Stunden des Tages vergingen. Die Füße taten mir schon weh, mein Rücken schmerzte und ich war müde als es endlich nachmittag wurde, an dem ich mir eigentlich eine kleine Pause gönnen wollte. Von wegen!! Mein blöder Boss machte mir wieder das Leben schwer. Er winkte mich zu sich und beugte sich zu mir vor. »Der da hinten, der Mann da siehst Du ihn?« Ich suchte nach dem besagten Mann. Es war ein recht hässlicher Kerl, der dafür mit mehr Muskeln als Schönheit ausgestattet und nicht mehr ganz jung war. »Ja?« Die Frage weckte Misstrauen in mir. Mein Boss heckte doch irgend etwas aus!!
    »Er möchte dich kennen lernen «
    »Mich?? Ich bin keine Lupa Titus.«
    »Bist du wieder zimperlich!! Als ob du gleich mit ihm ins Bett steigen musst. Los geh schon!! Ich übernehme deine Tische.«


    Jetzt war es an mir böse zu gucken und ich hatte vor mit genau dieser Mine zu dem Mann zu watscheln. Ja watscheln, damit er gar nicht auf dumme Gedanken kam.» Ja?« Ich fauchte mehr wie ein Stubenkätzchen, denn eine Löwin war ich zu meinem Bedauern nun mal nicht. »Du heißt doch Deirdre?« Ich muss reichlich dämlich ausgesehen haben als er mir die Frage stellte. Mein Mund öffnete sich, meine Augen schauten ungläubig und ich schwieg. Woher wusste er den Namen den mir meine Mutter gegeben hatte? Selbst Titus kann ihn nicht. »Wer will das wissen?«
    »Ich!«
    »Ja?? Und warum?«
    »Setze dich doch erst einmal Deirdre.«
    Trotzig blieb ich stehen. Gut ich wollte schon wissen, was er denn von mir wollte und woher er meinen richtigen Namen kannte. Aber sein Blick gefiel mir ganz und gar nicht. Also verschränkte ich die Arme vor meiner Brust, die üppiger sein könnte. Es gab jedoch schon genug an mir was die Männer in der Taverne betatschen wollten und ich war froh, dass es nicht noch mehr war.


    Die Narben im Gesicht des Mannes faszinierten mich. Es war ein Relief aus einer Landschaft, die Nase bildete den größten Berg, da sie recht groß ausgeprägt war, die dichten und ergrauten Augenbrauen waren die Wälder und die Augen matte Seen. Und überall zogen sich tiefe Schluchten hindurch, insbesondere um seine Augen. Er hatte in seinem Leben bestimmt viel gelacht, aber auch gelitten, denn das sah man ihm an.
    »Ich kannte deine Mutter« Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Kinnlade auf den Boden klatschte. Ich setzte mich und musste erst einmal tief durch atmen. Also wenn der Kerl mich an log, dann konnte er sich auf einiges gefasst machen, wenigstens auf ein paar Kratzer im Gesicht. Meine Fingernägel waren scharf, dafür sorgte ich jeden Tag. »Und du bist wahrscheinlich auch noch mein Vater??«
    Der Muskelprotz lachte. Ich verzog beleidigt das Gesicht, denn ich kannte meinen Vater nicht. Und wenn ein Mann mit solchen Worten kam, war die Vermutung doch nahe liegend. Oder?? »Nein das bin ich nicht Deirdre.« Seine Pranke berührte meine Haare. Sofort schlug ich seine Hand weg. So eine Frechheit!! »Feuerhaar« Also der Blick gefiel mir wirklich nicht. »Du siehst aus wie deine Mutter.«

  • Der Anfang vom Ende


    Na toll!! Anscheinend glaubte mein Boss, dass ich mit dem Kerl warm wurde und der Typ versuchte alte Erinnerungen durch mich wach zu rufen. Mit durch gekrümmten Rücken kauerte ich auf dem Tavernenstuhl und man sah mir bestimmt an, dass mir das ganze reichlich merkwürdig vor kam. Immerhin hatte der Muskelprotz seine Hände wieder unter Kontrolle. »Ich heiße Brutus. Ich kannte auch deinen Vater.« Wie er das Wort Vater heraus spuckte schien er nicht gut Freund mit ihm gewesen zu sein. »Wir waren beide Gladiatoren an der Ludus Magnus.« Ich gab mir den Anschein interessiert zu sein. Aber es kam mir immer noch nicht koscher vor, zudem wollte der Kerl anscheinend eine Beichtstunde bei mir abhalten. »Ich habe deiner Mutter versprochen mich um dich zu kümmern.«
    »So?? Dafür kommst du aber reichlich spät!!«
    Und das war nicht gelogen. Nachdem meine Mutter vor fünf Jahren gestorben war hatte ich hart zu kämpfen in der großen Hauptstadt. Ich hatte die Wahl zu verhungern, als Lupa zu enden oder hart und verbissen zu arbeiten. Eine Lupa wollte ich wirklich nicht werden und ich hing sehr an meinem Leben. Anscheinend sah das auch der Gladiator ein und zeigte sich reuig.
    »Ich wusste nicht wo du warst Deidre, aber jetzt bin ich hier um dir zu helfen. Du musst hier nicht mehr arbeiten. Ich werde mich um dich kümmern, wie ich es deiner Mutter versprochen habe.«


    Sollte ich lachen? Ein Gladiator wollte mich aushalten? Und aus reiner Nächstenliebe? Außerdem wusste man doch nicht, wann ein Gladiator den letzten Weg an trat. »Nein danke, kein Bedarf!! Ich verdiene mein eigenes Geld. Und dass du schon mal gar nicht auf falsche Gedanken kommst, ich bin keine Lupa oder Konkubine, die du aushalten darfst!!« Das verdutzte Gesicht von dem Kerl gefiel mir gut, das Lachen das folgte wiederum nicht.
    »Ich trainiere die Gladiatoren und kämpfe nicht mehr Deirdre. Also wenn du es dir anders überlegst, komm einfach zur Ludus Magnus. Man kennt mich dort!!«
    Hässlich war er wirklich aber trainiert, das sah ich natürlich als er sich erhob. Er warf einige Asse auf den Tisch, zwinkerte mir zu und verliess die Taverne. Ich starrte auf das Bildnis von Augustus, der sein Profil auf der Münze präsentierte. Erst der verstimmte Ruf meines Bosses rief mich in das Hier und Jetzt zurück. Ich grabschte nach den Münzen und ging meiner Arbeit nach, wobei ich recht zerstreut war. Gut Brutus hatte mich schon aus der Bahn geworfen.

  • Ludus Magnus


    Man kann es sich schon denken, dass ich neugierig wurde. Ich wollte wissen, woher er meine Mutter kannte, wie er zu ihr stand und besonders, wie meine Mutter damals so war. Ich war zwar schon zwölf als sie starb, aber in meinen Erinnerungen verwischte sie zunehmend. Einige Tage waren verstrichen doch an einem Wintertag stand ich nun vor den Toren der Gladiatorschule. Ich zögerte und wusste nicht so recht, ob das eine gute Idee war. Ich hob die Hand und klopfte leise, doch es gab keine Reaktion. Ich schluckte und sah mich um. Hinter mir sah ich das große Colosseum, in dem ich schon oft als Zuschauer war. Ich schaute gerne den Gladiatoren zu, nur wenn sie starben, musste ich immer schnell weg gucken. Ich vertrage einfach kein Blut. Ich überlegte schon, ob ich nicht einfach wieder gehen sollte als dann doch mit einem Ruck das Tor aufging. Eine wilde Frau stand mir gegenüber, sie hatte schwarze Locken, fettige Haare, aufgeschürfte Knie und dunkle Augen. Erschrocken hielt ich den Atem an, denn das musste bestimmt eine der Amazonen sein, die gelegentlich in der Arena auf traten.


    »Hallo« Ich klang wie eine Maus und sie starrte mich wie eine hungrige Löwin an. Spöttisch lachte sie und ich atmete erleichtert auf, denn immerhin würde sie nicht über mich her fallen.
    »Willst du zu einem der Kämpfer? Vergiss es Kleine, hier dürfen Frauen nur rein wenn der Boss es erlaubt oder sie hier trainieren.«
    Ich wusste sofort, worauf sie ab zielte. Da ich wirklich nicht wie eine Gladiatorin aussah, musste sie mich für eine Lupa halten, dieses Flittchen. Prompt wurde ich sauer und richtete mich auf, doch sie war leider immer noch grösser als ich.
    »Ich will zu Brutus!! Er erwartet mich nämlich.« Das höhnische Grinsen als Antwort genügte mir. »Ich bin keine Lupa.«
    »Wenn du meinst Süße, ich hätte dich nicht von meiner Bettkante gestoßen.«
    Ich lief prompt knallrot an und bekam große Glubschaugen. Die Amazone lachte und schüttelte dabei ihre schwarze Mähne.
    »Keine Angst Kleines, ich fresse dich schon nicht, komm mit.«


    Unsicher tat ich das. Ob sie sich auch eine Brust ab geschnitten hatte, wie man es von den Amazonen behauptete? Ich konnte es nicht lassen, ich musste da hin starren. Ich atmete erleichtert auf, denn die Frau hatte ordentliche Rundungen, deutlich mehr als ich, aber immerhin zwei davon. Ich spürte, dass sie breit grinste, anscheinend hatte sie gemerkt was ich dachte. Schnell sucht ich was anderes, wofür ich mich scheinbar interessieren konnte. Und es gab viel zu bestaunen!! Wann kam man schon in eine Gladiatorenschule? Staunend sah ich mich um. Eine große Trainingsarena und Gladiatoren überall, die teilweise herum lungerten oder bereits trainierten. War da nicht Maximus? Mein großer Schwarm? Ich hätte zergehen können als ich ihn sah, wie er da an einer Strohpuppe trainierte. Muskulös, gut aussehend und einfach zum dahin schmelzen. Ich seufzte sehnsüchtig, denn so ein Mann würde niemals auf mich aufmerksam werden. Dafür hatte ich deutlich zu wenig Rundungen. Und er sah auch nicht einmal in meine Richtung. Enttäuscht folgte ich zu einem der Gebäude und in einen Raum hinein. »Warte hier Schätzchen.«

  • Bei Brutus


    Der Raum war wirklich nicht spektakulär, in den ich der Amazone folgte. Ich zupfte an meinem knielangem Kleid herum, das mehr schlicht war schließlich verdiente ich nicht sehr viel Geld. Aber um den Hals hatte ich mir eine Muschelkette gebunden, die früher meiner Mutter gehörte. Wirklich erklären konnte ich es mir nicht, warum ich mich heraus geputzt hatte, aber insgeheim glaubte ich wohl, dass ich vielleicht doch Maximus gefallen könnte. Aber was sahen meine grünen Augen da? Ich quietschte schrill auf und sprang auf einen Hocker neben mir. Es polterte laut und Brutus stürzte in den Raum, sah sich wild um und dann zu mir. »Was ist los?«
    »Da!!« Ich deutete auf den Boden, er sah auch dort hin und dann ungläubig zu mir. Die Amazone, die dazu gekommen war, lachte lauthals. »Eine Ratte?? Du kreischst wegen einer Ratte!!« Beleidigt schnaubte ich. Weswegen sonst hätte ich denn aufschreien sollen?? Und außerdem war es eine verdammt fette Ratte, die sich zu meinen Füßen an einem Brotstück voll fraß. Ich war ganz schön erleichtert als Brutus die Ratte an ihrem nackten und langen Schwanz packte und kräftig aus einer der Fenster hinaus schleuderte. Erleichtert atmete ich auf und tat so als ob ich dankbar wäre, wenn da nicht schon wieder dieser blöde Blick von Brutus wäre.


    Die Nase hoch erhoben kletterte ich den Stuhl herunter und versuchte den Rest meiner Würde zu bewahren. Ich bemerkte, dass Brutus die Amazone hinaus schickte und mich von oben bis unten abschätzte. In seinen Augen musste ich wohl nutzlos sein ausser um als Betthaserl zu dienen. Zumindest wertete ich seine Reaktion so als er leise durch die Zähne pfiff, was bei mir weitere Abneigung hervor rief. »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Nein!! Nicht direkt!«
    Ich klappte meinen Mund zu, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich zupfte an meinem Kleid herum. »Ich möchte gerne wissen, wer mein Vater war und woher du meine Mutter kennst!!«
    »Dein Vater?« Welche Begeisterung da wieder sprach, ich war wirklich überwältigt. Brutus drehte sich um, ging in einen anderen Raum und ich dachte schon, dass er mich abgeschrieben hatte, bis ich seine Stimme wieder vernahm. »Kommst du Deirdre ?« Ich lief hinter her und kam in sein Arbeitszimmer, das man wirklich als einen Saustall bezeichnen konnte. Typisch Mann eben!! »Da du kannst dich da hin setzen.« Angewidert schob ich einen Topf herunter, in der sich eine rote Suppe befand. Skeptisch betrachtete ich die Oberfläche des Stuhls und holte ein kleines Tuch hervor, das ich zum Schnäuzen meiner Nase benutzte. Meiner Stupsnase! Ja auf meine Nase war ich wirklich stolz, die war den Göttern gut gelungen. Ehe ich mich hinsetzte legte ich das Tuch auf den Platz. »Was??« Die Entgeisterung bei Brutus war mir nicht entgangen. »Nichts Deirdre, nichts! Was möchtest du zuerst wissen?«

  • Nichts als die Wahrheit, so wahr mit Iupiter helfe


    Ekelhaft, diese Fliegen die durch den Raum schwirrten und sich auf manche Essensreste nieder ließen!! Ich verstand nicht, warum ein Mensch so leben konnte. »Dein Vater und ich haben fast gleichzeitig als Gladiatoren angefangen. Das ist jetzt 19 nein, 20 Jahre her. Duncan, dein Vater war ein Kelte aus Britannien und wurde während eines Feldzuges gefangen genommen. Ich weiß nicht genau wann das gewesen ist, denn darüber hat dein Vater immer geschwiegen. Er hat damals seine ganze Familie verloren seine zwei Söhne und seine Frau. Er hat die Römer dafür gehasst und auch dafür, dass sie ihn nach Rom gebracht haben und zu einem Gladiator machten. Dein Vater und ich waren damals befreundet.« In meinen Ohren klang das nach der üblichen rührseligen Geschichte, doch es betraf meinen Vater, darum interessierte es mich brennend!! Ich ahnte schon, worauf das alles hinaus lief und ich sollte nicht enttäuscht werden.
    »Unsere Freundschaft hielt jedoch nicht als wir deiner Mutter begegneten, denn wir verliebten uns beide in sie. Doch sie hat deinen Vater mir vor gezogen und war einige Wochen später mit dir schwanger. Dein Vater versuchte seit dem Tag genug Geld zu gewinnen, um sich selbst frei zu kaufen und seine neue Familie zu ernähren, er starb einige Monate später im Kampf. Seitdem habe ich mich um dich und deine Mutter gekümmert, aber dann habe ich euch aus den Augen verloren und erst später erfahren, dass deine Mutter gestorben ist. So war das!!«
    Erwartungsvoll sah er mich an und ich fragte mich, was er von mir hören wollte. Ich konnte mir noch nicht einmal eine Krokodilsträne heraus zwingen, denn meine Gedanken kreisten um seine Worte. Mein Vater war also ein Kelte und ein Sklave dazu!! Das erklärte natürlich mein Flammenhaar und meine helle Haut, die die Sonne so schlecht vertrug und gleich rot wurde wie bei einem gekochtem Hummer.


    »Wo?«
    Ich verstummte, denn irgendwie bekam ich doch einen Kloß im Hals, weswegen ich eine Weile brauchte um die Frage doch zu stellen.
    »Wo ist mein Vater begraben?«
    »Begraben? Deirdre er war ein Gladiator!! Er ist in einer der Gruben gelandet außerhalb der Stadt wie viele andere mittellose!«
    Na toll!! Jetzt schossen mir die Tränen in die Augen, obwohl ich meinen Vater noch nicht einmal kannte, aber ich war nahe am Wasser gebaut. Die Tränen flossen mir bereits über die Wange ehe Brutus nach einem dreckigen Tuch grabschte. Ich winkte ab, erhob meinen kleinen Hintern und zog mein Tuch hervor, um mir die Tränen weg zu wischen.
    »Danke! Ich gehe dann mal.«
    »Warte Deirdre!!«
    Er erhob sich und folgte mir als ich schon aus dem Raum stürzen wollte, flennend und wohl wissend, dass ich bald wie ein Quaddelgesicht aussehen würde. Er berührte mich an der Schulter und wollte wohl noch etwas sagen, doch ich war schon hinaus geflohen und trat schnell meinen Rückzug an. Ohne noch mal nach dem großen Maximus zu sehen, verließ ich schnell die Schule und eilte nach hause. Heute würde ich bestimmt nicht mehr arbeiten gehen!!

  • Eine Frage der Perspektive


    Wer bin ich? Warum bin ich hier? Sind das nicht Fragen die wir uns alle stellen? Oder warum bin ich ich und nicht du ich? Stumm betrachtete ich jeden Flecken an der Decke meiner Zelle in der ich schon seit vier Jahren lebte. Wanzen, Flöhe, Läuse und Ratten, es gab kein Ungeziefer, das mir nicht in all der Zeit bekannt wurde. Einer Ratte schob ich manchmal ein Stück Käse zu, wenn sie sich aus ihrem Loch unter meiner Pritsche hervor wagte. All die Fragen waren nicht leicht zu beantworten, die Philosophen scheiterten daran und ich natürlich auch, denn ich war nur eine Amazone. Eine Gladiatorin, die für den Ruhm eines Herrn kämpfte und jedes Mal ihr Leben riskieren musste. Ich bin eine Attraktion, ich bin eine Vorzeigeobjekt, ich bin ein Ding, das die Römer bestaunen und begaffen. Ich bin eine Sklavin, die kämpfen muss. Gut es gibt schlechtere Jobs, die man als Sklave haben könnte. Ich könnte in der Kloake arbeiten, ich könnte den Hintern eines alten und tatrigen Patriziers abwischen oder mich um die Schweine auf einem Landgut kümmern müssen. Ich bin ich und ich bin eine Amazone!! An vielen Tagen war ich stolz darauf, nur heute hatte mir der Scheißkerl Brutus gehörig die Laune versaut, als er mir mitteilte, dass ich schon bald einen neuen Herrn bekam. Nur um bei irgendwelchen Spielen für ihn zu kämpfen und angeblich waren diese auch noch auf Leben und Tod. Na toll!! Was könnte einem mehr die Laune verderben als die Aussicht vielleicht bald zu krepieren?


    Die Tür zu meiner Zelle öffnete sich und ich hob meinen Kopf an. Jesper streckte seinen Kopf durch die Türspalt und lächelte mir entgegen, was meine Laune erheblich besserte. Ich stützte mich auf meine beiden Ellbogen ab und sah ihn grinsend an. »Süßer komm rein, gibt es was neues?« Jesper schlüpfte in meinen bescheidenen kleinen Raum und setzte sich neben mich. Ich betrachtete sein Gesicht und seine rot blonden Haare. Seine helle Haut und seine markanten Gesichtszüge gefielen mir immer wieder neu, auch sein Feuermal über der rechten Wange mochte ich, wie alles an ihm eigentlich. Er beugte sich zu mir vor, ich schlang meine Arme um ihn und schon waren wir in einen langen Kuss vertieft. Keuchend löste ich mich von ihm und strich ihm zärtlich über sein Mal an der Wange. »Und?«
    »Ich hab seinen Namen noch nicht erfahren, aber er soll ein Patrizier sein. Du wirst an ihren Wahlkampfspielen auftreten.«
    »Ein Patrizier?? Das fehlte mir gerade noch! Die verschleudern uns wie elendes Vieh! So ein Dreck aber auch!!«
    Jesper wollte mich wohl beruhigen indem er mir einen langen und heißen Kuss gab. Gut es half auch und ich regte mich schon ab, nein eigentlich nicht aber das betraf nicht mehr meinen Ärger über den anstehenden Verkauf. Ich wollte ihn schon über mich ziehen um den letzten Ärger auch noch zu vergessen als es heftig an der Tür klopfte. Schnell lösten wir uns voneinander, denn es wurde an der Schule nicht gern gesehen wenn wir uns zusammen taten, schließlich wusste man nie ob wir nicht eines Tages gegeneinander antreten mussten.


    Ich erhob mich und öffnete die Tür, dabei bemühte ich mich reichlich finster auszusehen was mir oft recht gut gelang. »Brutus will dich sehen!«
    »Ich komme gleich!!« Mein liebster Jesper bekam noch einen Kuss zu gehaucht ehe ich aus meiner Zelle trat und den Weg zu unserem Schinder antrat. Brutus war unser Trainer, Lehrer und Aufpasser. Sein Wort war Gesetz an der Schule und zudem war er auch noch richtig stark, ein ehemaliger Gladiator eben, der es zu etwas gebracht hatte. Ich suchte seinen Raum auf in dem er Kunden und Besitzer empfing, die sich ihr Vieh anschauen und die Spiele buchen wollten. »Du hast lange gebraucht.«
    »Musste mal für kleine Mädchen!!« Genervt sah Brutus aus und heute irgendwie anders, ich konnte nicht erklären woran es lag. Aber vielleicht hatte ihn die Süße von heute mittag durcheinander gebracht, so wie er sie an geglotzt hat würde mich das nicht wundern. Und tatsache es war das Mädchen!!
    »Erinnerst du dich noch an die Kleine vorhin? Die Rothaarige?«
    »Ja!«
    »Ich möchte dass Du zu ihrer Unterkunft gehst und in den nächsten Tagen auf sie aufpasst. Beschatte sie und beobachte was sie treibt, wen sie trifft und was sie gerne mag. Sie darf dich aber nicht zu Gesicht bekommen außer jemand bedroht sie, dann hast du sie zu beschützen!! Verstanden?«
    Na toll! Jetzt durfte ich auch noch Kindermädchen spielen für so eine verwöhnte Göre!!
    »Ja! Und wessen Tochter ist sie, dass sie so wichtig ist?«
    »Das geht dich einen feuchten Dreck an, du tust was ich sage, hältst die Schnauze und gut ist!! Verstanden?« Ich nickte und sah ihn gelangweilt an, denn er spuckte immer dieselben Töne.
    »Dann los! « Er nannte mir wenigstens noch die Adresse, wo ich die Göre finden konnte. Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg.

  • Back to Deirdre again und ein trauriger Abend


    Die Welt verschwimmt wenn man ganz schrecklich heulen muss und ich tat das noch bis ich zu hause war und die Tür hinter mir zugeschlagen hatte. Mit einer Rotznase, einem Quaddelgesicht und knallroten Augen fiel ich auf mein Bett und heulte noch bis ich keine Träne mehr hervor pressen konnte. Dann schniefte ich bis ich mich dazu in der Lage fühlte mir die Tränen und die anderen Spuren vom Gesicht zu wischen. Immerhin hatte ich keinen Spiegel denn ich sah bestimmt schrecklich aus, verquollen und rot im Gesicht. Warum musste ich überhaupt flennen?? Ich kannte meinen Vater doch nicht, aber es brachte auch die Erinnerung an den Tod meiner Mutter wieder hoch. Mit dem letzten Geld, das ich damals hatte konnte ich immerhin ihr Begräbnis bezahlen und musste dann eine Woche hungern bis ich eine Arbeit gefunden hatte, bei Titus!!


    Es war schon abend geworden bis ich mich endlich beruhigte und auf stand um die Vorhänge vor meinem Fenster zu öffnen. Ich sah hinaus und auf die Straße um die Tageszeit ab zus chätzen. Ich hatte das Gefühl dass ich beobachtet wurde und ich beugte mich vor doch es war wie jeden Tag, die Leute taten immer so als ob ich nicht existieren würde und kümmerten sich um ihren eigenen Kram. Ich zog die Vorhänge zu und nahm eine kleine Tasche in der ich meinen mageren Münzvorrat aufbewahrte, meine Ersparnisse hatte ich unter meinem Kissen verstaut. Irgendwo kreischte ein Baby als ich die Treppen hinunter lief und eine Mann brüllte laut seine Ehefrau an. In dieser Insula war es nie ruhig auch in der Nacht nicht, aber ich habe mich schon daran gewöhnt, denn so lebe ich nun mal!! Etwas anderes kann ich mir nicht leisten.


    Einige Straßen weiter war ein kleiner Blumenstand von einer alten Frau, die schon vor Jahren erblindet war. Ihre Augen waren grau und sie sah immer in die Luft hinauf als ob sie hoffte, dass ein Gott mit ihr noch Nachsicht haben würde. Sie pflückte die Blumen selbst jeden Tag, damit sie ein wenig Geld verdienen konnte und ich kaufte auch immer wieder was von ihr wenn ich ein paar Asse übrig hatte. Und heute brauchte ich die Blumen wirklich und nicht nur, um mein einsames Leben mit schönen Farben zu füllen. Ich wechselte einige Worte mit der guten Frau die wirklich ein Herz und eine liebe Seele hatte, dann setzte ich meinen Weg fort. Ich wusste gar nicht so genau wo ich hin sollte, aber mein Füße trugen mich immer weiter an den Stadtrand und hinter eine hohe Mauer. Die Sonne färbte meine Haare noch röter als sie es schon waren und ich würde nicht mehr viel Zeit haben ehe ich mich als Frau nicht mehr auf den Straßen sehen lassen sollte und ganz besonders hier nicht. Aber ich war so sehr mit dem beschäftigt, was mir Brutus gesagt hatte dass ich die Zeit vergaß.


    Ein krummer Mann mit einer hässlichen Visage zog einen Holzkarren an mir vorbei. Schrecklich!! Schnell kniff ich die Augen zusammen, denn auf dem Wagen lagen zwei Tote, die ganz bleich waren und ihre Augen in den Himmel richteten. Aber es war kein Leben mehr in diesen Augen und das machte das ganze noch schauerlicher. Ein Hügel nach dem anderen lag vor mir, außerdem ein paar aufgeschüttete Gruben und einige grüne Sträucher, die sich wohl nicht nur von dem Regen und der Erde ernährten. Die Würmer würden aus dem Menschen sicherlich guten Dung machen!! Und wieder musste ich mich schütteln vor Grauen, denn zu deutlich stand mir das Bild vor Augen wie die Würmer durch tote Körper krabbelten und sich durch Augen und Innereien fraßen. Morbide war ich noch nie gewesen und fand das ganze hier einfach nur schrecklich. Ich hoffte dass ich nicht auch eines Tages so enden würde.


    Ich kletterte auf einen Hügel, der schon mit Gras bewachsen war, wieder schniefte ich und suchte in der Tasche nach meinem kleinen Tuch, um mich zu schnäuzen. Dann nahm ich die kleinen und blauen Blumen, die ich von der Blumenfrau gekauft hatte. Vergissmeinnicht!! »Vater! Ich habe dich nie gekannt und weiß nichts über dich, außer das was mir Brutus gesagt hat. Doch ich wünschte ich hätte dich kennen gelernt.«
    Immerhin hatte sie seinen Namen erfahren von Brutus!!
    »Ich werde für dich beten, das verspreche ich dir Vater!!«
    Ich legte eine blaue Blume auf das weiche Gras, aber es konnte gut sein dass mein Vater hier nicht lag, weswegen ich mich zum nächsten Hügel auf machte.
    »Vater, den ich nur als Duncan kenne! Bitte grüße meine Mutter von mir!! Und ich wünschte du wärst nicht gestorben und ich wüsste mehr von dir!!«
    Wieder legte ich eine Blume ab und wanderte zum nächsten alten Hügel. Andächtig blieb ich dort stehen, denn ein Rosenbusch wuchs hier und obwohl es Winter war trug er kleine weiße Blüten, die einen lieblichen Duft zu mir schickten. Das war doch sicherlich ein Zeichen!?
    »Vater! Ich werde dafür beten, dass du in das Paradies kommst egal welches du gerne hättest. Ich weiß nicht wie deine keltischen Götter das sehen aber ich werde mich informieren und dann auch zu deinen Göttern beten. Das verspreche ich dir!! Ehrlich!!«


    Als ich die letzten Blumen neben den Rosenbusch legte begann ich wieder zu flennen. Ich sagte ja, dass ich nahe am Wasser gebaut war, hemmungslos schluchzte ich in mein Tuch hinein. Die Schritte und das Knurren eines Hundes hörte ich darum erst zu spät und sah erschrocken in die Dunkelheit, denn es war bereits nacht geworden!
    »Wer ist da?« Zitterte meine Stimme? Ja leider!!

  • Mission: Impossible und ein nächtlicher Angriff



    Ich bin ich und du bist ich? Nein ich bin ich und du nicht ich!! Wenn man sich langweilt können einem schon merkwürdige Gedanken in den Kopf schießen und zwar Gedanken die ein Philosoph haben sollte und nicht eine Amazone, weswegen ich sie gleich aus meinem Kopf verbannte. Mein Auftrag war wichtiger auch wenn er tödlich öde war. Es war eine Insula wie jede andere in Rom vor der ich stand und im Schatten eines benachbarten Eingangs etwas Brot herunter schlang. Irgendwo im dritten Stock wohnte die verwöhnte und rothaarige Göre, auf die ich die nächsten Tage auf zu passen hatte. Ein Sklave eilte schwer bepackt vorbei und übersah mich im Schatten, auch der Händler der laut fluchend auf seinen Sohn ein drosch, der ihm zu faul war. Ich grinste und beobachtete das Spektakel auf der anderen Straßenseite ehe meine Augen einen gut aussehenden Römer fixierten der seinen Weg nach hause suchte. Eine Taube landete vor meinen Füßen und pickte die Krumen fort die ich ihr von meinem Mahl hinter ließ. Ich rührte mich nicht bis die Taube sich neben meinem Fuß sättigen wollte und gab ihr erst dann einen leichten Stoß mit meinen Zehen der sie erschrocken vertrieb. Ich quälte keine Tiere, aber ich wollte nicht dass jemand auf mich aufmerksam wurde.


    Die schreckliche Langweile musste ich noch bis zum abend aushalten und dann kam endlich Bewegung in meinen Auftrag. Die Göre verließ ihr Heim!! Ich hängte mich sofort an ihre Fersen, dabei schön im dichten Gewühl der Menschen bleibend die an diesem milden Winterabend in der Stadt unterwegs waren. Blumen?? Warum kaufte sie Blumen?? Gut das würde bestimmt Brutus brennend interessieren, da sie wahrscheinlich damit ihre Flamme aufsuchen würde und Brutus vor eifersucht schäumen dürfte. Ich grinste jetzt schon bei der Vorstellung, dass unser Lanista darunter zu leiden hatte so wie wir jeden Tag unter ihm litten. Quatsch! Wir litten mehr!!


    Es wurde immer seltsamer als wir schließlich die Massengräber der Armen erreichten und ich ihr Verhalten beobachten konnte. Ich näherte mich so weit es nur ging und ließ die Göre nicht aus den Augen. Flennte die etwa?? Ich lehnte mich gegen einen Baum und sah den fallenden Blumen zu, die hell auf der braunen Erde leuchteten. Vater?? Ich verzog das Gesicht, denn mit der Nachricht würde ich Brutus nicht schockieren können. Ein paar Sterne funkelten schon über meinem Kopf und diese dumme Göre war immer noch nicht fertig!! Wusste sie denn nicht dass es hier draußen gefährlich war bei nacht? Die erschrockene Mädchenstimme machte mich natürlich stutzig und ließ mich auf horchen, sodass ich schnell hinüber sah. Mein Hand schnellte zu meinem Dolch den ich versteckt am Gürtel trug und meine Muskeln spannten sich an und als ich einen schrillen Schrei von ihr hörte, sprang ich aus meinem Versteck hervor und sprintete die wenigen Meter bis zu der Göre rüber. Ich stieß meinen Dolch in die Schulter des Fremden der Deirdre gepackt hatte, griff schnell nach dem Handgelenk der kleinen Göre und zerrte sie flink hinter mir her. Ihr schrilles Kreischen tat mir aber echt in den Ohren weh!! Zudem fing die Kleine an mich auch noch zu kratzen und auf mich ein zu schlagen!! Undankbare Göre!!
    »Hör auf!! Ich helfe dir doch!!«
    Endlich schien sie mich wieder zu erkennen und unterließ ihre hysterischen Angriffe. Ich rannte und sie taumelte hinter mir her, über Felder und an Gestrüpp vorbei und auf die Stadtmauern zu, die wie ein rettender Fels in der Nacht erschienen, denn ich hörte hinter mir wütendes Stimmengemurmel, das Bellen von einem Hund und die Schritte von vielen Männern. Mist aber auch!!


    Noch dummer kam es jedoch, dass das Tor zur Stadt verschlossen war! Wieso war das Tor zu?? Das konnte doch nicht wahr sein!! Schnell drückte ich mich gegen die Mauer und zog die Göre näher heran, damit der Schatten uns verbarg. Ihr ängstliches Schluchzen und Wimmern drang an meine Ohren während ich konzentriert zu lauschen begann.
    »Still Kleines!!«
    Ein Stammeln war ihre Antwort und ich seufzte Schicksals ergeben. Das Blut des Mannes tropfte auf meinen Fuß hinunter und ich hoffte, dass ich ihn wirklich, wirklich übel erwischt hatte. Irgendwo in der Dunkelheit waren Rufe zu vernehmen, eine heisere Stimme und ein ganz schön ordinäres Fluchen. Ich grinste breit!
    »Du bist die Amazone!!« Ich gratulierte der Kleinen zu ihrer wirklich, wirklich schnellen Auffassungsgabe und unterdrückte ein gurrendes, spöttisches und tiefes Lachen. »Ja Süße!!« Wahrscheinlich schüchterte ich die Kleine ein aber das war mir in dem Moment egal, denn ich glaubte dass die Männer näher kamen und mir stand nicht der Sinn nach belangloser Konversation mit einer kleinen Rothaarigen. »Wie heißt du?« Die Kleine konnte jedoch selbst bei dieser Bedrohung ihre Klappe nicht halten, weswegen ich leise und frustriert seufzte. »Lea! Penthesilea!!«
    »Wie die Amazonenkönigin?!«
    »Still!!« Zu spät!! Genau in dem Moment kamen sie aus der Dunkelheit und riefen laut: »Da sind sie!!«
    Den ersten konnte ich noch zu Boden werfen und ihm meinen Dolch in den Hals rammen, dem Zweiten erging es nicht minder übel und einen Dritten streifte ich halb, doch dann spürte ich einen schrecklichen Schmerz in meinem Kopf, hörte das Kreischen der Kleinen und mir wurde schwarz vor Augen. Und ich dachte ich würde in der Arena sterben und nicht auf einem Totenfeld vor der Stadt!!

  • Wie kann es sein, dass ich, der Ich bin, bevor ich wurde, nicht war, und dass einmal ich, der Ich bin, nicht mehr Der-ich-bin sein werde?


    Aua!! Gut ich war nicht tot denn wenn man tot ist verspürt man doch keinen Schmerz!?! Oder etwa doch? So ein alter und wahnsinniger Eremit hatte mir mal von einem ungemütlichen Ort erzählt zu dem die bösen und verlogenen Menschen kamen und ich war mir nicht so sicher ob ich zu den guten Mädchen gehörte. Seltsam was einem durch den Kopf geht wenn man gerade dabei ist aus einer Bewusstlosigkeit zu erwachen. Mein Kopf fühlte sich drei Mal größer an und er schmerzte höllisch und ich hatte das Gefühl einer schlug mir mit einem Schmiedehammer gegen die Schädelplatte, aber von innen!! Ich musste reichlich gestöhnt haben denn irgendjemand näherte sich und zerrte an mir herum. Meine Arme waren auf den Rücken verdreht und ich lag auf kaltem und nacktem Boden. » Sie wird wach!!« Als Antwort stöhnte ich und versuchte mich gegen die Fesseln zu stemmen, doch es war nichts zu machen da sie zu fest um meine Handgelenke gebunden waren. Der Tritt in meinen Bauch war auch nicht von schlechten Eltern und ich krümmte mich hustend zusammen. Irgendjemand packte mich an den Haaren und drehte meinen Kopf in eine strahlende Lichtquelle weswegen ich meine kaum geöffneten Augen wieder zu kniff. »Was für eine Furie!! Ein Mann tot und einer fast am Jordan!!«
    »Haben sie was gesehen?«
    »Die Kleine bestimmt und bei der Furie weiß ich es nicht. Aber sie stecken zusammen unter einer Decke.«


    Na toll!! Die Kleine schien das Pech anzuziehen und mich mitten hinein. Ich gewöhnte mich an das Licht und aus dem hellen Weiß erschien eine schwarze Kontur, die sich über mich beugte. Die Fesseln rieben an meinen Handgelenken ganz furchtbar und meine Zunge war ein lebloser Pelz in meinem Mund. »Dann lösche ihnen beiden das Lebenslicht aus und werfe sie in die Gruben und heute noch. Wir haben Arbeit zu tun.« Ich stemmte mich gegen die Fesseln aber sie waren zu fest um meine Handgelenke gebunden und nehmen mir hörte ich ein erschrockenes Japsen. Ich sah hinüber und erkannte die Kleine mit dem Feuerhaar und die mich in den ganzen Schlammassel gezogen hatte. Als sich meine Augen endlich an das Licht gewöhnt hatten konnte ich mich in dem Raum umsehen, der sich als eine sehr heruntergekommene Bruchbude zeigte und ich konnte sogar eine Ratte in der Ecke entdecken. Ich grinste ohne es zu wollen, denn ich fragte mich ob die Kleine wegen der Ratte oder der Aussicht zu sterben ängstlicher war. Ich tippte eher auf die Ratte!!
    »Kümmere dich darum, Takis!! Ich will die Weiberl heute abend nicht mehr sehen sondern sie in den Gruben wissen. Verstanden??«
    Ich konnte den Mann nicht erkennen, denn er hatte mir den Rücken zu gewandt, aber seinen Schlächter sah ich umso genauer da das Licht ihm direkt ins Gesicht leuchtete. Ein bäurischer Kerl mit breiten Schultern und einer reichlich dämlichen Visage!! Der andere verschwand und das ohne uns noch zu beachten. Takis packte die Kleine am Arm und riss sie unsanft auf die Beine, doch vor mir hielt er vorsichtigen Abstand obwohl ich doch gefesselt war und das weckte bei mir ein gehässiges Grinsen. »Komm mit!!«
    Hielt der mich für bescheuert?? Wie ein Lamm sollte ich auf die Schlachtbank folgen?!? Nun ja, noch hatte ich keinen Plan und vielleicht würde sich noch eine Gelegenheit bieten. Mühsam erhob ich mich von der armseligen und löchrigen Decke und stampfte kräftig auf, da meine Beine eingeschlafen waren und enorm prickelten. Danach folgte ich dem Kerl und sah dabei reichlich finster aus. Er sollte ja nicht denken dass er sich nicht vor mir in acht nehmen sollte!!

  • Deirdres Todesangst


    Todesangst!! Ich hatte noch nie solche Angst in meinem Leben und mir schlotterten die Beine ganz schön gehörig!! Freilich den schlimmsten Ärger in meinem Leben hatte ich mit Massenschlägerei und den blöden Anmachen unserer Gäste erlebt. Ich wurde zehn Mal von einem Taschendieb in Rom bestohlen und das war wirklich etwas völlig normales in Rom, denn die Langfinger gab es dort reichlich. Aber so etwas wie heute war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert!! Ich würde sterben und keine würde davon erfahren und als ich von dem miesen Dreckschwein aus der echt üblen Absteige gezerrt wurde liefen mir bereits die Tränen über die keltischen Wangen. Denn ich bemitleidete mich jetzt schon und wusste, dass es niemanden geben würde der mir Blumen auf die Grube legen würde oder auf alle Gruben in denen ich vielleicht liegen könnte. Aus dem leisen Weinen wurde bei dem Gedanken ein hemmungsloses Schluchzen. »Hör auf!!« Die groben Worte besserten meinen Tränenfluss freilich nicht, sogar der Gegenteil war der Fall, denn ich musste noch sehr viel mehr heulen deswegen. Ich hörte sowohl von dem baldigen Mörder meiner Person als auch der wilden Amazone die mir genauso Angst einjagte ein verächtliches Schnauben. Aber was sollte ich denn tun?? Ich bin nun mal keine Heldin und keine Halbgöttin!! Ich bin nur eine einfache Schankmaid, deren einzige Hoffnung es war eines Tages einen gut aussehenden Mann zu treffen, der sich um mich eben kümmern konnte und dann würde ich drei oder vier Bälger in die Welt setzen und eines Tages meine Enkelkinder hüten. Nix da!! Ich sollte heute sterben und die Aussicht niemals meinen Enkelkindern von ihren keltischen Vorfahren zu erzählen ließ mich schier verzweifeln. Und natürlich dass ich sterben sollte!! Ich war doch noch viel zu jung zum sterben!!


    Es war immer noch nacht draußen als wir durch die Straßen vor der Stadtmauer taumelten. Wo das genau war wusste ich nicht denn es hatte mich hier noch nie hin getrieben, aber es sah reichlich arm aus und es war nicht die Subura denn die kannte ich doch recht gut. Der Mond leuchtete hell über unseren Köpfen und es war eine richtig idyllische Nacht, doch das minderte meine Verzweiflung nicht. Ich schniefte leise in einer Pause meiner Heulanfälle und neben einem alten und schon toten Baum blieben wir stehen , dessen Stamm anscheinend mal durch einen Blitz gespalten wurde und die Krone mit ihren schwarzen Ästen lag auf dem Boden. Mir tat der Baum gehörig leid, aber mir tat jetzt gerade alles leid und ganz besonders ich selbst. Ich war doch noch viel zu jung und ein armer Wurm der es nicht verdient hatte zu sterben!! Das Heulen ging wieder los und ich sah verzweifelt zu der mutigen Amazone, denn wenn jemand uns retten könnte dann wohl doch diese Frau!?! Interessierte sie sich überhaupt für mein Schicksal?? Aber sie würde doch genauso sterben dennoch versuchte ich es bei dem Kerl der uns ermorden sollte.
    »Bitte!! Bitte ich will noch nicht sterben. Ich kann dir Schmuck geben und wenn du in die Taverne am Collosseum kommst kannst du immer umsonst essen!! Versprochen!! Und ich!?«
    Meine Stimme versagte und ich wusste nicht was ich ihm sonst für mein Leben anbieten könnte. Gut auf das nächste kam ich nicht denn ich war noch Jungfrau und ziemlich prüde damals oder sagen wir eher scheu!! Selbst meine Gedanken drehten sich nicht darum, obwohl ich genug eindeutige Angebote erhalten hatte in meinem Leben. Dann bekam ich einen anderen Geistesblitz und ich sank auf die Knie und schluchzte herzbrechend. »Bitte!! Ich flehe dich an.«



    Sim-Off:

    Huhu ^.^/ wenn jemand uns retten will ist er oder sie gerne eingeladen. Und bei Verwirrung wegen Lea und Deidre kann man mir gerne eine pm schicken *.*

  • Über den Dächern von Rom leuchteten die Sterne. Eine wunderbare Aussicht war das von hier oben auf der Stadtmauer, und ein schöner Spaziergang dazu. Ich war unterwegs zur Wachkontrolle, ging oben auf dem Wehrgang entlang, und tauschte mit den Wachtposten auf meinem Weg die immer gleichen Worte aus, deren Einförmigkeit beruhigend war, und ihnen für mich einen fast rituellen Sinn verlieh:
    “Parole?“
    "Quis custodiet ipsos custodies.”
    ”Salve Centurio!”
    “Nuntio, Miles!”
    ”Nihil novi, Centurio!”
    Im Inneren der Stadt hatten seit Anbruch der Dunkelheit die Vigilen übernommen, aber die Mauern bewachten immer noch wir, unermüdlich, auch wenn der nächste Feind tausende Meilen entfernt stand. Gut, manche der Männer sahen schon etwas müde aus. Ich hoffte nur, dass ich niemanden schlafend vorfinden würde, aber das Klacken meiner Caligae auf dem steinernen Boden des Wehrganges wenn ich mich näherte, würde wahrscheinlich jeden Posten rechtzeitig aufwecken.


    In der Ferne bellte ein Hund. Ich hing meinen Gedanken nach, und ließ im Gehen den Blick über die Landschaft vor den Toren schweifen. Felder und Sträucher, Grenzsteine, Hügel und eine Strasse, die sich von Pinien gesäumt in der Ferne verlor, und über allem lag der schwache Glanz des Sternenlichtes. Am Horizont zeigte sich nun auch der Rand des Mondes, der sich langsam hinter den Hügeln hervorschob, und mit seinem träumerischen Licht die Szenerie weiter erhellte. Jetzt erst bemerkte ich, dass es sich bei dem Flecken, die mir eben bei meinen Betrachtungen so idyllisch erschienen war, um die Gegend handelte in der die „Gruben“ lagen, in denen die Leichen derer, die nicht für ihre Bestattung vorgesorgt hatten, landeten.
    Gleich schien mir der leichte Abendwind kälter zu werden. Das raue Kläffen des Hundes war noch immer zu hören, klang trostlos, und rief in mir den Gedanken wach, ob wohl manche der Toten dort draußen noch umgingen, als verlorene Seelen… Schaudernd zog ich mein Sagum fester um die Schultern, und ging etwas schneller. Ich näherte mich einem Stadttor, und es drangen Stimmen an mein Ohr. Ich nahm die kleine Treppe, die an der Innenseite der Mauer hinab führte, und trat zu den Soldaten, vier an der Zahl, die sich über irgendetwas berieten, dann aber Haltung annahmen und grüssten.
    “Salve Centurio!“
    “Salvete Milites. Nuntio!”

    Ein grosser, bärtiger Soldat berichtete mir:
    “Vor einer viertel Hora, Centurio, gab es einen Tumult vor dem Tor. Lärm, Frauengekreisch. Wir hatten das Tor bereits für die Nacht verriegelt, da hier keine Karren durchkommen, und bis wir es aufgesperrt hatten, waren die Gestalten schon wieder verschwunden. Nur der da nicht.“
    Mit diesen Worten wies er auf einen reglosen Umriss im Schatten der Mauer. Ich ging hin, und ließ mir leuchten. Da lag ein Toter, ziemlich ausgeblutet, mit einer sauberen Stichverletzung am Hals. Ich beugte mich über ihn, achtete aber sehr darauf, ihn nicht zu berühren. Abgerissen sah er aus und heruntergekommen, aber kräftig, und neben ihm lag eine unsaubere Sica. Auf den ersten Blick schien es ein Messerstecher zu sein, wie man unzählige in den Elendsvierteln findet.
    “Wir sind ein Stück hinterher“, sprach der Soldat weiter, “waren aber nur zu zweit und konnten den Posten nicht verlassen, also habe ich die Kameraden in der nächsten CU-Station benachrichtigt.“
    Er wies auf zwei der Soldaten, und dann sahen sie mich alle fragend an. Ich überlegte. Wahrscheinlich waren die Mörder schon über alle Berge, außerdem sah das Opfer nicht nach einem unbescholtenen Bürger aus. Wenn ich hätte raten müssen, hätte ich auf eine Bandenangelegenheit getippt. Aber trotzdem, wir mussten der Sache nachgehen, und wenn da eine Frau geschrieen hatte sowieso.
    “Wieviele Männer waren es denn?“
    “Schwer zu sagen, es war zu dunkel. Drei oder vier vielleicht.“
    “Wir gehen raus und versuchen sie zu finden.“
    , beschloss ich, und befahl den beiden Soldaten die nicht das Tor bewachen mussten, mit mir zu kommen. Wir nahmen Blendlaternen aus der Wachstube mit, und machten uns auf, traten unter dem Bogen des Stadttores hindurch aus der Stadt hinaus.


    Eine Blutlache auf dem Weg kündete noch von dem Kampf, und ein Stück weit ließen sich Blut- und Schleifspuren recht gut verfolgen. Die schaurige Umgebung, und die Ungewissheit wen wir da verfolgten, machten die Sache für mich ziemlich aufregend, aber natürlich versuchte ich ganz ruhig und gelassen zu wirken. Leider verloren sich die Spuren bald zwischen den Hügeln. Wir versuchten lange und ausführlich sie wiederzufinden, der Mond stieg dabei immer höher, dann stießen wir auf einen Weg, den wir mit abgeblendeten Laternen längere Zeit entlanggingen, aber wir trafen auf keine Menschenseele. Schließlich befahl ich umzukehren, und müde machten wir uns auf den Rückweg. Das war wohl nichts… nur eines der vielen Verbrechen die täglich passierten und ungeahndet blieben.
    Schon war die Stadtmauer wieder in Sicht. Mein Scutum wog schwer, und und meine Gedanken flogen mir voraus zu meinem Bett in der Castra – als ich so etwas wie ein Schluchzen zu vernehmen meinte.
    Ich hob die Hand und gebot den beiden anderen stehen zu bleiben. Ja, da war was. Ich steckte die Bänder meines Cingulum militare hinter den Gürtel, damit sie nicht klimperten, stellte die Laterne ab, und ging leise – oder sagen wir: so leise wie das eben möglich ist, in Rüstung – in die Richtung. Hier standen einige schiefe und krumme Hütten, in denen es dunkel war, und überall lag Abfall herum.
    Der Mond liess die Konturen der Dinge mit geisterhafter Deutlichkeit hervortreten. Ich bog um eine Hausecke und sah einen toten Baum, der die verbliebenen Äste wie verkrüppelte Finger gen Himmel reckte. Wieder musste ich an den Spuk denken… Aber das Geräusch war deutlicher, und bei dem Baum konnte ich nun tatsächlich vage drei Gestalten ausmachen. Ich zog mich hinter das Haus zurück, winkte den beiden anderen, und versuchte ihnen mit knappen, Parthien-erprobten Gesten klar zu machen, dass sie den Platz umgehen, und sich von hinten nähern sollten, während ich von vorne kam, und dass wir versuchen würden, die Leute zu überwältigen. Da die beiden nicht in Parthien gewesen waren, musste ich den Plan noch mal flüsternd erläutern (was leider nicht halb so professionell aussah), dann verschwanden sie in der Nacht.


    Ich zog mein Gladius, und ging mit klopfendem Herzen, gebückt hinter einem Gesträuch in Richtung des toten Baumes. Die Stimmen wurden deutlicher. Eine Frau flehte um Gnade! Zu viel Zeit sollte ich mir jetzt nicht mehr lassen! Aufgeregt pirschte ich mich näher heran, aber prompt trat ich auf einen Ast, der mit lauten Knacken zerbrach. Und als das Geräusch die Nacht durchdrang, und ich vor Schreck zusammenzuckte, klirrte meine Rüstung. Verdammt. Jetzt hatten sie mich sicherlich bemerkt.
    Vor lauter Anspannung biss ich mir fest auf die Lippe, und beschloss, dass ich jetzt eben die Ablenkung sein musste, und hoffte, dass die anderen nicht zu lange auf sich warten ließen, und vor allem, dass sich da vorne im Schatten nicht noch weitere Sicarii verbargen! Ein stummes Stossgebet zu Fortuna auf den Lippen, richtete ich mich auf, und brach durch das Gebüsch auf die drei Gestalten zu.

  • Amicus certus in re incerta cernitur


    Mein Körper zitterte wie Espenlaub, meine Hände fühlten sich eisig und kalt an und durch meine Eingeweide bohrten sich kleine Insekten die nicht wie zarte Schmetterlinge von den lieblichen Gefühlen der Verliebtheit flüsterten, sondern brutal mit ihren Greifzähnen die Todesangst durch mein innerstes trieb. Ein Gladiator hatte mir mal erzählt dass ein richtiger Krieger immer mit dieser Angst zu kämpfen hatte und gerade aus dieser seine Kraft bezog. Gut er war stockbesoffen als er mir das anvertraute aber es zeigte mir wieder dass ich nun mal keine Kriegerin war. Ich fühlte mich einfach nur ohnmächtig und hilflos dem guten Willen des potentiellen Mörders ausgeliefert. Schlamm und Dreck klebten an meinem Kleidchen das ich angezogen hatte um eine gute Figur in der Gladiatorschule zu machen und jetzt sollte es mein Totenhemd werden, hier im Schatten eines toten Baumes. Ich armer Wurm!! Meine Haare auf den Armen richteten sich auf und ich bekam eine ganz schreckliche Gänsehaut als ich den Stahlblick des Bezahlten sah. Kein Mitleid, kein Wohlwollen oder menschliche Regungen rührten sich dort wo ich mir Milde erhoffte. Mist aber auch!! Ich schluchzte noch herzergreifend auf und legte den lieblichsten und mädchenhaftesten Dackelblick auf den ich hin bekam. Fehlanzeige!! Ich hätte genauso gut versuchen können die Felsen von Gibraltar in die Höhe zu stemmen oder die eifersüchtige Juno milde zu stimmen bei den Affären ihrer besseren Hälfte. Dieser Mann war fest entschlossen unserem Leben ein Ende zu machen und ich bekam das auch am eigenen Körper zu spüren als er brutal nach meinem Haar griff und meinen Kopf zurück zerrte. Ich schrie schrill auf und hört bei all dem Schreck die verdächtigen Geräusche bei denen ich vielleicht etwas Hoffnung geschöpft hätte nicht.


    Ich bemerkte auch nicht dass der Kopf der Amazone sich in die Dunkelheit richtete und sie ihre Augen suchend auf die braunen Hügel richtete. Auch der Mistkerl der seine Pranke schmerzhaft in mein Haar vergrub sodass der Schmerz mir noch mehr Tränen in die Augen schickte war aufmerksam geworden. Er hielt das rostige Messer über meiner Kehle wie das Cicero-Damoklesschwert über meinem Kopf. Der Wind heulte über uns, es raschelte und dann klirrte es hinter mir. Absurd war es aber dieses Geräusch hinter mir jagte mir einen Mordschrecken ein!! Dabei war doch die größte Bedrohung da vor mir mit seinem gezückten Messer und dem festen Willen meine arme und unschuldige Seele über den Jordan zu schicken. Ich schluchzte auf und wimmerte vor Angst!!
    »Ein Hund!!« Was meinte die Amazone denn damit?? Mein Tränenschleier zeichnete alle Konturen weich und verwischte die Grenzen von Körpern sodass ich kaum noch meinen Mörder von der dunklen Amazone unterscheiden konnte. »Hrmpf!« Der Dreckskerl schien sich nicht der Meinung an schließen zu können und gaffte weiter misstrauisch in die Dunkelheit. Aber der Typ schien mehr was von einem Maulwurf zu haben, denn er kniff die Augen kurzsichtig zusammen und zuckte mit der Nase als ob er einen Wurm gewittert hätte den er zu gern verschlingen wollte. Hätte er meine Haare nicht so fest gepackt würde ich ja meinen Kopf dort hin wenden um zu sehen was der Stein des Anstoßes war, aber der Kerl zog so fest an meinem roten Schopf dass ich immer wieder leise Schmerzensklagen heraus quiekte aber rühren konnte ich mich so nicht!! So sah ich natürlich nicht die Person die Hoffnung in mir geweckt hätte!!


    Irgendwann später würde ein sehr genialer Mensch sagen dass die Zeit ein Ausdruck subjektiver Empfindung wäre und ja das war wirklich so!! Eine Unendlichkeit verging mit dem rostigem Messer vor meiner verletzlichen Kehle und doch waren es in Wirklichkeit nur ganz wenige Sekunden die in meinem Leben passierten. Plötzlich verschwand das Messer vor meinen weit aufgerissenen Augen und ich spürte einen scharfen und echt fiesen Schmerz als mir der Kerl einige Haare vom Kopf riss aber dann doch los ließ. Ich sah verdutzt vor mich und versuchte die Tränen aus meinen Augen zu blinzeln doch ich erkannte nur ein Gewirr aus Körper, aber anscheinend hatte sich die Amazone auf den Widerling gestürzt.
    »Lauf Kleine!!«
    Das musste sie mir wirklich nicht zweimal zu rufen mit ihrer tiefen und jetzt heiseren Stimme und ich rappelte mich schnell auf um in die andere Richtung zu fliehen. Gut ich war ein ganz erbärmlicher Feigling, denn die Amazone kämpfte dort mit ihren Händen auf dem Rücken gebunden und ich hatte nur im Kopf wie ein ängstlicher Hase davon zu hoppeln aber ich war doch nun mal keine Heldin!! Ich kam nicht weit denn meine Füße verfingen sich in den ausgetrockneten Wurzeln des toten Baums, ich spürte wie meine Füße ab hoben, mein Körper eine Sekunde durch die Luft segelte und völlig ungraziös und mit einem lauten Klatschen auf dem Boden auf traf und das auch noch mitten im Matsch. Nicht nur Schlamm, Erde und schwarze Baumteile sah ich vor mir sondern auch ein Paar Schuhe, also die Rettung!!! Ich hob mein Kopf an und konnte nicht erkennen wer da über mir thronte doch es wirkte irgendwie beruhigend. »Hilfe!!« Japsend packte ich seinen Fußknöchel und klammerte mich an ihn als ob er der Rettungsanker auf hoher See und auf einem sinkenden Schiffswrack wäre. »Hilfe bitte, hilf uns der Kerl will uns umbringen!!« Wie der Unbekannte der Amazone helfen sollte wenn ich ihn mit meinen Händen schraubstockartig hielt darüber dachte ich nicht eine Sekunde nach. Ich hörte sehr wohl ein Stöhnen hinter mir selbst wenn ich nicht sah dass die Amazone ihre Not hatte mit dem Kerl, aber ich war völlig von Sinnen in meiner Todesangst und ähnelte einer Ertrinkenden die sich verhängnisvoll an ihren Retter klammerte.

  • Viele meiner Mitsoldaten rühmen sich einer tiefen Verbundenheit mit Mars. Ich für meinen Teil trage zwar immer noch mein Mars geweihtes Ancilium-Amulett, aber eigentlich halte ich Fortuna für viel wichtiger. Ein Soldat kann so mutig und so fähig sein wie er will, wenn er im falschen Moment über einen Stein stolpert, dann kann das sein Ende bedeuten. Pech kann einen Helden in den Augen der Welt zum Würstchen machen, und Glück kann… naja, ich glaube der Gedanke ist klar. Ich habe immer ein gutes Verhältnis zu Fortuna gehabt, sie hat oft ein besonderes Auge auf mich geworfen, (mal abgesehen von dem mangelnden Glück in der Liebe, aber das lag vielleicht auch an Amor), aber heute Nacht trieb sie ihre Scherze mit mir.
    Schwert voran stürmte ich in die Szene, kühn entschlossen die arme Frau zu retten und die/den Banditen dingfest zu machen, kurz: heute ein Held zu sein! Jedoch, ich kam nicht weit, denn was ich übersehen hatte, das waren die Schlammlöcher auf meinem Weg. Tief sank ich ein, bis über die Knöchel, es quatschte und schmatzte, ich kämpfte um mein Gleichgewicht, und riss meine Füße eilig wieder aus dem Morast, der sie nur widerstrebend freigab. Vor mir war ein Handgemenge zwischen zwei der Personen losgebrochen, und eine Frau rannte auf mich zu, kurz beschien das kalte Mondlicht voll ihr furchterfülltes junges Gesicht, dann fiel sie, landete vor mir, und krallte sich, um Hilfe flehend, wie ein Schlingpfanzengewächs, wie ein Würgefeigenbaum panisch um meine Beine - was zusammen mit dem Morast und meinem Vorwärtsstreben eine ganz schlechte Kombination ergab.
    Jetzt wäre der Moment gewesen, schneidig so etwas zu sagen wie: ’Keine Angst junge Dame, Diesem Schurken werde ich schon Manieren beibringen, er wird Dich nie wieder belästigen’, aber bevor ich über das “Keine Angst…“ hinauskam, war ich schon über sie gestolpert, fiel… und landete längelang neben ihr im Schlamm. Es platschte. Es roch gammelig. Ich stöhnte. (Das erinnerte mich fatal an die Sache mit Hannibal, dem Baumstamm und dem Tiber. Und ab dem Vorfall war dann alles schief gegangen.)
    “Oh Fortuna.....“


    Kalter feuchter Schlamm schmiegte sich an meine Seite. Fluchend und strampelnd versuchte ich, mich zugleich aus der Umklammerung der Arme und des Sumpfes zu lösen.
    “Verdammt noch mal, lass mich sofort los! Jolín! Bei Plutos fauligem Atem, lass mich auf der Stelle los, Mädchen!“
    Sobald ich mich irgendwie befreit hatte, rappelte mich auf, holte tief Luft und brüllte in Kasernenhoflautstärke und sehr energisch:
    “Halt! Cohortes Urbanae! Ihr seid umzingelt! Sofort die Waffen fallen lassen!!!“
    Man konnte es ja mal versuchen. Ausserdem sollte meine Verstärkung hören, dass sie sich beeilen sollten. Aber was war denn das – eine der beiden kämpfenden Personen sah äußerst weiblich aus. Und dazu konnte ich jetzt erkennen, dass sie gefesselt war! Das war gleich zweimal unfair, und damit war nun auch klar, wer von den beiden hier der Schurke war. Schlamm tropfte von meinem Gladius, als ich so schnell ich konnte, die letzten Schritte überwand, um der armen bedrängten Frau – die erstaunlich agil war! – beizustehen.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ich bin geschmeidig wie ein Schilfrohr, ich bin schnell wie der Wind, ich bin wendig wie eine Gazelle und ich bin bin stark wie eine Löwin. Schön wäre es, doch manchmal erinnerte ich mich an die Worte aus der Heimat meines Vaters die ich in jungen Jahren erhaschte und ich wünschte mir dass es so wäre. Ich stöhnte als der Dolch über meine Haut fuhr und dort einen blutigen Schnitt hinter ließ. Die Fesseln schnitten mir in die Handgelenke doch ich versuchte weiterhin mich von ihnen zu befreien, dabei trat und schlug ich so gut ich konnte mit meinem Kopf, Füßen und dem Rest meines Körpers nach dem Meuchelmörder. Wir wälzten uns im Schlamm und ich bekam auch von dem Schmant in meinen Mund den ich würgend und spuckend wieder los werden wollte doch ein Schlag in meinen Magen verhinderte es und ich schluckte sogar von der Erde. Ob die Kleine fliehen konnte wusste ich nicht denn ich war zu sehr mit dem Kampf beschäftigt und damit dem scharfen Dolch auszuweichen der mich immer wieder aufspießen wollte. So bemerkte ich auch von dem Zusammenprall der Kleinen mit dem Soldaten reichlich wenig und auch nicht dass sie wie von einer Peitsche getroffen den tüchtigen Soldaten wieder los ließ, aber sich nicht aus dem Matsch erheben konnte. Der Schmerz zog sich in meinem Bauch heftig zusammen und wäre nicht die Ausbildung der letzten Jahre gewesen, ich hätte mich nur noch stöhnend auf dem Boden gewälzt, doch so schnellte ich mit dem Kopf vor und verpaßte dem Kerl eine gehörige Kopfnuss sodass das Blut aus seiner Nase plätscherte. Für einige Sekunden hatte ich Luft in der er sich mit der Hand über die Nase wischte und wütend den Dolch hob, um mich wohl endgültig zu erledigen.


    Ich vernahm laut und deutlich die Worte Cohortes Urbanae und nutzte die Irritation mit der der Kopf des Kerls herum schnellte, um meinen Fuß nach oben zu stoßen und ihm einen ordentlichen Tritt in sein Gemächt zu verpassen. Japsend klappte der Kerl zusammen und bohrte seine Faust in die schwarze Grabeserde unter denen die Knochen und Körper vieler hundert Menschen von Würmern und Maden zerfressen wurden und sich irgendwann auflösen würden. Obwohl meinem Gegner schon die Tränen in die Augen schoßen und er mühsam noch Luft in seine Lunge bekam sondierte er schnell die Lage und schien mehr zu sehen als ich, denn er wankte und kam ächzend auf seine Beine. Irgendwie verzogen Männer doch alle gleich eine Grimasse wenn man ihre empfindlichste Stelle traf und ich spürte einen kleinen Triumph. Gehetzt und fahrig wankte er einen Meter, ließ dann den Dolch fallen und begann los zu rennen, aber in die falsche Richtung!! Scheinbar hatte er die Verstärkung ausgemacht und hoffte sein Heil von der Stadt weg und zu dem toten Baum hin zu finden, denn seine Sinne mussten ihn schon so sehr täuschen dass er nicht mehr ausmachen konnte woher die Stimme gekommen war. Hart prallte der Mann auf den Centurio Decimus Serapio und riss erschrocken die Augen auf, nicht ohne noch schnell zu reagieren und seine Faust nach vorne zu stossen, wobei er blindlings zu schlug ... ...

  • Finster war es auf einmal. Eine Wolke musste sich vor den Mond geschoben haben. Ich hörte die Geräusche des Zweikampfes, spürte den Schlamm, der schwer an meiner Tunika klebte, das vertraute Gewicht meiner Rüstung, und den festen Knauf des Schwertes in meiner Hand. Mondstrahlen, einzelne Mondstrahlen sickerten durch das Gewölk, und zeigten mir die massige Gestalt, die sich aus dem wilden Handgemenge erhob, einen Augenblick schwankte, dann losrannte. Genau auf mich zu. Der Mond, die Hügel, der Feind... Genau wie damals.


    Schlagartig verloren die Dinge an Substanz, rückten weit fort von mir. Mein Herz begann zu rasen, ein eiserner Reif legte sich um meine Brust, und wurde enger, und schnürte mir die Luft ab, als ich da stand, ich blutjunger Legionär, nach meinem ersten Gefecht, verstört, von meiner Truppe getrennt, ganz auf mich allein gestellt, ohne Scutum, irgendwo in den öden Hügeln zwischen Euphrat und Edessa, und den Feind näherkommen sah. Ich träumte meinen Albtraum, mein Arm war ganz schwer geworden, meine Füsse schienen mit dem Boden verwachsen, und der Parther stürzte auf mich zu, holte mit dem Krummschwert aus, der Bastard, wollte mich töten! Mir den Kopf abschlagen, so wie wir das mit seinen Leuten gemacht hatten... Mit schreckensweiten Augen starte ich ihm entgegen, totenbleich, wie gelähmt von dem alten Entsetzen, das mich mit seinen grausamen Fäusten erneut gepackt hatte und im Würgegriff hielt.
    ("Hattet ihr keine Angst?", hatte man mich neulich erst gefragt, und ich darauf, vollmundig: "In solch einer Situation darf sich ein Soldat Furcht nicht leisten." Von wegen.)


    Erst als er schon ganz nah war, übernahm auf einmal das Antrainierte, und ich reagierte ohne mein Zutun, drehte mich zur Seite, als er sich gegen mich warf, so dass der Schwung zum Teil ins Leere ging, trotzdem war der Anprall noch heftig genug, um mich rücklings gegen den Baum taumeln zu lassen, meine Rüstung klirrte und da kam schon das Krummschwert auf mich zugeschnellt.... oder war es nicht eher eine Faust? - wie das so ist, im Traum, es war gut möglich, dass es beides war, oder vielleicht auch keines von beiden. Ich riss den Kopf zur Seite, wich dem plumpen Hieb aus, der an meiner statt das tote Holz traf, morsche Rinde flog, und zugleich ripostierte ich, unter seinem zum Schlag erhobenen Arm hindurch, mit noch immer weiten starren Augen, schwer atmend, die Zähne fest in die Unterlippe gegraben. In seinem Bestreben mich umzubringen hatte der Drecksparther seine Deckung doch sehr vernachlässigt, und in einem tiefen Stich führte ich meine Klinge von unten schräg aufwärts, auf die so verletzliche Region des Bauches zielend, stieß ich mit voller Kraft zu!

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Widerlich!! Schlamm und Erde hatten sich in meinen Mund verirrt und ich lag der Länge nach im Dreck. Eben noch hatte ich den Fuß des Soldaten fest in meinen Griff und schon plumpste der Mann schwer auf mich, was mir ein schrilles Schmerzfiepen entlockte. Erschrocken hatte ich den Soldaten sofort wieder los gelassen und versuchte Luft zu holen, was mir nicht sonderlich gut gelang. Dunkelheit, Kampfgeräusche und die eisige Kälte des Bodens umfing mich und ich war für einige Sekunden völlig gelähmt von der Angst, denn ich wollte weder sterben und sonderlich mutig war ich nun mal nicht. Aber während ich da noch im Schlamm lag passierte alles um mich in wahnwitziger Geschwindigkeit und noch während ich heftig hustete und nach Atem schöpfte hörte ich das Röcheln unseres gedungenen Mordbübel und im nächsten Augenblick plumpste sein Körper direkt neben mir auf den Boden. Seine aufgerissenen Augen starrten mir direkt ins Gesicht und eine kleine Spur von Blut floss aus seinem Mund, vermengte sich mit seinem schaumigen Speichel und bildete kleine rote Blasen. Schockiert und gleichzeitig fasziniert betrachtete ich ihn aus nächster Nähe und sah wie sich seine Augen trübten. Natürlich war das nicht der erste Tote, den ich zu Gesicht bekam aber hier war es doch so viel unmittelbarer und ich hatte noch nie einen Mann so sterben sehen und das nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Gut es erschütterte mich schon ein bisserl und ich musste kräftig schlucken, aber die Gefahr schien damit gebannt zu sein. Sicherheitshalber blieb ich noch einige Sekunden im Matsch liegen ehe ich mich ganz vorsichtig hochrappelte und mich umsah.


    Einige Wolken zogen davon und zwischen dem Riss erschien sanft das weiße Mondlicht so als ob Luna bei dem Töten nicht hatte zusehen wollen aber jetzt wieder zufrieden schien, dass das Scharmützel vorbei war. Die Amazone kniete und der rettende Soldat stand ja fast gleich neben mir und im schwachen Licht konnte ich sein Schwert feucht glänzen sehen. Es tropfte von der Schwertspitze und es war sicherlich das Blut des gemeinen Verbrechers. Ich war gehörig beeindruckt von dem Mut und der Tapferkeit, die der Mann gezeigt hat für uns beide denn das war in Rom und zu unserer Zeit wirklich nicht selbstverständlich!! Und selbst wenn die Nacht viel verbarg und wenig offenbarte schien es mir doch, dass der Soldat außerdem ziemlich gut aussah. Mit all diesen Erkenntnissen kam ich dann doch endlich wieder auf meine eigenen Füße und schlagartig wurde mir bewusst, dass ich wie ein Schlammmonster aussehen musste. Erde in meinen Haaren, Matsch im Gesicht und Schlamm über und über an meinem dünnen Kleid, das sich jetzt unvorteilhaft in Falten an meinen Körper presste. Na toll!! Der erste Eindruck zählte bekanntermaßen und der war vergeigt, denn ich würde von dem attraktiven Soldaten wohl immer nur als die hysterische, weinende, panische, dumme, mit Schlamm besudelte dumme Göre gelten. Verlegen kaute ich auf meiner Unterlippe und versuchte dabei meine schlammigen Haare nervös zu ordnen. Die Amazone beachtete ich augenblicklich nicht sondern grübelte darüber nach was ich denn als Dank an Decimus Serapio richten konnte. Aber ich war viel zu verschämt und verlegen wegen all der braunen Masse an mir und darum schwieg ich. Auch als die Amazone sich mühsam auf die Beine kämpfte, ihre zerzausten und ebenso erdigen Haare zur Seite wischte und den Soldaten weit weniger schwärmend anschaute. Wie gut dass ich keinen Spiegel hatte, denn dann hätte ich mich wegen meines dämlichen Mädchen-Glotz-Vergötter- Ausdrucks wahrscheinlich selbst geohrfeigt.


    »Danke!!« Wie widerwillig das von der Amazone kam als sie sich mit der Hand über den Schnitt fuhr und dabei misstrauisch auf Decimus Serapio schaute. Dabei hatte er uns gerettet und gehörte eindeutig zu der Soldatenmarke Held!! Undankbares Weib!! Aber vielleicht hatte die Kämpferin etwas auf dem Kerbholz und fürchtete unsere Freunde und Helfer der Stadt. »D'nk'e sr!!« Unverständlich war das Fiepsen aus meinem Mund und ich presste mir schnell die Hand davor. Leise versuchte ich mich zu räuspern um den Frosch aus meiner Kehle zu vertreiben. Die Amazone verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schien wohl darauf zu warten was der Centurio jetzt mit uns vor hatte. Ich war immer noch damit beschäftigt mir den Schlamm mit meinen nicht weniger dreckigen Fingern aus den Haaren zu bürsten. »Ihr habt uns gerettet!!« Das brachte ich nach einigem Probieren mit meiner verräterischen Kehle zu Wege. Toll!! Das war wirklich nicht sonderlich brillant und eloquent aber ich konnte immer noch vor Scham im Boden versinken. Verlegen trat ich von einem Bein auf das andere.

  • Nach dem Lärm des Kampfes, dem wilden Hin und Her, war es auf einmal so still. Ein Röcheln verklang zu meinen Füssen. Ich hörte auch ein Husten und ein Scharren... Dann flutete wieder das Mondlicht über uns. Alle Sinne geschärft, alle Muskeln angespannt blickte ich um mich, bereit mich meiner Haut weiter zu erwehren! Kein Feind weit und breit. Nur die Totenhügel, und zwei Frauen. Von meinem Gladius floss das Blut. Tropf. Tropf. Tropf.
    Zu meinen Füssen lag ein Toter. Und da war kein Krummschwert, überhaupt keine Waffe bei ihm... Einige Schritt entfernt lag ein Dolch, blass schimmernd im Mondlicht.
    "Scheiße...!", flüsterte ich, als mich langsam, langsam kalt das Rückgrat hinaufkriechend, die Erkenntnis überkam, dass ich einen Waffenlosen erstochen hatte. Und dass es schon wieder passiert war, wie in der Villa Tiberia, dass ich auf einmal ganz woanders war... mich ganz woanders wähnte, bessergesagt. Ich war drauf und dran den Verstand zu verlieren! Verzweifelt fasste ich mir an die Stirn, starrte auf den Toten hinab. Es war natürlich kein Parther. Ich hatte noch nie jemanden getötet, der kein Parther war! Aber angegriffen hatte er mich doch. Oder nicht?
    Und wenn das, was ich eben noch für wahr gehalten hatte, nur ein Albtraum gewesen war, wer sagte mir dann, dass das jetzt nicht auch einer war?! Vielleicht war's aber auch ein Wunschtraum? Oder die Gestalten beiden Frauen würden im nächsten Moment im Mondschein zerfliessen, und von einem kalten Hauch davongetragen werden.


    Meine Hand zitterte, als ich nach einem Zipfel meines Sagum griff, und mit fahrigen Bewegungen das Blut von meinem Gladius wischte. Diese vertraute Bewegung beruhigte mich irgendwie. Und die Frauen sahen nicht wie Geister aus. Auf den Dank wusste ich erst mal nichts zu erwidern, es kam mir alles so unwirklich vor, eher als würde ich in einer Schriftrolle darüber lesen, als es selbst zu erleben.
    Ich rieb mein Schwert sauber. Man darf niemals das Schwert noch blutig in die Scheide stecken, den Rost bekommt man nie wieder weg. Die Frauen sahen mich an. Die eine, die sich so tapfer gewehrt hatte, eher argwöhnisch, die andere, die mich zu Fall gebracht hatte, hatte einen ganz komischen Ausdruck im Gesicht, wahrscheinlich war sie noch völlig verstört von der ausgestandenen Gefahr, die Arme, und völlig schlammbesudelt war sie auch.
    Jetzt sollte ich besser auch mal etwas sagen.
    Haltung, Faustus.
    "Ähm." Ich räusperte mich nervös. "Gern geschehen. Ich bin Centurio Decimus Serapio." Wie es der Zufall wollte tauchten nun auch die beiden anderen Soldaten auf. Sie schienen ebenfalls Probleme mit dem Schlamm gehabt zu haben, was erklärte warum sie etwas länger gebraucht hatten. Aber jetzt waren sie da, und sicherten wachsam das Gelände. Gut, denn der Torwächter hatte ja von mehreren Banditen gesprochen. So langsam trat der Schrecken über meinen Aussetzer wieder in den Hintergrund, verdrängt von der gegenwärtigen Situation.


    "Seid ihr verletzt? Wie sind eure Namen, und was ist euch widerfahren?"
    Besorgt sah von der einen zur anderen. Besonders die kleinere sah aus als hätte sie gerade in einer exklusiven Themenanlage ein heilsames Moorbad genommen. Aber so viel besser war meine Erscheinung wahrscheinlich auch nicht. Als mir klar wurde, wie wenig das arme Mädchen an hatte, verspürte ich kurz den Impuls, ihr galant meinen Mantel zu überlassen. Doch nachdem der teils schlammig teils blutig geworden war, wäre das wahrscheinlich nicht so gut angekommen.
    Ein gutes Stück misstrauischer musterte ich die Grössere. Was ich da vorhin gesehen hatte, konnte ich im Nachhinein kaum glauben... und dazu noch bei einer Frau! Mir fiel auf, dass sie am Arm blutete.
    "Lass mal sehen.", bat ich freundlich, und trat auf sie zu um einen Blick auf die Wunde zu werfen. Dabei behielt ich, nur für alle Fälle, das Gladius vorerst gezogen, die Spitze aber in harmloser Haltung schräg zu Boden gerichtet.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Befriedigt sah ich mir den Toten an, denn der Mistkerl hatte den kläglichen Tod bestimmt verdient. Es war nicht der erste tote Mann, den ich in meinem Leben sah und wohl noch erblicken würde schließlich war ich eine Gladiatorin und der Kampf und das Ringen um Tod und Leben war mein Beruf. Der kalte Wind der Nacht strich über meine schlammige und nasse Haut und unter all dem Dreck richteten sich die Haare auf meiner Haut auf. Ich fröstelte aber ich unterdrückte den Drang mir an den Armen entlang zu streichen oder sie um mich zu schlingen wie es die Kleine gerade in ihrem dünnen und nassen Kleid tat. Der zynische Zug während meines dürftigen Lächelns entging mir selbst durchaus. Ein Centurio auch noch? Ich mochte Soldaten nicht, ich hatte eine Aversion gegen die Stadtwachen und mied jeden Gerüsteten der die Initialen SPQR irgendwo eingeritzt hatte. Es war ein Naturinstinkt in mir was vielleicht noch von meiner Mutter stammte aber auch meinen Vater aus Ägypten, der einige Male an die Fäuste der römischen Soldaten geraten war. Wer da die Überhand hatte war natürlich klar!! Und es hatte immer den Stolz meines Vaters verletzt und wie!! Aber das wäre nicht einzig der Grund denn mein Vater und ich schieden nicht gerade in gegenseitigem Einvernehmen, wie ein Jurist es so schön sagen würde. Ich richtete mich ganz auf und war froh nicht so zierlich und klein wie die Keltin zu sein, denn meine Größe hatte mir schon immer ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Ich lächelte breiter und meine weißen Zähne blitzten zwischen meinen vollen Lippen hervor. Eine Waffe die bei manchen Männern genauso verheerend war wie mein Dolch und das in verschiedener Hinsicht. »Ich heiße Isis und das ist Camilla.« Die Lüge glitt leicht und ohne einen verdächtigen Unterton über meine Lippen und ich sah dass die angebliche Camilla ihren Mund öffnete um zu protestieren. Ich sah sie scharf an was ihren Protest verstummen ließ ehe er geäußert wurde.


    Meine Wunde wollte er sehen? Bei der Erwähnung kehrte der Schmerz an meine Flanke zurück und wo mich der dreckige und doch scharfe Dolch getroffen hatte. Keine schöne Schramme war das an meiner Tunika und natürlich in meinem Fleisch doch ich hatte schon üblere Wunden erhalten und ich konnte den Schmerz noch ertragen. Einige Narben auf meiner dunklen Haut verrieten auch meine Vorgeschichte, doch es war dunkel und ich trug viele unter meiner Kleidung. »Meine Wunde?? Die ist nicht so schlimm!!« Ich wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erwecken, doch dann biss ein ganz bestimmter Floh zu. Der Floh der mich manchmal an sprang wenn sich die Gelegenheit bot unverschämt zu sein und ich konnte nicht widerstehen. »Aber wenn du sie wirklich sehen willst - bitte!!« Meine Lippen teilten sich zu einem weiteren Grinsen während meine Finger nach den Bändern griffen die vorne meine Tunika zusammen hielten. Langsam und mit größtem Vergnügen knüpfte ich die Bänder auf denn gelegentlich mochte ich es die Männer aus der Fassung zu bringen. Raschelnd löste sich die Tunika von meiner dunklen Schulter und ich zog den Stoff beiseite womit er einen sehr guten Blick auf die Wunde unter meiner linken Brust hatte, aber auch eine ebenso gute Aussicht auf meine Oberweite. Ich trat eine Armlänge auf Decimus Serapio zu und beließ das Grinsen auf meinem Gesicht. »Es ist nicht tief aber du kannst dich gern davon selbst überzeugen Centurio!!« Nicht viel Distanz trennte uns und ich ließ meine Stimme schnurren wie bei einer Katze, wobei ich immer noch still in mich hinein lachen musste besonders als ich das dämlich glotzende Gesicht von der Kleinen sah.

  • Schöne Schultern... wirklich schöne Schultern, für eine Frau... den Blick auf diese ansehnliche, von wohltrainierter Muskulatur konturierte, im Mondschein nass glänzende Körperpartie gerichtet war ich nähergetreten. Und erschrak, wich instinktiv zurück, als auf einmal das Gewand noch weiter hinunterglitt, Isis auf mich zukam und mich mit ihrer unverhüllten Weiblichkeit konfrontierte. Bei Morpheus und Phantasos! Wenn das hier doch ein Traum sein sollte, dann war er aber für jemand anderen bestimmt, nicht für mich.
    Irritiert starrte ich auf diese... diese Ausbuchtungen des Fleisches, Makel auf dem ansonsten so wohldefinierten Torso, Weichheit, unschöner Bruch in den klaren Linien kraftvoller Ästhetik - die sich mir entgegenstreckten. Allein die Form, dieses Schwellende, dieses Spitze, das hat so etwas aggressives... Und ganz besonders in Kombination mit den attraktiven muskulösen Partien war es einfach... einfach...brr!!!
    Ich unterdrückte ein Schaudern, wandte schnell den Blick zu dem Gesicht der Frau, aber wie sie grinste und mich ansah, und die blitzenden Reisszähne, und diese laszive Aufforderung, ich fühlte mich wie die Maus vor der hungrigen Katze.


    Verdattert klappte ich den Mund wieder zu. Das war jetzt wirklich zu viel für mich. Ich bin zwar echt nicht prüde und wenn man in der Stadt in bestimmte Strassen einbiegt, bekommt man auch jede Menge blanke Brüste zu sehen, aber da konnte ich mich wenigstens vorher dagegen wappnen – hier jedoch traf dieser Anblick mich unvorbereitet, und in labiler Gemütsverfassung.
    Ich hörte mich lachen, ein peinlich berührtes, abwehrendes Lachen, und dann fiel mir auf, dass dieses Bild mich an eine Statue erinnerte, die ich mal irgendwo gesehn hatte, wo genau und von wem genau wusste ich im Moment nicht – es war jedenfalls eine einheimische Kopie eines griechischen Originals gewesen, namens 'Die verwundete Amazone'.
    ”Ich denke, äh... Nein, ich denke das ist nicht nötig.” Meine Hände flatterten auf, vollführten eine abwehrende Geste. ”So schlimm scheint's ja nicht zu sein. Zieh das bitte wieder an.”
    Ich räusperte mich, und steckte mein Gladius weg. Ein Blick in die Runde offenbahrte, dass meine beiden Gefolgsleute den Anblick offenbar weitaus mehr zu schätzen wussten.
    Wenn uns jetzt der Rest der Bande hätte überfallen wollen – der Moment wäre perfekt gewesen! Ach ja, der Rest der Bande.


    ”Wir gehen”, befahl ich unwirsch, mit einem Blick auf die unübersichtliche, und schaurige Umgebung. Ich bückte mich, hob den Dolch des Toten auf. Um die Leiche sollte sich der Libtinarius kümmern, morgen früh, und dann würde sie bald in der nächsten Grube landen. Die war ja gleich nebenan.
    ”Milites! Entzündet die Laternen.”
    Ich fasste an eine Ecke meines Sagum, und wrang das Schlammwasser heraus. Mir war kalt, ich wünschte mir trockene Sachen zum Anziehen und eine gefüllte Opiumpfeife zum Vergessen. Oder wenigstens eine grosse Amphore Wein. - Die arme Camilla fror offenbar noch viel mehr. Ich befahl dem Soldaten, der noch am trockensten aussah: “Miles, leih dem Mädchen Deine Paenula”, und nahm den Mantel von ihm entgegen.
    Auch wenns nicht meiner war, hier bot sich endlich, endlich die Gelegenheit zu einer beau geste. Galant legte ich Camilla den schweren Mantel um die Schultern – ein leichter Geruch nach Rauch entströmte der gewalkten Wolle – und versprach sanft: ”Wir bringen euch nach Hause.”
    Isis aber strafte ich mit Missachtung, für den Streich, den sie mir gespielt hatte. Und um den Toten machte ich einen grossen Bogen.
    ”Pergite!”
    Der Laternenschein schwankte, fiel auf brackige Pfützen, Wurzelgewirr, Büschel von Binsen. Die Schlammlöcher vermeidend, steuerte ich den Trupp in die Richtung, aus der wir gekommen waren, wieder auf das Stadttor zu.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!